Der Wettbewerbsbär

Tipps & Tricks
Der Wettbewerbsbär
Ein Fotokurs von Anne Doebelt-Klimmeck
Sie alle kennen die Leser-Wettbewerbe von Teddy & Co. Vielleicht haben Sie schon selbst
einen hübschen Teddybären ins Rennen geschickt oder Sie überlegen gerade, ob Sie beim
nächsten Wettbewerb mitmachen möchten. Auf jeden Fall benötigen Sie ein schönes und
aussagekräftiges Foto von Ihrem Liebling. Die Autorin der legendären Teddy & Co.-Fotokurse Anne Doebelt-Klimmeck zeigt Ihnen, wie Sie mit etwas Experimentierfreude beeindruckende Aufnahmen von Ihrem Wettbewerbsbären hervorbringen.
Sie können „nur“ nach dem abgebildeten Foto entscheiden. Mit
dem Foto, auf dem Ihr in vielen Arbeitsstunden entstandener
Teddybär zu sehen ist, werben Sie um die Gunst und die Stimmen
der Jury. Und auch hier funktioniert es wie bei jeder Werbung: Die
attraktive Darstellung des „Angebotenen“ zieht den Blick des
Betrachters an.
Ich möchte Ihnen ein paar einfache Tipps geben, mit denen Ihr
nächstes Wettbewerbsfoto vielleicht noch etwas besser wird.
Auf den folgenden Fotos sehen Sie Charles und Charlie.
Ihr Fell ist aus wollweißem Alpaka. Das weichste und für diese
Bären vorteilhafteste Licht geben meine Halogen-Schreibtischlampen. Ich benutze vier Halogenlampen mit 50 und 40 Watt und
einen hoch empfindlichen Film mit 400 ASA.
Als Hintergrund baue ich mir eine so genannte Hohlkehle.
Charles und Charlie
TEDDY & CO.
Ich bin jedes Mal ganz begeistert, wenn ich mir die Wettbewerbsbären in Teddy & Co. anschaue, mit wie viel Sorgfalt und
Liebe zum Detail sie gearbeitet sind. Als Fotografin erkenne ich
auch, dass die meisten von Ihnen sich etwas Besonderes einfallen lassen, um Ihren Kandidaten „ins rechte Licht zu rücken“.
Die Jury, also alle Leserinnen und Leser von Teddy & Co., können
Ihren Bären weder fühlen noch ihn von allen Seiten begutachten.
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Hohlkehle
Blitzlichtaufnahmen
„Weichzeichner“
Als weitere mögliche Lichtquelle nutze ich
das Sonnenlicht.
Am besten lässt es sich mit der Nachmittagssonne im Sommer arbeiten. Sie ist
heller und weicher. Als ich die Außenaufnahmen für diesen Artikel gemacht habe,
ist es draußen noch recht kalt und ich
muss die härtere Februar- und Märzsonne
nutzen.
Sonnenlicht
Eine hübsche Variante für diese weißen
Bären ist blauer, organzaähnlicher Stoff,
zusammen mit einem Stück blauer Futterseide.
Um die Bildkanten so „weich“ erscheinen
zu lassen, halte ich vor das Objektiv der
Kamera eine Glasscheibe, die an den Rändern mit einer Fettcreme eingerieben ist.
Vorsicht! Nicht die Gesichter der Bären
„soften“ und niemals Fettcreme auf das
Objektiv schmieren!
Ich verwende hier einen 200 ASA Film,
meinen Stabblitz zur Spiegelreflexkamera
und eine 40 Watt Halogenlampe. Diese
setze ich bei Bärenblitzaufnahmen gerne
ein, das Licht wird im Ton ein ganz klein
wenig weicher.
Auf der Bank
Mein Mann reflektiert mit einem Aufheller
(Alufolie auf ein größeres Stück Pappe
geklebt) etwas Sonnenlicht auf die beiden
Bären.
Hier sitzen die beiden auf einer Parkbank.
Es ist das Foto mit dem geringsten Aufwand. Das Umfeld ist jedoch nicht so
besonders ansprechend.
Dann müssen die zwei noch einmal Platz
nehmen auf dem kalten, aber trockenen
Boden. Sie sitzen im Gegenlicht und mein
Mann, mein persönlicher Fotoassistent(!), spiegelt die Sonne mit Hilfe der
schon erwähnten Aufhellpappe von vorne
auf die Bären.
Die Fellstruktur ist nicht so schön zu
erkennen wie auf den Innenaufnahmen.
Charles und Charlie sitzen im Garten in einer Hohlkehle, die diesmal aus einem mit
Stoff bespannten Stuhl besteht.
Aufhellung
Auf dem Boden
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TEDDY & CO.
Sie vermeiden dadurch den „Knick“ im
Hintergrund beim Übergang vom Boden
zur Wand.
Ich stelle mir ein kleines Tischchen vor
unsere Bücherwand, klemme ein großes,
einfarbiges Stück Stoff zwischen die
schweren Bücher und ziehe dann den
Stoff locker über das Tischchen. Dadurch
entsteht schon mal die Hohlkehle. Auf
diesem Untergrundstoff kann ich nun mit
Hilfe von Wäscheklammern jeden weiteren Stoff befestigen.
Hier lege ich ein Stück weinroten, organzaähnlichen Stoff darüber. Wenn Sie die
Szenerie mit Lampen ausleuchten möchten, dann achten Sie darauf, dass Sie den
oder die Bären gut ausleuchten und auch
dem Hintergrund Licht geben.
Für die Blitzlichtaufnahmen von Charles
und Charlie wähle ich einen anderen
Hintergrund.
Tipps & Tricks
Caspar im Gegenlicht
Hohlkehle
Dieser kleine Bär wird
dann noch einmal auf der
Parkbank abgelichtet. Ich
baue mir hier eine Hohlkehle mit Hilfe einer Kiste,
die als Stellwand dient und
an die ich mit Wäscheklammern ein helles Stück
Futterseide anklemme.
Das Ergebnis ist hier zu
sehen.
Wiljo auf der Parkbank
Ein weiteres gutes Beispiel für eine Aufnahme im Gegenlicht mit
reflektierter Sonne ist Caspar.
Er sitzt im Garten auf dem zur Hohlkehle umfunktionierten Stuhl.
Ebenso wie Wiljo.
TEDDY & CO.
Wiljo im Gegenlicht
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Als die Sonne dann hinter den Wolken verschwindet, mache ich
die folgende Aufnahme bei diffusem Licht. Durch die Wolken wird
das harte Sonnenlicht gefiltert und gestreut.
Im Bild sind keine harten Schatten zu sehen, allerdings kommt
auch das Fell nicht ganz so gut zur Geltung.
Wiljo bei diffusem Licht
Wilfrid
& Winus
Das Porträt vor der blauen Tür wirkt noch ganz nett, aber die beiden auf dem runden
Hocker sitzen hier wie auf einem Präsentierteller, und so etwas sollten Sie als Wettbewerbsfoto vermeiden.
Besser sieht es aus, wenn die beiden in natürlicher Umgebung, wie hier auf dem Steinhaufen, sitzen. Aber auch bei solchen „Gartenfotos“ wieder Vorsicht: Sie wirken oft zu
„unruhig“! Der Hintergrund muss unscharf sein und darf nicht vom Bären ablenken.
Wiljo mit Halogenlampen im
„Wohnzimmer-Studio“
Auch die folgenden Aufnahmen von Wilfried und seinem Sprössling Winus sind
bei diffusem Licht entstanden.
So nicht!
Bei Wiljo erziele ich das beste Ergebnis mit den Halogenlampen in meinem „Wohnzimmer-Studio“. Die Fellstruktur ist schön zu erkennen und die Augen haben Reflexlichter.
Bären-Vierergruppe
auf weißem Mohair
Im Garten
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TEDDY & CO.
Und sogar die Bären-Vierergruppe mit Wilfried, Winus, Winifred und Wiljo gibt ein
gutes Familienporträt ab. Die Vierergruppe sitzt auf einem Stück weißem Mohair. Das
Licht ist weich, es gibt keine Reflexe im Stoff, und durch die Hohlkehle gibt es keinen
Bruch zwischen Boden und Hintergrundwand.
Tipps & Tricks
Am Beispiel von Ole kann man gut erkennen, wie wichtig die Wahl des richtigen
Hintergrundes ist. Alle Aufnahmen habe
ich draußen im Sonnenlicht gemacht.
Ole mit
falschem
Hintergrund
In der Aufnahme mit blauem Hintergrund
gibt es zu viele Schatten, das Fell ist überstrahlt und der blaue Pullover wirkt auf
dem blauen Tuch überhaupt nicht.
Ole mit
richtigem
Hintergrund
TEDDY & CO.
Ole einfach auf einer Stuhllehne vor einer
Bretterwand fotografiert – da schaut man
schon lieber hin.
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Meine kleine Queenie war ein schwieriger
Fall. Das beste Ergebnis erziele ich auch
hier mit Kunstlicht (Halogenlampen).
Diese rosa eingepackte Bärendame
Queenie mit
Kunstlicht
„schluckte“ sehr viel Licht, sodass ich fast
alle Versuche, Queenie als Fotomodell zu
benutzen, vergessen konnte. Sie war
etwas zickig bei den Aufnahmen.
Queenie vor
blauem
Hintergrund
Vor dem blauen Hintergrund wirkt das
Gesicht schon etwas härter.
Ganz unbrauchbar ist die Blitzlichtaufnahme. Der blaue, organzaähnliche Stoff
reflektiert, Queenie's rosa Kleidchen
reflektiert, alles wirkt unruhig.
Queenie
mit Blitz:
So nicht!
Ich fotografiere Queenie und die Umgebung noch einmal bei ihrem „Foto-Shooting“, und Sie können auf diesem Bild gut
die Hohlkehle und meine Befestigung des
Queenie
in der
Hohlkehle
Stoffes durch die Bücher erkennen. Queenie ist im Rücken mit einem Lineal abgestützt. Soll ein Bär im Bild stehen oder soll
es aussehen als ob er laufen würde, dann
versuchen Sie ihn „unsichtbar“ abzustützen. Vermeiden Sie diese so genannten
Puppenständer. Sie irritieren immer und
nehmen der Bildaussage die Natürlichkeit.
Nun war viel vom Licht die Rede, von Hintergründen und was man tun und lassen
sollte. Hier noch einmal ein paar wichtige Punkte zusammengefasst:
1. Das von Ihnen eingesandte Foto ist genau so wichtig wie der Bär selbst. Denken
Sie daran: Die Jury entscheidet nach dem Foto!
2. Wählen Sie die richtige Lichtquelle. Die Aufnahmen mit Halogenlampen sind am
aufwändigsten und man braucht auf jeden Fall mehr als nur eine Lampe. Die Sonne
ist eine wunderbare Lichtquelle, aber nicht immer so einsetzbar wie (und auch wann)
wir es gerne hätten.
3. Wählen Sie einen Hintergrund, der zum Bären passt. Riskant sind immer grelle
Farben, sie verfälschen oft das ganze Foto. Bei „Gartenaufnahmen“ darf nur der Bär
wirken und keine Blumen oder Büsche.
4. Achten Sie immer auf Lichtreflexe in den Bärenaugen (sie machen die Augen
lebendig)!
5. Fotografieren Sie Ihren Bären auf seiner Augenhöhe. Es ist daher leichter, wenn
Ihr Bär etwas erhöht sitzt oder steht. Sie müssen dann nicht die ganze Zeit in der
Hocke oder evtl. noch tiefer am Boden arbeiten.
6. Achten Sie darauf, dass alles, was im Bild sein soll, auch im Bild ist. Bestimmen
Sie genau den Ausschnitt. Schneiden Sie auf keinen Fall Arme, Beine oder Ohren
mit dem Bildrand ab. Bringen Sie aber auch nicht zu viel vom Umfeld ins Bild. Es
lenkt vom Wichtigsten, Ihrem Wettbewerbsbären, ab.
7. Machen Sie nicht zu viele Kompromisse. Von der Idee zur Umsetzung ist es oft
ein schwieriger Weg. Das gilt für Ihren Wettbewerbsbären genauso wie für das Wettbewerbsfoto.
Und wer jetzt denkt, bei mir als Fotografin sei alles so einfach und ich mache das
locker aus dem Handgelenk: Für die gezeigten Fotos in diesem Artikel belichtete ich
sieben Filme, wartete 14 Tage auf einigermaßen brauchbares Wetter, ein
bisschen Sonnenschein, und als ich die Filme von der Entwicklung
abholte, dachte ich recht häufig ... (das sag' ich besser nicht!).
Ich wünsche allen Wettbewerbsteilnehmern viel Glück, und verlieren Sie
bei allen Anstrengungen, Ihren Bären ins rechte Licht zu setzen, bloß
nicht den Spaß an der Teilnahme. Ein schöAnne-Bären
nes Foto von Ihrem Bären entschädigt Sie
Anne Doebelt-Klimmeck
für alle Mühe.
Haarenfeld 48
Bei den abgebildeten Teddybären handelt
26129 Oldenburg
es sich um Anne-Bären.
Tel.: 0441-75791
Info
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TEDDY & CO.
Anne Doebelt-Klimmeck
lebt mit Mann und Hund
Otto in Oldenburg, ist
eine anerkannte Fotografin, die schon diverse
eigene Ausstellungen
hatte, und macht seit
über sieben Jahren
selbst Teddybären. Ihre
Teddys können vorwiegend auf Börsen im
Norden Deutschlands
bewundert werden.