Erfahrungsbericht Austauschsemester an der Pädagogischen Hochschule Weingarten von Julia Lissek Heimathochschule: Deutsches Lehrerbildungsinstitut Wilhelm von Humboldt (LBI), Santiago de Chile Gasthochschule: Pädagogische Hochschule Weingarten Studiengang: Grundschullehramt mit Schwerpunkt Deutsch Studienjahr: 3. Studienjahr Zeitraum: 01.04.-03.08.2015 Vorstellung Mein Name ist Julia Lissek, ich bin 23 Jahre alt und komme ursprünglich aus Hannover. Nun studiere ich Grundschullehramt mit Schwerpunkt Deutsch am Deutschen Lehrerbildungsinstitut Wilhelm von Humboldt (LBI) in Santiago de Chile. Nach meinem Abitur bin ich ein Jahr als Au Pair nach Chile gegangen. Da ich vorhatte anschließend Grundschullehramt zu studieren, informierte ich mich aus Interesse wie so ein Studium in Chile abläuft. Dabei stieß ich dann auch auf das LBI, besuchte es an einem Tag der offenen Tür und es gefiel mir von Beginn an, da es zwar ein deutsches Institut war, aber es auch Seminare auf Spanisch gab. Dies war eine gute Möglichkeit, um mein Interesse an Sprachen und am Studium des Lehramtes zu verbinden. Nach einigen Monaten in Deutschland ging ich letztendlich zurück nach Chile und begann dort mein Studium. Vorbereitung des Aufenthaltes Bereits zu Beginn des Studiums am LBI in Chile wusste ich, dass wir jeder, normalerweise im 3.Studienjahr, an einem Deutschlandaufenthalt teilnehmen würden. Wir würden im Januar einen Monat lang an der PH Heidelberg Seminare besuchen und danach zwei je dreiwöchige Praktika an Schulen absolvieren. Darüber hinaus bestand die Möglichkeit, sich für ein Baden-Württemberg-Stipendium (BWS) zu bewerben, um ein Semester an einer der drei Partnerhochschulen (PH Freiburg, PH Heidelberg, PH Weingarten) zu studieren. Zu Beginn war ich mir unsicher, ob es für mich so sinnvoll sei, mich für ein BWS zu bewerben, da ich aus Deutschland komme und damit auch meine Sprachkenntnisse nicht zu verbessern brauchte. Allerdings kam ich aus Hannover und hatte auch noch nie in Deutschland studiert. So entschied ich mich letztendlich dafür mich um ein Stipendium zu bewerben. Nun musste ich mich nur noch entscheiden, an welche Hochschule ich gehen wollte. An der PH Weingarten gibt es das GECKO-Projekt („Germany-Chile-Kooperation“), eine Kooperation zwischen der PH Weingarten und dem LBI, mit gemeinsamen Forschungsprojekten. Für dieses Projekt werden gute Deutschkenntnisse vorausgesetzt, weshalb man mich dafür vorschlug und ich mich letztendlich für ein Stipendium an der PH Weingarten bewarb. Dafür musste ich verschiedene Unterlagen erstellen, wie einen Lebenslauf, ein Motivationsschreiben, einen Notennachweis, einen Sprachnachweis und eine Immatrikulationsbescheinigung. Diese Unterlagen mussten bis Mitte April letzten Jahres eingereicht werden und im Mai bekam ich dann die erfreuliche Nachricht, dass ich für das Stipendium angenommen worden war. Ich freute mich wirklich sehr, die Möglichkeit zu bekommen, durch das BWS, für ein Semester in Deutschland zu studieren. Da ich an dem GECKO-Projekt teilnehmen würde, bekam ich das BWS plus, was bedeutete, dass ich außer meinen selbstgewählten Seminaren, bestimmte Seminare im Rahmen des Projektes besuchen würde. Nachdem ich erfuhr, dass ich für das BadenWürttemberg-Stipendium angenommen worden war, informierte ich mich über Weingarten und schaute Fotos an. Kulturell schien es eine interessante Stadt zu sein und zudem war sie recht klein und lag geografisch günstig in der Nähe des Bodensees. Das hörte sich alles sehr gut an und ich freute mich auf meinen Aufenthalt in diesem schönen Ort. Da ich aus Norddeutschland komme und bisher, außer in Heidelberg, noch nicht in BadenWürttemberg gewesen war, freute ich mich darauf eine neue Region und eine neue Kultur innerhalb Deutschlands kennenzulernen. Des Weiteren informierte ich mich über die Unterlagen, die ich für die PH Weingarten brauchte und die ich in den Monaten vor meiner Ankunft einreichen musste. Bei all diesen Vorbereitungen half uns unsere Dozentin des LBI, Stephanie Bender. Studium im Gastland Während meines Austauschsemesters in Baden-Württemberg studierte ich an der PH Weingarten. Sie befindet sich in einem ehemaligen Kloster, neben der angeblich größten Basilika nördlich der Alpen. Es ist wirklich ein wunderschönes Gebäude und auch der Ausblick von dort auf die Stadt und die ländliche Umgebung ist wirklich unvergleichlich schön. Am 8. April kam ich in Weingarten an. Eine Woche später gab es eine Orientierungswoche mit einem Welcome Day für die Internationalen Studierenden und nach zwei Wochen, in denen viel Organisatorisches zu erledigen war und erste Bekannschaften gemacht wurden, begann das Semester. Als Studentin des LBI und im Rahmen des BWS musste ich an mindestens zehn Seminaren, mit einem Umfang von je zwei pädagogischen Stunden, teilnehmen. Vier Seminare davon wurden durch das GECKO-Projekt festgelegt: Biologische Arbeitsweisen; Videogestütztes Lernen; Gesundheitsförderung an Schulen; Einführung in die Forschungsmethoden. Bei der Auswahl der anderen sechs Seminare achtete ich darauf, dass sie von Bedeutung für mein Studium in Chile sind. Der Schwerpunkt meines Studiums liegt bei den Sprachen und besonders im Fach DaF (Deutsch als Fremdsprache). Folgende Seminare wählte ich selbst aus: Lesen lernen und lehren in der Grundschule; Wörter und Sätze. Übungen zur deutschen Grammatik; Phonetik und Phonologie; Spanisch im Kontext; Kinder erkunden die Welt mit Hilfe der Mathematik; Wissenschaftliches Schreiben. Einige Seminarinhalte waren denen des LBI ähnlich, andere waren ganz anders; aber alles war sehr interessant und ich hatte in jedem Seminar die Gelegenheit etwas Neues dazuzulernen, was mir sicherlich für meine zukünftige Lehrtätigkeit von Nutzen sein wird. Ich finde das Studium sowohl hier, als auch in Chile interessant, es ist nur anders. Es wird gesagt, dass das LBI die kleinste Pädagogische Hochschule der Welt ist, mit insgesamt etwa 50 Studierenden. Dies führt dazu, dass es dort für jedes Studienjahr einen festgelegten Stundenplan gibt. Hier in Weingarten hingegen hatte ich die Möglichkeit selbstständig Seminare zu wählen und mir meinen eigenen Stundenplan zusammenzustellen. Diese Möglichkeit hatte ich vorher nicht gehabt. Zusätzlich zu den regulären Seminaren habe ich an einem Tagespraktikum teilgenommen. Dieses Praktikum fand jeden Dienstag in der Talschule Weingarten statt. Etwa 10 Austauschstudierende aus verschiedenden Ländern nahmen daran teil. Wir bildeten Zweier- oder Dreierteams und jede Woche kam ein anderes Team dran und bereitete und führte eine Unterrichtsstunde durch. Dadurch haben wir alle drei-vier Wochen eine Unterrichtsstunde durchgeführt. Nach der eigentlichen Unterrichtsstunde gab es noch eine Gesprächsrunde, in der zuerst die unterrichtenden Praktikanten eine Bewertung abgeben durften und anschließend die anderen Praktikanten, sowie der Klassenlehrer und der Praktikumsleiter. Durch diese Gesprächsrunden, meine eigenen Unterrichtsstunden und die der Anderen habe ich viel dazugelernt. Aufenthalt im Gastland Besonders in den ersten Tagen, aber auch danach, gab es viel Unterstützung durch das Akademische Auslandsamt und die Studentischen Hilfskräfte. So holten die studentischen Hilfskräfte uns alle, an unserem jeweiligen Ankunftstag, vom Bahnhof in Ravensburg, ab und brachten uns nach Weingarten zum Studentenwohnheim. An meinem Ankunftstag gab es direkt die Campusführung, bei der erste Kontakte zu den anderen Austauschstudierenden geknüpft wurden. In den Tagen danach begleiteten sie uns zudem bei allen Behördengängen. Die Stadt Weingarten gefiel mir sehr gut; es ist ein kleiner, ruhiger, beschaulicher Ort und in weniger als 10 Minuten kam ich bei der PH an und wenn ich die Treppe der Basilika runterging und die Straße entlang war ich schon im Zentrum. Dies stellte einen kompletten Gegensatz zu Santiago dar, wo man teilweise von einem Ort zum Anderen, ein bis zwei Stunden brauchte. An den Wochenenden hier in Weingarten unternahmen wir oft Ausflüge in andere Städte und nahegelegene Orte. Auch die Exkursionswoche stellte eine gute Möglichkeit dar, um mehr von Deutschland und Europa kennenzulernen. Für die Internationalen Studierenden wurden zudem einige Exkursionen organisiert. So fuhren wir nach Schaffhausen und zum Rheinfall, nach Stuttgart und zu den Bregenzer Festspielen. Dies waren wirklich unvergessliche Erlebnisse, die ermöglichten auch andere Orte in Deutschland, Österreich und der Schweiz kennenzulernen. Des Weiteren habe ich, durch die anderen Internationalen Studierenden, auch viele neue Kulturen und Essen aus anderen Ländern kennengelernt und es haben sich Freundschaften gebildet. Manchmal haben wir zusammen gebacken, gekocht, ein Picknick gemacht oder uns getroffen, um etwas in Weingarten und Umgebung zu unternehmen. Weingarten liegt wirklich in einer wunderschönen Region Deutschlands und ich komme auf jeden Fall gerne mal wieder hierher. Am Ende des Semesters gab es ein Abschiedsgrillfest, an dem alle Internationalen Studierenden noch einmal zusammenkamen. Praktische Tipps Folgende praktische Tipps möchte ich gerne weitergeben: An den Exkursionen, die vom International Office angeboten werden, teilnehmen. Es sind wirklich tolle Ziele dabei und die Teilnahme ist gut finanzierbar. Günstig reisen mit Fernbus/Flixbus und Eurolines, innerhalb Deutschlands und Europas. Am Sonntag zum Bodensee, nach Friedrichshafen oder nach Ravensburg fahren. Mit Studentenausweis von der PH ist es den ganzen Tag über gratis, zudem auch Mo-Fr ab 18 Uhr und Sa ab 16 Uhr in den Bussen und Zügen des gesamten BodoGebietes. Die Zeit genießen und nutzen, denn sie geht wirklich viel zu schnell herum. Persönliche Wertung des Aufenthalts an der Gasthochschule und im Gastland Zusammenfassend möchte ich sagen, dass das Semester an der PH Weingarten und in Deutschland wirklich wunderschön war. Ich habe unvergessliche Momente erlebt und werde diese Zeit immer in guter Erinnerung behalten. Ich habe viel Neues dazugelernt und viele neue Orte und Menschen kennengelernt. Ich bin sehr dankbar durch das BWS plus die Möglichkeit gehabt zu haben, an der PH Weingarten zu studieren und an dem GECKO-Projekt teilzunehmen. Zudem möchte ich mich auch bei dem International Office und den Dozentinnen von GECKO bedanken, die bei Fragen immer sofort weitergeholfen haben und immer freundlich zu uns waren. Zustimmungsklausel Hiermit stimme ich zu, dass mein Erfahrungsbericht und die dazugehörigen Bilder auf der Homepage des Akademischen Auslandsamtes/International Office veröffentlicht werden dürfen.
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