Pasing Zentrum Gestaltung von Straßen und Plätzen Das Zentrum Pasings war seit Jahrzehnten durch starkes Verkehrsaufkommen belastet, wodurch die Attraktivität des Stadtteils litt und auch die Entwicklungsmöglichkeiten für den Einzelhandel eingeschränkt waren. Voraussetzung für eine Verbesserung der Situation war die Verlagerung des Durchgangsverkehrs aus der Landsberger Straße auf die Nordumgehung Pasing, die seit 2012 bestehende JosefFelder-Straße, die parallel zu den Gleisanlagen auf dem ehemaligen Bahngelände verläuft. Die Reduzierung der Verkehrsmengen im Zentrumsbereich eröffnete Chancen für eine Neuordnung des Verkehrs. Zudem sah das Verkehrskonzept vor, die Trambahnlinie 19 zum Bahnhof Pasing zu verlängern, um Nah- und Fernverkehr, Bahn, S-Bahn, Bus sowie Tram optimal zu verknüpfen. Dazu hat der Planungsausschuss des Stadtrates am 9. Mai 2007 das Verkehrskonzept Pasing-Zentrum beschlossen und das Baureferat beauftragt, ein Plangutachten für den Umgriff der vom Verkehrskonzept Pasing-Zentrum betroffenen öffentlichen Räume durchzuführen. Zur Vorbereitung des Plangutachtens wurden in einem zweitägigen Workshop mit allen Beteiligten, Interessensvertretern und Bezirksausschuss die Ziele und Rahmenbedingungen für das Plangutachten herausgearbeitet und definiert. Gegenstand des Plangutachtens war die Neugestaltung der Straßen und Plätze im Pasinger Zentrum auf der Grundlage des Verkehrskonzepts Pasing. Das Hauptziel war die Verbesserung der Aufenthaltsqualität und die Steigerung der Kaufkraftbindung. Nach einer Bauzeit von drei Jahren, in dauerndem engen Kontakt mit Bezirksausschuss, Anwohnern und Geschäftstreibenden, ist nun ein lebendiges Zentrum für die Pasinger Bürgerinnen und Bürger entstanden. Marienplatz In der Mitte von Pasing ist wieder ein zentraler, kommunikativer Stadtplatz für die Bevölkerung entstanden. Der Marienplatz ist zu einem Treffpunkt mit Aufenthaltsqualität und seiner Historie entsprechendem Charakter geworden. Dafür wurde er weitgehend als Fußgängerzone umgestaltet und mit den benachbarten verkehrsberuhigten Bereichen verbunden. Die Tram-Wendeschleife wurde entfernt. Nur der Radverkehr, Busse und Taxen dürfen nun hier queren. Die Planegger- und die Bodenseestraße werden in einem neuen, flächensparenden Verlauf über den Platz geführt. Der Platz hat einen durchgängigen Pflasterbelag erhalten, der sich über die Fahrbahn hinweg fortsetzt und so die gesamte Fläche als Platz erfahrbar macht. Konzentrische, um die Mariensäule gruppierte Ringe aus hellem Granit und dunklem Gabbro setzen auf dem Platz gestalterische Akzente. Sie inszenieren die Mariensäule, die wieder in das Zentrum des Platzes gerückt ist. Sie wurde nach ihrer Errichtung im Jahr 1880 bereits 1908 wegen des steigenden Verkehrs entfernt und erst 1980 wieder aufgestellt. Die Säule und die Original-Statue wurden restauriert beziehungsweise neu vergoldet. Die Marienfigur blickt nun auf Initiative des Vereins „Pasinger Mariensäule e.V.“ nach Osten, in Richtung Münchner Marienplatz, und nicht wie zuvor nach Norden. Der Platz ist nun mit versenkbaren Elektroanschlüssen ausgestattet, die notwendige Infrastruktur für Veranstaltungen oder Märkte. Ebenso wurde ein Christbaumfundament eingebaut. Konzentrische Kreise, klare Strukturen und Aufenthaltsqualität zeichnen den neuen Pasinger Marienplatz aus. Der Marienplatz vor dem Baubeginn: VerkehrsNadelöhr als Stadtviertelszentrum. Bäckerstraße Die Bäckerstraße wurde als Teilstück eines verkehrsberuhigten Geschäftsbereichs umgebaut. Der ehemals baumlose Straßenabschnitt mit seinen schmalen Bürgersteigen wurde so umgebaut, dass sich die Aufenthaltsqualität durch verbreiterte Gehwege und eine Baumreihe erheblich steigert. Auf der Westseite wurden insgesamt zwölf Robinien gepflanzt. Fahrräder, Tram, Bus, Taxen, Anlieger- und Lieferverkehr haben in der Straßenmitte eine gemeinsame Fahrspur in Einbahnrichtung erhalten. Der neue Radweg ermöglicht das Fahren auch in der Gegenrichtung. Zusätzlich wurden Abstellplätze für Fahrräder sowie Sitzgelegenheiten geschaffen. Neu in der Straße ist auch der Tram-Verkehr zum Bahnhofsplatz, der vom Stadtrat im Verkehrskonzept festgelegt wurde. Das Ziel des Neubaus war es, die Tram 19 direkt an die SBahn heranzuführen, was den Marienplatz entlastet und den Komfort für die Fahrgäste erheblich erhöht. Die neue Bäckerstraße lädt zum Flanieren und Einkaufen ein. Die Bäckerstraße vor der Umgestaltung: Enge durch parkende Autos und schmale Gehwege. Gleichmannstraße Auch die Gleichmannstraße wurde verkehrsberuhigt, um ihren Charakter als Geschäfts- und Flanierbereich zu stärken. Die Gehwege wurden verbreitert und auf der Ostseite stehen – parallel zur Bäckerstraße – ebenso insgesamt 13 neu gepflanzte Robinien. Der Verkehr ist auf einer gemeinsamen Fahrspur in der Straßenmitte gebündelt. Auch die Gleichmannstraße bietet nun zusätzliche Abstellplätze für Fahrräder sowie Sitzgelegenheiten. Außerdem wurden die Geh- und Fahrbahnen der Straße Am Schützeneck erneuert. Neu ist auch hier der Tram-Verkehr vom Bahnhofsplatz, die Tram 19 fährt durch die Gleichmannstraße Richtung Stadtmitte. Auch in der Gleichmannstraße ist die verkehrliche Entlastung durch die Nordumgehung Pasing auf den ersten Blick sichtbar. Verkehr in der Gleichmannstraße im Jahr 2007. Bahnhofsplatz Die Umgestaltung des Bahnhofsplatzes als Knotenpunkt des öffentlichen Nahverkehrs ist für das Pasinger Zentrum von großer Bedeutung. Mit der neu gestalteten Platzfläche, auf der sich jetzt die neue Endhaltestelle der Tramlinie 19 befindet, werden der zentrale Bushaltebereich, die Zugangstunnel zur Bahn und die Pasing Arcaden mit dem historischen Geschäftszentrum Pasings verknüpft. Der Platz liegt auf der Achse der vom Knie kommenden Promenade über die Kaflerstraße bis zur Würm. Die neu gepflanzten Magnolien vor dem Bahnhofsgebäude zeigen insbesondere im Frühjahr ihre Pracht. Sie setzen entlang der Achse, die ansonsten mit Platanen bepflanzt ist, einen Akzent. Zudem bietet der neue Bahnhofsplatz genug Raum für Freischankflächen und temporäre Aktionen. Der neue Pasinger Bahnhofsplatz verknüpft Bahn, Bus und Tram sowie Restaurants und Geschäfte. Der Bahnhofsplatz vor den Baumaßnahmen. Rathausplatz Der Vorplatz des Rathauses wurde als „grüner Rathausgarten“ umgestaltet. Aus einer neuen Wegführung ergeben sich sieben unterschiedlich große Grünflächen und ein Spielbereich. Die Spielgeräte − eine Halbkugel zum Klettern und Rutschen, Trampoline und eine Drehscheibe − sind um einen Baum gruppiert. Außerdem wurde der Brunnen „Die Gratulanten“ des Pasinger Künstlers Hans Osel saniert und neu platziert. Lange, bequeme Bänke und die neu gepflanzten Zerreichen laden zum Verweilen ein. Die neu angelegten Blumenwiesen bilden den bunten Rahmen. Durch die Neugestaltung des Rathausplatzes wird dieser wieder zum attraktiven Aufenthaltsort. Der Rathausplatz im Jahr 2007. Landsberger Straße Die Landsberger Straße im Abschnitt zwischen Gleichmann- und Bäckerstraße ist Teil des verkehrsberuhigten Geschäftsbereichs geworden. Gehwege und Aufenthaltsflächen wurden verbreitert, eine neue Tramhaltestelle wurde eingerichtet. Tram, Bus, Taxen, Anlieger- und Anlieferverkehr fahren in der Straßenmitte. An der Südseite dieses Abschnittes wurden Bäume gepflanzt. Zwischen Bäckerstraße und Am Knie konnten die ehemals vorhandenen vier Fahrspuren nach Verkehrsverlagerung auf die neue Nordumgehung auf zwei reduziert werden. Auf beiden Seiten gibt es neue Parkbuchten, die durch eine Baumallee gegliedert sind. Die Gehwege sind teilweise verbreitert und auf beiden Straßenseiten Radwege angelegt. Um eine möglichst durchgehende Bepflanzung mit insgesamt 74 neuen Bäumen zu ermöglichen, wurde die Bushaltestelle an der Kreuzung Offenbachstraße und Landsberger Straße nach Norden in die Offenbachstraße verlegt. Die Straßenbahn fährt außerhalb der Haltestellenund Kreuzungsbereiche im Rasengleis, um den Charakter der „Grünen Magistrale“ zu stärken. Die als „Grüne Magistrale“ neugestaltete Landsberger Straße. Die vierspurige Landsberger Straße vor der Umgestaltung. Am Knie Durch die Neuordnung des Kreuzungsbereichs zur Landsberger Straße für die Nordumgehung Pasing (NUP) entstand eine große, zusammenhängende Platzfläche, die als baumüberstandener Fußgängerbereich mit Sitzgelegenheiten gestaltet wurde. Der bereits bestehende Grünzug zwischen Cervantes- und Michael-Beer-Straße wurde in die Platzfläche hinein fortgeführt. Auf den neuen Raseninseln, die mit geschwungenen Sitzelementen gefasst sind, wurden zwölf Robinien gepflanzt. Die bestehende Grünfläche wurde erweitert und mit vier Neupflanzungen ergänzt. Die neu geschaffene Wegeverbindung und die großzügigen Rasenflächen verbinden die Platzfläche mit der Grünanlage. Die Umgestaltung und viel Grün erhöhen die Aufenthaltsqualität Am Knie. Am Knie im Jahr 2009, vor den Baumaßnahmen. Kunst Im Rahmen von QUIVID, dem Kunst-am-Bau-Programm des Baureferats der Stadt München, wurde ein mehrteiliges Kunstkonzept für das neue Pasinger Zentrum entwickelt und realisiert. Aufgabenstellung des ersten Konzeptteils war die Gestaltung des Fuß- und Radwegtunnels Ost am Pasinger Bahnhofsplatz. Realisiert wurde der Vorschlag des Münchner Künstlerduos Sabine Haubitz und Stefanie Zoche. Ein Himmelspanorama aus Wolkenformationen erstreckt sich auf der gesamten Länge und Höhe beider Seiten des Tunnels. „Sieben Flieger“ ist der Titel der Arbeit. Tatsächlich lassen sich nur sechs Flieger entdecken – der siebte Flieger ist laut Künstlerinnen der Betrachter selbst. Als zweiter Teil des Konzeptes entstand nach dem Entwurf von Jeppe Hein für die neue öffentliche Fläche an der Ecke Rathausgasse / Am Schützeneck der Brunnen „Spaces between Trees & People“: Ein zirka 22 mal 23 Meter großer „Pavillon“ aus 2,30 Meter hohen Wasserwänden, die durch insgesamt 885 Einzeldüsen erzeugt werden. Die große Brunnenanlage wurde mit Unterstützung der mfi management für immobilien GmbH, die Investorin der Pasing Arcaden, finanziert. Schließlich fand im Sommer 2015 mit „Pasing by“ das dritte Element des vom Stadtrat beauftragten Kunstkonzepts statt. 17 Künstlerinnen und Künstler haben sich mit dem neuen Pasinger Zentrum auseinandergesetzt. Der neue Brunnen „Spaces between Trees & People“ von Jeppe Hein. Der von den beiden Künstlerinnen Haubitz + Zoche gestaltete Fuß- und Radwegtunnel Ost am Pasinger Bahnhofsplatz. Bauherr Landeshauptstadt München Baureferat Projektleitung Landeshauptstadt München Baureferat (Tiefbau) Straßenplanung und -bau Gestalterische Betreuung Baureferat (Hochbau) Gestaltung öffentlicher Raum Kunst am Bau und im öffentlichen Raum Baureferat (Hochbau), Quivid Gestaltung und Planung Straßen und Plätze Burger Landschaftsarchitekten Partnerschaft, München TOPOTEK1, Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH, Berlin Ingenieurbüro Schönenberg und Partner, München Betreuung Grünanlagen Baureferat (Gartenbau) Gleisbau Stadtwerke München GmbH Bauleitung Ingenieurbüro Schönenberg und Partner, München Ingenieurbüro Dr. Zimmermann + Partner, München Planungsbüro Färber, München SiGeKo projektTeam Gotz + Grobmaier GmbH, München Terminplanung projektTeam Gotz + Grobmaier GmbH, München Quivid Kunst am Bau „Sieben Flieger“, Haubitz + Zoche „Space between Trees and People“, Jeppe Hein Baukosten Pasing Zentrum 26 Mio. Euro Baubeginn Pasing Zentrum: März 2011 Fertigstellung Pasing Zentrum: Mai 2015 Herausgeber: Landeshauptstadt München Baureferat Friedenstraße 40 81660 München Text: Baureferat Fotos: Peter Schinzler, Archiv Baureferat Gestaltung: design.idee GbR, Büro für Gestaltung, Erfurt Druck: Druck-Kultur GmbH Juli 2015 Gedruckt auf Papier aus zertifiziertem Holz, aus kontrollierten Quellen und aus Recyclingpapier.
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