UNTERNEHMEN UNTERNEHMEN Ein Umzug verlangt reichlich Fingerspitzengefühl – hier ist weit mehr als reine Kraft gefragt. Die Spedition Julius Hinrichs beweist dabei seit über 80 Jahren ein glückliches Händchen. Neben Möbeln und Umzugskisten hat die Firma aber auch so manch andere Sache geliefert – LAST & KRAFT blickt in das Fotoalbum des Unternehmens aus Frechen. D Von HAUS zu HAUS 70 www.lastundkraft.de 1/2016 Die Spedition Julius Hinrichs ist ein Familienbetrieb in dritter Generation – spezialisiert auf Möbeltransport en gelernten Einzelhandelskaufmann Julius Hinrichs, 1900 in Wilhelmshaven geboren, zieht es wegen der damals schlechten wirtschaftlichen Lage im Alter von 23 Jahren von Jever nach Köln. Dort will er Arbeit finden. Nach seiner Heirat gründet er 1927 mit seinem Schwager Josef Roggendorf die Spedition Roggendorf & Co. Die zwei Männer haben aber unterschiedliche Vorstellungen von Unternehmensführung, und so trennt man sich wieder. Julius eröffnet dann 1934 am Kölner, Rheinauhafen in der Nähe der Severinsbrücke seine eigene Spedition Julius Hinrichs. Schwerpunkt ist von Beginn an der Möbeltransport, aber andere Güter werden natürlich ebenfalls genommen. Bald ergänzen die ersten Lkw der Marken Magirus, Krupp und Henschel die Pferdefuhrwerke. Nicht lang – in der Kriegszeit verpflichtet die Wehrmacht die Laster zum Dienst, ein Schicksal, das Hinrichs mit vielen anderen Spediteuren teilt. Der Magirus zum Beispiel wird als Munitionstransporter eingesetzt und völlig zerstört, als er in Kiew auf eine Mine fährt. Eine Ford-V8-Limousine für den Chef kommt hinzu. Es gibt nur ein Problem – Julius Hinrichs besitzt gar keinen Führerschein. So muss ihn immer ein Fahrer in dem V8 chauffieren. Zu einem Zwischenfall kommt es kurz nach dem Krieg. Der Filius Jürgen Hinrichs kann im zarten Alter von 16 Jahren schon Lastwagen fahren. Er gerät – mit seinem Vater auf dem Beifahrersitz – in eine Kontrolle der Besatzungsmächte. Die MP ist der Meinung, dass Jürgen zu jung zum Fahren ist – eine Weiterfahrt ohne Führerschein käme nicht in Betracht. Deshalb überredet Jürgen seinen Vater, wenigstens bis zur nächsten Ecke zu fahren, um dann die Plätze wieder zu tauschen. Unter Schweißausbrüchen steuert Julius die Fuhre bis zur nächsten Ecke ... Direkt nach dieser Begegnung macht Jürgen ganz offiziell seinen Führerschein. Zur Fahrprüfung erscheint er natürlich mit dem eigenen Lkw. Während der Treibstoffverknappung in der Kriegszeit werden viele Autos auf Imbert-Holzgas-Anlagen umgerüstet. Die Spedition Hinrichs bekommt einen 3,5Tonner-Citroën-Laster mit so einer Anlage zugeteilt. Die Technik erweist sich als sehr www.lastundkraft.de 1/2016 71 UNTERNEHMEN UNTERNEHMEN Kurz nach dem Krieg: Zugewiesener Büssing 105 und der 3,5-Tonnen-Citroën Den Magirus – hier eine Aufnahme vor dem Krieg in der Aachener Straße in Köln – traf es auch. Ihn zog die Wehrmacht ebenfalls ein Solche großen Holzkisten für den Überseetransport gibt es heute noch, sie heißen Liftvan Früher Möbelzug: Im vorderen Teil des Anhängers gab es eine Personenkabine für den Transport der Möbelpacker Die Motorisierung ist noch Neuland: Dem Hänger ist die Abstammung vom Pferdefuhrwerk recht deutlich anzusehen Die Männer beladen eine Transpor tkiste mit der Destination Südafrika Im Kölner Rheinauhafen, um 1930. Einmal mit der Kiste auf die Waage, bitte 72 www.lastundkraft.de 1/2016 Vor dem Weitertransport gelangt das Umzugsgut per Binnenschiff in den Überseehafen nich muss in einem neu gebauten Rathaus untergebracht werden. Abteilung für Abteilung soll getrennt innerhalb von drei Tagen umziehen. Klingt erst mal einfach – aber: Es gibt kein neues Mobiliar, das bedeutet, alle Akten und das Büromaterial müssen erst aus- und dann wieder eingeräumt werden. Danach gilt es noch tonnenweise Akten zu transportieren. Dabei muss ein Großteil der Papiere fachgerecht entsorgt werden, da diese nicht mehr von der Aufbewahrungspflicht betroffen sind. Ein weiterer Großkunde beschäftigt Hinrichs gleich über mehrere Jahrzehnte: Im Auftrag von Rheinbraun werden von Anfang der Fünfzigerjahre bis in die Neunziger hinein ganze Dörfer im Braunkohleabbaugebiet des heutigen Erftkreises abgerissen. Die Umzüge in die Häuser der alternativ neu entstandenen Orte erledigt die Spedition Hinrichs. 1974 folgt die nächste, spektakuläre Aufgabe. Die Kreisverwaltung von Köln, mit Sitz in der St.-Apern Straße, soll nach Hürth umziehen. Die Einrichtung und 4500 Umzugskisten, gefüllt mit Akten für 600 Mitarbeiter, sollen innerhalb von acht Tagen in den neuen Räumen untergebracht sein. Auch diesen Umzug meistert Hinrichs unter Mithilfe zweier anderer Speditionen mit Bravur. 1975 kommt es dann für Jürgen Hinrichs zu einer für ihn sehr ungeliebten Veränderung: Im Zuge der Gebietsreform und kommunaler Neugliederung muss er sich von seinem geliebten Kölner Kennzeichen trennen und auf das neue Kürzel „BM“ für Bergheim umsteigen. Bei Neuzulassungen für die Motorwagen ist das unumgänglich, den Anhängern ist aber oft eine längere Lebenszeit beschert und so behalten sie das „K“. Allerdings ist bis heute auf den Aufbauten und Anhängern „Frechen – Köln“ zu lesen. Alles hat zwei Seiten – aufgrund dieser Gebietsreform kommt schließlich der Großauftrag für den Umzug der Kreisverwaltung zustande ... Im Güterfernverkehr gibt es mittlerweile ein neue Aufgabe: Im Auftrag der Union Transport Betriebe richtet der Fuhrbetrieb einen Linienverkehr nach Hamburg ein. Empfänger der Waren ist zum großen Teil die Kaufhalle in Hamburg. 25 Tonnen Salz von der NDS-Salzina in Stade dienen als Rückladung nach Köln. Für diese Touren wird eigens ein Mercedes-Benz LP 1632 NG mit Dreiachsanhänger von Hall angeschafft. Die Freude über das neue Fahrzeug wärt nicht lange. Auf dem Weg nach Hamburg wird der NG durch einen Auffahrunfall kurz vor dem Ziel fast völlig zerstört. Der Fahrer kommt zum Glück mit mittleren Verletzungen davon. Der Lastwagen lässt sich zwar wieder aufbauen, wird aber später durch einen MercedesBenz LP 1633 ersetzt. Er musste sich von seinem geliebten Kölner Kennzeichen trennen Der Hansa-Lloyd im Jahr 1936. Er wurde später „kriegsdienstverpflichtet“ Internationaler Möbeltransport – die Anfänge. Unten, im Mantel, Julius Hinrichs problematisch: Die Reichweite ist bescheiden, unterwegs heißt es oft, in einer zeitraubenden Prozedur neues trockenes Buchenholz nachzufüttern. Äußerst wichtig ist es dann, am Abend nach der Rückkehr die Anlage gründlich zu reinigen und zu trocknen. Die Anlage muss unbedingt dicht gehalten werden – wird sie undicht, setzt sie sich mit Teer zu, dann geht nichts mehr. Die Betriebskosten liegen während des Krieges bei etwa zwei Reichsmark für 100 Kilometer. Nach dem Krieg lässt Hinrichs einen anderen Kessel einbauen, der mit Anthrazit oder Industriekohle befeuerbar ist. Das vereinfacht die Sache erheblich. Als sich die Situation nach der Währungsreform langsam bessert und es wieder Diesel gibt, rüstete man die Laster erneut auf Dieselmotoren um. So bekommt der Citroën einen Henschel-Motor verpasst. Das Bombardement der Amerikaner hat Köln stark zerstört. Allein die Spedition Hinrichs wird vier Mal ausgebombt und muss ständig den Standort wechseln. Am ersten November 1944 zieht die Firma dann endgültig in das benachbarte Frechen. Sohn Jürgen steigt nach einer Lehre als Speditionskaufmann 1945 in das Unternehmen ein. Den Führerschein der Klasse 2 hatte er ja bereits in der Tasche, im Alter von 18 Jahren war der Personenbeförderungsschein hinzugekommen. Ab 1966 ist Jürgen schließlich Inhaber der Spedition. Mit viel Initiative und Eigenleistungen entsteht auf dem Grundstück an der Friedensstraße in Frechen 1949 eine erste Halle, 1950 kommt ein Wohnhaus hinzu. In Eigenarbeit ergänzen ein Büro und neun Pkw-Garagen die Gebäude. Drei dieser Boxen werden noch heute als Garagen genutzt. Nach dem Krieg wird alles transportiert, was benötigt wird. Hinrichs bekommt einen 105er Büssing zu einem Preis von 5000 Mark zugeteilt. Mit ihm befördert er auch Personen – so bringt Sohn Jürgen öfters Kinder an die Steinbachtalsperre. Nach Gründung der Bundesrepublik erhält man dann auch „rote“ und „Möbel“Konzessionen, der gewerbliche Güternahverkehr wird ebenfalls angemeldet. So fährt die Spedition neben den Möbeln nun auch für Henkel oder liefert für den Porzellanhandel Everhard & Sohn das aus Zwiesel, Hof oder Selb bezogene Porzellan etwa ab Kassel in Norddeutschland aus. Oft liegt das Ziel dieser Touren aber bei den Auslieferungslägern in Oldenburg, später in Bremen. Als Rückladung transportiert man Eier aus Lohne oder Büromöbel aus Bremen. Speziell in der Umzugsbranche hatte man sich inzwischen einen Namen gemacht. 1956 kommt es zum ersten Großauftrag: Die Verwaltung der Gemeinde Köln-Löve- www.lastundkraft.de 1/2016 73 UNTERNEHMEN UNTERNEHMEN Der „Lademeister“ ist Firmengründer Julius Hinrichs selbst Dieser Lkw bekam nach dem Krieg eine Henschel-Maschine Hilfreich: Actros 1835 mit Außenaufzug mitten in Köln Der stattliche Ford V8 mit Chauffeur – Julius hatte ja keinen Führerschein Die Lkw-Garage in Frechen, kurz nach dem Bau 1948. Mit dem Mercedes-Benz 3,5-Tonner wurde Porzellan ausgeliefert Büssing in Frechen nach 1945 – mit neuem, festem Fahrerhaus Alter Laster, neuer Möbelhänger von Ackermann Schick: Mercedes-Benz 911 mit Ackermann-Pullmann-Aufbau Endlich mit Luftfederung: Mercedes-Benz NG 1420 Ohne Außenaufzug hieße es, alles die Treppen hochzuschleppen Mercedes-Benz 813 mit Ackermann-Koffer 74 www.lastundkraft.de 1/2016 Actros 1835 mit SommerWechselbrückenaufbau und -Hänger Pullmann-Zug in den Siebzigern: Mercedes-Benz 1113 mit Ackermann-Aufbau und -Anhänger So mag man es: zufriedene Kunden nach dem Entladen in Lyon, Frankreich Der NG 1420 beim Beladen in der Steinfeldergasse in der Kölner Innenstadt Union Transport geht in der Unitrans auf, gleichzeitig wird der Linienverkehr auf Wechselbrücken umgestellt. Das erfordert die Anschaffung eines Mercedes-Benz LP 22.35/6 x 2 mit Zweiachs-Wechselanhänger und zwei eigenen Wechselbrücken. Die Touren nach Hamburg sind als Begegnungsverkehr mit Treffpunkt Osnabrück eingerichtet. Zuerst werden nur die Triebwagenbrücke und der komplette Anhänger getauscht. Hinrichs besteht aber bald darauf, dass der ganze Zug – also auch der Anhänger – umgebrückt wird. Er hat nämlich schlechte Erfahrungen mit dem Weitergeben seines Anhängers gemacht. Immer wieder traten Schäden daran auf, auch die Brücken kommen nicht ungeschoren davon. Riesige Aufregung gibt es, als nachts in Hamburg eine mit Gefahrgut beladene Brücke einen großen Feuerwehreinsatz auslöst. Sie war beim Abstellen nicht richtig gesichert worden und daraufhin umgekippt. Auch in Osnabrück kommt es in der Nacht beim Umbrücken öfter zu Beschädigungen oder Problemen mit der Technik. Einmal schlägt der Wind die geöffnete Fahrertür zu und klemmt das Steuergerät für die Luftfederung ein, dadurch werden die Sensoren der Bedienknöpfe eingedrückt. Der mitfahrende Juniorchef Jens Hinrichs löst das Problem, indem er mit einer Sicherheitsnadel aus dem Verbandskasten die Kontakte anhebt und so die Funktionen steuert. Ohne die Hilfe einer Werkstatt lässt sich das Fahrzeug fertig umbrücken und die Rückfahrt nach Köln antreten. Nach einer Lehre zum Speditionskaufmann bei einer großen Spedition und einem anschließenden Studium zum Verkehrsbetriebswirt an der Deutschen Außenhandels- und Verkehrs-Akademie (DAV) in Bremen wird Jens Hinrichs 1993 der neue Inhaber des Fuhrunternehmens. 1996 gibt er den Geschäftszweig Güterfernverkehr endgültig auf. Ein Mitbewerber hatte der Unitrans ein besseres Angebot gemacht. Jens kann und will darauf nicht eingehen und verkauft stattdessen seinem Konkurrenten – der ja innerhalb einer Woche ein einsatzbereites Fahrzeug benötigt – seinen mittlerweile in die Jahre gekommenen Lastwagen zu einem sehr guten Preis. Die darauf eingesetzten Fahrer lehnen das Angebot, in den Möbeltransportbereich zu wechseln, dankend ab und kündigen. Man konzentriert sich ab sofort ganz auf den Möbelbereich, baut den Umzugsverkehr weiter aus und spezialisiert sich vollends auf die Belange der anspruchsvollen privaten und gewerblichen Kunden. Die Flotte der Möbelwagen hatte Hinrichs schon weit früher ausgebaut. Ein 110 PS starker Mercedes-Benz L 311 mit Planenaufbau und Ackermann-Möbelanhänger wird durch zwei LP 311 mit AckermannPullmann-Aufbau samt passendem Hän- Die Kontaktadresse Name Julius Hinrichs Straße Friedenstraße 64 Ort 50226 Frechen Web www.julius-hinrichs.de ger ergänzt. In den Siebzigern löst ein LP 1113-Möbelzug mit den neuen, kantigen Ackermann-Aufbauten einen Pullmannzug ab, für den Nahverkehr rundet ein LP 813 den Fuhrpark nach unten ab. Nach Einführung der Mercedes-Benz-NG-Reihe gelangen ein LP 1219 NG sowie ein LP 1420 NG in den Fahrzeugbestand. Letzterer ist der erste mit Luftfederung ausgerüstete Lkw – was dann zum Standard wird. Diese Autos sind zudem nicht mehr als Kastenwagen ausgeführt, sondern haben nun einen vom Fahrerhaus getrennten Kofferaufbau. Die Anfragen und Aufträge kommen überwiegend durch die Weiterempfehlung zufriedener Kunden herein – immer öfter führen Touren auch ins Ausland. So sind Ziele in Skandinavien, Österreich, Schweiz und Schottland mit dabei. Spektakulär sind zur Zeit des eisernen Vorhangs stets die Umzugsaufträge in die DDR sowie in die Städte Zagreb oder Bratislava. Lustiger Nebeneffekt des zunehmenden Bekanntheitsgrads der Spedition Hinrichs im Kölner Raum: Schon in den Siebzigern stellt man im Auftrag des WDR für den Spielfilm „Umzug“ einen Möbelzug zur Verfügung. Auch im „7. Sinn“ wirken die Hinrichs-Autos mit, später sind sie sogar für RTL in der Serie „Alarm für Cobra 11“ vor der Kamera mit dabei. Für sorgfältiges Arbeiten und schonenden Umgang mit dem Umzugsgut durch das geschulte Personal ist man nun weit über die Grenzen Kölns hinaus bekannt. Jens Hinrichs gelingt es immer öfter, durch seine Kreativität und seinen Erfindungsreichtum auch komplizierte und schwierige Aufgaben zu erledigen. So bekommt er 2006 den Auftrag, das Büro der Schweizerischen Bundesbahn „SBB“ von Köln nach Duisburg zu verlagern. Das Problem: Das Gebäude in Duisburg liegt auf dem Bahngelände zwischen den Gleisen – und ist mit einem Lkw nicht zu erreichen. Für Jens Hinrichs keine große Hürde. Ein im Jahr 2000 angeschaffter Mercedes-Benz Actros verfügt über eine unterfaltbare Hebebühne, und der dazugehörige Anhänger ist mit Sieben-Meter-Möbelwechselkoffern ausgerüstet. Die Männer lassen also am Containerbahnhof die Wechselbrücken auf einen Waggon verladen und mit einer Rangierlok zum Ziel bringen. www.lastundkraft.de 1/2016 75 UNTERNEHMEN UNTERNEHMEN Umzug der SBB (Schweizer Bundesbahn) aus einem alten Stellwerk in Köln Mercedes-Benz 2435 mit Aufbau von Hall aus Köln. Der Lkw war von 1988 bis 1993 für Nedloyd Unitrans im Begegnungsverkehr Köln – Osnabrück – Hamburg im Einsatz Möbelstücke auf den Wägelchen vom Laster runter fahren. Ebenso gehört ein mit einem Benzinmotor betriebener Schrägaufzug dazu. Er lässt sich als Anhänger mitführen. Mit seiner Hilfe lassen sich Möbel von der Straße bis in die fünfte Etage bringen, ohne sie durch enge Treppenhäuser oder Fahrstühle bugsieren zu müssen. Aber, wenn Not am Mann ist oder „ManPower“ gefragt ist, besinnt man sich gern auf herkömmliche Methoden, schließlich stammt man aus einer alten Fuhrmannsfamilie. So stand der Pkw eines Kunden mit Motorschaden in einer sehr engen Tiefgarage. Die serpentinenartige Zufahrt war für einen Abschleppwagen viel zu eng. Kurz entschlossen befestigte Jens Hinrichs zwei starke Gurte an der Vorderachse des Autos, legte diese Gurte sich selbst und einem Mitarbeiter über die Schulter und mit sechs weiteren Kollegen ziehen und schieben sie den Wagen unter lautem „Hauruck“ ins Freie. 1996 riss man auf dem firmeneigenen Gelände sechs der neun alten Pkw-Garagen ab. Auf dem nun freien Grundstück entstand eine Halle für die Lagerung von Umzugsgut in Überseecontainern. Der jetzige Fuhrpark besteht aus dem erwähnten, inzwischen 15 Jahre alten Mercedes-Benz Actros, der nun von einem aktuellen Actros 1843 abgelöst wird. Beide Actros sind in Holland von der Firma „Estepe“ nach Jens Hinrichs Ideen und Wünschen umgebaut worden. So können die beiden Schlafliegen mit wenigen Handgriffen zu einer Sitzbank mit integrierten Sicherheitsgurten umgerüstet werden, um vier zusätzlichen Personen eine Sitzgelegenheit zum Mitfahren zu bieten.Trotzdem bleibt die Schlafmöglichkeit für zwei Fahrer erhalten. Der ebenfalls im Fuhrpark vorhandene 12-Tonner-MercedesAtego war schon werksseitig mit dieser Ausrüstung geliefert worden. Ergänzt wird das Aufgebot durch einen Mercedes-Benz Sprinter mit Kofferaufbau, den zwei Wechselbrücken, einem Anhänger mit niedriger Spezialbereifung für Wechselbrücken sowie einem älteren Ackermann-Möbelkoffer-Anhänger aus den Siebzigerjahren. Der wird in Ehren gehalten – Jens Hinrichs beschaffte sogar nochmal neue Reifen in der Originalgröße für den alten Anhänger. Nach jeder Rückkehr auf den Betriebshof werden die Lkw gereinigt und nach einem durchdachten System im etwas beengten Garagengebäude untergestellt. Der Spediteur legt nach wie vor größten Wert auf den ordentlichen Zustand und das Erscheinungsbild der Laster. Der Kunde überlässt dem Spediteur die Hausschlüssel Die Umzugsflotte im Jahr 2000. Das Schild (unten) stammt noch aus der Vorkriegszeit in Köln Vom Lkw auf die Schiene: Sieben-Meter-Möbelwechselkoffer h so was passiert: Nicht schön, aber auc en Auffahrunfall, ein in iet Der 1632 ger der aufgebaut wurde danach aber wie Kein Umzug im Erdgeschoss: NG 1219 mit Aufzug im Schlepp Heute noch im Einsatz! Hänger von Ackermann aus Wuppertal Auf die Fahrzeuge ist man stolz – und baut sie auch gern mal in Klein nach 1113 mit PullmannAufbau von Ackermann Einmal alle auf das Bild, bitte. Die Mannschaft nach vollbrachter Arbeit im Jahr 2002 Klassischer Fernverkehrszug der Siebziger: MB 1632 mit Aufbau und Anhänger von Hall 76 www.lastundkraft.de 1/2016 Auch spezielle Kundenwünsche schrecken die Spediteursleute aus Frechen nicht ab: Ein Privatmann hatte sich ein neues Haus bauen lassen. Mit dem Umzug selbst will er aber möglichst nichts zu tun haben – er zieht vier Wochen Urlaub vor. Nach seiner Rückkehr möchte er aber in seinem neuen Domizil alles exakt so wieder vorfinden, wie es sein altes Zuhause verlassen hat. Auch hier kann Hinrichs helfen. Der Kunde gewinnt das nötige Vertrauen und überlässt dem Spediteur die Hausschlüssel. Die Hinrichs-Mitarbeiter fotografieren das gesamte Inventar und alle Schränke; Geschirr, Gläser und der ganze Hausrat werden sorgfältig verpackt und nach dem Aufstellen der Möbel im neuen Haus entsprechend dem Wunsch des Kunden wieder eingeräumt. Nach der erfolgreichen Abwicklung dieses Auftrags hatte man einen sehr zufriedenen Kunden mehr, von dem man oft und gerne weiterempfohlen wurde. 2013 dann ein weiterer Großauftrag: Die Kfz-Zulassungsstelle Hürth soll vom ehemaligen Kreishaus in den Hürth-Park umziehen. Auch diese Aufgabe kann man zur vollsten Zufriedenheit in nur vier Tagen über die Bühne bringen. 2015 zieht Hinrichs eine Anwaltskanzlei mit 130 Mitarbeitern innerhalb von Köln um – in einem rollierenden System ist die Sache in nur neun Arbeitstagen erledigt. Das sorgfältige Ausführen der Aufträge ist Jens Hinrichs außerordentlich wichtig. Dazu gehört für ihn immer ein persönlicher Besuch beim Kunden, wo alle Wünsche und Anforderungen besprochen und berücksichtigt werden. Natürlich verlässt sich der Firmenchef auch auf seine geschulten und langjährig beschäftigen 14 Mitarbeiter. Aber der Chef, der selbst den Führerschein der Klasse CE besitzt und bei längeren Touren seine Fahrer ablösen kann, sorgt nicht nur für neue Aufträge, sondern packt auch selbst immer wieder tatkräftig mit an. Wie früher üblich, führen die Möbellaster auch heute noch breite Treppen mit, um das Betreten der Ladeflächen zu erleichtern. Die Fahrzeuge sind zudem mit faltbaren Hebebühnen ausgestattet. Um die Kräfte und die Gesundheit seiner Leute zu schonen, gehören auch kleine Wägelchen, die mit je vier drehbaren Rollen versehen sind, zur Ausstattung. Die schwereren oder größeren Möbelteile werden daraufgestellt und müssen so nicht mehr mühsam getragen werden. Eine weitere Idee Jens Hinrichs zur Erleichterung der Arbeit ist eine zusammenklappbare Alurampe, die im Lkw mitgeführt wird. Die Hebebühne lässt sich ausklappen und bündig an die Ladefläche fahren. Jetzt kann man über die angelegte Rampe, die eine schiefe Ebene bildet, Rollwagen oder Text: Jürgen Stührenberg Fotos: Spedition Hinrichs www.lastundkraft.de 1/2016 77
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