Funktionelle und ästhetische Rehabilitation der Oberkiefer

Anwenderbericht
Funktionelle und ästhetische Rehabilitation der Oberkiefer-Front mit
der Präzisionsabformmasse Honigum Pro
ZA Matthias Hodecker, Dresden
Dr. Christoph Bothung, Düsseldorf
Einleitung
Die prothetische Rekonstruktion der Oberkiefer-Frontzähne ist eine anspruchsvolle zahnmedizinische Aufgabe. Umso wichtiger ist hier eine zeichnungsscharfe und dimensionsgetreue Arbeitsunterlage. Das A-Silikon Honigum Pro bietet im folgenden Fall klinische Vorteile beim Handling und präzise Materialeigenschaften. Es liefert damit die zahntechnische
Grundlage für eine hochästhetische und funktionelle Restauration mit vollkeramischen
Kronen an den Oberkiefer-Inzisiven.
Klinischer Befund
Der Patient wurde in der Praxis vorstellig, da ihm die Oberkiefer- Front zum einen ästhetisch
nicht gefiel und zum anderen beklagte er funktionelle Einschränkungen beim Abbeißen als
auch bei der Mastikation (Abb. 1). Klinisch zeigten sich stark abradierte, opake und einfarbige Kunststoffkronen ohne Farb- und Lichtspiel. Die Inzisiven waren generell klobig und rund
gestaltet. Die Schneidekantenlänge an den mittleren Inzisiven zeigte sich stark verkürzt. Die
Inzisalkante selbst lief deswegen gerade bei 11 und 21 nicht spitz zu, sondern präsentierte
sich abgerundet und flächig. Der interinzisale Schneideffekt beim Abbeißen ging dadurch
verloren. Eine funktionelle Abweichung zwischen zentrischer Kondylenposition und habituellem Biss konnte nicht diagnostiziert werden. Der Patient wies weder Beschwerden noch
Einschränkungen des craniomandibulären Systems auf. Muskuläre Knoten waren nicht tastbar. Die Eckzahnführung wurde im Vorfeld durch Komposit-Aufbauten optimiert.
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Abb. 1: Ausgangssituation
Die deutlich tastbaren Kronenränder an allen Inzisiven deuteten auf eine Insuffizienz aller
Versorgungen hin. Auch röntgenologisch zeigten sich deutlich überhängende Kronenränder, was die Reinigung hier generell erschwerte. Es konnte keine Sekundärkaries diagnostiziert werden. Das Parodontium zeigte sich dank guter Mundhygiene entzündungsfrei.
Extraoral zeigte der Patient eine tiefe Lachlinie. Als Zahnfarbe wurde A3 bestimmt. Die
Mittellinie wich im Unterkiefer leicht nach rechts ab, zudem war ein Diastema mediale erkennbar. Nach vollständiger Befundung und Aufklärung entschied sich der Patient für eine
vollkeramische Neuversorgung der Zähne 12-22.
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Abb. 2: Entfernung der alten Restaurationen
Behandlungsablauf
Nach dem Entfernen der Kronen 12-22 (Abb. 2) zeigten sich multiple insuffiziente Aufbaufüllungen, die unter absoluter Trockenlegung mit Hilfe der Säure-Ätz-Technik und einem
fließfähigem Komposit erneuert wurden (Abb. 3).
Bei der anschließenden Präparation mit einem roten, torpedoförmigen Diamanten wurde
auf eine ausgeprägte Hohlkehle und eine Wahrung der biologischen Breite Wert gelegt
(Abb. 4). Die Präparationen wurden durch flexible Polierscheiben mit Aluminiumoxidbeschichtung in ihre endgültige Form gebracht und geglättet (Abb. 5).
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Abb. 3: Legen der Aufbaufüllungen mit Kofferdam
Zur Kontrolle der Präparation konnte mithilfe eines Silikonschlüssels, welcher zuvor im Labor über ein Wax-up hergestellt wurde, die vestibuläre Reduktion der Zahnhartsubstanz
überprüft werden (Abb. 6).
Nach einer Abheilphase von mehreren Tagen stellte sich das Zahnfleisch absolut entzündungsfrei dar. Nach dem Ausblocken aller untersichgehenden Bereiche mit Wachs, dem
Reinigen der Stümpfe mit Bimsmehl und dem Legen von Retraktionsfäden (Abb. 7) waren
die Präparationen vorbereitet, um mit Honigum Pro abgeformt zu werden.
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Abb. 4: Präparation der Zähne
Als Abformungstechnik wurde die Doppelmischabformung mit Honigum Pro-Heavy und
-Light gewählt. Nach dem Festlegen der Löffelgröße wurde die Löffelinnenseite mit DMG
Tray-Adhesive dünn und gleichmäßig bestrichen, was durch den blauen Farbton einfach zu
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kontrollieren war. Nach einer kurzen Einwirkzeit von 3 Minuten war der Borderlock-Löffel
für einen zuverlässigen Verbund mit dem Abformmaterial vorbereitet.
Von der Stuhlassistenz wurde der Löffel nun mit Honigum Pro-Heavy beschickt. Durch das
vollautomatische Mischgerät MixStar-eMotion konnte das Befüllen schnell und einfach
mit einem einzigen Tastendruck erfolgen. Um die sehr homogene und blasenfreie Konsistenz des Abformmaterials in gleicher Qualität auf den Löffel zu übertragen, wurde die
Heavy-Masse mit einer gleichmäßigen Rotationsbewegung des Löffels appliziert. Die Anmischkanüle verblieb dabei immer im Material, um Lufteinschlüsse zu vermeiden. Das so
entstandene „Geldrollenmuster“ zeigte dem Behandler, dass das Befüllen des Löffels gut
funktioniert hat.
Das Umspritzen der Präparationen mit Honigum Pro-Light erfolgte gleichzeitig mit einem
Automix-Dispenser und dem Intraoral-Tip. Die Light-Masse wurde zirkulär um jede Präparationsgrenze appliziert (Abb. 8). Auch hier wurde darauf geachtet den Tip immer im Material zu führen, um eine Blasenbildung zu vermeiden. Die Retraktionsfäden wurden synchron
zur Applikation der Light-Masse vorsichtig entfernt, um den Sulkus für die Aufnahme des
Silikons frei zu machen. Durch die hervorragende Fließfähigkeit wurden auch die kleinsten
Bereiche über die Präparationsgrenze hinaus bis tief in den Sulkus erfasst. Dies ermöglichte
die rheologisch aktive Matrix. Die patentierte Chemie in der Abformmasse sorgt für eine
zuverlässige Standfestigkeit während und nach der Applikation. Auch im Oberkiefer blieb
das Abformmaterial dort wo es appliziert wurde – ohne wegzufließen oder zu tropfen. Die
bei dem Einbringen des Löffels wirkenden Scherkräfte führten zu einer Veränderung der
Viskositätseigenschaften von standfest zu fließfähig. Dieser Vorteil sorgt für eine noch höhere Präzision der Abformung im feuchten Sulkusmilieu.
Diese klinischen Eigenschaften erlaubten es dem Behandler sich voll auf den Workflow zu
konzentrieren. Aber auch nach dem Einbringen des Löffels bietet das Material Vorteile für
Patient und Behandler. Nach einer komfortablen Verarbeitungszeit von Honigum Pro mit
2:45 Minuten, kam es zu einer schnellen Abbindereaktion. Durch diesen optimierten SnapSet wurde die Mundverweildauer für den Patienten möglichst gering gehalten.
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Abb. 5: Finieren der Zahnoberflächen nach der
Präparation
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Abb. 6: Kontrolle des Substanzabtrags (mit Silikonschlüssel)
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Abb. 7: Situation vor der Abformung mit Honigum Pro
Das Befüllen des Löffels und das Umspritzen der Präparation sollten zeitgleich beendet werden, um ein zu frühes Abbinden der Light-Masse in der warmen Mundhöhle zu verhindern.
Der befüllte Löffel wurde im Anschluss mit leichtem Druck in der Mundhöhle positioniert
und während der gesamten Mundverweildauer von 3:15 Minuten vom Behandler im Mund
stabilisiert.
Die Abformung wurde nach abgelaufener Mundverweildauer parallel der Zahnlängsachse
der präparierten Zähne entnommen. Die Kombination aus komfortabler Verarbeitungszeit
und kurzer Mundverweildauer wurde bei dieser Abformmasse vom Patienten und dem Behandler-Team als äußerst positiv bewertet. In der „Fast“-Version bindet Honigum Pro noch
schneller ab.
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Abb. 8: Umspritzen des Zahns mit Honigum Pro-Light
Das Resultat der Abformung zeigte eine lückenlose und sehr detailreiche Abzeichnung der
Präparationsgrenzen sowie eine hohe Reißzähigkeit an den grazilen Anteilen im Sulkusbereich (Abb. 9).
Auf dieser zeichnungsscharfen Grundlage wurden nach der Modellherstellung im Labor
stabile Gerüste aus Zirkonoxid gefertigt. Die relative Transluzenz der Oxidkeramik als Gerüst für die Kronen soll den endgültigen Restaurationen ein natürliches und ästhetisches
Aussehen verleihen. Die Zirkonoxidkäppchen wurden einprobiert und anschließend mit
Glaskeramik verblendet, um natürliche Transluzenz sowie Farb- und Lichtspiel zu ermöglichen. In einer Rohbrandanprobe wurde das mit Glaskeramik verblendete Gerüst auf Passung, Okklusion sowie Form und Farbe überprüft. Als letzter zahntechnischer Schritt folgten die Feinkorrektur und der Glasurbrand der Kronen.
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Abb. 9: Kontrolle der Doppelmischabformung
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Vor dem Befestigen der fertigen Kronen wurden diese zur Probe mit einem K-Silikon eingesetzt und erneut auf ihre endgültige Passung kontrolliert. Die Stumpfoberflächen wurden mit Bims gereinigt. Das Kronenlumen wurde mit Korund abgestrahlt und mit Alkohol
behandelt. Die Restaurationen wurden abschließend mit einem selbstadhäsiven Zement
eingegliedert (Abb. 10).
Fazit
Das Endergebnis zeigt eine perfekt eingegliederte und hochästhetische restaurative Arbeit
(Abb. 11). Honigum Pro lieferte eine detailgetreue Arbeitsgrundlage für eine präzise Passung und sorgte damit auch für eine harmonische funktionelle Integration der Restauration
in das stomatognathe System. Bei Protrusion wurde zu der bestehenden Eckzahnführung
eine neue Frontzahnführung etabliert. Diese Front-Eckzahn-Führung nimmt unkontrollierte Kräfte aus dem craniomandibulären System und sichert ein nachhaltiges Behandlungsergebnis. Die spitz zulaufenden Inzisalkanten der Oberkiefer-Inzisiven ermöglichten jetzt
ein problemloses Abbeißen von Nahrung und führten zu einer generellen Harmonisierung
der Mastikation. Die Röntgenbilder aus dieser Region (Abb. 12/13) zeigen den sehr guten
Randschluss der Kronen. Zur nächtlichen funktionellen Prophylaxe und zur Schonung der
Rekonstruktionen wurde abschließend eine Schiene gefertigt.
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Abb. 10: Adhäsive Befestigung der Kronen
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Abb. 11: Endergebnis
Kontaktadressen
ZA Matthias Hodecker
Universitätsklinikum der TU Dresden
Poliklinik für Kieferorthopädie
Fetscherstraße 74
01307 Dresden
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Abb. 12: Röntgenbild nach Eingliederung (I. Quadrant)
Dr. med. dent. Christoph Bothung
Angestellter Zahnarzt
Praxis Dr. Uwe Augardt und Kollegen
Benderstrasse 72
40625 Düsseldorf
[email protected]
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Abb. 13: Röntgenbild nach Eingliederung (II. Quadrant)
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