12I LANDKREIS Landkreis / Lese(r)stoff Oberhessische Presse Bürger wird mit hohen Kosten belastet Zur Diskussion in Lohra über wiederkehrende Straßenbeiträge: Donnerstag, 8. Oktober 2015 Suchthilfe hat viele Gesichter Suchthilfetage im Landkreis vom 9. bis 15. Oktober: Nur ein Zehntel der Alkoholkranken nimmt Hilfe an Bei den neunten Suchthilfetagen liegt in diesem Jahr der Schwerpunkt Der Bürger hat nicht einmal die auf dem Thema Alkohol Wahl zwischen Pest und Chound der Entwicklung lera. Bei den wiederkehrenden Straßenbeiträgen nimmt die In- der Hilfsangebote in den teressenvertretung der Gemein- vergangenen eineinhalb den, der Hessischen StädteJahrzehnten. und Gemeindebund, Einfluss auf die Parteien, um den Willen des Bürgers auszuhebeln. Aus dem Artikel von Gianfranco Fain geht hervor , dass in der Gemeindevertretersitzung Lohras eine Stellungnahme des Hessischen Städte- und Gemeindebundes vorlag die besagt, dass das Parlament einen Bürgerentscheid zu diesem Thema nicht anstoßen könne. Durch eine solche Stellungnahme wird der Einfluss des Bürgers auf den wiederkehrenden Straßenbeitrag ausgehebelt. Offensichtlich will der Städte- und Gemeindebund mit allen Mitteln flächendeckend den wiederkehrenden Straßenbeitrag durchsetzen. Benötigt wird nur noch eine Modellrechnung und eine Mustersatzung. Dieses hat freundlicherweise der Verband gleich zur Hand. Für die Mustersatzung standen 19 Juristen zur Verfügung. Einzigartig in Deutschland – übernehmen sie sämtliche Rechtsangelegenheiten ihrer Mitglieder und vermeiden für die einzelnen Kommunen hohe Verfahrenskosten. Die Klage ist für Verbandsmitglieder kostenlos. Falls ein dummer Bürger mit einer Klage vors Verwaltungsgericht geht, dürfte dieser sofort unterliegen. Die beiden großen Parteien, CDU und SPD, sind sich schnell einig, diese Mustersatzungen zu übernehmen, da eigene Gedanken zu der neuen Straßenbeitragssatzung nicht mehr nötig sind. Hierzu bleibt festzustellen, dass genauso wie bei der bisherigen Straßenbeitragssatzung der Bürger mit erheblichen Kosten belastet wird und eine gleichmäßige Kostenverteilung auf alle Bürger ebenfalls nicht vorgenommen wird. Zum Teil tragen die Gemeindevertretungen selbst dazu bei. So werden keine Einstufungen bei den Straßen vorgenommen, den Bebauungsplänen wird unbedenklich zugestimmt, Abschnittsbildungen werden auf Grund der Mustersatzung dem Gemeindevorstand überlassen. Ebenfalls wird sich nicht mit dem Thema Straßenbeiträge und der jetzigen Rechtsprechung beschäftigt. Gerhard Höfler, Gladenbacher Straße 49, Lohra Gewalt nicht tolerieren Zum Bericht über Sexualgewalt in der Erstaufnahmeeinrichtung in Gießen vom 24. September: Männer, die solche Straftaten begehen, haben ihr Asylrecht bei uns verwirkt und sollten sofort abgeschoben werden. Dieses sollte auch für Diebstahl, Raub, Einbruch und Körperverletzung gelten. Solche Migranten braucht unser Land definitiv nicht. Auch eine Entschuldigung betreffend ihrer andersartigen Moralvorstellungen, besonders auch gegenüber Frauen, sollten wir nicht zulassen. Wenn sich Flüchtlinge hier bei uns integrieren wollen, müssen sie derartige überkommene Vorstellungen ablegen und unser Rechtssystem voll anerkennen. Maria Böttcher, Zum Sportplatz 3, Wetter Programm Freitag, 9. Oktober 14.30 Uhr: Filmvorführung „Zoey“; 16 Uhr: Abhängig vom Abhängigen? Vortrag mit Jürgen Naundorff, Suchtberatungsstelle Blaues Kreuz, Wilhelmstraße 8a, Marburg Montag, 12. Oktober 11 Uhr: Tag der offenen Tür, „Darstellung von Behandlungsstationen Suchtkranker“, Ullmannshof, Talstraße 8, Amönau von Manfred Schubert Schönstadt. „In den vergangenen Jahren haben wir sehr viele Fortschritte gemacht. 40 Prozent der Alkoholkranken können nach einer Therapie als geheilt gelten. Das bedeutet, dass deren Lebenserwartung der normalen Erwartung entspricht. Vor 30 bis 40 Jahren wurden nur zehn Prozent gesund. Eigentlich ist es jetzt noch trauriger als früher, dass weiterhin nur zehn Prozent derjenigen, die eine Behandlung bräuchten, diese auch aufnehmen“, sagte Dr. Ulrich Schu, geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum in Marburg. Dort nehme man etwa 80 neue Patienten pro Jahr auf. Alkohol kostet die Menschen Lebenszeit Alkohol, nach Nikotin die Nummer zwei unter den bei uns meistgebrauchten Drogen, koste die Menschen sehr viel Lebenszeit und -jahre. In unserer Gesellschaft sei es sehr schwierig, den richtigen Abstand zu dieser seit über 2 000 Jahren genutzten Kulturdroge zu finden, die vielen Menschen den Tod bringe. In unserem Landkreis, schätzte Dr. Schu, gebe es 5 000 bis 10 000 Alkoholabhängige. Die Therapie laufe in vier Phasen ab. In der ersten Pha- Dr. Ulrich Schu (von links), geschäftsführender Oberarzt der Klinik für Psychiatrie und Psycho therapie am UKGM in Marburg, Marcus Heil als Vertreter der Fleckenbühler, Sabine Balser, Leiterin des Betreuten Wohnens Teichwiese in Marburg, und Gisela Gerken, Leiterin der Koordinierungs stelle Sucht des Gesundheitsamtes auf Hof Fleckenbühl, stellen gemeinsam das Programm der Suchthilfetage vor. Foto: Manfred Schubert se müsse man die Motivation finden, in der zweiten folge die Entgiftung, dann die Entwöhnung und schließlich das lebenslange Trockenbleiben. In den vergangenen Jahren habe man die Phasen miteinander vernetzt. „Heute verlangen wir zum Beispiel in der Klinik nicht mehr, dass die Menschen 150-prozentig motiviert sind. Auch mit einem Prozent können sie kommen, unsere Aufgabe ist nicht nur die Entgiftung, sondern auch, die Motivation zu finden und aufzubauen“, erklärte der Arzt. Die Klinik sehe sich als Schnittstelle. „Wir versuchen, die verschiedenen Anbieter während der Entgiftungsphase in die Klinik zu holen, um Hemmschwellen abzubauen, sich vorzustellen und den Übergang in die nächste Phase vorzubereiten“, sagte er. „Vor Jahren gab es nur die Trinkerheilanstalten, heute ist das Angebot sehr vielschichtig. Der Alkoholiker entscheidet am besten selbst, was für eine Form der Behandlung er braucht. Ich halte eine Kombination aus Selbsthilfe und Therapie für angemessen“, ergänzte Marcus Heil, bei der Selbsthilfegruppe „Die Fleckenbühler“ für Öffentlichkeitsarbeit zuständig. Einrichtungen öffnen ihre Türen und informieren 1999 hat das Netzwerk Suchthilfe die ersten Suchthilfetage unter dem Titel „Sucht hat viele Gesichter“ veranstaltet. Mittlerweile finden sie alle zwei Jahre, im Wechsel mit den Psychiatrietagen, statt – beim neunten Mal unter dem Titel „Suchthilfe hat viele Gesichter“. Neben dem Schwerpunktthema Alkohol soll die Entwicklung der Suchthilfe in den vergangenen 16 Jahren dar- gestellt werden, aber auch um neue Medien sowie Spielsucht geht es. „In der Suchthilfe hat sich einiges geändert. Wir wollen verschiedene Angebote vorstellen, daher gibt es diesmal dezentrale Veranstaltungen“, erklärte Gisela Gerken, Leiterin der Koordinierungsstelle Sucht des Gesundheitsamtes. Viele Einrichtungen öffnen ihre Türen und laden ein zu Vorträgen, Diskussionen, Besichtigungen, Essen und Trinken. Die Teilnahme an den Suchthilfetagen ist kostenlos. Das Faltblatt mit dem kompletten Programm gibt es im Internet unter www.marburg-biedenkopf.de zum Herunterladen. Ansprechpartnerin zu den Suchthilfetagen: Gisela Gerken, Landkreis Marburg-Biedenkopf, Fachdienst Beratung und Prävention im Fachbereich Gesundheitsamt, Telefon: 06421 4054141, E-Mail: GerkenG@marburg-biedenkopf. de, Schwanallee 23, 35037 Marburg Dienstag, 13. Oktober 13.45 Uhr: Begrüßung und Kurzvorstellung der Klinik; 14 Uhr: Kognitive Korrelate der Verhaltenskontrolle bei Alkoholabhängigkeit; 15.15 Uhr: Was hält den Alkoholiker bei der Stange?; 16 bis 17 Uhr: Abstinent leben oder weniger trinken? Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, RudolfBultmann-Straße 8, Marburg 19 bis 21 Uhr: Vorträge zu den Themen Spielsucht und neue Medien, Haus des Gastes, Karl-Waldschmidt-Straße 5, Gladenbach Mittwoch, 14. Oktober 12 bis 17Uhr: Symposium – Standards und Individualisierung in der Suchtbehandlung, Vitos Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Cappeler Straße 98, Marburg Donnerstag, 15. Oktober 11 Uhr: Tag der offenen Tür im Betreuten Wohnen Teichwiese, Teichwiesenweg 9, Marburg 15 bis 18 Uhr: 20 Jahre Fachstelle für Suchtprävention, Jugendzentrum, Röntgenweg 1, 35260 Stadtallendorf Alzheimer Gesellschaft feiert 15. Geburtstag Ehrenamtliche und hauptberufliche Helfer unterstützen Demenzkranke in ihrem Alltag Zum 15-jährigen Bestehen der Alzheimer Gesellschaft gab Professor Andreas Kruse eindrucksvolle Einblicke in die Krankheit. von Marie Rentergent Marburg. Mit dem Festvortrag unter dem Motto „Gut leben mit Demenz!?“ im Bürgerhaus Cappel sollte am Freitag zweierlei Anlässen gedacht werden: zum einen des Welt-Alzheimertags, zum anderen des 15-jährigen Bestehens der Alzheimer Gesellschaft Marburg. Diese unterstützt seit ihrer Gründung tatkräftig Demenzkranke, etwa durch die Gründung von Wohngruppen oder das Organisieren von Begegnungscafés. Leben mit Demenz in der Zukunft Zunächst moderierte Christina Stettin, erste Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft, den Vortrag an, indem sie ein Bild davon zeichnete, wie das Leben für Demenzkranke 25 Jahre in der Zukunft aussehen könnte: Man pflegt seine Kontakte, bleibt aktiv, nutzt das Handy, um den Alltag zu strukturieren – kommt also „noch ganz gut zurecht“, wie Stettin sagte. Dieses Szenario gibt schon sehr gezielt wieder, was Alzheimerpatienten am dringendsten benötigen, wie im Vortrag von Andreas Kruse verdeutlicht wurde. Der 60-Jährige ist Professor für Gerontologie an der Universität Heidelberg und wurde in diesem Gebiet mehrfach ausgezeichnet, etwa 1992 mit dem Max-Bürger-Preis der Deutschen Gesellschaft für Gerontologie und Geriatrie. Er eröffnete seine Rede mit einer, wie er selbst zugab, eher pessimistischen Aussage, nämlich dass die Wissenschaft bisher keine Methode der Prävention von Alzheimerdemenz kenne. „Jeder muss damit rechnen – man könnte diese Krankheit als die letzte Grenze unserer Existenz bezeichnen“, sagte der Gerontologe ernst. Das mache es umso wichtiger, alle nötigen Rahmenbedingungen zu erfüllen, „damit die Menschenwürde sich leben kann“. Zu der Frage, ob Emotionen und Affekte bei Patienten ab einem gewissen Krankheitsstadium überhaupt noch vorhanden seien, hat Kruse eine klare Antwort: „Auch wenn diese nicht mehr verbal oder durch Mimik ausgedrückt werden können, bleiben sie doch – möglicherweise sogar bis an das Lebensende – relativ gut erhalten.“ Es gebe genügend Wege, einem Demenzkranken die Möglichkeit zu geben, Freude und Glück zu empfinden: Neben dem Pflegen sozialer Kontakte und der Möglichkeit, über den eigenen Alltag mitzubestimmen, sei die Aktivierung des Kranken ein unverzichtbarer Aspekt. Dies kann sowohl körperlich als auch psychisch geschehen, etwa in- dem man ihn oder sie durch Erzählungen an besondere Situationen aus dem Lebenslauf erinnert. „Wenn einem Alzheimerpatienten, sobald er unruhig wirkt, ein Neuroleptikum zur Beruhigung verabreicht wird, so ist das einer der größten Fehler“, sagte Kruse bestimmt. „Ohne Aktivierung und Reize aus der Umwelt können sich die psychopatho- logischen Probleme vermehren.“ leicht Patienten haben Einfluss auf Verlauf der Krankheit Aus diesem Grund lobte der Gerontologe das Engagement, mit dem die ehrenamtlichen und hauptamtlichen Helfer der Alzheimer Gesellschaft Demenzkranke unterstützen. „Am schlimmsten ist der Eindruck, nicht verstanden zu werden und kein aktiver Teil der Gesellschaft mehr zu sein“, verdeutlichte er. „Wenn man den Patienten klar macht, dass sie einen großen Einfluss auf den Verlauf der Krankheit nehmen und weiterhin über die Gestaltung ihres Lebens bestimmen können, nimmt man ihnen damit eine große Last.“ Er gratulierte der Alzheimer Gesellschaft dafür, dass sie solche Prozesse möglich macht. Andreas Kruse, Professor für Gerontologie, gratulierte der Alzheimer Gesellschaft zum 15jährigen Bestehen und dankte den Mitarbeitern für das Engagement. Foto: Marie Rentergent
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