Turin - Fanclub

Spiel Champions League Juventus Turin gegen Gladbach am 21.10.2015
Reisebericht von Uwe
So, nachdem wir frisch aus Turin zurück sind, hier der besonders Frank versprochene und von diesem sicherlich heiß erwartete
Reisebericht aus Bella Italia.
Los ging unsere Fahrt nach Turin am Dienstag, 20.10.2015 um 8.30 Uhr. Vorm Dreieck Karlsruhe gleich mal ein Stau, aber
nachdem dieser durchgestanden war, lief es ganz gut.
Gemütlich durch die Schweiz, bis wir nach der Durchquerung des St.-Gotthard-Tunnels eine Pause einlegten und die ersten beiden
Borussia-Fans trafen. Die beiden, ein Pärchen aus Hamburg, haben das Frankfurt-Spiel mit der Tour nach Turin verknüpft und wie
wir zwei Tage Aufenthalt in Turin geplant.
Über Nacht hatte es in den Bergen wohl geschneit und die Berggipfel waren leicht weiß gepudert. Das gesamte Panorama war echt
sehenswert.
Weiter ging’s nach Turin. Bei der Einfahrt in die Stadt bekam Jörg ernsthafte Bedenken um sein Auto mit der Bemerkung, in was
für eine Ecke ich ihn denn mit der Hotelbuchung gelotst habe. Das hat sich dann allerdings gebessert, die Ecke der Stadt um das
Hotel herum war nicht ganz so übel, wie noch an der Stadtgrenze vermutet, und außerdem hatte ich ja auch einen Tiefgaragenstellplatz reserviert.
Um 17.30 Uhr sollten wir dann auch endlich im Hotel eintrudeln. Die Zimmer waren sauber und angenehm, was letztlich das
wichtigste war. Nachdem wir uns frisch gemacht hatten, ließen wir uns von einem Taxi in die Stadtmitte an die Piazza Vittorio
Veneto bringen.
Die Stadt Turin liegt am Arsch, aber da sich das nicht so gut anhörte, nennen sie den Fluss dort jetzt „Po“.
Wir trafen dann nach einem Fußmarsch durch die gefühlt halbe Stadt einen weiteren Jörg und Thomas, die wie ich immer in Block
18 in der Nordkurve stehen und mit denen ich bereits vor zweieinhalb Jahren durch Rom gezogen war. Sie hatten noch Nicole von
den „Rauten-Tussis“ sowie einen Detlef mit Sohn im Schlepptau.
Wir fanden dann mit sieben Leuten eine nette kleine Gaststätte. Der Laden war um 19 Uhr absolut leer, als wir da rein sind, und wir
dachten noch, der Chef will uns auf den Arm nehmen, als er fragte, ob wir reserviert hätten. Er schob dann zwei Tische für uns
zusammen und kurz danach war die gesamte Gaststätte proppenvoll. Das Essen war zwar nicht unbedingt das preisgünstigste, aber
megalecker. Der Chef hat uns die gesamte Speisekarte vom Italienischen ins Englische übersetzt, sodass wir zumindest wussten,
was wir essen, und dass „Stinko“ eine superleckere, sanft gegarte, zarte Schweinshaxe ohne Kruste ist.
Kann ich nur empfehlen wie die ganzen anderen leckeren Gerichte, die von uns dort verzehrt wurden. Mit dieser als drittem Gang
war ich dann auch gut gesättigt. Nachdem wir das leckere Essen mit drei Liter „Redwine della Casa“, Grappa usw. runtergespült
hatten, ging’s noch auf ’nen Absacker in eine Kneipe am Platz des 4. März.
Dort trafen wir einen Gladbach-Fan aus Stuttgart, der von dort aus nach Mailand und dann mit dem Leihwagen nach Turin
gekommen war. Irgendwie kamen wir auf die „Zeugen Netzers“, eine Drei-Mann-Untergruppe der Bökelpilger Ahaus, wo ich auch
noch Mitglied bin, und er gab an, dass er von diesen auch schon gehört hätte und auch unser T-Shirt kenne.
Da war ich ein wenig baff.
Da die Kneipen unter der Woche zumeist um 24.00 Uhr schließen, machten wir uns gut gelaunt und ebenso gut gesättigt auf den
Rückweg ins Hotel, wo wir dann um 1 Uhr auch von der Fahrt müde ins Bett fielen.
Wie sich später herausstellte, hatte das Hotel ca. 40 Gladbach-Fans zu Gast und war völlig ausgebucht.
Am Mittwoch ging es nach einem leckeren und für italienische Verhältnisse sehr umfangreichen Frühstücksbuffet wieder in die
Innenstadt.
Der Taxifahrer wünschte uns einen Sieg, da er AC-Torino-Fan ist. Wir wollten uns in einem Juve-Fanshop mit dem Schal zum
Spiel eindecken, den wir am Abend vorher gesehen hatten. Aber alle Juve-Fanshops in der Innenstadt hatten den entweder nicht
oder nicht mehr. Man hat uns dann auf den Fanshop am Stadion verwiesen. Wir liefen dann durch die Via Garibaldi zur Piazza
Vittorio Veneto. Vorbei an vielen kleinen Cafés, Bistros und anderen kleinen Geschäften, die sich unter den dortigen Arkaden
befinden. Die kleinen oder auch großen süßen Gebäckstücke sind absolut super lecker. Auch hier hat uns der Kellner einen 2:0Sieg gewünscht, da sein Herz an „Inter“ hänge.
Aufgrund des sonnigen Wetters setzten wir uns allerdings über einige Stunden zunächst bei zwanzig Grad in einem Straßencafé an
der Piazza Vittorio Veneto in die Sonne.
Zuvor hatten wir schon einige andere Fans getroffen, die ich aus Berlin bzw. Hamburg kannte.
An der Piazza waren alle offenen Gaststätten mit Gladbach-Fans belagert. Als wir dort so bei einem leckeren Rotwein in der Sonne
saßen, kamen zwei weitere Gladbach-Fans an unser Café und ich erkannte schon von Weitem Jürgen, der in Block 18 immer etwas
hinter mir steht. Er und sein Begleiter waren am Tag zuvor in London und haben sich „unseren Endspielgegner“ bei seinem Spiel
gegen Bayern angeschaut, bevor sie nach Turin weitergeflogen sind.
Bei unserem Weg durch die Stadt haben wir festgestellt, dass einige der Turiner offensichtlich Blähungen oder Ähnliches haben, da
uns immer wieder „Forzza Juve“ zugerufen wurde. Ich konnte es leider nicht weiter übersetzen, mein Italienisch-Wörterbuch hatte
ich im Hotel vergessen.
Als die Sonne dann doch hinter Wolken verschwand und wir uns langsam zum Abfahrtspunkt der Shuttlebusse zum Stadion
machten, trafen wir zwei Cafés weiter die Mitglieder des Borussia-Fanclubs Nordkurve Jülich, mit denen ich in Rom drei Stunden
am Flughafen verbracht hatte und die ich seither immer wieder mal bei irgendeinem Auswärts- oder Heimspiel getroffen habe.
Der Treffpunkt zur Abfahrt mit den Shuttlebussen war aufgrund des großen Polizeiaufgebots nicht zu verfehlen. Dort wurden die
wartenden Busse nach und nach aufgefüllt und dann fuhren wir in einer der ersten drei prall gefüllten Sardinenbüchsen zum
Stadion. Die Busse wurden von der Polizei eskortiert und mit Blaulicht und Sirene ging es durch halb Turin zum Stadion. Wir
hatten mit unserem Busfahrer viel Spaß und er mit uns, wie sein Lachen zeigte. Allerdings darf er nur zu Fußballspielen Passagiere
befördern, und dann auch nur Gäste-Fans. Ansonsten fährt er der Fahrweise nach zu schließen die Woche über Kies.
Wenn er in die Kurven fuhr, wurde dies jeweils bejubelt. Mehrfach ließ es irgendwelche Schläge, wenn er irgendwo drüberfuhr.
Wie gesagt, ein Kieskutscher.
Wir wurden dann direkt in den abgesperrten Eingangsbereich für Gäste gebracht und konnten diesen nicht mehr verlassen. Damit
hatte sich der Kauf eines Spielschals erledigt.
Dafür trafen wir Peter aus Tuttlingen, der mit den Laupheimern in Turin war, und knüpften noch die ein oder andere Bekanntschaft,
bis wir dann um kurz nach 18 Uhr als mit die Ersten ins Stadion gelassen wurden.
Da wir sehr seriös wirkten, wurden wir auch nicht so heftig wie zuvor angekündigt und befürchtet kontrolliert. Angekündigt war,
dass man die Schuhe ausziehen muss und so weiter. Was letztlich nicht der Fall war.
Im Block trafen wir dann noch ein Mädel, das ebenfalls immer in Block 18 in der Nordkurve steht, und sich zu uns gesellte, da ihre
Freunde in einem anderen Block Karten hatten und sie somit alleine in den Block 110 musste.
Nach und nach füllte sich der Block und das Stadion. Nach einigem Small Talk mit anderen um uns herum ging es dann endlich
los. Die Juve-Fans machten vor dem Einlauf der Mannschaften eine Choreo, die aber an die unsrigen nicht im geringsten
rankommt.
Video hierzu habe ich bereits per WhatsApp an die Tratschgruppe der Enztal-Fohlen verschickt.
Da war noch zu befürchten, dass wir lautstärkenmäßig beim Support unserer Mannschaft übertönt werden könnten. Was sich dann
aber mit einer kleinen Ausnahme als unbegründet erweisen sollte. Die Juve-Fans hatten unseren Gesängen fast nur Pfiffe
entgegenzubringen.
Selbst eine hüpfende Kurve haben sie nicht hinbekommen, da sind vielleicht zweihundert von mehreren Tausend gehüpft oder nach
rechts und links, und zu hören waren sie nur einmal richtig gut. Da hatten unsere Ultras nach einem Foul eines Italieners an einem
unserer Spieler den Slogan „Juve Juve Bagaluten“ skandiert. Da sprang echt das ganze Stadion auf und einige rasteten regelrecht
aus. Laut Wikipedia sind Bagaluten quasi Lumpenpack. Auch Kriminelle oder früher die Seeräuber hat man wohl so betitelt.
Einige Juve-Fans haben sich dauerhaft bei den Ordnern über Gladbach-Fans beschwert, die am Oberrang im Block standen. Im
Stadion waren nach Angaben von Borussia gut 4.000 Gladbachfans, wobei wir davon ausgehen, dass es eher in Richtung 5.000
ging.
Als die Kurve intonierte „Steht auf, wenn ihr Borussen seid“, schnellte fast ein kompletter Block in der Mitte der Gegengeraden in
die Höhe. Ansonsten hatte man vor Spielbeginn Gladbacher, welche auf der Gegentribüne saßen, im unteren Bereich zu unserem
Gästeblock hin zusammengebracht. Beäugt von zahlreichen Ordnern und unter dem Wehklagen des ein oder anderen Juve-Fans, da
er nicht auf seinem Platz laut Karte sitzen konnte, und dann stehen die auch noch die ganze Zeit.
Die Unterstützung für unsere Mannschaft war absolut super. Das Spiel brauche ich nicht weiter kommentieren. Ich denke, das hat
so ziemlich jeder im Fernsehen gesehen und wir durften auch mal Glück haben, als Dominguez in der ersten Halbzeit nur Gelb
bekam, als er ein eine orangefarbene Karte würdiges Foul beging, wie er selbst eingestand.
Die Verpflegung im Stadion ist zumindest im Gästebereich mangelhaft. Es gab einen Stand in einer Gitterbox mit zwei Öffnungen.
Am Ersten Fenster gab man seine Bestellung auf und bezahlte. Mit dem Bon musste man dann am zweiten Fenster seine Bestellung
abholen, die allerdings erst dreimal nachgelesen werden musste und dann erst gerichtet wurde. Nach 10 bis 15 Minuten hatte man
dann sein zuvor bestelltes Getränk.
Wobei hier die Auswahl auch nicht sonderlich war. Es gab ein „birra analcolica“, wobei etwas, das mit dem Wort „anal“ beginnt,
schon mal nicht gut sein kann, worauf wir uns für was anderes Alkoholfreies, also Mineralwasser und Fanta, entschieden haben.
Nach dem Spiel durften wir noch eine Weile im Stadion verbleiben, bis sich der Großteil der Juve-Fans aus der Umgebung des
Stadions entfernt hatte.
Diese Zeit verbrachten wir mit ausführlichem Beifall für unsere Mannschaft, die über alle Absperrungen bis an den Block kam und
sich bei den unteren Reihen durch Abklatschen bedankte.
Als unsere Mannschaft schon in der Umkleidekabine war, tauchten auf der Haupttribüne aus einer VIP-Lounge zunächst zwei
Gladbach-Fans auf und skandierten im Wechsel mit der Kurve, bis dort zum Schluss sieben oder acht Gladbacher aus den Lounges
auftauchten.
Danach konnten wir die Ordner von Juventus beobachten, wie sie in Kettenformation (ähnlich einer Polizeikette) aufgestellt
abschnittweise alle Sitzreihen nach den für Juventus verlorenen zwei Punkten durchsucht haben. Wir können versichern, sie haben
sie bis jetzt nicht gefunden.
Früher als erwartet durften wir dann das Stadion verlassen. Ich habe dann noch Hacky von den Bökelpilgern getroffen. Nach und
nach fand sich unsere Kneipentruppe vom Vorabend zusammen und wir begaben uns wieder in die Shuttlebusse, die uns in die
Stadtmitte bringen sollten. Obwohl wir darauf geachtet haben, dass wir nicht wieder denselben Busfahrer erwischen wie bei der
Hinfahrt, hatten wir wohl Pech und einen nahen Verwandten von diesem erwischt, wie die Fahrweise vermuten ließ.
Man setzte uns dann gegen 24 Uhr an der Einkaufsmeile von Turin ab, wo es keine Kneipen gibt, und bei Gucci hatten sie auch
schon zu und zu trinken hatten die da auch nichts.
Durch die Lauferei auf der Suche nach ’ner offenen Kneipe bekamen wir auch noch Hunger. Die erbärmlichen Möglichkeiten im
Stadion, an etwas zu Essen und Trinken zu kommen, hatte ich ja schon erwähnt.
Nachdem man uns in einer Pizzeria nicht als Gäste haben wollte, kamen wir endlich an ein Irish Pub, welches brechend voll war.
Allerdings war schon draußen zu erkennen, dass diese Kneipe Borussia-Fans herzlich willkommen hieß. Vor der Tür Gladbacher.
Drinnen Gladbacher und einige wenige Juventus-Fans und die gute Musik von B.O. in höchster Lautstärke.
Hier konnten wir mit dem ein oder anderen Guinness und anderen Bierchen unseren Durst löschen und bekamen auch was zu
essen.
Als wir draußen vor dem Pub standen, kam irgendwann unser Stadionsprecher „Knippi“ mit ’nem Bier in der Hand raus, um eine
Zigarette zu rauchen, und stieß sofort mit einem trockenen „Prost“ mit allen an, die er zuvor drinnen noch nicht gesehen hatte.
Jörg – nicht unserer, der andere Jörg aus Block 18 – kam mit Stefano, einem Juventus-Fan, ins Gespräch. Ich habe mit diesem dann
noch den Schal getauscht. Er ist nun stolzer Besitzer eines Gladbach-Schals und trug diesen Tags darauf bei der Arbeit als
Busfahrer, wie er mir per Foto am Donnerstagfrüh belegte.
Nach einer Stadtrundfahrt mit einem völlig planlosen Taxifahrer über mindestens 10 rote Ampeln und mit ebenso vielen
Tempoüberschreitungen von mindestens 20 km/h erreichten wir dann nach dreimal so langer Fahrzeit wie üblich unser Hotel.
Nach einer etwas kurzen Nacht machten wir uns nach dem Frühstück auf den Heimweg. Zurück ging es mit etwas höheren Kosten
an Mautgebühren durch den San-Bernardino-Tunnel. Allein die dortige Durchfahrt kostete satte 28 Euro. Dafür ist der Weg bis
zum Tunnel auf über 2.000 Metern Höhe landschaftlich absolut sehenswert.
Gegen 17.45 Uhr waren wir nach dem obligatorischen Stau vorm Dreieck Karlsruhe und dessen Umfahrung zu Hause.
Turin ist auch ohne den Besuch eines Fußballspieles einen Besuch Wert. Der Stadtkern ist in weiten Teilen um 1700 herum gebaut
worden. Die Piazzas (Vittorio Veneto, Savoia, Castello) dort sind absolut sehenswert und es hat überall viele Kneipen und
Restaurants und zum Shoppen für die Mädels jede Menge Läden. Ich für mich werde sicherlich in absehbarer Zeit eine Städtetour
dorthin unternehmen.
Mit schwarz-weiß-grünen Grüßen und Forzza Borussia