Wie die Rohscheibe bei Kelly das Knistern lernte

ti te l stor y
14 – medianet retail
Freitag, 3. Juli 2015
Facts
© Kelly (4)
Kelly ist ein österreichisches Unternehmen
amerikanischer Prägung; heute Teil des europäischen Snack-Netzwerks der Intersnack
Group.
Pro Kopf Verbrauch In Österreich werden
pro Kopf und Jahr 3,91 Kilogramm Chips,
Laugengebäck und Co. gegessen.
Umsatz 2014: 153,2 Mio. € (+8,49%).
Umsatz Managment Unit Austria/Adriatics/
Italy/Switzerland: 191,4 Mio. € (+5,9%).
Mitarbeiter: 318; durchschnittlich bleibt
ein Kelly-Mitarbeiter dem Unternehmen 17,5
Jahre treu.
Verkaufsvolumen: 27.100 Tonnen.
Verkaufsvolumen Management Unit:
30.700 Tonnen.
Produktion Wien: 21.000 Tonnen Kapazität.
Produktion Feldbach: 20.000 Tonnen Kapazität.
60 Jahre Kelly GmbH Österreichisches Knabberjuwel mit amerikanischer Schlagseite und deutscher Konzernmutter
Wie die Rohscheibe bei
Kelly das Knistern lernte
Die ehemalige American Popcorn Company bewegt sich im Umsatz auf die 160 Mio. €-Grenze zu.
christian novacek
Wien. „Geht nicht, gibt’s nicht!“
ist einer der ersten Sätze, die Kelly GmbH-Chef Wolfgang Hötschl
anlässlich des 60. Jubiläums der
versammelten Journalistenschar
diese Woche entgegenhält. Dank
dieses Credos, das bereits Gründer Herbert Rast vor 60 Jahren
als Leit- und Expansionsmotiv
gute Dienste leistete, ist Kelly heute da, wo im Knabbergebäck der
Bartl den Most holt: Bei satten 65
Prozent Snack-Marktanteil über
15 Jahre hinweg; bei einer „echten“ Exportquote von 10 Prozent;
bei der Anerkennung als Entwick-
lungs- und Kompetenzzentrum für
gebackene Produkte (Soletti) in der
Produktionsstätte Feldbach für
den Intersnack Konzern.
Teil der Intersnack-World
Äh, wie bitte – IntersnackKonzern?! Wie geht denn nun
die Intersnack-Zugehörigkeit mit
einer 60 Jahre währenden Erfolgsgeschichte einher? Wolfgang
Hötschls Antwort ist nonchalant:
„Jeder Eigentümerwechsel hat das
Unternehmen stärker gemacht!“
Kongenial wird das in der Umkehrperspektive nicht anders gesehen:
Maarten Leerdam, Vorstandsvor-
sitzender Intersnack Group: „Kelly
hat einen neuen Spirit in die Gruppe eingebracht.“
Erquicklich im Lauf der Jahre
war aber ebenfalls die Partnerschaft mit Raiffeisen. Das mag
zwar gleichzeitig jene Zeit gewesen
sein, in der man zwecks Preiserhöhungen zur paritätischen Kommission pilgern musste, hat aber
andererseits maßgeblich dazu
beigetragen, dass die Verbindung
der ehemaligen American Popcorn
Company zur Kartoffel-Rohscheibe
bäuerlich-manifest und nachhaltig gedieh. Genau genommen profitiert die Marke Kelly davon bis
heute: Die nachhaltigen Kartoffeln
Kelly-Story Einst gab es einen US-Soldaten namens Howard Morse Kelly
First American Popcorn Company wird zu Kelly
Wien. Im Jahr 1955 gründete Herbert Rast die „First American Popcorn Company“ gemeinsam mit
dem US-Soldaten Major Howard Morse Kelly. Vom damaligen Mitstreiter stammen auch der Name und die bewusst amerikanische Ausrichtung der Firma. Tatsächlich wird es wohl bis heute
Konsumenten geben, die meinen, Kelly sei eine amerikanische Firma – damals war das ein mehr
oder minder bewusster Marketiggag des rein österreichischen Unternehmens. Dieses startete mit
einem Jahresumsatz von umgerechnet 43.531 € – heute steuert man auf einen Umsatz jenseits
der 160 Mio. €-Grenze zu.
Vor 21 Jahren übergab Herbert Rast nach nahezu 40 Jahren die Geschäftsführung an Wolfgang Hötschl. Unter Hötschls Leitung wurde 1996 ein modernes Logistik- und Verwaltungszentrum am heutigen Standort in Wien in Betrieb genommen. Im Jahr 2003 wurde die Chipsproduktion von Hollabrunn nach Wien übersiedelt. Seit dem Jahr 2008 ist Kelly Part der IntersnackGruppe und als Management-Unit auch verantwortlich für die Länder Slowenien, Adriatics,
Italien und die Schweiz. Das europäische Kompetenzzentrum für die Category Baked wurde in
Feldbach eingerichtet.
aus Österreich zu beziehen, ist
dieser Tage ein positiv besetztes
Asset der Company. Begleitet von
zeitgemäßen Justierungen wie der
Umstellung von Palmöl auf Sonnenblumenöl, der Verwendung
von natürlichen Aromen und einer
„fairen“ Beziehung zu NGO’s – die
mittels fair produzierter Edelnüsse
hierzulande eine echte Produktnuss
geknackt hat –, ist aus manch kalorienreichem Snack zwar noch kein
Gesundheitsprodukt geworden,
aber ein der Lebensmittelsicherheit
entsprechendes Genussprodukt.
Daneben ist es der Innovationswille, der Kelly als Knabberbastion
in der ersten Reihe hält. Dieser zeitigte zwar gelegentlich Misserfolge
(legendär: Mikrowellenchips), aber
öfters öffnete er Türen in neue Dimensionen und Kategorien. Der
Zugang zum Flop ist mittlerweile
übrigens pragmatisch. „Aus Flops
lernt man“, sagt Hötschl.
Flyin’ high mit Airpacks
Zu den Produkthighlights der
Vergangenheit gehört das Airpack, welches garantiert, dass
Chips frühestens im unbarmherzigen Kauapparat bersten; in der
jüngeren Vergangenheit sind es
Popcorn-Chips, Soletti SuperSize
oder Fairtrade-Nüsse. Für die nahe
Zukunft gesellen sich büffelstarke
Neuheiten wie Bull’s Heads oder
Chocolate Popcorn hinzu, aber
auch Produkte, die weniger für die
Ewigkeit und mehr in der Saison
reüssieren, etwa Salty Spookies
oder Line Extensions wie die „altbackenen“ gold fischli Käse.
In der Abteilung, die es eigentlich nicht gibt, stellt Kelly Eigenmarkenkompetenz zur Schau.
Wolfgang Hötschls Verhältnis zu
diesen ist ambivalent. Er bringt
das zum Ausdruck, wenn er moniert: „Wenn man Gäste hat, wird
man denen das Billige nicht servieren.“ Ob billig oder nicht: Eigenmarken im Snackregal haben es auf
30 Prozent Marktanteil geschafft –
somit ist für Kelly letztlich gar die
Eigenkonkurrenz eine Herausforderung.
marken
Soletti gehört zu den größten heimischen
Mehlabnehmern.
Soletti-Produkte werden in Feldbach produziert und tragen das AMA-Gütesiegel.
Kelly’s Chips werden zu 100% aus österreichischen Kartoffeln im Werk in Wien 22
produziert.
Kelly’s Chips sind mit dem TÜV-Siegel zertifiziert und die Kartoffeln können anhand der
Verpackung bis zur Herkunftsregion zurückverfolgt werden.
Kelly’s Chips werden in hochwertigem Hoso
Sonnenblumenöl frittiert.
Kelly’s und Soletti verzichten auf Geschmacksverstärker und setzen MSG-freie
Gewürze ein.
Kelly’s und Soletti-Produkte verwenden
heimisches Salz.
Kelly’s und Soletti-Produkte sind transfettsäurefrei.