D 8512 51. Jahrgang Nr. 27 Montag, 13. Juli 2015 NachrichteN Politik Ukrainer in Not Die humanitäre Lage in der Ukraine spitzt sich zu. Fünf Millionen Menschen sind auf Hilfe angewiesen. Seite 4 Die stille Abwehr BuNdeswehr Kasdorf geht Laserwaffen sind keine Science Fiction mehr – die Bundeswehr hat in die Erforschung der Technologie investiert. Der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Bruno Kasdorf, geht in Ruhestand – Rückblick auf ein Leben als Soldat. Seite 6/7 sPort Schleu kämpft Stabsunteroffizier (FA) Annika Schleu ist Fünfkämpferin. aktuell hat sie zur Weltmeisterschaft in Berlin begleitet. Seite 10 Der Beitrag „#MitOlli“ a/Re chask ll/Pro meta Rhein ürösi/ s Gy Milo [M] Foto : An der Feldjägerschule in Hannover gibt es eine Ausbildung der besonders rasanten Art. Auf einer hochmodernen Anlage für die erweiterte Kraftfahrausbildung lernen Feldjäger – und speziell Personenschützer – den sicheren Umgang mit Fahrzeugen in Extremsituationen. In der sechsten Folge #MitOlli setzt sich Hauptfeldwebel Oliver Bender mit ins Auto. Sie haben andere Themen, die Sie interessieren? Schreiben Sie uns, wo Sie Olli gern sehen würden. Alle 14 Tage gibt es eine neue Folge auf dem YouTubeKanal der Bundeswehr. (eb) dBw Video der woche: Berlin. Sie sind geräuschlos, präzise und schnell: Leistungsstarke Laserwaffen könnten schon bald Realität werden. Die Bundeswehr hat in den vergangenen Jahren 84 Millionen Euro in die Erfor- unter www.youtube. com/bundeswehr. [email protected] schung der Technologie investiert. Der zukünftige Einsatz der Systeme hängt nach Angaben des Ministeriums auch von den rechtlichen und sicherheitstechnischen Voraussetzungen ab. Die Grafik zeigt einen stationären „Hochenergielaser-Effektor“ des Herstellers Rheinmetall. Die US-Navy hat eine Laserwaffe im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben erstmals erfolgreich eingesetzt. Seite 3 2 aktuell Intern 13. Juli 2015 Foto:Hannemann/Bundeswehr BILD Der WOCHe T IMpreSSUM Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt: Bundesministerium der Verteidigung Presse- und Informationsstab Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin Redaktionsanschrift: Redaktion der Bundeswehr Bundeswehr aktuell Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin Telefon: (0 30) 886 228 - App. Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41 E-Mail: [email protected] Leitender Redakteur ( -2420): Oberstleutnant Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh) Vertreter und Politik ( -2421) Vivien-Marie Bettex (vmd) Streitkräfte/Einsatz: Fregattenkapitän Peter Vossieg (pev -2820), Major Peter Mielewczyk (pm), Kapitänleutnant Victoria Kietzmann (kie), Jörg Fleischer (jf -2860), Major Anika Wenzel (akw), Hauptmann Patricia Franke (pfr) Sport/Vermischtes/Militärgeschichte: Björn Lenz (ble -2840), Regierungsamtmann Stefan Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie), Christiane Tiemann (tie -2850), Oberleutnant Jennifer Fiebig-Schulze (jfs), Ulrike Jenssen (uje) Mediendesign: Eva Pfaender (epf, - 2423) aktuell als E-Paper und im pdf-Format: Auf www.bundeswehr.de abrufbar Satz: Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr, DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn Intranet: http://zentraldruckerei.iud Druck: Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf Erscheinungsweise: Wöchentlich montags Auflage: 45 000 Exemplare Verteilung innerhalb der Bundeswehr: Fachinformationsstelle (FISt)/Bibl. ZInfoA Prötzeler Chaussee 20, 15344 Strausberg Telefon: (030) 886 228 - 2670 E-Mail: RedaktionBwMediendisposition@ bundeswehr.org ISSN: 1618-9086 Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme, Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die Redaktion das Recht auf Kürzung vor. ZItAt „Wir brauchen einen langen Atem.“ Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen während ihres Besuchs im sizilianischen Catania über den Auftrag deutscher Soldaten im Mittelmeer und die EU-Mission EUNAVFOR MED. KALenDerBLAtt Vor 25 Jahren: Am 8. Juli 1990 gewinnt die deutsche Fußballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Italien ihren dritten WM-Titel. In der 85. Minute erzielt Andreas Brehme per Strafstoß das 1:0 im Finale gegen Argentinien. Vor 30 Jahren: Am 7. Juli 1985 gewinnt Boris Becker das Tennisturnier in Wimbledon. Der erst 17-jährige Spieler geht damit als jüngster und zugleich als erster deutscher Wimbledon-Sieger in die Tennisgeschichte ein. Vor 40 Jahren: Am 8. Juli 1975 besucht Yitzhak Rabin als erster israelischer Regierungschef die Bundesrepublik Deutschland. Der Staatsbesuch eines israelischen Politikers in Deutschland war ein wichtiger Schritt für die Normalisierung des deutsch-israelische Beziehungen. Vor 65 Jahren: Am 6. Juli 1950 erkennt die DDR die Oder-NeißeLinie als Grenze zu Polen an. Im Görlitzer Vertrag werden die Flüsse Oder und Neiße als „unantastbare Friedens- und Freundschaftsgrenze“ zwischen beiden Staaten bezeichnet. Vor 130 Jahren: Am 6. Juli 1885 gelingt dem französischen Wissenschaftler Louis Pasteur erstmals der erfolgreiche Einsatz eines Impfstoffs gegen die Tollwut. Als Kind hatte Pasteur die damals traditionelle Behandlung – das Ausbrennen der Bisswunde mit einem glühenden Eisen durch den Dorfschmied – beobachtet. (eb) Edi Seit Anfang Mai sind deutsche Marinesoldaten im Mittelmeer eingesetzt, um in Seenot geratene Menschen zu retten. Viele Medienberichte sind erschienen, doch was die Soldaten dort wirklich leisten habe ich erst jetzt verstanden – und es hat mit zutiefst beeindruckt. Anfang Juli hatte ich Gelegenheit, für wenige Stunden an Bord der Fregatte „Schleswig-Holstein“ zu sein. In Gesprächen haben Soldaten über ihren Auftrag berichtet und welche immensen Anforderungen die Aufgabe an sie stellt – körperlich und mental. Die Soldaten arbeiten unter extremen Bedingungen. In den Anzügen, die sie zum Schutz vor Infektionen tragen, herrschten enorme Temperaturen, berichteten mir Soldaten. Der Kontakt zu den Flüchtlingen konfrontiert sie mit deren Schicksalen. In den meisten Fällen können die Soldaten das gesamte Ausmaß nur erahnen. Über allem aber steht die Erfahrung, Leben zu retten. Eine Tatsache, die die Soldaten als zutiefst erfüllend empfinden. Und zwar tausendfach. In den vergangenen Wochen hat die deutsche Marine mehr als 5600 Menschen gerettet. Der Auftrag der Soldaten hat sich mit Beginn der Mission EUNAVFOR MED verändert. Sie sind nicht mehr ausschließlich für die Rettung von Menschen im Einsatz. Die erste Phase von EUNAVFOR MED schließt die Aufklärung von Schleusernetzwerken mit ein. Noch ist ungewiss, ob die zweite und dritte Phase der EU-Mission umgesetzt werden wird – dafür wäre neben einem UN-Mandat auch die Einwilligung Libyens erforderlich. Vorgesehen ist, Schleuserboote auch aufzubringen und zu beschlagnahmen und später die Infrastrukturen der Schleuser zu zerstören. Vor allem aber gilt, so pathetisch es klingen mag: Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, Schiffbrüchigen das Leben zu retten. Das gibt dem Einsatz einen ganz besonderen Sinn. Christiane Tiemann Ressortleiterin Personal/Soziales 13. Juli 2015 Ministerium / Hintergrund Schützender Strahl Foto: [M] Milos Gyürösi/Rheinmetall/Prochaska/RedBw Berlin. Seit 50 Jahren wird Laser waffentechnologie in Deutsch land erforscht, bald könnte aus der Zukunftsvision Realität wer den. Nach Angaben des Verteidi gungsministeriums sind leis tungsstarke Laserwaffen schon lange kein „Science Fiction“ mehr. Deswegen sei auch die Bundeswehr gezwungen, sich zum Schutz der eigenen Soldaten mit der Technologie zu beschäf tigen. In den letzten 10 Jahren hat die Bundeswehr rund 84 Milli onen Euro in die Erforschung von Lasertechnologie durch ver schiedene Rüstungsunternehmen und deutsche Forschungsinsti tute investiert. Im Vordergrund steht die defensive Anwendung der Technologie beispielsweise zur Abwehr von Raketen und Luftangriffen. Das große Potenzial der Sys teme, die elektromagnetische Wellen – oder vereinfacht dar gestellt, stark gebündeltes Licht – einsetzen, liegt in den Vortei len gegenüber herkömmlichen Schusswaffen und Flugkörpern. Laserwaffen sind hochpräzise. Kollateralschäden können somit vermieden werden. Die Wirksam keit der Systeme ist skalierbar, kann also dem Einsatzszenario entsprechend angepasst wer den. Außerdem sind die Waffen geräuschlos und brauchen keine kostspielige Munition. Aller dings muss eine ausreichende Energieversorgung gewährleis tet sein, um die Systeme betrei ben zu können. Das wäre zum Beispiel auf Schiffen gegeben – sie haben leistungsstarke Gene ratoren an Bord. Eine Montage von Laserwaffen auf Landfahr zeugen hingegen wird seitens des Ministeriums aufgrund des hohen Energiebedarfs und der Störan fälligkeit der Systeme als schwie rig eingestuft. Mit der Lasertechnologie steht ein technologischer Quanten sprung bevor, der eine Reihe von handfesten Vorteilen mit sich bringt. Der mögliche zukünftige Einsatz ist jedoch nicht nur von der technischen Umsetzbarkeit, sondern auch von den rechtlichen und sicherheitstechnischen Vor aussetzungen abhängig. Das Unternehmen Rheinme tall rüstete bereits im Jahr 2013 einen Radpanzer „Boxer“ mit einem Hochenergielaser (HEL) der 20KilowattKlasse aus und demonstrierte die Präzision der Lasertechnologie. Nach Angaben des Unternehmens war es mög lich, ein auf einen Pickup instal liertes Maschinengewehr zu neu tralisieren, indem mithilfe des Lasers eine einzelne Patrone im Munitionsgurt zerstört wurde. Ein weiteres mögliches Einsatz szenario könnte beispielsweise die Entschärfung von Sprengsät zen aus sicherer Entfernung sein. Die USNavy hat bereits eine leistungsstarke Laserwaffe an Bord der „USS Ponce“ erprobt. Im vergangenen Jahr bekämpf ten Soldaten damit nach Angaben der USNavy erfolgreich Ziele in der Luft, darunter Drohnen, und auf dem Wasser. Rüstung: Zehn-Punkte-Programm der Bundesregierung Berlin. Die Bundesregierung hat ein ZehnPunkte Programm zur Stärkung der nationalen Verteidi gungsindustrie beschlossen. Die „Europäisierung der Verteidigungsindustrie“ sei ein Baustein für die Weiterentwicklung der Gemeinsamen Sicher heits und Verteidigungspolitik (GSVP), heißt es in dem Beschluss. Erklärtes Ziel der Staats und Regierungschefs Europas sei, den bisher stark frag mentierten europäischen Verteidigungsmarkt neu zu gestalten. Die Sicherung der „wehrtechnischen Basis Deutschlands“ sei notwendig, heißt es in dem Papier. Die Bundesregierung wolle „angesichts der aktuellen internationalen Herausforderungen“ eine Debatte über die Rolle der Verteidigungsindus trie in der Gesellschaft fördern. In Zusammenhang mit Rüstungsexporten soll eine verbesserte „Endver bleibsicherung“ in den belieferten Staaten sicherge stellt und ein System von VorOrtKontrollen ein geführt werden. (vmd) Krieg ohne Regeln Berlin. Nach Einschätzung des Kommandeurs des Zentrums Innere Führung, Generalmajor Jürgen Weigt, sind die Soldaten der Bundeswehr auf die Heraus forderungen neuer Konfliktfor men gut vorbereitet. Gemeinsam mit weiteren Sicherheitsexperten hat er vergangene Woche über den Einfluss hybrider Bedrohungen auf westliche Gesellschaften dis kutiert. Thema der Veranstaltung des Zentrums für ethische Bil dung in den Streitkräften (zebis): „Hybride Kriege – Die Ohnmacht der Gegner“. Bei der hybriden Kriegsführung geht es darum, Verwirrung zu stif ten. Laut Herfried Münkler, Pro fessor für Theorie der Politik an der Berliner HumboldtUniversität, werden geltende Ordnungssys teme durch einen Mix von ver deckten und offenen Operatio nen unterlaufen. Entscheidungen Foto: Twardy/Bundeswehr Hybride Kriegsführung: Experten diskutieren über „die Ohnmacht der Gegner“. Soldaten haben „moralisches Rüstzeug“: Generalmajor Weigt. würden abgelöst durch Interpre tation, sagt Münkler. „Ist das nun ein Angriff oder nicht?“ Der Wissenschaftler Christian Mölling von der Stiftung Wis senschaft und Politik beschäftigt sich mit der Angreifbarkeit westli cher Gesellschaften. Er hat „Ver wundbarkeiten“ identifiziert, auf die Einzelphänomene hybrider Kriegsführung wie Propaganda, irreguläre Krieger und Cyberat tacken abzielen könnten. Unter anderem sei die territoriale Unver sehrtheit in Europa bedroht. Auch die Pluralität westlicher Gesell schaften habe zu Verwundbar keiten geführt. Der Militärethiker David Whetham vom Londoner King’s College betont die Wir kung hybrider Bedrohungen tief in die Zivilgesellschaften hinein. „Die Reaktion kann nicht nur mili tärisch sein“, so sein Urteil. Gesellschaft, Politik und Militär hätten in den letz ten Jahren einen Lernprozess durchgemacht, sagte General major Weigt. „Wir haben akzep tiert, dass Kriege und Konflikte sich nicht an Regeln halten.“ Die Entwicklung von Wider standsfähigkeit – „Resilienz“ – gegenüber Provokationen sei die Herausforderung. Die Bundeswehr sieht er in diesem Zusammenhang gut aufgestellt. Das Konzept der Inneren Füh rung stelle Soldaten das „mora lisch, ethische Rüstzeug“ zur Verfügung, um Gewissensent scheidungen treffen zu können und moralisch urteilsfähig zu sein, „selbst wenn die Bedin gungen eines Krieges uns an unsere Grenze führen“. (flo) Mehr Informationen zur Veran staltung auf www.bmvg.de 3 Ministerin besetzt Spitzenpositionen „Mobile HEL Effector“ der Firma Rheinmetall. Laserwaffen könnten bald zur Abwehr gegen Drohnen und Raketen eingesetzt werden. von Vivien-Marie Bettex aktuell Berlin. Generalleutnant Markus Kneip (59) wird Stellvertreter des Generalin spekteurs der Bundeswehr, General Volker Wieker. Das hat das Verteidigungsministe rium vergangene Woche mit geteilt. Generalleutnant Peter Schelzig (60), seit Mai 2013 Stellvertreter des Generalin spekteurs der Bundeswehr, geht am 30. September 2015 in den Ruhestand, dann tritt Kneip die Nachfolge an. In seiner bisherigen 40jährigen Dienstzeit hat Kneip zahlrei che herausragende Truppen und Einsatzverwendungen durchlaufen, unter anderem als Kommandeur der 1. Pan zerdivision in Hannover und des Regionalkommandos Nord im afghanischen Mazar eSharif. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen traf dar über hinaus weitere Personal entscheidungen im Bereich der Spitzendienstposten der Bundeswehr: • Neuer Abteilungsleiter Strategie und Einsatz im Minis terium und damit Amtsnach folger Kneips wird General major Dieter Warnecke (59). • Vizeadmiral Heinrich Lange (60), Abteilungsleiter Führung Streitkräfte im Ver teidigungsministerium, geht am 30. September 2015 in den Ruhestand. Ihm folgt Generalmajor Eberhard Zorn (55), derzeit Kommandeur der Division Schnelle Kräfte in Stadtallendorf. • Vizeadmiral Manfred Nielson (60), Inspekteur der Streitkräftebasis in Bonn, wird zum 1. April 2016 Deputy Supreme Allied Commander Transformation in Norfolk (USA). Damit wird Nielson der stellvertretende Komman deur eines der beiden strate gischen Hauptquartiere der NATO und verantwortlich für die Transformation und Wei terentwicklung der Allianz. Er übernimmt einen der führen den Dienstposten innerhalb der NATOKommandostruk tur und wird sich ab Oktober 2015 auf die neue Aufgabe vorbereiten. Sein Nachfol ger wird Generalleutnant Martin Schelleis (55), derzeit Kommandierender General des Luftwaffentruppenkom mandos in KölnWahn. Bereits im Mai hatte von der Leyen bekannt gegeben, dass der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Wieker, bis Sommer 2017 im Amt blei ben werde. (eb) 4 aktuell Politik / Hintergrund 13. Juli 2015 Moskau. Der russische Präsident Wladimir Putin und sein iranischer Amtskollege Hassan Rouhani wollen im militärischen Bereich enger kooperieren. Wie ein Sprecher des Kremls vergangene Woche mitteilte, sprachen die beiden Staatschefs unter anderem über eine Lieferung des russischen Luftabwehrsystems S-300 an den Iran. Am Rande des Gipfels der Schanghaier Kooperationsorganisation (SCO) in Ufa sprachen Putin und Rouhani auch über das umstrittene iranische Atomprogramm. Putin hoffe auf einen baldigen Kompromiss. (eb) USA: 40 000 Soldaten weniger Foto: imago Iran und Russland kooperieren Keine Lebensmittel mehr erhältlich: Ein Anwohner sieht sich auf einem zerstörten Markt in Donezk um. Donbass in Not Ukraine: Die humanitäre Lage ist dramatisch – trotz der offiziellen Waffenruhe. Foto: imago von Simon Klingert Washington. Die US-Armee soll in den kommenden zwei Jahren um 40 000 Soldaten verkleinert werden. Auch 17 000 zivile Stellen fallen weg. Das teilte ein Vertreter des Verteidigungsministeriums in Washington in der vergangenen Woche mit. Damit würde das US-Militär auf eine Stärke von 450 000 Soldaten schrumpfen. Hintergrund der Truppenreduzierung sind Sparmaßnahmen. Unabhängig davon hat US-Präsident Barack Obama bei einem Besuch im Pentagon (Foto) angekündigt, den Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ (IS) intensivieren zu wollen. (eb) Liberia: Erneuter Ebola-Ausbruch kiew. Mit der Unterzeichnung des Minsker Abkommens im vergangenen Februar stiegen die Hoffnungen auf eine Verbesserung der humanitären Lage im Osten der Ukraine. Doch die vereinbarte Waffenruhe ist brüchig – und die Lage der Zivilbevölkerung in den umkämpften Gebieten verschlechtert sich kontinuierlich. Insgesamt fünf Millionen Menschen sind in der Ukraine nach Angaben des Büros der Vereinten Nationen zur Koordinierung der humanitären Hilfe (OCHA) auf Hilfsleistungen angewiesen. Davon leben drei Millionen in der Donbass-Region im Osten des Landes mit den beiden Verwaltungsbezirken Donezk und Luhansk, die von den prorussischen Separatisten als Teil eines unabhängigen Staates beansprucht werden. Als Reaktion auf die Abspaltungsversuche hat sich die ukrainische Regierung im vergangenen November aus dem Sozial- und Gesundheitswesen der Region weitgehend zurückgezogen. Staatliche Einrichtungen wie Schulen und Krankenhäuser sowie Banken und die Verwaltung erhalten keine finanziellen Mittel mehr. Seither ist die medizinische Versorgung der Zivilbevölkerung nicht mehr ausreichend gewährleistet. Nahrungsmittel werden knapp Wegen der angespannten Lage ist auch der Zugang zu Nahrungsmitteln und sauberem Trinkwasser prekär. Im Juni hat die ukrainische Regierung den kommerziellen Transport von Lebensmitteln und Medikamenten in die von den Separatisten kontrollierten Gebiete untersagt. „Das wird die ohnehin schon schwierige Situation noch weiter verschärfen“, sagt OCHASprecher Alimbek Tashtankulov. Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) plant daher, die Nahrungsmittelhilfen für etwa eine halbe Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) Verstöße von Separatisten und der ukrainischen Armee gegen die Bedingungen der im Februar ausgehandelten Waffenruhe. In dem gemeinsam mit Vertretern Russlands und der OSZE unterzeichneten Abkommen hatten sich die Konfliktparteien auch auf den Abzug von schweren Waffen aus einer Pufferzone geeinigt. Eine im vergangenen September geschlossene Waffenruhe hatte nur wenige Tage Bestand. Ein Ende ist nicht absehbar Ein Ende des Konflikts in der näheren Zukunft ist Beobachtern zufolge nicht abzusehen. Diese Einschätzung teilt auch Peter Biermann von der Caritas: „Wir haben uns auf einen längeren Konflikt eingestellt. Die Mittel für die Winterhilfe haben wir im Budget schon reserviert.“ /Sc hie bel Bei den Kameradrohnen handelt es sich um ein Modell der österreichischen Firma Schiebel, die vor Ort den Betrieb im Auftrag der OSZE leistet. (kli) OS ZE tisten kontrolliertem Gebiet von einem Flugabwehrgeschütz beschossen, konnte allerdings unbeschadet auf der Einsatzbasis nahe der Stadt Mariupol landen. Bislang ließ das Einsatzgebiet der Drohnen über dem Verwaltungsbezirk Donezk nach Ansicht von Experten lediglich Vermutungen über die Verursacher der Störversuche zu. Anfang Juli bestätigte der „Verteidigungsminister“ der selbsternannten „Volksrepublik Donezk“ in einem Treffen mit dem Chef der OSZE-Beobachtermission, dass seine Truppen über Equipment zur Störung von unbemannten Fluggeräten verfügen. Das Problem sei, dass man nicht zwischen feindlichen Drohnen der ukrainischen Streitkräfte und denen der OSZE unterscheiden könne. to : Monrovia. Nach einem erneuten Ebola-Todesfall in Liberia haben sich weitere Menschen mit dem potentiell tödlichen Erreger angesteckt. Das teilte die liberianische Gesundheitsbehörde mit. Die erneuten Ansteckungen seien alle im selben Haushalt festgestellt worden. Der betroffene Bezirk am Rande der Hauptstadt Monrovia wurde bis auf weiteres unter Quarantäne gestellt, Desinfektion (Foto) ist Pflicht. Die Weltgesundheitsorganisation hatte das Land erst Anfang Mai für ebolafrei erklärt. (eb) Mariupol. Wiederholt sind die Kameradrohnen der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) über der Ukraine elektronischen Störversuchen ausgesetzt gewesen – jetzt hat ein hochrangiger Vertreter der prorussischen Separatisten erstmals bestätigt, dass Spezialisten für elektronische Kriegsführung unter seinem Kommando für die Angriffe verantwortlich sind. Seit dem vergangenen Oktober verstärken vier unbewaffnete Drohnen die OSZEBeobachtermission in der Ukraine bei der Überwachung des Waffenstillstandes zwischen den Separatisten und der ukrainischen Armee. Dabei sind die Fluggeräte immer wieder elektronischen Störversuchen ausgesetzt, die Bild- und Videoaufnahmen über den umkämpften Gebieten verhindern. Eine der Drohnen wurde nach Angaben der OSZE im vergangenen November über von Separa- Fo Foto: Wilke/RedBW Im Blindflug – OSZE-Kameradrohnen unter elektronischem Beschuss 13. Juli 2015 Einsatz / Bundeswehr aktuell Train the Trainer – Ausbildung im Irak Foto: Bundeswehr Mit Jurte fernab der Heimat Mazar-e sharif. Wie inter national die Zusammenar beit in den aktuellen Einsätzen der Bundeswehr ist, lässt sich am Besten in den Feldlagern erkennen. Allein im afghani schen Camp Marmal leben und arbeiten Soldaten aus 22 Nationen zusam men. Eines dieser Kontingente kommt aus der Mongolei. Ihr Einsatzmotto lautet: „One Team – one Mission“. Und um die Identität und den Zusammenhalt dieses Teams auch im Einsatz zu stär ken, haben die Soldaten aus der Mongolei Teile ihrer Kultur mit an den Hindukusch gebracht. Auf dem Appellplatz ihres Unterkunftsbereichs steht eine beigefarbene Jurte (Bild oben), das traditionelle Zelt des Step penvolks. Der Heimat ein Stück näher Der Innenraum der Jurte ist mit einer Ahnengalerie mongolischer Herrscher geschmückt. Unter ihnen auch der berühmte Dschingis Khan. Zu essen gibt es Buuz, traditio nelle Teigtaschen mit einer Füllung aus Schafsfleisch. „In unserer Jurte fühlen wir uns wie in der Mongolei“, sagt Kontingentführer Oberst leutnant Dschak stolz. „180 Tage Einsatz sind eine lange Zeit. Die Jurte macht uns die Trennung von der Heimat ein wenig leichter.“ Der Hauptauftrag des mongo lischen Kontingents ist der Schutz des Haupteingangs zum Feldlager. In drei Schichten führen die Solda ten des 40jährigen Stabsoffiziers Fahrzeug und Personenkontrol len durch, unterstützt von afgha nischen Ortskräften. Seit 2009 entsendet die Mongolei Solda ten nach Afghanistan. Die Bundeswehr bildet die Soldaten seit 2012 in der Nähe der mon golischen Haupt stadt UlanBator für den Einsatz aus. Mit Gesang und Bogen Noch während des Essens betritt ein Soldat im Deel das Zelt. Dieser bunt verzierte Man tel aus schwerem Filzstoff verleiht ihm eine ganz besondere Würde. Nach einer kurzen Einführung trägt der junge Mann ein Lied im Kehlkopfgesang (Bild links) vor. Dschak erklärt, dass es Jahre benötigt, um diese Technik zu erlernen. Der Gesang erinnert an den Klang eines Didgeridoos der australischen Aborigines. Nach dem Essen geht es zum Bogenschießen auf den Appellplatz. Der traditi onell gekleidete mon golische Schütze (Bild rechts) schafft mit dem Bogen mühe los, was für viele Sol daten mit der P8 eine Herausforderung ist: Auf 50 Meter 47 von 50 Ringen. „Wir sind stolz, unsere Kultur zu zeigen“, sagt Dschak und richtet zum Schluss noch seine Grüße nach Deutschland aus, das er seit seiner Generalstabsausbildung in Hamburg in bester Erinnerung hat. Kein Auftrag wie jeder andere Catania. Auf Booten mit drei provisorisch eingebauten Etagen treten die Menschen eine Reise ins Ungewisse an. 15 Meter lang und vier Meter breit sind die Boote, mit denen die Flüchtlinge sich auf den gefährlichen Weg von der libyschen Küste Richtung Italien machen. Ohne Toiletten, nur ausgerüstet mit einem Kom pass, sind sie oft tagelang auf dem Wasser. Die alten Dieselmotoren geben nicht selten mehr Abgase ins Innere der Schiffe ab als nach außen. Unter diesen Eindrücken ste hen die Soldaten der deutschen Marine, die zur Zeit im Mittelmeer an der Seenotrettung beteiligt sind und mit ihren Speedbooten als erstes auf die Flüchtlingsboote treffen. Bei der Rettungsaktion tra gen die Soldaten orangefarbene Schutzanzüge – eine enorme Foto: Kleemann/Bundeswehr EUNAVFOR Med: Die Seenotrettung im Mittelmeer bleibt ein ständiger Auftrag. Flüchtlingsboot: Unter Deck sind bis zu drei Ebenen eingezogen. körperliche Belastung, denn bei Außentemperaturen von 38 Grad und praller Sonne herrschen in den Anzügen Saunatemperaturen. Doch die Anzüge sind nötig, damit die Soldaten ihre Auf gabe ohne große Unterbrechung fortsetzen können – sie ersparen ihnen wiederholtes Desinfizieren, nachdem die Soldaten an Bord der Flüchtlingsschiffe mit Ben zin oder potentiellen Krankheits erregern in Berührung gekommen sind. Vieles, was den Menschen bei ihrer Flucht über das Mittelmeer und davor zugestoßen ist, kön nen die Helfer an Deck der Fre gatte „SchleswigHolstein“ nur erahnen. „Wir treffen auf Männer und Frauen mit Stich und Schuss verletzungen, auf Menschen mit Infektionskrankheiten, auf miss handelte Schwangere“, berichtet der Hauptgefreite Benjamin M. Er unterstützt die medizinische Versorgung an Bord. „Viele Men schen leiden an Flüssigkeitsver lust, andere haben viele Stunden in einer Benzinlache im Inneren der Boote gesessen“, sagt der Sol dat. Abends tauschen sich die Sol daten über das Erlebte aus, über die vielen Menschen, die sie an Bord geholt und versorgt haben. Benjamin M. und seinen Kame raden ist anzumerken, was es für sie bedeutet, Leben zu retten. Es macht sie stolz und lässt sie über ihr eigenes Leben nachdenken. Der Kommandant des Tender „Werra“, Korvettenkapitän Stefan Klatt, fasst die Gefühle seiner Besatzung zusammen: „Es ist eine überwältigende Mission, ganz anders, als alles, was wir vorher gemacht haben.“ (tie) Erbil. Im Kampf gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ sind Soldaten der Bundeswehr jetzt auch an der Ausbildung eines KakaiBataillons beteiligt. Die Kakai sind eine kurdische Minderheit in dem Land und durch den IS verfolgt. Unter dessen hat in Zusammenarbeit mit dem Ministry of Peshmerga in Erbil eine neue Ausbildungs reihe im Bereich Sanität begon nen. Für „Train the Trainer“ wurden 19 Peschmerga mit medi zinischen Vorkenntnissen aus gewählt. Sie erhalten eine ver tiefte Ausbildung, um ihr Wissen über Selbst und Kameradenhilfe an ihre Kameraden an der Front weitergeben zu können. (eb) Doppelter Wechsel im Libanon Beirut. Beim deutschen UNI FILEinsatzkontingent hat ein doppelter Wechsel stattgefun den. Nachdem der Besatzungs tausch auf der Korvette „Erfurt“ erfolgt war, wechselte kurz dar auf der Kontingentführer. Oberst Leonhard Hirschmann nahm den Wechsel stellvertretend für den Befehlshaber des Einsatzfüh rungskommandos der Bundes wehr vor. Er übertrug das Kom mando über rund 150 deutsche Soldaten von Fregattenkapitän Jörg Buddenbohm an Fregatten kapitän Nicolas Liche. (eb) Auf Wiedersehen bei Atalanta Foto: Bundeswehr Foto (3): Pieper/Bundeswehr Mongolisches Kontingent pflegt seine Traditionen auch am Hindukusch. von Marc Lindemann 5 D aktuell Bundeswehr Anfang der 70er Jahre: Der junge Abiturient Bruno Kasdorf. 1994: Bei der Übergabe des Panzergrenadierbataillons 323 in Schwanewede. 1985: Als Chef der 3. Kompanie des Panzergrenadierbataillons 312 in Varel. 1997: Kasdorf (l.) im Multinational Brigade Centre SFOR. In der Mitte der spätere Inspekteur des Heeres, Hans-Otto Budde. Vom Heer ans Klavier Mehr als 42 Jahre bewegt sich Bruno Kasdorf auf der „Klaviatur des Heeres“, in dieser Woche gibt der Generalleutnant als Inspekteur den Taktstock an seinen Nachfolger weiter – seinen Lebensabend will er nun musikalisch gestalten. von Torsten Sandfuchs-Hartwig Kabul. Noch immer ist es drückend an diesem Abend im Feldlager in der afghanischen Hauptstadt. Hier befinden sich die deutschen Unterstützungs kräfte der Mission Resolute Support. Etwas kühler ist es in der „Wolfshöhle“, wie die Soldaten ihre Betreuungsein richtung im Kellergeschoss nen nen. Die Soldaten kommen und gehen. Heute sind sie etwas irri tiert und stutzen. Denn der Ins pekteur des Heeres, Generalleut nant Bruno Kasdorf (Foto r.), hat sich in die Wolfshöhle „verirrt“. Könnte man meinen, doch so ist es nicht. Der oberste Heeres soldat mischt sich gern unter die Soldaten. Kasdorf ist nach Afghanistan gekommen, um Erfahrungen der Soldaten aufzunehmen, die mittlerweile im zweiten Kontin gent den Auftrag „Train, Advise, Assist“ wahrnehmen – Beraten der Führungskräfte der Afghan National Army (ANA). Der Ins pekteur geht in wenigen Wochen in Pension. Abschiedstour könnte man meinen, doch davon möchte Kasdorf nichts wissen. Zu wich tig sind ihm die Erkenntnisse, denn es gilt, Rückschlüsse für die Ausbildung, vor allem das Key leaderTraining der Folgekon tingente zu ziehen. Was können wir besser machen, ist immer die zentrale Frage, die sich durch alle Gesprächsrunden zieht, die Kas dorf am Hindukusch durchführt. Es ist auch die zentrale Frage, die ihn sein gesamtes Berufs leben prägt – seit seinem Dienst antritt im Juli 1973. Das lässt Kasdorf an diesem Abend immer wieder anklingen: „Bundeswehr 73, das war in vielen Dingen noch richtig Kommiss, so wie im Film 08/15“, aktuell sagt er. Er habe es trotzdem nie bereut, sich direkt als Zeitsoldat verpflichtet zu haben. Denn auch aus negativen Erlebnissen könne man lernen. „Vom Bahnhof sind wir damals auf der Ladefläche eines LKW in die Kaserne gefah ren, Gebrüll war von Anfang an angesagt“, erinnert sich der General. Kasdorf zieht daraus den Schluss: „Wenn ich irgend wann selbst an der Stelle bin, mache ich es anders!“ Bundeswehr 1973, das sind vor allem noch Streitkräfte, die keine 20 Jahre alt sind, in der viele Vorgesetzte noch kriegsge dient sind. Mitunter auch Vorge setzte, die die neue Leitphiloso phie von der „Inneren Führung“ hier und da despektierlich als Inneres Gewürge verunglimpfen und dem Staatsbürger in Uniform bisweilen leicht kritisch gegen über stehen. Georg Leber, der viel zitierte Soldatenvater, ist Verteidigungsminister. Und die Truppe muss gerade den Haar erlass verarbeiten – statt Kurz haarschnitt ist auch längeres Haar mit Haarnetz erlaubt. Der Kalte Krieg befindet sich in der Phase leichter Entspan nung. Die Deutschen erle ben nach dem Wirtschaftswunder der 60er Jahre die erste Ölkrise mit auto freien Sonntagen. Für die Soldaten gilt es damals noch mehr wie heute, Pionier arbeit zu leisten: „Bei der Grund ausbildung in Ahlen waren wir noch in richtigen soliden Gebäu den untergebracht. Als ich dann nach Augustdorf kam, war meine Kompanie auf fünf Baracken verteilt“, erzählt Kasdorf über die damalige Zeit. Er absolviert die Unteroffiziervorausbildung, muss als junger Unteroffizier Soldaten führen, die vorher mit ihm auf einer Ebene waren. Und entschließt sich, Reserveoffizier zu werden. Das soll jedoch nicht alles bleiben. Denn kurz zuvor hatte die noch von Minister Helmut Schmidt eingeleitete Bildungsreform mit der Gründung der Bundes wehrUniversitäten ihren Höhe punkt gefunden. Das sei natür lich auch ein wichtiger Anreiz gewesen, sich weiterzuverpflich ten, bekennt der 62Jährige. So studiert der junge Leutnant Kas dorf ab 1975 als einer der ersten Offiziere Wirtschafts und Orga nisationswissenschaften. Nach drei Jahren zurück in der Truppe holt ihn der Alltag eines Panzergrenadiers schnell wieder ein. Erst Zugführer, dann Kom paniechef in Varel, nahe sei nes ostfriesischen Geburtsortes Heidmühle. Eine große Kampf kompanie mit fast 200 Mann hat er zu führen, 16 Schützen panzer „Marder“ – die Tech nik ist bereits seit zehn Jahren in der Truppe und gut erprobt. Doch die Personallage ist nicht rosig. Kasdorf: „Da habe ich mich unter den Mannschaften erstmal umgesehen, wen ich zum Gruppenführer ‚befördern‘ kann.“ Drei Jahre darf er die Einheit führen, Zeit genug, nicht nur zu säen, sondern die Früchte der Arbeit auch zu ernten, vor allem durch intensive Ausbil dung und Übungsvorhaben. Ob er denn damals schon gedacht habe, dass er einmal General wird? Mitnichten – „ich wusste als junger Chef nicht ein mal, was ein Generalstabsoffi zier ist, das musste ich erstmal nachschlagen, nachdem mir der Stellvertretende Bataillonskom mandeur bei einem Offizierabend sagte, ich könne nur als solcher in dieser Armee etwas bewegen“, so Kasdorf. Das Ziel ist nun für den jungen Berufssoldaten definiert und wird auch schließlich mit der Familie in Einklang gebracht. Vier Kin der haben die Kasdorfs, da gilt es einiges zu organisieren, wenn alle zwei Jahre eine Versetzung quer durch die Republik ansteht. So über den Daumen zehn seien es wohl gewesen, sagt er. Deutsche Generalstabsdienst ausbildung, anschließend die amerikanische – in den USA erlebt der frisch gekürte Major die Deutsche Einheit. Mit einem Weltempfänger, denn an Inter net ist noch nicht zu denken. Und kurz darauf die Folgen für die Bundeswehr in einem wiedervereinigten Deutsch land als Armee der Einheit, als Referent im Führungsstab der Streitkräfte des Verteidi gungsministeriums (BMVg), Bereich Organisation und Gliederung. Danach folgt das, was viele Offiziere rückblickend als den Höhepunkt ihrer Karriere beschreiben: Kasdorf über nimmt als Kommandeur 1992 das Panzergrenadierbataillon 323 in Schwanewede. Eine for dernde Aufgabe in einer span nenden Zeit, denn die Bundes wehr fängt zu dieser Zeit an, sich mit dem erweiterten Aufgaben spektrum auseinanderzusetzen. Das wirkt sich langsam auch auf Ausbildung und Übungen aus. Nach nur 21 Monaten muss Kasdorf „seinen Höhepunkt“ wieder beenden. „In den Pla nungsstab des Ministers sollte ich, dabei wollte ich gar keine weitere ministerielle Verwen dung, mein Oberst hielt mich 1996: Mit dem späteren Botschafter Wolfgang Ischinger (l.) bei den Friedensverhandlungen von Dayton. damals für verrückt“, schmunzelt er. Es folgt die arbeitsreichste Zeit seines Lebens. Denn der Generalstabsoffizier ist Refe rent für die Auslandseinsätze – und das bedeutet wieder einmal Pionierarbeit. Und es bedeutet auch Dayton: Kasdorf nimmt als Beigeordneter des BMVg, geführt von einem Poli tischen Direktor des Auswärtigen Amtes, dem späteren Botschaf ter und heutigen Vorsitzenden der Münchner Sicherheitskon ferenz, Wolfgang Ischinger, am Friedensprozess für Bosnien Herzegowina in Ohio teil. Auch in der folgenden Ver wendung im Führungszentrum der Bundeswehr bleiben die Auslandseinsätze sein Thema. im März 1997 spitzt sich die Lage in der albanischen Hauptstadt 7 2014: Im Gespräch mit einer Soldatin der Panzerbrigade 41 beim Gefechtsübungszentrum Heer. zu, es gibt Unruhen und Plün derungen, im Land verbliebene Ausländer sind akut gefährdet. Die Bundesregierung beschließt, die Deutschen zu evakuieren – Operation Libelle: „Das haben wir damals quasi aus dem Stand geplant, und es wäre beinahe an einem Detail wie der fehlen den Diplomatic Clearance für einen Überflug geschei tert“, erinnert sich Kasdorf. Doch das gewisse Quäntchen Glück gehöre einfach dazu. Auch dass keiner zu Scha den gekommen sei, wäre ein hoher Verdienst aller Betei ligten, vor allem auch von dem damaligen Führer vor Ort, dem späteren Brigade general Henning Glawatz, bekräftigt der Inspekteur. Gut ein Viertel seiner Dienst zeit hat Kasdorf an der Spitze des Heeres verbracht, ob im Heeresführungskommando in Koblenz oder die letzten fünf Jahre zunächst als Stellvertre ter, später als Inspekteur des Heeres. Kaum ein deutscher General hat die Entwicklung des Heeres in den vergangenen 15 Jahren so mitgestaltet wie er, einschließlich zweier Einsätze im ISAFHauptquartier in Kabul. Deshalb befindet er – aus sei ner Sicht völlig zurecht: „Das Heer ist Weltklasse“. Nicht, weil er es zuletzt führte. Er habe nur seinen Beitrag gelie fert wie alle seine Vorgänger. „Wenn man im internationalen Vergleich sieht, was wir leisten können, dann können wir stolz und selbstbewusst sein“, erklärt er seine Einschätzung. Doch ganz klar ist für ihn auch, wenn es um Material und Ausstattung geht, im Kontext zur veränder ten Sicherheitslage, „werden wir den Ansprüchen einer Hochtech nologienation derzeit nur bedingt gerecht, da besteht Nachholbe darf“. In dieser Woche ist nun Schluss – nach 42 Jahren Sol datsein. Nach dem Großen Zapfenstreich, gegeben in Dresden an der Offizierschule des Heeres, geht es heim nach Ostfriesland. Wehmut ist schon mit ihm, verschweigt Kasdorf seine Gefühlslage nicht. Ja, Pläne habe er für den dritten Lebensabschnitt. Als General außer Dienst möchte er zunächst noch als Senior Mentor zur Ver fügung stehen. Dann gelte es noch drei Fremdsprachen zu ler nen: Latein, Französisch und Polnisch. Dann steht da noch ein Klavier seit 25 Jahren im Hause Kasdorf: „Das wollte ich schon immer beherrschen.“ Marschmusik soll sich dafür bestens eignen. Und beim Gro ßen Zapfenstreich werden ihm die Musiker viele Melodien bieten. Vielleicht ein Anfang zum Nachspielen. Doch wie beim Deutschen Heer zählt auch am Klavier: üben, üben, üben. Foto: Kazda/Bundeswehr (2); Privat (5) 6 8 aktuell bundeswehr 13. Juli 2015 Eine besondere Auszeichnung Kommandowechsel beim Eurokorps hr W Abschluss. „Man muss stumpf auswendig lernen können und exakt die Standards des EFMB einhalten.“ Dabei sind manche Inhalte und Verfahren für den Mediziner zumindest fragwürdig. Das aber möchte der Stabsarzt nicht als Kritik verstanden wissen. „Die Amerikaner wollen sehen, dass man ihre Standards eins zu eins umsetzen kann.“ Dabei war N ö h r i n g anfangs nicht der einzige Bundeswehrsoldat. Zwei Oberfeldwebel und einsatzerfahrene Rettungsassistenten hatten sich ebenfalls der Herausforderung gestellt. Leider mussten beide nach dem Nachtorientierungsmarsch verletzt ausscheiden. „Ich habe noch nie we es nd Fregatte „Hamburg“ ist Flaggschiff berlin. In den Sanitätskräften der US-Armee gilt es als das prestigeträchtigste Abzeichen. Der Erwerb des „Expert Field Medical Badge“ (EFMB) ist jedoch eine harte Nuss. Aufgrund seiner hohen Durchfallrate von 80 bis 90 Prozent ist diese Auszeichnung für Sanitätssoldaten eine besondere Herausforderung. Und so hat es auch Stabsarzt Ingo Nöhring vom Bundeswehrkrankenhaus Berlin empfunden, als er kürzlich als einziger deutscher Soldat und Arzt die Prüfung für das Abzeichen in Grafenwöhr erfolgreich absolvierte. Auf Einladung der amerikanischen Streitkräfte können auch befreundete Nationen das Abzeichen erlangen. „Nöhring, Sie sind doch so ein Verrückter, der so etwas macht“, sprach ihn sein Abteilungsleiter an. Über das Fähigkeitskommando in Diez wurden Freiwillige für das „Expert Field Medical Badge“ gesucht. Der 27-jährige Mediziner war sofort Feuer und Flamme für das Vorhaben. Drei Monate trainierte Nöhring für das begehrte Badge. „Ich habe mir regelmäßig einen 25 Kilo schweren Rucksack auf den Rücken gepackt und bin damit losgelaufen.“ Körperliche Fitness ist nur eine Voraussetzung für einen erfolgreichen ne k/B u S von Uwe Henning Foto s: P ulp a Foto: Bundeswehr Stabsarzt Ingo Nöhring erhält als einziger deutscher Soldat das „Expert Field Medical Badge“. solch einen gefährlichen Marsch mitgemacht“, sagt Nöhring. Berührt hat ihn die Kameradschaft und Atmosphäre im Lager: „Das war schon beeindruckend, wie freundlich und hilfsbereit wir von den amerikanischen Soldaten aufgenommen wurden.“ Ein bewegender Moment für ihn war auch die Verabschiedung der beiden verletzten deutschen Soldaten. „Die beiden wurden gefeiert wie Sieger. Die Amerikaner schätzen Einsatz und Wille – und beides haben sie gezeigt.“ Trotz der tollen Geste war Nöhring danach allein auf sich gestellt. „Wir drei haben gemeinsam gelernt und es war auch mal entspannend, mit jemanden deutsch sprechen zu können.“ Nöhring fiel in ein kleines Motivationsloch. Umso überraschter war er über die amerikanische Unterstützung. Insbesondere ein amerikanischer Soldat, der seit längerem in Deutschland stationiert ist, baute ihn wieder auf. „Der sprach ein beeindruckend gutes Deutsch. Ich habe gespürt, die wollen, dass ich das schaffe. Das spornte mich an.“ Nach jeder Prüfung begaben sich die Teilnehmer in die Zelte. Hatte man es geschafft, wurde jeder bejubelt und abgeklatscht. „Das sorgte für Gänsehautfeeling.“ Gerade das „Victory-Dinner“ und die Übergabe des Abzeichens durch zwei amerikanische Generale wähnte Nöhring als exemplarischen Beweis für die besondere Mentalität in der amerikanischen Armee. Trotz der besonderen Härten während der zweieinhalb Wochen möchte Nöhring diese einmalige Erfahrung nicht missen: Eintauchen in die amerikanische Mentalität mit Hang zu heroischen Motivationsreden, viel Gesang und partnerschaftlicher Kameradschaft. Besonders den jungen Sanitätsoffizieranwärtern legt er dieses Abzeichen ans Herz. „Kurz nach dem Physikum ist man noch besonders leidensfähig, was auswendig lernen betrifft, und Sport lässt sich in das Studium auch problemlos integrieren.“ Forschen, tüfteln und ausprobieren Die Bundeswehr präsentiert sich jungen Leuten auf der IdeenExpo in Hannover. Zukunftsweisendes Hörimplantat H schen Bereich auszuprobieren. Technik zum Anfassen bot auch die Bundeswehr. Auf dem Messegelände bildet sich eine Menschentraube rund um einen Radpanzer in Tropentarnanstrich. Zu sehen ist der „Boxer“ in der Variante eines schweren, geschützten Sanitätsfahrzeuges. „Was ist das Besondere an diesem Panzer?“, fragt eine Schülerin. „Der ,Boxer‘ ist wie ein Notarztwagen ausgestattet. Der Unterschied ist die Panzerung gegen Sprengsätze, Minen und Geschosse“, so Maat Janine Sander vom Sanitätsdienst der Bundeswehr. Spannend auch der Erlebnisparcour. Er kann bei Dunkelheit nur durch die Restlichtverstärkerbrille „Lucy“ bewältigt werden – Staunen in den Gesichtern der jun- gen Besucher. „Jetzt kann ich nächste Woche erzählen, dass ich mit der Bundeswehr auf Übung war und sogar ein Nachtsichtgerät getragen habe“, freut sich eine Schülerin. Und wer lieber einen Roboter für sich arbeiten lässt, der ist bei den Studenten der HelmutSchmidt-Universität aus Hamburg richtig. Die Besucher hören den Erläuterungen von Mirco Alpen von der Professur für Regelungstechnik sehr interessiert zu. Er erklärt: „Man muss versuchen, möglichst viele Sinnesorgane, die ein Mensch hat, durch Sensoren abzudecken.“ Nach so vielen Eindrücken von der Bundeswehr war das Interesse an Karrieremöglichkeiten geweckt – dabei wurde auch klar, dass der Soldatenberuf kein Beruf wie jeder andere ist – Einsätze gehören dazu. (eb) Foto (2): Bundeswehr H 13. Juli 2015 innere Führung / Militärgeschichte aktuell 9 Der deutsch-französische Krieg 19. Juli 1870: Frankreich erklärt Preußen den Krieg und erfüllt Bismarcks Hoffnung auf Einigung des Deutschen Reiches. Foto (2): dpa/pa G Waldkampf bei Sedan am 1. September 1870: Die Preußen nehmen Napoleon III. gefangen. Bismarcks Rechnung geht auf Frankreich und Preußen waren über die spanische Thronkandidatur eines Hohenzollernprinzen in Streit geraten. Vor dem Hintergrund komplexer politischer Interessenlagen und einem nicht minder komplexen diplomatischen Spiel erklärte das Französische Kaiserreich nach entsprechender innenpolitischer Vorbereitung am 19. Juli 1870 dem Norddeutschen Bund mit den süddeutschen Staaten als Alliierte den Krieg. Hinsichtlich des Verlaufes der Operationen wird der Krieg regelmäßig in zwei Phasen unterschieden. Demnach firmierten die Kämpfe bis zur französischen Niederlage bei Sedan, der Gefangennahme Kaiser Napoleons III. (2. September 1870) und des folgenden Sturzes des Zweiten Kaiserreiches (4. September 1870) als „Kampf gegen das Kaiserreich“. Der sich hieran anschließende „Kampf gegen die Republik“ umspannte schließlich alle Ereignisse bis zum Friedensanbahnungsprozess, der über die Etappen Waffenstillstand (28. Januar 1871) und Vorfriede von Versailles (26. Februar 1871) schließlich im Definitivfrieden von Frankfurt (10. Mai 1871) mündete. Die ersten Treffen bei Saarbrücken (2. August 1870) und Weißenburg (4. August1870) sowie die Schlachten bei Spiche- ren und Wörth (6. August 1870) führten zu einem wenig koordinierten Ausweichen der nur ungenügend vorbereiteten und geführten französischen Verbände. Preußen entscheidet Schlachten für sich Die deutschen Armeen ergriffen die Initiative, folgten ihrem Gegner und durchtrennten die Verbindung zwischen den beiden französischen Flügeln. Es gelang der deutschen 1. und 2. Armee, die ausweichenden französischen Kräfte des linken Flügels in den drei Schlachten von Colombey-Nouilly (14. August 1870), Vionville-Mars la Tour (16. August 1870) und Gravelotte- St. Privat (18. August 1870) zu isolieren und auf die Festung Metz zu werfen. Der alliierten deutschen Heeresleitung war es damit zeit- und grenznah gelungen, mit der französischen Rheinarmee ein Manöverelement zu umfassen und entscheidend zu schwächen. Es setzte eine erste größere Umgruppierung in der deutschen Kriegsgliederung an. Der Sedan-Sieg: Bismarck triumphiert neben dem Verlierer. Potsdamer Konferenz 1945 17. Juli bis 2. August: Drei Siegermächte entscheiden in Cecilienhof über Deutschlands Zukunft. G Reiches. Der erst seit April 1945 amtierende US-Präsident Truman fand sich dabei rasch in einer Vermittlerrolle zwischen Großbritannien und der Sowjetunion wieder. Großbritannien war geschwächt, da Churchills Partei die Unterhauswahlen verloren hatte und er in den laufenden Verhandlungen von seinem Nachfolger Clement Attlee ersetzt wurde. Deutschland wurde in Besatzungszonen aufgeteilt und die Deutschen nach den Grundsätzen der „vier D“ behandelt: Demilitarisierung, Denazifizierung, Demokratisierung und Dezentralisierung. Die künftige deutsche Ostgrenze entstand durch die Westverschiebung Polens auf Kosten der deutschen Gebiete in Ostpreußen und Schlesien. Die polnische Bevölkerung wurde aus den vormals ostwärtigen Landesteilen dorthin umgesiedelt. Auch aus den anderen osteuropäischen Staaten wurden die deutschen Minderheiten ins Mutterland „überführt“, größtenteils in unkontrollierten und brutalen Vertreibungen. Ungefähr zwölf Millionen Deutsche mussten ihre Heimat verlassen, Hunderttausende verloren dabei Leben oder Gesundheit. Am Ende schrieb das Potsdamer Abkommen, dem später noch Frankreich schriftlich zustimmte, den Status quo am Ende des Zweiten Weltkrieges fest und zementierte damit den bereits begonnenen Kalten Krieg. Erst mehr als vier Jahrzehnte später veränderten die Revolutionen die territorialen Vereinbarungen von Potsdam. Tatsächlich profitiert hatten die Westdeutschen von der klaren Abgrenzung: Sie kamen unter der westlichen Wirtschafts- und Werteordnung in kürzester Zeit zu Sicherheit und Wohlstand. Um für die Verfolgung des rechten französischen Flügels neben der 3. Armee ein weiteres Manöverelement zur Verfügung zu haben, wurde die sogenannte Maas-Armee aus Abgaben der 2. Armee aufgestellt. Die verbliebenen französischen Kräfte wichen zunächst weiter nach Westen aus, marschierten dann aber wieder nach Osten, um die in Metz umfassten Verbände zu entsetzen. Dieser Kräftegruppierung stellten sich 3. und Maas-Armee am 1. September bei Sedan entgegen. In der Folge der sich nun entfesselnden Schlacht von Sedan gerieten über 100 000 Franzosen nach der Kapitulation (2. September 1870) in Gefangenschaft, unter ihnen Napoleon III., der seinen persönlichen Degen an den preußischen König übergab. Aus militärischer Sicht war der Krieg bereits entschieden, nicht jedoch aus politischer. Der Krieg trat in seine zweite Phase ein, die im Wesentlichen durch den Übergang zum nationalen Volkskrieg gekennzeichnet war. Neben offenen Feldschlachten war sie vor allem durch die Belagerung von Paris und die Errichtung von Besatzungsstrukturen bestimmt. Erst Ende Januar 1871 schwiegen die Waffen. Am 1. Januar brachte der Beitritt der süddeutschen Staaten zum Norddeutschen Bund Bismarck an sein Ziel des geeinten Deutschen Reiches. Autor: Oberstleutnant Thorsten Loch, Zentrum für Militär geschichte und Sozialwissen schaften der Bundeswehr/Vietze Bw Classix Filmbeiträge aus sechs Jahrzehnten Bundeswehr – das sind die Bw Classix. Mal informativ, mal humorvoll berichten sie über die damaligen politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse. Dieser Beitrag aus den 1970er Jahren stellt die Bundeswehrfeuerwehr vor. Um im Fall der Fälle einsatzbereit zu sein, muss ständig geübt werden – zum Beispiel im Munitionsdepot. Der Beitrag „Die Bundeswehrfeuer“ Autor: Oberstleutnant John Zim mermann, Zentrum für Militärge schichte und Sozialwissenschaf ten der Bundeswehr. unter www.youtube. com/bundeswehr. 10 aktuell sport 13. Juli 2015 Wenn jede Disziplin zählt Der Moderne Fünfkampf erfordert Schnelligkeit, Ausdauer und Konzentration. Sportsoldatin Annika Schleu kämpft mit. Weltmeisterschaft in der Heimat Die Weltmeisterschaft in Berlin ist für Schleu etwas ganz Besonderes. „Es ist cool, Freunde und Familie dabei zu haben“, sagt sie. Die Anlage ist ihr durch das Training vertraut. Trotzdem läuft der Auftakt nicht wie erwartet. Gemeinsam mit Teamkollegin Lena Schöneborn soll Schleu die Staffel absolvieren. Vor allem im „Combined“, eigentlich ihre starke Disziplin, haben die beiden Frauen Probleme. Die Sportlerinnen müssen abwechselnd laufen (800 Meter) und mit der Laserpistole schießen. Viermal wiederholt sich der Ablauf. Schöneborn und Schleu leisten sich unerwartet Das Finale ist verpasst Das Fechten sei die Achillesverse der Sportsoldatin, sagt Trainer Robert Trapp. Die Sportsoldatin belegt den vorletzten Platz in ihrer Qualifikationsgruppe. Jetzt ist klar: Sie wird das Finale nicht mehr erreichen. Der zeitliche Rückstand ist zu groß, mit dem sie beim Laufen an den Start geht. „Fliegen kann ich nicht“, sagt Schleu. Vielfalt, die begeistert Als Leistungssportlerin hat sie gelernt, mit Rückschlägen umzugehen – über Jahre hinweg. Mit acht Jahren sitzt Schleu zum ersten Mal auf einem Pferd, geht zur Schwimmschule und nimmt auch an Laufwettkämpen teil. Zwei Jahre später kommt sie durch eine Freundin zum Modernen Fünfkampf, besucht ab 2003 eine Sportschule. Mit 15 Jahren beginnt für die Schülerin die sportliche Laufbahn auf internationaler Ebene. Drei Goldmedaillen, drei Silbermedaillen und drei Bronzemedaillen sollen bis 2014 bei Welt- und Europameisterschaften folgen. „Reingerutscht“ sei sie in den Leistungssport, sagt die Berlinerin aus heutiger Perspektive. Nach der Schule entscheidet sich Schleu für eine Laufbahn als Sportsoldatin. „Ohne die Bundeswehr könnte ich den Sport nicht so machen, wie jetzt“, sagt sie. Die Möglichkeit, nebenbei zu studieren, schätzt sie sehr. Ihr Studium in Biologie und Sport läuft zwischen den Trainingseinheiten, die an sechs Tagen in der Woche stattfinden. Schwimmen und Laufen steht immer auf dem Programm. Je nach Vorlieben und Stärken werden die anderen Disziplinen eingebaut. Dieses Pensum Woche für Woche, Monat für Monat und Jahr für Jahr durchzuhalten erfordert eiserne Disziplin. Foto: Dirk Dehmel Berlin. Es gibt Sportler, die können nicht genug bekommen – moderne Fünfkämpfer gehören dazu. Laufen, Schießen, Fechten, Schwimmen, Reiten: Die Sportart vereint völlig unterschiedliche Disziplinen. Anfang Juli hat Sportsoldatin Stabsunteroffizier (FA) Annika Schleu an der Weltmeisterschaft in Berlin teilgenommen. aktuell hat die 25-Jährige begleitet bei einem Wettkampf mit unerwarteten Höhen und Tiefen. viele Fehlschüsse und landen auf dem sechsten Rang. Jetzt steht fest: Die Heim-WM wird kein Heimspiel werden. Auch in den Einzelwettkämpfen hat die Sportsoldatin Pech. Im Schwimmbecken liegt sie mit 2:18 Minuten über 200 Meter Freistil noch auf Platz zehn. Der Einzug ins Finale ist damit zwar noch möglich. Doch im Anschluss geht es in die Fechthalle. Schleu weiß, dass sie jetzt die härteste Phase des Wettkampfes bewältigen muss. Fechten ist ihre schwächste Disziplin. „Vom Fechten hängt häufig der ganze Wettkampf bei mir ab“, sagt sie. Die harten Regeln: Es ficht jeder gegen jeden mit dem Degen auf einen Treffer. Erzielt keiner der Kontrahenten diesen binnen einer Minute, wird das Gefecht für beide als Niederlage gewertet. Treffsicher nach sportlicher Höchstleistung: Fünfkämpferin Annika Schleu beim Schießen mit der Laserpistole. Foto: Dirk Dehmel von Alexander Linden Querfeldeinlauf: Die Strecke ist 3200 Meter lang. Kurz nach dem Start sowie nach 800, 1600 und 2400 Metern wird geschossen. Foto: imago Sportsoldatin Schleu (l.) mit dem Degen: Jeder ficht gegen jeden, ein Treffer genügt zum Sieg. Zeitansatz: eine Minute. Freistil: Im Wasser muss Schleu 200 Meter Freistil schwimmen. Für eine Zeit von 2.30 Minuten gibt es 1000 Punkte, danach Abzug. Dieser Wille zur Leistung und die hohe Eigenmotivation machen einen Topsportler aus. Nach den unerwarteten Rückschlägen stellt Schleu in Berlin ihre mentale Stärke unter Beweis. „Sie kann kämpfen und bis ans Ende alles geben“, sagt Trainer Trapp. Und die Sportsoldatin kämpft. Bei nahezu 40 Grad läuft sie an einem der heißesten Sommertage seit Jahren eine überragende Zeit und schießt sicher wie immer. Am Ende liefert sie mit 12:53.64 die zweitbeste Leistung in ihrer Gruppe ab. Beim Finale sitzt Schleu dennoch auf der Tribüne. Reiten fällt für sie bei dieser WM aus. Foto: imago Foto: imago Kämpfen für das Team Reitparcours: 12 bis 15 Hindernisse müssen überwunden werden. Die Pferde werden den Athleten zugelost. Denn das gehört beim Modernen Fünfkampf nur zum Finale. Der Sportler reitet über einen Hindernisparcours von 350 bis 450 Metern. Die Athleten beginnen mit 300 Punkten. Jeder Abwurf, jede Verweigerung oder Zeitüberschreitung führt zum Punktabzug. Am Ende gibt es doch noch eine Medaille: Silber in der Teamwertung gemeinsam mit Schöneborn und Janine Kohlmann. Die Medaille bildet für Schleu einen versöhnlichen Abschluss der Weltmeisterschaft auf der heimischen Anlage. „Es hat sich gelohnt, dass ich am Ende noch mal so schnell gelaufen bin“, sagt sie mit Blick auf das Edelmetall. Der emotionale Wert einer Medaille sei ohne Teilnahme am Finale zwar geschmälert, aber es sei „schön, den Wettkampf so beenden zu können.“ Die Konzentration der Sportsoldatin gilt nun ganz dem Trainingslager in Frankreich. Die Europameisterschaft steht bevor. Schleu kämpft weiter. 13. Juli 2015 Soziales / Personal Voneinander lernen aktuell 11 Mehr Geld für Reservisten Der Projekttitel „Führen Lernen“ ist für die 19 Teilnehmer Anspruch und Verpflichtung. Berlin. Hauptmann Christian Busch steht an einem Flipchart und notiert die Ergebnisse der letzten Gruppenarbeit. Mit Hilfe der sogenannten Disney-Methode haben die Teilnehmer des Projekts „Führen Lernen“ in der letzten Stunde erarbeitet, welche Erwartungen sie an den Leitfaden „Ich werde wirksam führen“ haben, der als Ergebnis des Projekts enstehen soll. Gemeinsam mit 18 weiteren jungen Führungskräften nimmt Busch an dem Projekt teil, bei dem sich junge Offiziere und ihre Pendants aus der Wirtschaft austauschen, netzwerken und voneinander lernen. Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen fasst er als Projektleiter zusammen und behält gleichzeitig das Zeitmanagement im Blick. In seiner täglichen Arbeit als Leiter des Lagezentrums Einsatz beim Logistikbataillon 172 in Beelitz hat der 29-Jährige bereits während seines Studiums internationale Erfahrungen in der Wirtschaft sammeln können. Der studierte Maschinenbauingenieur, der als stellvertretender Kom- Foto: Bundeswehr /Claudius Pflug von Ulrike Jenssen Natalie Liptow und Hauptmann Christian Busch arbeiten gemeinsam an einem Leitfaden für junge Führungskräfte. paniechef bereits die Verantwortung für 140 Soldaten übernahm, scheidet in zwei Jahren aus der Bundeswehr aus und sieht seine Zukunft dann als Führungskraft in einem zivilen Unternehmen. Der Reiz von „Führen Lernen“ liegt für ihn vor allem im gegenseitigen Erfahrungsaustausch mit jungen Führungskräften aus der Wirtschaft. Natalie Liptow, seit drei Jahren Gruppenleiterin Haftpflichtscha- den bei der Allianz, wurde nach einer Ausbildung zur Versicherungskauffrau als Führungskraft weiterentwickelt und leitet mittlerweile ein Team mit 19 Mitarbeitern. Ihren Führungsstil beschreibt sie als „vertrauensbasiert und kooperativ“. Ihr ist wichtig, dass sie als Führungskraft auf ihre Mitarbeiter eingeht, klare und erreichbare Ziele definiert und die Stärken und Schwächen ihres Teams kennt. „Ich reflektiere mich gern selbst und entwickele mich dadurch weiter. Besonders reizvoll finde ich auch die Chance ein gutes Netzwerk aufzubauen“, erklärt sie ihre Motivation, an dem Projekt teilzunehmen. Zusammen mit ihrer Arbeitsgruppe erarbeitet sie Möglichkeiten, wie man sein Ziel Führungskraft zu werden erfolgreich verfolgen kann. „Wenn jemand für sich selbst erkannt hat, dass er gerne Führungsverantwortung übernehmen möchte, wollen wir Empfehlungen geben, wie man auf sein eigenes Potenzial aufmerksam machen und seinen Karriereweg selbst in die Hand nehmen kann.“ Unterschiede zwischen der Führungskultur der Bundeswehr und der in der freien Wirtschaft gebe es durchaus, sind sich beide einig. Eine Gemeinsamkeit sei aber, dass der Faktor Mensch zunehmend wichtiger werde. „Soziale Kompetenz, Kommunikationsgeschick, Verantwortungsbewusstsein und Führen auf Augenhöhe“, seien Schlüsselkompetenzen für eine Führungskraft. „Führen Lernen“ Berlin. Unter diesem Motto erarbeiten junge Führungskräfte aus Bundeswehr und Wirtschaft einen Leitfaden mit dem Titel „Ich werde wirksam führen“. Er führt in vier Schritten von der Selbstreflektion, Führungskraft werden zu wollen bis hin zu den ersten 100 Tagen als Führungskraft. Das Projekt wurde nach einer erfolgreichen Pilotphase im vergangenen Jahr von der Streitkräftebasis übernommen und gemeinsam mit den Unternehmensverbänden Berlin-Brandenburg weitergeführt. Es zielt darauf ab, den Austausch zwischen jungen Offizieren und deren Pendants aus der Wirtschaft zu fördern. In diesem Jahr sind erstmals junge Offiziere aus verschiedenen Teilstreitkräften und Organisationsbereichen vertreten. Auf Seiten der Wirtschaft beteiligen sich unter anderem junge Führungskräfte der Unternehmen Siemens, Daimler, Viessmann und Allianz. Referenten der Führungsakademie der Bundeswehr, der Inspekteur der Streitkräftebasis, Admiral Manfred Nielson, und Führungskräfte der Wirtschaft stehen den Teilnehmern als Mentoren zur Seite. (uje) Berlin. Am 3. Juli ist das Gesetz zur Neuregelung der Unterhaltssicherung sowie zur Änderung soldatenrechtlicher Vorschriften (USG) verkündet worden. Mit Inkrafttreten des Gesetzes erhöht sich die Entlohnung für Reservedienstleistende und entspricht nun in etwa dem Niveau von Zeitund Berufssoldaten mit gleichem Dienstgrad. So erhält ein Reservedienstleistender im Dienstgrad Hauptfeldwebel fortan mindestens 66,87 Euro pro Tag. Das entspricht einer Steigerung von 178 Prozent. Künftig sollen auch Zuschläge in Höhe von maximal 1470 Euro im Kalenderjahr gezahlt werden, wenn sich Reservedienstleistende für mindestens 19 Kalendertage pro Jahr verpflichten. Weitere Leistungen sehen die Anpassung von Mietaufwendungen sowie die Gleichstellung von ehelichen und nicht-ehelichen Kindern bei der Berechnung der Unterhaltsansprüche vor. Alle Leistungen nach dem neuen USG werden nur auf Antrag gewährt. Die Gesetze sind Teil der Offensive zur Stärkung der Arbeitgebermarke Bundeswehr. (uje) „Urgestein“ im Vorzimmer Holloman. „Wer in der Fliegerei arbeitet, hat in der Regel sein Herz daran verloren. Und das ist auch bei mir so“, sagt Sonja Shafer, die seit 1991 für die Deutsche Luftwaffe in den USA arbeitet. Die gelernte Bürokauffrau, Sekretärin und Fremdsprachenkauffrau Shafer kam mit 22 Jahren in die USA. In Deutschland hatte sie einen amerikanischen Soldaten kennengelernt und war ihm in den Südwesten der USA gefolgt. 1999 begann sie ihren Dienst auf der Holloman Air Force Base im Vorzimmer des Kommandeurs. In den vergangenen 16 Jahren ist Shafer, die berufsbegleitend ein Studium zum Legal Assistant absolvierte, so zu einem „Urge- Foto: Bundeswehr/ Jane Hannemann Sonja Shafer ist seit 16 Jahren Vorzimmerdame des Kommandeurs am Fliegerischen Ausbildungszentrum der Luftwaffe. stein“ der Dienststelle geworden. Die gebürtige Regensburgerin hat in dieser Zeit einige Besuche deutscher Verteidigungsminister und Staatssekretäre vorbereitet, zahlreiche Flugzeugtypen auf der Base kommen und gehen sehen und die Kommandeure tatkräftig unterstützt: „Ich bin immer mit dem Verband gewachsen und damit auch meine Aufgaben.“ In der Zeit hat sie auch einige Kuriositäten erlebt. Als Vorzimmerdame zählt die 52-Jährige neben Zuverlässigkeit und Detailtreue auch Verschwiegenheit zu ihren Kompetenzen. Neben diesen „deutschen Tugenden“, ist es für die DeutschAmerikanerin aber zur schönen Tradition geworden regelmäßig deutsch zu kochen: „Rouladen und Schweinebraten gehören zu meinen Favoriten.“ Zusätzlich zur Organisation von Dienstreisen, der Kommunikation mit ihren amerikanischen Pendants und dem Führen von Gesprächsprotokollen gehört für Shafer „auch einfach mal zuhören“ zum Job. Dabei macht sie keinen Unterschied zwischen den Dienstgraden. „Speziell die jungen Soldaten brauchen manchmal auch ein offenes Ohr.“ (uje) Wie lautet Ihr Lebensmotto? There is always room for improvement. (Oder auf Deutsch: Man kann immer nochmal was verbesssern.).) Welches Lied singen oder hören Sie gerne? „Take my breath away“ von Berlin aus dem Film „Top Gun“ Was wäre Ihre berufliche Alternative? Legal Assistant in einer Anwaltskanzlei. Mehr über die Ausbildung der Deutschen Luftwaffe auf www. bundeswehr.de aktuell VERMISCHTES Erste Hilfe im Urlaub Man gönnt sich ja sonst nichts... Reiseführer. Eine zwölftägige Luxusgolftour in Südafrika inklusive Helitransfers zu den schönsten Golfanlagen für 105 000 Euro pro Person, oder doch lieber ein exklusives Privat-Skiressort in den kanadischen Bergen für 127 000 Euro pro Woche? Das Buch der beiden Reise-Autoren fragt provokant: „Was kostet die Welt?“ Denn die im Buch in Szene gesetzten Reiseziele sind vor allem eines: Unbezahlbar. Es gibt einen Einblick in die Urlaube der Superreichen, exklusive Reiseziele und liefert Stoff zum Träumen und Verplanen der nächsten Erbschaft. (uje) Kohl, Margit; Müssig, Jochen: „ W a s kostet die Welt? – Die 100 exklusivsten Reisen, die man sich leisten können müsste.“, 192 Seiten, Bruckmann Verlag 2014, ISBN 978-3765487828, 14,99 Euro. aktuell verlost vier Exemplare von „Was kostet die Welt? “. Einfach bis 12. Juli eine E-Mail mit dem Betreff „Reise“ schicken an: [email protected] 015 2073/2 13. Juli 2015 Flottillenarzt Erkens über Impfungen und Reisemedikamente, die bei keiner Reise fehlen sollten. von Ulrike Jenssen Berlin. „Vorsorge ist besser als Nachsorge“, das wusste bereits Oma. Wenn es in den Sommermonaten nun in den lang ersehnten Urlaub geht, gilt dieses Sprichwort auch für Reisen in ferne Länder. „Je nach Reiseziel und -dauer, Jahreszeit, individuellen Bedürfnissen und Reiseverhalten, gibt es einiges zu beachten“, sagt Flottillenarzt Dr. Kay Erkens vom Kommando Sanitätsdienst im München. Der Tropenmediziner empfiehlt, in der Reiseapotheke stets eine Notausstattung an Arzneimitteln mit sich zu führen. Dazu gehören Mittel gegen Entzündungen, Schmerzen und Fieber, Durchfall und Erkältungsbeschwerden sowie Reiseübelkeit. Auch Verbandsmaterial, Pflaster und eine kleine Flasche Desinfektionsmittel und Einweghandschuhe sind empfehlenswert. Reiseimpfung nicht vergessen „Bei Reisen in die Tropen sind außerdem Sonnenschutzmittel, ein insektenabweisendes Mittel und zur Behandlung von Insektenstichen Pflicht“, so Erkens. Foto: imago 12 Gut vorbereitet in die schönste Zeit des Jahres: Glücklich kann sich schätzen, wer die Reiseapotheke am Ende nicht benötigt. Häufig werde auch ein ausreichender Vorrat der eigenen Regelmedikation vergessen. Für einen Rundumschutz im Urlaub, werden besonders für exotische Fernziele einige Impfungen empfohlen. Die Urlaubsreise sollte genutzt werden, um den eigenen Impfstatus zu überprüfen. Für die meisten europäischen Länder ist ein aktueller Impfstatus nach deutschen Richtlinien ausreichend. „Als Faustregel gilt: Bei allen Zielen südlich der Alpen und östlich der Oder ist außerdem ein Impfschutz gegen Hepatitis A sinnvoll. Besonders bei Reisen in Zeckengebiete, in die Schweiz oder nach Österreich, ist außerdem die Immunisierung gegen FSME empfehlenswert.“ Auf dem afrikanischen Kontinent wird für die meisten Reiseländer südlich der Sahara dringend eine Malariaprophylaxe angeraten. Individuelle Beratung suchen „Einige Länder verlangen bei der Einreise einen Nachweis über die Immunisierung gegen Gelbfieber.“, sagt Erkens. Trekkingurlauber, die sich viel in der freien Natur bewegen, sollten sich für Touren in Afrika, Südostasien und speziell Indien, auf jeden Fall gegen Tollwut impfen lassen. „Vor allem, wer voraussehbaren Kontakt mit Wild- und Haustieren hat, ist gefährdet.“ Für eine ausführliche Beratung sollten Urlauber im Voraus einen Termin mit ihrem Hausarzt vereinbaren. Dafür sollten Sie auf jeden Fall ihren Impfpass mitbringen. „Eine individuelle Beratung berücksichtigt die Bedürfnisse des Reisenden und erspart viel Ärger“, bilanziert Erkens. Weitere Reiseinformationen auf den Seiten des Auswärtigen Amtes und als App: SUDOKU Vi el G Senden Sie die vier Lösungszahlen, lück die sich aus den farbigen Feldern ! ergeben, per E-Mail mit dem Betreff “Sudoku 27/2015” und Ihrer Postanschrift an: [email protected] Einsendeschluss: Sonntag dieser Woche Der Gewinn: Eine Outdoor-Kaffeepresse Lösung der Ausgabe 25/2015: 7 5 4 7 Gewonnen hat: Lothar Lüer Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen. Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt. Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.
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