Die stille Abwehr

D 8512
51. Jahrgang
Nr. 27
Montag, 13. Juli 2015
NachrichteN
Politik
Ukrainer in Not
Die humanitäre Lage in der
Ukraine spitzt sich zu. Fünf
Millionen Menschen sind auf
Hilfe angewiesen.
Seite 4
Die stille Abwehr
BuNdeswehr
Kasdorf geht
Laserwaffen sind keine Science Fiction mehr –
die Bundeswehr hat in die Erforschung
der Technologie investiert.
Der Inspekteur des Heeres, Generalleutnant Bruno Kasdorf, geht
in Ruhestand – Rückblick auf ein
Leben als Soldat.
Seite 6/7
sPort
Schleu kämpft
Stabsunteroffizier (FA) Annika
Schleu ist Fünfkämpferin. aktuell
hat sie zur Weltmeisterschaft in
Berlin begleitet.
Seite 10
Der Beitrag „#MitOlli“
a/Re
chask
ll/Pro
meta
Rhein
ürösi/
s Gy
Milo
[M]
Foto
:
An der Feldjägerschule in
Hannover gibt es eine Ausbildung der besonders rasanten Art.
Auf einer hochmodernen Anlage
für die erweiterte Kraftfahrausbildung lernen Feldjäger – und speziell Personenschützer – den sicheren Umgang mit Fahrzeugen in
Extremsituationen. In der sechsten
Folge #MitOlli setzt sich Hauptfeldwebel Oliver Bender mit ins
Auto. Sie haben andere Themen,
die Sie interessieren? Schreiben
Sie uns, wo Sie Olli gern sehen
würden. Alle 14 Tage gibt es eine
neue Folge auf dem YouTubeKanal der Bundeswehr.
(eb)
dBw
Video der woche:
Berlin. Sie sind geräuschlos, präzise und
schnell: Leistungsstarke Laserwaffen könnten schon bald Realität werden.
Die Bundeswehr hat in den vergangenen
Jahren 84 Millionen Euro in die Erfor-
unter www.youtube.
com/bundeswehr.
[email protected]
schung der Technologie investiert. Der
zukünftige Einsatz der Systeme hängt
nach Angaben des Ministeriums auch von
den rechtlichen und sicherheitstechnischen
Voraussetzungen ab. Die Grafik zeigt einen
stationären „Hochenergielaser-Effektor“ des
Herstellers Rheinmetall. Die US-Navy hat
eine Laserwaffe im vergangenen Jahr nach
eigenen Angaben erstmals erfolgreich eingesetzt.
Seite 3
2
aktuell Intern
13. Juli 2015
Foto:Hannemann/Bundeswehr
BILD Der WOCHe
T
IMpreSSUM
Herausgeber und verantwortlich für den Inhalt:
Bundesministerium der Verteidigung
Presse- und Informationsstab
Stauffenbergstraße 18, 10785 Berlin
Redaktionsanschrift:
Redaktion der Bundeswehr
Bundeswehr aktuell
Reinhardtstraße 52, 10117 Berlin
Telefon: (0 30) 886 228 - App.
Fax: (0 30) 886 228 - 20 65, BwFw 88 41
E-Mail: [email protected]
Leitender Redakteur ( -2420):
Oberstleutnant Torsten Sandfuchs-Hartwig (tsh)
Vertreter und Politik ( -2421)
Vivien-Marie Bettex (vmd)
Streitkräfte/Einsatz:
Fregattenkapitän Peter Vossieg (pev -2820), Major
Peter Mielewczyk (pm), Kapitänleutnant Victoria
Kietzmann (kie), Jörg Fleischer (jf -2860),
Major Anika Wenzel (akw), Hauptmann Patricia
Franke (pfr)
Sport/Vermischtes/Militärgeschichte:
Björn Lenz (ble -2840), Regierungsamtmann Stefan
Rentzsch (sr), Gabriele Vietze (vie), Christiane
Tiemann (tie -2850), Oberleutnant Jennifer
Fiebig-Schulze (jfs), Ulrike Jenssen (uje)
Mediendesign:
Eva Pfaender (epf, - 2423)
aktuell als E-Paper und im pdf-Format:
Auf www.bundeswehr.de abrufbar
Satz:
Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz
und Dienstleistungen der Bundeswehr,
DL I 4 Zentraldruckerei Köln/Bonn
Intranet: http://zentraldruckerei.iud
Druck:
Westdeutsche Verlags- und Druckerei GmbH
Kurhessenstr. 4-6, 64546 Mörfelden-Walldorf
Erscheinungsweise:
Wöchentlich montags
Auflage:
45 000 Exemplare
Verteilung innerhalb der Bundeswehr:
Fachinformationsstelle (FISt)/Bibl. ZInfoA
Prötzeler Chaussee 20, 15344 Strausberg
Telefon: (030) 886 228 - 2670
E-Mail: RedaktionBwMediendisposition@
bundeswehr.org
ISSN: 1618-9086
Für unverlangt eingesandte Manuskripte, Filme,
Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr übernommen. Namensbeiträge geben die Meinung des Verfassers wieder. Sie entsprechen nicht unbedingt der
Auffassung der Redaktion oder des BMVg. Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Leserbriefe per E-Mail werden nur mit wirklichem Namen
und Adresse berücksichtigt, außerdem behält sich die
Redaktion das Recht auf Kürzung vor.
ZItAt
„Wir brauchen einen langen Atem.“
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen während ihres
Besuchs im sizilianischen Catania über den Auftrag deutscher
Soldaten im Mittelmeer und die EU-Mission EUNAVFOR MED.
KALenDerBLAtt
Vor 25 Jahren: Am 8. Juli 1990 gewinnt die deutsche Fußballnationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Italien ihren dritten
WM-Titel. In der 85. Minute erzielt Andreas Brehme per Strafstoß
das 1:0 im Finale gegen Argentinien.
Vor 30 Jahren: Am 7. Juli 1985 gewinnt Boris Becker das Tennisturnier in Wimbledon. Der erst 17-jährige Spieler geht damit als
jüngster und zugleich als erster deutscher Wimbledon-Sieger in die
Tennisgeschichte ein.
Vor 40 Jahren: Am 8. Juli 1975 besucht Yitzhak Rabin als erster
israelischer Regierungschef die Bundesrepublik Deutschland. Der
Staatsbesuch eines israelischen Politikers in Deutschland war ein
wichtiger Schritt für die Normalisierung des deutsch-israelische
Beziehungen.
Vor 65 Jahren: Am 6. Juli 1950 erkennt die DDR die Oder-NeißeLinie als Grenze zu Polen an. Im Görlitzer Vertrag werden die Flüsse
Oder und Neiße als „unantastbare Friedens- und Freundschaftsgrenze“
zwischen beiden Staaten bezeichnet.
Vor 130 Jahren: Am 6. Juli 1885 gelingt dem französischen Wissenschaftler Louis Pasteur erstmals der erfolgreiche Einsatz eines
Impfstoffs gegen die Tollwut. Als Kind hatte Pasteur die damals
traditionelle Behandlung – das Ausbrennen der Bisswunde mit einem
glühenden Eisen durch den Dorfschmied – beobachtet.
(eb)
Edi
Seit Anfang Mai sind deutsche
Marinesoldaten im Mittelmeer
eingesetzt, um in Seenot geratene Menschen zu retten. Viele
Medienberichte sind erschienen,
doch was die Soldaten dort wirklich leisten habe ich erst jetzt verstanden – und es hat mit zutiefst
beeindruckt.
Anfang Juli hatte ich Gelegenheit, für wenige Stunden an Bord
der Fregatte „Schleswig-Holstein“
zu sein. In Gesprächen haben Soldaten über ihren Auftrag berichtet
und welche immensen Anforderungen die Aufgabe an sie stellt
– körperlich und mental. Die Soldaten arbeiten unter extremen
Bedingungen. In den Anzügen,
die sie zum Schutz vor Infektionen
tragen, herrschten enorme Temperaturen, berichteten mir Soldaten. Der Kontakt zu den Flüchtlingen konfrontiert sie mit deren
Schicksalen. In den meisten Fällen
können die Soldaten das gesamte
Ausmaß nur erahnen. Über allem
aber steht die Erfahrung, Leben zu
retten. Eine Tatsache, die die Soldaten als zutiefst erfüllend empfinden. Und zwar tausendfach. In
den vergangenen Wochen hat die
deutsche Marine mehr als 5600
Menschen gerettet.
Der Auftrag der Soldaten hat
sich mit Beginn der Mission
EUNAVFOR MED verändert.
Sie sind nicht mehr ausschließlich für die Rettung von Menschen im Einsatz. Die erste Phase
von EUNAVFOR MED schließt
die Aufklärung von Schleusernetzwerken mit ein. Noch ist
ungewiss, ob die zweite und dritte
Phase der EU-Mission umgesetzt
werden wird – dafür wäre neben
einem UN-Mandat auch die
Einwilligung Libyens erforderlich. Vorgesehen ist, Schleuserboote auch aufzubringen und zu
beschlagnahmen und später die
Infrastrukturen der Schleuser zu
zerstören.
Vor allem aber gilt, so pathetisch es klingen mag: Es ist
ein Gebot der Menschlichkeit,
Schiffbrüchigen das Leben zu retten. Das gibt dem Einsatz einen
ganz besonderen Sinn.
Christiane Tiemann
Ressortleiterin Personal/Soziales
13. Juli 2015 Ministerium / Hintergrund Schützender
Strahl
Foto: [M] Milos Gyürösi/Rheinmetall/Prochaska/RedBw
Berlin. Seit 50 Jahren wird Laser­
waffentechnologie in Deutsch­
land erforscht, bald könnte aus
der Zukunftsvision Realität wer­
den.
Nach Angaben des Verteidi­
gungsministeriums sind leis­
tungsstarke Laserwaffen schon
lange kein „Science Fiction“
mehr. Deswegen sei auch die
Bundeswehr gezwungen, sich
zum Schutz der eigenen Soldaten
mit der Technologie zu beschäf­
tigen.
In den letzten 10 Jahren hat
die Bundeswehr rund 84 Milli­
onen Euro in die Erforschung
von Lasertechnologie durch ver­
schiedene Rüstungsunternehmen
und deutsche Forschungsinsti­
tute investiert. Im Vordergrund
steht die defensive Anwendung
der Technologie beispielsweise
zur Abwehr von Raketen und
Luftangriffen.
Das große Potenzial der Sys­
teme, die elektromagnetische
Wellen – oder vereinfacht dar­
gestellt, stark gebündeltes Licht
– einsetzen, liegt in den Vortei­
len gegenüber herkömmlichen
Schusswaffen und Flugkörpern.
Laserwaffen sind hochpräzise.
Kollateralschäden können somit
vermieden werden. Die Wirksam­
keit der Systeme ist skalierbar,
kann also dem Einsatzszenario
entsprechend angepasst wer­
den. Außerdem sind die Waffen
geräuschlos und brauchen keine
kostspielige Munition. Aller­
dings muss eine ausreichende
Energieversorgung gewährleis­
tet sein, um die Systeme betrei­
ben zu können. Das wäre zum
Beispiel auf Schiffen gegeben
– sie haben leistungsstarke Gene­
ratoren an Bord. Eine Montage
von Laserwaffen auf Landfahr­
zeugen hingegen wird seitens des
Ministeriums aufgrund des hohen
Energiebedarfs und der Störan­
fälligkeit der Systeme als schwie­
rig eingestuft.
Mit der Lasertechnologie steht
ein technologischer Quanten­
sprung bevor, der eine Reihe
von handfesten Vorteilen mit sich
bringt. Der mögliche zukünftige
Einsatz ist jedoch nicht nur von
der technischen Umsetzbarkeit,
sondern auch von den rechtlichen
und sicherheitstechnischen Vor­
aussetzungen abhängig.
Das Unternehmen Rheinme­
tall rüstete bereits im Jahr 2013
einen Radpanzer „Boxer“ mit
einem Hochenergielaser (HEL)
der 20­Kilowatt­Klasse aus und
demonstrierte die Präzision der
Lasertechnologie. Nach Angaben
des Unternehmens war es mög­
lich, ein auf einen Pickup instal­
liertes Maschinengewehr zu neu­
tralisieren, indem mithilfe des
Lasers eine einzelne Patrone im
Munitionsgurt zerstört wurde.
Ein weiteres mögliches Einsatz­
szenario könnte beispielsweise
die Entschärfung von Sprengsät­
zen aus sicherer Entfernung sein.
Die US­Navy hat bereits eine
leistungsstarke Laserwaffe an
Bord der „USS Ponce“ erprobt.
Im vergangenen Jahr bekämpf­
ten Soldaten damit nach Angaben
der US­Navy erfolgreich Ziele in
der Luft, darunter Drohnen, und
auf dem Wasser.
Rüstung: Zehn-Punkte-Programm der Bundesregierung
Berlin. Die Bundesregierung hat ein Zehn­Punkte­
Programm zur Stärkung der nationalen Verteidi­
gungsindustrie beschlossen. Die „Europäisierung
der Verteidigungsindustrie“ sei ein Baustein für
die Weiterentwicklung der Gemeinsamen Sicher­
heits­ und Verteidigungspolitik (GSVP), heißt es
in dem Beschluss. Erklärtes Ziel der Staats­ und
Regierungschefs Europas sei, den bisher stark frag­
mentierten europäischen Verteidigungsmarkt neu
zu gestalten.
Die Sicherung der „wehrtechnischen Basis
Deutschlands“ sei notwendig, heißt es in dem
Papier. Die Bundesregierung wolle „angesichts
der aktuellen internationalen Herausforderungen“
eine Debatte über die Rolle der Verteidigungsindus­
trie in der Gesellschaft fördern. In Zusammenhang
mit Rüstungsexporten soll eine verbesserte „Endver­
bleibsicherung“ in den belieferten Staaten sicherge­
stellt und ein System von Vor­Ort­Kontrollen ein­
geführt werden.
(vmd)
Krieg ohne Regeln
Berlin. Nach Einschätzung des
Kommandeurs des Zentrums
Innere Führung, Generalmajor
Jürgen Weigt, sind die Soldaten
der Bundeswehr auf die Heraus­
forderungen neuer Konfliktfor­
men gut vorbereitet. Gemeinsam
mit weiteren Sicherheitsexperten
hat er vergangene Woche über den
Einfluss hybrider Bedrohungen
auf westliche Gesellschaften dis­
kutiert. Thema der Veranstaltung
des Zentrums für ethische Bil­
dung in den Streitkräften (zebis):
„Hybride Kriege – Die Ohnmacht
der Gegner“.
Bei der hybriden Kriegsführung
geht es darum, Verwirrung zu stif­
ten. Laut Herfried Münkler, Pro­
fessor für Theorie der Politik an der
Berliner Humboldt­Universität,
werden geltende Ordnungssys­
teme durch einen Mix von ver­
deckten und offenen Operatio­
nen unterlaufen. Entscheidungen
Foto: Twardy/Bundeswehr
Hybride Kriegsführung: Experten diskutieren über „die Ohnmacht der Gegner“.
Soldaten haben „moralisches Rüstzeug“: Generalmajor Weigt.
würden abgelöst durch Interpre­
tation, sagt Münkler. „Ist das nun
ein Angriff oder nicht?“
Der Wissenschaftler Christian
Mölling von der Stiftung Wis­
senschaft und Politik beschäftigt
sich mit der Angreifbarkeit westli­
cher Gesellschaften. Er hat „Ver­
wundbarkeiten“ identifiziert, auf
die Einzelphänomene hybrider
Kriegsführung wie Propaganda,
irreguläre Krieger und Cyberat­
tacken abzielen könnten. Unter
anderem sei die territoriale Unver­
sehrtheit in Europa bedroht. Auch
die Pluralität westlicher Gesell­
schaften habe zu Verwundbar­
keiten geführt. Der Militärethiker
David Whetham vom Londoner
King’s College betont die Wir­
kung hybrider Bedrohungen tief
in die Zivilgesellschaften hinein.
„Die Reaktion kann nicht nur mili­
tärisch sein“, so sein Urteil.
Gesellschaft, Politik und
Militär hätten in den letz­
ten Jahren einen Lernprozess
durchgemacht, sagte General­
major Weigt. „Wir haben akzep­
tiert, dass Kriege und Konflikte
sich nicht an Regeln halten.“
Die Entwicklung von Wider­
standsfähigkeit – „Resilienz“
– gegenüber Provokationen
sei die Herausforderung. Die
Bundeswehr sieht er in diesem
Zusammenhang gut aufgestellt.
Das Konzept der Inneren Füh­
rung stelle Soldaten das „mora­
lisch, ethische Rüstzeug“ zur
Verfügung, um Gewissensent­
scheidungen treffen zu können
und moralisch urteilsfähig zu
sein, „selbst wenn die Bedin­
gungen eines Krieges uns an
unsere Grenze führen“. (flo)
Mehr Informationen zur Veran­
staltung auf www.bmvg.de
3
Ministerin besetzt
Spitzenpositionen
„Mobile HEL
Effector“ der
Firma Rheinmetall.
Laserwaffen könnten bald zur Abwehr gegen
Drohnen und Raketen eingesetzt werden.
von Vivien-Marie Bettex
aktuell Berlin. Generalleutnant
Markus Kneip (59) wird
Stellvertreter des Generalin­
spekteurs der Bundeswehr,
General Volker Wieker. Das
hat das Verteidigungsministe­
rium vergangene Woche mit­
geteilt.
Generalleutnant Peter
Schelzig (60), seit Mai 2013
Stellvertreter des Generalin­
spekteurs der Bundeswehr,
geht am 30. September 2015
in den Ruhestand, dann tritt
Kneip die Nachfolge an. In
seiner bisherigen 40­jährigen
Dienstzeit hat Kneip zahlrei­
che herausragende Truppen­
und Einsatzverwendungen
durchlaufen, unter anderem
als Kommandeur der 1. Pan­
zerdivision in Hannover und
des Regionalkommandos
Nord im afghanischen Mazar­
e­Sharif.
Verteidigungsministerin
Ursula von der Leyen traf dar­
über hinaus weitere Personal­
entscheidungen im Bereich
der Spitzendienstposten der
Bundeswehr:
• Neuer Abteilungsleiter
Strategie und Einsatz im Minis­
terium und damit Amtsnach­
folger Kneips wird General­
major Dieter Warnecke (59).
• Vizeadmiral Heinrich
Lange (60), Abteilungsleiter
Führung Streitkräfte im Ver­
teidigungsministerium, geht
am 30. September 2015 in
den Ruhestand. Ihm folgt
Generalmajor Eberhard Zorn
(55), derzeit Kommandeur der
Division Schnelle Kräfte in
Stadtallendorf.
• Vizeadmiral Manfred
Nielson (60), Inspekteur der
Streitkräftebasis in Bonn, wird
zum 1. April 2016 Deputy
Supreme Allied Commander
Transformation in Norfolk
(USA). Damit wird Nielson
der stellvertretende Komman­
deur eines der beiden strate­
gischen Hauptquartiere der
NATO und verantwortlich für
die Transformation und Wei­
terentwicklung der Allianz. Er
übernimmt einen der führen­
den Dienstposten innerhalb
der NATO­Kommandostruk­
tur und wird sich ab Oktober
2015 auf die neue Aufgabe
vorbereiten. Sein Nachfol­
ger wird Generalleutnant
Martin Schelleis (55), derzeit
Kommandierender General
des Luftwaffentruppenkom­
mandos in Köln­Wahn.
Bereits im Mai hatte von
der Leyen bekannt gegeben,
dass der Generalinspekteur der
Bundeswehr, General Wieker,
bis Sommer 2017 im Amt blei­
ben werde.
(eb)
4
aktuell Politik / Hintergrund
13. Juli 2015
Moskau. Der russische Präsident Wladimir Putin und sein
iranischer Amtskollege Hassan
Rouhani wollen im militärischen
Bereich enger kooperieren. Wie
ein Sprecher des Kremls vergangene Woche mitteilte, sprachen
die beiden Staatschefs unter
anderem über eine Lieferung des
russischen Luftabwehrsystems
S-300 an den Iran. Am Rande des
Gipfels der Schanghaier Kooperationsorganisation (SCO) in Ufa
sprachen Putin und Rouhani auch
über das umstrittene iranische
Atomprogramm. Putin hoffe auf
einen baldigen Kompromiss. (eb)
USA: 40 000
Soldaten weniger
Foto: imago
Iran und Russland
kooperieren
Keine Lebensmittel mehr erhältlich: Ein Anwohner sieht sich auf einem zerstörten Markt in Donezk um.
Donbass in Not
Ukraine: Die humanitäre Lage ist dramatisch – trotz der offiziellen Waffenruhe.
Foto: imago
von Simon Klingert
Washington. Die US-Armee
soll in den kommenden zwei
Jahren um 40 000 Soldaten verkleinert werden. Auch 17 000
zivile Stellen fallen weg. Das
teilte ein Vertreter des Verteidigungsministeriums in
Washington in der vergangenen
Woche mit. Damit würde das
US-Militär auf eine Stärke von
450 000 Soldaten schrumpfen.
Hintergrund der Truppenreduzierung sind Sparmaßnahmen.
Unabhängig davon hat US-Präsident Barack Obama bei einem
Besuch im Pentagon (Foto) angekündigt, den Kampf gegen die
Terrormiliz „Islamischer Staat“
(IS) intensivieren zu wollen. (eb)
Liberia: Erneuter
Ebola-Ausbruch
kiew. Mit der Unterzeichnung
des Minsker Abkommens im vergangenen Februar stiegen die
Hoffnungen auf eine Verbesserung der humanitären Lage im
Osten der Ukraine. Doch die vereinbarte Waffenruhe ist brüchig
– und die Lage der Zivilbevölkerung in den umkämpften Gebieten verschlechtert sich kontinuierlich.
Insgesamt fünf Millionen Menschen sind in der Ukraine nach
Angaben des Büros der Vereinten Nationen zur Koordinierung
der humanitären Hilfe (OCHA)
auf Hilfsleistungen angewiesen.
Davon leben drei Millionen in
der Donbass-Region im Osten
des Landes mit den beiden Verwaltungsbezirken Donezk und
Luhansk, die von den prorussischen Separatisten als Teil eines
unabhängigen Staates beansprucht werden.
Als Reaktion auf die Abspaltungsversuche hat sich die
ukrainische Regierung im vergangenen November aus dem
Sozial- und Gesundheitswesen
der Region weitgehend zurückgezogen. Staatliche Einrichtungen
wie Schulen und Krankenhäuser
sowie Banken und die Verwaltung erhalten keine finanziellen
Mittel mehr. Seither ist die medizinische Versorgung der Zivilbevölkerung nicht mehr ausreichend gewährleistet.
­
Nahrungsmittel
werden knapp
Wegen der angespannten
Lage ist auch der Zugang zu
Nahrungsmitteln und sauberem
Trinkwasser prekär. Im Juni
hat die ukrainische Regierung
den kommerziellen Transport
von Lebensmitteln und Medikamenten in die von den Separatisten kontrollierten Gebiete
untersagt. „Das wird die ohnehin
schon schwierige Situation noch
weiter verschärfen“, sagt OCHASprecher Alimbek Tashtankulov.
Das Welternährungsprogramm
der Vereinten Nationen (WFP)
plant daher, die Nahrungsmittelhilfen für etwa eine halbe
Beobachter der Organisation
für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) Verstöße von Separatisten und
der ukrainischen Armee gegen
die Bedingungen der im Februar ausgehandelten Waffenruhe. In dem gemeinsam mit
Vertretern Russlands und der
OSZE unterzeichneten Abkommen hatten sich die Konfliktparteien auch auf den Abzug
von schweren Waffen aus
einer Pufferzone geeinigt. Eine
im vergangenen September
geschlossene Waffenruhe hatte
nur wenige Tage Bestand.
Ein Ende
ist nicht absehbar
Ein Ende des Konflikts in der
näheren Zukunft ist Beobachtern zufolge nicht abzusehen.
Diese Einschätzung teilt auch
Peter Biermann von der Caritas: „Wir haben uns auf einen
längeren Konflikt eingestellt.
Die Mittel für die Winterhilfe
haben wir im Budget schon
reserviert.“
/Sc
hie
bel
Bei den Kameradrohnen handelt es sich
um ein Modell der österreichischen Firma
Schiebel, die vor Ort den Betrieb im Auftrag
der OSZE leistet.
(kli)
OS
ZE
tisten kontrolliertem Gebiet von einem Flugabwehrgeschütz beschossen, konnte allerdings unbeschadet auf der Einsatzbasis nahe
der Stadt Mariupol landen. Bislang ließ das
Einsatzgebiet der Drohnen über dem Verwaltungsbezirk Donezk
nach Ansicht von
Experten lediglich Vermutungen über die
Verursacher der Störversuche zu.
Anfang Juli bestätigte der „Verteidigungsminister“ der selbsternannten „Volksrepublik Donezk“ in einem Treffen mit dem
Chef der OSZE-Beobachtermission, dass
seine Truppen über Equipment zur Störung
von unbemannten Fluggeräten verfügen.
Das Problem sei, dass man nicht zwischen feindlichen Drohnen der ukrainischen Streitkräfte und denen
der OSZE unterscheiden könne.
to :
Monrovia. Nach einem erneuten Ebola-Todesfall in Liberia
haben sich weitere Menschen mit
dem potentiell tödlichen Erreger
angesteckt. Das teilte die liberianische Gesundheitsbehörde mit.
Die erneuten Ansteckungen seien
alle im selben Haushalt festgestellt worden. Der betroffene
Bezirk am Rande der Hauptstadt
Monrovia wurde bis auf weiteres
unter Quarantäne gestellt, Desinfektion (Foto) ist Pflicht. Die
Weltgesundheitsorganisation
hatte das Land erst Anfang Mai
für ebolafrei erklärt.
(eb)
Mariupol. Wiederholt sind die Kameradrohnen der Organisation für Sicherheit und
Zusammenarbeit in Europa (OSZE) über der
Ukraine elektronischen Störversuchen ausgesetzt gewesen – jetzt hat ein hochrangiger Vertreter der prorussischen Separatisten
erstmals bestätigt, dass Spezialisten für elektronische Kriegsführung unter seinem Kommando für die Angriffe verantwortlich sind.
Seit dem vergangenen Oktober verstärken vier unbewaffnete Drohnen die OSZEBeobachtermission in der Ukraine bei der
Überwachung des Waffenstillstandes zwischen den Separatisten und der ukrainischen
Armee. Dabei sind die Fluggeräte immer
wieder elektronischen Störversuchen ausgesetzt, die Bild- und Videoaufnahmen über
den umkämpften Gebieten verhindern. Eine
der Drohnen wurde nach Angaben der OSZE
im vergangenen November über von Separa-
Fo
Foto: Wilke/RedBW
Im Blindflug – OSZE-Kameradrohnen unter elektronischem Beschuss
13. Juli 2015 Einsatz / Bundeswehr aktuell Train the Trainer –
Ausbildung im Irak
Foto: Bundeswehr
Mit Jurte fernab
der Heimat
Mazar-e sharif. Wie inter­
national die Zusammenar­
beit in den aktuellen Einsätzen
der Bundeswehr ist, lässt sich
am Besten in den Feldlagern
erkennen. Allein im afghani­
schen Camp Marmal leben
und arbeiten Soldaten aus
22 Nationen zusam ­
men. Eines dieser
Kontingente kommt
aus der Mongolei.
Ihr Einsatzmotto
lautet: „One Team
– one Mission“. Und
um die Identität und
den Zusammenhalt dieses
Teams auch im Einsatz zu stär­
ken, haben die Soldaten aus der
Mongolei Teile ihrer Kultur mit
an den Hindukusch gebracht.
Auf dem Appellplatz ihres
Unterkunftsbereichs steht eine
beigefarbene Jurte (Bild oben),
das traditionelle Zelt des Step­
penvolks.
Der Heimat ein
Stück näher
Der Innenraum der Jurte ist mit
einer Ahnengalerie mongolischer
Herrscher geschmückt.
Unter ihnen auch der
berühmte ­Dschingis
Khan. Zu essen gibt
es Buuz, traditio­
nelle Teigtaschen
mit einer Füllung
aus Schafsfleisch. „In
unserer Jurte fühlen wir
uns wie in der Mongolei“,
sagt Kontingentführer Oberst­
leutnant Dschak stolz. „180
Tage Einsatz sind eine lange
Zeit. Die Jurte macht uns die
Trennung von der Heimat ein
wenig leichter.“
Der Hauptauftrag des mongo­
lischen Kontingents ist der Schutz
des Haupteingangs zum Feldlager.
In drei Schichten führen die Solda­
ten des 40­jährigen Stabsoffiziers
Fahrzeug­ und Personenkontrol­
len durch, unterstützt von afgha­
nischen Ortskräften. Seit 2009
entsendet die Mongolei Solda­
ten nach Afghanistan. Die
Bundeswehr bildet die
Soldaten seit 2012 in
der Nähe der mon­
golischen Haupt­
stadt Ulan­Bator
für den Einsatz aus.
Mit Gesang
und Bogen
Noch während des Essens
betritt ein Soldat im Deel das
Zelt. Dieser bunt verzierte Man­
tel aus schwerem Filzstoff verleiht
ihm eine ganz besondere Würde.
Nach einer kurzen Einführung
trägt der junge Mann ein Lied
im Kehlkopfgesang (Bild links)
vor. Dschak erklärt, dass es Jahre
benötigt, um diese Technik zu
erlernen. Der Gesang erinnert an
den Klang eines Didgeridoos der
australischen Aborigines.
Nach dem Essen geht es zum
Bogenschießen auf den
Appellplatz. Der traditi­
onell gekleidete mon­
golische Schütze
(Bild rechts) schafft
mit dem Bogen mühe­
los, was für viele Sol­
daten mit der P8 eine
Herausforderung ist: Auf
50 Meter 47 von 50 Ringen.
„Wir sind stolz, unsere Kultur zu
zeigen“, sagt Dschak und richtet
zum Schluss noch seine Grüße
nach Deutschland aus, das er seit
seiner Generalstabsausbildung in
Hamburg in bester Erinnerung hat.
Kein Auftrag wie jeder andere
Catania. Auf Booten mit drei
provisorisch eingebauten Etagen
treten die Menschen eine Reise ins
Ungewisse an. 15 Meter lang und
vier Meter breit sind die Boote,
mit denen die Flüchtlinge sich
auf den gefährlichen Weg von
der libyschen Küste Richtung
Italien machen. Ohne Toiletten,
nur ausgerüstet mit einem Kom­
pass, sind sie oft tagelang auf dem
Wasser. Die alten Dieselmotoren
geben nicht selten mehr Abgase
ins Innere der Schiffe ab als nach
außen.
Unter diesen Eindrücken ste­
hen die Soldaten der deutschen
Marine, die zur Zeit im Mittelmeer
an der Seenotrettung beteiligt sind
und mit ihren Speedbooten als
erstes auf die Flüchtlingsboote
treffen.
Bei der Rettungsaktion tra­
gen die Soldaten orangefarbene
Schutzanzüge – eine enorme
Foto: Kleemann/Bundeswehr
EUNAVFOR Med: Die Seenotrettung im Mittelmeer bleibt ein ständiger Auftrag.
Flüchtlingsboot: Unter Deck sind bis zu drei Ebenen eingezogen.
körperliche Belastung, denn bei
Außentemperaturen von 38 Grad
und praller Sonne herrschen in
den Anzügen Saunatemperaturen.
Doch die Anzüge sind nötig,
damit die Soldaten ihre Auf­
gabe ohne große Unterbrechung
fortsetzen können – sie ersparen
ihnen wiederholtes Desinfizieren,
nachdem die Soldaten an Bord
der Flüchtlingsschiffe mit Ben­
zin oder potentiellen Krankheits­
erregern in Berührung gekommen
sind.
Vieles, was den Menschen bei
ihrer Flucht über das Mittelmeer
und davor zugestoßen ist, kön­
nen die Helfer an Deck der Fre­
gatte „Schleswig­Holstein“ nur
erahnen. „Wir treffen auf Männer
und Frauen mit Stich­ und Schuss­
verletzungen, auf Menschen mit
Infektionskrankheiten, auf miss­
handelte Schwangere“, berichtet
der Hauptgefreite Benjamin M.
Er unterstützt die medizinische
Versorgung an Bord. „Viele Men­
schen leiden an Flüssigkeitsver­
lust, andere haben viele Stunden
in einer Benzinlache im Inneren
der Boote gesessen“, sagt der Sol­
dat. Abends tauschen sich die Sol­
daten über das Erlebte aus, über
die vielen Menschen, die sie an
Bord geholt und versorgt haben.
Benjamin M. und seinen Kame­
raden ist anzumerken, was es für
sie bedeutet, Leben zu retten. Es
macht sie stolz und lässt sie über
ihr eigenes Leben nachdenken.
Der Kommandant des Tender
„Werra“, Korvettenkapitän Stefan
Klatt, fasst die Gefühle seiner
Besatzung zusammen: „Es ist
eine überwältigende Mission,
ganz anders, als alles, was wir
vorher gemacht haben.“
(tie)
Erbil. Im Kampf gegen die
Terrormiliz „Islamischer Staat“
sind Soldaten der Bundeswehr
jetzt auch an der Ausbildung
eines Kakai­Bataillons beteiligt.
Die Kakai sind eine kurdische
Minderheit in dem Land und
durch den IS verfolgt. Unter­
dessen hat in Zusammenarbeit
mit dem Ministry of Peshmerga
in Erbil eine neue Ausbildungs­
reihe im Bereich Sanität begon­
nen. Für „Train the Trainer“
wurden 19 Peschmerga mit medi­
zinischen Vorkenntnissen aus­
gewählt. Sie erhalten eine ver­
tiefte Ausbildung, um ihr Wissen
über Selbst­ und Kameradenhilfe
an ihre Kameraden an der Front
weitergeben zu können.
(eb)
Doppelter Wechsel
im Libanon
Beirut. Beim deutschen UNI­
FIL­Einsatzkontingent hat ein
doppelter Wechsel stattgefun­
den. Nachdem der Besatzungs­
tausch auf der Korvette „Erfurt“
erfolgt war, wechselte kurz dar­
auf der Kontingentführer. Oberst
Leonhard Hirschmann nahm den
Wechsel stellvertretend für den
Befehlshaber des Einsatzfüh­
rungskommandos der Bundes­
wehr vor. Er übertrug das Kom­
mando über rund 150 deutsche
Soldaten von Fregattenkapitän
Jörg Buddenbohm an Fregatten­
kapitän Nicolas Liche.
(eb)
Auf Wiedersehen
bei Atalanta
Foto: Bundeswehr
Foto (3): Pieper/Bundeswehr
Mongolisches Kontingent pflegt seine Traditionen
auch am Hindukusch.
von Marc Lindemann
5
D
aktuell Bundeswehr
Anfang der 70er Jahre:
Der junge Abiturient
Bruno Kasdorf.
1994: Bei der Übergabe des
Panzergrenadierbataillons 323
in Schwanewede.
1985: Als Chef der
3. Kompanie des
Panzergrenadierbataillons 312
in Varel.
1997: Kasdorf (l.) im Multinational
Brigade Centre SFOR. In der Mitte der
spätere Inspekteur des Heeres,
Hans-Otto Budde.
Vom Heer ans Klavier
Mehr als 42 Jahre bewegt sich Bruno Kasdorf auf der „Klaviatur des Heeres“, in dieser Woche gibt der Generalleutnant
als Inspekteur den Taktstock an seinen Nachfolger weiter – seinen Lebensabend will er nun musikalisch gestalten.
von Torsten Sandfuchs-Hartwig
Kabul. Noch immer ist es
drückend an diesem Abend im
Feldlager in der afghanischen
Hauptstadt. Hier befinden sich
die deutschen Unterstützungs­
kräfte der Mission Resolute
Support. Etwas kühler ist es
in der „Wolfshöhle“, wie die
Soldaten ihre Betreuungsein­
richtung im Kellergeschoss nen­
nen. Die Soldaten kommen und
gehen. Heute sind sie etwas irri­
tiert und stutzen. Denn der Ins­
pekteur des Heeres, Generalleut­
nant Bruno Kasdorf (Foto r.), hat
sich in die Wolfshöhle „verirrt“.
Könnte man meinen, doch so
ist es nicht. Der oberste Heeres­
soldat mischt sich gern unter die
Soldaten.
Kasdorf ist nach Afghanistan
gekommen, um Erfahrungen
der Soldaten aufzunehmen, die
mittlerweile im zweiten Kontin­
gent den Auftrag „Train, Advise,
Assist“ wahrnehmen – Beraten
der Führungskräfte der Afghan
National Army (ANA). Der Ins­
pekteur geht in wenigen Wochen
in Pension. Abschiedstour könnte
man meinen, doch davon möchte
Kasdorf nichts wissen. Zu wich­
tig sind ihm die Erkenntnisse,
denn es gilt, Rückschlüsse für die
Ausbildung, vor allem das Key­
leader­Training der Folgekon­
tingente zu ziehen. Was können
wir besser machen, ist immer die
zentrale Frage, die sich durch alle
Gesprächsrunden zieht, die Kas­
dorf am Hindukusch durchführt.
Es ist auch die zentrale Frage,
die ihn sein gesamtes Berufs­
leben prägt – seit seinem Dienst­
antritt im Juli 1973. Das lässt
Kasdorf an diesem Abend immer
wieder anklingen: „Bundeswehr
73, das war in vielen Dingen
noch richtig Kommiss,
so wie im Film 08/15“,
aktuell sagt er. Er habe es trotzdem nie
bereut, sich direkt als Zeitsoldat
verpflichtet zu haben. Denn auch
aus negativen Erlebnissen könne
man lernen. „Vom Bahnhof sind
wir damals auf der Ladefläche
eines LKW in die Kaserne gefah­
ren, Gebrüll war von Anfang
an angesagt“, erinnert sich der
General. Kasdorf zieht daraus
den Schluss: „Wenn ich irgend­
wann selbst an der Stelle bin,
mache ich es anders!“
Bundeswehr
1973, das
sind vor
allem noch Streitkräfte, die
keine 20 Jahre alt sind, in der
viele Vorgesetzte noch kriegsge­
dient sind. Mitunter auch Vorge­
setzte, die die neue Leitphiloso­
phie von der „Inneren Führung“
hier und da despektierlich als
Inneres Gewürge verunglimpfen
und dem Staatsbürger in Uniform
bisweilen leicht kritisch gegen­
über stehen. Georg Leber, der
viel zitierte Soldatenvater, ist
Verteidigungsminister. Und die
Truppe muss gerade den Haar­
erlass verarbeiten – statt Kurz­
haarschnitt ist auch längeres
Haar mit Haarnetz erlaubt. Der
Kalte Krieg befindet sich in
der Phase leichter Entspan­
nung. Die Deutschen erle­
ben nach dem
Wirtschaftswunder der 60er
Jahre die erste Ölkrise mit auto­
freien Sonntagen.
Für die Soldaten gilt es damals
noch mehr wie heute, Pionier­
arbeit zu leisten: „Bei der Grund­
ausbildung in Ahlen waren wir
noch in richtigen soliden Gebäu­
den untergebracht. Als ich dann
nach Augustdorf kam, war meine
Kompanie auf fünf Baracken
verteilt“, erzählt Kasdorf über
die damalige Zeit. Er absolviert
die Unteroffiziervorausbildung,
muss als junger Unteroffizier
Soldaten führen, die vorher mit
ihm auf einer Ebene waren. Und
entschließt sich, Reserveoffizier
zu werden. Das soll jedoch nicht
alles bleiben.
Denn kurz zuvor hatte die noch
von Minister Helmut Schmidt
eingeleitete Bildungsreform
mit der Gründung der Bundes­
wehr­Universitäten ihren Höhe­
punkt gefunden. Das sei natür­
lich auch ein wichtiger Anreiz
gewesen, sich weiterzuverpflich­
ten, bekennt der 62­Jährige. So
studiert der junge Leutnant Kas­
dorf ab 1975 als einer der ersten
Offiziere Wirtschafts­ und Orga­
nisationswissenschaften.
Nach drei Jahren zurück in der
Truppe holt ihn der Alltag eines
Panzergrenadiers schnell wieder
ein. Erst Zugführer, dann Kom­
paniechef in Varel, nahe sei­
nes ostfriesischen Geburtsortes
Heidmühle. Eine große Kampf­
kompanie mit fast 200 Mann
hat er zu führen, 16 Schützen­
panzer „Marder“ – die Tech­
nik ist bereits seit zehn Jahren
in der Truppe und gut erprobt.
Doch die Personallage ist nicht
rosig. Kasdorf: „Da habe ich
mich unter den Mannschaften
erstmal umgesehen, wen ich
zum Gruppenführer ‚befördern‘
kann.“ Drei Jahre darf er die
Einheit führen, Zeit genug, nicht
nur zu säen, sondern die Früchte
der Arbeit auch zu ernten, vor
allem durch intensive Ausbil­
dung und Übungsvorhaben.
Ob er denn damals schon
gedacht habe, dass er einmal
General wird? Mitnichten – „ich
wusste als junger Chef nicht ein­
mal, was ein Generalstabsoffi­
zier ist, das musste ich erstmal
nachschlagen, nachdem mir der
Stellvertretende Bataillonskom­
mandeur bei einem Offizierabend
sagte, ich könne nur als solcher
in dieser Armee etwas bewegen“,
so Kasdorf.
Das Ziel ist nun für den jungen
Berufssoldaten definiert und wird
auch schließlich mit der Familie
in Einklang gebracht. Vier Kin­
der haben die Kasdorfs, da gilt
es einiges zu organisieren, wenn
alle zwei Jahre eine Versetzung
quer durch die Republik ansteht.
So über den Daumen zehn seien
es wohl gewesen, sagt er.
Deutsche Generalstabsdienst­
ausbildung, anschließend die
amerikanische – in den USA
erlebt der frisch gekürte Major
die Deutsche Einheit. Mit einem
Weltempfänger, denn an Inter­
net ist noch nicht zu denken.
Und kurz darauf die Folgen
für die Bundeswehr in einem
wiedervereinigten Deutsch­
land als Armee der Einheit,
als Referent im Führungsstab
der Streitkräfte des Verteidi­
gungsministeriums (BMVg),
Bereich Organisation und
Gliederung.
Danach folgt das, was viele
Offiziere rückblickend als
den Höhepunkt ihrer Karriere
beschreiben: Kasdorf über­
nimmt als Kommandeur 1992
das ­Panzergrenadierbataillon
323 in Schwanewede. Eine for­
dernde Aufgabe in einer span­
nenden Zeit, denn die Bundes­
wehr fängt zu dieser Zeit an, sich
mit dem erweiterten Aufgaben­
spektrum auseinanderzusetzen.
Das wirkt sich langsam auch auf
Ausbildung und Übungen aus.
Nach nur 21 Monaten muss
Kasdorf „seinen Höhepunkt“
wieder beenden. „In den Pla­
nungsstab des Ministers sollte
ich, dabei wollte ich gar keine
weitere ministerielle Verwen­
dung, mein Oberst hielt mich
1996: Mit dem späteren Botschafter
Wolfgang Ischinger (l.)
bei den Friedensverhandlungen
von Dayton.
damals für verrückt“, schmunzelt
er. Es folgt die arbeitsreichste
Zeit seines Lebens. Denn der
Generalstabsoffizier ist Refe­
rent für die Auslandseinsätze –
und das bedeutet wieder einmal
Pionierarbeit. Und es bedeutet
auch Dayton: Kasdorf nimmt
als Beigeordneter des BMVg,
geführt von
einem Poli­
tischen Direktor des Auswärtigen
Amtes, dem späteren Botschaf­
ter und heutigen Vorsitzenden
der Münchner Sicherheitskon­
ferenz, Wolfgang Ischinger, am
Friedensprozess für Bosnien­
Herzegowina in Ohio teil.
Auch in der folgenden Ver­
wendung im Führungszentrum
der Bundeswehr bleiben die
Auslandseinsätze sein Thema. im
März 1997 spitzt sich die Lage
in der albanischen Hauptstadt
7
2014: Im Gespräch
mit einer Soldatin
der Panzerbrigade 41 beim
Gefechtsübungszentrum Heer.
zu, es gibt Unruhen und Plün­
derungen, im Land verbliebene
Ausländer sind akut gefährdet.
Die Bundesregierung beschließt,
die Deutschen zu evakuieren
– Operation Libelle: „Das haben
wir damals quasi aus dem Stand
geplant, und es wäre beinahe an
einem Detail wie der fehlen­
den Diplomatic Clearance
für einen Überflug geschei­
tert“, erinnert sich Kasdorf.
Doch das gewisse Quäntchen
Glück gehöre einfach dazu.
Auch dass keiner zu Scha­
den gekommen sei, wäre ein
hoher Verdienst aller Betei­
ligten, vor allem auch von
dem damaligen Führer vor
Ort, dem späteren Brigade­
general Henning Glawatz,
bekräftigt der Inspekteur.
Gut ein Viertel seiner Dienst­
zeit hat Kasdorf an der Spitze
des Heeres verbracht, ob im
­Heeresführungskommando in
Koblenz oder die letzten fünf
Jahre zunächst als Stellvertre­
ter, später als Inspekteur des
Heeres. Kaum ein deutscher
General hat die Entwicklung
des Heeres in den vergangenen
15 Jahren so mitgestaltet wie er,
einschließlich zweier Einsätze im
ISAF­Hauptquartier in Kabul.
Deshalb befindet er – aus sei­
ner Sicht völlig zurecht: „Das
Heer ist Weltklasse“. Nicht,
weil er es zuletzt führte. Er
habe nur seinen Beitrag gelie­
fert wie alle seine Vorgänger.
„Wenn man im internationalen
Vergleich sieht, was wir leisten
können, dann können wir stolz
und selbstbewusst sein“, erklärt
er seine Einschätzung. Doch
ganz klar ist für ihn auch, wenn
es um Material und Ausstattung
geht, im Kontext zur veränder­
ten Sicherheitslage, „werden wir
den Ansprüchen einer Hochtech­
nologienation derzeit nur bedingt
gerecht, da besteht Nachholbe­
darf“.
In dieser Woche ist nun
Schluss – nach 42 Jahren Sol­
datsein. Nach dem Großen
Zapfenstreich, gegeben in
Dresden an der Offizierschule
des Heeres, geht es heim nach
Ostfriesland. Wehmut ist schon
mit ihm, verschweigt Kasdorf
seine Gefühlslage nicht. Ja,
Pläne habe er für den dritten
Lebensabschnitt. Als General
außer Dienst möchte er zunächst
noch als Senior Mentor zur Ver­
fügung stehen. Dann gelte es
noch drei Fremdsprachen zu ler­
nen: Latein, Französisch und
Polnisch. Dann steht da noch
ein Klavier seit 25 Jahren im
Hause Kasdorf: „Das wollte
ich schon immer beherrschen.“
Marschmusik soll sich dafür
bestens eignen. Und beim Gro­
ßen Zapfenstreich werden ihm
die Musiker viele Melodien
bieten. Vielleicht ein Anfang
zum Nachspielen. Doch wie
beim Deutschen Heer zählt auch
am Klavier: üben, üben, üben.
Foto: Kazda/Bundeswehr (2); Privat (5)
6
8
aktuell bundeswehr
13. Juli 2015
Eine besondere Auszeichnung
Kommandowechsel
beim Eurokorps
hr
W
Abschluss. „Man muss
stumpf auswendig lernen
können und exakt die Standards des EFMB einhalten.“
Dabei sind manche Inhalte
und Verfahren für den Mediziner
zumindest fragwürdig.
Das aber möchte der Stabsarzt nicht als Kritik verstanden
wissen. „Die Amerikaner wollen
sehen, dass man ihre Standards
eins zu eins umsetzen
kann.“
Dabei war
N ö h r i n g
anfangs nicht
der einzige
Bundeswehrsoldat.
Zwei Oberfeldwebel und
einsatzerfahrene Rettungsassistenten hatten
sich ebenfalls der Herausforderung gestellt. Leider
mussten beide nach dem Nachtorientierungsmarsch verletzt
ausscheiden. „Ich habe noch nie
we
es
nd
Fregatte „Hamburg“
ist Flaggschiff
berlin. In den Sanitätskräften der
US-Armee gilt es als das prestigeträchtigste Abzeichen. Der
Erwerb des „Expert Field
Medical Badge“ (EFMB) ist
jedoch eine harte Nuss. Aufgrund seiner hohen Durchfallrate von 80 bis 90 Prozent ist
diese Auszeichnung für Sanitätssoldaten eine besondere
Herausforderung. Und so hat es
auch Stabsarzt Ingo Nöhring vom
Bundeswehrkrankenhaus Berlin empfunden, als er kürzlich
als einziger deutscher Soldat und
Arzt die Prüfung für das Abzeichen in Grafenwöhr erfolgreich
absolvierte. Auf Einladung der
amerikanischen Streitkräfte können auch befreundete Nationen
das Abzeichen erlangen.
„Nöhring, Sie sind doch so
ein Verrückter, der so etwas
macht“, sprach ihn sein Abteilungsleiter an. Über das Fähigkeitskommando in Diez wurden Freiwillige für das „Expert
Field Medical Badge“ gesucht.
Der 27-jährige Mediziner war
sofort Feuer und Flamme für das
Vorhaben.
Drei Monate trainierte Nöhring
für das begehrte Badge. „Ich
habe mir regelmäßig einen 25
Kilo schweren Rucksack auf den
Rücken gepackt und bin damit
losgelaufen.“ Körperliche Fitness ist nur eine Voraussetzung für einen erfolgreichen
ne
k/B
u
S
von Uwe Henning
Foto
s: P
ulp
a
Foto: Bundeswehr
Stabsarzt Ingo Nöhring erhält als einziger deutscher Soldat das „Expert Field Medical Badge“.
solch einen gefährlichen Marsch mitgemacht“, sagt Nöhring.
Berührt hat ihn die
Kameradschaft und
Atmosphäre im Lager: „Das
war schon beeindruckend, wie
freundlich und hilfsbereit wir
von den amerikanischen Soldaten aufgenommen wurden.“ Ein
bewegender Moment für ihn war
auch die Verabschiedung
der beiden verletzten
deutschen Soldaten. „Die beiden
wurden gefeiert wie Sieger.
Die Amerikaner schätzen
Einsatz und
Wille – und
beides haben
sie gezeigt.“
Trotz der tollen Geste war Nöhring
danach allein auf sich gestellt.
„Wir drei haben gemeinsam
gelernt und es war auch mal entspannend, mit jemanden deutsch
sprechen zu können.“ Nöhring
fiel in ein kleines Motivationsloch. Umso überraschter war er
über die amerikanische Unterstützung. Insbesondere ein amerikanischer Soldat, der seit längerem in Deutschland stationiert
ist, baute ihn wieder auf. „Der
sprach ein beeindruckend gutes
Deutsch. Ich habe gespürt, die
wollen, dass ich das schaffe.
Das spornte mich an.“
Nach jeder Prüfung begaben
sich die Teilnehmer in die
Zelte. Hatte man es geschafft,
wurde jeder bejubelt und
abgeklatscht. „Das sorgte für
Gänsehautfeeling.“ Gerade das
„Victory-Dinner“ und die Übergabe des Abzeichens durch zwei
amerikanische Generale wähnte
Nöhring als exemplarischen
Beweis für die besondere Mentalität in der amerikanischen Armee.
Trotz der besonderen Härten
während der zweieinhalb
Wochen möchte Nöhring diese
einmalige Erfahrung nicht missen: Eintauchen in die amerikanische Mentalität mit Hang zu
heroischen Motivationsreden,
viel Gesang und partnerschaftlicher Kameradschaft. Besonders
den jungen Sanitätsoffizieranwärtern legt er dieses Abzeichen
ans Herz. „Kurz nach dem Physikum ist man noch besonders
leidensfähig, was auswendig lernen betrifft, und Sport lässt sich
in das Studium auch problemlos
integrieren.“
Forschen, tüfteln und ausprobieren
Die Bundeswehr präsentiert sich jungen Leuten auf der IdeenExpo in Hannover.
Zukunftsweisendes
Hörimplantat
H
schen Bereich auszuprobieren.
Technik zum Anfassen bot auch
die Bundeswehr.
Auf dem Messegelände bildet
sich eine Menschentraube rund
um einen Radpanzer in Tropentarnanstrich. Zu sehen ist der
„Boxer“ in der Variante eines
schweren, geschützten Sanitätsfahrzeuges. „Was ist das Besondere an diesem Panzer?“, fragt
eine Schülerin. „Der ,Boxer‘ ist
wie ein Notarztwagen ausgestattet. Der Unterschied ist die
Panzerung gegen Sprengsätze,
Minen und Geschosse“, so
Maat Janine Sander vom
Sanitätsdienst der Bundeswehr.
Spannend auch der
Erlebnisparcour. Er
kann bei Dunkelheit
nur durch die Restlichtverstärkerbrille
„Lucy“ bewältigt werden – Staunen in den
Gesichtern der jun-
gen Besucher. „Jetzt kann ich
nächste Woche erzählen, dass ich
mit der Bundeswehr auf Übung
war und sogar ein Nachtsichtgerät getragen habe“, freut sich
eine Schülerin.
Und wer lieber einen Roboter
für sich arbeiten lässt, der ist
bei den Studenten der HelmutSchmidt-Universität aus Hamburg richtig. Die Besucher hören den Erläuterungen von Mirco
Alpen von der Professur für Regelungstechnik
sehr interessiert zu. Er
erklärt: „Man
muss versuchen, möglichst
viele Sinnesorgane, die ein
Mensch hat,
durch Sensoren abzudecken.“
Nach so vielen Eindrücken
von der Bundeswehr war das
Interesse an Karrieremöglichkeiten geweckt – dabei
wurde auch klar, dass der Soldatenberuf kein Beruf wie
jeder andere ist – Einsätze
gehören dazu.
(eb)
Foto (2): Bundeswehr
H
­
13. Juli 2015 innere Führung / Militärgeschichte aktuell 9
Der deutsch-französische Krieg
19. Juli 1870: Frankreich erklärt Preußen den Krieg und erfüllt Bismarcks Hoffnung auf Einigung des Deutschen Reiches.
Foto (2): dpa/pa
G
Waldkampf bei Sedan am 1. September 1870: Die Preußen nehmen Napoleon III. gefangen.
Bismarcks Rechnung
geht auf
Frankreich und Preußen waren
über die spanische Thronkandidatur eines Hohenzollernprinzen in
Streit geraten. Vor dem Hintergrund komplexer politischer Interessenlagen und einem nicht minder komplexen diplomatischen
Spiel erklärte das Französische
Kaiserreich nach entsprechender
innenpolitischer Vorbereitung am
19. Juli 1870 dem Norddeutschen
Bund mit den süddeutschen Staaten als Alliierte den Krieg.
Hinsichtlich des Verlaufes
der Operationen wird der Krieg
regelmäßig in zwei Phasen unterschieden. Demnach firmierten
die Kämpfe bis zur französischen
Niederlage bei Sedan, der Gefangennahme Kaiser Napoleons III.
(2. September 1870) und des folgenden Sturzes des Zweiten Kaiserreiches (4. September 1870) als
„Kampf gegen das Kaiserreich“.
Der sich hieran anschließende
„Kampf gegen die Republik“
umspannte schließlich alle Ereignisse bis zum Friedensanbahnungsprozess, der über die Etappen Waffenstillstand (28. Januar
1871) und Vorfriede von Versailles (26. Februar 1871) schließlich
im Definitivfrieden von Frankfurt
(10. Mai 1871) mündete.
Die ersten Treffen bei Saarbrücken (2. August 1870) und
Weißenburg (4. August1870)
sowie die Schlachten bei Spiche-
ren und Wörth (6. August 1870)
führten zu einem wenig koordinierten Ausweichen der nur ungenügend vorbereiteten und geführten französischen Verbände.
Preußen entscheidet
Schlachten für sich
Die deutschen Armeen ergriffen die Initiative, folgten ihrem
Gegner und durchtrennten die
Verbindung zwischen den beiden französischen Flügeln. Es
gelang der deutschen 1. und 2.
Armee, die ausweichenden französischen Kräfte des linken Flügels in den drei Schlachten von
Colombey-Nouilly (14. August
1870), Vionville-Mars la Tour
(16. August 1870) und Gravelotte-
St. Privat (18. August 1870) zu
isolieren und auf die Festung
Metz zu werfen. Der alliierten
deutschen Heeresleitung war es
damit zeit- und grenznah gelungen, mit der französischen Rheinarmee ein Manöverelement zu
umfassen und entscheidend zu
schwächen. Es setzte eine erste
größere Umgruppierung in der
deutschen Kriegsgliederung an.
Der Sedan-Sieg: Bismarck triumphiert neben dem Verlierer.
Potsdamer Konferenz 1945
17. Juli bis 2. August: Drei Siegermächte entscheiden in Cecilienhof über Deutschlands Zukunft.
G
Reiches. Der erst seit April 1945
amtierende US-Präsident Truman
fand sich dabei rasch in einer Vermittlerrolle zwischen Großbritannien und der Sowjetunion wieder.
Großbritannien war geschwächt,
da Churchills Partei die Unterhauswahlen verloren hatte und er
in den laufenden Verhandlungen
von seinem Nachfolger Clement
Attlee ersetzt wurde.
Deutschland wurde in Besatzungszonen aufgeteilt und die
Deutschen nach den Grundsätzen
der „vier D“ behandelt: Demilitarisierung, Denazifizierung,
Demokratisierung und Dezentralisierung. Die künftige deutsche Ostgrenze entstand durch
die Westverschiebung Polens auf
Kosten der deutschen Gebiete in
Ostpreußen und Schlesien. Die
polnische Bevölkerung wurde
aus den vormals ostwärtigen
Landesteilen dorthin umgesiedelt. Auch aus den anderen osteuropäischen Staaten wurden die
deutschen Minderheiten ins Mutterland „überführt“, größtenteils
in unkontrollierten und brutalen
Vertreibungen. Ungefähr zwölf
Millionen Deutsche mussten ihre
Heimat verlassen, Hunderttausende verloren dabei Leben oder
Gesundheit.
Am Ende schrieb das Potsdamer Abkommen, dem später noch
Frankreich schriftlich zustimmte,
den Status quo am Ende des Zweiten Weltkrieges fest und zementierte damit den bereits begonnenen Kalten Krieg. Erst mehr als
vier Jahrzehnte später veränderten die Revolutionen die territorialen Vereinbarungen von Potsdam. Tatsächlich profitiert hatten
die Westdeutschen von der klaren Abgrenzung: Sie kamen unter
der westlichen Wirtschafts- und
Werteordnung in kürzester Zeit zu
Sicherheit und Wohlstand.
Um für die Verfolgung des
rechten französischen Flügels
neben der 3. Armee ein weiteres
Manöverelement zur Verfügung
zu haben, wurde die sogenannte
Maas-Armee aus Abgaben der
2. Armee aufgestellt. Die verbliebenen französischen Kräfte
wichen zunächst weiter nach
Westen aus, marschierten dann
aber wieder nach Osten, um die in
Metz umfassten Verbände zu entsetzen. Dieser Kräftegruppierung
stellten sich 3. und Maas-Armee
am 1. September bei Sedan entgegen. In der Folge der sich
nun entfesselnden Schlacht von
Sedan gerieten über 100 000
Franzosen nach der Kapitulation
(2. September 1870) in Gefangenschaft, unter ihnen Napoleon III.,
der seinen persönlichen Degen
an den preußischen König übergab.
Aus militärischer Sicht war der
Krieg bereits entschieden, nicht
jedoch aus politischer. Der Krieg
trat in seine zweite Phase ein, die
im Wesentlichen durch den Übergang zum nationalen Volkskrieg
gekennzeichnet war. Neben offenen Feldschlachten war sie vor
allem durch die Belagerung von
Paris und die Errichtung von
Besatzungsstrukturen bestimmt.
Erst Ende Januar 1871 schwiegen die Waffen. Am 1. Januar
brachte der Beitritt der süddeutschen Staaten zum Norddeutschen Bund Bismarck an sein
Ziel des geeinten Deutschen
Reiches.
Autor: Oberstleutnant Thorsten
Loch, Zentrum für Militär­
geschichte und Sozialwissen­
schaften der Bundeswehr/Vietze
Bw Classix
Filmbeiträge aus sechs Jahrzehnten Bundeswehr – das sind
die Bw Classix. Mal informativ, mal humorvoll berichten
sie über die damaligen politischen und gesellschaftlichen
Verhältnisse.
Dieser Beitrag aus den 1970er
Jahren stellt die Bundeswehrfeuerwehr vor. Um im Fall der
Fälle einsatzbereit zu sein,
muss ständig geübt werden –
zum Beispiel im Munitionsdepot.
Der Beitrag „Die
Bundeswehrfeuer“
Autor: Oberstleutnant John Zim­
mermann, Zentrum für Militärge­
schichte und Sozialwissenschaf­
ten der Bundeswehr.
unter www.youtube.
com/bundeswehr.
10 aktuell sport
13. Juli 2015
Wenn jede
Disziplin zählt
Der Moderne Fünfkampf erfordert Schnelligkeit, Ausdauer
und Konzentration. Sportsoldatin Annika Schleu kämpft mit.
Weltmeisterschaft
in der Heimat
Die Weltmeisterschaft in
Berlin ist für Schleu etwas ganz
Besonderes. „Es ist cool, Freunde
und Familie dabei zu haben“, sagt
sie. Die Anlage ist ihr durch das
Training vertraut. Trotzdem läuft
der Auftakt nicht wie erwartet.
Gemeinsam mit Teamkollegin
Lena Schöneborn soll Schleu die
Staffel absolvieren. Vor allem
im „Combined“, eigentlich ihre
starke Disziplin, haben die beiden
Frauen Probleme. Die Sportlerinnen müssen abwechselnd laufen
(800 Meter) und mit der Laserpistole schießen. Viermal wiederholt
sich der Ablauf. Schöneborn und
Schleu leisten sich unerwartet
Das Finale
ist verpasst
Das Fechten sei die Achillesverse der Sportsoldatin,
sagt Trainer Robert Trapp. Die
Sportsoldatin belegt den vorletzten Platz in ihrer Qualifikationsgruppe. Jetzt ist klar: Sie wird
das Finale nicht mehr erreichen.
Der zeitliche Rückstand ist zu
groß, mit dem sie beim Laufen
an den Start geht. „Fliegen kann
ich nicht“, sagt Schleu.
Vielfalt,
die begeistert
Als Leistungssportlerin hat sie
gelernt, mit Rückschlägen umzugehen – über Jahre hinweg. Mit
acht Jahren sitzt Schleu zum ersten Mal auf einem Pferd, geht zur
Schwimmschule und nimmt auch
an Laufwettkämpen teil. Zwei
Jahre später kommt sie durch
eine Freundin zum Modernen
Fünfkampf, besucht ab 2003
eine Sportschule. Mit 15 Jahren
beginnt für die Schülerin die
sportliche Laufbahn auf internationaler Ebene. Drei Goldmedaillen, drei Silbermedaillen
und drei Bronzemedaillen sollen
bis 2014 bei Welt- und Europameisterschaften folgen. „Reingerutscht“ sei sie in den Leistungssport, sagt die Berlinerin
aus heutiger Perspektive.
Nach der Schule entscheidet
sich Schleu für eine Laufbahn als
Sportsoldatin. „Ohne die Bundeswehr könnte ich den Sport nicht
so machen, wie jetzt“, sagt sie.
Die Möglichkeit, nebenbei zu
studieren, schätzt sie sehr. Ihr
Studium in Biologie und Sport
läuft zwischen den Trainingseinheiten, die an sechs Tagen in der
Woche stattfinden. Schwimmen
und Laufen steht immer auf dem
Programm. Je nach Vorlieben
und Stärken werden die anderen
Disziplinen eingebaut. Dieses
Pensum Woche für Woche,
Monat für Monat und Jahr für
Jahr durchzuhalten erfordert
eiserne Disziplin.
Foto: Dirk Dehmel
Berlin. Es gibt Sportler, die
können nicht genug bekommen
– moderne Fünfkämpfer gehören
dazu. Laufen, Schießen, Fechten,
Schwimmen, Reiten: Die Sportart vereint völlig unterschiedliche
Disziplinen.
Anfang Juli hat Sportsoldatin
Stabsunteroffizier (FA) Annika
Schleu an der Weltmeisterschaft
in Berlin teilgenommen. aktuell
hat die 25-Jährige begleitet bei
einem Wettkampf mit unerwarteten Höhen und Tiefen.
viele Fehlschüsse und landen auf
dem sechsten Rang. Jetzt steht
fest: Die Heim-WM wird kein
Heimspiel werden.
Auch in den Einzelwettkämpfen hat die Sportsoldatin Pech.
Im Schwimmbecken liegt sie mit
2:18 Minuten über 200 Meter
Freistil noch auf Platz zehn.
Der Einzug ins Finale ist damit
zwar noch möglich. Doch im
Anschluss geht es in die Fechthalle. Schleu weiß, dass sie jetzt
die härteste Phase des Wettkampfes bewältigen muss. Fechten ist ihre schwächste Disziplin.
„Vom Fechten hängt häufig der
ganze Wettkampf bei mir ab“,
sagt sie. Die harten Regeln: Es
ficht jeder gegen jeden mit dem
Degen auf einen Treffer. Erzielt
keiner der Kontrahenten diesen
binnen einer Minute, wird das
Gefecht für beide als Niederlage
gewertet.
Treffsicher nach sportlicher Höchstleistung: Fünfkämpferin­
Annika Schleu beim Schießen mit der Laserpistole.
Foto: Dirk Dehmel
von Alexander Linden
Querfeldeinlauf: Die Strecke ist 3200 Meter lang. Kurz nach dem
Start sowie nach 800, 1600 und 2400 Metern wird geschossen.
Foto: imago
Sportsoldatin Schleu (l.) mit dem Degen: Jeder ficht gegen jeden,
ein Treffer genügt zum Sieg. Zeitansatz: eine Minute.
Freistil: Im Wasser muss Schleu 200 Meter Freistil schwimmen.
Für eine Zeit von 2.30 Minuten gibt es 1000 Punkte, danach Abzug.
Dieser Wille zur Leistung
und die hohe Eigenmotivation
machen einen Topsportler aus.
Nach den unerwarteten Rückschlägen stellt Schleu in Berlin ihre mentale Stärke unter
Beweis.
„Sie kann kämpfen und bis ans
Ende alles geben“, sagt Trainer
Trapp. Und die Sportsoldatin
kämpft. Bei nahezu 40 Grad läuft
sie an einem der heißesten Sommertage seit Jahren eine überragende Zeit und schießt sicher
wie immer. Am Ende liefert
sie mit 12:53.64 die zweitbeste
Leistung in ihrer Gruppe ab.
Beim Finale sitzt Schleu dennoch auf der Tribüne. Reiten
fällt für sie bei dieser WM aus.
Foto: imago
Foto: imago
Kämpfen
für das Team
Reitparcours: 12 bis 15 Hindernisse müssen überwunden werden.
Die Pferde werden den Athleten zugelost.
Denn das gehört beim Modernen
Fünfkampf nur zum Finale. Der
Sportler reitet über einen Hindernisparcours von 350 bis 450
Metern. Die Athleten beginnen
mit 300 Punkten. Jeder Abwurf,
jede Verweigerung oder Zeitüberschreitung führt zum Punktabzug.
Am Ende gibt es doch noch
eine Medaille: Silber in der
Teamwertung gemeinsam mit
Schöneborn und Janine Kohlmann. Die Medaille bildet für
Schleu einen versöhnlichen
Abschluss der Weltmeisterschaft
auf der heimischen Anlage. „Es
hat sich gelohnt, dass ich am
Ende noch mal so schnell gelaufen bin“, sagt sie mit Blick auf
das Edelmetall. Der emotionale
Wert einer Medaille sei ohne
Teilnahme am Finale zwar
geschmälert, aber es sei „schön,
den Wettkampf so beenden zu
können.“ Die Konzentration der
Sportsoldatin gilt nun ganz dem
Trainingslager in Frankreich.
Die Europameisterschaft steht
bevor. Schleu kämpft weiter.
13. Juli 2015 Soziales / Personal
Voneinander lernen
aktuell 11
Mehr Geld für
­
Reservisten
Der Projekttitel „Führen Lernen“ ist für die 19 Teilnehmer Anspruch und Verpflichtung.
Berlin. Hauptmann Christian
Busch steht an einem Flipchart
und notiert die Ergebnisse der
letzten Gruppenarbeit. Mit Hilfe
der sogenannten Disney-Methode
haben die Teilnehmer des Projekts
„Führen Lernen“ in der letzten
Stunde erarbeitet, welche Erwartungen sie an den Leitfaden „Ich
werde wirksam führen“ haben, der
als Ergebnis des Projekts enstehen
soll. Gemeinsam mit 18 weiteren
jungen Führungskräften nimmt
Busch an dem Projekt teil, bei
dem sich junge Offiziere und ihre
Pendants aus der Wirtschaft austauschen, netzwerken und voneinander lernen.
Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen fasst er als Projektleiter
zusammen und behält gleichzeitig das Zeitmanagement im Blick.
In seiner täglichen Arbeit als
Leiter des Lagezentrums Einsatz
beim Logistikbataillon 172 in
Beelitz hat der 29-Jährige bereits
während seines Studiums internationale Erfahrungen in der Wirtschaft sammeln können. Der studierte Maschinenbauingenieur,
der als stellvertretender Kom-
Foto: Bundeswehr /Claudius Pflug
von Ulrike Jenssen
Natalie Liptow und Hauptmann Christian Busch arbeiten gemeinsam an einem Leitfaden für junge Führungskräfte.
paniechef bereits die Verantwortung für 140 Soldaten übernahm,
scheidet in zwei Jahren aus der
Bundeswehr aus und sieht seine
Zukunft dann als Führungskraft
in einem zivilen Unternehmen.
Der Reiz von „Führen Lernen“
liegt für ihn vor allem im gegenseitigen Erfahrungsaustausch mit
jungen Führungskräften aus der
Wirtschaft.
Natalie Liptow, seit drei Jahren
Gruppenleiterin Haftpflichtscha-
den bei der Allianz, wurde nach
einer Ausbildung zur Versicherungskauffrau als Führungskraft
weiterentwickelt und leitet mittlerweile ein Team mit 19 Mitarbeitern. Ihren Führungsstil
beschreibt sie als „vertrauensbasiert und kooperativ“. Ihr ist
wichtig, dass sie als Führungskraft auf ihre Mitarbeiter eingeht,
klare und erreichbare Ziele definiert und die Stärken und Schwächen ihres Teams kennt. „Ich
reflektiere mich gern selbst und
entwickele mich dadurch weiter. Besonders reizvoll finde ich
auch die Chance ein gutes Netzwerk aufzubauen“, erklärt sie ihre
Motivation, an dem Projekt teilzunehmen.
Zusammen mit ihrer Arbeitsgruppe erarbeitet sie Möglichkeiten, wie man sein Ziel Führungskraft zu werden erfolgreich
verfolgen kann. „Wenn jemand
für sich selbst erkannt hat, dass
er gerne Führungsverantwortung
übernehmen möchte, wollen wir
Empfehlungen geben, wie man
auf sein eigenes Potenzial aufmerksam machen und seinen
Karriereweg selbst in die Hand
nehmen kann.“
Unterschiede zwischen der
Führungskultur der Bundeswehr und der in der freien Wirtschaft gebe es durchaus, sind
sich beide einig. Eine Gemeinsamkeit sei aber, dass der Faktor
Mensch zunehmend wichtiger
werde. „Soziale Kompetenz,
Kommunikationsgeschick, Verantwortungsbewusstsein und
Führen auf Augenhöhe“, seien
Schlüsselkompetenzen für eine
Führungskraft.
„Führen Lernen“
Berlin. Unter diesem Motto erarbeiten junge
Führungskräfte aus Bundeswehr und Wirtschaft einen Leitfaden mit dem Titel „Ich
werde wirksam führen“.
Er führt in vier Schritten von der Selbstreflektion, Führungskraft werden zu wollen
bis hin zu den ersten 100 Tagen als Führungskraft. Das Projekt wurde nach einer
erfolgreichen Pilotphase im vergangenen
Jahr von der Streitkräftebasis übernommen
und gemeinsam mit den Unternehmensverbänden Berlin-Brandenburg weitergeführt.
Es zielt darauf ab, den Austausch zwischen
jungen Offizieren und deren Pendants aus
der Wirtschaft zu fördern. In diesem Jahr
sind erstmals junge Offiziere aus verschiedenen Teilstreitkräften und Organisationsbereichen vertreten.
Auf Seiten der Wirtschaft beteiligen sich
unter anderem junge Führungskräfte der
Unternehmen Siemens, Daimler, Viessmann
und Allianz.
Referenten der Führungsakademie der
Bundeswehr, der Inspekteur der Streitkräftebasis, Admiral Manfred Nielson, und Führungskräfte der Wirtschaft stehen den Teilnehmern als Mentoren zur Seite.
(uje)
Berlin. Am 3. Juli ist das
Gesetz zur Neuregelung der
Unterhaltssicherung sowie zur
Änderung soldatenrechtlicher
Vorschriften (USG) verkündet
worden.
Mit Inkrafttreten des Gesetzes erhöht sich die Entlohnung für Reservedienstleistende und entspricht nun in
etwa dem Niveau von Zeitund Berufssoldaten mit gleichem Dienstgrad. So erhält
ein Reservedienstleistender im
Dienstgrad Hauptfeldwebel
­
fortan mindestens 66,87 Euro
pro Tag. Das entspricht einer
Steigerung von 178 Prozent.
Künftig sollen auch Zuschläge
in Höhe von maximal 1470
Euro im Kalenderjahr gezahlt
werden, wenn sich Reservedienstleistende für mindestens
19 Kalendertage pro Jahr verpflichten.
Weitere Leistungen sehen
die Anpassung von Mietaufwendungen sowie die Gleichstellung von ehelichen und
nicht-ehelichen Kindern bei
der Berechnung der Unterhaltsansprüche vor. Alle
Leistungen nach dem neuen
USG werden nur auf Antrag
gewährt.
Die Gesetze sind Teil der
Offensive zur Stärkung der
Arbeitgebermarke Bundeswehr.
(uje)
„Urgestein“ im Vorzimmer
Holloman. „Wer in der Fliegerei
arbeitet, hat in der Regel sein Herz
daran verloren. Und das ist auch
bei mir so“, sagt Sonja Shafer, die
seit 1991 für die Deutsche Luftwaffe in den USA arbeitet.
Die gelernte Bürokauffrau,
Sekretärin und Fremdsprachenkauffrau Shafer kam mit 22 Jahren in die USA. In Deutschland
hatte sie einen amerikanischen
Soldaten kennengelernt und war
ihm in den Südwesten der USA
gefolgt. 1999 begann sie ihren
Dienst auf der Holloman Air
Force Base im Vorzimmer des
Kommandeurs.
In den vergangenen 16 Jahren
ist Shafer, die berufsbegleitend
ein Studium zum Legal Assistant
absolvierte, so zu einem „Urge-
Foto: Bundeswehr/ Jane Hannemann
Sonja Shafer ist seit 16 Jahren Vorzimmerdame des Kommandeurs am Fliegerischen Ausbildungszentrum der Luftwaffe.
stein“ der Dienststelle geworden.
Die gebürtige Regensburgerin
hat in dieser Zeit einige Besuche
deutscher Verteidigungsminister
und Staatssekretäre vorbereitet,
zahlreiche Flugzeugtypen auf der
Base kommen und gehen sehen
und die Kommandeure tatkräftig unterstützt: „Ich bin immer
mit dem Verband gewachsen und
damit auch meine Aufgaben.“
In der Zeit hat sie auch einige
Kuriositäten erlebt. Als Vorzimmerdame zählt die 52-Jährige
neben Zuverlässigkeit und
Detailtreue auch Verschwiegenheit zu ihren Kompetenzen.
Neben diesen „deutschen Tugenden“, ist es für die DeutschAmerikanerin aber zur schönen
Tradition geworden regelmäßig
deutsch zu kochen: „Rouladen
und Schweinebraten gehören zu
meinen Favoriten.“
Zusätzlich zur Organisation
von Dienstreisen, der Kommunikation mit ihren amerikanischen
Pendants und dem Führen von
Gesprächsprotokollen gehört für
Shafer „auch einfach mal zuhören“ zum Job. Dabei macht sie
keinen Unterschied zwischen den
Dienstgraden. „Speziell die jungen Soldaten brauchen manchmal
auch ein offenes Ohr.“
(uje)
Wie lautet Ihr Lebensmotto?
There is always room for improvement. (Oder auf Deutsch:
Man kann immer nochmal was
verbesssern.).)
Welches Lied singen oder hören
Sie gerne?
„Take my breath away“ von
Berlin aus dem Film „Top Gun“
Was wäre Ihre berufliche Alternative?
Legal Assistant in einer Anwaltskanzlei.
Mehr über die Ausbildung der Deutschen
Luftwaffe auf www.
bundeswehr.de
aktuell VERMISCHTES
Erste Hilfe im Urlaub
Man gönnt sich ja
sonst nichts...
Reiseführer. Eine zwölftägige
Luxusgolftour in Südafrika inklusive Helitransfers zu den schönsten Golfanlagen für 105 000 Euro
pro Person, oder doch lieber ein
exklusives Privat-Skiressort
in den kanadischen Bergen für
127 000 Euro pro Woche? Das
Buch der beiden Reise-Autoren
fragt provokant: „Was kostet
die Welt?“ Denn die im Buch
in Szene gesetzten Reiseziele
sind vor allem eines: Unbezahlbar. Es gibt einen Einblick in die
Urlaube der Superreichen, exklusive Reiseziele und liefert Stoff
zum Träumen und Verplanen der
nächsten Erbschaft.
(uje)
Kohl,
Margit;
Müssig,
Jochen:
„ W a s
kostet die
Welt? –
Die 100
exklusivsten
Reisen, die man sich leisten
können müsste.“, 192 Seiten,
Bruckmann Verlag 2014,
ISBN 978-3765487828, 14,99
Euro.
aktuell verlost vier Exemplare
von „Was kostet die Welt? “. Einfach bis 12. Juli eine E-Mail mit
dem Betreff „Reise“ schicken an:
[email protected]
015
2073/2
13. Juli 2015
Flottillenarzt Erkens über Impfungen und Reisemedikamente, die bei keiner Reise fehlen sollten.
von Ulrike Jenssen
Berlin. „Vorsorge ist besser als
Nachsorge“, das wusste bereits
Oma. Wenn es in den Sommermonaten nun in den lang ersehnten Urlaub geht, gilt dieses
Sprichwort auch für Reisen in
ferne Länder.
„Je nach Reiseziel und -dauer,
Jahreszeit, individuellen Bedürfnissen und Reiseverhalten, gibt es
einiges zu beachten“, sagt Flottillenarzt Dr. Kay Erkens vom
Kommando Sanitätsdienst im
München.
Der Tropenmediziner empfiehlt, in der Reiseapotheke stets
eine Notausstattung an Arzneimitteln mit sich zu führen. Dazu
gehören Mittel gegen Entzündungen, Schmerzen und Fieber,
Durchfall und Erkältungsbeschwerden sowie Reiseübelkeit.
Auch Verbandsmaterial, Pflaster
und eine kleine Flasche Desinfektionsmittel und Einweghandschuhe sind empfehlenswert.
Reiseimpfung
nicht vergessen
„Bei Reisen in die Tropen sind
außerdem Sonnenschutzmittel,
ein insektenabweisendes Mittel
und zur Behandlung von Insektenstichen Pflicht“, so Erkens.
Foto: imago
12 Gut vorbereitet in die schönste Zeit des Jahres: Glücklich kann sich schätzen, wer die Reise­apotheke
am Ende nicht benötigt.
Häufig werde auch ein ausreichender Vorrat der eigenen
Regelmedikation vergessen.
Für einen Rundumschutz im
Urlaub, werden besonders für
exotische Fernziele einige Impfungen empfohlen. Die Urlaubsreise sollte genutzt werden, um
den eigenen Impfstatus zu überprüfen. Für die meisten europäischen Länder ist ein aktueller
Impfstatus nach deutschen Richtlinien ausreichend.
„Als Faustregel gilt: Bei allen
Zielen südlich der Alpen und östlich der Oder ist außerdem ein
Impfschutz gegen Hepatitis A
sinnvoll. Besonders bei Reisen
in Zeckengebiete, in die Schweiz
oder nach Österreich, ist außerdem die Immunisierung gegen
FSME empfehlenswert.“
Auf dem afrikanischen Kontinent
wird für die meisten Reiseländer
südlich der Sahara dringend eine
Malariaprophylaxe angeraten.
Individuelle
Beratung suchen
„Einige Länder verlangen bei
der Einreise einen Nachweis
über die Immunisierung gegen
Gelbfieber.“, sagt Erkens.
Trekkingurlauber, die sich viel in
der freien Natur bewegen, sollten
sich für Touren in Afrika, Südostasien und speziell Indien, auf
jeden Fall gegen Tollwut impfen
lassen. „Vor allem, wer voraussehbaren Kontakt mit Wild- und
Haustieren hat, ist gefährdet.“
Für eine ausführliche Beratung
sollten Urlauber im Voraus einen
Termin mit ihrem Hausarzt vereinbaren. Dafür sollten Sie auf
jeden Fall ihren Impfpass mitbringen. „Eine individuelle Beratung berücksichtigt die Bedürfnisse des Reisenden und erspart
viel Ärger“, bilanziert Erkens.
Weitere Reiseinformationen auf den Seiten
des Auswärtigen Amtes
und als App:
SUDOKU
Vi
el G
Senden Sie die vier Lösungszahlen,
lück
die sich aus den farbigen Feldern
!
ergeben, per E-Mail mit dem Betreff
“Sudoku 27/2015” und Ihrer Postanschrift an:
[email protected]
Einsendeschluss:
Sonntag dieser Woche
Der Gewinn:
Eine Outdoor-Kaffeepresse
Lösung der Ausgabe 25/2015:
7 5 4 7
Gewonnen hat:
Lothar Lüer
Spielregeln: Füllen Sie das Raster mit den Zahlen von 1 bis 9. In jeder Zeile und jeder Spalte darf jede Zahl nur einmal vorkommen.
Zudem kommt auch in jedem 3 x 3 Feld jede Zahl nur einmal vor. Doppelungen sind nicht erlaubt.
Aus allen richtigen Einsendungen wird der Gewinner ausgelost. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.