Vorschau - Klett-Cotta Verlag, J. G. Cotta'sche Buchhandlung 842 Ernst Jünger / Meßbare und Schicksalszeit zu versuchen. Heute schon merken wir mancherorten das heimliche oder offenbare Verlangen danach. Das Werk Leopold Krakauers legt ein unverkennbares Zeugnis ab. ERNST JÜNGER MESSBARE UND SCHICKSALSZEIT Aus den „Gedanken eines Nichtastrologen zur Astrologie" 1. er Kampf des Gelehrten gegen die Astrologie hat etwas vom Angriff gegen die Windmühlen. Er hält die Astrologie für eines der Gebäude, in deren Bauplan er bewandert ist. Er mißt es an den Maßen der Logik und ihres Erkenntnis-Stiles und hält es für schlecht konstruiert. Er übersieht dabei den Unterschied, der zwischen Begriff und Anschauung, zwischen abstraktem und konkretem Wissen, und insbesondere den, der zwischen Wissen und Weisheit besteht. Darum richten seine Angriffe auch wenig aus. Er sieht mit Ingrimm das von ihm für unsinnig Gehaltene sich ausbreiten. Wenn wir unvoreingenommen das Gebäude der Astrologie betreten, wird uns bald spürbar, daß dort in der Tat ein Wissen obwaltet. Wir fühlen, daß sich unsere Augen schärfen und astrologische Typen wahrnehmen, oder wenigstens Typen, die den astrologischen ähnlich sind. Freilich sind diese Typen nicht meßbar wie Figuren der Geometrie. Und darin liegt ihre Qualität. Sie haben keinen Ziffernwert. Wir wollen über die Realität der astrologischen Typen kein Urteil abgeben. Ohne Zweifel gibt es ein So-Sein des Menschen, das tief unter seinen Eigenschaften ruht und das sich in den Zügen des Körpers, des Geistes und des Charakters einheitlich offenbart. Lehren, die uns die Kenntnis dieses So-Seins vermitteln würden, wären von großem Wert für uns. Sie würden uns nicht nur in unserer Bahn durch Raum und Zeit sichern und fördern, sondern auch hinsichtlich unserer Ergänzungen. Der Blick, der den Menschen in seiner schicksalhaften Tiefe erfaßt, dringt bis zum Grunde, auch bis zum Grunde der Feindschaft und Harmonie. Er sucht den Menschen zu ergreifen mit seinen Tugenden und Fehlern, die wie Licht und Schatten ineinander einspielen. Vorzüge und Fehler besagen an sich nichts für oder gegen die Harmonie. Sie können sich ergänzen wie Schloß und Schlüssel, und daß Vorzüge sich summieren, ist ein Vorurteil. Der Fehler des einen kann uns fördern, die Tugend des anderen schädlich sein. D
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