Sehr geehrter Praeses Kreissig! Mit meinem heutigen Brief möchte ich Ihnen mitteilen, daß schon am ersten -Tag des Eintreffens der Gruppe in Servia ein herzliches und freundschaftliches Verhältnis zwischen Deutschen und Griechen bestand. Ganz besonders freut mich zu wissen, daß Ihnen dieses nicht nur von den Jungen und Mädchen mitgeteilt wurde, sondern auch von denen, die nur für kurze Zeit bei uns waren. Diese Mitteilung ist unsere Stimme, eine griechische Stimme, die rein ist und den Tatsachen entspricht und die Freundschaft, Liebe und Frieden zweier Völker zum Ausdruck bringt, zweier Völker, die sich gestern noch bekämpften und heute gemeinsam das Fundament einer neuen Geschichte - der Geschichte des Friedens -errichten. Einen besseren Beweis als alle Mitteilungen geben Ihnen die beigefügten Bilder. Wenn Sie sich die Bilder ansehen, werden Sie feststellen, daß die Jungen, die aus verschiedenen Teilen Deutschlands zu uns gekommen sind, sich mit den griechischen Jungen und Mädchen verstehen. Sie tanzen griechische Tänze mit den Jungen von Servia. Nichts zeigt, daß diese Jungen gestern noch so weit von den anderen entfernt waren. Sie tanzen, lachen, singen, obwohl ihre Sprachen so verschieden sind, sie amüsieren sich, obwohl die Musik und die Lieder oft so verschieden sind. Und doch tanzen sie und freuen sich brüderlich, weil sie alle eine Sprache kennen, die sie einigt, nämlich die Sprache, die Ihnen der letzte Krieg gelehrt hat - eine Sprache der Liebe, mit dem Wunsch nach Frieden. Es gibt keine bessere Sprache und sie wollen auch keine bessere, denn mit dieser Sprache bauen sie das Fundament einer neuen Generation, wenn auch ihre Väter gestern in der Schlacht gemeinsam gegeneinander gekämpft haben, Mütter um ihre Kinder weinten, wenn auch ganze Städte das Opfer des Krieges wurden. b.w. Die neue Generation, ungetauft in die Sünden des Krieges hineingezogen, wurde aber von den Verbrechen der Vergangenheit belehrt und hält das Banner der Liebe, Freundschaft und des Friedens hoch. Das Ziel dieser Jungen ist eine neue Epoche, die mit ganzer Kraft gegen den Ausbruch eines neuen Krieges kämpfen wird« Das ist der große Wunschtraum unserer heutigen Generation. Diese fühlt sich verpflichtet, die Wunden der Vergangenheit zu heilen und trägt ihre Stimme nach Frieden in die Welt. Wir haben sie gern empfangen und werden ihnen für das Gelingen der großen Aufgabe hilfsbereit zur Seite stehen. Wir möchten, daß die Jungen die Gastfreundschaft fühlen in dem Lande, wo der Geist geboren wurde. Ich möchte Ihnen noch mitteilen, sehr geehrter Herr Praeses Kreissig, daß die deutsche Gruppe, die hier in Servia ist, viel Verbindung mit der Bevölkerung hat, indem sie von Familien eingeladen wird. Auch ist ihnen die Unterstützung staatlicher Stellen zugesagt. Ich möchte Sie bitten, allen Ihren Mitarbeitern meine herzlichsten Grüße zu übermitteln, besonders Herrn Präsident d. ev. Akademie Müller-Gangloff und allen Eltern. Ich äußere meine Bewunderung und meinen Respekt. Hochachtungsvoll gez. Tciukadanis (Gemeinderat Servia) .
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