Zugabe - Ortsgruppe Hockenheim

Eine Herbstprüfung mit Pfiff
Die diesjährige Herbstprüfung der Ortsgruppe Hockenheim, bei der 9 Hunde teilnahmen
und mit sehr guten Ergebnissen bestanden, hatte einen besonderen Ausklang: Zum ersten
mal in der LG Baden und wahrscheinlich auch zum ersten mal im SV wurde ein Mantrailer
(Personenspürhund) im Rahmen einer Ortsgruppenveranstaltung überprüft.
Dank der Aktivitäten des Beauftragten der Landesgruppe Baden für
Spezialhundeausbildung, Helmut Hecker, der schon seit Jahren Mantrailing als Ergänzung
zum- oder innerhalb des Rettungshundesports propagiert, hat sich Beate Koschubs mit
ihrem Jamie einer Überprüfung in Sachen Mantrailing gestellt.
Bevor der Verlauf der Überprüfung geschildert wird, hier kurz ein Einschub für alle
diejenigen Leser, die mit dem Begriff Mantrailing nichts anfangen können:
Laut Wikipedia ist Mantrailing (engl. man „Mensch“ und trail „verfolgen“) die
Personensuche unter Einsatz von Gebrauchshunden, die Mantrailer oder
Personenspürhunde genannt werden. Dabei wird der hervorragende Geruchssinn der
Hunde ausgenutzt.
Der Unterschied zwischen einem Mantrailer und anderen Suchhunden besteht darin, dass
der Mantrailer bei der Suche verschiedene menschliche Gerüche voneinander
unterscheiden kann und sich trotz vieler Verleitungen ausschließlich an den
Geruchsmerkmalen der gesuchten Person orientiert.
Mantrailer können nicht nur auf Spuren von Fußgängern eingesetzt werden, selbst die
relative Abgeschlossenheit eines fahrenden Autos verhindert nicht, dass die
Personen verfolgbare Spuren hinterlassen. Dies zeigt, dass unsere bisher gelehrten
Modelle, was genau die Hunde riechen, auf den Prüfstand müssen. Und es zeigt auch,
dass unsere bisherige Nasenarbeit, das Fährten, unnatürlich ist. Hunde riechen viel mehr
als nur Bodenverletzungen, und wir trainieren sie (bei Strafe für Suchen mit hoher Nase)
darauf, nur diesen einen geruchlichen Aspekt einer Spur zu verfolgen.
Wie bringt man seinem Hund das Mantrailing bei? Das zu erklären würde den Rahmen
dieses Artikels sprengen, aber soviel sei an dieser Stelle verraten: Der größte Unterschied
zur Fährtensuche ist die Hauptaufgabe des Hundeführers. Diese besteht nämlich nicht
darin, seinen Hund ständig in die Richtung zu korrigieren, wo der (blinde) Mensch meint,
dass der Trail vermutlich verlaufen könnte, sondern darin, seinen Hund genau zu
beobachten, seine Körpersprache zu lesen, verstehen und deuten zu können.
Während der Ausbildungstrails lernt der Hund, sich selbst zu korrigieren, wenn er die
falsche Richtung einschlägt, oder die Spur vorübergehend verliert. Und wenn der
Hundeführer seinen Hund richtig liest und entsprechend reagiert, wird der Hund lernen,
seinem Hundeführer durch seine Körpersprache anzuzeigen, wenn er die Spur tatsächlich
verloren hat (Negativ-Anzeige).
Mantrailer können, im Unterschied zu Fährtenhunden, auch in Gebäuden und auf
bebauten Flächen eingesetzt werden.
Jetzt zurück zur Überprüfung von Jamie. Ein Trail von ca. einem Kilometer Länge über
Asphalt, Acker, Waldweg und Wald war bei starkem Wind zu meistern. Zu Beginn durfte
der Hund anhand einer Geruchsprobe, in diesem Fall einem von der zu suchenden Person
getragenes T-Shirt, den Individualgeruch aufnehmen. An einer 5 Meter langen Leine
begann dann die Suche. Auf einer Straße, über eine Wiese und einen Feldweg führte
Jamie seine Hundeführerin bis auf einen Waldweg.
Dann wurde er beim Abbiegen in den Wald ein wenig zögerlich und signalisierte
vermeintlich eine Negativ-Anzeige, worauf hin Jamie einige Meter weiter erneut angesetzt
wurde und im 2. Anlauf die Versteckperson finden und verweisen konnte. Diese war froh,
nach fast einer Stunde Ausharren im kalten Novemberwald zurück ins warme Vereinsheim
geholt zu werden.
Gemeinsam und harmonisch klang der erfolgreiche Prüfungstag mit Denkanstoß zu
neuen, interessanten Beschäftigungsmöglichkeiten für unsere Gebrauchshunde dann in
Hockenheim aus.
Dr. Rolf Lange