Die Spedition Julius Hinrichs ist ein Familienbetrieb in dritter

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Ein Umzug verlangt reichlich
Fingerspitzengefühl – hier ist weit
mehr als reine Kraft gefragt. Die
Spedition Julius Hinrichs beweist
dabei seit über 80 Jahren ein
glückliches Händchen. Neben
Möbeln und Umzugskisten hat die
Firma aber auch so manch andere
Sache geliefert – LAST & KRAFT
blickt in das Fotoalbum des
Unternehmens aus Frechen.
D
Von
HAUS
zu
HAUS
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Die Spedition Julius Hinrichs ist ein Familienbetrieb in
dritter Generation – spezialisiert auf Möbeltransport
en gelernten Einzelhandelskaufmann
Julius Hinrichs, 1900 in Wilhelmshaven geboren, zieht es wegen der damals
schlechten wirtschaftlichen Lage im Alter
von 23 Jahren von Jever nach Köln. Dort
will er Arbeit finden. Nach seiner Heirat
gründet er 1927 mit seinem Schwager Josef Roggendorf die Spedition Roggendorf
& Co. Die zwei Männer haben aber unterschiedliche Vorstellungen von Unternehmensführung, und so trennt man sich wieder. Julius eröffnet dann 1934 am Kölner,
Rheinauhafen in der Nähe der Severinsbrücke seine eigene Spedition Julius Hinrichs. Schwerpunkt ist von Beginn an der
Möbeltransport, aber andere Güter werden natürlich ebenfalls genommen.
Bald ergänzen die ersten Lkw der Marken Magirus, Krupp und Henschel die
Pferdefuhrwerke. Nicht lang – in der
Kriegszeit verpflichtet die Wehrmacht die
Laster zum Dienst, ein Schicksal, das Hinrichs mit vielen anderen Spediteuren teilt.
Der Magirus zum Beispiel wird als Munitionstransporter eingesetzt und völlig zerstört, als er in Kiew auf eine Mine fährt.
Eine Ford-V8-Limousine für den Chef
kommt hinzu. Es gibt nur ein Problem –
Julius Hinrichs besitzt gar keinen Führerschein. So muss ihn immer ein Fahrer in
dem V8 chauffieren. Zu einem Zwischenfall kommt es kurz nach dem Krieg. Der
Filius Jürgen Hinrichs kann im zarten Alter
von 16 Jahren schon Lastwagen fahren. Er
gerät – mit seinem Vater auf dem Beifahrersitz – in eine Kontrolle der Besatzungsmächte. Die MP ist der Meinung, dass Jürgen zu jung zum Fahren ist – eine Weiterfahrt ohne Führerschein käme nicht in
Betracht. Deshalb überredet Jürgen seinen
Vater, wenigstens bis zur nächsten Ecke zu
fahren, um dann die Plätze wieder zu tauschen. Unter Schweißausbrüchen steuert
Julius die Fuhre bis zur nächsten Ecke ...
Direkt nach dieser Begegnung macht Jürgen ganz offiziell seinen Führerschein. Zur
Fahrprüfung erscheint er natürlich mit
dem eigenen Lkw.
Während der Treibstoffverknappung in
der Kriegszeit werden viele Autos auf Imbert-Holzgas-Anlagen umgerüstet. Die
Spedition Hinrichs bekommt einen 3,5Tonner-Citroën-Laster mit so einer Anlage
zugeteilt. Die Technik erweist sich als sehr
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Kurz nach dem Krieg:
Zugewiesener Büssing 105
und der 3,5-Tonnen-Citroën
Den Magirus – hier eine Aufnahme vor dem
Krieg in der Aachener Straße in Köln – traf es
auch. Ihn zog die Wehrmacht ebenfalls ein
Solche großen Holzkisten für
den Überseetransport gibt es
heute noch, sie heißen Liftvan
Früher Möbelzug: Im vorderen Teil des
Anhängers gab es eine Personenkabine
für den Transport der Möbelpacker
Die Motorisierung ist noch Neuland:
Dem Hänger ist die Abstammung vom
Pferdefuhrwerk recht deutlich anzusehen
Die Männer beladen eine
Transpor tkiste mit der
Destination Südafrika
Im Kölner Rheinauhafen,
um 1930. Einmal mit der
Kiste auf die Waage, bitte
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Vor dem Weitertransport
gelangt das Umzugsgut
per Binnenschiff in
den Überseehafen
nich muss in einem neu gebauten Rathaus
untergebracht werden. Abteilung für Abteilung soll getrennt innerhalb von drei
Tagen umziehen. Klingt erst mal einfach –
aber: Es gibt kein neues Mobiliar, das bedeutet, alle Akten und das Büromaterial
müssen erst aus- und dann wieder eingeräumt werden. Danach gilt es noch tonnenweise Akten zu transportieren. Dabei
muss ein Großteil der Papiere fachgerecht
entsorgt werden, da diese nicht mehr von
der Aufbewahrungspflicht betroffen sind.
Ein weiterer Großkunde beschäftigt
Hinrichs gleich über mehrere Jahrzehnte:
Im Auftrag von Rheinbraun werden von
Anfang der Fünfzigerjahre bis in die Neunziger hinein ganze Dörfer im Braunkohleabbaugebiet des heutigen
Erftkreises abgerissen.
Die Umzüge in die
Häuser der alternativ
neu entstandenen Orte erledigt die Spedition Hinrichs.
1974 folgt die nächste, spektakuläre Aufgabe. Die Kreisverwaltung von Köln, mit Sitz
in der St.-Apern Straße, soll nach Hürth
umziehen. Die Einrichtung und 4500 Umzugskisten, gefüllt mit Akten für 600 Mitarbeiter, sollen innerhalb von acht Tagen in
den neuen Räumen untergebracht sein.
Auch diesen Umzug meistert Hinrichs unter Mithilfe zweier anderer Speditionen
mit Bravur.
1975 kommt es dann für Jürgen Hinrichs
zu einer für ihn sehr ungeliebten Veränderung: Im Zuge der Gebietsreform und
kommunaler Neugliederung muss er sich
von seinem geliebten Kölner Kennzeichen
trennen und auf das neue Kürzel „BM“ für
Bergheim umsteigen. Bei Neuzulassungen
für die Motorwagen ist das unumgänglich,
den Anhängern ist aber oft eine längere
Lebenszeit beschert und so behalten sie
das „K“. Allerdings ist bis heute auf den
Aufbauten und Anhängern „Frechen –
Köln“ zu lesen. Alles hat zwei Seiten – aufgrund dieser Gebietsreform kommt
schließlich der Großauftrag für den Umzug der Kreisverwaltung zustande ...
Im Güterfernverkehr gibt es mittlerweile ein neue Aufgabe: Im Auftrag der Union
Transport Betriebe richtet der Fuhrbetrieb
einen Linienverkehr nach Hamburg ein.
Empfänger der Waren ist zum großen Teil
die Kaufhalle in Hamburg. 25 Tonnen Salz
von der NDS-Salzina in Stade dienen als
Rückladung nach Köln. Für diese Touren
wird eigens ein Mercedes-Benz LP 1632
NG mit Dreiachsanhänger von Hall angeschafft. Die Freude über das neue Fahrzeug wärt nicht lange. Auf dem Weg nach
Hamburg wird der NG durch einen Auffahrunfall kurz vor dem Ziel fast völlig zerstört. Der Fahrer kommt zum Glück mit
mittleren Verletzungen davon. Der Lastwagen lässt sich zwar wieder aufbauen,
wird aber später durch einen MercedesBenz LP 1633 ersetzt.
Er musste sich von
seinem geliebten Kölner
Kennzeichen trennen
Der Hansa-Lloyd im Jahr 1936.
Er wurde später „kriegsdienstverpflichtet“
Internationaler
Möbeltransport –
die Anfänge. Unten, im
Mantel, Julius Hinrichs
problematisch: Die Reichweite ist bescheiden, unterwegs heißt es oft, in einer zeitraubenden Prozedur neues trockenes Buchenholz nachzufüttern. Äußerst wichtig
ist es dann, am Abend nach der Rückkehr
die Anlage gründlich zu reinigen und zu
trocknen. Die Anlage muss unbedingt dicht
gehalten werden – wird sie undicht, setzt
sie sich mit Teer zu, dann geht nichts mehr.
Die Betriebskosten liegen während des
Krieges bei etwa zwei Reichsmark für 100
Kilometer. Nach dem Krieg lässt Hinrichs
einen anderen Kessel einbauen, der mit
Anthrazit oder Industriekohle befeuerbar
ist. Das vereinfacht die Sache erheblich.
Als sich die Situation nach der Währungsreform langsam bessert und es wieder
Diesel gibt, rüstete man
die Laster erneut auf
Dieselmotoren um. So
bekommt der Citroën
einen Henschel-Motor
verpasst.
Das Bombardement
der Amerikaner hat Köln stark zerstört. Allein die Spedition Hinrichs wird vier Mal
ausgebombt und muss ständig den Standort wechseln. Am ersten November 1944
zieht die Firma dann endgültig in das benachbarte Frechen. Sohn Jürgen steigt
nach einer Lehre als Speditionskaufmann
1945 in das Unternehmen ein. Den Führerschein der Klasse 2 hatte er ja bereits in der
Tasche, im Alter von 18 Jahren war der Personenbeförderungsschein hinzugekommen. Ab 1966 ist Jürgen schließlich Inhaber der Spedition.
Mit viel Initiative und Eigenleistungen
entsteht auf dem Grundstück an der Friedensstraße in Frechen 1949 eine erste Halle, 1950 kommt ein Wohnhaus hinzu. In
Eigenarbeit ergänzen ein Büro und neun
Pkw-Garagen die Gebäude. Drei dieser
Boxen werden noch heute als Garagen genutzt.
Nach dem Krieg wird alles transportiert,
was benötigt wird. Hinrichs bekommt einen 105er Büssing zu einem Preis von
5000 Mark zugeteilt. Mit ihm befördert er
auch Personen – so bringt Sohn Jürgen öfters Kinder an die Steinbachtalsperre.
Nach Gründung der Bundesrepublik erhält man dann auch „rote“ und „Möbel“Konzessionen, der gewerbliche Güternahverkehr wird ebenfalls angemeldet.
So fährt die Spedition neben den Möbeln nun auch für Henkel oder liefert für
den Porzellanhandel Everhard & Sohn das
aus Zwiesel, Hof oder Selb bezogene Porzellan etwa ab Kassel in Norddeutschland
aus. Oft liegt das Ziel dieser Touren aber
bei den Auslieferungslägern in Oldenburg,
später in Bremen. Als Rückladung transportiert man Eier aus Lohne oder Büromöbel aus Bremen.
Speziell in der Umzugsbranche hatte man
sich inzwischen einen Namen gemacht.
1956 kommt es zum ersten Großauftrag:
Die Verwaltung der Gemeinde Köln-Löve-
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Der „Lademeister“ ist
Firmengründer Julius
Hinrichs selbst
Dieser Lkw bekam nach dem
Krieg eine Henschel-Maschine
Hilfreich: Actros 1835
mit Außenaufzug
mitten in Köln
Der stattliche Ford V8 mit
Chauffeur – Julius hatte ja
keinen Führerschein
Die Lkw-Garage in Frechen, kurz nach
dem Bau 1948. Mit dem Mercedes-Benz
3,5-Tonner wurde Porzellan ausgeliefert
Büssing in Frechen nach
1945 – mit neuem,
festem Fahrerhaus
Alter Laster, neuer
Möbelhänger von Ackermann
Schick: Mercedes-Benz 911 mit
Ackermann-Pullmann-Aufbau
Endlich mit Luftfederung:
Mercedes-Benz NG 1420
Ohne Außenaufzug hieße es,
alles die Treppen hochzuschleppen
Mercedes-Benz 813
mit Ackermann-Koffer
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Actros 1835 mit SommerWechselbrückenaufbau und -Hänger
Pullmann-Zug in den
Siebzigern: Mercedes-Benz 1113
mit Ackermann-Aufbau und -Anhänger
So mag man es: zufriedene
Kunden nach dem Entladen
in Lyon, Frankreich
Der NG 1420 beim Beladen
in der Steinfeldergasse in
der Kölner Innenstadt
Union Transport geht in der Unitrans auf,
gleichzeitig wird der Linienverkehr auf
Wechselbrücken umgestellt. Das erfordert
die Anschaffung eines Mercedes-Benz LP
22.35/6 x 2 mit Zweiachs-Wechselanhänger und zwei eigenen Wechselbrücken.
Die Touren nach Hamburg sind als Begegnungsverkehr mit Treffpunkt Osnabrück
eingerichtet. Zuerst werden nur die Triebwagenbrücke und der komplette Anhänger getauscht. Hinrichs besteht aber bald
darauf, dass der ganze Zug – also auch der
Anhänger – umgebrückt wird. Er hat nämlich schlechte Erfahrungen mit dem Weitergeben seines Anhängers gemacht. Immer wieder traten Schäden daran auf,
auch die Brücken kommen nicht ungeschoren davon. Riesige Aufregung gibt es,
als nachts in Hamburg eine mit Gefahrgut
beladene Brücke einen großen Feuerwehreinsatz auslöst. Sie war beim Abstellen nicht richtig gesichert worden und daraufhin umgekippt.
Auch in Osnabrück kommt es in der
Nacht beim Umbrücken öfter zu Beschädigungen oder Problemen mit der Technik.
Einmal schlägt der Wind die geöffnete
Fahrertür zu und klemmt das Steuergerät
für die Luftfederung ein, dadurch werden
die Sensoren der Bedienknöpfe eingedrückt. Der mitfahrende Juniorchef Jens
Hinrichs löst das Problem, indem er mit
einer Sicherheitsnadel aus dem Verbandskasten die Kontakte anhebt und so die
Funktionen steuert. Ohne die Hilfe einer
Werkstatt lässt sich das Fahrzeug fertig
umbrücken und die Rückfahrt nach Köln
antreten.
Nach einer Lehre zum Speditionskaufmann bei einer großen Spedition und einem anschließenden Studium zum Verkehrsbetriebswirt an der Deutschen Außenhandels- und Verkehrs-Akademie (DAV)
in Bremen wird Jens Hinrichs 1993 der
neue Inhaber des Fuhrunternehmens.
1996 gibt er den Geschäftszweig Güterfernverkehr endgültig auf. Ein Mitbewerber hatte der Unitrans ein besseres Angebot gemacht. Jens kann und will darauf
nicht eingehen und verkauft stattdessen
seinem Konkurrenten – der ja innerhalb
einer Woche ein einsatzbereites Fahrzeug
benötigt – seinen mittlerweile in die Jahre
gekommenen Lastwagen zu einem sehr
guten Preis. Die darauf eingesetzten Fahrer lehnen das Angebot, in den Möbeltransportbereich zu wechseln, dankend
ab und kündigen.
Man konzentriert sich ab sofort ganz auf
den Möbelbereich, baut den Umzugsverkehr weiter aus und spezialisiert sich vollends auf die Belange der anspruchsvollen
privaten und gewerblichen Kunden. Die
Flotte der Möbelwagen hatte Hinrichs
schon weit früher ausgebaut. Ein 110 PS
starker Mercedes-Benz L 311 mit Planenaufbau und Ackermann-Möbelanhänger
wird durch zwei LP 311 mit AckermannPullmann-Aufbau samt passendem Hän-
Die Kontaktadresse
Name Julius Hinrichs
Straße Friedenstraße 64
Ort 50226 Frechen
Web www.julius-hinrichs.de
ger ergänzt. In den Siebzigern löst ein LP
1113-Möbelzug mit den neuen, kantigen
Ackermann-Aufbauten einen Pullmannzug ab, für den Nahverkehr rundet ein LP
813 den Fuhrpark nach unten ab. Nach
Einführung der Mercedes-Benz-NG-Reihe
gelangen ein LP 1219 NG sowie ein LP
1420 NG in den Fahrzeugbestand. Letzterer ist der erste mit Luftfederung ausgerüstete Lkw – was dann zum Standard wird.
Diese Autos sind zudem nicht mehr als
Kastenwagen ausgeführt, sondern haben
nun einen vom Fahrerhaus getrennten
Kofferaufbau.
Die Anfragen und Aufträge kommen
überwiegend durch die Weiterempfehlung zufriedener Kunden herein – immer
öfter führen Touren auch ins Ausland. So
sind Ziele in Skandinavien, Österreich,
Schweiz und Schottland mit dabei. Spektakulär sind zur Zeit des eisernen Vorhangs
stets die Umzugsaufträge in die DDR sowie in die Städte Zagreb oder Bratislava.
Lustiger Nebeneffekt des zunehmenden
Bekanntheitsgrads der Spedition Hinrichs
im Kölner Raum: Schon in den Siebzigern
stellt man im Auftrag des WDR für den
Spielfilm „Umzug“ einen Möbelzug zur
Verfügung. Auch im „7. Sinn“ wirken die
Hinrichs-Autos mit, später sind sie sogar
für RTL in der Serie „Alarm für Cobra 11“
vor der Kamera mit dabei.
Für sorgfältiges Arbeiten und schonenden Umgang mit dem Umzugsgut durch
das geschulte Personal ist man nun weit
über die Grenzen Kölns hinaus bekannt.
Jens Hinrichs gelingt es immer öfter, durch
seine Kreativität und seinen Erfindungsreichtum auch komplizierte und schwierige Aufgaben zu erledigen. So bekommt er
2006 den Auftrag, das Büro der Schweizerischen Bundesbahn „SBB“ von Köln nach
Duisburg zu verlagern. Das Problem: Das
Gebäude in Duisburg liegt auf dem Bahngelände zwischen den Gleisen – und ist
mit einem Lkw nicht zu erreichen. Für
Jens Hinrichs keine große Hürde. Ein im
Jahr 2000 angeschaffter Mercedes-Benz
Actros verfügt über eine unterfaltbare Hebebühne, und der dazugehörige Anhänger
ist mit Sieben-Meter-Möbelwechselkoffern ausgerüstet. Die Männer lassen also
am Containerbahnhof die Wechselbrücken auf einen Waggon verladen und mit
einer Rangierlok zum Ziel bringen.
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Umzug der SBB
(Schweizer Bundesbahn) aus
einem alten Stellwerk in Köln
Mercedes-Benz 2435 mit Aufbau von Hall aus Köln.
Der Lkw war von 1988 bis 1993 für Nedloyd Unitrans im
Begegnungsverkehr Köln – Osnabrück – Hamburg im Einsatz
Möbelstücke auf den Wägelchen vom Laster runter fahren.
Ebenso gehört ein mit einem Benzinmotor betriebener Schrägaufzug dazu. Er
lässt sich als Anhänger mitführen. Mit seiner Hilfe lassen sich Möbel von der Straße
bis in die fünfte Etage bringen, ohne sie
durch enge Treppenhäuser oder Fahrstühle bugsieren zu müssen.
Aber, wenn Not am Mann ist oder „ManPower“ gefragt ist, besinnt man sich gern
auf herkömmliche Methoden, schließlich
stammt man aus einer alten Fuhrmannsfamilie. So stand der Pkw eines Kunden
mit Motorschaden in einer sehr engen
Tiefgarage. Die serpentinenartige Zufahrt
war für einen Abschleppwagen viel zu eng.
Kurz entschlossen befestigte Jens Hinrichs
zwei starke Gurte an
der Vorderachse des
Autos, legte diese Gurte sich selbst und einem Mitarbeiter über
die Schulter und mit sechs weiteren Kollegen ziehen und schieben sie den Wagen
unter lautem „Hauruck“ ins Freie.
1996 riss man auf dem firmeneigenen
Gelände sechs der neun alten Pkw-Garagen ab. Auf dem nun freien Grundstück
entstand eine Halle für die Lagerung von
Umzugsgut in Überseecontainern.
Der jetzige Fuhrpark besteht aus dem
erwähnten, inzwischen 15 Jahre alten
Mercedes-Benz Actros, der nun von einem
aktuellen Actros 1843 abgelöst wird. Beide
Actros sind in Holland von der Firma
„Estepe“ nach Jens Hinrichs Ideen und
Wünschen umgebaut worden. So können
die beiden Schlafliegen mit wenigen Handgriffen zu einer Sitzbank mit integrierten
Sicherheitsgurten umgerüstet werden, um
vier zusätzlichen Personen eine Sitzgelegenheit zum Mitfahren zu bieten.Trotzdem bleibt die Schlafmöglichkeit für zwei
Fahrer erhalten. Der ebenfalls im Fuhrpark vorhandene 12-Tonner-MercedesAtego war schon werksseitig mit dieser
Ausrüstung geliefert worden.
Ergänzt wird das Aufgebot durch einen
Mercedes-Benz Sprinter mit Kofferaufbau,
den zwei Wechselbrücken, einem Anhänger mit niedriger Spezialbereifung für
Wechselbrücken sowie einem älteren
Ackermann-Möbelkoffer-Anhänger aus
den Siebzigerjahren. Der wird in Ehren gehalten – Jens Hinrichs beschaffte sogar
nochmal neue Reifen in der Originalgröße
für den alten Anhänger.
Nach jeder Rückkehr auf den Betriebshof werden die Lkw gereinigt und nach einem durchdachten System im etwas beengten Garagengebäude untergestellt. Der
Spediteur legt nach wie vor größten Wert
auf den ordentlichen Zustand und das Erscheinungsbild der Laster.
Der Kunde überlässt
dem Spediteur
die Hausschlüssel
Die Umzugsflotte im Jahr 2000.
Das Schild (unten) stammt noch
aus der Vorkriegszeit in Köln
Vom Lkw auf die Schiene:
Sieben-Meter-Möbelwechselkoffer
h so was passiert:
Nicht schön, aber auc
en Auffahrunfall,
ein
in
iet
Der 1632 ger
der aufgebaut
wurde danach aber wie
Kein Umzug im Erdgeschoss:
NG 1219 mit Aufzug im Schlepp
Heute noch im Einsatz!
Hänger von Ackermann aus Wuppertal
Auf die Fahrzeuge ist man stolz –
und baut sie auch gern mal in Klein nach
1113 mit PullmannAufbau von Ackermann
Einmal alle auf das Bild,
bitte. Die Mannschaft
nach vollbrachter
Arbeit im Jahr 2002
Klassischer Fernverkehrszug
der Siebziger: MB 1632 mit
Aufbau und Anhänger von Hall
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Auch spezielle Kundenwünsche schrecken
die Spediteursleute aus Frechen nicht ab:
Ein Privatmann hatte sich ein neues Haus
bauen lassen. Mit dem Umzug selbst will
er aber möglichst nichts zu tun haben – er
zieht vier Wochen Urlaub vor. Nach seiner
Rückkehr möchte er aber in seinem neuen
Domizil alles exakt so wieder vorfinden,
wie es sein altes Zuhause verlassen hat.
Auch hier kann Hinrichs helfen. Der Kunde gewinnt das nötige Vertrauen und überlässt dem Spediteur die Hausschlüssel.
Die Hinrichs-Mitarbeiter fotografieren das
gesamte Inventar und alle Schränke; Geschirr, Gläser und der ganze Hausrat werden sorgfältig verpackt und nach dem Aufstellen der Möbel im neuen Haus entsprechend dem Wunsch
des Kunden wieder eingeräumt. Nach der erfolgreichen Abwicklung dieses Auftrags
hatte man einen sehr
zufriedenen Kunden
mehr, von dem man oft und gerne weiterempfohlen wurde.
2013 dann ein weiterer Großauftrag: Die
Kfz-Zulassungsstelle Hürth soll vom ehemaligen Kreishaus in den Hürth-Park umziehen. Auch diese Aufgabe kann man zur
vollsten Zufriedenheit in nur vier Tagen
über die Bühne bringen. 2015 zieht Hinrichs eine Anwaltskanzlei mit 130 Mitarbeitern innerhalb von Köln um – in einem
rollierenden System ist die Sache in nur
neun Arbeitstagen erledigt.
Das sorgfältige Ausführen der Aufträge
ist Jens Hinrichs außerordentlich wichtig.
Dazu gehört für ihn immer ein persönlicher Besuch beim Kunden, wo alle Wünsche und Anforderungen besprochen und
berücksichtigt werden. Natürlich verlässt
sich der Firmenchef auch auf seine geschulten und langjährig beschäftigen 14
Mitarbeiter. Aber der Chef, der selbst den
Führerschein der Klasse CE besitzt und bei
längeren Touren seine Fahrer ablösen
kann, sorgt nicht nur für neue Aufträge,
sondern packt auch selbst immer wieder
tatkräftig mit an.
Wie früher üblich, führen die Möbellaster auch heute noch breite Treppen mit,
um das Betreten der Ladeflächen zu erleichtern. Die Fahrzeuge sind zudem mit
faltbaren Hebebühnen ausgestattet. Um
die Kräfte und die Gesundheit seiner Leute zu schonen, gehören auch kleine Wägelchen, die mit je vier drehbaren Rollen versehen sind, zur Ausstattung. Die schwereren oder größeren Möbelteile werden daraufgestellt und müssen so nicht mehr
mühsam getragen werden. Eine weitere
Idee Jens Hinrichs zur Erleichterung der
Arbeit ist eine zusammenklappbare Alurampe, die im Lkw mitgeführt wird. Die
Hebebühne lässt sich ausklappen und
bündig an die Ladefläche fahren. Jetzt
kann man über die angelegte Rampe, die
eine schiefe Ebene bildet, Rollwagen oder
Text: Jürgen Stührenberg
Fotos: Spedition Hinrichs
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