PRESSEINFORMATION Betreuung „Unbegleiteter Minderjähriger Flüchtlinge“ (UMF) in St. Gilgen? „Rettet das Kind“ besinnt sich seiner Wurzeln Behinderte Jugendliche sollen künftig verstärkt in das gesellschaftliche Leben eingebunden werden. Dazu gehört auch die neu konzipierte Berufsausbildung, die „Rettet das Kind Salzburg“ ab 2016 in wirtschaftsintegrativer Form in Zusammenarbeit mit Kooperationsbetrieben anbieten wird. Das Areal des bisherigen Berufsausbildungszentrums von „Rettet das Kind Salzburg“ in St. Gilgen – das 1957 zur Unterbringung von ungarischen Flüchtlingskindern erworben wurde - steht somit ab Jahreswechsel für eine neue Nutzung zur Verfügung. Ob und unter welchen Voraussetzungen hier künftig unbegleitete minderjährige Jugendliche eine erste umfassende Betreuung finden könnten, wollen Präsident Sepp Eisl und das Team von „Rettet das Kind Salzburg“ in den kommenden Wochen entscheiden. In einem ständigen Dialog mit der Bevölkerung sollen dazu Fragen beantwortet und Anliegen diskutiert werden. St. Gilgen, 24. Juli 2015. -- Mit Dezember diesen Jahres endet die Nutzung der Villa Kestranek in St. Gilgen als Berufsausbildungszentrum (BAZ) für Jugendliche mit Behinderungen: Nicht zuletzt auch mit Blick auf die von Österreich 2008 unterzeichnete UN-Behindertenrechtskonvention erfolgt die Ausbildung der Jugendlichen künftig nicht mehr in einer campusähnlichen Einrichtung sondern in Wirtschaftsbetrieben, die dazu Partnerschaften mit „Rettet das Kind Salzburg“ eingehen. Damit soll für die Jugendlichen eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht und eine noch praxistauglichere Ausbildung mitgegeben werden. Kooperationsbetriebe dieser neuen wirtschaftsintegrativen Berufsausbildung (WIBA) sind bereits die SPARAG, die GuS Hausbetreuung GmbH, das Bildungshaus St. Virgil sowie die JUFA Salzburg City. Seitens „Rettet das Kind Salzburg“ als Träger und Eigentümer der Villa Kestranek in St. Gilgen wurden daher in den letzten Monaten verschiedene Nutzungsmöglichkeiten für die Zukunft geprüft: „Unser Ziel war und ist es, dass das Objekt auch weiterhin für eine soziale Nutzung zugunsten von Kindern und Jugendlichen zur Verfügung steht“, betont Sepp Eisl, Präsident des Vereins Rettet das Kind Salzburg. Ein Verkauf oder eine rein touristische Nutzung kamen daher nicht in Frage. Betreuung von Jugendlichen direkt durch den Verein Vor einigen Wochen trat die in der Salzburger Landesregierung für Migration zuständige Landesrätin Mag. Martina Berthold mit der Frage an den Verein heran, ob in der Villa Kestranek ab Jahreswechsel grundsätzlich auch eine Betreuung von Flüchtlingen denkbar wäre. „Dass wir das Areal an eine Fremdorganisation vermieten, die hier Flüchtlinge unterbringt, ist für „Rettet das Kind Salzburg“ kein Thema. Unser Vereinsziel, für Kinder und Jugendliche mit besonderen Bedürfnissen optimale Rahmenbedingungen in der Betreuung und Ausbildung zu schaffen, würde auch nicht Seite 1 von 3 die Betreuung von erwachsenen Flüchtlingen umfassen. Was wir aber gerne prüfen wollen ist die Frage, unter welchen Rahmenbedingungen hier eine Betreuung von Unbegleiteten Minderjährigen Flüchtlingen in der Grundversorgung möglich ist“, berichtet Präsident Eisl von ersten Kontakten mit dem Land Salzburg. Eine erste interne Machbarkeitsprüfung ergab ein positives Ergebnis: Für die neue Nutzung wären praktisch keine Adaptionsarbeiten notwendig, die bestehende Infrastruktur könnte nahtlos in ein Betreuungskonzept eingebracht werden, ein großer Teil der bisher im Berufsausbildungszentrum beschäftigten Mitarbeiter könnte weiterhin in der Einrichtung verbleiben. Bevölkerung einbinden Bevor allerdings Entscheidungen getroffen werden, will das Team von „Rettet das Kind Salzburg“ mit Vertretern der Bevölkerung von St. Gilgen klären, ob und unter welchen Voraussetzungen eine derartige Nutzung der Villa Kestranek im Ort mitgetragen wird: „Wir werden in den kommenden Tagen und Wochen mit Nachbarn, Vereinen im Ort, Tourismusbetrieben, der Pfarre und der Politik ins Gespräch gehen um zu erfragen, wo es allenfalls Vorbehalte und Sorgen gibt aber auch, wo möglicherweise Menschen helfen wollen, damit sich die Jugendlichen in unserem Land willkommen fühlen und die Möglichkeit haben, zu einem Teil unserer Gesellschaft zu werden“, kündigt Sepp Eisl einen engen Dialog mit der Bevölkerung an. Jugendliche wollen Teil der Gesellschaft werden Aktuell werden in Österreich rund 4.000 Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge betreut. Die Altersgruppe der 14- bis 19-jährigen wird für die Dauer des Asylverfahrens – das sind je nach Herkunftsland und Einzelfall vier bis zehn Monate – in der Form betreut, die in der Villa Kestranek denkbar wäre. Jeweils rund 70 Jugendliche könnten auf diese Weise in St. Gilgen eine erste Betreuung im Rahmen der Grundversorgung erhalten. „Die allermeisten dieser Jugendlichen sind extrem motiviert, wissbegierig und auch bereit, sich in unsere Gesellschaft zu integrieren, um hier eine bessere Zukunft zu bekommen. In vielen Fällen kommen sie aus der Mittelschicht ihrer Heimatländer und haben oft im elterlichen Betrieb bereits Erfahrungen mit der Berufswelt gemacht. Ihre Familien haben sie nach Europa ziehen lassen oder geschickt, damit sie hier ein besseres Leben finden und so später vielleicht auch die zu Hause Gebliebenen unterstützen können“, berichtet Doraja Eberle, Vorstandsmitglied von „Rettet das Kind Salzburg“. „Zurück zu den Wurzeln“ Die Betreuung von Jugendlichen, die ohne Eltern und Familie als Flüchtlinge in Österreich ankommen, wäre gewissermaßen auch eine Rückkehr zur ganz ursprünglichen Nutzung der Villa Kestranek durch „Rettet das Kind Salzburg“: „Das Areal wurde im Jahr 1957 vom Verein angekauft, um hier Kinder und Jugendliche aus Ungarn zu betreuen, die nach der Niederschlagung des dortigen Volksaufstandes nach Österreich geflüchtet sind“, erzählt Mag. Andrea Drexel, Geschäftsführerin des Vereins Seite 2 von 3 Rettet das Kind Salzburg. „Wenn wir jungen Menschen Unterkunft, Betreuung und Beschäftigung geben, dann machen wir nichts anderes, als wir seit fast 60 Jahren tun – unabhängig davon, wo die Jugendlichen geboren sind, welche besonderen Bedürfnisse sie haben oder wie sie in eine besondere Notlage geraten sind“, so Andrea Drexel. Das Areal der Villa Kestranek bietet ideale Voraussetzungen für die Betreuung von Kindern und Jugendlichen: Das 44.000 Quadratmeter große Gelände ist weitläufig und trotzdem in sich geschlossen. Vielfältige Einrichtungen von Ausbildungswerkstätten bis zu Sporteinrichtungen können für die Tagesstrukturierung genutzt werden und lassen keine Langeweile aufkommen. Und nicht zuletzt sind im Haus bereits sehr gute und in der Jugendarbeit erfahrene Mitarbeiter beschäftigt, die künftig um Spezialisten für die Betreuung von Unbegleiteten Minderjährigen Flüchtlingen ergänzt werden können. Integrierende Betreuung statt kurzfristiger Unterbringung „Wenn wir hier Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge betreuen, dann nur in einer qualitativen Form, die ein optimales Fundament zur Integration der jungen Menschen in unsere Gesellschaft bietet“, betont Mag. Markus Manzinger, Geschäftsführer der Rettet das Kind Salzburg gGmbHs. Dazu gehöre nicht nur das Erlernen der deutschen Sprache, sondern auch die Vermittlung von Kulturtechniken sowie von „Systemverständnis“: „Die Jugendlichen müssen die Grundregeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens in Mitteleuropa kennenlernen, damit sie diese verstehen und akzeptieren können“, so Markus Manzinger. Das geplante Konzept steht auch unter dem Schwerpunkt Ankommen und zur Ruhe kommen, Geleiten und Begleiten. Nach der oft schwierigen und traumatischen Zeit der Flucht benötigen viele Kinder und Jugendliche eine Phase der Sicherheit und Ruhe. Weitere zentrale Anforderungen sind für Markus Manzinger Tagesstrukturierung und Beschäftigung: „Neben den Zeiten, die für Bildung reserviert sind, finden die Jugendlichen auf dem Areal nicht nur ein vielfältiges Freizeitprogramm, sondern wir können ihnen auch eine Beschäftigung in unseren betrieblichen Einrichtungen und Werkstätten anbieten. Kulturverständnis und Miteinander werden außerdem gefördert, indem die jungen Menschen in die Arbeitsabläufe eingebunden werden, die zum Betrieb der Einrichtung erforderlich sind – sei es in der Küche, der Reinigung, den Gartenanlagen und so fort!“ Für Rückfragen kontaktieren Sie: Rettet das Kind Salzburg Präs. Sepp Eisl Tel.: 0664 / 4554141 Email: [email protected] Rettet das Kind Salzburg Mag. Andrea Drexel Tel.: 0664 / 88756921 Email: [email protected] Seite 3 von 3
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