FRONT-OFFICE SOFTWARE, KASSENSYSTEM, GÄSTEDATEN …

TECHNIK & AMBIENTE IT INFORMATIK
FRONT-OFFICE SOFTWARE,
KASSENSYSTEM, GÄSTEDATEN …
M
uss der Begriff Cloud in seine Einzelteile zerlegt werden, um der TitelFrage auf den Grund zu gehen? Private Cloud, Public Cloud, Hybrid
Cloud, Community Cloud oder Infrastructure
as a Service, Software as a Service, Platform as
a Service, Server Housing oder Managed Server.
Bestimmt wäre es sinnvoll, die Unterschiede zu
kennen, aber viel wichtiger erscheint es, die eigenen Bedürfnisse genau zu definieren, die Vorteile
und Risiken abzuwägen und ein paar relevante
Faktoren zu berücksichtigen.
Am Anfang steht das Internet
Ein entscheidender Punkt stellt bereits die Internet-Verbindung dar. Wenn bei Stadt-Hotels be­­
reits über die hohen Preise, Ausfallsicherheit,
gute synchrone Glasanbindungen und «Service Level Agreements» mit garantierten Reaktionszeiten unter acht Stunden gesprochen wird,
sind viele Hotels auf herkömmliche InternetAnbindungen angewiesen. Im besten Fall können gleichzeitig unterschiedliche Technologien
eingesetzt werden. Diese genügen oft jedoch
kaum. Es ist, als würde man den oft gesperrten
Feldweg als Einfahrt zur achtspurigen Autobahn
benutzen.
Die Internet-Geschwindigkeiten nehmen
rapide zu, mit ihnen aber auch Grösse und
Anzahl der Dateien.
Ein Upload dieser Daten in die Cloud sollte
für die interne Verkaufs- und Marketing-Abteilung nicht zum Hindernis werden. Aufgrund
von schlechterer Farbtiefe bei Citrix oder Remote-Verbindungen
und rechenintensiven Vorgängen
bei aktuellen Grafikprogrammen
wird der All-in-Cloud-Ansatz
hierbei zur Herausforderung.
Soll der Hotelier alle Daten in die
sogenannte «Cloud» auslagern?
Wie sicher sind diese «Wolken» am
digitalen Himmel? «Die Auslagerung aller betriebsrelevanten
Daten, inklusive Front-Office Software und Kassensystem, in eine
Cloud setzt grosses Vertrauen in
den externen Anbieter voraus»,
schreiben die IT-Hotel-Experten
Hans Hänny und Jan Keller.
Gibt es ein Patentrezept für Hotels,
wenn es um Cloud-Lösungen geht?
« DIE CLOUD SOLL UNS NICHT
VOR DER SONNE STEHEN. »
HANS HÄNNY
«Server Housing» für Hotels?
Da der Online-Speicher für Privatpersonen relativ günstig ist,
wird der Cloud-Ansatz im Geschäftsumfeld
auch oft geprüft. Sicherer Speicher mit schnellen Zugriffszeiten und einer guten Datensicherung ist entgegen der naheliegenden Folgerung
aber oft sehr kostspielig. Somit ist es unumgänglich, dass Dateien und Ordner, die heute auf dem
internen Server möglicherweise mehrmals vorkommen, bereinigt werden.
«Alles in die Cloud» bedeutet für ein
Hotel also ein «Server Housing». So wird in
einem Rechenzentrum eines Internet-ServiceProviders ein Platz mit gutem Internet-Zugang
gemietet. Die Hardware wird vom Kunden selbst
gekauft und betrieben. Die Daten und der Ser- ❯
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Alle Hotel-Daten
in die
Cloud?
TEXT Hans Hänny und Jan Keller
TECHNIK & AMBIENTE IT INFORMATIK
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Um was geht es beim
«Managed Server»-Dienst?
Im Gegensatz zum «Server Housing» wird beim
«Managed Server»-Dienst, oder korrekterweise
«Managed Dedicated Host», das Betriebssystem und der Server vom Anbieter vermietet und
gewartet. Hier ist eine hohe Ausfallsicherheit zu
erwarten. Zum Leistungsumfang von Managed
Servern gehören nicht nur Betriebssystem und
Software-Updates. Modular werden die Bedürfnisse des Kunden in Diensten wie Anwendungsinstallation, erweiterter technischer Support,
Firewall Services, Security Scans, Anti Spam und
Viren-Schutz, Backup Services, Server Monitoring und Recovery, Datenbank Management
usw. abgedeckt und klar definiert. Ein Wohlfühlpaket wie ein Abendessen im 17 Gault & MillauPunkte-Restaurant.
Alle Hotel-Daten auslagern?
Die Auslagerung aller betriebsrelevanten Daten,
inklusive Front Office-Software und Kassensystem, in eine Cloud setzt ein grosses Vertrauen
in den externen Anbieter voraus. Mehrjährige
Verträge bieten den Vorteil kalkulierbarer Kos-
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ten. Diese sind allerdings im Vergleich mit einer
internen Lösung meist sehr hoch. Zudem fallen
Support und Ersatz der Arbeitsgeräte, Switches,
Drucker, Webcam, Internet-Corner, WLAN-Infrastruktur, Firewall und Interfaces immer noch
an.
Nur einzelne Dienste auslagern?
sen, die Schliesssysteme und
allfällige Fernzugriffe. Schlussendlich ist eine Auslagerung
der eigenen Daten, wie zum
Beispiel der Gästekartei, auch
eine Vertrauensfrage. Aus diesem Grund ist es wichtig, für
jedes einzelne Hotel die richtige
Nutzung der unzähligen Angebote zu evaluieren. Die Cloud
soll uns nicht vor der Sonne
stehen!
H
So scheint es derzeit sinnvoller zu sein, die
betriebsrelevanten Daten im Hotel zu behalten und nur einzelne Dienste auszulagern. So
wie zum Beispiel die Website, die seit vielen
Jahren erfolgreich ausser Haus
betrieben wird, kann auch der
Mail-Server mit grossen Speicher- und Sendekapazitäten
in der Cloud betrieben werden. Auch der beinahe unumgängliche Spam-Filter sowie
die Web-Booking-Engine und
der Virenschutz können als
Cloud-Service bezogen werden. Da für all diese Dienste
keine eigene Infrastruktur zur
JAN KELLER
Verfügung gestellt und unterhalten werden muss, entfallen die Anschaffungs- und vor
allem auch die Unterhaltskosten gänzlich. Da der Anbieter
DIE AUTOREN Hans Hänny ist
solcher Dienste die Infrastruktur für viele Kun- Geschäfts­führer und Inhaber der Firma
den gleichzeitig nutzen kann, halten sich die Client Systems mit Sitz in Münsingen
monatlichen Gebühren für den einzelnen Hote- bei Bern.
lier in einem erträglichen Rahmen.
« ES SCHEINT DERZEIT SINNVOLLER
ZU SEIN, DIE BETRIEBSRELEVANTEN
DATEN IM HOTEL ZU BEHALTEN
UND NUR EINZELNE DIENSTE AUSZULAGERN. »
Fazit
Es gibt kein allgemeingültiges Patentrezept, das
für oder gegen den Cloud-Ansatz spricht. Dies,
weil die Bedürfnisse und auch die technischen
Voraussetzungen von Hotel zu Hotel zu verschieden sind. Sie beinhalten Anforderungen an
die Ausfallsicherheit, die einmaligen und wiederkehrenden Kosten, an diverse Schnittstellen zu Drittsystemen wie die Telefonie, die Kas-
Jan Keller ist Mitglied der Geschäfts­
leitung und Partner. Seit 1998 ist Client
Systems ein führender Anbieter für die
Hotellerie im Bereich IT-Systembereit­
stellung und -betreuung. Mehr als
70 Vier- und Fünfsterne-Hotels zählen
schweizweit zu den Kunden von Client
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klimatisiert und mehrfach mit unterbrechungsfreier Stromversorgung abgesichert.
Die Ausfallsicherheit und der virtuel­
le
Fremdzugriff sind aber trotzdem von der
gewünschten Hardware- und Software-Konfiguration abhängig. Sinnvoll ist diese Variante,
wenn Synergien mehrerer Hotels genutzt werden und kein geeigneter Standort in einem der
Hotels gefunden werden kann. Für einzelne
Hotels sind Anlagen dieser Art zu kostenintensiv, und die hohe Sicherheit und Verfügbarkeit ist
auch nur die eine Seite der Informatik. Die internen Aspekte, wie zum Beispiel sichere und/oder
regelmässig wechselnde Kennwörter, und der oft
auch unbeaufsichtigt mögliche Zugriff auf ITKomponenten sind ebenso wichtig.
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