Gar kein dummer Esel! - Reiter und Pferde in Westfalen

Vier Esel im Gleichschritt (v. li.): Katalanischer Esel,
französischer Poitou, zwei europäische Hausesel.
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einigen Missverständnissen führte.
Auch Esel gibt es mit
geschecktem Fell.
Zwei
Hausesel
Ein prächtiger Grand Noir du Berry aus
einem französischen Nationalgestüt.
Jandke (4)
(4), A.
Fotos: G. Boiselle/Edition Boiselle
Katalanische Riesenesel
Mazedonische Zwergesel
Brasilianische Jumento Pêga Esel
E
in Esel war laut Überlieferung dabei, als Jesus auf die Welt
kam: Er gehörte zu den Tieren, die von Malern bald nach
der Religionsgründung des Christentums an der Krippe
des Jesuskinds dargestellt wurden. Später reitet Jesus auf
einem Esel nach Jerusalem ein. Auch der Prophet Mohammed,
Stifter des Islams, ist dem Esel verbunden: Der Aufzeichnung
nach floh er auf einem Esel vor seinen Feinden aus seiner Heimatstadt Mekka.
Weil der Esel vermutlich die älteste Haustierart ist, kommt
er auch in vielen geschichtlichen Werken vor. Künstler stellten
ihn in ihren Gemälden oder Schriften dar, er war früh über die
ganze Welt verbreitet: Schon im alten Ägypten vor über 6 000
Jahren war der Esel als Haustier bekannt. Man fand seine
Überreste in den Gräbern hochgestellter Persönlichkeiten, auf
Schrifttafeln gab es Eseldarstellungen.
Ihm zugeschriebene Charaktereigenschaften wie Sturheit und
Besonnenheit ließen erst in moderner Zeit das Bild des belächelten oder sogar verspotteten Esels entstehen. Nicht selten ist vom
„dummen Esel“ die Rede. Dabei handelt der Esel instinktiv klug,
denn dort, woher er ursprünglich stammt, konnte eine kopflose
Flucht schnell zum Verhängnis werden. Auf steilem und geröllübersätem Untergrund rennt es sich eben nicht gut. Der Esel
bleibt lieber stehen und blickt der Gefahr ins Auge. Auch ist er
sehr wehrhaft und zögert nicht, sich mit Zähnen und Hufen zu
verteidigen. Im alten Testament der Bibel wird er sogar oft als
klüger als der Mensch beschrieben.
Französischer Poitou Esel
Seine Charaktereigenschaften und seine große Genügsamkeit ließen ihn weltweit zu einem wichtigen Arbeitstier werden. Seit der Antike wird der Esel als Last-, Reit- und Zugtier
verwendet. Auch in Kriegen kam er in der ganzen Welt zum
Einsatz. Heute sind diese „Betätigungsfelder“ in Mitteleuropa
nicht mehr von solch großer Bedeutung. Im Süden, in Griechenland etwa, oder in Ländern Nordafrikas, gehören Esel als
Arbeitstiere aber nach wie vor zum Straßenbild.
Der Esel als Beschützer
Bei uns werden Esel eher aus Liebhaberei gehalten. Sie
gehen vor der Kutsche oder begleiten beim Wandern, tragen
auch Gepäck. Manche Esel werden geritten.
Weil Esel gegenüber Beutegreifern wie Hunden oder Luchsen ein instinktives Abwehrverhalten zeigen, überlegt man
derzeit, sie zum Herdenschutz zusammen mit Schafen zu halten. Sie sollen Wölfe abschrecken, genau wie Herdenschutzhunde. Esel sind aber, anders als die Schutzhunde, unbekannten Menschen gegenüber viel freundlicher und könnten auch
in dicht besiedelten Gegenden eingesetzt werden. In der
Schweiz haben Schäfer schon gute Erfahrungen mit „Herdenschutzeseln“ gemacht.
Auch in Jungpferdegruppen können Esel nützlich sein: Sie
beeinflussen als Vorbilder das Verhalten. Die jungen Pferde
lernen von ihnen, bei Gefahr eher den Verstand einzuschalten,
anstatt sofort kopflos davonzustürmen. A. González
Reiter & Pferde 1/2016
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