D-45958 1,40 Euro www.hochschulanzeiger.de Nothilfe für Studenten: Ein Stipendium unterstützt junge Syrer in Deutschland November 2015 Nr. 140 Was wird man mit MINT? Die besten Jobs für MINT-Absolventen (und welche noch zu haben sind) Studium 4.0: Wie die Digitalisierung die Unis verändert EDITORIAL/INHALT 3 Was wird man mit MINT? Kanzlerin! M Die neue F.A.Z.-App DERTAG it dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet. Seit ein paar Wochen ist mein Sohn nun in der Schule. Und auf die Standardfrage des besorgten Papas nach dem Lieblingsfach antwortete der Junior: Rechnen. Na, dann ist ja alles in Ordnung, dachte ich mir. Denn: Absolventen der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, die man inzwischen zu MINTlern zusammenfasst, sind am ArWas wird man mit beitsmarkt begehrt. Deutschen UnterMINT? nehmen fehlten im September dem Institut der deutschen Wirtschaft zufolge 164.400 Arbeitskräfte im Bereich MINT – der höchste Stand seit 2012. Der Nachfrageüberschuss nach MINT-Absolventen bringt Bewerber immer häufiger in die Situation, sich ihren Arbeitgeber aussuchen zu dürfen. Doch: Was wird man eigentlich mit MINT? Bundeskanzlerin, wie wir mit Blick auf unser Cover suggerieren? Nun, ganz ehrlich: Die Vita von Angela Merkel, die als Physikerin und damit als typische MINTlerin Bundeskanzlerin wurde, ist sicher ungewöhnlich. Dennoch stellen sich viele Studenten die Frage, was sie mit einem MINTAbschluss anfangen sollen. Das Gute ist: Sie werden in fast allen Branchen gesucht, wie wir in unserer Titelgeschichte Nothilfe für Studenten: Ein Stipendium unterstützt junge Syrer in Deutschland Die besten Jobs für MINT-Absolventen (und welche noch zu haben sind) D-45958 1,40 Euro www.hochschulanzeiger.de Die wichtigsten Nachrichten der letzten 24 Stunden in einer App von Daniel Schleidt hochschulanzeiger.de [email protected] @FAZ_Hanz fb.com/hochschulanzeiger November 2015 Nr. 140 nachweisen, für die wir Personaler von Firmen aus unterschiedlichen Branchen befragt haben (ab Seite 6). Dass die Fachkräftelücke nicht noch größer ausfällt, hängt übrigens dem Institut der deutschen Wirtschaft zufolge mit der Integration von aus dem Ausland zugewanderten Fachkräften zusammen. Doch auch wenn die aktuelle Flüchtlingsthematik vor allem humanitäre Gesichtspunkte hat, so zeigen die Zahlen noch etwas anderes. Nämlich dass die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte auch die wachsende Sorge mildern kann, die MINT-Lücke dauerhaft nicht schließen zu können. Ein gutes Beispiel dafür, wie die Integration funktionieren kann, ist Ellen aus Syrien. Sie kann mit Hilfe eines Stipendiums ihr Ingenieurstudium in Deutschland fortsetzen. Es ist absolut lesenswert, was Ellen in den vergangenen Jahren erlebt hat. Unsere Redakteurin Lisa König hat die angehende Bauingenieurin getroffen – und erzählt ihre Geschichte ab Seite 32. Studium 4.0: Wie die Digitalisierung die Unis verändert Viel Spaß beim Lesen wünscht, Daniel Schleidt, Chefredakteur Inhalt · ÜBER 40.000 DOWNLOADS IN DEN ERSTEN ZWEI WOCHEN · TOP NUTZERBEWERTUNG JETZT KOSTENLOS LADEN Coverillustration: Marcel Salland, Foto: Espen Eichhöfer, Illustration: Eva Revolver/Sepia Karriere 04 Was ein GIS-Developer macht und warum blaues Bier eine gute Geschäftsidee ist 14 16 19 06 12 Was wird man mit MINT? Karriereperspektiven in verschiedenen Branchen Erfolgslenker – Einblick in die Arbeitswelt eines Sportingenieurs 20 Unterwegs mit Dämonen – Aus dem Arbeitsalltag eines Achterbahningenieurs Campus Leben 22 28 Wie Studis chillen und was ein WG-Zimmer kostet 30 Hereinspaziert – Tipps für die Zimmersuche im Auslandssemester Wer Hirndoping betreibt und welche die besten Unis in Deutschland sind Für und Wider von Doktorwürden: Ein Doktortitel war in den Naturwissenschaften lange Pflicht. Und heute? Der Ingenieur wird digitaler – Interview mit Bosch-Arbeitsdirektor Christoph Kübel 32 24 Studium 4.0: Wie die Digitalisierung die Unis verändert Trainee vs. Direkteinstieg: Für wen lohnt sich welcher Berufsstart? Der nächste Hochschulanzeiger erscheint am 8. Dezember 2015 Ellens Traum vom Morgen: Eine Syrerin studiert dank eines Stipendiums in Deutschland Schluss 36 38 November 2015 Da musst du hin! Die besten RecruitingEvents von November bis Dezember Wie wird man eigentlich Schauspielerin, Karoline Herfurth? KARRIERE KARRIERE KARRIERE Studis wollen in die Unternehmensberatung Viele Studierende wollen in der Unternehmensberatung arbeiten. Das ist das Ergebnis einer Befragung unter 20.000 Studierenden im Rahmen der Studienreihe „Fachkraft 2020“ von Studitemps.de und dem Department of Labour Economics der Maastricht University. Insgesamt wurden 24 Branchen analysiert. 7,4 Prozent der angehenden Akademiker können sich eine Karriere in der Unternehmensberatung vorstellen – und das, obwohl die Unternehmensberatung mit insgesamt etwa 100.000 Beschäftigten bundesweit eher zu den kleinen Branchen zählt. Die Unternehmensberatung liegt in der Umfrage damit auf Platz drei. Platz eins belegt die Medien- und Verlagsbranche mit 17,1 Prozent, gefolgt von der Automobilindustrie mit 11,9 Prozent. Doch obwohl viele Studierende in der Unternehmensberatung arbeiten möchten, erhoffen sie sich zum Berufsstart erst einmal wenig von der Branche. Sowohl in Sachen Einstiegsgehalt (41.400 Euro) als auch hinsichtlich der Jobzufriedenheit (7,26 von maximal 10 Punkten) bewegt sich die Branche eher im Mittelfeld. Studitemps-Geschäftsführer Eckhard Köhn: „Es ist anzunehmen, dass Studierende sich von der Branche langfristige Erträge erhoffen und hierfür bereit sind, zu Beginn ihrer Karriere zu investieren.“ Jobs mit Zukunft: Uli Strötz, GIS Developer Text: Lien Herzog, Foto: Espen Eichhöfer Was muss ich tun? Als GIS Developer (Geoinformatiker) ist es deine Aufgabe, Daten zu sammeln und anhand deren digitale Karten zu erstellen. Zuletzt sollte ich Daten über Mexiko-Stadt erheben. Dazu musste ich mir zunächst ein Konzept überlegen, wie ich an diese Daten rankommen könnte. Schließlich habe ich sie durch Crowdsourcing gesammelt und anschließend verarbeitet. Im letzten Schritt werden die Daten so formatiert, dass sie in der App angeboten werden können. Top 10 der beliebtesten Arbeitgeber unter den Unternehmensberatungen Was muss ich können? Ich habe einen Bachelor in International Forest Ecosystem Management gemacht und einen Master in Geoinformatik draufgesetzt. Mein Bachelor hat kaum etwas mit meiner jetzigen Arbeit zu tun. Wichtiger ist es, Erfahrung im Programmieren mitzubringen. Außerdem ist es von Vorteil, räumliches Vorstellungsvermögen zu besitzen und logisch denken zu können. In manchen Ländern kann es schwerer sein, an die Daten zu kommen – da hilft es, kreativ zu sein und innovative Ideen zu haben. 1. McKinsey (USA), 14,1 % 2. EY (Ernst & Young; GBR), 12,1 % 3. Boston Consulting Group (USA) 11,9 % 4. Porsche Consulting, 9,0 % 7. Pricewaterhouse Coopers, 5,8 % 8. Deloitte Deutschland, 4,4 % 9. Accenture, 3,9 % 10. Bain & Company, 3,6 % Quelle: Studitemps Das erwarten MINT-Absolventen von ihrem Arbeitgeber Die Top 5 November 2015 Ich stehe vor der Wahl, ein Auslandssemester anzutreten oder ein Praktikum bei einer für mich relevanten Firma zu absolvieren. Was macht mit Blick auf meine Karriere mehr Sinn? Timo H. per Mail Diese Frage lässt sich eher unter strategischen Aspekten beantworten. Wichtig dabei ist, welche konkrete Position mit welchen Aufgaben beim Berufseinstieg nach dem Studium angestrebt wird. Daraus lässt sich ableiten, welche Fähigkeiten und Fachkompetenzen vorrangig zu erwerben sind, um fit zu sein für diesen Job. Haben beispielsweise Sprachkompetenz oder ein internationaler Abschluss hohe Priorität für eine berufliche Tätigkeit? Dann wäre ein Auslandssemester sicherlich auch im Hinblick auf eine spätere Führungsposition vorteilhaft. Bedenklich sind wenig zielführende Auslandssemester, die letztlich einen Berufseinstieg nur hinauszögern. Jemand, der sich fit fühlt, sich praktisch ausprobieren möchte und den direkten Berufseinstieg sucht, sollte mit klar formulierten Erwartungen ein Praktikum vereinbaren. Nur so ist ein Praktikum für beide Seiten – Arbeitgeber und Praktikant – auch ein wirklicher Gewinn. Als Teil einer optimalen Karriereplanung kann also beides – Auslandssemester oder Praktikum – bereits der erste Schritt zum Berufseinstieg sein. Martina Rehberg-Rechtenbach ist Bewerbungscoach mit dem Schwerpunkt Akademikerberatung. Bitte richtet eure Fragen an den Bewerbungscoach an [email protected] 6. KPMG Deutschland, 6,5 % Warum hat der Job Zukunft? Viele Städte wollen ihre Verkehrsnetze digitalisieren und ihre Stadt „schlauer“ machen. Hier kommen GIS Developer ins Spiel. Da Smartphones und die dadurch generierten Daten in vielerlei Hinsicht interessant sind, wird die Verarbeitung dieser Daten immer wichtiger. Dass diese Daten beispielsweise über Apps einer stetig wachsenden Community zur Verfügung gestellt werden, macht das Leben von vielen Menschen kontinuierlich leichter. Uli Strötz, 26, ist Geoinformatiker und arbeitet als GIS Developer bei Ally, einem Anbieter einer Transport-App, die die Daten des öffentlichen Nahverkehrs bündelt und dem Nutzer die beste Route anzeigt. Praktikum oder Auslandssemester? 5. IBM Global Business Services (USA), 8,8 % Wo kann ich arbeiten? Du kannst bei staatlichen Behörden arbeiten und natürlich bei allen App-Anbietern, die etwas mit Karten zu tun haben. Ich habe meinen Job bei Ally damals über Twitter gefunden. Was mag ich an meinem Job? Ich liebe es, in einem internationalen Team zu arbeiten. Ich habe bereits Karten von der ganzen Welt erstellt – ob Berlin, Mexiko-Stadt oder Daressalam in Tansania. Ich mag es, mich in ein Thema reinzudenken, ähnlich wie eine Matheaufgabe zu lösen – obwohl ich nicht unbedingt eine Leuchte in Mathe war. Als GIS Developer programmierst du nicht nur stur vor dich hin, sondern siehst am Ende auch ein konkretes Ergebnis. 5 DER BEWERBUNGSCOACH Foto: Babo Blue 4 1. Herausfordernde Aufgaben 2. Fachliche Weiterentwicklung 3. Kollegiale Zusammenarbeit 4. Innovativer Arbeitgeber 5. Balance zwischen Berufs- und Privatleben Quelle: McKinsey DIE DÜSENTRIEBS Blaues Wunder Ein Bier nach Kölner Brauart mit dem Geschmack von Heidelbeere, Johannisbeere und Brombeere – mit diesem außergewöhnlichen Biermischgetränk haben die Studenten der Brauwesen- und Getränketechnologie Ludwig Gerlinger (24), Hans-Kaspar Mayer (24), Patrick Loy (24), Josef Kimberger (25) sowie Lebensmitteltechnologie-Student Robin Stein (28) vor einem Jahr beim Innovationswettbewerb der TU München den ersten Platz belegt. Das Besondere an dem Bier namens Babo Blue ist die knallblaue Farbe und das dazugehörige Brauverfahren: „Wenn man zu gelbem Bier blaue Lebensmittelfarbe hinzumischt, dann wird es grün. Es ist also ein ganz besonderer Brauprozess, bis diese blaue Farbe zustande kommt“, erklärt Robin. Im August 2015 wagten sich die Jungs in die VoxSendung „Die Höhle der Löwen“. Dort konnten sie zwei Investoren für sich gewinnen und mit 100.000 Euro Investment nach Hause gehen. „Die mediale Aufmerksamkeit ist ganz klar gestiegen, und wir merken das natürlich auch an den Bestellungen in unserem Online-Shop“, sagt Robin. November 2015 6 KARRIERE KARRIERE technik, Anlagenbau, in der Produktion oder Instandhaltung und natürlich in Forschung und Entwicklung. Aber auch in der Logistik, im Umwelt- oder Gesundheitsmanagement sowie im Controlling, Einkauf oder Produktmarketing können MINT-Absolventen ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Berufsbilder gibt es viele – was zählt, sind persönliche Interessen und Fähigkeiten. Was wird man mit MINT? Mathematiker, Informatiker, Naturwissenschaftler und Techniker werden heute überall gebraucht. Sogar im Kanzleramt. Der große Job-Check für MINTAbsolventen. Worauf legen Sie bei der Auswahl für diese Berufe besonderen Wert? Neben den fachlichen Fähigkeiten und einem guten Hochschulabschluss zählen die persönlichen Stärken. Wer in der Chemiebranche Karriere machen möchte, muss kommunikative Fähigkeiten und Teamgeist haben und interkulturelle Erfahrung sowie unternehmerisches Denken, Kreativität und erste Praxiserfahrungen mitbringen. Chemie Welche Berufsbilder bietet Ihre Branche karriereorientierten MINTHochschulabsolventen? Ingenieure und Naturwissenschaftler arbeiten in den Bereichen Ingenieurwesen, Verfahrens- Zusammengestellt von Lisa König und Daniel Schleidt Illustrationen: Marcel Salland und Sylvia Wolf werken, verbessern und in der Produktion, Qualitätssicherung oder Instandsetzung arbeiten. Ihr Wissen ist auch gefragt, um das Gesamtsystem Luftfahrt zu optimieren: Sie befassen sich mit den Themen Verkehrsflusssteuerung, Kapazitätserhöhung oder Vernetzung der Systeme. Viele Berufe umfassen die Arbeit an Steuer- und Regelungssystemen und komplexer Software. Zudem stehen MINT-Absolventen Vertriebs- und Managementfunktionen offen. Luft- und Raumfahrt Welche Berufsbilder bietet Ihre Branche karriereorientierten MINTHochschulabsolventen? Absolventen können etwa neue Materialien erforschen, Fertigungsverfahren weiterentwickeln, einzelne Komponenten, zum Beispiel an Trieb- November 2015 Welche Perspektiven haben MINT-Absolventen langfristig in Ihrer Branche? Die Chemiebranche braucht Experten mit technischem und naturwissenschaftlichem Sachverstand. Fast 70 Prozent unserer Mitarbeiter weltweit arbeiten in den Bereichen Produktion, Technik und Forschung. Ob eine wissenschaftliche Lauf- Worauf legen Sie bei der Auswahl für diese Berufe besonderen Wert? In der Spitzenforschung kommt es vor allem auf sehr gute fachliche Grundlagen an. Bewerber sollten zudem in Systemansätzen denken und mit hoher Komplexität umgehen können. Wichtig ist auch, dass Nachwuchskräfte einen hohen Anspruch an die eigene Arbeit haben und Verantwortung übernehmen möchten. Sie sollten gern im Team arbeiten und gut Englisch sprechen, da viele Projekte mit internationalen Partnern stattfinden. Welche Perspektiven haben MINT-Absolventen langfristig in Ihrer Branche? In Forschung und Entwicklung sind die Chancen genauso gut wie in Produktion, Betrieb oder War- 7 bahn in der Forschung, eine Tätigkeit im operativen Geschäft oder in der strategischen Planung – es gibt viele Möglichkeiten. Was würden Sie MINT-Studenten empfehlen, um optimal für den Arbeitsmarkt aufgestellt zu sein? Wir empfehlen, bereits während des Studiums Einblick in die Arbeitswelt zu suchen – beispielsweise über ein Praktikum oder eine Abschlussarbeit in einem Unternehmen. Für einen Einstieg in Forschung und Entwicklung ist bei uns eine Promotion erforderlich. Während des Studiums oder der Promotion sollten Studierende internationale Erfahrungen suchen – sei es durch ein Auslandssemester, internationale Kooperationen oder einen Postdoc-Aufenthalt in einer hochkarätigen Forschungsgruppe. Jordan Kurikov, Talent Resourcing Engineering & Production, BASF SE tung. An den Schnittstellen dieser Bereiche gibt es ebenfalls interessante Aufgaben. Die Luftund Raumfahrt wird global langfristig auf Wachstumskurs bleiben, der Transportbedarf weiter steigen. Auch auf Satelliten mit ihren vielfältigen Einsatzmöglichkeiten wie Kommunikation, Navigation oder Erdbeobachtung wird man weiterhin setzen. Was würden Sie MINT-Studenten empfehlen, um optimal für den Arbeitsmarkt aufgestellt zu sein? Für den Einstieg ist es hilfreich, die gängigen Softwaretools für das jeweilige Berufsbild zu kennen. Am wichtigsten ist aber, dass Studierende sich mit Leidenschaft den Themen widmen, die sie besonders interessieren. Verbunden mit Einsatzfreude und Belastbarkeit, ist dies die Voraussetzung dafür, um wirklich gut zu sein und später Erfolg im Beruf zu haben. Und: In der Luft- und Raumfahrt gehören die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen und der Blick über den Tellerrand unbedingt dazu. Christian Jenssen, Leiter Zentrales Personalmarketing, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) November 2015 8 KARRIERE KARRIERE zent der Neueinstellungen bei uns einen technischen Hintergrund haben. Die Automobilbranche bietet die Chance, eine der nächsten großen technischen Evolutionen mitzugestalten: das automatisierte Fahren. Automotive Welche Berufsbilder bietet Ihre Branche karriereorientierten MINTHochschulabsolventen? Unsere Branche rekrutiert Softwareentwickler, IT-Experten, Ingenieure für Elektronik und Elektrotechnik, Chemiker, Maschinenbauer und Wirtschaftswissenschaftler. 2015 werden rund 80 Pro- Logistik Welche Berufsbilder bietet Ihre Branche karriereorientierten MINTHochschulabsolventen? Die Logistikbranche zeichnet sich durch eine starke Praxisorientierung aus. Darum sind MINTHochschulabsolventen, die ein duales Studium abgeschlossen oder Praktika absolviert haben bzw. bereits erste Berufserfahrungen sammeln konnten, gut gerüstet für einen Job in der Logistik. Mit einem Bachelor of Science in Informatik Worauf legen Sie bei der Auswahl für diese Berufe besonderen Wert? Qualifizierende Praktika – vorzugsweise in der Automobil- und Zuliefererindustrie – sowie ein interdisziplinärer und breit gefächerter akademischer Hintergrund sind wünschenswert. Gute bis sehr gute Englischkenntnisse sind ebenfalls notwendig. Kommunikations- und Teamfähigkeit, Projekterfahrung sowie die Bereitschaft zur internationalen Mobilität runden für uns ein Idealprofil ab. Außerdem ist der Blick auf die individuellen Fertigkeiten und Fähigkeiten der Bewerber besonders wichtig. Welche Perspektiven haben MINT-Absolventen langfristig in Ihrer Branche? Absolventen der sogenannten MINT-Fächer haben nicht nur kurzfristig, sondern sicher mittel- und langfristig gute Perspektiven in unserer bzw. Wirtschaftsinformatik finden MINT-Absolventen beispielsweise eine Beschäftigung in der IT eines Logistikdienstleisters. Worauf legen Sie bei der Auswahl für diese Berufe besonderen Wert? Wir legen im Recruiting besonderen Wert darauf, dass Mitarbeiter auch wirklich zum Unternehmen passen. Das heißt: Wir suchen Persönlichkeiten, die sich zusätzlich zu ihrer fachlichen Qualifikation im Team entfalten können und dort ihr Profil entwickeln. Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke, Engagement, Verständnis für Länder und Kulturen – gerade für uns in der Logistik von großer Bedeutung – und eine Leidenschaft für unsere Branche: das sind nach wie vor die wichtigsten Eigenschaften. Welche Perspektiven haben MINTAbsolventen langfristig in Ihrer Branche? Es wird einen wirtschaftlichen Strukturwandel hin zu einer forschungs- und wissensintensiveren Gesellschaft geben. Das wird auch Einfluss auf die Logistikprozesse haben: Warenflüsse werden digitalisiert, Scan- November 2015 lenpositionen gefragt sind und sich die klassischen Berufsbilder analog zur Energiebranche stetig weiterentwickeln. Projektmanagement ist neben der Fachausrichtung verstärkt Teil des Berufsbildes geworden. Aber: Es gibt nach wie vor den Ingenieur, der sich ausschließlich mit der Inbetriebnahme einer Dampfturbine beschäftigt. Neben den typischen Einsatzfeldern im Maschinenbau, in der Anlagentechnik sowie der Elektro- oder Verfahrenstechnik sind auch interne Bereiche wie HR, Vertrieb und IT interessante Karrierewege. Branche. Gerade Nachwuchskräfte, die ein hohes Maß an intrinsischer Motivation, Kreativität und eine Bereitschaft zur Mobilität mitbringen, haben Vorteile und können damit ihrer Karriere einen besonderen Antrieb geben. Die Bereitschaft, in einem internationalen Zusammenhang zu arbeiten, sollte vorhanden sein. Was würden Sie MINT-Studenten empfehlen, um optimal für den Arbeitsmarkt aufgestellt zu sein? Unabhängig vom Studiengang sollten Studenten bereit sein, über den Tellerrand zu schauen. Das theoretische Wissen aus dem Hörsaal ist wichtig, sollte aber durch außeruniversitäres Engagement ergänzt werden. Für MINT-Studenten könnte zum Beispiel ein Engagement in einem „Formula Student“-Team eine wertvolle praktische Erfahrung sein. Wichtig sind immer Freude an der Technik, Kreativität und Neugier, um so die Zukunft aktiv mitzugestalten. Steffen Brinkmann, Leiter Employment Branding Deutschland, Continental AG ning, Transparenz und Selbststeuerung rücken stärker in den Fokus. Akademiker mit MINT-Qualifikation werden als Technologieexperten besonders in der Informationslogistik äußerst gefragt sein. Da die Logistikbranche generell sehr praxisorientiert ist, werden auch Bachelorabsolventen künftig gute Perspektiven in der Logistik haben. Was würden Sie MINT-Studenten empfehlen, um optimal für den Arbeitsmarkt aufgestellt zu sein? Eine gute Mischung aus Theorie und Praxis bringt Hochschulabsolventen das optimale Rüstzeug für ihr Arbeitsleben. Als Arbeitnehmer im Logistiksektor muss man Flexibilität mitbringen, denn kein Tag ist wie der andere. Es geht darum, schnell individuelle Lösungen zu finden und Organisationstalent zu haben. Über den Tellerrand zu blicken und mit offenen Augen durch das (Arbeits-) Leben zu gehen sind Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Tätigkeit in der Logistik. Martina Szautner, Corporate Director Corporate Human Resources, Dachser SE Energie Welche Berufsbilder bietet Ihre Branche karriereorientierten MINTHochschulabsolventen? In der Energiebranche kann man mit MINT-Studium beispielsweise Systemarchitekt für Energiemanagement oder Projektingenieur für Konstruktion werden. Wir stellen fest, dass mehr Schnittstel- Anlagenund Maschinenbau Worauf legen Sie bei der Auswahl für diese Berufe besonderen Wert? Am meisten achten wir neben den universitären Leistungen und Praxiserfahrungen auf das Mindset des Kandidaten. Bewerber sollten Freude daran haben, den Austausch mit talentierten und internationalen Kollegen voranzutreiben. Dazu sind Wissbegierde und Entwicklungsfreude wichtige Soft Skills. Welche Perspektiven haben MINT-Absolventen langfristig in Ihrer Branche? und Entwicklung, aber auch im Fertigungsbereich. Der Bereich Forschung und Entwicklung ist gerade bei Hochschulabsolventen der Ingenieurwissenschaften sehr beliebt. Dabei suchen auch „klassische“ Maschinenbauunternehmen verstärkt Mechatronik- und ElektrotechnikAbsolventen, da diese Fachrichtung zunehmend an Bedeutung gewinnt. Worauf legen Sie bei der Auswahl für diese Berufe besonderen Wert? Das Interesse an Technik in Kombination mit Neugier und Forschungsdrang ist besonders wichtig bei Hochschulabsolventen. Der Blick über den Tellerrand ist für jedes Projektteam eine wichtige Eigenschaft, die Hochschulabsolventen schon im Studium unter Beweis stellen können. Welche Berufsbilder bietet Ihre Branche karriereorientierten MINTHochschulabsolventen? Nach einem technischen Studium gibt es zahlreiche Möglichkeiten in den Bereichen Forschung Welche Perspektiven haben MINT-Absolventen langfristig in Ihrer Branche? MINT-Absolventen haben gute Aussichten für die Zukunft, da gut ausgebildete Ingenieure 9 Die neue Energiewelt wird dynamischer wachsen und in vielen Ländern an Bedeutung gewinnen, daneben wird auch die klassische Energiewelt weiter bestehen und gut aufgestellten Kandidaten attraktive Chancen bieten. Die Karriereperspektiven sind vielfältig. Der Energiesektor verzeichnet einen steigenden Bedarf an Fachkräften. Was würden Sie MINT-Studenten empfehlen, um optimal für den Arbeitsmarkt aufgestellt zu sein? Auch wenn man es überall hören kann, stimmt es: Studienbegleitende Praktika, Werkstudententätigkeiten und Auslandserfahrungen sowie eine frühe Spezialisierung sind die Grundsteine für den optimalen Berufseinstieg. Gerade im Energiesektor. Auch mit einem international ausgerichteten Traineeprogramm hat man gute Berufschancen in einem hochspannenden Zukunftsmarkt. Frank Schönig, Manager Recruiting, E.ON Energie Deutschland GmbH in den unterschiedlichen Spezialisierungen im Anlagen- und Maschinenbau weiterhin sehr gefragt sein werden. Unternehmen der Branche fördern Absolventen und entwickeln Nachwuchskräfte weiter. So können MINT-Absolventen bereits früh Verantwortung übernehmen. In der Branche werden Führungspositionen in vielen Unternehmen vorrangig intern besetzt. Internationale Perspektiven bringen zusätzliche Attraktivität für MINT-Absolventen. Was würden Sie MINT-Studenten empfehlen, um optimal für den Arbeitsmarkt aufgestellt zu sein? Neben dem fachlichen Knowhow sind soziale Kompetenzen wie Kommunikations-, Verantwortungs- und Teamfähigkeit für den Berufseinstieg entscheidend. Praktische Erfahrungen während des Studiums bieten erste Gelegenheiten, diese Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Carolin Buchmaier, Personalmarketing, Andreas Stihl AG & Co. KG November 2015 10 KARRIERE KARRIERE manager oder Berater in Bereichen wie Technologie, Investmentbanking und Firmenkundengeschäft, im Wealth-Management oder im Inhouse-Consulting. Banken und Finanzen Welche Berufsbilder bietet Ihre Branche karriereorientierten MINTHochschulabsolventen? Karriereorientierten MINT-Hochschulabsolventen bieten sich im Banken- und Finanzsektor vielfältige Möglichkeiten, sowohl für eine Fach- als auch für eine Führungskarriere. Vor allem für Absolventen mit analytischen Fähigkeiten und entsprechendem Studienhintergrund ergeben sich derzeit gute Einstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten, zum Beispiel als Analyst, Projekt- Elektrotechnik Welche Berufsbilder bietet Ihre Branche karriereorientierten MINTHochschulabsolventen? Mit einem Abschluss in einem MINT-Fach hat man heute sehr gute Zukunfts- und Berufsaussichten – gerade auch in Zukunftsfeldern wie der digitalen Transformation, der optischen Indus- Worauf legen Sie bei der Auswahl für diese Berufe besonderen Wert? Bewerber aus den Fachrichtungen der (Wirtschafts-)Informatik, (Wirtschafts-)Mathematik, des Wirtschaftsingenieurwesens mit IT-Schwerpunkt oder auch mit einer naturwissenschaftlichen Ausrichtung haben in der Branche gute Chancen. Die Absolventen sollten eine Leidenschaft für Technologie und eine Affinität zum Finanzmarkt sowie Kommunikationsstärke und eine hohe Teamorientierung mitbringen. Wir suchen nach Menschen, die offen sind für Neues, über ausgeprägte analytische Fähigkeiten verfügen und Freude daran haben, innovative Lösungen zu finden. Welche Perspektiven haben MINT-Absolventen langfristig in Ihrer Branche? MINT-Absolventen können in der Banken- und Finanzbranche ganz unterschiedliche Karrierewege gehen. Ein Kollege, der Mathematik studiert hatte, untersuchte nach Studium und Promotion zunächst technologische Trends trie oder auch der E-Mobility. Je nach Schwerpunkt ist man breit einsatzfähig, beispielsweise in der Forschung und Entwicklung, aber auch in applikationsnahen Bereichen wie etwa dem Produktmanagement. Worauf legen Sie bei der Auswahl für diese Berufe besonderen Wert? Neben guten Noten zählt für uns insbesondere die bereits erworbene praktische Erfahrung in dem jeweiligen Fachgebiet – etwa durch Industriepraktika. Wir legen außerdem besonderen Wert darauf, dass ein Kandidat Unternehmergeist mitbringt. Gute Entwickler etwa haben nicht nur ein breites technisches Interesse, sondern auch ein Gespür dafür, was der Kunde wirklich braucht, um sein Problem zu lösen. Nur so kann eine Innovation entstehen, die sich im Markt behauptet. Welche Perspektiven haben MINT-Absolventen langfristig in Ihrer Branche? Verantwortungsvolle Aufgaben im Management sind gerade bei November 2015 auf ihre Anwendbarkeit in der Bank. Heute betreut er auch die Hochschulengagements seiner Division und engagiert sich als ehemaliger Sieger bei „Jugend forscht“ als Pate. Auch durch die zunehmende Digitalisierung des Geschäftes bieten sich viele spannende Aufgabenfelder und Tätigkeitsbereiche. Unsere Branche sucht Absolventen, die beispielsweise bestehende Systeme und Prozesse optimieren und mit agilen Entwicklungsmethoden neue Produkte entwickeln können. Was würden Sie MINT-Studenten empfehlen, um optimal für den Arbeitsmarkt aufgestellt zu sein? Ich empfehle, sich so früh wie möglich auszuprobieren und praktische Erfahrungen zu sammeln. Finden Sie heraus, was zu Ihnen passt und wo Sie gut sind. Nutzen Sie die Möglichkeit eines Praktikums, und schauen Sie über den Tellerrand Ihres Studienbereichs hinaus. Verbinden Sie technisches mit kaufmännischem Wissen. Damit legen Sie eine sehr gute Grundlage für eine langfristige Karriere im Finanzsektor. Öffentlicher Dienst Welche Berufsbilder bietet Ihre Branche karriereorientierten MINTHochschulabsolventen? Der IT-Bereich im öffentlichen Dienst bietet viele Einstiegsmöglichkeiten für gut ausgebildete Hochschulabsolventen in den Fächern Informatik, Wirtschaftsinformatik oder anderen Studiengängen mit IT-Bezug. Die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten ist groß – das Spektrum deckt zahlreiche Fach- und Führungskarrieren ab. Gerade Themen wie die IT-Sicherheit, die IT-Infrastruktur und die Energieeffizienz stellen die Spezialisten vor immer neue und spannende Herausforderungen. Der Bedarf an qualifiziertem IT-Personal nimmt mit zunehmender Automation und Realisierung von zukunftsweisenden Verwaltungsstrukturen unter dem Stichwort E-Government stetig zu und zieht sich durch alle Ressorts der öffentlichen Hand. Es bieten sich daher auch langfristig gute berufliche Perspektiven und vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Worauf legen Sie bei der Auswahl für diese Berufe besonderen Wert? Neben einem guten Hochschulabschluss und Interesse an der Informationstechnologie und Kommunikationstechnik sind Soft Skills wie soziale Fähigkeiten sehr wichtig. Auch Kommunikations- und Kooperationsbereitschaft, die Freude an der Weiterentwicklung und Verantwortungsbewusstsein haben einen hohen Stellenwert. Was würden Sie MINT-Studenten empfehlen, um optimal für den Arbeitsmarkt aufgestellt zu sein? Wichtig ist, dass Bewerber möglichst viel Praxiserfahrung durch Praktika oder Auslandsaufenthalte sammeln und auch über den Tellerrand des eigenen Faches schauen. Für die künftige Arbeitsuche ist sowohl regionale als auch inhaltliche Flexibilität vorteilhaft. Welche Perspektiven haben MINT-Absolventen langfristig in Ihrer Branche? Petra Schmid, verantwortlich für den Personalbereich im IT-Systemhaus der Bundesagentur für Arbeit Anke Kirn, Head of Talent Acquisition Germany & EMEA, Deutsche Bank AG technischen Unternehmen im Laufe der Karriere natürlich immer eine Perspektive. Forschungsintensive Unternehmen bieten für die Zielgruppe oft auch spezielle Fachlaufbahnen an. Karriere machen heißt eben nicht nur „Höhe gewinnen auf der Karriereleiter“, sondern auch „Verbreiterung der eigenen Fähigkeiten und Erfahrungen“. Was würden Sie MINT-Studenten empfehlen, um optimal für den Arbeitsmarkt aufgestellt zu sein? Ich kann auch in Zeiten von engen Studienplänen im Bachelor und Master nur empfehlen: Schauen Sie während des Studiums über den Tellerrand hinaus. Nehmen Sie sich die Zeit für einen Aufenthalt im Ausland, und machen Sie Praktika. So sammeln Sie wertvolle Erfahrungen, die Ihnen nicht nur beim Einstieg in den Beruf, sondern auch beim Ausbilden Ihrer eigenen Persönlichkeit helfen. 11 MEIN HORIZONT. WÄCHST MIT MAHLE IMMER WEITER. Stefan Kupferschmid, Internationaler Trainee Wir mögen es, wenn unsere Mitarbeiter Ziele haben. Was ist mit Ihnen? Sind Sie bereit für einen Einstieg im Turbogang? Wir bieten Ihnen mit dem Internationalen Traineeprogramm spannende Entwicklungschancen. Wir von MAHLE sind ein international führender Zulieferer der Automobilindustrie. Mit unseren Produkten für Verbrennungsmotoren und deren Peripherie bis hin zu Lösungen für elektrifizierte Fahrzeuge decken wir von MAHLE alle wichtigen Fragestellungen entlang des Antriebsstrangs und der Klimatechnik ab. Heute arbeiten rund 75.000 Mitarbeiter an über 170 Produktionsstandorten und in 16 Entwicklungsstandorten an innovativen Produkten. Ihr Weg beginnt hier und jetzt – mit uns. jobs.mahle.com Franz Donner, Leiter Konzernfunktion Personal, Carl Zeiss AG Jetzt Fan werden MAHLEKarriereDE MASTER MESSEN KARRIERE Erfolgslenker Überall, wo Technik und Sport aufeinandertreffen, wird er gebraucht: der Sportingenieur. Das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten in Berlin ist für diesen Berufszweig Keimzelle und Kaderschmiede zugleich. Einblicke in die Arbeitswelt eines Konstrukteurs für Spitzensportprodukte. Text: Marcus Meyer V ielleicht so viel vorweg, um nicht gleich sämtliche Bewerber abzuschrecken: Auch mit weniger glanzvollen Referenzen als jenen von Ronny Hartnick kann man einen Job ergattern beim Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten, kurz FES genannt. Der Cottbusser, einst selbst Bahnradfahrer, hat sich 2005 zum Einstieg ins Berliner Institut quasi sein eigenes Zeugnis ausgestellt; mit Bestnote. In jenem Jahr strampelte Olympiasieger René Wolff bei der Bahnrad-WM in Los Angeles im Einer-Sprint, der Königsdisziplin, zu Gold im Holzoval – auf einem Fahrgestell, das Hartnick im Rahmen seiner Diplomarbeit entwickelt hatte. „Ein Riesenglück, dass das damals geklappt hat. Hat auch meinem Professor gefallen“, sagt der mittlerweile 36-Jährige. Man kann sie sich vorstellen, die Freude beim Hochschullehrer. DER ARBEITGEBER Ronny Hartnick, kernig in Figur und Rede, ist seit 2007 Projektleiter Radsport beim FES und entwickelt im Vierjahresrhythmus der Olympischen Spiele Hightech-Karossen für die deutsche Bahnrad-Elite. Als Sportingenieur hat er damit den Olymp erreicht. Das Institut, 1962 in der DDR gegründet, hat lange Jahre westliche Verbände und Athleten geschockt: mit Erfindungen, die ihrer Zeit oftmals voraus waren – etwa Ruderbooten und Fahrrädern aus Karbon. Obwohl das Institut nach der Wiedervereinigung personell deutlich schrumpfte (von 180 auf 50 Mitarbeiter), blieb der Mythos erhalten. Auch dank Entwicklungen wie den Klapp-Schlittschuhen, die 1996 erstmals eingesetzt wurden und auf denen die deutschen Eisschnellläuferinnen um Anni Friesinger und Claudia Pechstein bei den Olympischen Winterspielen 2002 in Salt Lake City zu dreimal Gold, dreimal Silber und einmal Bronze liefen. Überhaupt: Im Wintersport, wo Technologien eine große Rolle spielen, wird circa die Hälfte der deutschen Medaillen mit dem Material des FES errungen. Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen auf der ganzen Welt haben sich in den vergange- November 2015 nen Jahren am Konzept der Berliner orientiert, das auf einer engen Zusammenarbeit mit Verbänden und Athleten beruht. Finanziert wird das FES vor allem vom Bundesinnenministerium mit geschätzt 6,5 Millionen Euro pro Jahr. Mittlerweile wieder auf knapp 70 Mitarbeiter angewachsen, tüfteln die Experten in zehn bis zwölf Kernsportarten (abhängig von Sommer- oder Winterspielen) an medaillenträchtigen Projekten. Es werden unter anderem Räder, Lenker, Paddel, Bobs, Schlittschuhkufen, Ruderboote und Kanus gebaut. Jeder Sportart steht ein Projektleiter vor, zusätzliche Konstrukteure verstärken die Teams im Vorfeld der großen Events. Bei Hartnick ist es mit Blick auf Rio 2016 sein Kollege Oliver Hecken, ein Diplomingenieur für Luft- und Raumfahrt. Er kümmert sich um fachgerechte Auslegung von Kohlefaserteilen und hilft dabei, die Konstruktion technologisch in die Werkstatt zu überführen. Die Vielfalt der Sportarten, die Verschränkung der Erfahrungen aus den vergangenen 50 Jahren, so heißt es, sei ein Grund für den Erfolg des FES. DIE AUSBILDUNG Ronny Hartnick hat Leichtbau und Aerodynamik an der Brandenburgischen Technischen Universität (TU) Cottbus studiert. „Im Hinterkopf war vielleicht nicht das FES, aber die Sportgeräteentwicklung schon“, kommentiert er seine Entscheidung für dieses Studium. Die TU Cottbus gehört wie die TU Dresden, die TU Berlin und die Uni Magdeburg zu jenen Hochschulen, mit denen das FES eng kooperiert. Von dort kommen die meisten Praktikanten, stammen die meisten Diplomarbeiten, doch unabdingbar ist diese Herkunft nicht, um als Nachwuchsingenieur Zutritt zum Forschungsinstitut zu bekommen. „Es gibt andere renommierte Unis, vor allem im Hinblick auf die Beschäftigung mit Faserverbundwerkstoffen. Wenn zum Beispiel Bewerber von der RWTH Aachen zu uns kommen, rennen die offe- Go for Gold: Die FES stellt Sportlern Geräte zur Verfügung, die sie zu Medaillen führen sollen. ne Türen ein“, sagt Hartnick. Mit einem Studiengang der Luft- und Raumfahrttechnik oder im Bereich Maschinen- oder Schiffsbau bringe man alle Grundlagen für den Beruf mit. „Die sportartenspezifischen Details kriegt man im Laufe der Zeit mit, das ist kein Problem.“ Genauso wie die handwerklichen Fähigkeiten, zu laminieren oder mit einem Autoklav, in dem Karbonteile unter hohem Druck gehärtet werden, zu arbeiten. Doch was macht den Unterschied aus, etwa zu einem Entwicklerjob bei einem Sportartikelhersteller? Ronny Hartnick sagt, hier brauche es nicht nur Interesse am Sport, sondern am Spitzensport. Das sei etwas ganz anderes. „Das hat mit Leistung zu tun, da können wir Techniker keine Ausnahme bilden.“ Er betont die Verantwortung gegenüber den Athleten, von denen er einige zu seinen Freunden zählt und die sich viele Jahre intensiv auf Höhepunkte wie Weltmeisterschaften und Olympische Spiele vorbereiten. Und die den gleichen Einsatz, die gleiche Leidenschaft seitens der Techniker erwarten. „Und wir versuchen, unseren Teil zu liefern“, sagt Hartnick. Eine klare Ansage. Vielleicht haben deshalb die meisten seiner Projektleiterkollegen eine Leistungssport-Vita. DER ALLTAG Seine Arbeit, sagt Hartnick, habe sich sehr verändert in den vergangenen zehn Jahren. „Als ich anfing, waren es einzelne Entwicklungsprojekte, etwa eine Gabel, um die ich mich ausschließlich gekümmert habe. Jetzt muss ich das komplette Fahrrad mit all seinen Einflussfaktoren und die Fertigung im Auge haben.“ Ungefähr 50 Prozent seiner Zeit verbringe er mit administrativen Aufgaben: Wie hoch ist der Materialbedarf im nächsten Jahr? Welche Termine müssen eingehalten werden? Wie muss die Fertigung geplant werden? Dazu bedarf es der Abstimmung mit nationalen und internationalen Verbänden sowie mit den Athleten. Hinzu komme die Betreuung von Diplom- oder Masterarbeiten, was auch der Wissensgenerierung diene, sagt der Sportingenieur, der zudem ständig im Internet recherchiert und Studien liest, um über die internationale Entwicklung auf dem Laufenden zu bleiben. Einmal im Jahr kommt der Bericht ans Bundesinstitut für Sportwissenschaft dazu, mit dem überprüft werden kann, wie die zur Verfügung gestellten öffentlichen Mittel beim FES verwendet wurden. Zu einem Drittel beschäftigt er sich mit Konstruktionen, seinen eigenen oder denen der Kollegen, und mit der Abstimmung von Bauteilen. Dann sitzt Ronny Hartnick am Computer oder steht in der Werkstatt. Positionsoptimierung – zu Deutsch: das aerodynamische und biomechanische Zusammenspiel zwischen Mensch und Maschine in der Praxis – ist ein großes Thema, um das sich seine Überlegungen drehen. Aerodynamik, Steifigkeit und Gewicht seien die drei Parameter, an denen er schrauben könne. Keine einfache Aufgabe, sagt er. Eine, die mit Bedacht angegangen werden muss. „Beim Verfolgerrennen im Bahnradsport zum Beispiel spielt die Aerodynamik eine viel größere Rolle als das Gewicht. Einmal in Schwung gebracht, zählt nur der Luftwiderstand. Im Sprint jedoch wollen wir schnell fahren und gut beschleunigen.“ Für Studierende und Absolventen 2015 KÖLN | 13.11. STUTTGART | 20.11. HAMBURG | 27.11. BERLIN | 01.12. FRANKFURT 05.12. HANNOVER | 08.12. 2016 MÜNCHEN | 15.01. LEIPZIG | 19.01. MÜNSTER | 23.01. DAS BESONDERE Die Olympischen Spiele in London 2012 hat Hartnick nur als Zuschauer erlebt, weil sich weniger Athleten qualifizierten und daher der Betreuerschlüssel kleiner ausfiel. In Rio möchte er unbedingt dabei sein, nicht auf der Tribüne, sondern bei den Rädern, als Verstärkung der Mechaniker. Dann könne man sehen, was man geleistet habe in der langen Vorbereitungszeit. Und inwieweit sich die Entwicklungsarbeit in Medaillen ausdrücke. „Ein Reiz, den man in dieser Form nirgendwo anders findet.“ Denn spätestens zu diesem Zeitpunkt werde deutlich, dass Erfolg im Hochleistungssport auf einem Zusammenspiel von vielen Menschen beruhe. „Das ist kein Egotrip, sondern Teamarbeit“, sagt Hartnick, der im Übrigen wider das gängige Bild des Technikers sehr kommunikativ ist. Das FES hat von der Entwicklungs- bis zur Fertigungsabteilung alles im Haus, stellt sogar Spezialwerkzeuge selbst her. In die Werkstatt zu gehen und Hand anzulegen, das sei das Besondere an seiner Arbeit, das wolle er sich nicht nehmen lassen, sagt Hartnick. Wenn er in der Autobranche arbeiten würde und das nicht gerade in einer elitären Entwicklungsabteilung, sähe er sein Bauteil nie in echt, nur am Rechner. „Zu langweilig“, sagt er. „Deshalb bin ich hier, nicht bei einer Autofirma.“ DIE PERSPEKTIVEN In diesem Jahr erhält der Spitzensport in Deutschland vom Innenministerium zusätzlich 15 Millionen Euro, von denen unter anderem das FES profitieren wird. Ein bis zwei Stellen werden in der Regel pro Jahr neu besetzt, nun sind zusätzliche im Gespräch. Nachwuchssorgen im klassischen Sinne hat das FES nicht, allerdings hänge es auch ein wenig am jeweiligen Fachbereich, sagt Ronny Hartnick: „Radsport ist ein populäres Thema, da haben wir keine Probleme, Leute zu finden, im Gegenteil. Im Bootsbau sieht das schon ein wenig anders aus.“ Und die Konkurrenz, zahlt die nicht besser? Sicher, in der Autobranche ließe sich mehr verdienen. Schließlich sei er an einen dem öffentlichen Dienst angelehnten Tarifvertrag gebunden. Dennoch: Hartnick ist zufrieden mit seinem Gehalt. „Ich habe schließlich tolle Möglichkeiten hier.“ • TOP AUSSTELLER • PERSÖNLICHE BERATUNG • EXPERTENVORTRÄGE ÜBER 1.500 TERMAS AMME R G PRO Foto: picture alliance / dpa 12 FINDE DEINEN M ASTER! Infos und Anmeldung: www.master-and-more.de KARRIERE KARRIERE Unterwegs mit Dämonen Bastian Lampe ist Achterbahningenieur. Sein aktuellstes Projekt im Heide Park in Soltau ist eine Achterbahn, der „Flug der Dämonen“. Der Job verlangt vor allem Flexibilität, Kreativität – und eine gewisse Nervenstärke. Text: Daniel Schleidt D chenende kann sich diese auch mal auf über eine ie erste Fahrt war keine Überraschung. Stunde summieren. Das Fahrgeschäft ist vom Typ Bastian Lampe saß ganz vorne, in der her ein „WingCoaster“, weil die Sitze der Fahrersten Reihe. Natürlich, der „Flug der Dägäste wie Flügel an der Schiene hängen und der monen“ war ja auch irgendwie sein Baby. Als die Gast dadurch, ohne Boden unter den Füßen, ein Fahrt losging, war er nervös, keine Frage. Aber sehr freies, schwebendes Gefühl hat. „Es ist der nicht aus Angst. Eher aus Freude. Auf der 772 einzige WingCoaster in Deutschland“, sagt LamMeter langen Strecke stand Lampe acht Mal kopfpe, weltweit gebe es nur acht Stück. Und optisch, über, fuhr bis zu 100 Stundenkilometer schnell, sagt er, passe er wunderbar zur Themenwelt wurde in 40 Meter Höhe geschossen und mit dem „Transsilvanien“, in der er sich im Heide Park auf Vierfachen seines Körpergewichts in den Sitz geeiner Fläche von 13.000 Quadratmetern befindrückt. det. Die Jungfernfahrt ist für einen Achterbahningenieur wie Bastian Lampe ein besonderer Moment. Aus Zeichnungen und Berechnungen SO WIRD MAN ACHTERBAHNINGENIEUR werden plötzlich reale Bewegungen und ManöSchon als Kind wusste Bastian Lampe, dass er ver, aus einem Modell wird ein mit Menschen beAchterbahningenieur werden wollte. Mit acht setztes, riesiges StahlJahren half er den konstrukt. Doch der Schaustellern auf dem 30-jährige Bastian Lamgroßen Schützenfest pe wusste genau, was in Goslar beim Aufbau passieren würde. Jede der „Wilden Maus“, Drehung, jede Neigung, einer Achterbahn. jede Talfahrt kannte „Ich wollte mit meier bis ins Detail – ohne nen Eltern ständig in sie je mit dem eigenen Freizeitparks fahren“, Körper gespürt zu haerinnert er sich. Bloß: ben. „Es war ein tolles Während alle anderen Gefühl!“ Fahrgäste in den AchHeide Park Soltau, terbahnen die Arme ein sonniger Tag kurz hochrissen oder sich vor den Sommerferischreiend an die Griffe en. Düstere Dämonender Sitze klammerten, Klänge dröhnen in hatte Lampe nur eines Endlosschleife aus den im Sinn: Wie funkHerr der Loopings: Boxen, die über dem tioniert diese Bahn? Achterbahningenieur Bastian Lampe. Eingang zum „Flug der Schon in der Jugend Dämonen“ hängen. Die 15 Millionen Euro teure begann er, eigene Modelle von Fahrgeschäften Achterbahn, 2014 eröffnet, ist die Attraktion in zu bauen – ein Hobby, das er bis heute verfolgt. dem 850.000 Quadratmeter großen Freizeitpark Es steht exemplarisch dafür, dass hier jemand in der niedersächsischen Provinz. „Nur zehn Miseine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat. nuten Wartezeit“, ruft ein Schüler, der mit seiner Für seine Bachelorarbeit in der Fachoberschule Klasse zum Schulausflug hier ist, und rennt zum Technik in Wolfenbüttel baute Lampe im MaßEingang, über dem in einem Display die Wartestab 1:10 eine Wasserbahn, die einen ganz spezeit angezeigt wird – an Ferientagen oder am Woziellen, einmaligen Effekt aufweist. „Das ist aber November 2015 eine neue Attraktion errichtet wird, diskutierten die Verantwortlichen in Soltau, welche Zielgruppe angesprochen werde solle. Dann, als die Entscheidung für eine Achterbahn gefallen war, welche Art gebaut werden solle. „Weltweit gibt es etwa 50 verschiedene Typen“, so Lampe. Schließlich ging es an die Details: Wie viel Platz steht zur Verfügung? Wie viele Plätze soll das Geschäft haben? Welche Attraktionen werden eingebaut? Wie sieht das Design der Anlage aus? All diese Fragen mussten geklärt werden, und überall sprach Lampe ein gewichtiges Wörtchen mit. „95 Prozent der Ingenieure machen Spezialistenjobs“, glaubt der junge Achterbahningenieur, „ich hingegen bin sehr generalistisch aufgestellt.“ Und genau diese Vielfalt gefällt ihm an seinem Job. Mittlerweile ist Lampe beim „Flug der Dämonen“ für die Wartung zuständig. „Hier ist alles doppelt und dreifach abgesichert, das System ist lückenlos“, sagt er. Immer wieder komme der TÜV zur Kontrolle vorbei, und vor der Jungfernfahrt habe der WingCoaster über 2.000 Runden ohne Passagiere an Bord gedreht. Jetzt zieht der „Flug der Dämonen“ jedes Jahr Tausende von Besuchern in den 1978 eröffneten Park. Wer einsteigt, freut sich auf den Nervenkitzel: Wenn Hindernisse in letzter Sekunde verfehlt werden, Wagen unter Brücken und Schienen hin- 15 durchtauchen, im Erdboden verschwinden und plötzlich wieder in die Höhe schnellen. Bastian Lampe erlebt das jeden Tag mit – sein Büro ist direkt gegenüber. Sicher, die Verdienstmöglichkeiten oder Karrierechancen sind in anderen technischen Branchen vermutlich höher. Doch Lampe liebt die Flexibilität und Kreativität, die ihm tagtäglich abverlangt werden. Denn jede Bahn ist individuell. Konzepte von der Stange gibt es in diesem Beruf nicht. ein Geheimnis, denn das Konzept liegt noch in meiner Schublade.“ Seit 2011 arbeitet er nun als Ingenieur im Heide Park. Insgesamt gebe es in Deutschland etwa 100 Achterbahningenieure. „Das ist sehr familiär, man tauscht sich aus“, sagt Lampe. Sie arbeiten wie er in Freizeitparks, beim TÜV oder aber bei einem der großen Achterbahnhersteller wie dem Schweizer Unternehmen B&M, das auch den WingCoaster produziert hat. Und das ist ein langer Weg: Nachdem im Heide Park der Wunsch gereift war, eine neue Achterbahn zu installieren, weil auf dem Gelände jedes Jahr Fotos: Privat, Heide Park Soltau 14 November 2015 16 KARRIERE KARRIERE Das Für und Wider von Doktorwürden Lange galt ein Doktortitel als Pflicht für Naturwissenschaftler. Inzwischen hat sich das Naturgesetz der Promotion etwas relativiert. Auch ohne die zwei Buchstaben vor dem Namen lässt sich Karriere machen. Text: Birk Grüling, Fotos: Miguel Ferraz Sarah Müncheberg promoviert am Hamburger HeinrichPette-Institut. S arah Müncheberg wollte es genauer wissen und sich nach dem MikrobiologieStudium einmal richtig in ein Thema vertiefen. Ihre Masterarbeit am Hamburger Heinrich-Pette-Institut, dem Leibniz-Institut für Experimentelle Virologie, war ziemlich gut bewertet worden. Der Professor bot ihr schnell an, weitere drei Jahre an den Adenoviren zu forschen und zu promovieren. „Ich musste nicht lange überlegen“, sagt die Doktorandin. Der weiße Laborkittel ist nun seit zwei Jahren ihre tägliche Arbeitskleidung. Mit blauen Gummihandschuhen holt sie vorsichtig eine Petrischale an ihren Arbeitsplatz. Bis auf eine lilaschimmernde Nährlösung ist mit bloßem Auge darin nichts zu erkennen. Erst unter dem Mikroskop zeigt sich deutlich eine Handvoll menschlicher Zellen, infiziert mit Adenoviren. Für gesunde Menschen sind diese eher ungefährlich. Mehr als eine Bindehautentzündung oder ein paar Tage Durchfall richten sie selten an. Deutlich mehr Probleme können die sehr umweltbeständigen Viren bei Patienten mit einem stark geschwächten Immunsystem verursachen. „In unserer Forschungsgruppe untersuchen wir, wie das Virus die menschliche Zelle umprogrammiert und wie man diesen Prozess in irgendeiner Form beeinflussen kann“, erklärt Müncheberg. Das ist Grundlagenforschung, weit entfernt von der Entwicklung eines Medikaments. VOR- UND NACHTEILE DER PROMOTION Der Werdegang der 27-Jährigen ist typisch für Naturwissenschaftler in Deutschland. Zuerst das Studium, dann eine herausragende Abschlussarbeit, schließlich die Promotion. Immer noch machen Naturwissenschaftler den größten Anteil der rund 25.000 Akademiker aus, die jedes Jahr ihre Promotion beginnen. Etwa jeder fünfte Naturwissenschaftler hat einen Doktortitel. Die meisten von ihnen reizt die Forschung, das Vertiefen eines Themas, die freie Arbeitsgestaltung. „Die Grundlagenforschung lässt mir viel Freiheit. Ich kann viele Dinge ausprobieren und mich ausgiebig mit grundlegenden Zellmechanismen beschäftigen. Das will ich nicht missen“, bestätigt Müncheberg. In der Industrie wäre ihre Arbeit vermutlich stärker von Entwicklungszwängen und wirtschaftlichen Perspektiven geprägt. Doch die Freiheit des Geistes hat auch Schattenseiten. Eine Promotion kostet Zeit, 17 Mühe und Geld. Wie die meisten Doktoranden in den Naturwissenschaften hat die Biologin nur eine befristete 60-Prozent-Stelle. Im Schnitt 1.300 Euro netto verdienen Doktoranden damit. Doch von Teilzeit kann in der Regel keine Rede sein, vielmehr verbringen junge Wissenschaftler gut und gern 40 bis 50 Stunden pro Woche im Labor. Zellkulturen halten sich einfach nicht an geregelte Arbeitszeiten. Längst nicht immer werden die Mühen der Promotion durch das spätere Gehalt ausgeglichen. Naturwissenschaftler ohne Promotion können mit einem Einstiegsgehalt von etwa 45.000 Euro pro Jahr rechnen. Mit einem Doktortitel liegt es nach Angaben der Vergütungsberatung „PersonalMarkt“ bei 56.000 Euro. Es muss jedoch berücksichtigt werden, dass Doktoren zum Zeitpunkt des Berufseinstiegs älter sind und oft mit mehr Verantwortung starten. Im Laufe der Karriere relativieren sich die Gehaltsunterschiede wieder, zum Beispiel durch den Vorsprung an Berufserfahrung. Entsprechend gut überlegt sollte die Entscheidung für einen Doktortitel sein. „Man sollte schon Freude an einer Vertiefung einer wissenschaftlichen Fragestellung und im besten Fall WARUM NUR EIN ZIEL , WENN WIR IHNEN VIELE CHANCEN ERÖFFNEN. Starten Sie durch mit einer Karriere, die Ihnen alle Entwicklungsmöglichkeiten bietet. Bei FERCHAU müssen Sie sich nicht für eine Herausforderung entscheiden, wir bieten Ihnen mehrere. Ob Sie als Fach- oder als Führungskraft einsteigen, ob Sie im Maschinenbau oder in der Elektro-, der Informations- oder der Fahrzeugtechnik arbeiten wollen: FERCHAU bietet Ihnen die Chance, zu wachsen. Nehmen Sie die Herausforderung an: in über 70 Niederlassungen sowie in über 70 Technischen Büros – mit mehr als 6.100 Kollegen – bundesweit. Individuelle Projekte bei namhaften Kunden warten auf Sie. Setzen Sie auf den Marktführer für Engineering, der Ihnen mehr als nur einen Job bietet. Ihre Karriere wartet – worauf warten Sie? Bewerben Sie sich direkt unter der Kennziffer SBM-000181-KOM bei Frau Alexa Wigger. Denn FERCHAU ist mehr als nur ein Arbeitgeber: Wir entwickeln Sie weiter. November 2015 FERCHAU Engineering GmbH, Zentrale Frau Alexa Wigger, Steinmüllerallee 2, 51643 Gummersbach Fon +49 2261 3006-120, Fax +49 2261 3006-99, [email protected] FERCHAU.DE WIR ENTWICKELN SIE WEITER KARRIERE KARRIERE auch das Interesse an einer Karriere im Labor mitbringen“, sagt Barbara Hoffbauer. Die Volljuristin berät junge Doktoranden bei ihrer Karriereplanung. Wer also nur promoviert, um im altbekannten Uni-Umfeld zu bleiben oder weil er den Schritt in die Arbeitswelt scheue, treffe nicht die beste Wahl. Auch eine Promotion aus Eitelkeit heraus, um einen Titel zu tragen, sei Unsinn. EIGENINITIATIVE ÜBER DIE WISSENSCHAFT HINAUS Für alle anderen gilt: Je näher sich die angestrebte Tätigkeit an der Wissenschaft befindet, desto hilfreicher ist der Doktortitel. Sowohl in der Wissenschaft als auch in der industriellen Forschung und Entwicklung ist die Promotion noch immer Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Karriere (siehe auch Seite 7). „Gerade Pharmakonzerne suchen oft hochspezialisierte Fachleute für die Entwicklung von neuen Wirkstoffen. Dafür ist eine genau passende Promotion plus einer Zeit als Postdoc wichtig“, erklärt Hoffbauer. Um den Übergang zwischen Promotion und der Karriere danach möglichst reibungslos zu gestalten, rät sie Doktoranden zur Eigeninitiative über die Wissenschaft hinaus. Dazu gehören zum Beispiel ein Engagement in Hochschulgremien, Auslandsaufenthalte oder passende Weiterbildungen zu „Irgendwie haben wir alle gedacht, wir studieren, promovieren und machen danach in der industriellen Forschung Karriere.“ Lilaschimmernd: Sarah Müncheberg beschäftigt sich in ihrer Promotion mit der Erforschung von Adenoviren. November 2015 19 Ing. 4.0: Der Ingenieur wird digitaler Zulassungsregelungen von Medikamenten oder in den Bereichen Betriebswirtschaft oder Programmierung. Solche Schlüsselkompetenzen erhöhen nicht nur die Chancen auf einen Job in der Industrie oder an einem Forschungsinstitut, sondern eröffnen möglicherweise neue berufliche Perspektiven außerhalb des Labors. So sind programmierende und zahlenaffine Naturwissenschaftler auch in der IT-Branche oder bei Unternehmensberatungen begehrte Fachkräfte. „Ein Plan B außerhalb des Labors ist nicht verkehrt. Schließlich sind die langfristigen Berufsperspektiven in der universitären Forschung nicht sonderlich rosig“, sagt Hoffbauer. Auf solchen alternativen Karrierewegen ist der Doktortitel kein Muss. Diese Erfahrung hat jedenfalls Markus Bendull gemacht. Im Studium war der 27-jährige Chemiker noch fest von einer Karriere als Forscher überzeugt. „Irgendwie haben wir alle gedacht, wir studieren, promovieren und machen danach in der industriellen Forschung Karriere“, sagt er. Die Realität nach der Abschlussarbeit sah anders aus. Alle interessanten Promotionsthemen waren schlecht bezahlt und befristet, die Konkurrenz an Bewerbern trotzdem groß. Bendull schaute sich nach Alternativen um und stieß auf den technischen Vertrieb. Heute ist er Trainee bei dem unter anderem auf Medizin- und Labortechnik spezialisierten Konzern Olympus und hat sich auf den Verkauf von Labormikroskopen spezialisiert. „Ich mag den Kontakt mit den Wissenschaftlern. Ich sehe viele spannende Forschungsprojekte und helfe irgendwie auch bei ihrer Umsetzung“, sagt er. Die Entscheidung gegen eine Promotion bereut er nicht. Sein Weg ist kein ungewöhnlicher, weiß Hoffbauer. „Im technischen Vertrieb und im Verkauf sind nicht nur Kommunikationsfähigkeiten und betriebswirtschaftliches Denken gefragt, sondern auch das fachliche Knowhow der Naturwissenschaftler“, sagt sie. Jemand, der selbst länger im Labor geforscht hat und den wissenschaftlichen Arbeitsalltag mit all seinen Herausforderungen kennt, kann neue Mikroskope einfach besser an den Forscher bringen, auch ohne Promotion. „Im Vertrieb arbeiten fast ausschließlich Naturwissenschaftler“, bestätigt Bendull. Einen Doktortitel haben die wenigsten. Der Arbeitsalltag eines Ingenieurs hat sich durch die Digitalisierung gewandelt – und wird sich weiter verändern. Worauf müssen sich Berufseinsteiger nun einstellen? Christoph Kübel, Geschäftsführer und Arbeitsdirektor der Robert Bosch GmbH, gibt Antworten. Interview: Lisa König Herr Kübel, die ganze Welt wird digital. Wie hat sich das Berufsbild des Ingenieurs im Zuge der Digitalisierung verändert? Das Berufsbild des Ingenieurs ist zunehmend von der Vernetzung geprägt und wird auch weiterhin durch die Entwicklungen des Internets der Dinge beeinflusst. Schaut man sich die Arbeitswelt und die daraus resultierenden Produkte an, wird klar, dass die Vernetzung von analoger und digitaler Welt einer der größten Megatrends ist. Schon heute gibt es mehr als 6 Milliarden Dinge, die miteinander über das Internet kommunizieren. Bis 2025 sollen es 50 Milliarden Geräte und Systeme sein. Deshalb werden IT- und Softwarekenntnisse in technischen Berufen immer unerlässlicher. Für Ingenieure spielen solche Kompetenzen künftig eine bedeutende Rolle, um in einer vernetzten Arbeitswelt erfolgreich tätig zu sein. Foto: Bosch 18 Welche Kenntnisse und Qualifikationen sollten Absolventen mitbringen, um in dieser vernetzten Arbeitswelt zurechtzukommen? Für die Studierenden wird es in Zukunft noch wichtiger sein, sich nicht nur auf eine Fachrichtung festzulegen, sondern interdisziplinär zu studieren. Wer beispielsweise Maschinenbau studiert, sollte sich auch mal mit Informatik beschäftigen. Aber auch in Disziplinen wie den Rechtswissenschaften lohnt es sich, IT-Erfahrungen während des Studiums zu sammeln. Als Beispiel nenne ich das automatisierte Fahren. Daran arbeiten bei uns verschiedene Spezialisten eng zusammen, jeder muss ein gutes Grundverständnis der beteiligten Fachrichtungen mitbringen. In Zukunft wird außerdem eine noch stärkere Vernetzung unter den Mitarbeitern stattfinden, um Synergien und Potentiale besser nutzen zu können. Kommunikationsfähigkeit bleibt deswegen eine wichtige Eigenschaft für jeden Berufseinsteiger. Wenn die Arbeit der Ingenieure im Zuge der Digitalisierung jedoch immer häufiger vor dem PC stattfindet, welelche Rolle spielt Teamarbeit dann noch och im Arbeitsalltag? Teamarbeit hat auch weiterhin einen sehrr hohen Stellenwert, um immer komplexer werdenrdende Aufgaben lösen zu können. Global agierende ende Unternehmen wie Bosch müssen eine bestmögmögliche Zusammenarbeit unter ihren Mitarbeitern itern fördern, wenn sie ihre Innovationsführerschaft chaft ausbauen wollen. Unternehmensweite soziale ziale Netzwerke leisten dazu einen wichtigen Beiitrag. Sie erleichtern den hierarchiefreien, direkten Austausch von Wissen über Abteilungsgrenzen hinweg. Welche Skills sind außerdem von Bedeutung für angehende Ingenieure? Neben einer ausgeprägten Kommunikationsfähigkeit achten wir zum Beispiel bei Einstellungen insbesondere auf soziale Kompetenz, fachliches Know-how und eine Leidenschaft für unsere Produkte. Außerdem sind Neugier, Offenheit und Kreativität wichtige Eigenschaften. Sie sind die Basis für innovative Produktideen und deren Umsetzung. Sind die Hochschulen ausreichend gerüstet, um Studierenden diese Fähigkeiten mit auf den Weg zu geben? Das Thema Kreativität könnte in der Hochschulbildung noch mehr Raum bekommen. Über die Lehrpläne sind die Möglichkeiten, sich Fähigkeiten wie Kreativität anzueignen, nicht überall gegeben. Persönlich wünsche ich mir, dass die Ingenieure von morgen noch stärker im interdisziplinären Studieren gefördert werden. Die Generation Y hat andere Werte, verfolgt andere Ziele, hat eine andere Einstellung als ihre Eltern und Großeltern. Wie stellen sich Firmen darauf ein? Meine Erfahrung ist, dass die Berufseinsteiger aus der Generation Y Lust haben, viel zu leisten, Karriere zu machen und vor allem sinnstiftend zu arbeiten. Aber ebenso wie sie sich für ihre Karriere engagieren, hat ihr Privatleben einen hohen Stellenwert. In der GenY werden Netzwerke gebildet, ganz gezielt werden der Kontakt und der Austausch zu anderen gesucht. Ich erlebe, dass in dieser Generation das Thema Zusammenarbeit und Kommunikation viel ausgeprägter ist als noch in ihrer Elterngeneration. Diese Fähigkeiten sollten Arbeitgeber nutzen – auch um die aktuellen Herausforderungen der vernetzten Arbeitswelt zu meistern. November 2015 KARRIERE KARRIERE Text: Lara Sogorski, Illustration: Volker Straeter Du lernst viele Leute kennen und knüpfst so wertvolle Kontakte für die Zukunft. Du hast häufig weniger Verantwortung. Du wirst in der Regel schlechter bezahlt. Du hast eventuell einen befristeten Arbeitsvertrag, so dass Du Dich nach Ablauf des Programms neu bewerben musst. Bei einer Weiterbeschäftigung musst Du beim Einsatzort und beim Einsatzbereich möglicherweise flexibel sein. G ute Studienleistungen, Praxiserfahrung und bereits erste Kontakte zum Unternehmen: Eigentlich hätte Beate Kram nach ihrem Uniabschluss direkt bei dem Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsunternehmen EY einsteigen können. Trotzdem war für die 25-Jährige aus Stuttgart klar, zunächst als Trainee ins Unternehmen gehen zu wollen. Dagegen schloss Felix Riedel für sich ein Traineeprogramm kategorisch aus. Der 25-Jährige aus Löningen in Niedersachsen setzte alles auf einen Direkteinstieg, den er bei Dräger, einem Herstel- November 2015 ler für Medizintechnik, auch bekam. Doch was hat die beiden zu ihrer Entscheidung bewogen? Was spricht überhaupt für ein Traineeprogramm, was für den Direkteinstieg? In den meisten Unternehmen finden sich beide Möglichkeiten für einen Einstieg. Uniabsolventen können also selbst wählen, wofür sie sich bewerben – und stehen damit vor einer nicht ganz einfachen Entscheidung. Immerhin: Es lassen sich einige Unterschiede und bestimmte Vor- und Nachteile ausmachen, die bei der Wahl helfen können. „Grundsätzlich bietet sich ein Trainee- programm für denjenigen an, der noch nicht genau weiß, in welchem Bereich er arbeiten möchte, sich die Entscheidung also noch offenhalten will. Andersherum eignet sich für den Direkteinstieg, wer schon zu 100 Prozent entschlossen ist“, sagt Sörge Drosten, Geschäftsführer bei der Personalberatung Kienbaum. Traineeprogramme bieten dem Berater zufolge nämlich in der Regel die Chance, erst einmal verschiedene Abteilungen im Unternehmen kennenzulernen. So kann man sich einen besseren Überblick über mögliche spätere Positionen ver- Fotos: Privat Der Weg zum Chefsessel: Direkt oder auf Umwegen? schaffen. Ein weiterer Pluspunkt: „Während der Traineezeit ist es leichter, Kontakte im gesamten Unternehmen zu knüpfen und ein Netzwerk aufzubauen. Das könnte einem später nützlich werden“, so Drosten. Je nach Programm gibt es zudem die Möglichkeit, eine Zeitlang im Ausland zu verbringen. „Mehr als eine Stippvisite ist das allerdings nicht.“ Dennoch können auch hier wertvolle Kontakte und Erfahrungen gesammelt werden, die bei der späteren Berufswahl hilfreich sind. Für Beate Kram war der Auslandsaufenthalt eines der entscheidenden Argumente für das Traineeprogramm und gegen den Direkteinstieg. Nach dem Start des Traineeprogramms im September vergangenen Jahres wollte sie die EYKultur auch im Ausland kennenlernen, „neue Erfahrungen in einem fremden Land sammeln und meine Sprachkenntnisse ausbauen“, erklärt sie. So war die Diplomstudentin für Internationales Wirtschaftsrecht zwischen April und Juni dieses Jahres in Santiago de Chile – Südamerika war ihr Wunsch gewesen. Während unter der Woche die Arbeit mit einem internationalen Team auf dem Programm stand, bereiste sie an den Wochenenden Südamerika. 5 Je nach Programm kannst Du einen Auslandsaufenthalt absolvieren. l, 2 Unternehmen machen es Uniabsolventen nicht leicht, bieten sie doch häufig ein Traineeprogramm und den Direkteinstieg an. Doch welcher Einstieg ist der bessere? 21 Der Arbeitsbeginn im Mai dieses Jahres war für ihn deshalb mehr wie eine Rückkehr, beschreibt der 25-Jährige. Am Anfang absolvierte er zwar auch ein Einarbeitungsprogramm, trotzdem habe er sofort mit den neuen Aufgaben loslegen können. Als sogenannter Technical Expert betreut er die fertigen Geräte der Firma und kümmert sich dabei zum Beispiel um Änderungswünsche der Kunden und um Qualitätsprobleme in der Fertigung. In dieser Role Ri le überprüft er etwa alte Anäsx i l Fe thesie-Arbeitsplätze darauf, inwieweit neue Monitore oder Schwenkarme angeschlossen werden können, ohne dass der ganze Apparat am Ende aus dem Gleichgewicht kommt und umkippt. Mehr Verantwortung, größere Projekte, besseres Gehalt – diesen Vorteilen für Direkteinsteiger stehen auch Nachteile gegenüber, und dann müssen auch Direkteinsteiger Abstriche machen. So haben sie es in der Regel schwerer, ein Netzwerk im Unternehmen aufzubauen, weil sie von Beginn an auf eine Abteilung fokussiert sind, während Trainees verschiedene Stationen durchlaufen. Und Kienbaum-Experte Drosten sieht einen weiteren Nachteil: „Stellt man nach einigen Monaten fest, dass die Arbeit einem doch nicht liegt, ist es schwieriger, dies zu korrigieren.“ de Du musst Dich noch nicht auf eine konkrete Stelle festlegen. 25 Du kannst Dir einen Überblick über die Einsatzmöglichkeiten im Unternehmen verschaffen. m, Traineeprogramm rä Trainee vs. Direkteinstieg: Für wen lohnt sich was? Die mögliche Auslandserfahrung ist also das eine. Doch vor allem bleibt Trainees wie Beate Kram mehr Zeit, sich endgültig auf einen Arbeitsbereich festzulegen. „Ich war lange nur auf die Wirtschaftsprüfung fokussiert, habe dann aber durch meine Diplomarbeit bei EY auch die Steuerberatung kennengelernt. Dadurch war ich mir am Ende nicht mehr sicher, welcher Bereich besser zu mir passt.“ Während der 19 Monate Traineeprogramm arbeitete sie anfangs sechs Monate in der Prüfung, nach der Zeit in Südamerika drei Monate in der Steuerberatung und zum Abschluss noch einmal sechs Monate in der Prüfung. „Problemstellungen habe ich immer eigenverantwortlich bearbeitet. Am Ende werden die Ergebnisse natürlich noch einmal gegengeprüft. Aber damit hatte ich die gleiche Stellung und Verantwortung wie ein Direkteinsteiger.“ Dass Trainees wie vollwertige Mitarbeiter angesehen werden, ist nicht üblich, sagt KienbaumPersonalberater Drosten. In der Regel würden ihnen eher Aufgaben mit weniger Verantwortung übertragen, Direkteinsteiger dagegen dürften zum Teil schon von Beginn an größere Projekte übernehmen. „Dementsprechend werden Direkteinsteiger auch besser bezahlt, weil sie einen konkreteren Wertbeitrag leisten.“ Allerdings, so beobachtet Stefan Menden, Gründer des Karrierenetzwerks squeaker.net, würden mittlerweile aus Rentabilitätsgründen immer mehr Trainees als vollwertige Arbeitskräfte in den Unternehmensalltag eingeplant. Geht es nach den Unternehmen, werden Uniabsolventen gern in die Traineeprogramme aufgenommen, wenn sie denn nur einen Bachelor vorweisen können. Auf diesem Weg sollen sie im Rahmen von Schulungen und Weiterbildungen fehlendes Knowhow schnell und effizient aufbauen. e Felix Riedel konnte nach seiat B e nem Studienabschluss bereits eine ganze Menge an Wissen und praktischer Erfahrung vorweisen. Nach dem Abitur im Jahr 2009 absolvierte er zunächst einen Bachelor in Medizintechnik inklusive Praxissemester bei Dräger, schloss einige Monate im Unternehmen als Werkstudent an und setzte schließlich einen Master in Biomedizintechnik obendrauf. „Wegen meiner langen Vorgeschichte und der engen Bindung zu Dräger war ein Traineeprogramm absolut keine Option für mich. Ich habe die Zeit während des Studiums genutzt, um mich ausreichend in die Materie einzuarbeiten und mir eine genaue Vorstellung davon zu machen, was ich will.“ Direkteinstieg Du bekommst schnell Verantwortung und hast von Beginn an die Chance, größere Projekte zu übernehmen. Du hast meist ein höheres Gehalt. Du hast im Bewerbungsprozess normalerweise weniger Konkurrenz. K 20 Du hast kaum die Chance, ein breites Netzwerk im Unternehmen zu knüpfen. Du hast meistens einen weniger umfassenden Einblick ins Unternehmen. Du hast weniger Chancen, frühzeitig ins Ausland gehen zu können. Wenn Dir die Arbeit doch nicht gefällt, ist es schwieriger, dies zu korrigieren. November 2015 22 CAMPUS CAMPUS CAMPUS 23 CAMPUS-CHECK Yves Kaiser, 23, absolviert ein Auslandssemester an der Universidad de Ciencias Empresariales y Sociales (UCES) in Buenos Aires, Argentinien. In Deutschland studiert er im Bachelor International Business an der Cologne Business School in Köln. Internationale Studierende bleiben selten in Deutschland Wie studiert es sich an der Uni Freiburg? Weniger als die Hälfte der ausländischen Studierenden möchte nach dem Uni-Abschluss in Deutschland bleiben. Das ergab eine Befragung des „Hochschul-Bildungs-Reports 2020“, den der Stifterverband in Kooperation mit McKinsey & Company jährlich veröffentlicht. Demnach bleiben nur rund 44 Prozent der internationalen Studierenden nach erfolgreichem Abschluss in Deutschland. Gründe für die Unzufriedenheit im Studienland gibt es laut einer Befragung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) mehrere. So ist nur rund die Hälfte der ausländischen Studierenden mit der Information und Unterstützung zur Studienfinanzierung zufrieden. Auch bei der Vermittlung von Wohnraum und den Kontaktmöglichkeiten mit deutschen Studierenden besteht Verbesserungsbedarf. Mit der Unterstützung bei administrativen Vorgängen ist nur etwas mehr als die Hälfte zufrieden. Text: Laura Büllesbach Top-10-Universitäten Deutschlands 1. Ludwig-Maximilians-Universität München (Platz 29) 2. Universität Heidelberg (Platz 37) 3. Humboldt-Universität Berlin (Platz 49) 4. Technische Universität München (Platz 53) 5. Freie Universität Berlin 6. Universität Tübingen 7. Universität Freiburg (Platz 72) (Platz 78) (Platz 84) 8. Universität Bonn (Platz 94) 9. Universität Göttingen (Platz 67) 10. Universität Mannheim (Platz 106) Quelle: World University Ranking 2015/16 Anja Schmidt, 21, Gesundheitspädagogik Mir gefällt an Freiburg, dass es eine kleine, grüne Studentenstadt ist, in der man alles perfekt mit dem Fahrrad erreichen kann. Schwierig kann es allerdings werden, eine bezahlbare Unterkunft zu finden. Gerade zum Wintersemester ist der Andrang groß. Sophie Brachtendorf, 21, Ethnologie und Psychologie In Freiburg können Studierende alles machen, was man sich so wünscht: Bildung in Kongo fördern, „Guardians of the Galaxy“ ins Uni-Kino bringen und während der Happy Hour die Weltordnung revolutionieren – eine echte Studentenstadt eben. Die einzigen Nachteile: teure Wohnungen, eine miese Shoppingszene, und die Stadt ist recht klein. Tobias Matysiak, 23, Informatik und BWL Freiburg ist für mich die perfekte Mischung aus Großstadt und kleinem Dorf. Man findet immer Orte, an denen etwas los ist, aber man ist genauso schnell an ruhigen Orten in der Natur. Svetlana Zhukova, 26, VWL In Freiburg habe ich mich schon verliebt, als ich im Alter von zwölf Jahren hier zu Besuch war. Schon damals, als ich die Uni gesehen habe, wusste ich, dass ich hier studieren und leben würde. Die Freiburger Uni bietet alles, was sich ein Student wünscht: breite Fächerauswahl, unzählige Freizeitangebote. Die schöne Umgebung und die Natur machen Freiburg als Studienort für mich noch attraktiver. ORCHIDEENFACH DES MONATS Angewandte Sexualwissenschaft Vitamin B in Argentinien Wenn ich in Buenos Aires feiern gehe, dann passe ich immer auf, dass ich nicht zu viel trinke und bei vollem Bewusstsein bin, wenn ich den Club verlasse. So kann ich auch in plötzlichen Gefahrensituationen gut reagieren. Vor kurzem erst bin ich nachts auf dem Nachhauseweg in eine falsche Straße eingebogen. Direkt kamen fünf junge Männer auf mich zu und fingen an, mich herumzuschubsen. Ich habe zurückgeschubst und bin schnell weggerannt. Ein Freund von mir hatte da schon weniger Glück. Ihm wurde mit vorgehaltenem Messer sein teures Smartphone abgenommen. Man muss einfach wissen, welche Straßen oder Gebiete man meiden sollte. Ansonsten habe ich meinen Start in November 2015 Argentinien sehr positiv in Erinnerung. Am Morgen meiner Ankunft in meiner Airbnb-Unterkunft wurde ich direkt von meinem Vermieter zum Frühstück eingeladen, und abends haben dann argentinische Freunde, die ich mal in Holland kennengelernt hatte, ein „Welcome Dinner“ für mich organisiert. Im Vergleich zur deutschen Mentalität sind die Argentinier auf jeden Fall herzlicher, verglichen mit der Mentalität der Menschen aus NRW aber dann doch etwas kühler. Überraschend war für mich hier auch die extreme Klassenunterscheidung. In den Clubs gibt es immer riesige VIP-Bereiche, die die Feiernden voneinander trennen. Hier läuft alles über Vitamin B. Ohne Kontakte geht hier fast nichts. Das kann man mögen oder auch nicht – wichtig ist es dennoch, gute Kontakte zu knüpfen. Immerhin bin ich dadurch gezwungen, viel Spanisch zu reden. Unter der Woche belege ich fünf Kurse an der Uni. Alle Kurse sind hier auf Spanisch, was mir sehr wichtig war. In den Kursen bin ich als deutscher Austauschstudent leicht zu erkennen – nicht nur, weil ich blond bin und blaue Augen habe, sondern auch, weil die deutschen Studenten viel weniger mitschreiben als die Einheimischen. Meine Kommilitonen schreiben in vier Stunden einen ganzen Roman, während ich maximal vier Seiten vollschreibe. Die Deutschen legen da eindeutig mehr Wert auf Effizienz. Fotos: Privat Protokoll: Lien Herzog Peggy Bellmann wusste schon nach dem Abitur, dass sie den Master „Angewandte Sexualwissenschaft“ an der Hochschule Merseburg machen möchte. Ihren Bachelor in Sozialer Arbeit wählte sie bewusst, um später ihren Wunsch-Master draufsetzen zu können. Der Master ist ein Teilzeitstudium und umfasst sechs Semester. Neben ihrem Studium arbeitet die 27-Jährige in der Sexualpädagogik. „Neben den sexualwissenschaftlichen Grundlagen, Biologie und Politik haben wir auch einen Selbsterfahrungsteil, bei dem wir uns unsere sexuelle Biographie genauer anschauen. Diese Reflexion kann uns später bei Beratungsgesprächen sehr helfen“, sagt Peggy. Im Studiengang gibt es 23 Studierende – wie hoch der Anteil der männlichen oder weiblichen Studierenden ist, will und kann Peggy nicht sagen: „Nicht alle aus dem Studiengang identifizieren sich klar als männlich oder weiblich. Davon lebt der Studiengang. Gerade beim Thema sexuelle Vielfalt oder verschiedene Lebensentwürfe kann ich von den Erfahrungen der anderen profitieren.“ Peggy Bellmann, 27, Hochschule Merseburg Hirndoping – nein danke! Mitten in der Prüfungsphase fließen Kaffee und Energy-Drinks bei vielen Studis in Strömen. Kurz mal die Energie steigern, wach bleiben – für die meisten Studierenden kein Problem. Doch wie viele gehen einen Schritt weiter und greifen zu verschreibungspflichtigen Medikamenten? Weniger als erwartet! Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), die im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit im Wintersemester 2014/15 durchgeführt wurde. Für die Studie wurden 6.700 Studierende zum Gebrauch von leistungssteigernden Mitteln befragt. 6 Prozent der Befragten gaben an, dass sie zur Leistungssteigerung illegale Drogen oder verschreibungspflichtige Medikamente einnehmen. 8 Prozent der befragten Studierenden greifen dagegen auf frei verkäufliche Mittel wie Koffeintabletten, Energy-Drinks oder Vitaminpräparate zurück, um ihre Leistung zu steigern. November 2015 24 CAMPUS CAMPUS 25 Schafft die Uni sich ab? Der Laptop ersetzt den Collegeblock, einem Smartphone verweigern sich nur noch Asketen – studieren heißt mittlerweile, ununterbrochen mit dem Internet verbunden zu sein. Braucht es da überhaupt noch Universitäten? Die Antwort lautet: ja. Aber die Digitalisierung verändert das Studieren grundlegend. Text: Marvin Milatz, Illustrationen: Eva Revolver/Sepia I T-Experten vieler deutscher Unternehmen blicken neidisch auf etwas, das an Universitäten längst alltäglich ist: Educational Roaming, bekannt unter der Abkürzung eduroam. Der Dienst gewährt Studenten und Uni-Mitarbeitern per W-Lan freien Zugang zum Internet in akademischen Einrichtungen – egal ob in Europa, Amerika oder in weiten Teilen Asiens. Studenten im Auslandssemester in Spanien oder Doktoranden bei einem Gastvortrag in Australien nutzen schon seit Jahren ganz unkompliziert die Verbindungsdaten ihrer deutschen Heimatuniversität, verwenden sogar ihre eigenen Geräte, um sich im Internet der jeweiligen Gastinstitution einzuloggen. Unternehmen hingegen tun sich noch viel schwerer, ihren Mitarbeitern das Nutzen von Privatgeräten während der Arbeit zu erlauben. Das eduroam für Konzerne läuft unter dem Schlagwort: „Bring your own Device“ – steckt allerdings oftmals noch in den Kinderschuhen. Was den freien Zugang zum Internet angeht, die Grundvoraussetzung der Digitalisierung, sind Universitäten also ganz weit vorn. Sie haben über die vergangenen Jahre viele analoge Zöpfe abgeschnitten und durch Digitales ersetzt: Abiturienten bewerben sich im Netz für Studiengänge, Studenten organisieren ihre Referatsgruppen per Facebook. Statt Bücher auszuleihen, laden sie wissenschaftliche Aufsätze aus dem Internet herunter – im PDF-Format. Die Digitalisierung hat Universitäten fest im Griff. Doch was bedeutet das für Studenten? Sitzen sie bald nur noch zu Hause, schauen sich ihre Kurse am Bildschirm an? Schafft die Uni sich ab? Experten sagen: November 2015 Nein, aber das Lernen verändert sich. „Bei Organisation und Verwaltung haben sich digitale Lösungen bereits besonders stark durchgesetzt“, erklärt Michael Kerres, Professor für Mediendidaktik und Wissensmanagement an der Universität Duisburg-Essen. „In der Lehre spürt man ebenfalls eine Veränderung – auch wenn diese deutlich langsamer kommt als ursprünglich erwartet.“ So ging der jüngste Hype der Massive Open Online Courses (MOOCs) weitgehend an der Alma Mater vorbei. Die Videoveranstaltungen, bei denen Zigtausende Menschen im Internet Kurse belegen, Lehrvideos von Koryphäen anschauen und sich gegenseitig in Internetforen auf die Sprünge helfen, galten lange als revolutionär, sogar als Bedrohung für etablierte Bildungseinrichtungen. Schließlich sollten sie Menschen ermöglichen, kostenlos zu lernen, was sie wollen – überall und jederzeit. So weit kam es allerdings nicht: Rief die „New York Times“ für 2012 noch das Jahr des MOOC aus, sind die MOOC-Macher inzwischen bescheidener unterwegs. Sie sehen sich nicht mehr als Uni-Ersatz, sondern bestenfalls als Ergänzung zum akademischen Betrieb: „Unsere Zielgruppe sind Arbeitnehmer, die keine Zeit für traditionelle Formen der Aus- und Weiterbildung haben“, sagte Daphne Koller, Mitgründerin der weltweit größten MOOC-Plattform Coursera, Anfang des Jahres in einem Gespräch an der Wharton-Universität in Pennsylvania. Die Grundpfeiler der akademischen Wissensvermittlung bleiben ohnehin Vorlesung und Se- November 2015 26 CAMPUS minar, Multiple-Choice-Test und Abschlussarbeit. Trotz Digitalisierung. Auch MOOCs bedienen sich genau dieser Methoden. Für Mediendidaktiker bieten MOOCs also nichts wirklich Neues, bestätigt Experte Kerres. Was die Digitalisierung allerdings verändert, sind die Mittel, mit denen Studenten lernen. Ingenieuranwärter etwa werden es in Zukunft leichter haben, mathematische Grundlagen zu pauken, prophezeit Klaus Mainzer, Professor für Philosophie und Wissenschaftstheorie an der Technischen Universität München. Mainzer beschäftigt sich seit Jahrzehnten damit, wie die Digitalisierung das Lernen beeinflusst. Seit zwei Jahren sitzt er in einer Bewertungskommission des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) zum Thema „Erfahrbares Lernen“. Besonders das in den Ingenieurwissenschaften trockene Grundstudium kann laut Mainzer mittels neuer, digitaler Methoden deutlich aufgepeppt werden. Etwa mit einer visuellen Lernunterstützung für Maschinenbauer. Sie ermöglicht es Studenten, eine zweidimensionale Zeichnung in ein 3D-Modell zu verwandeln. „Mit einem 3D-Drucker kann man das Modell dann ausdrucken“, erklärt Mainzer. Auch in der Elektrotechnik sollen visuelle Eindrücke Studenten helfen, zu verstehen, wie die Mathematik die reale Welt beschreibt: „Statt nur eine abstrakte Differentialgleichung zu zeigen, können Computerprogramme die Formel direkt in eine passende Schaltung umwandeln“, schwärmt Mainzer. Der unsichtbare Fluss des Stroms werde sichtbar, Zusammenhänge für Studenten würden klarer. Das BMBF-Programm läuft noch, deshalb gibt ein Sprecher auf Anfrage keine Informationen über konkrete Projekte preis. Es ist aber schon zu erahnen: Die digitale Transformation verändert die Wege, wie das Wissen zu uns gelangt. Aus diesem Grund veröffentlichte das Hochschulforum Digitalisierung – ein akademischer Thinktank unter der Schirmherrschaft des BMBF – im September ein Thesenpapier: Virtuelles Lernen lasse die Uni internationaler werden, heißt es dort. Und dass die Zusammenarbeit aller Institutionen der Schlüssel zum Erfolg sei. Diese Kollaboration sei zwar noch der Knackpunkt, aber auf absehbare Zeit lösbar – Unis müssten dafür langfristig und strategisch planen, der Gesetzgeber Datenschutz und Urheberrecht reformieren. Doch die erste These des Pamphlets lautet: „Die digitale Hochschule gibt es nicht.“ Die Uni als Ort bleibt. Das bemerken Studenten auch, wenn sie in völlig überfüllten Bibliotheken einen Sitzplatz suchen. Dabei könnte man meinen, dass die „Bib“ im Zeitalter digita- November 2015 BWL- und IT-MOOCs gehören zu den beliebtesten Wer einen Massive Open Online Course (MOOC) belegt, der will sein Wissen besonders in Managementtheorie erweitern oder eine Programmiersprache lernen. Das zeigen Daten der MOOC-Suchmaschine Class Central. Der Anbieter hat ein Ranking der beliebtesten MOOCs des vergangenen Jahres veröffentlicht. Fünf davon widmeten sich der Betriebswirtschaftslehre. Drei Kurse lehrten ihre Teilnehmer die Grundzüge einer Programmiersprache. Der beliebteste MOOC-Macher war die Plattform Coursera, sie stellt allein fünf der Top-Ten-MOOCs. Udacity und Open2Study teilen sich den zweiten Platz. Die MOOC-Plattform der Harvard University und des Massachusetts Institute of Technology, edX, ist mit einem Kurs unter den Top Ten vertreten. ler Kataloge nicht mehr gebraucht würde. Viele Standardwerke haben an Bedeutung verloren, zu langsam ist der Buchdruck. Studieren heißt heute vielerorts, aktuelle digitale Papers herunterzuladen, die auf artverwandte Dokumente verlinken. Diese digitalisierte Wissenschaft verjüngt sich im Wochentakt. Und trotzdem sind Universitätsbibliotheken voller Studenten. Warum? Zwar werde es bald nicht mehr nötig sein, sich an einem bestimmten Ort aufzuhalten, um bestimmte Informationen zu bekommen, schrieb Ulrich Schneider, Direktor der Universitätsbibliothek Leipzig, bereits im Jahr 2010. Wohl aber seien Bibliotheken „soziale Orte der Kommunikation“. Erste Unis stellen sich bereits auf den Wandel ein. Weite Teile ihrer Bibliotheken erinnern mittlerweile an die Coworking Spaces trendiger Berliner Start-ups mit farbenfroh gestalteten Gruppenarbeitsplätzen und Couchlandschaften. Die Einrichtung soll zum gemeinsamen Arbeiten anregen. Dass jemand eine laute Gruppe mit einem kräftigen „Schhhhh!“ ermahnt, könnte bald der Vergangenheit angehören. „Teamwork wird im Studium immer entscheidender“, bestätigt Technikphilosoph Mainzer. „Die Technik erlaubt, dass wir uns immer weiter vernetzen.“ Für den schnellen Datenaustausch gehören auch Cloud-Dienste wie Dropbox oder WeShare mittlerweile zum akademischen Standardrepertoire. So können Dozenten Material auch während des Semesters verändern, auf Neuerungen reagieren, statt den immer gleichen Kurs-Reader zu verteilen. Die Digitalisierung der Seminare lässt Universitäten in Deutschland sogar in bisher universitätsfreie Gebiete vordringen: So arbeiten die drei Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Bayerisch-Schwaben an einer digitalen Erweiterung. Ab Herbst kommenden Jahres wollen die Hochschulen Augsburg, Kempten und Neu-Ulm gemeinsam eine neue, weitgehend virtuelle Universität fernab aller Universitätsstädte in Allgäu und Nordschwaben starten. Doch auch die Netz-Uni, deren Verwaltungsgebäude in Studentenstädten außerhalb der bayerischen Provinz stehen werden, soll die Alma Mater als Ort nicht ganz ersetzen. Im Gegenteil: Ziel sei es auch, mit einem digitalen Kursangebot den Zugang zu akademischen Inhalten in der Region zu erleichtern, erklären die Macher. Man wolle Ingenieure und BWL-Interessierte vorbereiten, damit sie später an einer der Präsenz-Hochschulen in Augsburg, Kempten und Neu-Ulm weiterstudieren könnten. Die Digitalisierung schafft die Universitäten also nicht ab. Aber sie ergänzt das Studium durch neue Möglichkeiten, die das Internet bietet. 28 LEBEN LEBEN LEBEN 29 FUNDSTÜCK DES MONATS Das kostet ein WG-Zimmer zum Wintersemester 2015 Das Wintersemester 2015 hat bereits angefangen, und noch immer sind viele Studenten auf der Suche nach einem Zimmer. Gerade in beliebten Uni-Städten kann das teuer werden. Das WG- und Wohnportal namens wg-suche.de hat kurz vor dem Start des Wintersemesters die Mietpreise für WG-Zimmer in den Hochschulstädten Deutschlands analysiert. Demnach finden Studierende in vielen ostdeutschen Städten ein Zimmer für schon 200 Euro. Im süddeutschen Raum und in besonders beliebten Städten wird dagegen zum Teil mehr als das Doppelte fällig. Die teuerste Stadt ist mit Abstand München – hier zahlt man durchschnittlich 543 Euro für ein WGZimmer. Auf dem zweiten Platz liegt Frankfurt am Main mit 431 Euro. Auf den weiteren Plätzen folgen Stuttgart mit 420 Euro, Freiburg mit 417 Euro und Heidelberg mit 392 Euro. Zum Vergleich: Studierende in Dortmund zahlen gerade mal 259 Euro, in Leipzig 239 Euro und in Magdeburg 232 Euro. André Bodlin, 21, studiert Medienwirtschaft an der Hochschule der Medien Stuttgart. Er hat eine besondere Vorliebe für Zweiräder: Neben dem BMX-Bike besitzt er auch ein eigenes Motorrad. Die Top 10 der teuersten Hochschulstädte 1. München, 543 Euro 2. Frankfurt am Main, 431 Euro 3. Stuttgart, 420 Euro Flatastic Der Putzplan wird nicht eingehalten, das Klopapier ist schon wieder alle, und der Mitbewohner schuldet einem 20 Euro und einen neuen Joghurt – das WG-Leben bietet viele kleine Ärgernisse, die das Zusammenleben auf Dauer belasten können. Die App „Flatastic“ hilft, das WG-Leben zu planen und einfacher zu machen. Die App besteht aus vier Modulen: Ausgaben, Putzplan, Einkaufsliste und Shouts. Im Ausgaben-Modul haben die Nutzer einen Überblick über die Haushaltskasse. Für die Bewohner bedeutet das: kein Stress mehr mit dem Abrechnen von Quittungen und dem Kassensturz am Monatsende. Der Putzplan zeigt genau an, wer welchen Dienst bis wann zu erledigen hat, und gleichzeitig, wer danach an der Reihe ist, den Dienst zu erledigen. Punkte für geleistete Aufgaben sollen die Bewohner zur Hausarbeit motivieren. Die Einkaufsliste kann von jedem Mitbewohner jederzeit aktualisiert werden und verhindert, dass beim nächsten Spontaneinkauf wieder was vergessen wird. Das Modul „Shouts“ ist eine Art Gruppenchat. Hier kann man den Bewohnern per Push-Nachricht Bescheid sagen, wenn die Eltern vor der Tür stehen oder man übers Wochenende spontan wegfährt. Flatastic ist als kostenlose App für Android und iOS erhältlich sowie als Web-App für diejenigen, die kein Smartphone besitzen. 4. Freiburg, 417 Euro 5. Konstanz, 413 Euro 6. Freising, 398 Euro 7. Lörrach, 394 Euro So chillen Studenten 8. Heidelberg, 392 Euro Wie Studierende Stress abbauen 9. Tübingen 386 Euro 10. Hamburg, 383 Euro Studentinnen Studenten 93 % Quelle: wg-suche.de 92 % Freunde oder Familie treffen 80 % 69 % spazieren gehen/rausgehen Wohnheim für Flüchtlinge und Studis Hobby: BMX-Fahren Zwei- bis dreimal in der Woche ist André Bodlin auf seinem BMX-Bike unterwegs. Aktuell muss er allerdings pausieren – der 21-Jährige hat sich das Syndesmoseband gerissen und ist auf Krücken angewiesen. „Kleinere Verletzungen wie Schürfwunden oder Prellungen passieren öfters mal. Das ist jetzt das dritte Mal, dass ich mit Krücken laufe. Ich habe mir schon beide Füße gebrochen“, erzählt André. Vor sechs Jahren war er noch auf dem Mountainbike unterwegs. Das war ihm aber zu groß, weshalb er auf das kleinere BMX-Bike um- November 2015 gestiegen ist. Seitdem trifft man den Medienstudenten in Skateparks, auf Dreckhügeln, auf der Straße oder in der Halle. „Beim BMX-Fahren gibt es mehrere Disziplinen – beim ‚Dirt-Fahren‘ fährt man zum Beispiel über Dreckhügel, während man bei ‚Street‘ auf der Straße auf allen möglichen Hindernissen fährt“, erklärt André. Neben den Freunden aus der Uni besteht sein Freundeskreis vorwiegend aus BMX-Fahrern. André ist deshalb fast nie allein mit dem BMX-Bike unterwegs. Das hat den Vorteil, dass er und seine Freunde sich ge- genseitig Tricks abschauen können und dass diese auch gefilmt und fotografiert werden. Eine andere Inspirationsquelle ist das Internet: Den ein oder anderen Trick schaut sich André auch aus Youtube ab. Er erklärt: „Wichtig ist, dass man bei Tricks die Angst vor Verletzungen nicht immer im Hinterkopf hat. Oft passiert dann erst recht was. Besser ist es, die Angst auszublenden.“ Da Verletzungen aber beim BMX-Fahren dazugehören, wird André auch wieder aufs Bike steigen, wenn er dieses Mal die Krücken los ist. Foto: Flatastic Protokoll: Lien Herzog, Foto: Nicolas Galauch In München leben Flüchtlinge nun zusammen mit Studierenden in einem Wohnheim. Das einzigartige Integrationsprojekt ging im September an den Start. Aus einem ehemaligen Bürogebäude ist ein Wohnheim für 42 Studierende und 61 junge Flüchtlinge entstanden. Ziel des Integrationsprojektes ist, die Flüchtlinge von Anfang an mit in Deutschland lebenden jungen Menschen in Kontakt zu bringen. Von dem Projekt sollen aber alle profitieren: Den Flüchtlingen wird durch die Wohnsituation das Ankommen erleichtert, während die Studierenden durch Nachhilfe oder beispielsweise die Begleitung zu Behörden und Ärzten ihre monatliche Miete verringern können. Die Studierenden fungieren für die Flüchtlinge dabei als Mentoren oder in einer Art Geschwisterrolle. Die Ausstattung der Einrichtung wurde durch Spenden von Unternehmen, Stiftungen und Privatleuten finanziert. 78 % 79 % Sport treiben 77 % 67 % selbst kochen oder essen gehen 69 % 56 % fernsehen 56 % 81 % online surfen oder Videospiele spielen 34 % 43 % ein Glas Wein oder Bier trinken November 2015 Mehrfachnennung möglich Quelle: TK CampusKompass 30 LEBEN LEBEN Harte Betten, kleine Zimmer, Stehtoilette Hereinspaziert! Nach der Freude über die Zusage fürs Auslandssemester folgt oft die Ernüchterung bei der Zimmersuche. Drei Studierende berichten von ihren Erfahrungen und geben Tipps für die Wohnungssuche. Zusammengestellt von Lisa König Hohe Preise, mühsame Suche N ach meiner Freude über die Zusage der University of Iceland für ein Auslandsstudium in Reykjavík kam bei der Wohnungssuche schnell Ernüchterung auf. Denn hier benötigt man vor allem eines: Geduld. Zwar hilft die Uni, indem sie Listen mit privaten Vermietern an Austauschstudenten verschickt, doch der Kontakt muss selbst hergestellt werden. So findest Du ein Zimmer im Ausland Tipp 1: Private Vermieter anschreiben. Gästehäuser oder Ferienwohnungen für Touristen liegen meist zentral und sind in der Nebensaison günstiger. Tipp 2: Die Außenstellen der deutschen Universitäten im Ausland anschreiben. Diese vermitteln oft Zimmer, beispielsweise in Wohnheimen, und überbrücken die Sprachbarrieren. Ich nahm die Suche selbst in die Hand und schrieb einige Gästehäuser in Reykjavík an. Da ich schon einmal in einer Kleinstadt in Island studiert habe, weiß ich, dass in Gästehäusern oft Zimmer an Austauschstudenten in der Nebensaison vermietet werden. Die Zimmer hier sind zwar meist auch nicht billiger als die in „normalen“ Wohnungen, allerdings sind sie oft sehr zentral, da sie ja eigentlich für Touristen gedacht sind. Nach einigen Absagen antwortete ein Vermieter, dass in seinem Gästehaus ein Zimmer frei geworden sei. Ich hatte Glück, denn das Haus liegt nur fünf Minuten Fußweg von der Uni und 15 Minuten von der Innenstadt entfernt. So spare ich mir das Busticket. In meinem neuen Zuhause wohne ich mit drei anderen Austauschstudenten zusammen. Für vier Personen gibt es zwei Badezimmer und eine riesige Küche. Leider ist die Miete sehr hoch, aber das muss man im angesagten Reykjavík in Kauf nehmen. Etwas billiger sind nur Wohnheimzimmer, doch die Kapazität hier ist stark begrenzt. Für ISLAND wen das in Frage kommt, der sollte sich rechtzeitig auf der Homepage der Uni für ein Zimmer bewerben. Wichtig ist auf jeden Fall, frühzeitig mit der Zimmersuche zu beginnen und nicht vor den hohen Preisen zurückzuschrecken. Wie in Deutschland auch muss meist vor der Anreise eine Kaution in Form von ein bis zwei Monatsmieten gezahlt werden. Ich kann die Variante, über die Gästehäuser ein Zimmer zu suchen, sehr empfehlen. Die Zimmer sind meist komplett möbliert, oft sind auch schon eine Garnitur Bettwäsche und Handtücher vorhanden. Außerdem ist hier garantiert, dass man mit anderen Austauschstudenten zusammenwohnt, was das Ankommen in der neuen Stadt auf jeden Fall erleichtert. Zimmer ohne Fenster Larissa Benz, 25, Reykjavík D Tipp 3: Zimmersuche über den Deutschen Akademischen Austauschdienst. Der DAAD verfügt über ein gut ausgebautes Auslandsnetzwerk und kann auch bei der Zimmersuche behilflich sein. Tipp 5: Ein Zimmer vor Ort suchen. Dafür kann man sich in den meisten Großstädten relativ günstig in den ersten Tagen in einem Hostel einmieten, um sich lokal bei privaten Vermietern nach Zimmern zu erkundigen und diese auch gleich zu besichtigen. November 2015 Fotos: Privat Tipp 4: Sich an ortsansässige Universitäten wenden. Diese vermitteln oft Wohnheimplätze, aber auch Kontakte zu privaten Vermietern. a Wohnheimplätze in Australien viel teurer sind als in Deutschland, reisen viele Austauschstudenten an, ohne bereits ein Zimmer zu haben. Die ersten Tage kann man in einem Hostel verbringen, während man nach einem Zimmer sucht. Ich war in den ersten vier Tagen mit der Zimmersuche beschäftigt – der Vorteil: Ich lernte dabei alle uninahen Stadtteile gut kennen. Generell ist der Standard der Zimmer deutlich geringer als in Deutschland. Für ein WGZimmer werden dennoch mindestens 600 Euro im Monat fällig, wobei die Miete wöchentlich zu zahlen ist. Wer weniger bezahlen möchte, kann sich auch ein Zimmer teilen. Das ist zumindest in Sydney häufig der Fall, und viele Studenten, die nur während des Semesters in der Stadt sind, teilen sich oft mit bis zu sechs Leuten ein Zimmer. Häufig vermieten auch Paare oder Familien F ür mein Praktikum in einem biochemischen Labor in Guangzhou, Südchina, konnte ich mich kaum im Voraus schon um eine passende Bleibe kümmern. Statt Google – das ist in China gesperrt – nutzen die Chinesen „baidu. com“. Wer jedoch nicht fließend Mandarin spricht, wird hiermit keinen Erfolg haben. Das Hauptproblem der Wohnungssuche bildet in China tatsächlich die Sprachbarriere. Die meisten Chinesen sprechen gar kein oder nur wenig Englisch. Mietverträge sind ebenfalls auf Chinesisch. Hilfe beim Übersetzen ist also essentiell. Eine Möglichkeit ist, sich über die Außenstellen deutscher Universitäten in China zu informieren. Viele von ihnen haben Büros in Peking oder Schanghai. Es lohnt sich, im Voraus Kontakt aufzunehmen und nach Hilfe zu fragen. Der DAAD betreibt ebenfalls mehrere Büros in China, die gern Auskunft geben. Auch der Kontakt zu chinesischen Unis kann bei der Zimmersuche helfen: Viele Universitäten bieten Wohnheimplätze an. Der chinesische Zimmerstandard im Wohnheim ist jedoch nicht vergleichbar mit deutschen Verhältnissen: Sechs bis zehn Leute teilen sich in China ein Zimmer und auch das Bad mit Stehtoilette. Für ein paar Wo- 31 chen Backpacking im Hostel ist das sicher kein Problem, man sollte sich jedoch überlegen, ob man auf Dauer so wohnen möchte. In China ist es übrigens üblich, Wohnungen für die Dauer eines Jahres zu mieten. Wer einen kürzeren Vertrag möchte, muss mit Mieterhöhungen rechnen. Für solche und andere landestypische Gewohnheiten lohnt sich ein Blick in Foren wie „internations.org“, „echinacities.com“ und „gzstuff. com“. In diesen Foren berichten in China lebende Ausländer über Events, Aktivitäten und eben auch über all die kleinen Stolpersteine, die China für Ausländer bieten kann. Ohne meine Kollegen aus dem Labor hätte ich wohl nie eine passende Wohnung gefunden. Mit ihrer Hilfe konnte ich mich an eine der vielen ortsansässigen Makleragenturen wenden. So dauerte es nur knapp eine Woche, bis ich eine Wohnung gefunden hatte und einziehen konnte. Die Wohnung ist voll möbliert und 70 Quadratmeter groß. Es lohnt sich jedoch, etwas Geld für eine neue Matratze beiseitezulegen – die chinesischen Betten sind hart wie Beton! CHINA einfach ein Zimmer ihrer Wohnung an Studierende. Viele Zimmer werden auch von Maklern vermietet, was aus den Anzeigen bei „gumtree. com.au“, der populärsten Website in Australien für Wohnungssuchende, allerdings nicht immer ersichtlich ist. Es ist generell ratsam, ein Zimmer bei privaten Anbietern zu suchen, da Wohnheimplätze bei etwa 800 Euro pro Monat liegen. Die Universität selbst vermietet auch Zimmer, die verhältnismäßig günstig sind, die Anzahl ist aber sehr begrenzt. Hierfür sollte man sich auf jeden Fall sehr früh bewerben. Ein Vorteil dieses Systems, in dem man als Student nur Untermieter und nicht Hauptmieter ist, ist, dass man meistens innerhalb von ein oder zwei Wochen wieder ausziehen kann. Eine Wohnung selbst zu mieten ist mit deutlich mehr Bürokratie verbunden. Die Zimmer, die in Sydney für viel Geld vermietet werden, haben oft beträchtliche Mängel. Im Winter fehlt es in den Häusern an Isolation, und es gibt oft keine fest installierten Heizungen. Im Sommer muss man mit Kakerlaken kämpfen. In einem der Zimmer, das ich besichtigte, konnte ich nicht AUSTRALIEN Julia Berkenkamp, 23, Guangzhou einmal aufrecht stehen, und es gab keine Fenster. Dennoch kostete es 450 Euro pro Monat. In meinem ersten Zimmer, das ich in Sydney gemietet hatte, konnte ich aufgrund des Fluglärms nur mit Ohrenstöpseln schlafen. Außerdem musste ich mir die Küche mit elf anderen Leuten teilen. Nach vier Wochen zog ich in eine 4er-WG. Hier hatte ich wirklich eine tolle Zeit! Daniel Beck, 23, Sydney November 2015 32 LEBEN LEBEN Willkommen: Ellen und Hisham am Gartentor der Wohnung in Marburg. 33 Ellens Traum vom Morgen Ellen studierte Bauingenieurwesen an der Universität in der syrischen Hauptstadt Damaskus. Dann begann der Krieg, und sie floh. Heute studiert sie dank eines DAAD-Stipendiums in Deutschland. Text: Lisa König, Fotos: Robert Zolles A ls die Schüsse fielen, war Ellen auf dem Weg zur Uni. Der Bus, in dem sie saß, war unterwegs von Suweida, einer Stadt im Südwesten des Landes, in Syriens Hauptstadt Damaskus. Niemand wusste, woher die Kugeln kamen oder wer dafür verantwortlich war. Eine Kommilitonin von Ellen starb an diesem Tag. In diesem Bus. Auf dem Weg zur Uni. Das war im Dezember 2012. Bis zum Jahr 2011, als der Bürgerkrieg ausbrach, hatte Ellen ein schönes Leben in Syrien. 2008 schrieb sie sich für Bauingenieurwesen an der Universität in Damaskus ein. Im ersten Jahr lernte sie Hisham kennen. Sie waren zuerst befreundet, erzählt sie, aber bald hätten sie sich ineinander verliebt. „Wir hatten alles, was man für ein schönes Leben braucht: Freunde, Bildung, Reisen.“ Und: große Pläne. „Doch alles änderte sich mit Ausbruch des Krieges.“ Die Menschen flohen aus den umkämpften Regionen in Ellens Heimatstadt. „Und dann kamen die Kämpfe auch in unsere Nähe.“ Ellen öffnet die Tür einer kleinen Dachgeschosswohnung in Marburg. Sie trägt ein buntes Sommerkleid und pinke Flipflops. Die langen Haare sind offen, die blauen Augen dunkel geschminkt. Ellen und Hisham wohnen seit zwei Monaten in dieser Wohnung. Die Familie, die im Haus lebt, stellt den Wohnraum eine Zeitlang zur Verfügung. Am kleinen, weißgestrichenen Gartentor hängt ein verblichenes Schild mit der verschnörkelten Aufschrift: „Willkommen“. Nichts hier in dieser idyllischen Universitätsstadt, nichts deutet darauf hin, was diese beiden Mittzwanziger in den vergangenen Monaten, in den vergangenen Jahren erleben mussten. 2012 bauten Ellen und Hisham ein Haus in ihrer Heimatstadt Suweida. Doch nach dem Anschlag auf den Bus war der Weg aus der Heimatstadt bis nach Damaskus zur Uni zu gefährlich für Ellen. Sie pausierte im Studium. Nach einem Jahr entschied sie sich, ihren Abschluss doch zu machen. „Ansonsten hätte ich die vier Jahre davor umsonst studiert.“ Also mietete die junge Syrerin eine Wohnung gleich neben der Uni in Damaskus. „Ich besuchte die Universität und ging gleich danach wieder zurück in meine Wohnung.“ DIE UNIS SIND NICHT SICHER Doch: Auch die Universitäten in Syrien sind nicht sicher. Das weiß die Weltgemeinschaft spätestens seit den Anschlägen auf die Universität in Aleppo. Bei den Bombenanschlägen im Januar 2013 starben mehr als 80 Menschen, Dutzende wurden verletzt. Ein paar Monate später, im März 2013, trafen die Bomben auch die Universität in Damaskus. „Viele Kommilitonen starben. Andere wurden verletzt. Ein Freund von mir verlor bei dem Anschlag November 2015 November 2015 34 LEBEN LEBEN seine Hand“, berichtet Ellen. „Auch heute gibt es immer wieder Übergriffe auf den Campus.“ Ellen und Hisham wussten, dass sie ihr Heimatland bald verlassen mussten. „Ich wollte nicht alle meine Träume aufgeben müssen“, erzählt die 25-Jährige von ihren Hochzeitsplänen. 2013 heirateten Ellen und Hisham. Sie feierten ein kleines Fest mit Freunden und Familie. „Das war ein sehr glücklicher Tag.“ Für die Unterkunft in der Marburger Wohnung sind die beiden mehr als dankbar. Die Einrichtung ist einfach, aber ausreichend. Bett, Tisch, Schrank, Küche – alles wurde von den Gastgebern gestellt, nichts davon haben die beiden selbst ausgesucht. Ellen zeigt stolz Fotos vom gemeinsamen Haus in Syrien auf ihrem Laptop. In einigen Zimmern hatten sie die Wände farbig gestrichen. Ihr Lieblingsstück war der amerikanische Kühlschrank in der Küche. „Den haben wir uns geleistet.“ Einer der wenigen persönlichen Gegenstände steht in der Marburger Wohnung auf einer kleinen Kommode im Flur: ein violetter, glitzernder Bilderrahmen. „Unsere Hochzeitsfotos sind das Einzige, was ich aus unserem Haus in Syrien mitgenommen habe.“ Die Familie und ihre Heimat fehlen ihr sehr. Jeden Tag telefoniert Ellen mit ihren Eltern, die in Syrien geblieben sind. „Oft sind es nur zwei Minuten.“ Aber sie müsse wissen, wie es ihnen geht, wie die Lage ist. „Ich wache jeden Morgen auf und weiß, heute könnte der Tag sein, an dem alles eskaliert.“ Und doch, sagt sie, hätten ihre Familien und sie Glück im Unglück. „Unsere Heimatstadt ist für syrische Verhältnisse weitgehend sicher. Wir haben Freunde aus Städten im Norden. Dort ist alles zerstört.“ Alle ihre Freunde haben Syrien längst verlassen. „Unsere Freunde sind auf der ganzen Welt verstreut: in Brasilien, in Australien, in den Vereinigten Arabischen Emiraten.“ Die jungen Leute in Syrien wissen, dass es für den Moment in der Heimat keine Zukunft gibt. „Eine gesamte Generation an hochqualifizierten Akademikern droht Syrien verlorenzugehen“, sagte die Präsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) Margret Wintermantel anlässlich einer Stipendienverleihung an syrische Flüchtlinge im Juni dieses Jahres. „FÜHRUNGSKRÄFTE FÜR SYRIEN“ 2014 hatte die Bundesregierung ein Stipendienprogramm angekündigt, das syrischen Flüchtlingen ein Studium in Deutschland ermöglichen soll. Der DAAD rief daraufhin das Stipendienprogramm „Leadership for Syria“, also Führungskräfte für Syrien, ins Leben. Finanziert wird das Programm durch das Auswärtige Amt. Hochqualifizierte syrische Studierende sollen die Möglichkeit erhalten, ihr Studium in Deutschland fortzusetzen, um nach Ende des Krieges dabei zu helfen, ihr Heimatland wieder aufzubauen. Die Einrichtung des Stipendienprogramms war auch Folge eines Appells von rund 200 deutschen Hochschulprofessoren, den diese 2014 an das Auswärtige Amt und den DAAD gerichtet hatten. Christoph Schwarz, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität Marburg, ist Mitinitiator dieser Aktion. „Die Idee dabei war auch, wenigstens einer kleinen Anzahl an Flüchtlingen eine sichere Einreise nach Deutschland zu gewähren“, berichtet er. Rund 200 Stipendien für hochqualifizierte Studierende bietet das Programm. 5.000 Bewerbungen gingen beim DAAD dafür ein. Eine davon war von Ellen. Die junge Frau sitzt auf einer kleinen Couch in der Marburger Wohnung, als sie von ihrem Studium in Syrien erzählt. „Ich gehörte zu den besten Absolventen meines Jahrgangs“, erinnert sie sich. Ellen dreht an ihrem Ehering und sieht Hisham an, der am Türrahmen lehnt. „Aber wir hatten keine Zukunft dort.“ Das junge Paar floh. Hisham ging als Erstes, Ellen folgte ihm nach Abschluss ihres Bachelorstudiums. Die Flucht war voller Ungewissheit. Als Ellen in Istanbul ankam, hoffte sie auf ein besseres, sicheres Leben – und wurde in ihren Hoffnungen bitter enttäuscht. „Das Leben in der Türkei war hart für uns. Wir erhielten keine Unterstützung, hatten keine Versicherung, keine Arbeitserlaubnis.“ Zu dieser Zeit war ihr Mann so verzweifelt, dass er über eine Flucht über das Meer nach Griechenland nachdachte. Der Schmerz über diese Zeit steht Ellen noch heute ins Gesicht geschrieben. November 2015 die in einem Flüchtlingscamp leben muss, und eine andere Studentin, deren Familie genügend finanzielle Mittel hätte, um das Studium zu finanzieren, und haben beide die gleichen Qualifikationen, sollte die Studentin aus dem Flüchtlingscamp bevorzugt werden.“ „Es ist nicht einfach, einen Platz im Stipendienprogramm zu bekommen, wenn man schon zuvor finanziell schlechtergestellt war“, kritisiert auch Angela Dörflinger. Schon die Reise in die Türkei, wo die meisten Auswahlgespräche für das DAAD-Programm stattfanden, müsse zunächst einmal finanziert werden, erklärt sie. Dass das Stipendienprogramm allerdings ein erster Schritt in die richtige Richtung ist, davon sind sowohl Schwarz als auch Dörflinger überzeugt. In Zukunft wird die Zahl der Bewerber an Flüchtlingen für deutsche Hochschulen noch steigen. „Bei den entsprechenden Stellen beim DAAD und an den Hochschulen geht man von 30.000 bis 50.000 Studierenden aus“, sagt Christoph Schwarz. Auf diesen Ansturm müssten sich die Universitäten und auch die Studentenwerke einstellen. „Die geflüchteten Studierenden sind hochmotiviert“, berichtet Angela Dörflinger. „Viele wollen in ihrer Ausbildung keine Zeit mehr verlieren.“ DER TRAUM VOM HEIMKEHREN Ellen bekam nach der Zusage zum DAAD-Stipendium ein Studentenvisum und durfte legal einreisen. Da sie verheiratet ist, hatte sie das Recht, ihren Mann Hisham mitzubringen, für den die gleichen Aufenthaltsrichtlinien gelten wie für sie. „Wer eine Familie gründet, trägt zum Aufbau einer Gesellschaft und eines ganzen Landes bei“, meint Ellen. Angela Dörflinger, die geflohene Studierende an der Uni Mannheim betreut, weiß: „Es gibt von den Studierenden viele Versuche, die Familie auch nach Deutschland zu holen.“ Nicht immer könne das realisiert werden. „Es ist ein großer bürokratischer und organisatorischer Aufwand: Wohnraum, Deutschkurse, Arbeitsplätze – das alles muss für die Angehörigen geklärt werden.“ Mittlerweile hat Ellen einen Masterstudienplatz für Bauingenieurwesen an der Universität Duisburg-Essen. Seit wenigen Wochen wohnen sie und Hisham in einer Einzimmerwohnung in Essen. „Es ist ein Traum, der wahr wurde“, sagt sie strahlend. Ellens Studium findet auf Englisch statt. „Studierende aus ganz unterschiedlichen Nationen sind in meinem Studiengang vertreten“, berichtet sie. Während sie erzählt, bereitet sie die Zutaten für das Mittagessen vor. Es gibt Hummus und Ful. Die pürierten Kichererbsen und die gekochten Bohnen sind typisch syrische Vorspeisen. Aber auch die deutschen Essgewohnheiten hat Ellen schon in ihr Herz geschlossen. „Ich mag Toast mit Butter und Wurst“, sagt sie lachend. An der Uni findet sie sich langsam zurecht. „Aber es wird hart. Ich möchte einen sehr guten Abschluss machen.“ Irgendwann, wenn der Krieg vorbei ist, möchten beide wieder zurück in ihre Heimat. „Mein Herz ist bei meiner Familie, an dem Ort, wo ich aufgewachsen bin“, sagt Ellen. „Mein Traum ist es, eines Tages zurückzugehen und dabei zu helfen, unser Land wieder aufzubauen.“ Die FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH (FBM) ist der F.A.Z.-Fachverlag für Wirtschaft und Finanzen. In den vergangenen Jahren haben wir uns mit innovativen gedruckten und digitalen Publikationen und Fachveranstaltungen mit zehn bis 2.000 Teilnehmern zu einem führenden Anbieter von B2B-Informationsmedien entwickelt. Der stetig wachsende und solide aufgestellte Fachverlag bietet heute eine attraktive Mischung aus Erfahrung und „Sturm und Drang“ – eine wichtige Voraussetzung für den Innovationsgeist, der uns antreibt. Krieg auf dem Weg zur Uni: Ellen machte dieses Foto nach dem Anschlag auf den Bus im Dezember 2012. Für den Standort Frankfurt am Main suchen wir zur Verstärkung unseres Event-Teams eine/n Das Heimweh bleibt. Das weiß auch Angela Dörflinger, die im International Office der Universität Mannheim Studierende berät. „Manche jungen Syrer verwenden ihre gesamte Anstrengung darauf, einen Studienplatz in Deutschland zu bekommen. Alles andere tritt dann in den Hintergrund“, erzählt sie. „Oft kochen die persönlichen Probleme kurz vor dem Abschluss so hoch, dass die Studierenden unter dieser Last zusammenbrechen.“ Fachlich können die syrischen Studierenden allerdings mit den deutschen Hochschulstandards mithalten. „Die Hochschulprofessoren der Auswahlkommission für das Stipendienprogramm waren beeindruckt von den enormen Qualifikationen“, weiß Margret Wintermantel. Ende 2014 bewarb sich Ellen in Istanbul für das Stipendienprogramm des DAAD „Leadership for Syria“. Ihr Auswahlgespräch fand im März dieses Jahres in Istanbul statt. „Ich habe mich wochenlang darauf vorbereitet“, erzählt sie. „Ich wusste, dass das Stipendium für mich und Hisham ein letzter Ausweg ist.“ KRITIK AM PROGRAMM Trotz der generell positiven Stimmen für das Stipendienprogramm wird auch hier und dort Kritik daran laut. Christoph Schwarz von der Uni Marburg bemängelt, dass die soziale Lage der Bewerber kein festgeschriebener Faktor bei der Auswahl der Stipendiaten ist. „Wir sind der Meinung, dass öffentliche Gelder im Zuge von Stipendien an diejenigen Studierenden gehen sollten, die sie auch benötigen“, erklärt er und erläutert sein Gedankenspiel: „Bewerben sich für das Stipendium beispielsweise eine Studentin, 35 Praktikantin/Praktikanten Events (Kennziffer: 82/15) Ihre Aufgaben � Unterstützung des Eventteams bei der Planung, Durchführung und Nachbereitung von diversen Fachveranstaltungen � Mitarbeit bei der Planung und Umsetzung von Marketing-Aktionen � Marktanalysen und -recherchen � administrative Aufgaben Was Sie mitbringen � Dienstleistungsorientierung: Spaß am Umgang mit Kunden und „gesunder“ Perfektionismus stehen für Sie bei Ihrer Arbeit im Vordergrund. � Organisationsstärke, Teamfähigkeit, Flexibilität und Einsatzbereitschaft Über Ihre Bewerbung freut sich: Das Hochzeitsfoto von Ellen und Hisham erzählt von glücklichen Zeiten. Die Tätowierung am Arm soll Ellen dagegen an die unglücklichen Tage in Istanbul erinnern. Nicole Neusitzer E-Mail: [email protected] Telefon: (069) 75 91-32 31 � erste berufliche Erfahrungen im Eventbereich durch Praktika oder andere Nebentätigkeiten � Sie sind mit den gängigen MS-Office-Anwendungen vertraut. Was Sie bei uns erwartet Ein anspruchsvolles und abwechslungsreiches Praktikum mit verantwortungsvollen Aufgaben in einem dynamischen Team. Das bezahlte Praktikum für Studierende ist auf eine Dauer von mindestens drei Monaten (Vollzeit) angelegt. Sind Sie neugierig geworden? Dann freuen wir uns auf Ihre aussagekräftige Bewerbung. Die Bewerbungsunterlagen sollten Anschreiben, Lebenslauf und Zeugnisse enthalten. FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH Der F.A.Z.-Fachverlag Frankenallee 68–72 60327 Frankfurt am Main www.frankfurt-bm.com November 2015 SCHLUSS SCHLUSS Jobmessen Die besten Recruiting-Events von November bis Dezember 2015 Düsseldorf 17. November 2015 Verlag Frankfurt Business Media GmbH – Der F.A.Z.-Fachverlag Bismarckstraße 24 61169 Friedberg (Hessen) Gießen 2. Dezember 2015 Campus Conference NextGenerationCFO.2015 meet@JLU Ist der CFO von heute der CEO von morgen? Diese und andere Fragen werden am 17. November 2015 ab 14:30 Uhr auf der Campus Conference NextGenerationCFO.2015 diskutiert. Experten, Studierende und Professionals aus der Unternehmenspraxis nehmen an der Diskussion teil. Außerdem geben CFOs deutscher und internationaler Unternehmen Einblick in ihre Arbeit. Als führende Experten für Debiasing und Integrated Reporting präsentieren sie aktuelle Themen im Accounting. www.nextgenerationcfo.de Besucher der Veranstaltung können sich über Angebote für Praktika, Nebenjobs, Abschlussarbeiten, Traineestellen und Festanstellungen erkundigen. Vor der Veranstaltung können sich Teilnehmer online für Gesprächstermine mit den Unternehmen bewerben. www.iqb.de Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf meet@h-da Teilnehmer können sich auf der Veranstaltung bei Unternehmen verschiedener Branchen und Größen über deren Angebote für Praktika, Nebenjobs, Abschlussarbeiten, Traineestellen und Festanstellungen erkundigen. In einem Bewerbungstraining gibt es vorab Tipps für den Messebesuch und die Bewerbungsunterlagen und am Messetag von den Experten Insidertipps in den Karrierevorträgen und Unternehmenspräsentationen. Interessenten können sich in den Wochen vor der Messe über ein Karriereportal bei den Unternehmen ihrer Wahl um Gesprächstermine bewerben. www.h-da.de Hochschule Darmstadt Stuttgart 20. November 2015 Frankfurt am Main 5. Dezember 2015 Die Messe bietet Informationen für alle, die sich für ein weiterführendes Studium interessieren, und gibt einen ersten Überblick über alle Studienoptionen. Egal ob Fragen zur Universität, zur Studienfinanzierung oder zu den Zulassungsbedingungen – die Veranstaltung soll bei der Suche nach dem richtigen Masterstudiengang helfen. www.master-and-more.de Goethe-Universität, Frankfurt am Main Frankfurt am Main 8. Dezember 2015 meet@uni-frankfurt Besucher der Veranstaltung können sich über Angebote für Praktika, Nebenjobs, Abschlussarbeiten, Traineestellen und Festanstellungen erkundigen. Vorab werden Bewerbungstrainings und ein Check der Bewerbungsunterlagen angeboten. Teilnehmer können sich außerdem online für Gesprächstermine mit den Unternehmen bewerben. www.iqb.de Goethe-Universität, Frankfurt am Main Master and more 2015 Stuttgart Die Messe ist ein Informationsevent für alle, die sich für ein weiterführendes Studium interessieren. Dabei werden Studenten und Absolventen ebenso angesprochen wie Young Professionals auf der Suche nach der passenden Weiterbildung. Teilnehmer können sich auf der Veranstaltung über geeignete Masterstudiengänge informieren und nach der passenden Universität suchen. Der Eintritt kostet 5 Euro an der Tageskasse und 3 Euro bei vorheriger Online-Anmeldung. www.master-and-more.de ICS Internationales Congresscenter, Stuttgart Hamburg 27. November 2015 Justus-Liebig-Universität, Gießen Master and more 2015 Frankfurt am Main Darmstadt 17.–18. November 2015 Berlin 8. Dezember 2015 JURAcon Berlin Die Veranstaltung bietet Studierenden, Referendaren und Volljuristen die Gelegenheit, mit Vertretern zahlreicher Kanzleien und Unternehmen über unterschiedliche Einstiegs- und Karrieremöglichkeiten zu sprechen. Egal ob Praktikum, Ausbildungsplatz in der Anwalts-/ Wahlstation oder Festanstellung – die Besucher können sich über zahlreiche berufsrelevante Themen informieren. www.iqb.de IHK, Berlin Master and more 2015 Hamburg Hamburg CHH Congress Center, Hamburg Master and more 2015 Berlin Berlin Hotel MOA, Berlin München 1. Dezember 2015 JURAcon Düsseldorf BMW Welt, München November 2015 Redaktionsleitung Daniel Schleidt (V. i. S. d. P.) Verantwortlich für Anzeigen Ingo Müller; für Anzeigenproduktion: Andreas Gierth Art Direktor Marcel Salland, F.A.Z. Creative Solutions Redaktion Lien Herzog, Lisa Anastasia König-Topf Autoren Laura Büllesbach, Birk Grüling, Marcus Meyer, Marvin Milatz, Lara Sogorski Fotos und Illustrationen Espen Eichhöfer, Miguel Ferraz, Nico Galauch, Eva Revolver/Sepia, Marcel Salland, Volker Straeter, Robert Zolles Lektorat Juliane Streicher Gießen Frankfurt am Main Stuttgart Anschrift Anzeigen und Vertrieb Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Hellerhofstraße 2–4, 60327 Frankfurt am Main [email protected] Redaktion (0 60 31) 73 86-0 [email protected] Darmstadt Die Veranstaltung bietet Studierenden, Referendaren und Volljuristen die Gelegenheit, mit Vertretern zahlreicher Kanzleien und Unternehmen über unterschiedliche Einstiegsund Karrieremöglichkeiten zu sprechen. Egal ob Praktikum, Ausbildungsplatz in der Anwalts-/Wahlstation oder Festanstellung – die Besucher können sich über zahlreiche berufsrelevante Themen informieren. www.iqb.de Vors. d. Geschäftsleitung Bastian Frien Bachelor / Master / MBA / Neu: Doktoratsstudium Private staatlich anerkannte Hochschule University of Applied Sciences Der F. A. Z. Hochschulanzeiger erscheint sechsmal im Jahr. Alle in ihm enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages nicht zulässig. Preise für das Abonnement des F. A. Z. Hochschulanzeigers bei sechs Ausgaben pro Jahr: Inland und Ausland 8,40 Euro inkl. Versandkosten und MwSt., Lieferung im Abonnement im Inland nur gegen Bankeinzug des Zeitungsbezugsgeldes möglich. Studierende erhalten den F. A. Z. Hochschulanzeiger im Rahmen ihres vergünstigten F. A. Z. Studentenabonnements nach Erscheinen der neuen Ausgabe automatisch per Post. Abonnementskündigungen sind mit einer Frist von 20 Tagen zum Ende des berechneten Bezugszeitraumes möglich. Mitteilung aufgrund von § 5 Abs. 2 des Hessischen Gesetzes über Freiheit und Recht der Presse: Gesellschafter der FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH ist die Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH (Kapitalanteil und Stimmrechte: 100 Prozent). Fernstudium - z. B. neben dem Beruf oder der Ausbildung, mit Seminaren und Prüfungen an bundesweiten Studienzentren 05722 / 28 69 97 32 www.diploma.de Präsenzstudium - in Bad Sooden-Allendorf Studienangebot: • Wirtschaft • Recht • Technik • Medizinalfachberufe • Leitung u. Management von KiTas • Grafik-Desing Studieren mit den besten Perspektiven Excellence in Management Education Bachelor in Internationaler BWL / Management (BSc) Studium in mehreren Ländern Studienbegleitende Praktika im In- und Ausland Persönliche Atmosphäre, hervorragende Betreuung Master in Management (MSc) Master in Finance (MSc) Breites Angebot an Vertiefungen Integriertes Auslandsstudium möglich Attraktive Doppelabschlussprogramme #1 in Deutschland; #8 weltweit: Financial Times MiM Ranking 2015 WHU – Otto Beisheim School of Management Englischsprachige Studiengänge Exzellente Lehre und Forschung Renommierte Professoren und engagierte Studierende Unser Netzwerk: – rund 200 Partnerhochschulen – über 160 Partnerunternehmen – über 3.000 organisierte Alumni WHU – Otto Beisheim School of Management Burgplatz 2, 56179 Vallendar Germany Tel. +49 261 6509-513 /-520 Fax +49 261 6509-519 [email protected], www.whu.edu SYSTEMAKKREDITIERT Vertrieb Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH Berlin Die Messe eignet sich für Studierende, Absolventen und Young Professionals, die auf der Suche nach dem passenden weiterführenden Studiengang sind. Auch Fragen zu Finanzierung, Bewerbung und Zulassungsbedingungen werden beantwortet. Zudem besteht die Möglichkeit, sich bei Unternehmen über Praktika und Abschlussarbeiten zu informieren. Der Eintritt kostet 5 Euro an der Tageskasse und 3 Euro bei vorheriger OnlineAnmeldung. www.master-and-more.de Geschäftsführer Torsten Bardohn, Dr. André Hülsbömer Druck Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH, Kurhessenstraße 4–6, 64546 Mörfelden-Walldorf, www.wvd-online.de Auf der Messe in Hamburg können sich Studierende, Absolventen und Young Professionals über weiterführende Studiengänge und Hochschulen informieren. Internationale und deutsche Hochschulen stellen sich vor, und es gibt Vorträge von Bildungsexperten und Hochschulvertretern. Der Eintritt kostet 5 Euro an der Tageskasse und 3 Euro bei vorheriger Online-Anmeldung. www.master-and-more.de 1. Dezember 2015 DIPLOMA Impressum Online www.hochschulanzeiger.de Abonnentenservice Telefon 01 80 2 52 52 (6 Cent pro Anruf aus dem deutschen Festnetz, Mobilfunkhöchstpreis 42 Cent) München Anzeigen Telefon (069) 75 91-34 00 E-Mail [email protected] 37 Lust auf mehr… Weiterbildung an der ETH Zürich Master of Advanced Studies (MAS,MBA), Diploma of Advanced Studies (DAS), Certificate of Advanced Studies (CAS) In den Bereichen Architektur und Bauwissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und Mathematik, Systemorientierte Naturwissenschaften und Management- und Sozialwissenschaften. Zentrum für Weiterbildung, www.ethz.ch/weiterbildung November 2015 nach durch BSc 36 38 SCHLUSS Wie wird man eigentlich .. . ... Schauspielerin, Karoline Herfurth? Ihre erste Fernsehrolle hatte sie mit elf Jahren, den Durchbruch auf der Kinoleinwand schaffte sie mit 16. Doch trotz ihrer Erfolge ist Karoline Herfurth neben der Schauspielerei noch Studentin. Ganz freiwillig. Text: Lisa König, Foto: Espen Eichhöfer November 2015 auch für ihre Schauspielkarriere, wie sich herausstellen sollte. Im Jahr 2000 wurde sie für den Film „Crazy“ im Rahmen von Schulhofcastings entdeckt, erzählt die gebürtige Berlinerin. Nach dem großen Erfolg von „Crazy“, ihrem Debüt auf der Kinoleinwand, spielte die damalige Schülerin ein Jahr später im Kinofilm „Mädchen, Mädchen“ eine Hauptrolle. Sie wollte das Schauspielen zum Beruf machen, das wusste sie spätestens, als sie sich für ein Studium an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ in Berlin entschied. „Während der Schulzeit war es ein Ausnahmezustand, der völlig verrückt war. Während des Studiums wurde das Schauspielen zu meinem Beruf.“ Ein guter Schauspieler benötige Demut, Teamfähigkeit und ein hohes Maß an Sachlichkeit, sagt Karoline Herfurth. Auch wenn der Beruf sehr emotional sei. „Man muss bereit sein, seelisch die Hüllen fallen zu lassen“, findet sie. „Aber es geht nie darum, sich selbst auszutoben, es geht immer um die Rolle.“ Während ihres Schauspiel- Der Nächste bitte! Besuchen Sie unsere Informationsveranstaltung am 25. November 2015 in Frankfurt am Main! © Jrcasas/iStock/Thinkstock/Getty Images K aroline Herfurth hatte noch nie ein Vorstellungsgespräch. Zumindest keines, bei dem man klassisch nach seinen Stärken und Schwächen gefragt wird. Aber mit ihren 31 Jahren hatte sie bereits unzählige Castings und Vorsprechen. Und spätestens seit dem Kinoerfolg des Films „Fack ju Göhte“, dessen zweiter Teil derzeit in deutschen Kinosälen aufgeführt wird und in dem sie eine Lehrerin spielt, kennt die zierliche Schauspielerin mit den roten Haaren in Deutschland jeder. Schauspiel bedeutet für sie vor allem Emotion und Leidenschaft. Doch in ihrer Karriere stecken ebenso viel Disziplin und Ausbildung. Ihre erste Rolle für die ZDF-Fernsehreihe „Achterbahn“ drehte Herfurth mit elf Jahren. Damals wurde sie in ihrer Tanztheatergruppe von den Verantwortlichen entdeckt und zum Casting eingeladen. „Dafür habe ich acht Tage in den Sommerferien gedreht“, erinnert sie sich. Als kurz darauf das nächste Angebot folgte, intervenierten ihre Eltern. „Die sagten: ‚Jetzt reicht’s mal. Jetzt machst du erst mal deine Schule.‘“ Eine gute Entscheidung, studiums lernte sie diesen sachlichen Umgang mit dem Beruf, auch wenn die Zeit sehr nervenaufreibend war, wie sie heute sagt. „Es gab während meines Schauspielstudiums Situationen, in denen ich daran gezweifelt habe, ob ich das wirklich kann“, erzählt sie. „Aber das Scheitern gehörte dazu, um zu verstehen, worum es geht.“ Der Sprechunterricht habe sie beispielsweise zur Verzweiflung gebracht. „Meine Sprechlehrerin sagte einmal: ‚Karoline, vorlesen musst du mir den Text nicht. Das Besondere ist, was ein Schauspieler aus einem Text macht. Wie er die Wörter bebildert, welchen Subtext er hat.‘“ In der Pause zwischen dem ersten und dem zweiten Jahr des Schauspielstudiums drehte Herfurth fünf Tage „Das Parfum“. Damit schaffte sie auch international den Durchbruch als Schauspielerin. Nach dem Abschluss der Schauspielschule 2008 immatrikulierte sie sich an der Freien Universität Berlin für die Fächer Soziologie und Politikwissenschaft. Ein Kopfstudium, wie sie sagt. „Ich lerne schon immer wahnsinnig gerne – und ich wollte nicht damit aufhören.“ Die Folge dieser Mehrfachbelastung: „Es gab Situationen, da hab ich morgens in der Maske Aristoteles und Platon gelesen. Oder auch in Drehpausen. Aber gerade politische Texte kann man nicht nebenher lesen.“ Herfurth studiert an der Universität in Teilzeit, um mehr Zeit für den Beruf zu haben. Leistungsnachweise wie beispielsweise Gruppenarbeiten sind zeitlich kaum machbar. Zwischen der Schauspielerei und ihrem Studium an der Freien Universität sieht Karoline Herfurth gewisse Parallelen: „Filme gehören heutzutage zur Sozialisation und prägen sie. Sie schaffen neue Wirklichkeiten. Mit diesen Themen beschäftige ich mich auch im Studium.“ Heute sitzt Karoline Herfurth im Produktionsbüro für ihren neuen Film in Berlin. Diesmal spielt sie nicht nur die Hauptrolle, sie führt auch selbst Regie. Noch ein Job – ganz ohne Vorstellungsgespräch. Obwohl, ein solches Gespräch hatte Herfurth sehr wohl, und zwar zur Übung, in einem Kurs an der Uni. Sie lacht, als sie davon erzählt: „Mein Bewerbungsschreiben wäre zwischen den anderen einfach untergegangen.“ www.unternehmensnachfolge-gesucht.de Initiator Kofinanziert durch Medienpartner we i s s u a s nde etze e d n e p s n a g r O O rg § 2 s Tr a n des plan tatio s nsge atum urtsd Geb en zur anen/Geweb de von Org d eine Spen To m ne ei dass nach m äre ich: des meinem Für den Fall, n in Frage kommt, erklrt ng meines To io o r ärztlichen Feststellu hnde o Transplantat n. W ch erde Z,na tte, da PLss tnommen w JA, ich gesta e un d Gewebe en ane/Gewebe: r e lgender Org rper Organ rnam fo te Kö o e hm V na , us e A e un it m , es di Nam atte pend JA, ich gest ganse/Gewebe: r O oder n Organ efode elen otlg nur für fo e Straß dies, jedoch beim Inf en. ich gestatte , e JA i S oder Geweb oder alten . von Organen 00 n erhrech4e0ei4ne r Entnahme e g a ersp 0 Fr tscheiden: he,nich w8id00 / 9 EIN de Person en oder ersöNnlic 09 er 0 NEIN soll dann folgen p m e 4.20 r m er h u r JA od I fnbe 15.0 auf od RuÜ t er r on n lef o e Te i Antw ührenfre eb ame der g Name, Vorn ebespende an- und Gew rg O r zu g n Erkläru nach a nspe rt PLZ, Wohno Straße weise esondere Hin merkungen/B An r fü z at Pl D AT U M UNTERS CHRIFT
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