FAZ Hochschulanzeiger Ausgabe Nr. 140

D-45958
1,40 Euro
www.hochschulanzeiger.de
Nothilfe für Studenten:
Ein Stipendium unterstützt junge Syrer
in Deutschland
November 2015
Nr. 140
Was wird
man mit
MINT?
Die besten Jobs für
MINT-Absolventen
(und welche noch zu haben sind)
Studium 4.0:
Wie die Digitalisierung
die Unis verändert
EDITORIAL/INHALT
3
Was wird man mit MINT? Kanzlerin!
M
Die neue F.A.Z.-App DERTAG
it dieser Antwort hatte ich nicht gerechnet. Seit ein
paar Wochen ist mein Sohn nun in der Schule. Und
auf die Standardfrage des besorgten Papas nach dem
Lieblingsfach antwortete der Junior: Rechnen. Na, dann
ist ja alles in Ordnung, dachte ich mir.
Denn: Absolventen der Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften
und Technik, die man inzwischen zu
MINTlern zusammenfasst, sind am ArWas wird
man mit
beitsmarkt begehrt. Deutschen UnterMINT?
nehmen fehlten im September dem Institut der deutschen Wirtschaft zufolge
164.400 Arbeitskräfte im Bereich MINT –
der höchste Stand seit 2012. Der Nachfrageüberschuss nach MINT-Absolventen
bringt Bewerber immer häufiger in die
Situation, sich ihren Arbeitgeber aussuchen zu dürfen.
Doch: Was wird man eigentlich mit MINT? Bundeskanzlerin, wie wir mit Blick auf unser Cover suggerieren?
Nun, ganz ehrlich: Die Vita von Angela Merkel, die als
Physikerin und damit als typische MINTlerin Bundeskanzlerin wurde, ist sicher ungewöhnlich. Dennoch stellen
sich viele Studenten die Frage, was sie mit einem MINTAbschluss anfangen sollen. Das Gute ist: Sie werden in fast
allen Branchen gesucht, wie wir in unserer Titelgeschichte
Nothilfe für Studenten:
Ein Stipendium unterstützt junge Syrer
in Deutschland
Die besten Jobs für
MINT-Absolventen
(und welche noch zu haben sind)
D-45958
1,40 Euro
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Die wichtigsten Nachrichten der letzten 24 Stunden in einer App
von Daniel Schleidt
hochschulanzeiger.de
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November 2015
Nr. 140
nachweisen, für die wir Personaler von Firmen aus unterschiedlichen Branchen befragt haben (ab Seite 6).
Dass die Fachkräftelücke nicht noch größer ausfällt, hängt übrigens dem Institut der deutschen
Wirtschaft zufolge mit der Integration
von aus dem Ausland zugewanderten
Fachkräften zusammen. Doch auch
wenn die aktuelle Flüchtlingsthematik
vor allem humanitäre Gesichtspunkte
hat, so zeigen die Zahlen noch etwas
anderes. Nämlich dass die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte auch die
wachsende Sorge mildern kann, die
MINT-Lücke dauerhaft nicht schließen
zu können. Ein gutes Beispiel dafür,
wie die Integration funktionieren kann,
ist Ellen aus Syrien. Sie kann mit Hilfe eines Stipendiums ihr Ingenieurstudium in Deutschland fortsetzen. Es ist absolut lesenswert, was Ellen in den vergangenen Jahren erlebt hat. Unsere Redakteurin Lisa
König hat die angehende Bauingenieurin getroffen –
und erzählt ihre Geschichte ab Seite 32.
Studium 4.0:
Wie die Digitalisierung
die Unis verändert
Viel Spaß beim Lesen wünscht,
Daniel Schleidt, Chefredakteur
Inhalt
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IN DEN ERSTEN ZWEI WOCHEN
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Coverillustration: Marcel Salland, Foto: Espen Eichhöfer, Illustration: Eva Revolver/Sepia
Karriere
04
Was ein GIS-Developer macht und warum blaues Bier eine
gute Geschäftsidee ist
14
16
19
06
12
Was wird man mit
MINT? Karriereperspektiven in verschiedenen Branchen
Erfolgslenker – Einblick in die Arbeitswelt eines Sportingenieurs
20
Unterwegs mit
Dämonen – Aus dem
Arbeitsalltag eines
Achterbahningenieurs
Campus
Leben
22
28
Wie Studis chillen und
was ein WG-Zimmer
kostet
30
Hereinspaziert – Tipps
für die Zimmersuche
im Auslandssemester
Wer Hirndoping
betreibt und welche
die besten Unis in
Deutschland sind
Für und Wider von
Doktorwürden: Ein
Doktortitel war in den
Naturwissenschaften
lange Pflicht. Und
heute?
Der Ingenieur wird
digitaler – Interview
mit Bosch-Arbeitsdirektor Christoph
Kübel
32
24
Studium 4.0: Wie die
Digitalisierung die
Unis verändert
Trainee vs. Direkteinstieg: Für wen
lohnt sich welcher
Berufsstart?
Der nächste Hochschulanzeiger
erscheint am 8. Dezember 2015
Ellens Traum vom
Morgen: Eine Syrerin
studiert dank eines
Stipendiums in
Deutschland
Schluss
36
38
November 2015
Da musst du hin!
Die besten RecruitingEvents von November
bis Dezember
Wie wird man eigentlich Schauspielerin,
Karoline Herfurth?
KARRIERE
KARRIERE
KARRIERE
Studis wollen in die
Unternehmensberatung
Viele Studierende wollen in der Unternehmensberatung arbeiten. Das ist
das Ergebnis einer Befragung unter 20.000 Studierenden im Rahmen der
Studienreihe „Fachkraft 2020“ von Studitemps.de und dem Department of
Labour Economics der Maastricht University. Insgesamt wurden 24 Branchen analysiert. 7,4 Prozent der angehenden Akademiker können sich eine
Karriere in der Unternehmensberatung vorstellen – und das, obwohl die
Unternehmensberatung mit insgesamt etwa 100.000 Beschäftigten bundesweit eher zu den kleinen Branchen zählt. Die Unternehmensberatung
liegt in der Umfrage damit auf Platz drei. Platz eins belegt die Medien- und
Verlagsbranche mit 17,1 Prozent, gefolgt von der Automobilindustrie mit
11,9 Prozent. Doch obwohl viele Studierende in der Unternehmensberatung arbeiten möchten, erhoffen sie sich zum Berufsstart erst einmal wenig
von der Branche. Sowohl in Sachen Einstiegsgehalt (41.400 Euro) als auch
hinsichtlich der Jobzufriedenheit (7,26 von maximal 10 Punkten) bewegt
sich die Branche eher im Mittelfeld. Studitemps-Geschäftsführer Eckhard
Köhn: „Es ist anzunehmen, dass Studierende sich von der Branche langfristige Erträge erhoffen und hierfür bereit sind, zu Beginn ihrer Karriere zu
investieren.“
Jobs mit Zukunft:
Uli Strötz,
GIS Developer
Text: Lien Herzog, Foto: Espen Eichhöfer
Was muss ich tun?
Als GIS Developer (Geoinformatiker) ist es deine Aufgabe,
Daten zu sammeln und anhand deren digitale Karten zu erstellen. Zuletzt sollte ich Daten über Mexiko-Stadt erheben.
Dazu musste ich mir zunächst ein Konzept überlegen, wie ich
an diese Daten rankommen könnte. Schließlich habe ich sie
durch Crowdsourcing gesammelt und anschließend verarbeitet. Im letzten Schritt werden die Daten so formatiert, dass
sie in der App angeboten werden können.
Top 10 der beliebtesten Arbeitgeber unter
den Unternehmensberatungen
Was muss ich können?
Ich habe einen Bachelor in International Forest Ecosystem
Management gemacht und einen Master in Geoinformatik
draufgesetzt. Mein Bachelor hat kaum etwas mit meiner jetzigen Arbeit zu tun. Wichtiger ist es, Erfahrung im Programmieren mitzubringen. Außerdem ist es von Vorteil, räumliches Vorstellungsvermögen zu besitzen und logisch denken
zu können. In manchen Ländern kann es schwerer sein, an
die Daten zu kommen – da hilft es, kreativ zu sein und innovative Ideen zu haben.
1. McKinsey (USA), 14,1 %
2. EY (Ernst & Young; GBR), 12,1 %
3. Boston Consulting Group (USA) 11,9 %
4. Porsche Consulting, 9,0 %
7.
Pricewaterhouse Coopers, 5,8 %
8.
Deloitte Deutschland, 4,4 %
9.
Accenture, 3,9 %
10.
Bain & Company, 3,6 %
Quelle: Studitemps
Das erwarten MINT-Absolventen
von ihrem Arbeitgeber
Die Top 5
November 2015
Ich stehe vor der Wahl, ein Auslandssemester anzutreten oder ein Praktikum
bei einer für mich relevanten Firma zu
absolvieren. Was macht mit Blick auf
meine Karriere mehr Sinn?
Timo H. per Mail
Diese Frage lässt sich eher unter strategischen Aspekten beantworten.
Wichtig dabei ist, welche konkrete Position mit welchen Aufgaben beim
Berufseinstieg nach dem Studium angestrebt wird. Daraus lässt sich ableiten, welche Fähigkeiten und Fachkompetenzen vorrangig zu erwerben
sind, um fit zu sein für diesen Job. Haben beispielsweise Sprachkompetenz
oder ein internationaler Abschluss hohe Priorität für eine berufliche Tätigkeit? Dann wäre ein Auslandssemester sicherlich auch im Hinblick auf eine
spätere Führungsposition vorteilhaft. Bedenklich sind wenig zielführende
Auslandssemester, die letztlich einen Berufseinstieg nur hinauszögern.
Jemand, der sich fit fühlt, sich praktisch ausprobieren möchte und den
direkten Berufseinstieg sucht, sollte mit klar formulierten Erwartungen ein
Praktikum vereinbaren. Nur so ist ein Praktikum für beide Seiten – Arbeitgeber und Praktikant – auch ein wirklicher Gewinn. Als Teil einer optimalen Karriereplanung kann also beides – Auslandssemester oder Praktikum
– bereits der erste Schritt zum Berufseinstieg sein.
Martina Rehberg-Rechtenbach ist Bewerbungscoach
mit dem Schwerpunkt Akademikerberatung.
Bitte richtet eure Fragen an den Bewerbungscoach an
[email protected]
6. KPMG Deutschland, 6,5 %
Warum hat der Job Zukunft?
Viele Städte wollen ihre Verkehrsnetze digitalisieren und ihre
Stadt „schlauer“ machen. Hier kommen GIS Developer ins
Spiel. Da Smartphones und die dadurch generierten Daten in
vielerlei Hinsicht interessant sind, wird die Verarbeitung dieser Daten immer wichtiger. Dass diese Daten beispielsweise
über Apps einer stetig wachsenden Community zur Verfügung
gestellt werden, macht das Leben von vielen Menschen kontinuierlich leichter.
Uli Strötz, 26, ist Geoinformatiker und arbeitet als
GIS Developer bei Ally, einem Anbieter einer Transport-App,
die die Daten des öffentlichen Nahverkehrs bündelt und
dem Nutzer die beste Route anzeigt.
Praktikum oder
Auslandssemester?
5. IBM Global Business Services (USA), 8,8 %
Wo kann ich arbeiten?
Du kannst bei staatlichen Behörden arbeiten und natürlich bei
allen App-Anbietern, die etwas mit Karten zu tun haben. Ich
habe meinen Job bei Ally damals über Twitter gefunden.
Was mag ich an meinem Job?
Ich liebe es, in einem internationalen Team zu arbeiten. Ich
habe bereits Karten von der ganzen Welt erstellt – ob Berlin,
Mexiko-Stadt oder Daressalam in Tansania. Ich mag es, mich
in ein Thema reinzudenken, ähnlich wie eine Matheaufgabe
zu lösen – obwohl ich nicht unbedingt eine Leuchte in Mathe war. Als GIS Developer programmierst du nicht nur stur
vor dich hin, sondern siehst am Ende auch ein konkretes
Ergebnis.
5
DER BEWERBUNGSCOACH
Foto: Babo Blue
4
1. Herausfordernde Aufgaben
2. Fachliche Weiterentwicklung
3. Kollegiale Zusammenarbeit
4. Innovativer Arbeitgeber
5. Balance zwischen Berufs- und
Privatleben
Quelle: McKinsey
DIE DÜSENTRIEBS
Blaues Wunder
Ein Bier nach Kölner Brauart mit
dem Geschmack von Heidelbeere, Johannisbeere und Brombeere – mit diesem außergewöhnlichen Biermischgetränk haben die
Studenten der Brauwesen- und
Getränketechnologie Ludwig
Gerlinger (24), Hans-Kaspar
Mayer (24), Patrick Loy (24),
Josef Kimberger (25) sowie Lebensmitteltechnologie-Student Robin Stein
(28) vor einem Jahr beim Innovationswettbewerb der TU München den
ersten Platz belegt. Das Besondere an dem Bier namens Babo Blue ist die
knallblaue Farbe und das dazugehörige Brauverfahren: „Wenn man zu
gelbem Bier blaue Lebensmittelfarbe hinzumischt, dann wird es grün. Es
ist also ein ganz besonderer Brauprozess, bis diese blaue Farbe zustande
kommt“, erklärt Robin. Im August 2015 wagten sich die Jungs in die VoxSendung „Die Höhle der Löwen“. Dort konnten sie zwei Investoren für sich
gewinnen und mit 100.000 Euro Investment nach Hause gehen. „Die mediale Aufmerksamkeit ist ganz klar gestiegen, und wir merken das natürlich
auch an den Bestellungen in unserem Online-Shop“, sagt Robin.
November 2015
6
KARRIERE
KARRIERE
technik, Anlagenbau, in der Produktion oder
Instandhaltung und natürlich in Forschung und
Entwicklung. Aber auch in der Logistik, im Umwelt- oder Gesundheitsmanagement sowie im
Controlling, Einkauf oder Produktmarketing
können MINT-Absolventen ihre Fähigkeiten
unter Beweis stellen. Berufsbilder gibt es viele –
was zählt, sind persönliche Interessen und Fähigkeiten.
Was wird
man mit
MINT?
Mathematiker, Informatiker,
Naturwissenschaftler und
Techniker werden heute überall
gebraucht. Sogar im Kanzleramt.
Der große Job-Check für MINTAbsolventen.
Worauf legen Sie bei der Auswahl für
diese Berufe besonderen Wert?
Neben den fachlichen Fähigkeiten und einem guten Hochschulabschluss zählen die persönlichen
Stärken. Wer in der Chemiebranche Karriere machen möchte, muss kommunikative Fähigkeiten
und Teamgeist haben und interkulturelle Erfahrung sowie unternehmerisches Denken, Kreativität und erste Praxiserfahrungen mitbringen.
Chemie
Welche Berufsbilder bietet Ihre
Branche karriereorientierten MINTHochschulabsolventen?
Ingenieure und Naturwissenschaftler arbeiten
in den Bereichen Ingenieurwesen, Verfahrens-
Zusammengestellt von
Lisa König und Daniel Schleidt
Illustrationen: Marcel Salland und Sylvia Wolf
werken, verbessern und in der
Produktion, Qualitätssicherung
oder Instandsetzung arbeiten.
Ihr Wissen ist auch gefragt, um
das Gesamtsystem Luftfahrt zu
optimieren: Sie befassen sich
mit den Themen Verkehrsflusssteuerung, Kapazitätserhöhung
oder Vernetzung der Systeme. Viele Berufe umfassen die Arbeit an Steuer- und Regelungssystemen und komplexer
Software. Zudem stehen MINT-Absolventen Vertriebs- und Managementfunktionen offen.
Luft- und Raumfahrt
Welche Berufsbilder bietet Ihre
Branche karriereorientierten MINTHochschulabsolventen?
Absolventen können etwa neue Materialien erforschen, Fertigungsverfahren weiterentwickeln,
einzelne Komponenten, zum Beispiel an Trieb-
November 2015
Welche Perspektiven haben MINT-Absolventen langfristig in Ihrer Branche?
Die Chemiebranche braucht Experten mit technischem und naturwissenschaftlichem Sachverstand. Fast 70 Prozent unserer Mitarbeiter weltweit
arbeiten in den Bereichen Produktion, Technik
und Forschung. Ob eine wissenschaftliche Lauf-
Worauf legen Sie bei der Auswahl für
diese Berufe besonderen Wert?
In der Spitzenforschung kommt es vor allem auf
sehr gute fachliche Grundlagen an. Bewerber
sollten zudem in Systemansätzen denken und
mit hoher Komplexität umgehen können. Wichtig
ist auch, dass Nachwuchskräfte einen hohen Anspruch an die eigene Arbeit haben und Verantwortung übernehmen möchten. Sie sollten gern im
Team arbeiten und gut Englisch sprechen, da viele
Projekte mit internationalen Partnern stattfinden.
Welche Perspektiven haben MINT-Absolventen langfristig in Ihrer Branche?
In Forschung und Entwicklung sind die Chancen
genauso gut wie in Produktion, Betrieb oder War-
7
bahn in der Forschung, eine Tätigkeit im operativen Geschäft oder in der strategischen Planung –
es gibt viele Möglichkeiten.
Was würden Sie MINT-Studenten
empfehlen, um optimal für den
Arbeitsmarkt aufgestellt zu sein?
Wir empfehlen, bereits während des Studiums
Einblick in die Arbeitswelt zu suchen – beispielsweise über ein Praktikum oder eine Abschlussarbeit in einem Unternehmen. Für einen Einstieg
in Forschung und Entwicklung ist bei uns eine
Promotion erforderlich. Während des Studiums
oder der Promotion sollten Studierende internationale Erfahrungen suchen – sei es durch ein
Auslandssemester, internationale Kooperationen oder
einen Postdoc-Aufenthalt in einer hochkarätigen Forschungsgruppe.
Jordan Kurikov,
Talent Resourcing Engineering
& Production,
BASF SE
tung. An den Schnittstellen dieser
Bereiche gibt es ebenfalls interessante Aufgaben. Die Luftund Raumfahrt wird global
langfristig auf Wachstumskurs
bleiben, der Transportbedarf
weiter steigen. Auch auf Satelliten mit ihren vielfältigen Einsatzmöglichkeiten wie Kommunikation, Navigation oder Erdbeobachtung
wird man weiterhin setzen.
Was würden Sie MINT-Studenten
empfehlen, um optimal für den
Arbeitsmarkt aufgestellt zu sein?
Für den Einstieg ist es hilfreich, die gängigen
Softwaretools für das jeweilige Berufsbild zu
kennen. Am wichtigsten ist aber, dass Studierende sich mit Leidenschaft den Themen widmen,
die sie besonders interessieren. Verbunden mit
Einsatzfreude und Belastbarkeit, ist dies die Voraussetzung dafür, um wirklich gut zu sein und
später Erfolg im Beruf zu haben. Und: In der
Luft- und Raumfahrt gehören die Bereitschaft
zum lebenslangen Lernen und der Blick über den
Tellerrand unbedingt dazu.
Christian Jenssen, Leiter Zentrales
Personalmarketing, Deutsches Zentrum
für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR)
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8
KARRIERE
KARRIERE
zent der Neueinstellungen bei uns
einen technischen Hintergrund
haben. Die Automobilbranche bietet die Chance, eine der
nächsten großen technischen
Evolutionen mitzugestalten: das
automatisierte Fahren.
Automotive
Welche Berufsbilder bietet Ihre
Branche karriereorientierten MINTHochschulabsolventen?
Unsere Branche rekrutiert Softwareentwickler,
IT-Experten, Ingenieure für Elektronik und Elektrotechnik, Chemiker, Maschinenbauer und Wirtschaftswissenschaftler. 2015 werden rund 80 Pro-
Logistik
Welche Berufsbilder bietet Ihre
Branche karriereorientierten MINTHochschulabsolventen?
Die Logistikbranche zeichnet sich durch eine
starke Praxisorientierung aus. Darum sind MINTHochschulabsolventen, die ein duales Studium
abgeschlossen oder Praktika absolviert haben
bzw. bereits erste Berufserfahrungen sammeln
konnten, gut gerüstet für einen Job in der Logistik. Mit einem Bachelor of Science in Informatik
Worauf legen Sie bei der
Auswahl für diese Berufe
besonderen Wert?
Qualifizierende Praktika – vorzugsweise in der
Automobil- und Zuliefererindustrie – sowie ein
interdisziplinärer und breit gefächerter akademischer Hintergrund sind wünschenswert. Gute
bis sehr gute Englischkenntnisse sind ebenfalls
notwendig. Kommunikations- und Teamfähigkeit, Projekterfahrung sowie die Bereitschaft zur
internationalen Mobilität runden für uns ein Idealprofil ab. Außerdem ist der Blick auf die individuellen Fertigkeiten und Fähigkeiten der Bewerber besonders wichtig.
Welche Perspektiven haben MINT-Absolventen langfristig in Ihrer Branche?
Absolventen der sogenannten MINT-Fächer haben nicht nur kurzfristig, sondern sicher mittel- und langfristig gute Perspektiven in unserer
bzw. Wirtschaftsinformatik finden
MINT-Absolventen beispielsweise eine Beschäftigung in der IT
eines Logistikdienstleisters.
Worauf legen Sie bei
der Auswahl für diese Berufe besonderen
Wert?
Wir legen im Recruiting besonderen
Wert darauf, dass Mitarbeiter auch wirklich zum Unternehmen passen. Das heißt: Wir
suchen Persönlichkeiten, die sich zusätzlich zu
ihrer fachlichen Qualifikation im Team entfalten
können und dort ihr Profil entwickeln. Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke, Engagement,
Verständnis für Länder und Kulturen – gerade für
uns in der Logistik von großer Bedeutung – und
eine Leidenschaft für unsere Branche: das sind
nach wie vor die wichtigsten Eigenschaften.
Welche Perspektiven haben MINTAbsolventen langfristig in Ihrer
Branche?
Es wird einen wirtschaftlichen Strukturwandel hin zu einer forschungs- und
wissensintensiveren Gesellschaft geben.
Das wird auch Einfluss auf die Logistikprozesse
haben: Warenflüsse werden digitalisiert, Scan-
November 2015
lenpositionen gefragt sind und sich
die klassischen Berufsbilder analog zur Energiebranche stetig
weiterentwickeln. Projektmanagement ist neben der Fachausrichtung verstärkt Teil des
Berufsbildes geworden. Aber:
Es gibt nach wie vor den Ingenieur, der sich ausschließlich mit
der Inbetriebnahme einer Dampfturbine beschäftigt. Neben den typischen
Einsatzfeldern im Maschinenbau, in der Anlagentechnik sowie der Elektro- oder Verfahrenstechnik
sind auch interne Bereiche wie HR, Vertrieb und
IT interessante Karrierewege.
Branche. Gerade Nachwuchskräfte, die ein hohes Maß an intrinsischer Motivation, Kreativität und eine Bereitschaft zur
Mobilität mitbringen, haben
Vorteile und können damit ihrer Karriere einen besonderen
Antrieb geben. Die Bereitschaft,
in einem internationalen Zusammenhang zu arbeiten, sollte vorhanden sein.
Was würden Sie MINT-Studenten
empfehlen, um optimal für den
Arbeitsmarkt aufgestellt zu sein?
Unabhängig vom Studiengang sollten Studenten
bereit sein, über den Tellerrand zu schauen. Das
theoretische Wissen aus dem Hörsaal ist wichtig, sollte aber durch außeruniversitäres Engagement ergänzt werden. Für MINT-Studenten
könnte zum Beispiel ein Engagement in einem
„Formula Student“-Team eine wertvolle praktische Erfahrung sein. Wichtig sind immer Freude
an der Technik, Kreativität und Neugier, um so
die Zukunft aktiv mitzugestalten.
Steffen Brinkmann, Leiter Employment
Branding Deutschland, Continental AG
ning, Transparenz und Selbststeuerung rücken stärker in
den Fokus. Akademiker mit
MINT-Qualifikation werden
als
Technologieexperten
besonders in der Informationslogistik äußerst gefragt
sein. Da die Logistikbranche
generell sehr praxisorientiert ist,
werden auch Bachelorabsolventen
künftig gute Perspektiven in der Logistik haben.
Was würden Sie MINT-Studenten
empfehlen, um optimal für den
Arbeitsmarkt aufgestellt zu sein?
Eine gute Mischung aus Theorie und Praxis bringt
Hochschulabsolventen das optimale Rüstzeug
für ihr Arbeitsleben. Als Arbeitnehmer im Logistiksektor muss man Flexibilität mitbringen, denn
kein Tag ist wie der andere. Es geht darum, schnell
individuelle Lösungen zu finden und Organisationstalent zu haben. Über den Tellerrand zu blicken und mit offenen Augen durch das (Arbeits-)
Leben zu gehen sind Grundvoraussetzungen für
eine erfolgreiche Tätigkeit in der Logistik.
Martina Szautner, Corporate Director
Corporate Human Resources, Dachser SE
Energie
Welche Berufsbilder bietet Ihre
Branche karriereorientierten MINTHochschulabsolventen?
In der Energiebranche kann man mit MINT-Studium beispielsweise Systemarchitekt für Energiemanagement oder Projektingenieur für Konstruktion
werden. Wir stellen fest, dass mehr Schnittstel-
Anlagenund Maschinenbau
Worauf legen Sie bei der Auswahl für
diese Berufe besonderen Wert?
Am meisten achten wir neben den universitären Leistungen und Praxiserfahrungen auf das
Mindset des Kandidaten. Bewerber sollten Freude daran haben, den Austausch mit talentierten
und internationalen Kollegen voranzutreiben.
Dazu sind Wissbegierde und Entwicklungsfreude
wichtige Soft Skills.
Welche Perspektiven haben MINT-Absolventen langfristig in Ihrer Branche?
und Entwicklung, aber auch im
Fertigungsbereich. Der Bereich
Forschung und Entwicklung ist
gerade bei Hochschulabsolventen der Ingenieurwissenschaften sehr beliebt. Dabei suchen
auch „klassische“ Maschinenbauunternehmen verstärkt Mechatronik- und ElektrotechnikAbsolventen, da diese Fachrichtung
zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Worauf legen Sie bei der Auswahl für
diese Berufe besonderen Wert?
Das Interesse an Technik in Kombination mit
Neugier und Forschungsdrang ist besonders
wichtig bei Hochschulabsolventen. Der Blick
über den Tellerrand ist für jedes Projektteam
eine wichtige Eigenschaft, die Hochschulabsolventen schon im Studium unter Beweis stellen
können.
Welche Berufsbilder bietet Ihre
Branche karriereorientierten MINTHochschulabsolventen?
Nach einem technischen Studium gibt es zahlreiche Möglichkeiten in den Bereichen Forschung
Welche Perspektiven haben
MINT-Absolventen langfristig in
Ihrer Branche?
MINT-Absolventen haben gute Aussichten für
die Zukunft, da gut ausgebildete Ingenieure
9
Die neue Energiewelt wird dynamischer wachsen und in
vielen Ländern an Bedeutung
gewinnen, daneben wird
auch die klassische Energiewelt weiter bestehen und
gut aufgestellten Kandidaten
attraktive Chancen bieten.
Die Karriereperspektiven sind
vielfältig. Der Energiesektor verzeichnet einen steigenden Bedarf an
Fachkräften.
Was würden Sie MINT-Studenten
empfehlen, um optimal für den
Arbeitsmarkt aufgestellt zu sein?
Auch wenn man es überall hören kann, stimmt
es: Studienbegleitende Praktika, Werkstudententätigkeiten und Auslandserfahrungen sowie
eine frühe Spezialisierung sind die Grundsteine für den optimalen Berufseinstieg. Gerade im
Energiesektor. Auch mit einem international
ausgerichteten Traineeprogramm hat man gute
Berufschancen in einem hochspannenden Zukunftsmarkt.
Frank Schönig, Manager Recruiting,
E.ON Energie Deutschland GmbH
in den unterschiedlichen Spezialisierungen im Anlagen- und
Maschinenbau weiterhin sehr
gefragt sein werden. Unternehmen der Branche fördern
Absolventen und entwickeln
Nachwuchskräfte weiter. So
können
MINT-Absolventen
bereits früh Verantwortung
übernehmen. In der Branche werden Führungspositionen in vielen
Unternehmen vorrangig intern besetzt. Internationale Perspektiven bringen zusätzliche
Attraktivität für MINT-Absolventen.
Was würden Sie MINT-Studenten
empfehlen, um optimal für den
Arbeitsmarkt aufgestellt zu sein?
Neben dem fachlichen Knowhow sind soziale
Kompetenzen wie Kommunikations-, Verantwortungs- und Teamfähigkeit für den Berufseinstieg
entscheidend. Praktische Erfahrungen während
des Studiums bieten erste Gelegenheiten, diese
Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.
Carolin Buchmaier, Personalmarketing,
Andreas Stihl AG & Co. KG
November 2015
10
KARRIERE
KARRIERE
manager oder Berater in Bereichen
wie Technologie, Investmentbanking und Firmenkundengeschäft, im Wealth-Management
oder im Inhouse-Consulting.
Banken
und Finanzen
Welche Berufsbilder bietet Ihre
Branche karriereorientierten MINTHochschulabsolventen?
Karriereorientierten MINT-Hochschulabsolventen bieten sich im Banken- und Finanzsektor vielfältige Möglichkeiten, sowohl für eine Fach- als
auch für eine Führungskarriere. Vor allem für
Absolventen mit analytischen Fähigkeiten und
entsprechendem Studienhintergrund ergeben
sich derzeit gute Einstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten, zum Beispiel als Analyst, Projekt-
Elektrotechnik
Welche Berufsbilder bietet Ihre
Branche karriereorientierten MINTHochschulabsolventen?
Mit einem Abschluss in einem MINT-Fach hat
man heute sehr gute Zukunfts- und Berufsaussichten – gerade auch in Zukunftsfeldern wie der
digitalen Transformation, der optischen Indus-
Worauf legen Sie bei
der Auswahl für diese
Berufe besonderen Wert?
Bewerber aus den Fachrichtungen
der (Wirtschafts-)Informatik, (Wirtschafts-)Mathematik, des Wirtschaftsingenieurwesens mit IT-Schwerpunkt oder auch mit einer
naturwissenschaftlichen Ausrichtung haben in
der Branche gute Chancen. Die Absolventen sollten eine Leidenschaft für Technologie und eine
Affinität zum Finanzmarkt sowie Kommunikationsstärke und eine hohe Teamorientierung
mitbringen. Wir suchen nach Menschen, die offen sind für Neues, über ausgeprägte analytische
Fähigkeiten verfügen und Freude daran haben,
innovative Lösungen zu finden.
Welche Perspektiven haben
MINT-Absolventen langfristig in
Ihrer Branche?
MINT-Absolventen können in der Banken- und
Finanzbranche ganz unterschiedliche Karrierewege gehen. Ein Kollege, der Mathematik
studiert hatte, untersuchte nach Studium und
Promotion zunächst technologische Trends
trie oder auch der E-Mobility. Je nach Schwerpunkt ist man breit einsatzfähig, beispielsweise
in der Forschung und Entwicklung, aber auch in
applikationsnahen Bereichen wie etwa dem Produktmanagement.
Worauf legen Sie bei der Auswahl für
diese Berufe besonderen Wert?
Neben guten Noten zählt für uns insbesondere die
bereits erworbene praktische Erfahrung in dem jeweiligen Fachgebiet – etwa durch Industriepraktika. Wir legen außerdem besonderen Wert darauf,
dass ein Kandidat Unternehmergeist mitbringt.
Gute Entwickler etwa haben nicht nur ein breites
technisches Interesse, sondern auch ein Gespür
dafür, was der Kunde wirklich braucht, um
sein Problem zu lösen. Nur so kann eine
Innovation entstehen, die sich im
Markt behauptet.
Welche Perspektiven
haben MINT-Absolventen langfristig in Ihrer
Branche?
Verantwortungsvolle Aufgaben
im Management sind gerade bei
November 2015
auf ihre Anwendbarkeit in der
Bank. Heute betreut er auch
die Hochschulengagements
seiner Division und engagiert
sich als ehemaliger Sieger
bei „Jugend forscht“ als Pate.
Auch durch die zunehmende
Digitalisierung des Geschäftes bieten sich viele spannende
Aufgabenfelder und Tätigkeitsbereiche. Unsere Branche sucht Absolventen, die beispielsweise bestehende Systeme
und Prozesse optimieren und mit agilen Entwicklungsmethoden neue Produkte entwickeln
können.
Was würden Sie MINT-Studenten
empfehlen, um optimal für den
Arbeitsmarkt aufgestellt zu sein?
Ich empfehle, sich so früh wie möglich auszuprobieren und praktische Erfahrungen zu sammeln.
Finden Sie heraus, was zu Ihnen passt und wo Sie
gut sind. Nutzen Sie die Möglichkeit eines Praktikums, und schauen Sie über den Tellerrand Ihres
Studienbereichs hinaus. Verbinden Sie technisches mit kaufmännischem Wissen. Damit legen
Sie eine sehr gute Grundlage für eine langfristige
Karriere im Finanzsektor.
Öffentlicher Dienst
Welche Berufsbilder bietet Ihre
Branche karriereorientierten MINTHochschulabsolventen?
Der IT-Bereich im öffentlichen Dienst bietet viele Einstiegsmöglichkeiten für gut ausgebildete
Hochschulabsolventen in den Fächern Informatik, Wirtschaftsinformatik oder anderen Studiengängen mit IT-Bezug. Die
Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten ist groß – das Spektrum
deckt zahlreiche Fach- und
Führungskarrieren ab. Gerade
Themen wie die IT-Sicherheit, die
IT-Infrastruktur und die Energieeffizienz stellen die Spezialisten vor immer
neue und spannende Herausforderungen.
Der Bedarf an qualifiziertem
IT-Personal nimmt mit zunehmender Automation und
Realisierung von zukunftsweisenden
Verwaltungsstrukturen unter dem Stichwort E-Government stetig zu
und zieht sich durch alle Ressorts der öffentlichen Hand. Es
bieten sich daher auch langfristig
gute berufliche Perspektiven und vielfältige Einsatzmöglichkeiten.
Worauf legen Sie bei der Auswahl für
diese Berufe besonderen Wert?
Neben einem guten Hochschulabschluss und
Interesse an der Informationstechnologie und
Kommunikationstechnik sind Soft Skills wie
soziale Fähigkeiten sehr wichtig. Auch Kommunikations- und Kooperationsbereitschaft, die
Freude an der Weiterentwicklung und Verantwortungsbewusstsein haben einen hohen Stellenwert.
Was würden Sie MINT-Studenten
empfehlen, um optimal für den
Arbeitsmarkt aufgestellt zu sein?
Wichtig ist, dass Bewerber möglichst viel Praxiserfahrung durch Praktika oder Auslandsaufenthalte sammeln und auch über den Tellerrand
des eigenen Faches schauen. Für die künftige
Arbeitsuche ist sowohl regionale als auch inhaltliche Flexibilität vorteilhaft.
Welche Perspektiven haben MINT-Absolventen langfristig in Ihrer Branche?
Petra Schmid, verantwortlich für den
Personalbereich im IT-Systemhaus der
Bundesagentur für Arbeit
Anke Kirn, Head of Talent Acquisition
Germany & EMEA, Deutsche Bank AG
technischen Unternehmen im Laufe der Karriere
natürlich immer eine Perspektive. Forschungsintensive Unternehmen bieten für die Zielgruppe
oft auch spezielle Fachlaufbahnen an. Karriere
machen heißt eben nicht nur „Höhe gewinnen
auf der Karriereleiter“, sondern auch „Verbreiterung der eigenen Fähigkeiten und Erfahrungen“.
Was würden Sie MINT-Studenten
empfehlen, um optimal für den
Arbeitsmarkt aufgestellt zu sein?
Ich kann auch in Zeiten von engen Studienplänen im Bachelor und Master nur empfehlen:
Schauen Sie während des Studiums über den
Tellerrand hinaus. Nehmen Sie sich die Zeit für
einen Aufenthalt im Ausland, und machen
Sie Praktika. So sammeln Sie wertvolle Erfahrungen, die Ihnen nicht
nur beim Einstieg in den Beruf,
sondern auch beim Ausbilden
Ihrer eigenen Persönlichkeit
helfen.
11
MEIN HORIZONT.
WÄCHST MIT MAHLE IMMER WEITER.
Stefan Kupferschmid, Internationaler Trainee
Wir mögen es, wenn unsere Mitarbeiter Ziele haben. Was ist mit Ihnen? Sind Sie bereit für einen
Einstieg im Turbogang? Wir bieten Ihnen mit dem Internationalen Traineeprogramm spannende
Entwicklungschancen. Wir von MAHLE sind ein international führender Zulieferer der Automobilindustrie. Mit unseren Produkten für Verbrennungsmotoren und deren Peripherie bis hin zu
Lösungen für elektrifizierte Fahrzeuge decken wir von MAHLE alle wichtigen Fragestellungen
entlang des Antriebsstrangs und der Klimatechnik ab. Heute arbeiten rund 75.000 Mitarbeiter an
über 170 Produktionsstandorten und in 16 Entwicklungsstandorten an innovativen Produkten.
Ihr Weg beginnt hier und jetzt – mit uns.
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Franz Donner, Leiter
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KARRIERE
Erfolgslenker
Überall, wo Technik und Sport aufeinandertreffen, wird er gebraucht: der
Sportingenieur. Das Institut für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten
in Berlin ist für diesen Berufszweig Keimzelle und Kaderschmiede zugleich.
Einblicke in die Arbeitswelt eines Konstrukteurs für Spitzensportprodukte.
Text: Marcus Meyer
V
ielleicht so viel vorweg, um nicht gleich
sämtliche Bewerber abzuschrecken:
Auch mit weniger glanzvollen Referenzen als jenen von Ronny Hartnick kann man einen Job ergattern beim Institut für Forschung
und Entwicklung von Sportgeräten, kurz FES
genannt. Der Cottbusser, einst selbst Bahnradfahrer, hat sich 2005 zum Einstieg ins Berliner Institut quasi sein eigenes Zeugnis ausgestellt; mit
Bestnote. In jenem Jahr strampelte Olympiasieger René Wolff bei der Bahnrad-WM in Los Angeles im Einer-Sprint, der Königsdisziplin, zu Gold
im Holzoval – auf einem Fahrgestell, das Hartnick
im Rahmen seiner Diplomarbeit entwickelt hatte.
„Ein Riesenglück, dass das damals geklappt hat.
Hat auch meinem Professor gefallen“, sagt der
mittlerweile 36-Jährige. Man kann sie sich vorstellen, die Freude beim Hochschullehrer.
DER ARBEITGEBER
Ronny Hartnick, kernig in Figur und Rede, ist seit
2007 Projektleiter Radsport beim FES und entwickelt im Vierjahresrhythmus der Olympischen
Spiele Hightech-Karossen für die deutsche Bahnrad-Elite. Als Sportingenieur hat er damit den
Olymp erreicht. Das Institut, 1962 in der DDR gegründet, hat lange Jahre westliche Verbände und
Athleten geschockt: mit Erfindungen, die ihrer
Zeit oftmals voraus waren – etwa Ruderbooten
und Fahrrädern aus Karbon. Obwohl das Institut
nach der Wiedervereinigung personell deutlich
schrumpfte (von 180 auf 50 Mitarbeiter), blieb
der Mythos erhalten. Auch dank Entwicklungen
wie den Klapp-Schlittschuhen, die 1996 erstmals
eingesetzt wurden und auf denen die deutschen
Eisschnellläuferinnen um Anni Friesinger und
Claudia Pechstein bei den Olympischen Winterspielen 2002 in Salt Lake City zu dreimal Gold,
dreimal Silber und einmal Bronze liefen. Überhaupt: Im Wintersport, wo Technologien eine
große Rolle spielen, wird circa die Hälfte der
deutschen Medaillen mit dem Material des FES
errungen.
Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen
auf der ganzen Welt haben sich in den vergange-
November 2015
nen Jahren am Konzept der Berliner orientiert,
das auf einer engen Zusammenarbeit mit Verbänden und Athleten beruht. Finanziert wird das FES
vor allem vom Bundesinnenministerium mit geschätzt 6,5 Millionen Euro pro Jahr. Mittlerweile
wieder auf knapp 70 Mitarbeiter angewachsen,
tüfteln die Experten in zehn bis zwölf Kernsportarten (abhängig von Sommer- oder Winterspielen)
an medaillenträchtigen Projekten. Es werden unter anderem Räder, Lenker, Paddel, Bobs, Schlittschuhkufen, Ruderboote und Kanus gebaut. Jeder
Sportart steht ein Projektleiter vor, zusätzliche
Konstrukteure verstärken die Teams im Vorfeld
der großen Events. Bei Hartnick ist es mit Blick auf
Rio 2016 sein Kollege Oliver Hecken, ein Diplomingenieur für Luft- und Raumfahrt. Er kümmert
sich um fachgerechte Auslegung von Kohlefaserteilen und hilft dabei, die Konstruktion technologisch in die Werkstatt zu überführen.
Die Vielfalt der Sportarten, die Verschränkung der Erfahrungen aus den
vergangenen 50 Jahren, so heißt es,
sei ein Grund für den Erfolg des FES.
DIE AUSBILDUNG
Ronny Hartnick hat Leichtbau und
Aerodynamik an der Brandenburgischen Technischen Universität (TU)
Cottbus studiert. „Im Hinterkopf war vielleicht nicht das FES, aber die Sportgeräteentwicklung schon“, kommentiert er seine
Entscheidung für dieses Studium. Die TU Cottbus
gehört wie die TU Dresden, die TU Berlin und
die Uni Magdeburg zu jenen Hochschulen, mit denen das FES eng kooperiert. Von dort kommen
die meisten Praktikanten, stammen die meisten
Diplomarbeiten, doch unabdingbar ist diese Herkunft nicht, um als Nachwuchsingenieur Zutritt
zum Forschungsinstitut zu bekommen. „Es gibt
andere renommierte Unis, vor allem im Hinblick
auf die Beschäftigung mit Faserverbundwerkstoffen. Wenn zum Beispiel Bewerber von der
RWTH Aachen zu uns kommen, rennen die offe-
Go for Gold:
Die FES stellt
Sportlern Geräte
zur Verfügung,
die sie zu Medaillen führen sollen.
ne Türen ein“, sagt Hartnick. Mit einem Studiengang der Luft- und Raumfahrttechnik oder im Bereich Maschinen- oder Schiffsbau bringe man alle
Grundlagen für den Beruf mit. „Die sportartenspezifischen Details kriegt man im Laufe der Zeit mit,
das ist kein Problem.“ Genauso wie die handwerklichen Fähigkeiten, zu laminieren oder mit einem
Autoklav, in dem Karbonteile unter hohem Druck
gehärtet werden, zu arbeiten.
Doch was macht den Unterschied aus, etwa zu
einem Entwicklerjob bei einem Sportartikelhersteller? Ronny Hartnick sagt, hier brauche es nicht
nur Interesse am Sport, sondern am Spitzensport.
Das sei etwas ganz anderes. „Das hat mit Leistung
zu tun, da können wir Techniker keine Ausnahme bilden.“ Er betont die Verantwortung gegenüber den Athleten, von denen er einige zu seinen
Freunden zählt und die sich viele Jahre intensiv
auf Höhepunkte wie Weltmeisterschaften und
Olympische Spiele vorbereiten. Und die den gleichen Einsatz, die gleiche Leidenschaft seitens der
Techniker erwarten. „Und wir versuchen, unseren
Teil zu liefern“, sagt Hartnick. Eine klare Ansage.
Vielleicht haben deshalb die meisten seiner
Projektleiterkollegen eine Leistungssport-Vita.
DER ALLTAG
Seine Arbeit, sagt Hartnick, habe
sich sehr verändert in den vergangenen zehn Jahren. „Als ich anfing,
waren es einzelne Entwicklungsprojekte, etwa eine Gabel, um die
ich mich ausschließlich gekümmert
habe. Jetzt muss ich das komplette
Fahrrad mit all seinen Einflussfaktoren
und die Fertigung im Auge haben.“
Ungefähr 50 Prozent seiner Zeit verbringe er mit administrativen Aufgaben: Wie hoch ist der Materialbedarf im
nächsten Jahr? Welche Termine müssen
eingehalten werden? Wie muss die Fertigung geplant werden? Dazu bedarf es
der Abstimmung mit nationalen und internationalen Verbänden sowie mit den
Athleten. Hinzu komme die Betreuung von
Diplom- oder Masterarbeiten, was auch der
Wissensgenerierung diene, sagt der Sportingenieur, der zudem ständig im Internet
recherchiert und Studien liest, um über
die internationale Entwicklung auf dem
Laufenden zu bleiben. Einmal im Jahr
kommt der Bericht ans Bundesinstitut für Sportwissenschaft dazu, mit dem
überprüft werden kann, wie die zur Verfügung gestellten öffentlichen Mittel beim
FES verwendet wurden.
Zu einem Drittel beschäftigt er sich mit
Konstruktionen, seinen eigenen oder denen
der Kollegen, und mit der Abstimmung von
Bauteilen. Dann sitzt Ronny Hartnick am
Computer oder steht in der Werkstatt. Positionsoptimierung – zu Deutsch: das aerodynamische und
biomechanische Zusammenspiel zwischen Mensch
und Maschine in der Praxis – ist ein großes Thema, um das sich seine Überlegungen drehen. Aerodynamik, Steifigkeit und Gewicht seien die drei
Parameter, an denen er schrauben könne. Keine
einfache Aufgabe, sagt er. Eine, die mit Bedacht angegangen werden muss. „Beim Verfolgerrennen im
Bahnradsport zum Beispiel spielt die Aerodynamik
eine viel größere Rolle als das Gewicht. Einmal in
Schwung gebracht, zählt nur der Luftwiderstand.
Im Sprint jedoch wollen wir schnell fahren und gut
beschleunigen.“
Für Studierende
und Absolventen
2015
KÖLN | 13.11.
STUTTGART | 20.11.
HAMBURG | 27.11.
BERLIN | 01.12.
FRANKFURT 05.12.
HANNOVER | 08.12.
2016
MÜNCHEN | 15.01.
LEIPZIG | 19.01.
MÜNSTER | 23.01.
DAS BESONDERE
Die Olympischen Spiele in London 2012 hat Hartnick nur als Zuschauer erlebt, weil sich weniger Athleten qualifizierten und daher der Betreuerschlüssel
kleiner ausfiel. In Rio möchte er unbedingt dabei
sein, nicht auf der Tribüne, sondern bei den Rädern,
als Verstärkung der Mechaniker. Dann könne man
sehen, was man geleistet habe in der langen Vorbereitungszeit. Und inwieweit sich die Entwicklungsarbeit in Medaillen ausdrücke. „Ein Reiz, den man in
dieser Form nirgendwo anders findet.“ Denn spätestens zu diesem Zeitpunkt werde deutlich, dass Erfolg
im Hochleistungssport auf einem Zusammenspiel
von vielen Menschen beruhe. „Das ist kein Egotrip,
sondern Teamarbeit“, sagt Hartnick, der im Übrigen
wider das gängige Bild des Technikers sehr kommunikativ ist.
Das FES hat von der Entwicklungs- bis zur Fertigungsabteilung alles im Haus, stellt sogar Spezialwerkzeuge selbst her. In die Werkstatt zu gehen
und Hand anzulegen, das sei das Besondere an seiner Arbeit, das wolle er sich nicht nehmen lassen,
sagt Hartnick. Wenn er in der Autobranche arbeiten würde und das nicht gerade in einer elitären
Entwicklungsabteilung, sähe er sein Bauteil nie
in echt, nur am Rechner. „Zu langweilig“, sagt er.
„Deshalb bin ich hier, nicht bei einer Autofirma.“
DIE PERSPEKTIVEN
In diesem Jahr erhält der Spitzensport in Deutschland vom Innenministerium zusätzlich 15 Millionen Euro, von denen unter anderem das FES profitieren wird. Ein bis zwei Stellen werden in der
Regel pro Jahr neu besetzt, nun sind zusätzliche im
Gespräch. Nachwuchssorgen im klassischen Sinne
hat das FES nicht, allerdings hänge es auch ein wenig am jeweiligen Fachbereich, sagt Ronny Hartnick: „Radsport ist ein populäres Thema, da haben
wir keine Probleme, Leute zu finden, im Gegenteil.
Im Bootsbau sieht das schon ein wenig anders aus.“
Und die Konkurrenz, zahlt die nicht besser? Sicher,
in der Autobranche ließe sich mehr verdienen.
Schließlich sei er an einen dem öffentlichen Dienst
angelehnten Tarifvertrag gebunden. Dennoch:
Hartnick ist zufrieden mit seinem Gehalt. „Ich habe
schließlich tolle Möglichkeiten hier.“
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KARRIERE
KARRIERE
Unterwegs
mit Dämonen
Bastian Lampe ist Achterbahningenieur. Sein aktuellstes Projekt im
Heide Park in Soltau ist eine Achterbahn, der „Flug der Dämonen“. Der Job verlangt vor allem Flexibilität, Kreativität – und eine gewisse Nervenstärke.
Text: Daniel Schleidt
D
chenende kann sich diese auch mal auf über eine
ie erste Fahrt war keine Überraschung.
Stunde summieren. Das Fahrgeschäft ist vom Typ
Bastian Lampe saß ganz vorne, in der
her ein „WingCoaster“, weil die Sitze der Fahrersten Reihe. Natürlich, der „Flug der Dägäste wie Flügel an der Schiene hängen und der
monen“ war ja auch irgendwie sein Baby. Als die
Gast dadurch, ohne Boden unter den Füßen, ein
Fahrt losging, war er nervös, keine Frage. Aber
sehr freies, schwebendes Gefühl hat. „Es ist der
nicht aus Angst. Eher aus Freude. Auf der 772
einzige WingCoaster in Deutschland“, sagt LamMeter langen Strecke stand Lampe acht Mal kopfpe, weltweit gebe es nur acht Stück. Und optisch,
über, fuhr bis zu 100 Stundenkilometer schnell,
sagt er, passe er wunderbar zur Themenwelt
wurde in 40 Meter Höhe geschossen und mit dem
„Transsilvanien“, in der er sich im Heide Park auf
Vierfachen seines Körpergewichts in den Sitz geeiner Fläche von 13.000 Quadratmetern befindrückt.
det.
Die Jungfernfahrt ist für einen Achterbahningenieur wie Bastian Lampe ein besonderer
Moment. Aus Zeichnungen und Berechnungen
SO WIRD MAN ACHTERBAHNINGENIEUR
werden plötzlich reale Bewegungen und ManöSchon als Kind wusste Bastian Lampe, dass er
ver, aus einem Modell wird ein mit Menschen beAchterbahningenieur werden wollte. Mit acht
setztes, riesiges StahlJahren half er den
konstrukt. Doch der
Schaustellern auf dem
30-jährige Bastian Lamgroßen Schützenfest
pe wusste genau, was
in Goslar beim Aufbau
passieren würde. Jede
der „Wilden Maus“,
Drehung, jede Neigung,
einer
Achterbahn.
jede Talfahrt kannte
„Ich wollte mit meier bis ins Detail – ohne
nen Eltern ständig in
sie je mit dem eigenen
Freizeitparks fahren“,
Körper gespürt zu haerinnert er sich. Bloß:
ben. „Es war ein tolles
Während alle anderen
Gefühl!“
Fahrgäste in den AchHeide Park Soltau,
terbahnen die Arme
ein sonniger Tag kurz
hochrissen oder sich
vor den Sommerferischreiend an die Griffe
en. Düstere Dämonender Sitze klammerten,
Klänge dröhnen in
hatte Lampe nur eines
Endlosschleife aus den
im Sinn: Wie funkHerr der Loopings:
Boxen, die über dem
tioniert diese Bahn?
Achterbahningenieur Bastian Lampe.
Eingang zum „Flug der
Schon in der Jugend
Dämonen“ hängen. Die 15 Millionen Euro teure
begann er, eigene Modelle von Fahrgeschäften
Achterbahn, 2014 eröffnet, ist die Attraktion in
zu bauen – ein Hobby, das er bis heute verfolgt.
dem 850.000 Quadratmeter großen Freizeitpark
Es steht exemplarisch dafür, dass hier jemand
in der niedersächsischen Provinz. „Nur zehn Miseine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat.
nuten Wartezeit“, ruft ein Schüler, der mit seiner
Für seine Bachelorarbeit in der Fachoberschule
Klasse zum Schulausflug hier ist, und rennt zum
Technik in Wolfenbüttel baute Lampe im MaßEingang, über dem in einem Display die Wartestab 1:10 eine Wasserbahn, die einen ganz spezeit angezeigt wird – an Ferientagen oder am Woziellen, einmaligen Effekt aufweist. „Das ist aber
November 2015
eine neue Attraktion errichtet wird, diskutierten die Verantwortlichen in Soltau, welche Zielgruppe angesprochen werde solle. Dann, als
die Entscheidung für eine Achterbahn gefallen
war, welche Art gebaut werden solle. „Weltweit
gibt es etwa 50 verschiedene Typen“, so Lampe. Schließlich ging es an die Details: Wie viel
Platz steht zur Verfügung? Wie viele Plätze soll
das Geschäft haben? Welche Attraktionen werden eingebaut? Wie sieht das Design der Anlage aus? All diese Fragen mussten geklärt werden, und überall sprach Lampe ein gewichtiges
Wörtchen mit. „95 Prozent der Ingenieure machen Spezialistenjobs“, glaubt der junge Achterbahningenieur, „ich hingegen bin sehr generalistisch aufgestellt.“ Und genau diese Vielfalt
gefällt ihm an seinem Job.
Mittlerweile ist Lampe beim „Flug der Dämonen“ für die Wartung zuständig. „Hier ist alles
doppelt und dreifach abgesichert, das System
ist lückenlos“, sagt er. Immer wieder komme der
TÜV zur Kontrolle vorbei, und vor der Jungfernfahrt habe der WingCoaster über 2.000 Runden
ohne Passagiere an Bord gedreht.
Jetzt zieht der „Flug der Dämonen“ jedes Jahr
Tausende von Besuchern in den 1978 eröffneten
Park. Wer einsteigt, freut sich auf den Nervenkitzel: Wenn Hindernisse in letzter Sekunde verfehlt
werden, Wagen unter Brücken und Schienen hin-
15
durchtauchen, im Erdboden verschwinden und
plötzlich wieder in die Höhe schnellen. Bastian
Lampe erlebt das jeden Tag mit – sein Büro ist direkt gegenüber. Sicher, die Verdienstmöglichkeiten oder Karrierechancen sind in anderen technischen Branchen vermutlich höher. Doch Lampe
liebt die Flexibilität und Kreativität, die ihm tagtäglich abverlangt werden. Denn jede Bahn ist
individuell. Konzepte von der Stange gibt es in
diesem Beruf nicht.
ein Geheimnis, denn das Konzept liegt noch in
meiner Schublade.“
Seit 2011 arbeitet er nun als Ingenieur im
Heide Park. Insgesamt gebe es in Deutschland
etwa 100 Achterbahningenieure. „Das ist sehr
familiär, man tauscht sich aus“, sagt Lampe. Sie
arbeiten wie er in Freizeitparks, beim TÜV oder
aber bei einem der großen Achterbahnhersteller wie dem Schweizer Unternehmen B&M, das
auch den WingCoaster produziert hat. Und das
ist ein langer Weg: Nachdem im Heide Park der
Wunsch gereift war, eine neue Achterbahn zu
installieren, weil auf dem Gelände jedes Jahr
Fotos: Privat, Heide Park Soltau
14
November 2015
16
KARRIERE
KARRIERE
Das Für und Wider
von Doktorwürden
Lange galt ein Doktortitel als Pflicht für Naturwissenschaftler. Inzwischen hat sich
das Naturgesetz der Promotion etwas relativiert. Auch ohne die zwei Buchstaben vor
dem Namen lässt sich Karriere machen.
Text: Birk Grüling, Fotos: Miguel Ferraz
Sarah Müncheberg
promoviert am
Hamburger HeinrichPette-Institut.
S
arah Müncheberg wollte es genauer wissen und sich nach dem MikrobiologieStudium einmal richtig in ein Thema
vertiefen. Ihre Masterarbeit am Hamburger
Heinrich-Pette-Institut, dem Leibniz-Institut
für Experimentelle Virologie, war ziemlich gut
bewertet worden. Der Professor bot ihr schnell
an, weitere drei Jahre an den Adenoviren zu
forschen und zu promovieren. „Ich musste nicht
lange überlegen“, sagt die Doktorandin. Der
weiße Laborkittel ist nun seit zwei Jahren ihre
tägliche Arbeitskleidung. Mit blauen Gummihandschuhen holt sie vorsichtig eine Petrischale
an ihren Arbeitsplatz. Bis auf eine lilaschimmernde Nährlösung ist mit bloßem Auge darin
nichts zu erkennen. Erst unter dem Mikroskop
zeigt sich deutlich eine Handvoll menschlicher
Zellen, infiziert mit Adenoviren. Für gesunde
Menschen sind diese eher ungefährlich. Mehr als
eine Bindehautentzündung oder ein paar Tage
Durchfall richten sie selten an. Deutlich mehr
Probleme können die sehr umweltbeständigen
Viren bei Patienten mit einem stark geschwächten Immunsystem verursachen. „In unserer Forschungsgruppe untersuchen wir, wie das Virus
die menschliche Zelle umprogrammiert und
wie man diesen Prozess in irgendeiner Form
beeinflussen kann“, erklärt Müncheberg. Das
ist Grundlagenforschung, weit entfernt von der
Entwicklung eines Medikaments.
VOR- UND NACHTEILE
DER PROMOTION
Der Werdegang der 27-Jährigen ist typisch für
Naturwissenschaftler in Deutschland. Zuerst das
Studium, dann eine herausragende Abschlussarbeit, schließlich die Promotion. Immer noch
machen Naturwissenschaftler den größten Anteil der rund 25.000 Akademiker aus, die jedes
Jahr ihre Promotion beginnen. Etwa jeder fünfte Naturwissenschaftler hat einen Doktortitel.
Die meisten von ihnen reizt die Forschung, das
Vertiefen eines Themas, die freie Arbeitsgestaltung. „Die Grundlagenforschung lässt mir viel
Freiheit. Ich kann viele Dinge ausprobieren und
mich ausgiebig mit grundlegenden Zellmechanismen beschäftigen. Das will ich nicht missen“,
bestätigt Müncheberg. In der Industrie wäre ihre
Arbeit vermutlich stärker von Entwicklungszwängen und wirtschaftlichen Perspektiven
geprägt. Doch die Freiheit des Geistes hat auch
Schattenseiten. Eine Promotion kostet Zeit,
17
Mühe und Geld. Wie die meisten Doktoranden
in den Naturwissenschaften hat die Biologin
nur eine befristete 60-Prozent-Stelle. Im Schnitt
1.300 Euro netto verdienen Doktoranden damit.
Doch von Teilzeit kann in der Regel keine Rede
sein, vielmehr verbringen junge Wissenschaftler
gut und gern 40 bis 50 Stunden pro Woche im
Labor. Zellkulturen halten sich einfach nicht an
geregelte Arbeitszeiten.
Längst nicht immer werden die Mühen der
Promotion durch das spätere Gehalt ausgeglichen. Naturwissenschaftler ohne Promotion
können mit einem Einstiegsgehalt von etwa
45.000 Euro pro Jahr rechnen. Mit einem
Doktortitel liegt es nach Angaben der Vergütungsberatung „PersonalMarkt“ bei 56.000
Euro. Es muss jedoch berücksichtigt werden,
dass Doktoren zum Zeitpunkt des Berufseinstiegs älter sind und oft mit mehr Verantwortung starten. Im Laufe der Karriere relativieren
sich die Gehaltsunterschiede wieder, zum Beispiel durch den Vorsprung an Berufserfahrung.
Entsprechend gut überlegt sollte die Entscheidung für einen Doktortitel sein. „Man sollte
schon Freude an einer Vertiefung einer wissenschaftlichen Fragestellung und im besten Fall
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KARRIERE
KARRIERE
auch das Interesse an einer Karriere im Labor
mitbringen“, sagt Barbara Hoffbauer. Die Volljuristin berät junge Doktoranden bei ihrer Karriereplanung. Wer also nur promoviert, um im
altbekannten Uni-Umfeld zu bleiben oder weil
er den Schritt in die Arbeitswelt scheue, treffe
nicht die beste Wahl. Auch eine Promotion aus
Eitelkeit heraus, um einen Titel zu tragen, sei
Unsinn.
EIGENINITIATIVE ÜBER DIE WISSENSCHAFT HINAUS
Für alle anderen gilt: Je näher sich die angestrebte Tätigkeit an der Wissenschaft befindet,
desto hilfreicher ist der Doktortitel. Sowohl in
der Wissenschaft als auch in der industriellen
Forschung und Entwicklung ist die Promotion noch immer Grundvoraussetzung für eine
erfolgreiche Karriere (siehe auch Seite 7).
„Gerade Pharmakonzerne suchen oft hochspezialisierte Fachleute für die Entwicklung von
neuen Wirkstoffen. Dafür ist eine genau passende Promotion plus einer Zeit als Postdoc
wichtig“, erklärt Hoffbauer. Um den Übergang
zwischen Promotion und der Karriere danach
möglichst reibungslos zu gestalten, rät sie Doktoranden zur Eigeninitiative über die Wissenschaft hinaus. Dazu gehören zum Beispiel ein
Engagement in Hochschulgremien, Auslandsaufenthalte oder passende Weiterbildungen zu
„Irgendwie haben
wir alle gedacht,
wir studieren,
promovieren und
machen danach in
der industriellen
Forschung Karriere.“
Lilaschimmernd: Sarah Müncheberg
beschäftigt sich in ihrer Promotion mit
der Erforschung von Adenoviren.
November 2015
19
Ing. 4.0: Der Ingenieur
wird digitaler
Zulassungsregelungen von Medikamenten oder
in den Bereichen Betriebswirtschaft oder Programmierung. Solche Schlüsselkompetenzen
erhöhen nicht nur die Chancen auf einen Job in
der Industrie oder an einem Forschungsinstitut,
sondern eröffnen möglicherweise neue berufliche Perspektiven außerhalb des Labors. So sind
programmierende und zahlenaffine Naturwissenschaftler auch in der IT-Branche oder bei
Unternehmensberatungen begehrte Fachkräfte.
„Ein Plan B außerhalb des Labors ist nicht verkehrt. Schließlich sind die langfristigen Berufsperspektiven in der universitären Forschung
nicht sonderlich rosig“, sagt Hoffbauer.
Auf solchen alternativen Karrierewegen ist
der Doktortitel kein Muss. Diese Erfahrung hat
jedenfalls Markus Bendull gemacht. Im Studium
war der 27-jährige Chemiker noch fest von einer Karriere als Forscher überzeugt. „Irgendwie
haben wir alle gedacht, wir studieren, promovieren und machen danach in der industriellen
Forschung Karriere“, sagt er. Die Realität nach
der Abschlussarbeit sah anders aus. Alle interessanten Promotionsthemen waren schlecht
bezahlt und befristet, die Konkurrenz an Bewerbern trotzdem groß. Bendull schaute sich nach
Alternativen um und stieß auf den technischen
Vertrieb. Heute ist er Trainee bei dem unter anderem auf Medizin- und Labortechnik spezialisierten Konzern Olympus und hat sich auf den
Verkauf von Labormikroskopen spezialisiert.
„Ich mag den Kontakt mit den Wissenschaftlern.
Ich sehe viele spannende Forschungsprojekte
und helfe irgendwie auch bei ihrer Umsetzung“,
sagt er. Die Entscheidung gegen eine Promotion
bereut er nicht. Sein Weg ist kein ungewöhnlicher, weiß Hoffbauer. „Im technischen Vertrieb
und im Verkauf sind nicht nur Kommunikationsfähigkeiten und betriebswirtschaftliches
Denken gefragt, sondern auch das fachliche
Knowhow der Naturwissenschaftler“, sagt sie.
Jemand, der selbst länger im Labor geforscht
hat und den wissenschaftlichen Arbeitsalltag
mit all seinen Herausforderungen kennt, kann
neue Mikroskope einfach besser an den Forscher bringen, auch ohne Promotion. „Im Vertrieb arbeiten fast ausschließlich Naturwissenschaftler“, bestätigt Bendull. Einen Doktortitel
haben die wenigsten.
Der Arbeitsalltag eines Ingenieurs hat sich durch die Digitalisierung gewandelt – und wird
sich weiter verändern. Worauf müssen sich Berufseinsteiger nun einstellen? Christoph
Kübel, Geschäftsführer und Arbeitsdirektor der Robert Bosch GmbH, gibt Antworten.
Interview: Lisa König
Herr Kübel, die ganze Welt wird digital. Wie hat sich das Berufsbild des
Ingenieurs im Zuge der Digitalisierung
verändert?
Das Berufsbild des Ingenieurs ist zunehmend von
der Vernetzung geprägt und wird auch weiterhin
durch die Entwicklungen des Internets der Dinge
beeinflusst. Schaut man sich die Arbeitswelt und
die daraus resultierenden Produkte an, wird klar,
dass die Vernetzung von analoger und digitaler
Welt einer der größten Megatrends ist. Schon
heute gibt es mehr als 6 Milliarden Dinge, die miteinander über das Internet kommunizieren. Bis
2025 sollen es 50 Milliarden Geräte und Systeme
sein. Deshalb werden IT- und Softwarekenntnisse
in technischen Berufen immer unerlässlicher. Für
Ingenieure spielen solche Kompetenzen künftig
eine bedeutende Rolle, um in einer vernetzten
Arbeitswelt erfolgreich tätig zu sein.
Foto: Bosch
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Welche Kenntnisse und Qualifikationen sollten Absolventen mitbringen,
um in dieser vernetzten Arbeitswelt
zurechtzukommen?
Für die Studierenden wird es in Zukunft noch
wichtiger sein, sich nicht nur auf eine Fachrichtung
festzulegen, sondern interdisziplinär zu studieren. Wer beispielsweise Maschinenbau studiert,
sollte sich auch mal mit Informatik beschäftigen.
Aber auch in Disziplinen wie den Rechtswissenschaften lohnt es sich, IT-Erfahrungen während
des Studiums zu sammeln. Als Beispiel nenne ich
das automatisierte Fahren. Daran arbeiten bei uns
verschiedene Spezialisten eng zusammen, jeder
muss ein gutes Grundverständnis der beteiligten Fachrichtungen mitbringen. In Zukunft wird
außerdem eine noch stärkere Vernetzung unter
den Mitarbeitern stattfinden, um Synergien und
Potentiale besser nutzen zu können. Kommunikationsfähigkeit bleibt deswegen eine wichtige Eigenschaft für jeden Berufseinsteiger.
Wenn die Arbeit der Ingenieure im
Zuge der Digitalisierung jedoch immer
häufiger vor dem PC stattfindet, welelche Rolle spielt Teamarbeit dann noch
och
im Arbeitsalltag?
Teamarbeit hat auch weiterhin einen sehrr hohen Stellenwert, um immer komplexer werdenrdende Aufgaben lösen zu können. Global agierende
ende
Unternehmen wie Bosch müssen eine bestmögmögliche Zusammenarbeit unter ihren Mitarbeitern
itern
fördern, wenn sie ihre Innovationsführerschaft
chaft
ausbauen wollen. Unternehmensweite soziale
ziale
Netzwerke leisten dazu einen wichtigen Beiitrag. Sie erleichtern den hierarchiefreien,
direkten Austausch von Wissen über Abteilungsgrenzen hinweg.
Welche Skills sind außerdem
von Bedeutung für angehende
Ingenieure?
Neben einer ausgeprägten Kommunikationsfähigkeit achten wir zum Beispiel bei
Einstellungen insbesondere auf soziale
Kompetenz, fachliches Know-how und
eine Leidenschaft für unsere Produkte.
Außerdem sind Neugier, Offenheit und
Kreativität wichtige Eigenschaften. Sie
sind die Basis für innovative Produktideen und deren Umsetzung.
Sind die Hochschulen ausreichend
gerüstet, um Studierenden diese Fähigkeiten mit auf den Weg zu geben?
Das Thema Kreativität könnte in der Hochschulbildung noch mehr Raum bekommen. Über die
Lehrpläne sind die Möglichkeiten, sich Fähigkeiten wie Kreativität anzueignen, nicht überall
gegeben. Persönlich wünsche ich mir, dass die
Ingenieure von morgen noch stärker im interdisziplinären Studieren gefördert werden.
Die Generation Y hat andere Werte,
verfolgt andere Ziele, hat eine andere
Einstellung als ihre Eltern und Großeltern. Wie stellen sich Firmen darauf
ein?
Meine Erfahrung ist, dass die Berufseinsteiger
aus der Generation Y Lust haben, viel zu leisten,
Karriere zu machen und vor allem sinnstiftend
zu arbeiten. Aber ebenso wie sie sich für ihre Karriere engagieren, hat ihr Privatleben einen hohen
Stellenwert. In der GenY werden Netzwerke gebildet, ganz gezielt werden der Kontakt und der
Austausch zu anderen gesucht. Ich erlebe, dass
in dieser Generation das Thema Zusammenarbeit und Kommunikation viel ausgeprägter ist
als noch in ihrer Elterngeneration. Diese Fähigkeiten sollten Arbeitgeber nutzen – auch um die
aktuellen Herausforderungen der vernetzten Arbeitswelt zu meistern.
November 2015
KARRIERE
KARRIERE
Text: Lara Sogorski, Illustration: Volker Straeter
Du lernst viele Leute kennen und
knüpfst so wertvolle Kontakte für
die Zukunft.
Du hast häufig weniger Verantwortung.
Du wirst in der Regel schlechter
bezahlt.
Du hast eventuell einen befristeten Arbeitsvertrag, so dass Du
Dich nach Ablauf des Programms
neu bewerben musst.
Bei einer Weiterbeschäftigung
musst Du beim Einsatzort und
beim Einsatzbereich möglicherweise flexibel sein.
G
ute Studienleistungen, Praxiserfahrung
und bereits erste Kontakte zum Unternehmen: Eigentlich hätte Beate Kram
nach ihrem Uniabschluss direkt bei dem Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsunternehmen EY einsteigen können. Trotzdem war für
die 25-Jährige aus Stuttgart klar, zunächst als
Trainee ins Unternehmen gehen zu wollen. Dagegen schloss Felix Riedel für sich ein Traineeprogramm kategorisch aus. Der 25-Jährige aus
Löningen in Niedersachsen setzte alles auf einen
Direkteinstieg, den er bei Dräger, einem Herstel-
November 2015
ler für Medizintechnik, auch bekam. Doch was
hat die beiden zu ihrer Entscheidung bewogen?
Was spricht überhaupt für ein Traineeprogramm,
was für den Direkteinstieg?
In den meisten Unternehmen finden sich beide
Möglichkeiten für einen Einstieg. Uniabsolventen
können also selbst wählen, wofür sie sich bewerben – und stehen damit vor einer nicht ganz einfachen Entscheidung. Immerhin: Es lassen sich
einige Unterschiede und bestimmte Vor- und
Nachteile ausmachen, die bei der Wahl helfen
können. „Grundsätzlich bietet sich ein Trainee-
programm für denjenigen an, der noch nicht genau weiß, in welchem Bereich er arbeiten möchte, sich die Entscheidung also noch offenhalten
will. Andersherum eignet sich für den Direkteinstieg, wer schon zu 100 Prozent entschlossen ist“,
sagt Sörge Drosten, Geschäftsführer bei der Personalberatung Kienbaum.
Traineeprogramme bieten dem Berater zufolge nämlich in der Regel die Chance, erst einmal
verschiedene Abteilungen im Unternehmen kennenzulernen. So kann man sich einen besseren
Überblick über mögliche spätere Positionen ver-
Fotos: Privat
Der Weg zum
Chefsessel:
Direkt oder auf
Umwegen?
schaffen. Ein weiterer Pluspunkt: „Während der
Traineezeit ist es leichter, Kontakte im gesamten Unternehmen zu knüpfen und ein Netzwerk
aufzubauen. Das könnte einem später nützlich
werden“, so Drosten. Je nach Programm
gibt es zudem die Möglichkeit, eine
Zeitlang im Ausland zu verbringen. „Mehr als eine Stippvisite
ist das allerdings nicht.“ Dennoch können auch hier wertvolle Kontakte und Erfahrungen gesammelt werden, die
bei der späteren Berufswahl
hilfreich sind.
Für Beate Kram war der Auslandsaufenthalt eines der entscheidenden Argumente für das Traineeprogramm und gegen den Direkteinstieg.
Nach dem Start des Traineeprogramms im September vergangenen Jahres wollte sie die EYKultur auch im Ausland kennenlernen, „neue Erfahrungen in einem fremden Land sammeln und
meine Sprachkenntnisse ausbauen“, erklärt sie.
So war die Diplomstudentin für Internationales
Wirtschaftsrecht zwischen April und Juni dieses
Jahres in Santiago de Chile – Südamerika war ihr
Wunsch gewesen. Während unter der Woche die
Arbeit mit einem internationalen Team auf dem
Programm stand, bereiste sie an den Wochenenden Südamerika.
5
Je nach Programm kannst Du
einen Auslandsaufenthalt absolvieren.
l, 2
Unternehmen machen es Uniabsolventen nicht leicht, bieten sie doch häufig ein Traineeprogramm
und den Direkteinstieg an. Doch welcher Einstieg ist der bessere?
21
Der Arbeitsbeginn im Mai dieses Jahres war
für ihn deshalb mehr wie eine Rückkehr, beschreibt der 25-Jährige. Am Anfang absolvierte er zwar auch ein Einarbeitungsprogramm, trotzdem habe er sofort
mit den neuen Aufgaben loslegen können. Als sogenannter
Technical Expert betreut er
die fertigen Geräte der Firma und kümmert sich dabei zum Beispiel um Änderungswünsche der Kunden
und um Qualitätsprobleme
in der Fertigung. In dieser Role
Ri le überprüft er etwa alte Anäsx
i
l
Fe
thesie-Arbeitsplätze darauf, inwieweit neue Monitore oder Schwenkarme
angeschlossen werden können, ohne dass der
ganze Apparat am Ende aus dem Gleichgewicht
kommt und umkippt.
Mehr Verantwortung, größere Projekte, besseres Gehalt – diesen Vorteilen für Direkteinsteiger stehen auch Nachteile gegenüber, und
dann müssen auch Direkteinsteiger Abstriche
machen. So haben sie es in der Regel schwerer,
ein Netzwerk im Unternehmen aufzubauen,
weil sie von Beginn an auf eine Abteilung fokussiert sind, während Trainees verschiedene
Stationen durchlaufen. Und Kienbaum-Experte
Drosten sieht einen weiteren Nachteil: „Stellt
man nach einigen Monaten fest, dass die Arbeit
einem doch nicht liegt, ist es schwieriger, dies
zu korrigieren.“
de
Du musst Dich noch nicht auf
eine konkrete Stelle festlegen.
25
Du kannst Dir einen Überblick
über die Einsatzmöglichkeiten im
Unternehmen verschaffen.
m,
Traineeprogramm
rä
Trainee vs. Direkteinstieg:
Für wen lohnt sich was?
Die mögliche Auslandserfahrung ist also das
eine. Doch vor allem bleibt Trainees wie Beate
Kram mehr Zeit, sich endgültig auf einen Arbeitsbereich festzulegen. „Ich war lange nur auf
die Wirtschaftsprüfung fokussiert, habe
dann aber durch meine Diplomarbeit
bei EY auch die Steuerberatung
kennengelernt. Dadurch war ich
mir am Ende nicht mehr sicher,
welcher Bereich besser zu mir
passt.“ Während der 19 Monate
Traineeprogramm arbeitete sie
anfangs sechs Monate in der Prüfung, nach der Zeit in Südamerika
drei Monate in der Steuerberatung
und zum Abschluss noch einmal sechs
Monate in der Prüfung. „Problemstellungen
habe ich immer eigenverantwortlich bearbeitet.
Am Ende werden die Ergebnisse natürlich noch
einmal gegengeprüft. Aber damit hatte ich die
gleiche Stellung und Verantwortung wie ein Direkteinsteiger.“
Dass Trainees wie vollwertige Mitarbeiter angesehen werden, ist nicht üblich, sagt KienbaumPersonalberater Drosten. In der Regel würden ihnen eher Aufgaben mit weniger Verantwortung
übertragen, Direkteinsteiger dagegen dürften
zum Teil schon von Beginn an größere Projekte
übernehmen. „Dementsprechend werden Direkteinsteiger auch besser bezahlt, weil sie einen
konkreteren Wertbeitrag leisten.“ Allerdings, so
beobachtet Stefan Menden, Gründer des Karrierenetzwerks squeaker.net, würden mittlerweile
aus Rentabilitätsgründen immer mehr Trainees
als vollwertige Arbeitskräfte in den Unternehmensalltag eingeplant. Geht es nach den
Unternehmen, werden Uniabsolventen gern in die Traineeprogramme aufgenommen, wenn sie
denn nur einen Bachelor vorweisen können. Auf diesem
Weg sollen sie im Rahmen
von Schulungen und Weiterbildungen fehlendes Knowhow schnell und effizient aufbauen.
e
Felix Riedel konnte nach seiat
B e nem Studienabschluss bereits eine
ganze Menge an Wissen und praktischer
Erfahrung vorweisen. Nach dem Abitur im Jahr
2009 absolvierte er zunächst einen Bachelor
in Medizintechnik inklusive Praxissemester bei
Dräger, schloss einige Monate im Unternehmen
als Werkstudent an und setzte schließlich einen
Master in Biomedizintechnik obendrauf. „Wegen
meiner langen Vorgeschichte und der engen Bindung zu Dräger war ein Traineeprogramm absolut keine Option für mich. Ich habe die Zeit während des Studiums genutzt, um mich ausreichend
in die Materie einzuarbeiten und mir eine genaue
Vorstellung davon zu machen, was ich will.“
Direkteinstieg
Du bekommst schnell Verantwortung und hast von Beginn an
die Chance, größere Projekte zu
übernehmen.
Du hast meist ein höheres Gehalt.
Du hast im Bewerbungsprozess
normalerweise weniger Konkurrenz.
K
20
Du hast kaum die Chance, ein
breites Netzwerk im Unternehmen zu knüpfen.
Du hast meistens einen weniger
umfassenden Einblick ins Unternehmen.
Du hast weniger Chancen,
frühzeitig ins Ausland gehen zu
können.
Wenn Dir die Arbeit doch nicht
gefällt, ist es schwieriger, dies zu
korrigieren.
November 2015
22
CAMPUS
CAMPUS
CAMPUS
23
CAMPUS-CHECK
Yves Kaiser, 23, absolviert ein Auslandssemester an der
Universidad de Ciencias Empresariales y Sociales (UCES)
in Buenos Aires, Argentinien. In Deutschland studiert er im
Bachelor International Business an der Cologne Business
School in Köln.
Internationale Studierende
bleiben selten in Deutschland
Wie studiert es sich an der Uni
Freiburg?
Weniger als die Hälfte der ausländischen Studierenden möchte nach dem
Uni-Abschluss in Deutschland bleiben. Das ergab eine Befragung des
„Hochschul-Bildungs-Reports 2020“, den der Stifterverband in Kooperation
mit McKinsey & Company jährlich veröffentlicht. Demnach bleiben nur rund
44 Prozent der internationalen Studierenden nach erfolgreichem Abschluss
in Deutschland. Gründe für die Unzufriedenheit im Studienland gibt es laut
einer Befragung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD)
mehrere. So ist nur rund die Hälfte der ausländischen Studierenden mit der
Information und Unterstützung zur Studienfinanzierung zufrieden. Auch bei
der Vermittlung von Wohnraum und den Kontaktmöglichkeiten mit deutschen Studierenden besteht Verbesserungsbedarf. Mit der Unterstützung bei
administrativen Vorgängen ist nur etwas mehr als die Hälfte zufrieden.
Text: Laura Büllesbach
Top-10-Universitäten
Deutschlands
1. Ludwig-Maximilians-Universität
München (Platz 29)
2. Universität Heidelberg (Platz 37)
3. Humboldt-Universität Berlin (Platz 49)
4. Technische Universität München (Platz 53)
5. Freie Universität Berlin
6. Universität Tübingen
7.
Universität Freiburg
(Platz 72)
(Platz 78)
(Platz 84)
8.
Universität Bonn (Platz 94)
9.
Universität Göttingen (Platz 67)
10.
Universität Mannheim (Platz 106)
Quelle: World University Ranking 2015/16
Anja Schmidt, 21, Gesundheitspädagogik
Mir gefällt an Freiburg, dass es eine kleine, grüne Studentenstadt ist, in der man alles perfekt mit dem Fahrrad
erreichen kann. Schwierig kann es allerdings werden,
eine bezahlbare Unterkunft zu finden. Gerade zum Wintersemester ist der Andrang groß.
Sophie Brachtendorf, 21,
Ethnologie und Psychologie
In Freiburg können Studierende alles machen, was man
sich so wünscht: Bildung in Kongo fördern, „Guardians
of the Galaxy“ ins Uni-Kino bringen und während der
Happy Hour die Weltordnung revolutionieren – eine
echte Studentenstadt eben. Die einzigen Nachteile: teure
Wohnungen, eine miese Shoppingszene, und die Stadt ist
recht klein.
Tobias Matysiak, 23, Informatik und BWL
Freiburg ist für mich die perfekte Mischung aus Großstadt und kleinem Dorf. Man findet immer Orte, an
denen etwas los ist, aber man ist genauso schnell an
ruhigen Orten in der Natur.
Svetlana Zhukova, 26, VWL
In Freiburg habe ich mich schon verliebt, als ich im Alter
von zwölf Jahren hier zu Besuch war. Schon damals,
als ich die Uni gesehen habe, wusste ich, dass ich hier studieren und leben würde. Die Freiburger Uni bietet alles,
was sich ein Student wünscht: breite Fächerauswahl,
unzählige Freizeitangebote. Die schöne Umgebung und
die Natur machen Freiburg als Studienort für mich noch
attraktiver.
ORCHIDEENFACH DES MONATS
Angewandte Sexualwissenschaft
Vitamin B in Argentinien
Wenn ich in Buenos Aires feiern gehe, dann passe
ich immer auf, dass ich nicht zu viel trinke und bei
vollem Bewusstsein bin, wenn ich den Club verlasse. So kann ich auch in plötzlichen Gefahrensituationen gut reagieren. Vor kurzem erst bin ich nachts
auf dem Nachhauseweg in eine falsche Straße
eingebogen. Direkt kamen fünf junge Männer auf
mich zu und fingen an, mich herumzuschubsen.
Ich habe zurückgeschubst und bin schnell weggerannt. Ein Freund von mir hatte da schon weniger
Glück. Ihm wurde mit vorgehaltenem Messer sein
teures Smartphone abgenommen. Man muss einfach wissen, welche Straßen oder Gebiete man
meiden sollte. Ansonsten habe ich meinen Start in
November 2015
Argentinien sehr positiv in Erinnerung. Am Morgen meiner Ankunft in meiner Airbnb-Unterkunft
wurde ich direkt von meinem Vermieter zum
Frühstück eingeladen, und abends haben dann
argentinische Freunde, die ich mal in Holland kennengelernt hatte, ein „Welcome Dinner“ für mich
organisiert. Im Vergleich zur deutschen Mentalität
sind die Argentinier auf jeden Fall herzlicher, verglichen mit der Mentalität der Menschen aus NRW
aber dann doch etwas kühler. Überraschend war
für mich hier auch die extreme Klassenunterscheidung. In den Clubs gibt es immer riesige VIP-Bereiche, die die Feiernden voneinander trennen. Hier
läuft alles über Vitamin B. Ohne Kontakte geht
hier fast nichts. Das kann man mögen oder auch
nicht – wichtig ist es dennoch, gute Kontakte zu
knüpfen. Immerhin bin ich dadurch gezwungen,
viel Spanisch zu reden. Unter der Woche belege ich
fünf Kurse an der Uni. Alle Kurse sind hier auf Spanisch, was mir sehr wichtig war. In den Kursen bin
ich als deutscher Austauschstudent leicht zu erkennen – nicht nur, weil ich blond bin und blaue Augen
habe, sondern auch, weil die deutschen Studenten
viel weniger mitschreiben als die Einheimischen.
Meine Kommilitonen schreiben in vier Stunden einen ganzen Roman, während ich maximal vier Seiten vollschreibe. Die Deutschen legen da eindeutig
mehr Wert auf Effizienz.
Fotos: Privat
Protokoll: Lien Herzog
Peggy Bellmann wusste schon nach dem Abitur, dass sie den Master
„Angewandte Sexualwissenschaft“ an der Hochschule Merseburg machen
möchte. Ihren Bachelor in Sozialer Arbeit wählte sie bewusst, um später
ihren Wunsch-Master draufsetzen zu können. Der Master ist ein Teilzeitstudium und umfasst sechs Semester. Neben ihrem Studium arbeitet die
27-Jährige in der Sexualpädagogik. „Neben den sexualwissenschaftlichen
Grundlagen, Biologie und Politik haben wir auch einen Selbsterfahrungsteil, bei dem wir uns unsere sexuelle Biographie genauer anschauen. Diese
Reflexion kann uns später bei Beratungsgesprächen sehr helfen“, sagt Peggy. Im Studiengang gibt es 23 Studierende – wie hoch der Anteil der männlichen oder weiblichen Studierenden ist, will und kann Peggy nicht sagen:
„Nicht alle aus dem Studiengang identifizieren sich klar als männlich oder
weiblich. Davon lebt der Studiengang. Gerade beim Thema sexuelle Vielfalt oder verschiedene Lebensentwürfe kann ich von den Erfahrungen der
anderen profitieren.“
Peggy Bellmann, 27, Hochschule Merseburg
Hirndoping – nein danke!
Mitten in der Prüfungsphase fließen Kaffee und Energy-Drinks bei vielen
Studis in Strömen. Kurz mal die Energie steigern, wach bleiben – für die
meisten Studierenden kein Problem. Doch wie viele gehen einen Schritt
weiter und greifen zu verschreibungspflichtigen Medikamenten? Weniger
als erwartet! Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Deutschen
Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW), die
im Auftrag des Bundesministeriums für Gesundheit im Wintersemester
2014/15 durchgeführt wurde. Für die Studie wurden 6.700 Studierende
zum Gebrauch von leistungssteigernden Mitteln befragt. 6 Prozent der
Befragten gaben an, dass sie zur Leistungssteigerung illegale Drogen oder
verschreibungspflichtige Medikamente einnehmen. 8 Prozent der befragten Studierenden greifen dagegen auf frei verkäufliche Mittel wie Koffeintabletten, Energy-Drinks oder Vitaminpräparate zurück, um ihre Leistung
zu steigern.
November 2015
24
CAMPUS
CAMPUS
25
Schafft die Uni
sich ab?
Der Laptop ersetzt den Collegeblock, einem Smartphone verweigern sich nur noch Asketen – studieren heißt mittlerweile,
ununterbrochen mit dem Internet verbunden zu sein. Braucht
es da überhaupt noch Universitäten? Die Antwort lautet: ja.
Aber die Digitalisierung verändert das Studieren grundlegend.
Text: Marvin Milatz, Illustrationen: Eva Revolver/Sepia
I
T-Experten vieler deutscher Unternehmen blicken neidisch auf etwas, das an Universitäten
längst alltäglich ist: Educational Roaming, bekannt unter der Abkürzung eduroam. Der Dienst
gewährt Studenten und Uni-Mitarbeitern per
W-Lan freien Zugang zum Internet in akademischen Einrichtungen – egal ob in Europa, Amerika oder in weiten Teilen Asiens. Studenten im
Auslandssemester in Spanien oder Doktoranden
bei einem Gastvortrag in Australien nutzen schon
seit Jahren ganz unkompliziert die Verbindungsdaten ihrer deutschen Heimatuniversität, verwenden sogar ihre eigenen Geräte, um sich im
Internet der jeweiligen Gastinstitution einzuloggen. Unternehmen hingegen tun sich noch viel
schwerer, ihren Mitarbeitern das Nutzen von Privatgeräten während der Arbeit zu erlauben. Das
eduroam für Konzerne läuft unter dem Schlagwort: „Bring your own Device“ – steckt allerdings
oftmals noch in den Kinderschuhen.
Was den freien Zugang zum Internet angeht,
die Grundvoraussetzung der Digitalisierung,
sind Universitäten also ganz weit vorn. Sie haben
über die vergangenen Jahre viele analoge Zöpfe
abgeschnitten und durch Digitales ersetzt: Abiturienten bewerben sich im Netz für Studiengänge,
Studenten organisieren ihre Referatsgruppen
per Facebook. Statt Bücher auszuleihen, laden
sie wissenschaftliche Aufsätze aus dem Internet
herunter – im PDF-Format. Die Digitalisierung
hat Universitäten fest im Griff. Doch was bedeutet das für Studenten? Sitzen sie bald nur noch
zu Hause, schauen sich ihre Kurse am Bildschirm
an? Schafft die Uni sich ab? Experten sagen:
November 2015
Nein, aber das Lernen verändert sich. „Bei Organisation und Verwaltung haben sich digitale
Lösungen bereits besonders stark durchgesetzt“,
erklärt Michael Kerres, Professor für Mediendidaktik und Wissensmanagement an der Universität Duisburg-Essen. „In der Lehre spürt man
ebenfalls eine Veränderung – auch wenn diese
deutlich langsamer kommt als ursprünglich erwartet.“
So ging der jüngste Hype der Massive Open
Online Courses (MOOCs) weitgehend an der
Alma Mater vorbei. Die Videoveranstaltungen,
bei denen Zigtausende Menschen im Internet
Kurse belegen, Lehrvideos von Koryphäen anschauen und sich gegenseitig in Internetforen auf
die Sprünge helfen, galten lange als revolutionär,
sogar als Bedrohung für etablierte Bildungseinrichtungen. Schließlich sollten sie Menschen ermöglichen, kostenlos zu lernen, was sie wollen
– überall und jederzeit.
So weit kam es allerdings nicht: Rief die „New
York Times“ für 2012 noch das Jahr des MOOC
aus, sind die MOOC-Macher inzwischen bescheidener unterwegs. Sie sehen sich nicht mehr als
Uni-Ersatz, sondern bestenfalls als Ergänzung
zum akademischen Betrieb: „Unsere Zielgruppe
sind Arbeitnehmer, die keine Zeit für traditionelle Formen der Aus- und Weiterbildung haben“,
sagte Daphne Koller, Mitgründerin der weltweit
größten MOOC-Plattform Coursera, Anfang des
Jahres in einem Gespräch an der Wharton-Universität in Pennsylvania.
Die Grundpfeiler der akademischen Wissensvermittlung bleiben ohnehin Vorlesung und Se-
November 2015
26
CAMPUS
minar, Multiple-Choice-Test und Abschlussarbeit.
Trotz Digitalisierung. Auch MOOCs bedienen sich
genau dieser Methoden. Für Mediendidaktiker bieten MOOCs also nichts wirklich
Neues, bestätigt Experte Kerres. Was die
Digitalisierung allerdings verändert,
sind die Mittel, mit denen Studenten lernen. Ingenieuranwärter etwa
werden es in Zukunft leichter haben,
mathematische Grundlagen zu pauken,
prophezeit Klaus Mainzer, Professor für Philosophie und Wissenschaftstheorie an der Technischen Universität München. Mainzer beschäftigt
sich seit Jahrzehnten damit, wie die Digitalisierung das Lernen beeinflusst. Seit zwei Jahren sitzt
er in einer Bewertungskommission des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF)
zum Thema „Erfahrbares Lernen“.
Besonders das in den Ingenieurwissenschaften trockene Grundstudium kann laut Mainzer mittels neuer, digitaler Methoden deutlich
aufgepeppt werden. Etwa mit einer visuellen
Lernunterstützung für Maschinenbauer. Sie ermöglicht es Studenten, eine zweidimensionale
Zeichnung in ein 3D-Modell zu verwandeln. „Mit
einem 3D-Drucker kann man das Modell dann
ausdrucken“, erklärt Mainzer. Auch in der Elektrotechnik sollen visuelle Eindrücke Studenten
helfen, zu verstehen, wie die Mathematik die
reale Welt beschreibt: „Statt nur eine abstrakte
Differentialgleichung zu zeigen, können Computerprogramme die Formel direkt in eine passende Schaltung umwandeln“, schwärmt Mainzer.
Der unsichtbare Fluss des Stroms werde sichtbar,
Zusammenhänge für Studenten würden klarer.
Das BMBF-Programm läuft noch, deshalb gibt
ein Sprecher auf Anfrage keine Informationen
über konkrete Projekte preis.
Es ist aber schon zu erahnen: Die digitale
Transformation verändert die Wege, wie das
Wissen zu uns gelangt. Aus diesem Grund veröffentlichte das Hochschulforum Digitalisierung – ein akademischer Thinktank unter der
Schirmherrschaft des BMBF – im September
ein Thesenpapier: Virtuelles Lernen lasse die
Uni internationaler werden, heißt es dort. Und
dass die Zusammenarbeit aller Institutionen der
Schlüssel zum Erfolg sei. Diese Kollaboration sei
zwar noch der Knackpunkt, aber auf absehbare
Zeit lösbar – Unis müssten dafür langfristig
und strategisch planen, der Gesetzgeber Datenschutz und Urheberrecht
reformieren. Doch die erste
These des Pamphlets lautet:
„Die digitale Hochschule
gibt es nicht.“
Die Uni als Ort bleibt. Das
bemerken Studenten auch,
wenn sie in völlig überfüllten Bibliotheken einen Sitzplatz suchen. Dabei könnte
man meinen, dass die „Bib“ im Zeitalter digita-
November 2015
BWL- und IT-MOOCs gehören zu
den beliebtesten
Wer einen Massive Open Online
Course (MOOC) belegt, der will
sein Wissen besonders in Managementtheorie erweitern oder eine
Programmiersprache lernen. Das
zeigen Daten der MOOC-Suchmaschine Class Central. Der Anbieter
hat ein Ranking der beliebtesten
MOOCs des vergangenen Jahres veröffentlicht. Fünf davon
widmeten sich der Betriebswirtschaftslehre. Drei Kurse lehrten
ihre Teilnehmer die Grundzüge
einer Programmiersprache. Der
beliebteste MOOC-Macher war die
Plattform Coursera, sie stellt allein
fünf der Top-Ten-MOOCs. Udacity
und Open2Study teilen sich den
zweiten Platz. Die MOOC-Plattform
der Harvard University und des
Massachusetts Institute of Technology, edX, ist mit einem Kurs unter
den Top Ten vertreten.
ler Kataloge nicht mehr gebraucht würde. Viele
Standardwerke haben an Bedeutung verloren, zu
langsam ist der Buchdruck. Studieren heißt heute vielerorts, aktuelle digitale Papers herunterzuladen, die auf artverwandte Dokumente verlinken. Diese digitalisierte Wissenschaft verjüngt
sich im Wochentakt. Und trotzdem sind Universitätsbibliotheken voller Studenten. Warum? Zwar
werde es bald nicht mehr nötig sein, sich an einem bestimmten Ort aufzuhalten, um bestimmte Informationen zu bekommen,
schrieb Ulrich Schneider, Direktor der Universitätsbibliothek
Leipzig, bereits im Jahr 2010.
Wohl aber seien Bibliotheken
„soziale Orte der Kommunikation“.
Erste Unis stellen sich bereits
auf den Wandel ein. Weite Teile
ihrer Bibliotheken erinnern mittlerweile an die
Coworking Spaces trendiger Berliner Start-ups
mit farbenfroh gestalteten Gruppenarbeitsplätzen und Couchlandschaften. Die Einrichtung
soll zum gemeinsamen Arbeiten anregen. Dass
jemand eine laute Gruppe mit einem kräftigen
„Schhhhh!“ ermahnt, könnte bald der Vergangenheit angehören. „Teamwork wird im Studium
immer entscheidender“, bestätigt Technikphilosoph Mainzer. „Die Technik erlaubt, dass wir
uns immer weiter vernetzen.“ Für den schnellen
Datenaustausch gehören auch Cloud-Dienste
wie Dropbox oder WeShare mittlerweile zum
akademischen Standardrepertoire. So können
Dozenten Material auch während des Semesters
verändern, auf Neuerungen reagieren, statt den
immer gleichen Kurs-Reader zu verteilen.
Die Digitalisierung der Seminare lässt Universitäten in Deutschland sogar in bisher universitätsfreie Gebiete vordringen: So arbeiten
die drei Hochschulen für angewandte Wissenschaften in Bayerisch-Schwaben an einer digitalen Erweiterung. Ab Herbst kommenden Jahres wollen die Hochschulen Augsburg, Kempten
und Neu-Ulm gemeinsam eine neue, weitgehend virtuelle Universität fernab aller Universitätsstädte in Allgäu und Nordschwaben
starten. Doch auch die Netz-Uni, deren
Verwaltungsgebäude in Studentenstädten außerhalb der bayerischen Provinz
stehen werden, soll die Alma Mater als
Ort nicht ganz ersetzen. Im Gegenteil:
Ziel sei es auch, mit einem digitalen Kursangebot den Zugang zu akademischen Inhalten in
der Region zu erleichtern, erklären die Macher.
Man wolle Ingenieure und BWL-Interessierte
vorbereiten, damit sie später an einer der Präsenz-Hochschulen in Augsburg, Kempten und
Neu-Ulm weiterstudieren könnten. Die Digitalisierung schafft die Universitäten also nicht ab.
Aber sie ergänzt das Studium durch neue Möglichkeiten, die das Internet bietet.
28
LEBEN
LEBEN
LEBEN
29
FUNDSTÜCK DES MONATS
Das kostet ein WG-Zimmer zum
Wintersemester 2015
Das Wintersemester 2015 hat bereits angefangen, und noch immer sind
viele Studenten auf der Suche nach einem Zimmer. Gerade in beliebten
Uni-Städten kann das teuer werden. Das WG- und Wohnportal namens
wg-suche.de hat kurz vor dem Start des Wintersemesters die Mietpreise für
WG-Zimmer in den Hochschulstädten Deutschlands analysiert. Demnach
finden Studierende in vielen ostdeutschen Städten ein Zimmer für schon
200 Euro. Im süddeutschen Raum und in besonders beliebten Städten wird
dagegen zum Teil mehr als das Doppelte fällig. Die teuerste Stadt ist mit
Abstand München – hier zahlt man durchschnittlich 543 Euro für ein WGZimmer. Auf dem zweiten Platz liegt Frankfurt am Main mit 431 Euro.
Auf den weiteren Plätzen folgen Stuttgart mit 420 Euro, Freiburg mit
417 Euro und Heidelberg mit 392 Euro. Zum Vergleich: Studierende in
Dortmund zahlen gerade mal 259 Euro, in Leipzig 239 Euro und in
Magdeburg 232 Euro.
André Bodlin, 21, studiert Medienwirtschaft an der Hochschule der Medien
Stuttgart. Er hat eine besondere Vorliebe
für Zweiräder: Neben dem BMX-Bike besitzt er auch ein eigenes Motorrad.
Die Top 10 der teuersten Hochschulstädte
1. München, 543 Euro
2. Frankfurt am Main, 431 Euro
3. Stuttgart, 420 Euro
Flatastic
Der Putzplan wird nicht eingehalten, das
Klopapier ist schon wieder alle, und der Mitbewohner schuldet einem 20 Euro und einen
neuen Joghurt – das WG-Leben bietet viele
kleine Ärgernisse, die das Zusammenleben auf
Dauer belasten können. Die App „Flatastic“
hilft, das WG-Leben zu planen und einfacher
zu machen. Die App besteht aus vier Modulen:
Ausgaben, Putzplan, Einkaufsliste und Shouts.
Im Ausgaben-Modul haben die Nutzer einen
Überblick über die Haushaltskasse. Für die
Bewohner bedeutet das: kein Stress mehr mit
dem Abrechnen von Quittungen und dem Kassensturz am Monatsende. Der
Putzplan zeigt genau an, wer welchen Dienst bis wann zu erledigen hat, und
gleichzeitig, wer danach an der Reihe ist, den Dienst zu erledigen. Punkte
für geleistete Aufgaben sollen die Bewohner zur Hausarbeit motivieren. Die
Einkaufsliste kann von jedem Mitbewohner jederzeit aktualisiert werden und
verhindert, dass beim nächsten Spontaneinkauf wieder was vergessen wird.
Das Modul „Shouts“ ist eine Art Gruppenchat. Hier kann man den Bewohnern
per Push-Nachricht Bescheid sagen, wenn die Eltern vor der Tür stehen oder
man übers Wochenende spontan wegfährt. Flatastic ist als kostenlose App für
Android und iOS erhältlich sowie als Web-App für diejenigen, die kein Smartphone besitzen.
4. Freiburg, 417 Euro
5. Konstanz, 413 Euro
6. Freising, 398 Euro
7.
Lörrach, 394 Euro
So chillen Studenten
8.
Heidelberg, 392 Euro
Wie Studierende Stress abbauen
9.
Tübingen 386 Euro
10.
Hamburg, 383 Euro
Studentinnen
Studenten
93 %
Quelle: wg-suche.de
92 %
Freunde oder Familie treffen
80 %
69 %
spazieren gehen/rausgehen
Wohnheim für Flüchtlinge
und Studis
Hobby: BMX-Fahren
Zwei- bis dreimal in der Woche ist André Bodlin
auf seinem BMX-Bike unterwegs. Aktuell muss er
allerdings pausieren – der 21-Jährige hat sich das
Syndesmoseband gerissen und ist auf Krücken angewiesen. „Kleinere Verletzungen wie Schürfwunden oder Prellungen passieren öfters mal. Das ist
jetzt das dritte Mal, dass ich mit Krücken laufe. Ich
habe mir schon beide Füße gebrochen“, erzählt
André. Vor sechs Jahren war er noch auf dem
Mountainbike unterwegs. Das war ihm aber zu
groß, weshalb er auf das kleinere BMX-Bike um-
November 2015
gestiegen ist. Seitdem trifft man den Medienstudenten in Skateparks, auf Dreckhügeln, auf der
Straße oder in der Halle. „Beim BMX-Fahren gibt
es mehrere Disziplinen – beim ‚Dirt-Fahren‘ fährt
man zum Beispiel über Dreckhügel, während man
bei ‚Street‘ auf der Straße auf allen möglichen
Hindernissen fährt“, erklärt André. Neben den
Freunden aus der Uni besteht sein Freundeskreis
vorwiegend aus BMX-Fahrern. André ist deshalb
fast nie allein mit dem BMX-Bike unterwegs. Das
hat den Vorteil, dass er und seine Freunde sich ge-
genseitig Tricks abschauen können und dass diese
auch gefilmt und fotografiert werden. Eine andere
Inspirationsquelle ist das Internet: Den ein oder
anderen Trick schaut sich André auch aus Youtube
ab. Er erklärt: „Wichtig ist, dass man bei Tricks die
Angst vor Verletzungen nicht immer im Hinterkopf hat. Oft passiert dann erst recht was. Besser
ist es, die Angst auszublenden.“ Da Verletzungen
aber beim BMX-Fahren dazugehören, wird André
auch wieder aufs Bike steigen, wenn er dieses Mal
die Krücken los ist.
Foto: Flatastic
Protokoll: Lien Herzog, Foto: Nicolas Galauch
In München leben Flüchtlinge nun zusammen mit Studierenden in einem
Wohnheim. Das einzigartige Integrationsprojekt ging im September an
den Start. Aus einem ehemaligen Bürogebäude ist ein Wohnheim für 42
Studierende und 61 junge Flüchtlinge entstanden. Ziel des Integrationsprojektes ist, die Flüchtlinge von Anfang an mit in Deutschland lebenden
jungen Menschen in Kontakt zu bringen. Von dem Projekt sollen aber
alle profitieren: Den Flüchtlingen wird durch die Wohnsituation das
Ankommen erleichtert, während die Studierenden durch Nachhilfe oder
beispielsweise die Begleitung zu Behörden und Ärzten ihre monatliche
Miete verringern können. Die Studierenden fungieren für die Flüchtlinge
dabei als Mentoren oder in einer Art Geschwisterrolle. Die Ausstattung
der Einrichtung wurde durch Spenden von Unternehmen, Stiftungen und
Privatleuten finanziert.
78 %
79 %
Sport treiben
77 %
67 %
selbst kochen oder essen gehen
69 %
56 %
fernsehen
56 %
81 %
online surfen oder Videospiele spielen
34 %
43 %
ein Glas Wein oder Bier trinken
November 2015
Mehrfachnennung möglich
Quelle: TK CampusKompass
30
LEBEN
LEBEN
Harte Betten,
kleine Zimmer,
Stehtoilette
Hereinspaziert!
Nach der Freude über die Zusage fürs Auslandssemester folgt oft die Ernüchterung bei der Zimmersuche. Drei Studierende berichten von ihren Erfahrungen und geben Tipps für die Wohnungssuche.
Zusammengestellt von Lisa König
Hohe Preise, mühsame Suche
N
ach meiner Freude über die Zusage der University of Iceland für ein Auslandsstudium
in Reykjavík kam bei der Wohnungssuche schnell
Ernüchterung auf. Denn hier benötigt man vor allem eines: Geduld. Zwar hilft die Uni, indem sie
Listen mit privaten Vermietern an Austauschstudenten verschickt, doch der Kontakt muss selbst
hergestellt werden.
So findest Du ein Zimmer
im Ausland
Tipp 1: Private Vermieter anschreiben. Gästehäuser oder Ferienwohnungen für Touristen liegen meist
zentral und sind in der Nebensaison günstiger.
Tipp 2: Die Außenstellen der deutschen Universitäten im Ausland
anschreiben. Diese vermitteln oft
Zimmer, beispielsweise in Wohnheimen, und überbrücken die Sprachbarrieren.
Ich nahm die Suche selbst in die Hand und
schrieb einige Gästehäuser in Reykjavík an. Da
ich schon einmal in einer Kleinstadt in Island
studiert habe, weiß ich, dass in Gästehäusern oft
Zimmer an Austauschstudenten in der Nebensaison vermietet werden. Die Zimmer hier sind zwar
meist auch nicht billiger als die in „normalen“
Wohnungen, allerdings sind sie oft sehr zentral,
da sie ja eigentlich für Touristen gedacht sind.
Nach einigen Absagen antwortete ein Vermieter, dass in seinem Gästehaus ein Zimmer frei
geworden sei. Ich hatte Glück, denn das Haus
liegt nur fünf Minuten Fußweg von der Uni und
15 Minuten von der Innenstadt entfernt. So spare
ich mir das Busticket. In meinem neuen Zuhause
wohne ich mit drei anderen Austauschstudenten
zusammen. Für vier Personen gibt es zwei Badezimmer und eine riesige Küche. Leider ist die
Miete sehr hoch, aber das muss man im angesagten Reykjavík in Kauf nehmen.
Etwas billiger sind nur Wohnheimzimmer,
doch die Kapazität hier ist stark begrenzt. Für
ISLAND
wen das in Frage
kommt, der sollte sich rechtzeitig auf der Homepage der Uni für ein
Zimmer bewerben.
Wichtig ist auf jeden Fall,
frühzeitig mit der Zimmersuche zu beginnen und
nicht vor den hohen Preisen zurückzuschrecken.
Wie in Deutschland auch muss meist vor der Anreise eine Kaution in Form von ein bis zwei Monatsmieten gezahlt werden.
Ich kann die Variante, über die Gästehäuser
ein Zimmer zu suchen, sehr empfehlen. Die Zimmer sind meist komplett möbliert, oft sind auch
schon eine Garnitur Bettwäsche und Handtücher
vorhanden. Außerdem ist hier garantiert, dass
man mit anderen Austauschstudenten zusammenwohnt, was das Ankommen in der neuen
Stadt auf jeden Fall erleichtert.
Zimmer
ohne Fenster
Larissa Benz, 25, Reykjavík
D
Tipp 3: Zimmersuche über den
Deutschen Akademischen Austauschdienst. Der DAAD verfügt
über ein gut ausgebautes Auslandsnetzwerk und kann auch bei
der Zimmersuche behilflich sein.
Tipp 5: Ein Zimmer vor Ort suchen.
Dafür kann man sich in den meisten Großstädten relativ günstig in
den ersten Tagen in einem Hostel
einmieten, um sich lokal bei privaten Vermietern nach Zimmern zu
erkundigen und diese auch gleich
zu besichtigen.
November 2015
Fotos: Privat
Tipp 4: Sich an ortsansässige Universitäten wenden. Diese vermitteln
oft Wohnheimplätze, aber auch
Kontakte zu privaten Vermietern.
a Wohnheimplätze in Australien viel teurer
sind als in Deutschland, reisen viele Austauschstudenten an, ohne bereits ein Zimmer
zu haben. Die ersten Tage kann man in einem
Hostel verbringen, während man nach einem
Zimmer sucht. Ich war in den ersten vier Tagen
mit der Zimmersuche beschäftigt – der Vorteil:
Ich lernte dabei alle uninahen Stadtteile gut
kennen.
Generell ist der Standard der Zimmer deutlich geringer als in Deutschland. Für ein WGZimmer werden dennoch mindestens 600 Euro
im Monat fällig, wobei die Miete wöchentlich zu zahlen ist. Wer weniger bezahlen möchte, kann sich
auch ein Zimmer teilen. Das
ist zumindest in Sydney häufig der Fall, und viele Studenten, die nur während des
Semesters in der Stadt sind,
teilen sich oft mit bis zu sechs
Leuten ein Zimmer. Häufig vermieten auch Paare oder Familien
F
ür mein Praktikum in einem biochemischen Labor in Guangzhou, Südchina, konnte ich mich
kaum im Voraus schon um eine
passende Bleibe kümmern. Statt
Google – das ist in China gesperrt
– nutzen die Chinesen „baidu.
com“. Wer jedoch nicht fließend
Mandarin spricht, wird hiermit keinen Erfolg haben. Das Hauptproblem der
Wohnungssuche bildet in China tatsächlich die
Sprachbarriere. Die meisten Chinesen sprechen
gar kein oder nur wenig Englisch. Mietverträge
sind ebenfalls auf Chinesisch. Hilfe beim Übersetzen ist also essentiell.
Eine Möglichkeit ist, sich über die Außenstellen deutscher Universitäten in China zu informieren. Viele von ihnen haben Büros in Peking
oder Schanghai. Es lohnt sich, im Voraus Kontakt aufzunehmen und nach Hilfe zu fragen. Der
DAAD betreibt ebenfalls mehrere Büros in China,
die gern Auskunft geben.
Auch der Kontakt zu chinesischen Unis kann
bei der Zimmersuche helfen: Viele Universitäten
bieten Wohnheimplätze an. Der chinesische Zimmerstandard im Wohnheim ist jedoch nicht vergleichbar mit deutschen Verhältnissen: Sechs bis
zehn Leute teilen sich in China ein Zimmer und
auch das Bad mit Stehtoilette. Für ein paar Wo-
31
chen Backpacking im Hostel ist
das sicher kein Problem, man
sollte sich jedoch überlegen,
ob man auf Dauer so wohnen
möchte.
In China ist es übrigens üblich, Wohnungen für die Dauer eines Jahres zu mieten. Wer
einen kürzeren Vertrag möchte,
muss mit Mieterhöhungen rechnen.
Für solche und andere landestypische Gewohnheiten lohnt sich ein Blick in Foren wie „internations.org“, „echinacities.com“ und „gzstuff.
com“. In diesen Foren berichten in China lebende Ausländer über Events, Aktivitäten und eben
auch über all die kleinen Stolpersteine, die China
für Ausländer bieten kann.
Ohne meine Kollegen aus dem Labor hätte
ich wohl nie eine passende Wohnung gefunden.
Mit ihrer Hilfe konnte ich mich an eine der vielen ortsansässigen Makleragenturen wenden. So
dauerte es nur knapp eine Woche, bis ich eine
Wohnung gefunden hatte und einziehen konnte.
Die Wohnung ist voll möbliert und 70 Quadratmeter groß. Es lohnt sich jedoch, etwas Geld für
eine neue Matratze beiseitezulegen – die chinesischen Betten sind hart wie Beton!
CHINA
einfach ein Zimmer ihrer Wohnung an Studierende. Viele Zimmer werden auch von Maklern
vermietet, was aus den Anzeigen bei „gumtree.
com.au“, der populärsten Website in Australien
für Wohnungssuchende, allerdings nicht immer
ersichtlich ist.
Es ist generell ratsam, ein Zimmer bei privaten Anbietern zu suchen, da Wohnheimplätze
bei etwa 800 Euro pro Monat liegen. Die Universität selbst vermietet auch Zimmer, die verhältnismäßig günstig sind, die Anzahl ist aber sehr
begrenzt. Hierfür sollte man sich auf jeden Fall
sehr früh bewerben.
Ein Vorteil dieses Systems, in dem man als
Student nur Untermieter und nicht Hauptmieter ist, ist, dass man meistens innerhalb von ein
oder zwei Wochen wieder ausziehen kann. Eine
Wohnung selbst zu mieten ist mit deutlich
mehr Bürokratie verbunden.
Die Zimmer, die in Sydney für viel
Geld vermietet werden, haben oft
beträchtliche Mängel. Im Winter
fehlt es in den Häusern an Isolation, und es gibt oft keine fest installierten Heizungen. Im Sommer muss man mit Kakerlaken
kämpfen. In einem der Zimmer,
das ich besichtigte, konnte ich nicht
AUSTRALIEN
Julia Berkenkamp, 23, Guangzhou
einmal aufrecht stehen, und es gab keine Fenster. Dennoch kostete es 450 Euro pro Monat.
In meinem ersten Zimmer, das ich in Sydney
gemietet hatte, konnte ich aufgrund des Fluglärms nur mit Ohrenstöpseln schlafen. Außerdem musste ich mir die Küche mit elf anderen
Leuten teilen. Nach vier Wochen zog ich in eine
4er-WG. Hier hatte ich wirklich eine tolle Zeit!
Daniel Beck, 23, Sydney
November 2015
32
LEBEN
LEBEN
Willkommen: Ellen
und Hisham am Gartentor der Wohnung
in Marburg.
33
Ellens Traum
vom Morgen
Ellen studierte Bauingenieurwesen an der Universität in der syrischen Hauptstadt Damaskus.
Dann begann der Krieg, und sie floh. Heute
studiert sie dank eines DAAD-Stipendiums in
Deutschland.
Text: Lisa König, Fotos: Robert Zolles
A
ls die Schüsse fielen, war Ellen auf dem Weg zur Uni. Der Bus, in
dem sie saß, war unterwegs von Suweida, einer Stadt im Südwesten des Landes, in Syriens Hauptstadt Damaskus. Niemand wusste,
woher die Kugeln kamen oder wer dafür verantwortlich war. Eine Kommilitonin von Ellen starb an diesem Tag. In diesem Bus. Auf dem Weg zur Uni.
Das war im Dezember 2012.
Bis zum Jahr 2011, als der Bürgerkrieg ausbrach, hatte Ellen ein schönes
Leben in Syrien. 2008 schrieb sie sich für Bauingenieurwesen an der Universität in Damaskus ein. Im ersten Jahr lernte sie Hisham kennen. Sie waren zuerst befreundet, erzählt sie, aber bald hätten sie sich ineinander verliebt. „Wir hatten alles, was man für ein schönes Leben braucht: Freunde,
Bildung, Reisen.“ Und: große Pläne. „Doch alles änderte sich mit Ausbruch
des Krieges.“ Die Menschen flohen aus den umkämpften Regionen in Ellens
Heimatstadt. „Und dann kamen die Kämpfe auch in unsere Nähe.“
Ellen öffnet die Tür einer kleinen Dachgeschosswohnung in Marburg. Sie
trägt ein buntes Sommerkleid und pinke Flipflops. Die langen Haare sind
offen, die blauen Augen dunkel geschminkt. Ellen und Hisham wohnen seit
zwei Monaten in dieser Wohnung. Die Familie, die im Haus lebt, stellt den
Wohnraum eine Zeitlang zur Verfügung. Am kleinen, weißgestrichenen
Gartentor hängt ein verblichenes Schild mit der verschnörkelten Aufschrift:
„Willkommen“. Nichts hier in dieser idyllischen Universitätsstadt, nichts
deutet darauf hin, was diese beiden Mittzwanziger in den vergangenen Monaten, in den vergangenen Jahren erleben mussten.
2012 bauten Ellen und Hisham ein Haus in ihrer Heimatstadt Suweida.
Doch nach dem Anschlag auf den Bus war der Weg aus der Heimatstadt bis
nach Damaskus zur Uni zu gefährlich für Ellen. Sie pausierte im Studium.
Nach einem Jahr entschied sie sich, ihren Abschluss doch zu machen. „Ansonsten hätte ich die vier Jahre davor umsonst studiert.“ Also mietete die junge Syrerin eine Wohnung gleich neben der Uni in Damaskus. „Ich besuchte
die Universität und ging gleich danach wieder zurück in meine Wohnung.“
DIE UNIS SIND NICHT SICHER
Doch: Auch die Universitäten in Syrien sind nicht sicher. Das weiß die Weltgemeinschaft spätestens seit den Anschlägen auf die Universität in Aleppo.
Bei den Bombenanschlägen im Januar 2013 starben mehr als 80 Menschen,
Dutzende wurden verletzt. Ein paar Monate später, im März 2013, trafen
die Bomben auch die Universität in Damaskus. „Viele Kommilitonen starben. Andere wurden verletzt. Ein Freund von mir verlor bei dem Anschlag
November 2015
November 2015
34
LEBEN
LEBEN
seine Hand“, berichtet Ellen. „Auch heute gibt es immer wieder Übergriffe
auf den Campus.“
Ellen und Hisham wussten, dass sie ihr Heimatland bald verlassen mussten.
„Ich wollte nicht alle meine Träume aufgeben müssen“, erzählt die 25-Jährige
von ihren Hochzeitsplänen. 2013 heirateten Ellen und Hisham. Sie feierten
ein kleines Fest mit Freunden und Familie. „Das war ein sehr glücklicher Tag.“
Für die Unterkunft in der Marburger Wohnung sind die beiden mehr
als dankbar. Die Einrichtung ist einfach, aber ausreichend. Bett, Tisch,
Schrank, Küche – alles wurde von den Gastgebern gestellt, nichts davon haben die beiden selbst ausgesucht. Ellen zeigt stolz Fotos vom gemeinsamen
Haus in Syrien auf ihrem Laptop. In einigen Zimmern hatten sie die Wände
farbig gestrichen. Ihr Lieblingsstück war der amerikanische Kühlschrank in
der Küche. „Den haben wir uns geleistet.“ Einer der wenigen persönlichen
Gegenstände steht in der Marburger Wohnung auf einer kleinen Kommode im Flur: ein violetter, glitzernder Bilderrahmen. „Unsere Hochzeitsfotos
sind das Einzige, was ich aus unserem Haus in Syrien mitgenommen habe.“
Die Familie und ihre Heimat fehlen ihr sehr. Jeden Tag telefoniert Ellen
mit ihren Eltern, die in Syrien geblieben sind. „Oft sind es nur zwei Minuten.“ Aber sie müsse wissen, wie es ihnen geht, wie die Lage ist. „Ich wache
jeden Morgen auf und weiß, heute könnte der Tag sein, an dem alles eskaliert.“ Und doch, sagt sie, hätten ihre Familien und sie Glück im Unglück.
„Unsere Heimatstadt ist für syrische Verhältnisse weitgehend sicher. Wir
haben Freunde aus Städten im Norden. Dort ist alles zerstört.“
Alle ihre Freunde haben Syrien längst verlassen. „Unsere Freunde sind
auf der ganzen Welt verstreut: in Brasilien, in Australien, in den Vereinigten Arabischen Emiraten.“ Die jungen Leute in Syrien wissen, dass es für
den Moment in der Heimat keine Zukunft gibt. „Eine gesamte Generation
an hochqualifizierten Akademikern droht Syrien verlorenzugehen“, sagte
die Präsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD)
Margret Wintermantel anlässlich einer Stipendienverleihung an syrische
Flüchtlinge im Juni dieses Jahres.
„FÜHRUNGSKRÄFTE FÜR SYRIEN“
2014 hatte die Bundesregierung ein Stipendienprogramm angekündigt, das
syrischen Flüchtlingen ein Studium in Deutschland ermöglichen soll. Der
DAAD rief daraufhin das Stipendienprogramm „Leadership for Syria“, also
Führungskräfte für Syrien, ins Leben. Finanziert wird das Programm durch
das Auswärtige Amt. Hochqualifizierte syrische Studierende sollen die Möglichkeit erhalten, ihr Studium in Deutschland fortzusetzen, um nach Ende
des Krieges dabei zu helfen, ihr Heimatland wieder aufzubauen. Die Einrichtung des Stipendienprogramms war auch Folge eines Appells von rund
200 deutschen Hochschulprofessoren, den diese 2014 an das Auswärtige
Amt und den DAAD gerichtet hatten. Christoph Schwarz, wissenschaftlicher
Mitarbeiter der Universität Marburg, ist Mitinitiator dieser Aktion. „Die Idee
dabei war auch, wenigstens einer kleinen Anzahl an Flüchtlingen eine sichere Einreise nach Deutschland zu gewähren“, berichtet er. Rund 200 Stipendien für hochqualifizierte Studierende bietet das Programm. 5.000 Bewerbungen gingen beim DAAD dafür ein. Eine davon war von Ellen.
Die junge Frau sitzt auf einer kleinen Couch in der Marburger Wohnung, als sie von ihrem Studium in Syrien erzählt. „Ich gehörte zu den
besten Absolventen meines Jahrgangs“, erinnert sie sich. Ellen dreht an
ihrem Ehering und sieht Hisham an, der am Türrahmen lehnt. „Aber wir
hatten keine Zukunft dort.“
Das junge Paar floh. Hisham ging als Erstes, Ellen folgte ihm nach Abschluss ihres Bachelorstudiums. Die Flucht war voller Ungewissheit. Als
Ellen in Istanbul ankam, hoffte sie auf ein besseres, sicheres Leben – und
wurde in ihren Hoffnungen bitter enttäuscht. „Das Leben in der Türkei war
hart für uns. Wir erhielten keine Unterstützung, hatten keine Versicherung,
keine Arbeitserlaubnis.“ Zu dieser Zeit war ihr Mann so verzweifelt, dass
er über eine Flucht über das Meer nach Griechenland nachdachte. Der
Schmerz über diese Zeit steht Ellen noch heute ins Gesicht geschrieben.
November 2015
die in einem Flüchtlingscamp leben muss, und eine andere Studentin, deren
Familie genügend finanzielle Mittel hätte, um das Studium zu finanzieren,
und haben beide die gleichen Qualifikationen, sollte die Studentin aus dem
Flüchtlingscamp bevorzugt werden.“
„Es ist nicht einfach, einen Platz im Stipendienprogramm zu bekommen,
wenn man schon zuvor finanziell schlechtergestellt war“, kritisiert auch
Angela Dörflinger. Schon die Reise in die Türkei, wo die meisten Auswahlgespräche für das DAAD-Programm stattfanden, müsse zunächst einmal
finanziert werden, erklärt sie. Dass das Stipendienprogramm allerdings
ein erster Schritt in die richtige Richtung ist, davon sind sowohl Schwarz
als auch Dörflinger überzeugt. In Zukunft wird die Zahl der Bewerber an
Flüchtlingen für deutsche Hochschulen noch steigen. „Bei den entsprechenden Stellen beim DAAD und an den Hochschulen geht man von 30.000 bis
50.000 Studierenden aus“, sagt Christoph Schwarz. Auf diesen Ansturm
müssten sich die Universitäten und auch die Studentenwerke einstellen.
„Die geflüchteten Studierenden sind hochmotiviert“, berichtet Angela Dörflinger. „Viele wollen in ihrer Ausbildung keine Zeit mehr verlieren.“
DER TRAUM VOM HEIMKEHREN
Ellen bekam nach der Zusage zum DAAD-Stipendium ein Studentenvisum
und durfte legal einreisen. Da sie verheiratet ist, hatte sie das Recht, ihren
Mann Hisham mitzubringen, für den die gleichen Aufenthaltsrichtlinien
gelten wie für sie. „Wer eine Familie gründet, trägt zum Aufbau einer Gesellschaft und eines ganzen Landes bei“, meint Ellen. Angela Dörflinger, die geflohene Studierende an der Uni Mannheim betreut, weiß: „Es gibt von den
Studierenden viele Versuche, die Familie auch nach Deutschland zu holen.“
Nicht immer könne das realisiert werden. „Es ist ein großer bürokratischer
und organisatorischer Aufwand: Wohnraum, Deutschkurse, Arbeitsplätze –
das alles muss für die Angehörigen geklärt werden.“
Mittlerweile hat Ellen einen Masterstudienplatz für Bauingenieurwesen an der Universität Duisburg-Essen. Seit wenigen Wochen wohnen sie
und Hisham in einer Einzimmerwohnung in Essen. „Es ist ein Traum, der
wahr wurde“, sagt sie strahlend. Ellens Studium findet auf Englisch statt.
„Studierende aus ganz unterschiedlichen Nationen sind in meinem Studiengang vertreten“, berichtet sie. Während sie erzählt, bereitet sie die
Zutaten für das Mittagessen vor. Es gibt Hummus und Ful. Die pürierten
Kichererbsen und die gekochten Bohnen sind typisch syrische Vorspeisen.
Aber auch die deutschen Essgewohnheiten hat Ellen schon in ihr Herz geschlossen. „Ich mag Toast mit Butter und Wurst“, sagt sie lachend. An der
Uni findet sie sich langsam zurecht. „Aber es wird hart. Ich möchte einen
sehr guten Abschluss machen.“ Irgendwann, wenn der Krieg vorbei ist,
möchten beide wieder zurück in ihre Heimat. „Mein Herz ist bei meiner
Familie, an dem Ort, wo ich aufgewachsen bin“, sagt Ellen. „Mein Traum
ist es, eines Tages zurückzugehen und dabei zu helfen, unser Land wieder
aufzubauen.“
Die FRANKFURT BUSINESS MEDIA GmbH (FBM) ist der F.A.Z.-Fachverlag für Wirtschaft
und Finanzen. In den vergangenen Jahren haben wir uns mit innovativen gedruckten
und digitalen Publikationen und Fachveranstaltungen mit zehn bis 2.000 Teilnehmern
zu einem führenden Anbieter von B2B-Informationsmedien entwickelt. Der stetig
wachsende und solide aufgestellte Fachverlag bietet heute eine attraktive Mischung
aus Erfahrung und „Sturm und Drang“ – eine wichtige Voraussetzung für den
Innovationsgeist, der uns antreibt.
Krieg auf dem Weg zur Uni: Ellen machte dieses Foto
nach dem Anschlag auf den Bus im Dezember 2012.
Für den Standort Frankfurt am Main suchen wir zur Verstärkung unseres
Event-Teams eine/n
Das Heimweh bleibt. Das weiß auch Angela Dörflinger, die im International Office der Universität Mannheim Studierende berät. „Manche jungen
Syrer verwenden ihre gesamte Anstrengung darauf, einen Studienplatz in
Deutschland zu bekommen. Alles andere tritt dann in den Hintergrund“,
erzählt sie. „Oft kochen die persönlichen Probleme kurz vor dem Abschluss
so hoch, dass die Studierenden unter dieser Last zusammenbrechen.“ Fachlich können die syrischen Studierenden allerdings mit den deutschen Hochschulstandards mithalten. „Die Hochschulprofessoren der Auswahlkommission für das Stipendienprogramm waren beeindruckt von den enormen
Qualifikationen“, weiß Margret Wintermantel. Ende 2014 bewarb sich Ellen
in Istanbul für das Stipendienprogramm des DAAD „Leadership for Syria“.
Ihr Auswahlgespräch fand im März dieses Jahres in Istanbul statt. „Ich habe
mich wochenlang darauf vorbereitet“, erzählt sie. „Ich wusste, dass das Stipendium für mich und Hisham ein letzter Ausweg ist.“
KRITIK AM PROGRAMM
Trotz der generell positiven Stimmen für das Stipendienprogramm wird
auch hier und dort Kritik daran laut. Christoph Schwarz von der Uni Marburg bemängelt, dass die soziale Lage der Bewerber kein festgeschriebener
Faktor bei der Auswahl der Stipendiaten ist. „Wir sind der Meinung, dass
öffentliche Gelder im Zuge von Stipendien an diejenigen Studierenden gehen sollten, die sie auch benötigen“, erklärt er und erläutert sein Gedankenspiel: „Bewerben sich für das Stipendium beispielsweise eine Studentin,
35
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November 2015
SCHLUSS
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Besucher der Veranstaltung können sich über Angebote für Praktika, Nebenjobs, Abschlussarbeiten, Traineestellen und Festanstellungen erkundigen. Vor der Veranstaltung können
sich Teilnehmer online für Gesprächstermine mit den Unternehmen bewerben. www.iqb.de
Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf
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Teilnehmer können sich auf der Veranstaltung bei Unternehmen verschiedener Branchen
und Größen über deren Angebote für Praktika, Nebenjobs, Abschlussarbeiten, Traineestellen und Festanstellungen erkundigen. In einem Bewerbungstraining gibt es vorab Tipps
für den Messebesuch und die Bewerbungsunterlagen und am Messetag von den Experten
Insidertipps in den Karrierevorträgen und Unternehmenspräsentationen. Interessenten
können sich in den Wochen vor der Messe über ein Karriereportal bei den Unternehmen
ihrer Wahl um Gesprächstermine bewerben.
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Hochschule Darmstadt
Stuttgart
20. November 2015
Frankfurt am Main
5. Dezember 2015
Die Messe bietet Informationen für alle, die sich für ein weiterführendes Studium interessieren, und gibt einen ersten Überblick über alle Studienoptionen. Egal ob Fragen zur Universität, zur Studienfinanzierung oder zu den Zulassungsbedingungen – die Veranstaltung soll bei
der Suche nach dem richtigen Masterstudiengang helfen.
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Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Frankfurt am Main
8. Dezember 2015
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Besucher der Veranstaltung können sich über Angebote für Praktika, Nebenjobs, Abschlussarbeiten, Traineestellen und Festanstellungen erkundigen. Vorab werden Bewerbungstrainings und ein Check der Bewerbungsunterlagen angeboten. Teilnehmer können sich außerdem online für Gesprächstermine mit den Unternehmen bewerben.
www.iqb.de
Goethe-Universität, Frankfurt am Main
Master and more 2015 Stuttgart
Die Messe ist ein Informationsevent für alle, die sich für ein weiterführendes Studium interessieren. Dabei werden Studenten und Absolventen ebenso angesprochen wie Young
Professionals auf der Suche nach der passenden Weiterbildung. Teilnehmer können sich
auf der Veranstaltung über geeignete Masterstudiengänge informieren und nach der passenden Universität suchen. Der Eintritt kostet 5 Euro an der Tageskasse und 3 Euro bei
vorheriger Online-Anmeldung.
www.master-and-more.de
ICS Internationales Congresscenter, Stuttgart
Hamburg
27. November 2015
Justus-Liebig-Universität, Gießen
Master and more 2015 Frankfurt am Main
Darmstadt
17.–18. November 2015
Berlin
8. Dezember 2015
JURAcon Berlin
Die Veranstaltung bietet Studierenden, Referendaren und Volljuristen die Gelegenheit, mit
Vertretern zahlreicher Kanzleien und Unternehmen über unterschiedliche Einstiegs- und
Karrieremöglichkeiten zu sprechen. Egal ob Praktikum, Ausbildungsplatz in der Anwalts-/
Wahlstation oder Festanstellung – die Besucher können sich über zahlreiche berufsrelevante
Themen informieren.
www.iqb.de
IHK, Berlin
Master and more 2015 Hamburg
Hamburg
CHH Congress Center, Hamburg
Master and more 2015 Berlin
Berlin
Hotel MOA, Berlin
München
1. Dezember 2015
JURAcon
Düsseldorf
BMW Welt, München
November 2015
Redaktionsleitung
Daniel Schleidt (V. i. S. d. P.)
Verantwortlich für Anzeigen
Ingo Müller;
für Anzeigenproduktion:
Andreas Gierth
Art Direktor
Marcel Salland, F.A.Z. Creative
Solutions
Redaktion
Lien Herzog,
Lisa Anastasia König-Topf
Autoren
Laura Büllesbach, Birk Grüling,
Marcus Meyer, Marvin Milatz,
Lara Sogorski
Fotos und Illustrationen
Espen Eichhöfer, Miguel Ferraz,
Nico Galauch, Eva Revolver/Sepia,
Marcel Salland, Volker Straeter,
Robert Zolles
Lektorat
Juliane Streicher
Gießen
Frankfurt am Main
Stuttgart
Anschrift Anzeigen und Vertrieb
Frankfurter Allgemeine Zeitung
GmbH, Hellerhofstraße 2–4,
60327 Frankfurt am Main
[email protected]
Redaktion
(0 60 31) 73 86-0
[email protected]
Darmstadt
Die Veranstaltung bietet Studierenden, Referendaren und Volljuristen die Gelegenheit,
mit Vertretern zahlreicher Kanzleien und Unternehmen über unterschiedliche Einstiegsund Karrieremöglichkeiten zu sprechen. Egal ob Praktikum, Ausbildungsplatz in der
Anwalts-/Wahlstation oder Festanstellung – die Besucher können sich über zahlreiche
berufsrelevante Themen informieren.
www.iqb.de
Vors. d. Geschäftsleitung
Bastian Frien
Bachelor / Master / MBA /
Neu: Doktoratsstudium
Private staatlich anerkannte Hochschule
University of Applied Sciences
Der F. A. Z. Hochschulanzeiger
erscheint sechsmal im Jahr. Alle
in ihm enthaltenen Beiträge und
Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Mit Ausnahme der
gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine
Verwertung ohne Einwilligung des
Verlages nicht zulässig. Preise für das
Abonnement des F. A. Z. Hochschulanzeigers bei sechs Ausgaben pro Jahr:
Inland und Ausland 8,40 Euro inkl.
Versandkosten und MwSt., Lieferung
im Abonnement im Inland nur gegen
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möglich. Studierende erhalten den
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ihres vergünstigten F. A. Z. Studentenabonnements nach Erscheinen der
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Abonnementskündigungen sind mit
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des berechneten Bezugszeitraumes
möglich. Mitteilung aufgrund von § 5
Abs. 2 des Hessischen Gesetzes über
Freiheit und Recht der Presse: Gesellschafter der FRANKFURT BUSINESS
MEDIA GmbH ist die Frankfurter
Allgemeine Zeitung GmbH (Kapitalanteil und Stimmrechte: 100
Prozent).
Fernstudium - z. B. neben dem Beruf oder
der Ausbildung, mit Seminaren und Prüfungen
an bundesweiten Studienzentren
05722 / 28 69 97 32
www.diploma.de
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• Wirtschaft • Recht • Technik • Medizinalfachberufe
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Studium in mehreren Ländern
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WHU – Otto Beisheim School of Management
Burgplatz 2, 56179 Vallendar
Germany
Tel. +49 261 6509-513 /-520
Fax +49 261 6509-519
[email protected], www.whu.edu
SYSTEMAKKREDITIERT
Vertrieb
Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH
Berlin
Die Messe eignet sich für Studierende, Absolventen und Young Professionals, die auf der
Suche nach dem passenden weiterführenden Studiengang sind. Auch Fragen zu Finanzierung, Bewerbung und Zulassungsbedingungen werden beantwortet. Zudem besteht
die Möglichkeit, sich bei Unternehmen über Praktika und Abschlussarbeiten zu informieren. Der Eintritt kostet 5 Euro an der Tageskasse und 3 Euro bei vorheriger OnlineAnmeldung.
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Geschäftsführer
Torsten Bardohn,
Dr. André Hülsbömer
Druck
Westdeutsche Verlags- und Druckerei
GmbH, Kurhessenstraße 4–6,
64546 Mörfelden-Walldorf,
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Auf der Messe in Hamburg können sich Studierende, Absolventen und Young Professionals über weiterführende Studiengänge und Hochschulen informieren. Internationale und
deutsche Hochschulen stellen sich vor, und es gibt Vorträge von Bildungsexperten und
Hochschulvertretern. Der Eintritt kostet 5 Euro an der Tageskasse und 3 Euro bei vorheriger Online-Anmeldung.
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1. Dezember 2015
DIPLOMA
Impressum
Online
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Abonnentenservice
Telefon 01 80 2 52 52 (6 Cent pro
Anruf aus dem deutschen Festnetz,
Mobilfunkhöchstpreis 42 Cent)
München
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Telefon (069) 75 91-34 00
E-Mail [email protected]
37
Lust auf mehr…
Weiterbildung an der ETH Zürich
Master of Advanced Studies (MAS,MBA), Diploma of Advanced Studies
(DAS), Certificate of Advanced Studies (CAS)
In den Bereichen Architektur und Bauwissenschaften, Ingenieurwissenschaften, Naturwissenschaften und Mathematik, Systemorientierte
Naturwissenschaften und Management- und Sozialwissenschaften.
Zentrum für Weiterbildung, www.ethz.ch/weiterbildung
November 2015
nach
durch
BSc
36
38
SCHLUSS
Wie
wird man
eigentlich
.. .
... Schauspielerin,
Karoline Herfurth?
Ihre erste Fernsehrolle hatte sie mit elf Jahren, den Durchbruch auf
der Kinoleinwand schaffte sie mit 16. Doch trotz ihrer Erfolge ist Karoline
Herfurth neben der Schauspielerei noch Studentin. Ganz freiwillig.
Text: Lisa König, Foto: Espen Eichhöfer
November 2015
auch für ihre Schauspielkarriere, wie sich herausstellen sollte. Im Jahr 2000 wurde sie für den Film
„Crazy“ im Rahmen von Schulhofcastings entdeckt, erzählt die gebürtige Berlinerin.
Nach dem großen Erfolg von „Crazy“, ihrem
Debüt auf der Kinoleinwand, spielte die damalige Schülerin ein Jahr später im Kinofilm „Mädchen, Mädchen“ eine Hauptrolle. Sie wollte das
Schauspielen zum Beruf machen, das wusste sie
spätestens, als sie sich für ein Studium an der
Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“
in Berlin entschied. „Während der Schulzeit war
es ein Ausnahmezustand, der völlig verrückt war.
Während des Studiums wurde das Schauspielen
zu meinem Beruf.“
Ein guter Schauspieler benötige Demut, Teamfähigkeit und ein hohes Maß an Sachlichkeit,
sagt Karoline Herfurth. Auch wenn der Beruf
sehr emotional sei. „Man muss bereit sein, seelisch die Hüllen fallen zu lassen“, findet sie. „Aber
es geht nie darum, sich selbst auszutoben, es geht
immer um die Rolle.“ Während ihres Schauspiel-
Der Nächste
bitte!
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am 25. November 2015 in
Frankfurt am Main!
© Jrcasas/iStock/Thinkstock/Getty Images
K
aroline Herfurth hatte noch nie ein Vorstellungsgespräch. Zumindest keines, bei
dem man klassisch nach seinen Stärken
und Schwächen gefragt wird. Aber mit ihren 31
Jahren hatte sie bereits unzählige Castings und
Vorsprechen. Und spätestens seit dem Kinoerfolg
des Films „Fack ju Göhte“, dessen zweiter Teil derzeit in deutschen Kinosälen aufgeführt wird und
in dem sie eine Lehrerin spielt, kennt die zierliche
Schauspielerin mit den roten Haaren in Deutschland jeder. Schauspiel bedeutet für sie vor allem
Emotion und Leidenschaft. Doch in ihrer Karriere
stecken ebenso viel Disziplin und Ausbildung.
Ihre erste Rolle für die ZDF-Fernsehreihe „Achterbahn“ drehte Herfurth mit elf Jahren. Damals
wurde sie in ihrer Tanztheatergruppe von den Verantwortlichen entdeckt und zum Casting eingeladen. „Dafür habe ich acht Tage in den Sommerferien gedreht“, erinnert sie sich. Als kurz darauf das
nächste Angebot folgte, intervenierten ihre Eltern.
„Die sagten: ‚Jetzt reicht’s mal. Jetzt machst du
erst mal deine Schule.‘“ Eine gute Entscheidung,
studiums lernte sie diesen sachlichen Umgang
mit dem Beruf, auch wenn die Zeit sehr nervenaufreibend war, wie sie heute sagt. „Es gab während meines Schauspielstudiums Situationen,
in denen ich daran gezweifelt habe, ob ich das
wirklich kann“, erzählt sie. „Aber das Scheitern
gehörte dazu, um zu verstehen, worum es geht.“
Der Sprechunterricht habe sie beispielsweise zur
Verzweiflung gebracht. „Meine Sprechlehrerin
sagte einmal: ‚Karoline, vorlesen musst du mir
den Text nicht. Das Besondere ist, was ein Schauspieler aus einem Text macht. Wie er die Wörter
bebildert, welchen Subtext er hat.‘“
In der Pause zwischen dem ersten und dem
zweiten Jahr des Schauspielstudiums drehte
Herfurth fünf Tage „Das Parfum“. Damit schaffte sie auch international den Durchbruch als
Schauspielerin. Nach dem Abschluss der Schauspielschule 2008 immatrikulierte sie sich an der
Freien Universität Berlin für die Fächer Soziologie und Politikwissenschaft. Ein Kopfstudium,
wie sie sagt. „Ich lerne schon immer wahnsinnig
gerne – und ich wollte nicht damit aufhören.“
Die Folge dieser Mehrfachbelastung: „Es gab
Situationen, da hab ich morgens in der Maske Aristoteles und Platon gelesen. Oder auch in
Drehpausen. Aber gerade politische Texte kann
man nicht nebenher lesen.“ Herfurth studiert
an der Universität in Teilzeit, um mehr Zeit für
den Beruf zu haben. Leistungsnachweise wie
beispielsweise Gruppenarbeiten sind zeitlich
kaum machbar. Zwischen der Schauspielerei und
ihrem Studium an der Freien Universität sieht
Karoline Herfurth gewisse Parallelen: „Filme gehören heutzutage zur Sozialisation und prägen
sie. Sie schaffen neue Wirklichkeiten. Mit diesen
Themen beschäftige ich mich auch im Studium.“
Heute sitzt Karoline Herfurth im Produktionsbüro für ihren neuen Film in Berlin. Diesmal
spielt sie nicht nur die Hauptrolle, sie führt auch
selbst Regie. Noch ein Job – ganz ohne Vorstellungsgespräch. Obwohl, ein solches Gespräch
hatte Herfurth sehr wohl, und zwar zur Übung,
in einem Kurs an der Uni. Sie lacht, als sie davon
erzählt: „Mein Bewerbungsschreiben wäre zwischen den anderen einfach untergegangen.“
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