Musikakademien als besondere Konzertorte

Parlando
vordergründig gegenständlichen Gemälde
„La Ferme“ (1921/22), in dem der Künstler detailgetreu ihre Beschaffenheit mit Rissen und abgeblättertem Putz zu Papier
brachte. Das katalanische Volkskunst mit
surrealistischen Motiven verknüpfende Bild
begeisterte den amerikanischen Schriftsteller Ernest Hemingway so sehr, dass er
es 1925 kaufte.
Bilder auf ungewöhnlichen Untergründen:
Miró malte auf Sandpapier, Teerpappe, Faserplatten oder roher Jute. Die Oberfläche
schien dem Künstler Geschichten zu erzählen. Dabei löste er sich von einer einfachen
Wiedergabe der Realität und setzte, so die
Interpretation der Ausstellungsmacher, die
Bildfläche mit einer Wand gleich. Auf dieser
kreierte er schier unerschöpflich scheinende
Fantasiewelten. Mirós Magie der Farben
wird in der Schirn virtuos in Szene gesetzt.
Auf schwarze, sich kringelnde Linien reduzierte Bilder aus den 1970er-Jahren und
weißgründige Kompositionen mit schwarzer
Sonne kontrastieren mit abstrakten Werken
der frühen Jahre auf weißem, braunem oder
blauem Grund. 1961 malte der Katalane die
riesigen Leinwände Blau 1,2,3, die in seinem
mallorquinischen Atelier an drei angrenzenden Wänden lehnten. In der Frankfurter
Ausstellung laden sie den Betrachter bis zum
12. Juni 2016 dazu ein, in einen strahlend
blauen Kosmos mit geheimnisvollen Einsprengseln einzutauchen. Information im
Internet unter: http://www.schirn.de
Katja Möhrle
Musikakademien als besondere Konzertorte
eine Jazzklasse. Ihre Gründung auf Initiative
des Lehrers Bernhard Sekles wurde mit Erstaunen und zunächst Widerstand aufgenommen.
Die Musikakademien folgen dem „Bolognaprozess“, der Einrichtung von Bachelor- und Masterstudiengängen. Sie haben
kein Promotionsrecht, sind jedoch Fachhochschulen gleichgestellt. Sie verstehen
sich als Vermittlerinnen von beruflicher
Qualifizierung für Lehrende und für Instrumentalmusiker, aber auch als Vermittler von Musik in der Gesellschaft. Die Beschäftigung mit Tonkunst, Harmonielehre, Tonsatz und die Präsentation von Konzerten sind einige ihrer Aufgaben. Künstlerische Qualität und Niveau entsteht
durch einen Prozess des Suchens und Fragens, der neues Finden ermöglicht.
Frühzeitig hat die „Mutterinstitution“ der
Musik auf akademischem Niveau in Frank-
Hessische
Musikakademien
• Landesmusikakademie Hessen
Schloss Hallenburg in Schlitz:
www.landesmusikakademiehessen.de
• Darmstadt:
www.akademie-fuer-tonkunst.de
• Kassel: www.kassel.de/miniwebs/
musikakademie
• Wiesbaden:
www.wma-wiesbaden.de
• Frankfurt: www.dr-hochs.de/de
Foto: lmah
Zum Musikstudium ist die Hochschule für
Musik und darstellende Kunst in Frankfurt
allgemein bekannt. Hessen hat darüber hinaus vier Musikakademien: in Darmstadt,
Kassel, Wiesbaden und Frankfurt. Ihre Geschichte reicht ins 19. Jahrhundert zurück.
In Kassel trägt die Musikakademie den Namen von Louis Spohr (1784 – 1859). Sie
hat ihre Anfänge zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Spohr – Geigenvirtuose, Komponist, Dirigent und Musikpädagoge – war einer der Lichtgestalten seiner Zeit.
Die Wiesbadener Musikakademie wurde
1888 ins Leben gerufen und hat ihren
Schwerpunkt in der Musikpädagogik. Sie
wurde wie die anderen hessischen Musikakademien 2012 in eine Fachhochschule
umgewandelt, mit der Berechtigung, einen
„Bachelor of Music“ zu verleihen.
Die Darmstädter Tonkunstakademie auf
der Ludwigshöhe existiert seit 1851. Die
Frankfurter Berufsakademie ist im
Dr. Hoch’s Konservatorium untergebracht.
Dieses wurde 1878 als Stiftung von Dr. Josef Hoch gegründet. In seinem Namensverzeichnis stehen berühmte Lehrende
und Absolventen: Paul Hindemith, Engelbert Humperdinck, Clara Schumann oder
Percy Grainger.
In den Akademien werden alle Instrumentalfächer, Gesang und elementare Musikpädagogik sowie Tonsatz angeboten. In
Frankfurt gibt es zudem eine Abteilung
für Erwachsenenbildung, die Laien unterstützt, ihre Spielkunst zu verbessern. Abteilungen für neue Musik und alte Musik
sowie eine Ballettschule sind ebenfalls
vorhanden. Frankfurt hatte bereits 1927
furt eine sprunghafte Entwicklung genommen. Bald waren die Studentenzahlen so
groß, dass die Räume des Dr. Hoch’s Konservatoriums nicht mehr ausreichten. Nach
der Machtübernahme der Nazis erfolgte
nach der Entfernung der Juden aus dem
Lehrkörper die Umwandlung in eine Universität, die 1938 den Namen „Hochschule
für Musik und darstellende Kunst“ erhielt.
Heute ist sie als einzige akademische Einrichtung in Hessen berechtigt, Konzertreifeprüfungen und Masterstudiengänge anzubieten – mit Promotionsrecht.
Die hessische Landesmusikakademie
Schlitz, im Schloss Hallenburg gelegen, ist
ein Konzert-, Seminar- und Veranstaltungsort. Auch für „Jugend Musiziert“. Es
ist jedoch keine Musikhochschule.
Insgesamt zählen die vier Musikakademien
rund 450 Studierende. An der Hochschule
für Musik und darstellende Kunst sind es
rund 860 Studierende und ca. 385 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
Ein oft übersehenes Angebot der Musikakademien sind die Konzerte. Nicht nur an
Tagen der offenen Tür, sondern auch aus
Liebe zur Musik und bei den Prüfungen
finden Konzerte an den jeweiligen Einrichtungen statt. Hier können Zuhörer junge
Musiker auf erstaunlichem Spielniveau erleben, die den Weg in die Kulturszene
noch vor sich haben, aber bereits mit beeindruckenden musikalischen Fähigkeiten
ausgestattet sind. Es lohnt, sich auf den
Webseiten der Einrichtungen über die angebotenen Konzerte zu informieren.
Dr. med. Siegmund Drexler
Hessisches Ärzteblatt 4/2016 | 211