1 GEDENKSTÄTTE KÖPENICKER BLUTWOCHE Handreichung für Lehrkräfte und Pädagog/innen über die Köpenicker Blutwoche 1933 und ihre Folgen Ein Projekt der Gedenkstätte Köpenicker Blutwoche 2 3 Inhalt Einleitung 3 Historische Einführung 4 Ausstellung 8 Pädagogisches Konzept & Durchführung der Projekttage 10 Übungen zur Vor- und Nachbereitung 12 Zum Nachlesen 14 Impressum 15 Einleitung Das 2013 begangene Themenjahr „Zerstörte Vielfalt 1933 – 1938 – 1945“ brachte in Berlin eine erhöhte Aufmerksamkeit für die Phase der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933. Auch die Gedenkstätte „Köpenicker Blutwoche“ reagierte auf das gewachsene Interesse und konnte der Öffentlichkeit eine neue Dauerausstellung zugänglich machen. Die „Köpenicker Blutwoche“ Ende Juni 1933 stellte einen Höhepunkt des frühen SA-Terrors in Berlin dar. Am 21. Juni 1933 begann die SA in Köpenick, politische Gegner und Juden zu verhaften. Mehrere hundert SA-Männer verschleppten und folterten bis zu 500 Menschen, mindestens 23 von ihnen starben. Anlass für die gezielten Verhaftungen boten das reichsweite Verbot des „Deutschnationalen Kampfrings“ und der SPD. Im Verlauf der Terroraktion schoss das SPD-Mitglied Anton Schmaus in Notwehr drei SA-Männer nieder, worauf die Gewalt eskalierte. Joseph Goebbels, der als Berliner Gauleiter den Terror in der Reichshauptstadt maßgeblich mitgestaltet hatte, schlachtete den Tod der Parteisoldaten propagandistisch aus und stilisierte sie zu „Blutzeugen“ der NS-Bewegung. Schmaus selbst wurde von SA-Männern niedergeschossen und starb am 16. Januar 1934. Heute ist die Gedenkstätte fester Bestandteil der Erinnerungskultur im Bezirk Treptow-Köpenick und darüber hinaus. Doch sie muss sich erst noch als Ort historischen Lernens etablieren. In Berlin existiert ein breites pädagogisches Angebot zur Geschichte des Nationalsozialismus. Das (lokalgeschichtliche) Angebot im Bezirk Treptow-Köpenick allerdings ist begrenzt. Hier liegt die große Herausforderung, aber auch die Chance für die Gedenkstätte „Köpenicker Blutwoche“. 4 5 Familie Schmaus Historische Einführung Unmittelbar nach der Machtübernahme begann das NS-Regime mit der „Ausschaltung“ des politischen Gegners und machte sich an die erbarmungslose Verfolgung von Jüdinnen und Juden. In der ersten Jahreshälfte 1933 funktionierte die Sturmabteilung (SA) als perfektes Instrument der Herrschaftsetablierung. Keineswegs einmalig in dieser Phase der Konsolidierung der Macht – im Nazi-Jargon als „nationale Revolution“ verbrämt –, erreichte der Terror im Juni im Berliner Bezirk Köpenick einen regionalen Höhepunkt. Innerhalb weniger Tage wurden hunderte Menschen vom SA-Sturmbann 15 unter Leitung von Herbert Gehrke sowie von weiteren SA-Einheiten, wie die des berüchtigten Charlottenburger „Mördersturms 33“, festgenommen, entführt und gefoltert; mindestens 23 von ihnen mussten ihr Familie Kilian und seine beiden Söhne Hans und Anton festzunehmen, schoss Anton in Notwehr drei SA-Männer nieder und flüchtete. Die Nachricht von der Schießerei verbreitete sich rasend schnell und löste bei den SA-Männern enorme Rachegefühle aus. Ein Inhaftierter zitierte später die SA-Männer auf dem Heuboden des Sturmlokals „Demuth“ in der Köpenicker Dorotheenstraße folgendermaßen: „Sie sagten dann ‚ihr Hunde, ihr seid schuld, dass man drei von unseren Leuten erschossen hat, für jeden einen SA-Mann müssen 3 von Euch dran glauben, nicht nur drei von Euch, sondern alle müsst Ihr ran‘.“ Besonders brutal waren die Misshandlungen im Betsaal des ehemaligen Amtsgerichtsgefängnisses und im Sturmlokal „Demuth“. Leben lassen. Sie wurden erschossen, zu Tode geprügelt, in die Dahme geworfen oder starben an den Folgen ihrer Verletzungen. Im öffentlichen Gedächtnis sind diese schmerzvollen Tage als „Köpenicker Blutwoche“ bekannt. Vier Uhr in der Frühe am 21. Juni 1933: Nachdem sich in der Nacht die Führer der etwa 15 Köpenicker SA-Stürme zu einer Adjutantenbesprechung einfanden, löste Sturmbannführer Herbert Gehrke die Alarmstufe III aus, woraufhin sich alle SA-Männer in ihren Sturmlokalen zum Dienst zu melden hatten. Die Ereignisse in Köpenick, von den Nationalsozialisten als dezentrale Maßnahme dargestellt, besaßen in Wirklichkeit eine überregionale Bedeutung und müssen in Zusammenhang mit dem reichsweiten SPD-Verbot am 22. Juni und der Selbstauflösung des nationalkonservativen Koalitionspartners DNVP am 27. Juni 1933 gesehen werden. Der SA-Terror in Köpenick im Juni 1933 war Teil der berlin- und reichsweit gesteuerten Maßnahmen zur nationalsozialistischen Machtsicherung. Gleichzeitig muss auf den lokalen Aspekt der Köpenicker Ereignisse hingewiesen werden. Denn Täter und Opfer kannten sich, waren Schulkameraden, Nachbarn, Arbeitskollegen. Das Schema der Festnahmen war meist ähnlich: Kleine Gruppen von SA-Männern drangen in die Wohnungen bekannter Opposi tioneller ein, durchsuchten alles nach politischem Schriftgut, einschlägiger Literatur und Waffen. Ob etwas gefunden wurde, spielte nur eine untergeordnete Rolle, da die Betroffenen zunächst sowieso festgenommen wurden. Zu Fuß, im Lastkraftwagen oder auch per Straßenbahn brachte man sie zunächst in eines der örtlichen Sturmlokale. Im Amtsgerichtsgefängnis sollte ein Teil der Häftlinge konzen triert werden, weswegen man sie aus den Sturmlokalen durch die Straßen Köpenicks trieb. Das alte Gefängnis war mit mehr als 200 Inhaftierten bald völlig überfüllt. Innerhalb weniger Stunden wurden so offenbar hunderte Menschen verschleppt. Hier nun passierte in manchen Fällen lange Zeit gar nichts; andere Opfer schildern, sofort mit Schlägen und Tritten traktiert worden zu sein. Inhaftierte wurden in einem Raum „vernommen“, das heißt man protokollierte zunächst ihre Personalien: Name, Geburtsdatum, Geburtsort, Religion sowie Zugehörigkeit zu einer Partei, um dann Namen und Aufenthalt weiterer Personen zu erfragen. Waren die Antworten nicht befriedigend oder schwiegen die Befragten, setzten die Misshandlungen ein. Einige der Verhafteten aus Köpenick wurden in die Innenstadt, ins „Angriffshaus“ in die Hedemannstraße oder andere Haftorte, gebracht. Als am späten Abend des 21. Juni eine Gruppe SA-Männer in der Alten Dahlwitzer Straße in das Haus mit der Nummer 2 eindrang, um den sozialdemokratischen Gewerkschafter Johann Schmaus Währenddessen begann eine Hetzjagd auf den jungen Anton Schmaus, der sich der Polizei stellte. Zwei Beamte sollten ihn nun in das Polizeipräsidium am Alexanderplatz einliefern, doch gestaltete sich der Transport äußerst schwierig, da dutzende SA-Angehörige versuchten, das Fahrzeug mit ihm aufzuhalten. Im Präsidium wurde Anton Schmaus von dutzenden SA-Männern umringt und schließlich durch einen Schuß niedergestreckt. Er erlag am 16. Januar 1934 der Verletzung und weiteren Misshandlungen durch die SA. Zu den weiteren Todesopfern der „Köpenicker Blutwoche“ gehören der ehemalige Ministerpräsident von Mecklenburg-Schwerin und Reichstagsabgeordnete Johannes Stelling (SPD) und der Unternehmer Georg Eppenstein, der jüdischer Herkunft war. Die Nazis hatten getestet, wie weit sie gehen konnten – ohne Gegenwehr, ohne rechtsstaatliche Verfolgung. Halbherzig geführte polizeiliche und juristische Ermittlungen wurden konsequent von SA und Gestapo torpediert und verliefen im Sande. Die „Köpenicker Blutwoche“ fand als einer der bekanntesten 6 7 Siedlung Elsengrund links: Walter Päsler Mai 1933, rechts: Walter Päsler kahlgeschoren Verbrechen der Machtsicherungsphase Eingang in die historische Forschung zum Nationalsozialismus. In Abhandlungen zur Machtübernahme und dem frühen NaziTerror in Berlin nehmen die Köpenicker Ereignisse vom Juni 1933 einen zentralen Platz ein. In der DDR wurde die Erinnerung an die Opfer der „Köpenicker Blutwoche“ selbstverständlicher Bestandteil der Gedenkkultur. Bis heute ist die Erinnerung an den Juni 1933 im lokalen Gedenkkalender integriert. Die SPD des Landes Mecklenburg-Vorpommern verleiht alljährlich einen nach Johannes Stelling benannten Preis an Menschen, die sich gegen Rechtsextremismus und Rassismus engagieren. Das Wissen um die Verbrechen der „Köpenicker Blutwoche“ fußt maßgeblich auf der juristischen Aufarbeitung in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) beziehungsweise in der DDR nach 1945. So wurden zwischen 1947 und 1951 allein acht Gerichtsverfahren gegen die an den Gräueltaten beteiligten Köpenicker SA-Männer angestrengt. Herausragende Bedeutung kam dabei dem Prozess gegen „Plönzke und andere – Köpenicker Blutwoche“ vor der 4. Großen Strafkammer des Landgerichts Berlin zu, in dessen Verlauf 56 der 61 Angeklagten zu Todes- oder Zucht- hausstrafen verurteilt wurden. Das Gericht verhandelte vom 5. Juni bis 19. Juli 1950 schließlich gegen 32 anwesende und 24 abwesende Personen, die sich zum größten Teil in den westlichen Besatzungszonen bzw. in der Bundesrepublik Deutschland aufhielten, deren Behörden sämtliche Auslieferungsersuchen ablehnten; manche Angeklagte blieben nicht auffindbar. Annähernd 300 Zeugen waren geladen und sagten aus. Das Tribunal verurteilte 15 Angeklagte zum Tode, 13 zu lebenslanger Haft und die übrigen Beschuldigten zu Haftstrafen zwischen fünf und 25 Jahren. Der ehemalige SA-Scharführer Gustav Erpel, der maßgeblich an den Folterungen von Georg Eppenstein beteiligt gewesen war, wurde am 20. Februar 1951 in Frankfurt/Oder durch das Fallbeil hingerichtet. Der Plönzke-Prozess fand in der DDR große Aufmerksamkeit. Die ostdeutsche Berichterstattung wurde nicht müde zu betonen, dass in Westdeutschland die Strafverfolgung von NSVerbrechern zumeist ausblieb. Rudolf Hirsch berichtete in der Reportage „Aus dem Gerichtssaal“ in der „Täglichen Rundschau“, die von 1945 bis 1955 von der Sowjetischen Besatzungsmacht herausgegeben wurde, fast jeden Tag über den Prozess. Der 1907 in Krefeld geborene Rudolf Hirsch musste als Jude und Kommunist 1933 nach Holland und Belgien fliehen. Ende 1934 kehrte er in das nationalsozialistische Deutschland zurück und war für die Gruppe “Neu Beginnen” im antifaschistischen Widerstand aktiv. 1937 schließlich fand er Zuflucht in Palästina. Nach 1945 gestattete die britische Besatzungsmacht Rudolf Hirsch nicht, in seine Heimatstadt Krefeld zurückzukehren. Ende 1949 konnte er sich dank der Hilfe von Arnold Zweig in Berlin niederlassen. In der DDR war er als populärer Gerichtsreporter tätig und arbeitete für die Zeitungen „Wochenpost“ und „Tägliche Rundschau“. Viele seiner Gerichtsreportagen wurden in Büchern veröffentlicht. Auch seine Berichte über den Plönzke-Prozess von 1950 beschreiben nicht nur eindrücklich die Verbrechen der Nationalsozialisten in Köpenick während der Machtsicherungsphase 1933/34. Sie sind auch Zeugnisse des Umgangs der DDR-Nachkriegsgesellschaft mit der nazistischen Vergangenheit. Gewiß müssen gerade die Anklageschrift und das Urteil des Gerichtsverfahrens von 1950 quellenkritisch gesehen werden: im Kontext des aufkeimenden Kalten Kriegs nutzten die Verantwortlichen jede sich bietende Möglichkeit, die nachlässige Strafverfolgung von NS-Tätern und NS-Täterinnen in der Bundesrepublik zu brandmarken und demgegenüber die eigene antifaschistische Gesinnung herauszustellen. Wenn auch nach heutigem Forschungsstand in Einzelfragen Ungenauigkeiten in den Ermittlungsergebnissen zu konstatieren sind - an der Schuld der Täter besteht kein Zweifel. Deshalb musste der Versuch einer Angehörigen des verurteilten Kriminalkommissars Otto Busdorf, das Urteil gegen diesen zu kassieren, 1992 vor dem Berliner Kammergericht scheitern. Auch der Sohn des zum Tode verurteilten Scharführers Gustav Erpel konnte die Rehabilitationskammer des Landgerichts Berlin 1996 nicht von der behaupteten Rechtswidrigkeit des DDR-Verfahrens überzeugen. 8 9 Ausstellung Im ehemaligen Amtsgerichtsgefängnis, das die SA 1933 für Inhaftierungen nutzte, befindet sich auf zwei Etagen eine umfassende Dauerausstellung. Die Ausstellung am historischen Ort zeigt die Ereignisse im überregionalen Kontext der NS-Macht eroberung 1933. Die Bedeutung der „Köpenicker Blutwoche“ liegt insbesondere im totalen Versagen der Zivilgesellschaft. Die neue Ausstellung fokussiert verschiedene Dimensionen, die bisher zu wenig Beachtung gefunden haben: 1. bettet die Ausstellung die „Köpenicker Blutwoche“ in einen überregionalen Kontext ein. 2. zeigt die Ausstellung das Zusammenwirken von Staat und Partei auf und veranschaulicht die massive öffentliche Gewalt der „Köpenicker Blutwoche“ als Experimentierfeld des jungen NS-Staates. Im 2013 durchgeführten Themenjahr „Zerstörte Vielfalt 1933-1938-1945“ hat eine Infosäule auf die Gedenkstätte hingewiesen. 3. wird in der Ausstellung auf die unterschiedlichen Funktion(en) der Gewalt eingegangen. 4. hebt die Ausstellung die nachbarschaftliche Dimension der Ereignisse in Köpenick hervor. 5. setzt sich die Ausstellung mit den weit reichenden Folgen der „Köpenicker Blutwoche“ für die Betroffenen, ihren physischen und psychischen Leiden sowie ihrem langjährigen Kampf um rechtliche Anerkennung, auseinander. 6. richtet die Ausstellung den Blick auf die Rezeption in In- und Ausland:, insbesondere die Reaktionen der deutschen Exilpresse. Der Blick in den Zellengang vermittelt einen Eindruck von der einstigen Funktion des Gebäudes als Gefängnis. Der Ausstellungsraum im sog. Betsaal ist den Opfergruppen und den Folgen der Gewalttaten gewidmet, während sich die Ausstellungsmodule in den ehemaligen Zellen mit der Nachgeschichte der Köpenicker Ereignisse beschäftigen. 10 11 2 C B I rm ue R SA Karte D alt atsanw a t S n a in der g (SA) bteilun imen Sturma r Gehe tische gung de lsozialis Beteili na t mi tio ng die na nen. tärs d-Siedlu führ te zelperso ftssekre engrun ni 1933 rkscha reits Ein ten, Els äter we er be s 21. Ju Ge ni te de n lag he er sp af te g domi ktion kratisc d verh Dritter Terrora ewegun rch un zialdemo ner, ein uf der beiterb zzien du des so SA-Män der Ar m Verla Ra us ei n n Ha vo zw s ste er da ehr aus, , also am in s Notw po) die . Schm lts ta au „roten“ en wa es n ch p (G Anto Mens Mal ge olizei SA-Trup ns 23 en Sohn zweiten Staatsp n einem ndeste ss dess ds zum . latz vo rdete mi erscho ck. ar 1934 SA aben anderp d ermo drang, Köpeni . 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Quelle: archiv Landes Berlin Quellen: Landesa rchiv Berlin, Braunbuch 1933 Berlin rchiv ndesa e: La Quell Das Fo to ze währe igt di nd ei e Fam ner wenig ilie Sc e Tage Familienfe hmau s ier im vo Der So Juni zialde r Beginn 1933 der „K m „der okrat , also öpen Mörde Anto nur icker r? n Schm “ geke von lin Blutw aus is nnze ks na oche ichnet t auf “. ch re Joha chts: dem . nn (H Foto Maria ans) Schm als Mülle Schm aus, r (geb aus, Chris Marga . Schm tina reta War tm aus) Schm , ann (g au s, An eb. Sc ton hmau s) Fami l A OPFE R ie Sc hma us t hn B e Polize hiv politisch nisse bei der arc ug po) als es (Gesta de Machtbef nd polizei La en e: itreich e Staats llei Geheim besaß sie we poQliz ue die ats rde e Sta aates wu e, Geheim April 1933 nt des NS-St im me torstürm Bereits . Als Instru Gegner. nte Mo ten. er det sogenan verfüg gegrün ng politisch aftier ten heiten, Motorräder pfu rte Ein die Inh er Bekäm motorisie über Autos od lle zu, da sie Ro te über verfüg nsetzten, die e besondere rm ) stu (SA me lung Motor ist ein rn zusam rmabtei sen me ist Die Stu aus SA-Männe en kam die ute me ng h und he die sic der Verhaftu ier ten. Ausland ort nd des im Währe ftorte transp eines Lan Ha tretung in die sche Ver ati lom ft die dip dtscha Gesan chaft ist sandts Eine Ge haft bekannt. als Botsc FOLGEN Pädagogisches Konzept & Durchführung der Projekttage Auf Nachfrage werden mehrstündige Projekttage für Schulklassen (Sekundarstufen I und II) und Jugendgruppen angeboten. Diese umfassen 4-5 Stunden und finden in der Gedenkstätte „Köpenicker Blutwoche“ statt. Ein Projekttag, der unter pädagogischer Anleitung stattfindet, dient folgenden Zielen: • Erkundung des Gebäudes bzw. des Geländes • Erarbeitung der Ausstellungsinhalte • Erfassen des historisches Kontextes • selbständiges Herausarbeiten einzelner Themenschwerpunkte in Kleingruppen anhand von Arbeitsblättern • Vorstellung der Ergebnisse der Kleingruppenarbeit im Plenum Die Inhalte der Arbeitsblätter sollen die Vielschichtigkeit des Komplexes „Köpenicker Blutwoche“ anhand einzelner Dokumente und Fotografien aufzeigen. Wir haben es mit Opfergeschichten und Fragen von Täterschaft zu tun. Es geht zudem um die Perspektive, dass die Geschichte der Phase der NS-Machtkonsolidierung im Allgemeinen und der „Köpenicker Blutwoche“ im Speziellen auch eine Geschichte von Akteuren in der sich formierenden NS-Gesellschaft ist. So weisen die Arbeitsmaterialien auf Zustimmende, Zuschauende, Protestierende hin. Der Workshop soll ein Bewusstsein schaffen über Absichten und Motive der Täter, über ihre Entschlussbildung und Befehlsgebung, über kollektive Ausführung und individuelles Handeln, aber ebenso über Auswirkungen und Folgen, über Protest, Delinquenz oder bloßes Dabeisein. Zur Vor- und Nachbereitung eines Projekttages können die Arbeitsblätter von Lehrkräften und Pädagog/innen bezogen und weiter genutzt werden. Außerdem befinden sich im Anhang dieser Handreichung Fragebögen zur Vor- und Nachbereitung des Projekttages (siehe S. 12-13). Diese können zur Abfrage des Wissensstandes, zur Einbindung in den Unterricht sowie zur weiteren Beschäftigung mit dem Themenkomplex genutzt werden. Der Eintritt und das pädagogische Angebot sind für Bildungseinrichtungen kostenfrei. Führungen Auf Nachfrage werden einstündige Ausstellungsbegleitungen für Erwachsenen- und Jugendgruppen sowie Schulklassen angeboten. Der Eintritt und die Führungen sind für Bildungs einrichtungen kostenfrei. Die Materialienmappe enthält beidseitig bedruckte Arbeitsblätter mit einem kurzen Einführungstext und dazugehörigen Fragestellungen sowie ein ausgewähltes Dokument oder eine Fotografie. Eigenbezeichnungen (z. B. von NS-Organisationen) werden in einem eigenen Kasten kurz erläutert. Die Arbeitsblätter sind in vier thematische Schwerpunkte eingeteilt: A | Opfer B | Täter C | Protest D | Folgen tung ur rich lt e Ein nd Ku t ein dung u is e och eiterbil tw lu rlin. er B für W nick Amt von Be öpe im k ln tte K useum öpenic M -K Mitte nkstä aus ede ereichs Treptow t G r e Die achb amt förd s F e ge s. des Bezirk rd u d w r fon beim ung u stell adtkult Aus Die auptst H des TTE STÄ ER K EN ICK GEDÖPEN OCHE K TW BLU Ort 555 , 12 e 12 raß anst Puch in Berl rung Uhr inba 0-18 Vere Do 1 ach ie n sow 1 -335 0/ akt -335 297 .de 352 | 90 97 3 k.berlin 030 902 Tel: ba-t 30 | @ 0 m : u Fax muse : il Ema t Kon tte kstä he den c r Ge Blutwo e d er ekt Proj öpenick n i E K 3 ü ial f he 193 atekerr Blutwoc m s t ic rbei öpen en szeit ung Öffn sselgnen a l k hul re Fo r Sc und ih TE STÄT NK CKER GEDEPENI OCHE KÖ W BLUT A eK r di übe 12 Übungen zur Vor- und Nachbereitung 13 Wo kann man noch Informationen bekommen oder hingehen, wenn man im Internet nichts darüber findet? Fragenbogen (danach) Was geht uns diese Geschichte heute deiner Meinung nach noch an? Welche Erkenntnisse hattest du in der Ausstellung? Was hast du gelernt? Fragebogen (vorher) Welche Orte in deiner Umgebung fallen dir ein, die mit der Zeit des Nationalsozialismus zu tun haben? Nenne Gebäude, Denkmäler, Gedenkorte, Museen, Straßennamen usw. Was interessiert dich an dem Thema Nationalsozialismus besonders? Welche Möglichkeiten kennst du, wenn du etwas über einen historischen Ort oder eine historische Person herausfinden möchtest? Was würdest du gerne Menschen fragen, die damals gelebt haben? Wen würdest du gerne befragen? Wie wirkte dieser Ort auf dich? 14 Zum Nachlesen 15 italienischen Squadrismus und in der deutschen SA, 2. durchgesehene und um ein Nachwort ergänzte Aufl., Köln/Weimar/Wien 2009. Stefan Hördler (Hg.): SA-Terror als Herrschaftssicherung. „Köpenicker Blutwoche“ und öffentliche Gewalt im Nationalsozialismus, Berlin 2013. Hans-Rainer Sandvoß: Die „andere“ Reichshauptstadt. Widerstand aus der Arbeiterbewegung in Berlin von 1933 bis 1945, Berlin 2007. André König: Köpenick unter dem Hakenkreuz. Die Geschichte des Nationalsozialismus in Berlin-Köpenick. Ausstellungskatalog der Gedenkstätte Köpenicker Blutwoche Juni 1933, Mahlow 2004. Claus-Dieter Sprink: Gedenkstätte Köpenicker Blutwoche Juni 1933. Eine Dokumentation, hg. vom Bezirksamt Köpenick von Berlin, Abteilung Kultur, Sport und Bildung, Berlin 1997. David Koser: Das Ende der Weimarer Demokratie. Ereignisse und Schauplätze in Berlin 1929 bis 1933, Berlin 2013. Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Köpenick e.V. (Hg.): Rudolf Hirsch. Die Blutwoche von Köpenick. Aus dem Gerichtssaal. Berichte über den „Prozess gegen Plönzke und andere in der Täglichen Rundschau vom 6. Juni – 20. Juni 1950, 5. überarbeitete Aufl., [Berlin] 2014. Peter Longerich: Die braunen Bataillone. Geschichte der SA, 2. Aufl., München 2003. Gerd Lüdersdorf: Es war ihr Zuhause. Juden in Köpenick, Berlin [1998]. Irene Mayer-von Götz: Frühe Konzentrationslager in Berlin 1933/34 – 1937:Terror im Zentrum der Macht, Geschichte der Konzentrationslager 1933 – 1945, Bd. 9, Berlin 2008. Yves Müller, Reiner Zilkenat (Hg.): Bürgerkriegsarmee. Forschungen zur nationalsozialistischen Sturmabteilung (SA), Frankfurt am Main 2013. Sven Reichardt: Faschistische Kampfbünde. Gewalt und Gemeinschaft im Michael Wildt, Christoph Kreutzmüller(Hg.): Berlin 1933 – 1945, Berlin 2013. Andreas Wirsching (Hg.): Das Jahr 1933. Die nationalsozialistische Machteroberung und die deutsche Gesellschaft, Dachauer Symposien zur Zeitgeschichte, Bd. 9, Göttingen 2009. Heinrich-Wilhelm Wörmann: Widerstand in Köpenick und Treptow. Band 9 der Schriftenreihe über den Widerstand in Berlin von 1933 bis 1945, hg. von der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, 2. Aufl., Berlin 2013. Impressum Herausgeber Bezirksamt Treptow-Köpenick von Berlin, Amt für Weiterbildung und Kultur, Fachbereich Kultur und Museum Projektleitung Annette Indetzki, Amtsleiterin Weiterbildung und Kultur, Fachbereichsleiterin Kultur und Museum Barbara Zibler, wissenschaftliche Mitarbeiterin Konzept und Texte Yves Müller Unter Mitarbeit von Matthias Wiedebusch Stefan Zollhauser, Berliner Spurensuche Gestaltung Luise Bofinger Bildnachweis: Titelseite, S. 3, 8, 9, 15: Yves Müller S. 4, 7: Privatbesitz Fam. Kilian S. 5, 6: Landesarchiv Berlin © 2015 Bezirksamt Treptow-Köpenick von Berlin 16 Die Gedenkstätte Köpenicker Blutwoche ist eine Einrichtung des Fachbereichs Kultur und Museum im Amt für Weiterbildung und Kultur beim Bezirksamt Treptow-Köpenick von Berlin. Die Ausstellung wurde gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds. GEDENKSTÄTTE KÖPENICKER BLUTWOCHE Ort Puchanstraße 12, 12555 Berlin Öffnungszeiten Anfahrt Do 10-18 Uhr sowie nach Vereinbarung S-Bahnhof Köpenick, Ausgang Elcknerplatz/Borgmannstraße; Tram: 60, 61; Bus: X69 Kontakt Tel: 030 | 90297 -3350/ -3351 Fax: 030 | 90297 3352 Email: [email protected] www.gedenkstaette-koepenicker-blutwoche.org Gelände und Gedenkstätte sind nicht barrierefrei.
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