Óbidos, im Advent 2015 Liebe Verwandte, liebe Freunde und Wohltäter, auch in diesem Jahr habe ich für den Weihnachtsbrief ein Foto mit der Darstellung einer Krippe ausgewählt, die wir im vergangenen Jahr auf der Internationalen Krippenaustellung in Óbidos betrachten konnten. Diese Krippenausstellungen in unserer Diözese helfen uns noch mehr, das Weihnachtsereignis in unser Leben zu integrieren und uns auf die Geburt des Herrn einzulassen: Jesus Christus, der auch in unserer aller Herzen geboren werden möchte. So durften wir es auch in diesem Jahr 2015 erfahren durch die vielen Begegnungen mit Menschen und Situationen, in denen wir Christus begegnen konnten. Zeichen der Hoffnung und des Friedens kommen zum Vorschein, die uns Kraft geben, auf dem Weg weiterzugehen und die vielen Herausforderungen in Amazonien zu bewältigen und anzupacken. Dafür sind wir sehr dankbar! Danken möchte ich vor allem für die große Solidarität, die wir in diesem Jahr erhalten haben durch verschiedene Gesten und Zeichen der Wertschätzung. Nicht immer war es mir möglich, zeitnah zu antworten, aber durch diese Zeilen möchte ich allen danken für die Freundschaft und Bereitschaft zur Unterstützung unserer Anliegen. Im kirchlichen und sozial-caritativen Bereich hat sich viel getan in diesem nun endenden Jahr. Wir haben oftmals den Eindruck, dass die Arbeit immer mehr wird und wächst. Vieles konnte auf den Weg gebracht und konkret umgesetzt werden. Am 22. März 2015 wurde die neue missionarische Pfarrgemeinde São Sebastião in Tabatinga im Hinterland von Juruti mit über 30 kleineren und grösseren Gemeinden gegründet. Sie hat auch sieben Gemeinden, die zur Diözese Santarém gehören. Zur Erhebung der Pfarrei und Einführung von Padre José Paulo als erstem Pfarrer dieser neuen Pfarrei waren über 2.000 Leute aus Juruti, Óbidos und anderen Teilen unserer Diözese zum Fest der Erhebung gekommen. Wir haben jetzt neun Pfarreien und sechs eigenständige Missionsgebiete. Am 03. Januar 2016 wird das neue Missionsgebiet vom Hl. Herzen Jesu in Juruti Velho mit über 30 Gemeinden auf einem Gebiet von 5.000 km² offiziell errichtet. Seit Anfang des Jahres ist Padre Emmanuel mit einem Seminaristen vor Ort, um die neuen Strukturen für die zukünftige Pfarrgemeinde zu schaffen und das kirchliche Leben in den weit entfernt liegenden Basisgemeinden zu fördern. Die Franziskanerinnen von Maria Stern sind in dieser Region von Juruti Velho schon über 20 Jahre sehr aktiv tätig, und wir verdanken die kirchliche und gesellschaftliche Entwicklung in dieser Region den Schwestern, vor allem Sr. Brunhilde Henneberger aus Randersacker! Anfang September konnten wir schon das neue Pfarrhaus im Beisein einer Gruppe aus Hammelburg, der Heimatgemeinde von Sr. Joanita Sell, einweihen. Für das Jahr 2016 haben wir die 99-prozentige Zusage der Herz-Jesu-Priester, die dort eine neue Mission eröffnen möchten. Dann wird es endlich möglich sein, die über 20 Gemeinden, die heute von der Nachbardiözese Parintins betreut werden, zu integrieren. Außerdem gibt es in der Region südlich von Juruti Velho viele Gemeinden in schwer zu erreichenden Gebieten, die seit vielen Jahren keine seelsorgliche Betreuung erfahren. Durch diese neuen Perspektiven werden wir dann besser die einzelnen Gemeinden versorgen können. In der Pfarrei São Martinho de Lima in Óbidos haben wir seit Anfang des Jahres ein neues Pfarrteam mit zwei jungen Neupriestern, Padre Leonardo und Padre Wellington, und einem jungen Ehepaar als Laienmissionare, Davi und Juliana, die alle aus unserer brasilianischen Partnerdiözese Juiz de Fora, Minas Gerais, stammen. Padre Leonardo ist der Pfarrer und wurde erst Ende September zum Priester geweiht. Und Davi ist vor allem als studierter Exeget der Kath. Universität Rio de Janeiro (PUC – Rio) für die Weiterbildung in diesem Bereich in unserer Diözese verantwortlich. Gemeinsam mit den vielen Laien aus der Pfarrei gab es ein enormes Wachstum der Anzahl der Basisgemeinden. Am Anfang des Jahres hatte diese Gemeinde noch 28 kleinere und grössere Gemeinden und momentan sind es schon 40! Zum Pfarrteam in dieser Gemeinde gehören auch die Katharinenschwestern, die nun schon seit zwei Jahren in Óbidos sind. Wir konnten Ende November 2015 das neue Schwesternhaus Madre Regina in dem Armenviertel São José einweihen, welches gleichzeitig Standort ist für die kirchliche und soziale Basisarbeit am Stadtrand von Óbidos. Hier sei der vom Bistum gebaute Brunnen der neu entstandenen Basisgemeinde Santa Maria Madalena und die Gründung des gleichnamigen Vereins des Brunnens erwähnt. Nun haben die Anwohner endlich fliessendes Wasser bekommen. Vor allem die Schwestern mit unserem Team der sozialen Pastoral und der Caritas setzen sich sehr für diese Menschen an der Peripherie ein. Die Franziskanerinnen von Maria Stern in der Missionsstation bei den Tiriyó Indios im Norden unserer Diözese haben am Anfang des Jahres die Hausgemeinschaft auf drei Schwestern vergrößert. Sie setzen sich sehr für die Frauen, Kinder und Jugendlichen vor Ort ein. Zusammen mit den Franziskanern kämpfen sie für die Rechte der dortigen Índios zur Grenze nach Surinam. Die Franziskaner Frei José Führ und Frei Protásio Stückler halten die Stellung in der Missionstation. Und auch in diesem Jahr haben die Franziskaner aus Recife junge Mitbrüder für ein Praktikum in die Mission entsandt, um noch besser die über 20 Dörfer zu betreuen. Das Leben mit den Tiriyó, Kaxuyana und Xiquiyana Índios ist schon alleine durch die schwierige Anreise eine riesige Herausforderung. Im Juni 2015 hatten wir einen Zuwachs an Ordensleuten in unserem Bistum. Für die Oblatenpatres kamen die missionarischen Minderbrüder (FMM), eine brasilianische Ordensgründung aus Ponta Grossa, Paraná, mit einem Priester und einem Laienbruder, um die Arbeit am oberen Trombetas Fluss fortzuführen. Für Oriximiná konnten wir die Ordensgemeinschaft der “Pequenas Missionárias Eucarísticas” gewinnen. Die Schwestern arbeiten dort mit den Steyler Missionaren in der riesigen St. Antônius Pfarrei mit ihren über 100 Gemeinden zusammen. Sie sind vor allem für die kirchlichen und sozialen Bereiche am Stadtrand zuständig. Für die Pfarrgemeinde in Juruti sind die Herz-Jesu-Schwestern “Apóstolas do Sagrado Coração de Jesus” gekommen. Eine Schwester arbeitet im Krankenhaus, eine in der Pfarrseelsorge und die dritte ist für den sozialen Bereich zuständig, vor allem für das Projekt “Cultura pela Paz – Kultur für den Frieden”, welches sich im Aufbau befindet und erst Ende November 2015 gegründet wurde. In diesem Jahr hat sich die Fokolarbewegung entschlossen, in unserem Bistum neue Projekt zu starten. Seit über einem halben Jahr wohnen zwei Fokolare, Hildebrando und Manuel, bei mir. Hildebrando ist im seelsorglichen Bereich für die Basisgemeinden, vor allem die “Ribeirinhos“ – „die Menschen, die an den Flüssen und Seen leben” tätig, während Manuel in unserer Schreinerei arbeitet. Wir hatten im Juli mit ca. 40 Mitgliedern der Fokolarbewegung eine erfolgreiche zweiwöchige Volksmission an den Peripherien und im Hinterland von Óbidos. Zum ersten Mal haben wir in Óbidos gleichzeitig vier Ausbildungshäuser für den Priesterund Ordensnachwuchs. Die Franziskanerinnen von der Pastoralen Aktion (FAP) haben drei Kandidatinnen in ihre Gemeinschaft aufgenommen, die Franziskaner haben zwei Aspiranten in der Ausbildung und die Franziskaner von der göttlichen Vorsehung (Krankenhaus) haben einen Postulanten. In unserem Propedeutikum sind vier Seminaristen, die sich für das Philosophiestudium vorbereiten, darunter ein junger Tiriyó Índio. In diesem Jahr haben wir uns mit einer Gruppe von 14 Kandidaten für das permanente Diakonat aufgemacht, die sich regelmäßig trifft. Zwei davon gehören der Ordensgemeinschaft der Franziskaner von der göttlichen Vorsehung an. Dies ist ein neuer Aufbruch in unserer Kirche und im Westen des Bundesstaates Pará. Seit Mitte Juni 2014 sind die Franziskaner von der göttlichen Vorsehung segensreich in unserer Diözese tätig und haben im April 2015 zusätzlich das Krankenhaus in Juruti übernommen. Dort konnte durch verschiedene Arzteinsätze Menschen operativ geholfen werden, die schon jahrelang auf eine Behandlung warteten. Für das dortige Krankenhaus sind Frei David und Frei Camilo zuständig, die außerdem die Seelsorge für das arme Stadtrandgebiet Nova Jerusalém zusammen mit den Herz-Jesu-Schwestern übernommen haben. In Óbidos wird das Hospital “Santa Casa de Misericórdia” schon über ein Jahr von Frei Joel geleitet, der sich unermüdlich für die kranken Menschen und die Verbesserung der Krankenhausstruktur einsetzt. Frei Carlos ist als Ingenieur für den neuen Erweiterungsbau zuständig, in dem neue Räumlichkeiten für die Verwaltung, Krankenstation, Ambulatorien, OP-Saal, Sterilisationssaal usw. enstehen. Durch diese Neuerungen ist eine bessere gesundheitliche Versorgung in unserer Region am Unteren Amazonas gewährleistet. Am Stadtrand von Óbidos bauen die Franziskanerinnen (FAP) einen neuen Kindergarten für insgesamt 120 Kinder. Der Neubau wurde von Sternstunden e. V. in München finanziert und findet bald seinen Abschluss. Der erste Teilabschnitt wurde schon seiner Bestimmung übergeben, und 48 Kleinkinder konnten die neuen Räumlichkeiten Mitte des Jahres beziehen. Für die Bevölkerung ein riesiger Gewinn, da es einfach überall an Kindergärten und Ausbildungsplätzen fehlt. Die “Fazenda da Esperança – Bauernhof der Hoffnung” hat sich sehr gut entwickelt und das Therapiezentrum ist ständig voll belegt. In diesem Jahr hat sich die Stabilität der Rekuperanten, die nicht die Therapie vorzeitig beendet haben, vermehrt. Wir werden im kommenden Jahr ein neues Haus mit mehr Belegplätzen bauen müssen. Der bisherige Leiter Padre Ronaldo ist nach dreijähriger segensreicher Arbeit auf die Fazenda da Esperança nach São Gabriel, Bundesstaat Amazonas, versetzt worden. Dafür ist von dort Joaquim als neuer Leiter nach Óbidos gekommen, der sich noch in der Einführungsphase befindet. Unser Jugendzentrum “Cultura pela Paz – Kultur für den Frieden” konnte in diesem Jahr wieder über 200 Jugendliche und ihre Familien begleiten. Die verschiedenen Kurse, vor allem die Informatik- und Musikkurse, wurden gut besucht und von vielen Anwohnern des Stadtviertels São Francisco in Anspruch genommen. Im Stadtviertel Bela Vista in Óbidos haben wir in diesem Jahr eine Filiale mit 40 Jugendlichen gestartet. Die wird häufig zu öffentlichen Veranstaltungen im Bistum Óbidos und ebenso nach Santarém eingeladen. Dieses Jugendprojekt soll im kommenden Jahr in Faro entstehen, und in Juruti wurde es schon Ende November offiziell eingeweiht. Auch die anderen sozialen Projekte und Programme wie: “Pastoral da Criança – Kinderpastoral” und “Economia Solidaria – Wirtschaftliche Solidarität”, um nur zwei Projekte zu nennen, konnten viele Erfolge in der Arbeit, vor allem mit Kindern, Müttern und Familien, verzeichnen. Unser Team der sozialen Pastoral und der Caritas hat sich mit hohem Engagement für die Belange der Bevölkerung, vor allem der ärmeren Menschen eingesetzt. Die „Comissão da Pastoral da Terra – Komission für Landpastoral“ (CPT) setzt sich mit den Landkonflikten stark auseinander, die immer schärfer werden in unserer Region. Leider müssen wir die Abholzung großer Flächen des Regenwaldes in unserer Region feststellen. Das illegal verarbeitete Holz wird in Europa und Nordamerika als legales Holz auf dem Markt verkauft. Deshalb haben Überlegungen zur Aufforstung des Waldes bei uns begonnen mit der Aufgabe, konkrete Projekte zu erarbeiten, die diesem Trend entgegenwirken. Vor allem der Klimaschutz benötigt dringend Alternativen an der Basis, die eine Zukunft gewährleisten. Seit Mitte des Jahres haben wir Achim Lieth aus dem Erzbistum Köln als neuen Partnerschaftsbeauftragten für die Partnerschaft mit Würzburg bei uns. Er ist gleichzeitig für die internationale Projektabteilung zuständig und entlastet mich dadurch sehr. Darüber bin ich persönlich sehr froh. Die Bistumspartnerschaft mit Würzburg ist nun schon drei Jahre alt und es besteht mittlerweile ein reger Austausch zwischen den beiden Bistümern. In Óbidos wurde der Freundeskreis Würzburg – „Grupo de amigos de Würzburg“ von denen gegründet, die schon einmal dort waren und nun die Partnerschaft mehr in die Diözese hineintragen. Außerdem hatten wir zwei Jugendliche, Dualex und Joseli, als Freiwillige in Würzburg, die im Oktober von Mauraci und Celem abgelöst wurden. Im Priesterseminar unseres Partnerbistum befinden sich zwei Seminaristen, Amauri und Marquinhos, die sich auf das Studium in Deutschland vorbereiten. Im Mai reiste eine Delegation bestehend aus Padre Luis und Ir. Violeta aus Faro und Douglas und Garcia aus Óbidos, nach Würzburg. Gemeinsam mit der Delegation konnte ich am 9. Mai, dem 6. Jahrestag meiner Bischofsweihe, einen kreativen und inspirierenden Óbidos-Nachmittag in Würzburg erleben, zu dem ca. 120 Menschen gekommen waren. In Óbidos hatten wir Besuche von Christiane Hetterich, einer Gruppe aus Hammelburg mit ihrem Pfarrer Thomas Eschenbacher und eine Gruppe von LehrerInnen unter der Koordination von Susanne Warmuth und Ulrich Geißler. – Anfügen möchte ich hier den Besuch von Bernward Wigger und Udo Lohoff vom Pater Beda Aktionskreis. Kurz darauf verstarb Pater Beda in Deutschland. Wir sind ihm zu großem Dank verpflichtet! Zum Schluss möchte ich allen für die Weggemeinschaft in diesem Jahr danken und wünsche eine gesegnete Weihnachtszeit und frohes Neues Jahr 2016. Mit vielen Grüßen vom Amazonas Euer Diocese de Óbidos Praça Frei Rogério, 239, Centro, 68.250-000 Óbidos - PA / Brasilien Tel.: 00 55 93 3547 2102 / 3547 1296 Fax: 00 55 93 3547 1663 e-mail: [email protected] Brasilienmission des Hl. Franziskus e.V. Erlte 83 D-49429 Visbek Tel.: 04445/966865 Bankverbindung: Volksbank Visbek eG IBAN: DE51280661030000149000 BIC: GENODEF1VIS
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