Region Bern / Freiburg Donnerstag 6. August 2015 Naturpark schützt Baumriesen Mächtig und ein bisschen berühmt: Die geschützte Weisstanne. zvg GANTRISCHGEBIET Spezielle Bäume sollen stehen bleiben. Und den Leuten nähergebracht werden – mit diesem Ziel lanciert der Naturpark Baumpatenschaften. Nein, ganz so mächtig wie die Dürsrüti-Tannen bei Langnau ist diese Weisstanne nicht. Mit einem geschätzten Alter von 300 Jahren oder sogar mehr, einem Stammumfang von 138 Zentimetern und einer Höhe von 42 Metern erreicht sie dennoch respektable Zahlen. Auch das Umfeld, in dem sie steht, lässt sich mit jenem der berühmten Vorbilder im oberen Emmental vergleichen. Hier wie dort wächst Mischwald, in dem neben Weisstannen zu gleichen Teilen auch Fichten und Buchen wachsen. Und hier wie dort sorgen regelmässige Niederschläge und eine Höhenlage von 800 bis 1200 Metern über Meer für ein Umfeld, in dem solchen Baumriesen wohl ist. Zu finden ist diese Weisstanne im Obergurnigel nahe dem Gurnigelbad, und seit gestern ist auch sie ein bisschen berühmt. Dafür gesorgt hat der Naturpark Gantrisch, der diese Ehre noch 19 weiteren Bäumen in seinem Perimeter zuteil werden lassen möchte: Im Rahmen einer kleinen Feier ist ihr die erste Baumpatenschaft verliehen worden. Die Augen öffnen 3500 Franken hat der Baumpate und Architekt Viktor Burri aus Uetendorf dafür hingeblättert – doch eigentlich, das betonten die Verantwortlichen gestern gleich mehrfach, gehe es nicht einmal so sehr ums Geld. Ziel der Aktion sei vielmehr, das Bewusstsein für besondere Bäume wie eben diese Weisstanne zu schärfen. Die Leute also für die Naturschönheiten zu sensibilisieren und sie mit offeneren Augen durch die Wälder streifen zu lassen, auch wenn sie die nun ein bisschen berühmte Weisstanne nicht auf Anhieb finden werden: Sie steht etwas oberhalb des bequemen Spazierwegs, der vom Gurnigelbad herführt, im weglosen Gelände. Apropos Weg: Hier seien zu den grossen Zeiten des Hotels die noblen Gäste vorbeigekommen, um vorne auf dem Grat die Aussicht auf Thun zu geniessen, erzählten die Verantwortlichen. Diese Zeiten habe der Baumriese schon erlebt, genauso wie die noch weiter zurückliegende Ära des Alten Bern. Geschützt bis 2035 Das Geld aus der Patenschaft fliesst grösstenteils den betroffenen Waldbesitzern als Entschädigung für entgangenen Verdienst zu. Sie verpflichten sich im Gegenzug, den Baum stehen zu lassen – bis 2035. skk 7 Sigristin muss gehen LYSS Die Reformierte Kirche stellt eine Sigristin nach 22 Jahren Knall auf Fall auf die Strasse. Womöglich die Folge eines Konflikts, der die gesamte Kirchgemeinde teilt. 22 Jahre lang war Marlies Bürgin Sigristin der Reformierten Kirchgemeinde Lyss. «Das ist ein besonderer Job», sagt Bürgin. «Ich habe ihn mit viel Herzblut ausgeübt.» Bis Freitag, 17. Juli um 11.20 Uhr. Da habe ihr Kirchgemeindepräsident Hansruedi Schmutz während der Arbeit mitgeteilt, dass sie die Kündigung erhalte. Bürgin räumte noch kurz auf und gab dann die Schlüssel ab. «Er sagte zu mir, dass ich am Nachmittag nicht mehr zu kommen brauche.» Das wars. Den Lohn für die 50Prozent-Stelle erhält sie noch bis Ende Oktober. Kündigung ohne Vorwarnung Die 53-Jährige ist noch immer erschüttert. Nicht nur über den Stellenverlust, sondern auch über die Art und Weise der Kündigung. «Sie kam völlig überraschend. Vorher gab es nie ein Gespräch, nie eine Verwarnung.» Angesichts der Begründung im nachgereichten Kündigungsschreiben wäre das aus ihrer Sicht nötig gewesen, sagt Bürgin. Der Kirchgemeinderat führte als Kündigungsgrund zum einen «aussichtslose» Differenzen im Abwarts- und Sigristteam und ein angespanntes Arbeitsklima auf. Zum anderen wurde Bürgin «fehlendes Loyalitätsverhalten» vorgeworfen. Deshalb vermutet sie einen Zusammenhang mit jüngsten Querelen. Ende Mai lehnte die Kirchgemeindeversammlung den Kauf eines Areals mit Bauernhaus, Stöckli und Land für 1,55 Millionen Franken ab. Präsident Schmutz und eine Mehrheit des Kirchgemeinderats waren dafür. Das Pfarrteam und auch Bürgin waren gegen den Kauf. «Ich habe diese Meinung im Vorfeld der Abstimmung auch vertreten, aber nicht als Sigristin, sondern als Kirchenmitglied.» Umstrittener Antrag An der gleichen Versammlung wurde auch entschieden, dass die Amtszeit für Kirchgemeinderäte auf zwölf Jahre beschränkt werden soll. Dies auf Antrag des frü- «Vorher gab es nie ein Gespräch, nie eine Verwarnung.» Marlies Bürgin einem Brief an diese Zeitung: «Wo sind Glaube, gegenseitige Achtung, Respekt, Vergebung und Mitmenschlichkeit geblieben?» Die Sigristin sei in der Gemeinde sehr beliebt gewesen. heren Kirchgemeinderats Beat Luginbühl. Er richtete sich insbesondere gegen Schmutz, der dem Rat seit 25 Jahren angehört, seit 2000 als Präsident. «Er soll gehen», hatte Luginbühl gesagt. Bürgin stimmte dem Antrag zu. Und sie unterschrieb später auch eine Beschwerde, weil die nötige Reglementsänderung nicht für die folgende Versammlung vom 5. Juli vorschriftsgemäss traktandiert worden war. Bürgin glaubt, dass dies dem Präsidenten nicht gepasst hat und dies der wahre Grund für die Kündigung ist. Eine Einschätzung, die von Insidern geteilt wird. «Ich vermute, dass die Kündigung ein Racheakt gegen die Sigristin ist», sagt auf Anfrage Luginbühl. Die Sigristin habe sich nach seinen Kenntnissen nie etwas zuschulden kommen lassen. Und Gerda Boo, auch ExKirchgemeinderätin, schrieb in Probleme im Team Neben der Krise in der Kirchgemeinde kamen Probleme im dreiköpfigen Abwarts- und Sigristteam dazu. Es gab Differenzen, das bestreitet Bürgin nicht. «Sie begannen, als im letzten Dezember ein neuer Abwart die Stelle antrat.» Schmutz habe den Mann ihr und ihrer Arbeitskollegin, die auch schon seit 10 Jahren bei der Kirche Lyss arbeitet, als Chef des Teams vorgestellt. «Vorher hatten wir nie einen Chef.» Seither sei die Arbeit schwieriger geworden. Dass das angespannte Arbeitsklima jetzt ihr angelastet wird, versteht Bürgin nicht. Hansruedi Schmutz war für eine Auskunft nicht zu erreichen. Und auch sonst war gestern von der Kirchgemeinde keine Stellungnahme erhältlich. Marlies Bürgin sucht jetzt eine neue Stelle. Sigristin will sie nicht bleiben. «Das geht nicht. Es tut zu fest weh.» Johannes Reichen Das Multiplexkino sorgt für neue Händel im Gümligenfeld ANZEIGE In Kürze WÜNNEWIL-FLAMATT Deponie belastet Grundwasser Grundwasseranalysen bei der Deponie Bagewil ergaben eine deutliche Belastung. Die Deponie wird nun im Kataster als sanierungsbedürftig eingetragen. Es ist eine Detailuntersuchung nötig. In der ersten Etappe bis 2017 wird das Belastungspotenzial des Grundwassers analysiert. Danach werden Ziele und Dringlichkeit einer eventuellen Sanierung festgelegt. Die Kosten für die erste Untersuchungsetappe betragen 42000 Franken, der Kanton Freiburg beteiligt sich daran. Die ebenfalls untersuchte Deponie Staffelsholz muss nicht als sanierungs- oder überwachungsbedürftig eingestuft werden. pd BELP Rauch aus der Einstellhalle Am Montag nach 17 Uhr stieg aus einer Einstellhalle an der Brunnenstrasse Rauch auf. Wegen Brandverdachts wurden rund 50 Angehörige der Feuerwehren Belp und Bern und vorsorglich eine Ambulanz aufgeboten. Ein offenes Feuer gab es nicht, der Brandherd war rasch gelöscht. Nach Auskunft der Kantonspolizei Bern kam der Rauch von Blättern und Staub in einem Entwässerungsschacht. Verletzt wurde niemand. Warum es zur Rauchentwicklung kam, ist noch nicht geklärt. hrh JEGENSTORF Keine Versammlung Das Loch verhindert, dass die Baubewilligung verfällt: Trotz hängiger Einsprachen hat Implenia mit dem Gebäude im Gümligenfeld angefangen. MURI Eine erste Grube ist zwar gegraben, doch wann im Gümligenfeld das geplante Freizeitzentrum mit Multiplexkino gebaut wird, ist offen. Gegen das Projekt des Totalunternehmers Implenia sind zwei Einsprachen eingegangen. Was heisst «grösserer Verkehr»? An dieser einfachen Frage wird sich in den nächsten Wochen entscheiden, wie schnell das geplante Freizeitzentrum mit Multiplexkino im Gümligenfeld gebaut werden kann. Immerhin steht im Baureglement von Muri, dass in dieser Zone Freizeitanlagen, «die einen grösseren Verkehr zur Folge haben», nicht zulässig sind. Für die Skeptiker Anlass genug, Einsprache zu machen, wie der «Bund» gestern berichtete: Das Forum Muri-Gümligen und die wachstumskritische Vereinigung Podium Tannacker und Gümligen haben gegen das Projekt Einsprache erhoben. Demgegenüber haben die Behörden der für das Freizeitzentrum vorgesehenen Parzelle ein Kontingent von 2500 Fahrten im Tag zugestanden. Darauf stellte der Totalunternehmer Implenia als Bauherrschaft bisher ab: Man könne das vereinbarte Fahrtenkontingent einhalten, versicherte Projektentwickler Erwin Stebler im April, als die aktuellen Pläne öffentlich wurden. Wie im Zentrum Tannental Ob die Sache aber so einfach ist? Immerhin könnte es ja auch sein, dass das Fahrtenkontingent zwar eingehalten wird und das Freizeitzentrum trotzdem verboten bleibt. Eben, Bauverwalter Sebastian Maevers wiederholt es: Vor der für September geplanten Einigungsverhandlung müsse geklärt werden, inwieweit der im Reglement genannte «grössere Verkehr» eine Freizeitnutzung von vornherein verunmögliche. Auf die unklare juristische Lage zielt auch das Forum ab, wie Fraktionspräsident Beat Marti erklärt. «Mit unserer Einsprache wollen wir verhindern, dass das Vorhaben durchgewinkt wird.» Er erinnert daran, dass Implenia bis in den letzten Frühling im Gümligenfeld eigentlich ein Verkaufsgebäude für Fachmärkte aufstellen wollte und dafür die Baubewilligung auch schon länger besass. Die Verantwortlichen gingen deshalb davon aus, dass sich das Freizeitzentrum über eine einfache Nutzungsänderung realisieren lassen würde. Bei einer so grossen Abweichung vom ursprünglichen Projekt frage er sich aber, so Marti weiter, ob die für die Parzelle gültigen Bauvorschriften nicht neu erarbeitet werden müssten. Auf alle Fälle sei der Sache auf den Grund zu gehen. «Sonst riskieren wir wieder jahrelange Rechtshändel, die am Schluss vor allem Verlierer zurücklassen.» Beat Mathys Marti spielt auf das aufreibende Hin und Her um das nahe Zentrum Tannental an. Dort hatte die Gemeinde drei Fachmärkte bewilligt, musste sich später aber vom Bundesgericht sagen lassen, dass sie damit örtliches Recht verletzt hatte. Dem Jysk-Möbelmarkt blieb nichts anderes übrig, als nach sieben Jahren seine Filiale zu räumen. Druck gemacht hatte damals die SP – dass sie diesmal nicht mit von der Partie ist, hat einen einfachen Grund: Man wolle nicht nochmals ein so aufwendiges Verfahren durch alle Instanzen riskieren, sagt Präsident Raphael Racine. Unter Zeitdruck gebaggert Die ersten Baggerstiche hat Implenia übrigens bereits ausgeführt: Um zu verhindern, dass die Baubewilligung für das Fachmarktgebäude ungenutzt erlischt, hat das Totalunternehmen im Juni eine erste Grube gegraben. Stephan Künzi Weil keine Traktanden anliegen, fällt die für den Mittwoch, 2. September, vorgesehene Jegenstorfer Gemeindeversammlung aus. Die nächste Versammlung findet am Freitag, 27. November, statt. pst Wir gratulieren BOWIL An der Bernstrasse 13 feiert heute Liseli Wüthrich ihren 91. Geburtstag. pd RIEDSTÄTT Heute feiert Bertha FlühmannBeyeler, Ob dem Wald, ihren 93. Geburtstag. eba UETTLIGEN Im Altersheim Hofmatt feiert heute Käthi Tschannen (früher wohnhaft in Murzelen) ihren 92. Geburtstag. pd Wir gratulieren den Jubilarinnen und wünschen alles Gute.
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