Leseprobe aus “Stirb, Susi!” von Wäis Kiani Gute Berufe für Männer: 1. Handwerker Sehr sexy. Sehr authentisch. Und sehr befriedigend für ihn. Lebenswichtige Dinge existieren oder funktionieren nicht. Erst der Mann kann sie zum funktionieren bringen. Er kann also etwas, was andere nicht können. Er arbeitet mit seinen Händen und kann jeden Tag mit seinen eigenen Augen erkennen, was er geleistet hat. Wenn er schlau ist, verdient er auch viel Geld damit. Außerdem ist Werkzeug ein ideales Accessoires für Männer. Nicht umsonst war bei jeder Big Jim Packung ein Schraubenschlüssel dazugepackt. Wer hätte Barbie sonst die Waschmaschine anschließen sollen? 2. Musiker Sehr sexy. Sehr sinnvoll. Kann mit seinen sensiblen Ohren gut zuhören. Und sorgt für das, ohne das alles nichts ist: Den Soundtrack zum Film, also in diesem Fall zum Leben. Er sitzt oft den ganzen Tag in einem Studio, raucht und schraubt an irgendwelchen Knöpfen herum und am Ende des Tages kommen göttliche Klänge dabei heraus. Die Sache mit den DJs ist zwar wirklich vorbei, das waren die 90er, aber wenn er Platten spielen kann, dann ist er ein Retter und ein Engel. Nichts steht einem Mann besser zu Gesicht als ein exzellenter Musikgeschmack. Das sieht dann so aus: Sie liegt auf einer weißen Minotti-Ledergarnitur und lackiert sich die Fußnägel mit La Laque von Yves Saint Laurent Nr. 17, Pink Diamond. Er steht an seinen Plattenspielern und wippt vor sich hin. Er dreht sich um, wedelt mit einer Plattenhülle der französischen Band Air und sagt„ David Gilmore meinte, das hätte auch von ihm sein können.“ Dann dreht er sich wieder um und schiebt zwei Regler nach oben. Sie betrachtet erst seinen Hintern, dann ihre Füße. Das Leben ist perfekt. 3. Manager Steht an der Spitze, eine Art Schafhirt. Die anderen warten darauf, was er sagt. Der Anführer, der ausrechnet, in welche Richtung geritten wird, wer die Vorhut bildet und welche Kampftaktiken erlaubt sind. 4. Häuserbauer Checkt Ländereien. Baut Nester. Wenn ein Nest fertig ist, verkauft er es stolz und baut das nächste Nest. Kann mit großen Geldsummen souverän umgehen. Hat gute Kontakte zu Polen. Aber Vorsicht, Ausnahme! Architekten! Architekten sind selbstverliebte Waschlappen, die nur darüber jammern, dass sie soviel Geld in den Glasaufzug gesteckt haben und dass es ihnen ja doch keiner dankt. Nein, es dankt keiner. Und auf Dank zu warten ist sowieso superschwul. 5. Landwirt Besitzt Land. Besitzt Vieh. Besitzt Kontakte. Pflanzt, sät, erntet. Hat immer für alle genug zu Essen. Redet nicht viel. Von allen der am unverdorbenste. Macht nicht viel Worte. Wenn er sauer wird, holt er seine Heugabel. Danach ist Ruhe. 6. Verleger, Herausgeber, Chefredakteur Tres chic. Beschließt, was andere gefälligst denken sollen. Verfügt über unendliche Macht, hat alle möglichen Fäden in der Hand. Und meistens auch eine Menge Dreck am Stecken. Kann sich vor übereifriger, salatessenden Redakteurinnen nicht retten, die sich über sein Bett in eine journalistische Karriere schlafen wollen. Dazu kann er gar nicht impotent, fett und schlecht angezogen genug sein. Aber es gibt auch schöne Exemplare, bei denen reicht es dann, an deren Seite gesehen zu werden. 7. Rennfahrer. Sehr authentisch. Wrumm, wrumm, wrumm, alles wie früher, wenn Mädchen, nur um dabei zu sein, zusehen mussten, wie die Jungs die Autos in ihren Carrera-Bahnen aus den Kurven fliegen liessen. Aber aus Mädchen wurden Nutten, oder V.I.P.ern, hinzu kamen Medien, Millionen und Scheichs. Die Autos blieben. So Schön ..... Die Hose Egal, wie alt ein Mann ist, er trägt seine Hose auf den Hüften und nicht auf oder gar über dem Bauch. Seine Shorts (ja, Shorts. Nicht Slip) sollten allerdings nicht zu sehen sein. Auch nicht, wenn in das Gummibund irgendwelche Namen eingewoben sind. Das ist nur Männern born and raised in the ghetto erlaubt . Eine Hose ist kein Eierteiler und nicht einen Millimeter zu kurz. Nur Versager haben zu kurze Hosen an. Wie sagte Mike D so treffend über die sexieste Stelle am Körper eines Mannes gesagt? Sie sei die Stelle, an der die Hose eines Mannes auf seinen Schuh trifft. Die Hose muss also auf den Schuh fallen und hinten fast den Boden berühren – fast. Wenn der Mann sitzt, dürfen niemals 20 cm haarigen Beins sichtbar werden. Die Italiener nennen das figura brutta und tragen deshalb sicherheitshalber Kniestrümpfe. Es ist ein internationaler Streich in Hosenverkäufer-kreisen, die Hose IMMER so für die Änderungs-schneiderei abzustecken, dass sie genau zwei cm zu kurz ist. Das machen auch Hosenverkäufer in Mailand, Paris und Madrid so, obwohl ihre eigenen Hosen immer perfekt sitzen. Sie schneiden natürlich auch den überflüssigen Stoff ab, damit die Würfel gefallen sind. Kluge Männer sagen deshalb, wenn sie in einem Luxusgeschäft vorm Spiegel stehen, zu dem schlanken, übergeflegten Mann, der sich mit Stecknadeln im Mund an seinem Hosenende herumdrückt: „Hosenverkäufer, steck die Hose drei cm länger ab. Sonst tragen sie dich gleich mit einem Tuch über dem Gesicht aus dem Laden.“
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