Rede vom Vorstandsvorsitzenden Herrn Frank

Rede vom Vorstandsvorsitzenden Herrn Frank-Jürgen Weise an der Jubiläumsfeier zum
40-jährigen Bestehen der Hertie-Stiftung
Im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen ja 40 Hertie-Stiftung: 40 Jahre für das Gemeinwohl,
40 Jahre Freude am Erfolg, und für Sie ist diese Veranstaltung eigentlich gedacht als
Wertschätzung für Ihren Beitrag. Ich selbst habe in der Hertie-Stiftung mitgearbeitet, aber bin
ja erst seit 2014 in einem Amt und bin deshalb berufen, diese Wertung zu machen. Ich
hab‘ noch nichts an den Verdiensten beigetragen, das waren Sie, aber ich habe auch noch
keinen Schaden angerichtet. Die große Herausforderung für den Vorstand jetzt ist das, was
geschaffen wurde, in der nächsten Zeit, sagen wir, vielleicht in den nächsten zehn Jahren –
sozusagen, für das fünfzigste Jubiläum – genauso erfolgreich zu machen.
Wir haben in der letzten Woche im Vorstand nach intensiver Vorbereitung sorgfältig diskutiert,
was könnten die Themen sein, mit denen wir im Auftrag der Stifter, im Verständnis der
Satzung, im Auftrag der Gremien unsere Arbeit weiterführen, und wir dachten, obwohl das ja
der Rückblick ist, dass es vielleicht doch interessant ist, ein paar ohne Diskussion und
Entscheidung vorwegzunehmen, Erkenntnisse an der Stelle einzubringen. Wir müssen erstens
angesichts der Entwicklung in den Finanzmärkten damit rechnen, dass wir weniger Ertrag,
weniger Geld für unsere Arbeit haben. In großer Weitsicht haben unsere Vorgänger die
Vermögensverwaltung bereits nicht nur nach außen gegeben, sondern selber in die Stiftung
gelegt und das Ergebnis ist, dass wir heute in unserer Performance besser als der Markt und –
was sehr wichtig ist – gesund in unseren Strukturen sind: Wenn man so durch Hamburg,
München und Frankfurt spaziert und sich sehr schöne Häuser und Grundstücke anguckt, sieht
man manchmal Hertie. Das ist sozusagen sehr schön, dass wir gesund sind, aber das Niveau
dessen, was wir ausgeben können, wird eindeutig weniger. Entsprechend haben wir mal
definiert, dass das Programm der Hertie-Stiftung für die Zukunft eigentlich dann
Konzentration heißt – Konzentration auf Schwerpunkte. Einer der Schwerpunkte wird bei allen
noch zu diskutierenden Themen und Entscheidungen Neurowissenschaften sein – mit der
Erforschung und Bekämpfung zu erkennen Erkrankungen des Gehirns, dabei Entwicklung und
Erprobung innovativer Modelle von Forschungsorganisation und dies auch zu kommunizieren.
Mit – wenn ich richtig rechne – über 130 Millionen Euro seit Beginn sind wir in diesen Themen
einer, ja, eigentlich der bedeutendste private Förderer, und der Erfolg der Themen wurde ja
eindrücklich beschrieben. Wir glauben auch, dass das Thema Potenzial hat, dass man in
diesem Thema noch mehr erreichen kann, noch mehr bewirken kann – ist ja auch interessant,
dass der Nobelpreis für Medizin an Neuroforscher gegangen ist, und insofern schon von uns
klare Festlegung – und da sind sicher Herr Professor Dichgans und Herr Professor Gasser zu
nennen –, dieses Thema hat Potenzial für die nächsten zehn Jahre.
Ein zweiter Schwerpunkt wird sein die Hertie School of Governance und den – ich sag‘ mal –
und die gesellschaftliche, wirtschaftlich und mit Herrn Botschafter und Staatssekretär
Ischinger jetzt auch sicherheitspolitisch begleitenden Themen und wir wollen dieses Thema
natürlich verbinden mit dem Erlebnis so gebildeter, begabter junger Menschen, die
unbefangen dann mal über die Themen nachdenken in Deutschland, Deutschland in der EU
und die EU in der Welt – wie das aussehen wird, werden wir sehen, wir brauchen dazu Partner,
aber wir haben schon die Idee, dass wir etwas gestalten, was intellektuell ganz besonders ist
und dann die Verbindung zu Praxis mitbringt, sodass das, was getan werden muss, vielleicht
von jungen Leuten unbefangen angestoßen wird, aber auch schon etwas bewirkt. Diese
Gestaltungsaufgabe, die notwendig ist in Deutschland, Deutschland in der EU, EU in der Welt,
die braucht eben auch Unabhängigkeit und man könnte sagen, Risiko – human capital, und
deshalb eine private Stiftung.
Wir hatten – und das war ja im Mittelpunkt der 40 Jahre und auch des Films – sehr
erfolgreiche Projekte, bei denen wir mit Bildung, Migration, Integration einen ganz wertvollen
Beitrag geleistet haben. Wir müssen bei diesen Projekten überprüfen, sind das Projekte, die
noch, sozusagen, vergrößert, erweitert werden können oder sind diese Projekte in der Mitte
der Gesellschaft angekommen? Heute spricht wörtlich jeder über Beruf und Familie – das ist
ein ganz großer Erfolg, verbindet sich mit der Frage, wie weit eine Stiftung diese Themen dann
alleine betreibt, oder wo wir sagen „Das sind staatliche Stellen, Herr Staatssekretär“ oder
andere, oder private Initiativen da, die diese Themen dann betreiben.
Sitz der Stiftung ist Frankfurt und damit ist natürlich auch unsere Heimatstadt in dem Sinne
Ziel von Initiativen und – und das war doch jetzt sehr schön zu erleben – sozusagen, final,
konkret, der eigentliche Zweck ist ja der Mensch, und das Beispiel, Herr Endres, was Sie
gebracht haben, von der Frau, die das in ihrer Form zurückgibt – das ist wirklich berührend und
das ist wahrscheinlich auch die Motivation für die meisten von uns, dass wir uns jeder in
unserem Feld, jeder in unserer Begabung im Endeffekt auf diese Aufgabe konzentrieren. Für
die Beschäftigten, für die Unterstützer, für die Partner der Stiftung wird es jetzt auch
notwendig sein, innovativ zu denken um diese nächsten zehn Jahre zu überleben. Als ich zur
Bundesagentur für Arbeit gekommen bin und dort gesehen habe, da ist schon
Veränderungsbedarf, habe ich als erfahrener Soldat gesagt: „Zelte statt Burgen“. Es ist
bewiesen, dass weder der Limes, noch Burgen, noch Wälle, noch die Chinesische Mauer
langfristig gewirkt hat – das war alles nicht mobil. Zelte und damit die Fähigkeit sich
anzupassen war das Richtige. Was ich unterschätzt hatte, dass meine Beschäftigten gesagt
haben: „Auweia, im zugigen Zelt im Winter – das ist nichts gegen die schöne warme
Burg.“ Und daraus war die erste kluge Entscheidung, die Herr Knobloch und ich getroffen
haben, wir bleiben im schönen Haus im Grüneburgweg 105. Sie sehen daraus, dass man lernen
kann, aber es heißt natürlich schon, dass wir – wenn wir gut sein wollen und wenn wir so
erfolgreich sein wollen wie das, was wir im Moment feiern – tatsächlich innovativ sein müssen,
Dinge in Frage stellen müssen, sozusagen, nicht in der Vergangenheit bleiben. In diesem
Projektreview, wie wir das genannt haben, werden wir – und das wird jetzt die Arbeit des
nächsten halben Jahres sein – gut abgestimmt und behutsam, aber klar und konsequent das
neue Portfolio der Stiftung erarbeiten, mit den Partnern absprechen, um diesem Ziel
nahezukommen so erfolgreich wie heute.
Zurück – wir sind ja in der 40-Jahre-Feier – und damit zu Ihnen als Mittelpunkt: Ich danke
unserem Organisationsteam, was sich klug entschieden hat, diese leeren Ausstellungsräume
zu nutzen, denn dann ist alles auf uns konzentriert, auf Sie, auf die Stiftung, nichts lenkt uns ab
und das hat unsere Frau Juckel und Frau Völcker organisiert, ich danke ganz besonders Herrn
Hollein, der uns die Möglichkeit gegeben hat, in dieser Phase hier dieses wunderschöne
Museum und diese Räume zu nutzen… [Beifall im Saal] Jetzt müssen Sie aufpassen, wie Sie
differenzieren – ich bin gespannt, wem Sie nicht klatschen. Ich schlage vor, am Ende wird
geklatscht, einverstanden? Dann gibt’s keine Differenzierung, Herr Hollein, aber trotzdem,
besonders. Dank an unsere Kolleginnen und Kollegen in der Hertie-Stiftung – es sind viele, Sie
haben die Beispiele erlebt, vielleicht um da nicht in die Gefahr zu kommen, zu überhöhen oder
hierarchisch zu denken; wir haben zwei Damen am Eingang – die Frau Lutz und die Frau May –
und ohne die kommt man nicht rein und da denke ich mir, danken wir denen, sozusagen,
stellvertretend – Sie sehen, es ist insofern doch eine Steigerung – wir danken dem
Freundeskreis aller derer, die dort organisiert sind, die auch in dem Sinne mit dazu gehören,
der Frau Schmidt zur Nedden, dass dieser Kreis der Unterstützer, Freunde aus allen
gesellschaftlichen Bereichen gehalten wird, wir danken ganz besonders Ihnen, wir haben
bewusst keine Grußworte zugelassen, denn dass Sie gekommen sind und dass ich auch viele
Briefe bekommen habe mit begründeter Absage, das ist eigentlich die Wertschätzung,
sozusagen, an die Arbeit, und stellvertretend vielleicht Herrn Göring, der als
Vorstandsvorsitzender der ZEIT-Stiftung und Bucerius-Stiftung und Vorsitzender des Vorstands
der Stiftervereinigungen da ist. Persönlicher Dank von mir an meine Vorstandskollegen Gräfin
von Norman, an meinen operativen Mitstreiter Herrn Knobloch, Herrn Riske und Herrn Neske
für diese schöne freundliche Begegnung und beginnende Zusammenarbeit, Dank an alle, die
sich ehrenamtlich engagieren – das sind ja die Persönlichkeiten in den Kuratorien, in den
Beiräten, in den Programmen und dort ganz klar stellvertretend Herr Dr. Endres und ich weiß,
gar nicht so sehr gewünscht und angesichts eigentlich des unternehmerischen Erfolges und
dieser Gemeinwohlorientierung sicher an der richtigen Stelle, die Geschwister Gräfin von
Norman und Graf von Norman für ihren Beitrag.
Vor dem letzten Applaus noch zwei Anmerkungen: Erstens wir möchten Sie einladen jetzt
untereinander – das ist ja mit der Idee und die Begegnung in diesem Rahmen – zu einem
kleinen Empfang und zweitens, es wäre übrigens innovativ, das habe ich erlebt, wenn ich in
Deutschland eine Rede halte, dann wird nach der Rede manchmal gesagt „Das hat er
vergessen“, „Den hat er nicht erwähnt“, in Amerika sagen die einfach „Great, Frank“, und das
wäre schön, wenn Sie es mit diesem guten Sinne beenden. Sie sind eingeladen. [Beifall]