17 Montag, 23. April 2012 | az | www.solothurnerzeitung.ch SOLOTHURN STADT, KANTON UND REGION Das spielt sich «im» Weissenstein ab Oberrichter Peter Pfister tritt zurück Nidlenloch Neue Vermessungen in der grössten Höhle im Solothurner Jura sind fertig. Hereinspaziert! Ersatzwahl Oberrichter Peter Pfister (Olten) tritt auf Ende Juli mit 62 Jahren zurück. Grund sind gesundheitliche Schwierigkeiten. Pfister hatte bereits auf Anfang 2011 sein Pensum von 100 auf 50 Prozent reduzieren müssen, zurzeit ist er krankgeschrieben. Nun tritt er drei Jahre vorzeitig in den Ruhestand. Peter Pfister ist seit 1996 Mitglied des Obergerichts, aktuell als Mitglied der Zivilkammer, der Beschwerdekammer, des Verwaltungsgerichts und als Präsident der Kantonalen Aufsichtsbehörde für Schuldbetreibung und Konkurs. Vor 1996 war er Amtsgerichtspräsident von OltenGösgen gewesen. Er ist CVP-Mitglied. Das Obergericht hat gestern ein 70-Prozent-Pensum als Oberrichter/ -in ausgeschrieben. Nebst den 50 Prozent von Peter Pfister kann der oder die Neugewählte 20 Prozent von Oberrichterin Marianne Jeger übernehmen, die ihr auf 2011 aufgestocktes Pensum wieder von 100 auf 80 Prozent reduzieren wird. Anmeldeschluss ist der 4. Mai. Wunschtermin des Obergerichts für die Ersatzwahl für Pfister durch den Kantonsrat wäre der 13. Juni. (CVA) VON MARLIES CZERNY (TEXT UND FOTOS) SIE HABEN PLATZANGST? Dann tun Sie sich etwas Gutes: Blättern Sie um und lesen nicht weiter. Es wird eng, enger als den meisten Menschen lieb ist. «Nimm Knieschützer mit», ist ein Tipp mit auf den Weg, ein Weg in eine Welt, die nah liegt, aber doch fern. Fünf Minuten oberhalb des Gasthofs Hinter Weissenstein befindet sich der Eingang in ein unterirdisches Höhlensystem, das sich verwinkelt und verzweigt, wie ein Labyrinth mitten im Berg. In Summe erstreckt sich das Nidlenloch über 7,561 Kilometer, das sind die jüngsten Erkenntnisse nach vierjährigen Vermessungen. Es ist die grösste von gut 90 Höhlen im Solothurner Jura. «IST SCHON EINMAL jemand stecken geblieben?», fragt Philemon Linder, zieht seinen Kopf ein und robbt auf dem Bauch durch den engen «Jungfernschlupf» den anderen Kindern hinterher. «Wer zu dick ist, bleibt doch eh im Gasthof», zuckt sein Verfolger mit den Schultern, hier haben seine Schultern gerade noch Platz dazu. Der Langendörfer Ferienpass lockte am Freitag neun Kinder in das Innenleben der Bergwelt. Es ist finster, nur der Schein der Stirnlampen leuchtet den Weg, der aus Kletterpassagen und Engstellen besteht. Die Oberdörfer Lisa und Ueli Kölliker gehen voraus, helfen allen über die abgespeckten, oft rutschigen Felsen. Sie kennen die Höhle, sie waren schon zig Male hier. KEINER KENNT DIE HÖHLE aber so gut wie der Solothurner Tom Herrmann. Mehr als 400 Touren hat der 47-Jährige hierher unternommen, hat in der Stockdunkelheit geschlafen und gegessen, zuletzt intensiv vermessen. «Vor 14 Tagen haben wir etwas Neues entdeckt. Für den Laien nicht spektakulär, aber für uns Höhlenforscher von Bedeutung. Wir haben den Märchengang mit dem Hauptgangsystem verbunden. Durchkriechen konnten wir nicht, eine 180-Grad-Kurve war zu eng. Aber wir konnten uns gerade an beiden Seiten küssen», erzählt Herrmann, der auch Präsident der Arbeitsgemeinschaft Nidlenlochforschung ist. Eine vierjährige Vermessungszeit fand vergangene Woche ihr Ende. Ein neuer Höhlenplan wurde soeben gezeichnet, «Der frühere war nicht regelkonform, weil nicht anerkannt vermessen wurde. Im Oktober wird der neue Plan bei einem nationalen Kongress offiziell präsentiert.» DER ORT «TODESHALLE» findet sich im Herzen der Höhle, die Kinder las- Marijke hat Spass in den Engstellen im Nidlenloch: Die Siebenjährige meistert alle Hürden problemlos. sen sich von dem Namen nicht abschrecken. Der Müsliriegel schmeckt in der Pause gut, mehr als zwei Stunden sind sie schon unterwegs. Auch der Name «Teufelsschacht» jagt keinem Angst ein. Dass die Hosen schmutzig sind, stört höchstens die Mama später beim Waschen; der eine oder andere blaue Fleck ist auch keine unangenehme Blessur, sondern ein Andenken an eine abenteuerliche Tour. 368 GRUPPEN DRANGEN vergangenes Jahr in die Höhle vor, hochgerechnet etwa 3000 Personen. «Früher waren das doppelt so viele. Aber ich bin froh, dass es nicht mehr so viele sind. Die Höhle leidet mit allen Leuten, zu viele verträgt sie nicht», legt Herrmann seinen Standpunkt dar. Ein Teil der Höhle ist touristisch frei zugänglich. Jeder darf hinein – jedem sei es allerdings nicht empfohlen. Es ist kein Kinderspaziergang, mit Platzangst ist man hier schlicht Fehl am Platz. Und wer zwei linke Füsse hat, bleibt ebenfalls besser zu Hause auf dem Sofa sitzen. Wer aber das Abenteuer sucht, der wird nicht enttäuscht. Interessierte, die nicht auf eigene Faust in die Höhle gehen und sich dort möglicherweise verir- Das Nidlenloch Das Nidlenloch im Weissenstein ist die längste von gut 90 Höhlen im Solothurner Jura. Sie gehört der Bürgergemeinde Solothurn und ist im vorderen Teil öffentlich zugänglich, aber nur während der Öffnungszeiten des Gasthofs Hinter Weissenstein. Dort kann der Schlüssel gegen ein Depot geholt und der Eintritt (gestaffelt, für eine Gruppe von zehn Personen 10 Franken) bezahlt werden. Für Führungen kann ein Höhlenführer gebucht erden. Mitzubringen neben Bergsteiger-Erfahrung: Helm mit Stirnlampe (Reservebatterien), Kleidung für etwa sechs Grad Celsius, gute Schuhe (Berg- oder Trekkingschuhe), Seil, Handschuhe. Informationen unter: www.nidlenloch.ch ren wollen, sind bei einem Höhlenführer in besten Händen. Alle Achtung: Wer bei der vorab im Gasthof Hinter Weissenstein angegebenen Zeit nicht retour ist, löst einen Alarm aus. Dann rückt der Rettungstrupp des SAC Weissenstein aus. Im vergangenen Jahr wurde eine Frau 200 Meter unterhalb des Höhleneingangs geborgen, sie hatte sich die Schulter ausgerenkt. EINE HANDVOLL bewegungstalentierter Kinder führt Ueli Kölliker in die Enge. Hier gibt es nur eine Durchschlupftechnik: Auf den Bauch, Kopf voran. Ein Blatt Papier, das hätte zwischen Fels und Körper nicht mehr Platz. Der enge Durchschlupf macht eine Kurve. Was soll diese Kurve da? «Hier musst du dich umdrehen, nur mit den Beinen nach vorne geht es weiter», werden die Tipps als stille Post weitergegeben. Wie soll das gehen? Bein anziehen? Um die eigene Achse drehen? Wann man zuletzt so gekauert ist? Das muss als Baby im Bauch der Mutter gewesen sein. Es ist der Moment, an dem man sich fragt, ob die Pizza am Vorabend wirklich nötig gewesen war. Nur keine Panik. Klein machen, herum drehen. Weiter gehts. 400 Meter beträgt der Höhlen-Höhenunterschied in Summe, 150 sind öffentlich zugänglich. Die Stimmung erreicht hier bei den Kindern ohnehin keinen Tiefpunkt – sie ist im Gegensatz zur Höhle überirdisch. Weitere Bilder und ein Video unter www.solothurnerzeitung.ch Oberrichter Peter Pfister. ZVG Nachrichten Biberist/Aetingen In Restaurants eingebrochen Unbekannte drangen in der Nacht auf Freitag zwischen Mitternacht und den frühen Morgenstunden gewaltsam in das Restaurant Zum goldenen Gallier in Biberist ein. Zur gleichen Zeit ist eine unbekannte Täterschaft ins Restaurant Limpach’s in Aetingen gewaltsam eingedrungen. In beiden Restaurants konnte die Täterschaft Wertgegenstände und Bargeld in der Höhe von mehreren 1000 Franken erbeuten. Hinweise an die Kantonspolizei Solothurn in Biberist, Telefon 032 671 61 81. (PKS) Polizeikontrolle 191 Fahrzeuge kontrolliert Der Eingang zur Höhle: Ab da wird der Tag zur Nacht. Ein lauschiger Pausenplatz namens «Todeshalle»: Bei gut vier Stunden Dauer der unterirdischen Erkundungstour tut eine Stärkung gut. Kletterspass: Ueli Kölliker hilft den Kindern beim Auf- und Abstieg. In der Nacht auf Samstag führte die Kantonspolizei Solothurn in weiten Teilen des Kantons Strassenkontrollen durch. Dabei wurden 191 Fahrzeuge kontrolliert. Es wurden 26 Ordnungsbussen ausgestellt. Sechs Fahrzeuglenker müssen Mängel an ihrem Auto beheben lassen. Fünf Lenker waren in angetrunkenem Zustand auf der Strasse unterwegs. Insgesamt werden zwölf Personen wegen diverser Widerhandlungen gegen das Strassenverkehrsgesetz verzeigt und zwei Personen wegen Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz. (PKS)
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