Aktuelle Schulzeitung - Karl Schubert Schule

Auf
dem
Winter 2015
Schwierige
Realität?
Rhythmische
Massage
Fremd sein
Weg
Karl Schubert Schule Winter 2015 - Seite
www.kss-graz.at
Terminvorschau
22.12.2015 Paradeisspiel um 19.00 Uhr
Christgeburt
und Hirtenspiel 20.00 Uhr
23.12.2015–
06.01.2016 Weihnachtsferien
18.01.–
21.01.
Referate der 8. Klasse ab 14.30 Uhr
29.01.
Elternsprechtag von 16–19.00 Uhr
Benefizkonzert 19.30 Uhr
„Zeitgeist – Musik der Moderne“
30.01. 31.01. 17.00 Uhr und
15.00 Uhr „Robin Hood“
Klassenspiel der 6. Klasse
06.02. öffentliche Schulfeier – Fasching
15.–19.02 Semesterferien
17.–20.03. Klassenspiel der 8. Klasse
21.03.–
01.04. Osterferien
15.04. Vortrag v. Markus Schneider
30.04. öffentliche Schulfeier
06.05. schulfrei
17.–20.05. Pfingstferien
16.–19.06. englischsprachiges Klassenspiel
der 10/11. Klasse
Inhalt
3
4
5
6
8
9
10
11
14
18
20
Inhalt, Terminvorschau, Impressum
Aktuell Menschlichkeit, Wärme
Editorial
Gedenken
DI Heimo Denk
Selbstverwaltung Bericht des Vorstandes
Sozialausgleichsfonds
Zeiten ändern
Pädagogik
„schwierige“ Realität
Therapie
Rhythmische Massage
Kindergarten
Erntedankfest
Schulleben
21
22
23
24
Vom Korn zum Brot
Modellfall Österreich
Kulturepochen eurythm.
8. Kl. Referate – Themen
Burg Finstergrün
Herr der Ringe
28
29
Kolumne
Zweisprachig
Schon bekannt?
32
Panorama
Veronica Zamalloa
Florian Auer
Astrid Beny
Stefan Tossold
Wortschatz 2016
25.06. öffentl. Schulfeier und
anschließend Sommerfest
33
34
11.07.–
02.09.
Sommerferien
36
Schon gelesen?
Der Schimmelreiter
Im Meer Krokodile
29.09.2016 Vortrag v. Henning Köhler
38
Matthias Riedl
Titelbild: Friedensfahne der 10/11. Klasse
Sommeraustausch?
Alphabetisierung am
Schwarzelsee Lebensentwürfe
Karl Schubert Schule Graz
Freie Waldorfschule, Hort und Kindergarten mit Integration
Riesstraße 351, 8010 Graz-Schillingsdorf
Tel.: 0316 30 24 34, Fax: 0316 30 24 34 88
e-mail: [email protected]
homepage: www.kss-graz.at
Bankverbindung:
Stmk. Bank und Sparkassen AG
IBAN: AT342081503100602972
SWIFT-BIC:
STSPAT2GXXX
Die Karl Schubert Schule ist eine Inklusionsschule mit Öffentlichkeitsrecht und bedarf der Unterstützung durch Privatpersonen,
Firmen und Institutionen.
Als mildtätige Einrichtung erfüllt sie die Voraussetzung bzgl.
Spendenbegünstigung lt. § 4a Z. 3 und 4 EStG.
2/3
Herausgeber und Verleger:
Verein Karl Schubert Schule
Riesstraße 351, 8010 Graz-Schillingsdorf
Für den Inhalt der Artikel sind die
jeweiligen Autor/innen verantwortlich.
Redaktionskreis der Schulzeitung:
Ulrich Sonnleitner (Klassenlehrer)
[email protected]
Birgit Bubik (PR-Verantwortliche)
[email protected]
Layout
Manfred Suanjak (Schülervater)
Korrektur
Lorena Dion (Schülermutter)
Gedanken
zu den täglichen
Nachrichten
Was jetzt in Europa mit dem nicht enden wollenden
Flüchtlingsstrom geschieht, ist weder überschaubar,
noch zu „bewältigen“.
urz vor der Fertigstellung dieser
Ausgabe der Schulzeitung ereilte uns
die immer noch unfassbare Nachricht vom plötzlichen Tod unseres
Vorstandsvorsitzenden Herrn DI Heimo Denk. Diese
traurige Nachricht kam für uns alle völlig unerwartet.
So besuchte Herr Denk etwa noch am Mittwoch, dem
2. Dez. den öffentlichen Vortrag über den Umgang
mit modernen Medien von Fr. Weberhofer an unserer
Schule. Bei der Generealversammlung unseres Schulvereins vor wenigen Wochen gab er der Schulgemeinschaft einen ausführlichen Bericht über die im letzten
Schuljahr durchgeführten und die laufenden Projekte
des Vorstandes, welche er maßgeblich vorangetrieben
hat. In dieser Ausgabe findet sich darüber hinaus auch
ein schriftlicher Bericht darüber, den Herr Denk selbst
verfasst hat.
Diese wenigen Beispiele aus den letzten Lebenswochen
von Herrn Denk zeigen, wie aktiv er am Schulgeschehen teilgenommen hat, wie positiv gestaltend er daran
mitgewirkt hat und wie unglaublich wichtig er für uns
und unsere Schule war! Auf den nächsten Seiten finden
Sie einen Nachruf für den von uns allen so geschätzten
Herrn Heimo Denk.
Aber wie man in einen Fluss etwas setzen kann, das
er dann mit sich fortträgt, so kann man auch diesem
Menschenstrom etwas mitgeben auf seinem für ihn und
für uns ungewissen Weg in die Zukunft:
Herr Denk war aber weit über seine Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender hinaus über viele Jahre mit unserer Schule verbunden: Seine Frau war jahrelang als
Klassenlehrerin an unserer Schule tätig. Seine Tochter,
Aus Indien:
Jemand sieht, wie einer am Strand in einer großen
Menge angeschwemmter Fische sitzt und laufend
einzelne von ihnen zurück ins Meer wirft. „Was hilft
das?“ fragt er den Sitzenden. Dieser greift nach einem
Fisch, wirft ihn ins Meer und sagt: „Für diesen Fisch
war es nicht egal.“
Im „Goetheanum“ gefunden
Selbst erlebt:
Freitag, 4. September 2015 nachmittags, internationaler
Hauptbahnhof in Budapest (Keleti):
Sowohl der große Bahnhofsvorplatz als auch das ebenso große, halbüberdachte Souterrain mit den Metrozugängen ist voll mit notdürftig lagernden Flüchtlingen.
Oben vor allem Jugendliche und Männer, unten im
Schatten viele Familien: Mütter, Großeltern, Kinder. Es
ist unerträglich heiß, aber alles ist friedlich. Passanten
kommen und gehen, Einzelne suchen nach passenden
Kleidern oder Schuhen in einem Berg von Gespendetem, freiwillige Helfer beantworten Fragen, spielen mit
Kindern …
Plötzlich fliegen brennende Feuerwerkskörper von
oben in den Familienbereich. Die Detonationen und ihr
Widerhall sind ohrenbetäubend, wie Schüsse. Hooligans, die zu einem Fußballspiel (Ungarn gegen Rumänien) gekommen sind, lachen laut, dann versuchen sie
zu fliehen. Doch die ungarische Polizei erwischt die
meisten von ihnen, vor dem die vielen Syrer, Iraker, Afghanen, die in größter Erregung ihre Familien schützen
wollen, ihrer habhaft werden können. Die werden nun
ihrerseits von der Polizei zusammengetrieben vor dem
großen Eingangsbereich des Bahnhofs. Aber die Situation ist unübersichtlich, hoch emotional … Keiner weiß,
was wirklich geschah, ob es Verletzte gab, was weiter
geschehen wird.
Da ergreifen zwei Männer das Wort. Erst ein Arabisch
sprechender, dann wohl mit gleicher Botschaft, ein
Afghane: „Keine Gewalt! Keine Steine! Keine
Gewalt! Ruhe! Friede! Wir wollen Frieden! Keine Gewalt! ...“ Dann: „Wer für Frieden ist, hebe die
Hände!“ Es dauert ein paar lange Sekunden … Dann zögernd, aber bald heben mehr und immer mehr Männer
die Hände und machen das Peace- Zeichen. Ein schier
unglaublicher Vorgang!
K
Editorial
Dennoch ist die Spannung unter allen Anwesenden
enorm. Da heben die beiden Männer nochmal an, wieder ohne Mikrophon, aber mit äußerster Intensität: „
Wer WIRKLICH für Frieden ist, der setze sich hin!“
Da setzen sich die Männer hin, hier einer, da einer,
dann immer mehr und mehr, bis der ganze Vorplatz
erfüllt ist von sitzenden Flüchtlingen, - alle mit erhobenen Händen, die das Friedenszeichen machen.
Es war ergreifend. Selbst die ungarische Polizei hat zu
diesem Vorgang Vertrauen gefasst und ihren dichten
Ring mit den erhobenen Schlagstöcken aufgelöst.
Menschlichkeit.
In immer neu zu erfindenden Facetten. Konkret. Persönlich. Zum Beispiel:
Ein gutes Wort. Ein Blick. Eine Wolldecke.
Damit lösen wir nicht alle Fragen und beileibe nicht
alle Probleme. Aber wir geben allen Fragen und allen
Problemen etwas mit:
Wärme.
Gwendolyn Fischer
Priesterin der Christengemeinschaft
Karl Schubert Schule Winter 2015 - Seite
4/5
Fr. Barbara Nickel, ist Klassenlehrerin der 5. Klasse und
drei seiner Enkelkinder besuchen unsere Schule. Unser
tiefes Mitgefühl gilt der gesamten Familie!
Als Schulgemeinschaft bleibt uns Herrn Denk für seine
Tätigkeit an unserer Schule zu danken. Wir können das
positive Engagement, das uns Herr Denk vorgelebt hat,
als Vorbild für unsere weitere Tätigkeit an und abseits
der Schule nehmen.
Daher möchte ich am Ende dieser einleitenden Worte
auf die weiteren Artikel dieser Ausgabe verweisen, die
von Neuerungen in der Organisation der Schule, aus
den Bereichen Therapie
und Pädagogik, sowie aus
dem Kindergarten- und
Schulleben reichhaltig berichten. In unserer Rubrik
„Panorama“ finden Sie
wieder Artikel, die über
das eigene Schulleben
hinaus blicken und das
aktuelle Zeitgeschehen
aufgreifen.
Ulrich Sonnleitner
Klassenlehrer der 6. Klasse,
Mitglied im Schulzeitungskreis
Geist deiner Seele,
wirkender Wächter,
Liebe Freunde der
Karl Schubert Schule Graz!
Deine Schwingen
mögen bringen
Tief betroffen geben wir
bekannt, dass unser
Vorstandsvorsitzender, Herr
Meiner Seele
bittende Liebe
DI Heimo Denk
Deiner Hut vertrautem
Sphärenmenschen
Heimo Denk,
durch einen tragischen Unfall
am 04.12.2015
völlig unerwartet und viel zu
früh von uns gegangen ist.
Dass, mit deiner
Macht geeint,
Unsere Bitte
helfend strahle
Lieber Heimo,
mit tiefem Respekt und voller
Dankbarkeit denken wir an
dich.
H
eimo Denk wurde im November 2009 zum Vorstandsvorsitzenden gewählt und hatte bis zum
heutigen Datum diese Funktion inne. In dieser
Zeit hat er die Geschicke der Karl Schubert Schule innerhalb der Aufgabenstellungen des Vorstands gestaltet und immer das Gespräch mit dem Kollegium und
der Elternschaft gesucht.
Trotz seiner beruflichen Prägung als Techniker hat er
gewusst, dass das Sozialwesen nicht technisch steuerbar, nicht „mechanisierbar“ ist und hat diese Haltung
auch gelebt. Seine Grundqualitäten waren unter anderem
Geradlinigkeit, Verlässlichkeit, Ehrlichkeit und Engagement. Dadurch hat sich das Kollegium geborgen gefühlt
und entwickeln können. Wir haben immer ein konstruktives und vertrauensvolles Klima gespürt, das sich sehr
stabilisierend auf den Schulduktus ausgewirkt hat.
Der Seele,
die sie liebend sucht.
In seiner Zeit als Vorstandsvorsitzender konnte die Entwicklung der Schule deutlich vorangetrieben werden. So
wurden der Container (2010), der große Pausenhof (2014)
und der Ballspielspielplatz (2015) unter seiner Leitung
verwirklicht. Er führte die Verhandlungen für die Umsetzung des Fördervertrages mit dem Land Steiermark
und wirkte aktiv im Elternbeitragskreis und PR-Kreis
mit. Ein großes Anliegen war ihm die weitere Entwicklung der Oberstufe, wobei etliche Planungs-projekte sowohl inhaltlich als auch baulich bearbeitet wurden.
Lieber Heimo, dein Wirken an unserer Schule hat uns in
dem Glauben an eine positive Weiterentwicklung unserer Schulgemeinschaft immer bestärkt und uns dadurch
Kraft gegeben.
Danke !
Karl Schubert Schule Winter 2015 - Seite
6/7
Selbstverwaltung
W
Bericht des Vorstandes
der Karl Schubert Schule
ir freuen uns, dass wir im Rückblick auf das vergangenen Schuljahr (2014/15) über eine Reihe
überwiegend positiver Ereignisse
berichten können.
Förderungsvertrag
des Landes Steiermark
Im November 2014 wurden wir vom Büro des Soziallandesrates informiert, dass aufgrund von Änderungen im
Steiermärkischen Behindertengesetz (StBHG) die Tagsatzförderung, die wir für die Betreuung von Kindern
und Jugendlichen mit Behinderung erhalten, auf eine
andere Basis gestellt werden muss.
In der Novelle des Behindertengesetzes (2014) wurde der Mehraufwand für die schulische Betreuung
von Kindern mit einer Behinderung wesentlich enger
gefasst; unter anderem wurden rein pädagogische
Leistungen ausgenommen. Mit dieser Änderung war die
gesetzliche Grundlage für unsere bisherige Förderung
über die sogenannten „Tagsätze“ nicht mehr gegeben.
Vom Sozialressort der steirischen Landesregierung
wurde uns daher eine neue Form der Subvention angeboten, die über einen Förderungsvertrag läuft, der jährlich zu erneuern ist. Nach einer Reihe von Abklärungsgesprächen wurde schließlich für das Kalenderjahr 2015
zwischen dem Land Steiermark und dem Verein Karl
Schubert Schule Graz ein solcher Förderungsvertrag
abgeschlossen. Mit diesem Vertrag wird die Betreuung
von Kindern und Jugendlichen an der Karl Schubert
Schule Graz in vergleichbarer Höhe wie bisher gefördert.
Der Förderungsvertrag enthält eine wesentliche Neuerung: Die Feststellung der Behinderung für Kinder und
Jugendliche ist in den Verantwortungsbereich der Karl
Schubert Schule übergegangen. Die bisher von den Eltern bei den zuständigen Ämtern einzureichenden Neuund Verlängerungsanträge werden durch einen Antrag,
der direkt an die Karl Schubert Schule zu richten ist,
ersetzt. Die Kriterien für die positive Erledigung eines
Antrages haben sich grundsätzlich nicht geändert.
Es geht nun darum, mit diesem neuen Ablauf und mit
der jährlichen Neubeantragung des Förderungsvertrages Erfahrung zu gewinnen.
Das Land fördert bestimmte „infrastrukturelle Maßnahmen“ an Schulen.
Seit dem Jahre 2011 gibt es zwischen dem Bund und
den Ländern eine Vereinbarung (gemäß Art. 15a B-VG)
über den Ausbau der schulischen Tagesbetreuung. Diese
Vereinbarung wurde im Jahr 2013 geändert und auf
Privatschulen mit Öffentlichkeitsrecht ausgedehnt. Dadurch wurde es auch uns möglich, bestimmte Projekte
umzusetzen. Die Karl Schubert Schule hat vier Investitionsprojekte beantragt:
Errichtung eines Folientunnels,
Renovierung der Küche,
Ausbau des Ballspielplatzes und
Errichtung eines Gewächshauses.
Die ersten drei Vorhaben sind schon umgesetzt. Im
Folientunnel gab es bereits eine reichhaltige Ernte. Die
Küche (neuer Boden, zusätzliche und teilweise erneuerte Einrichtungen) wurde Anfang dieses Schuljahres
in Betrieb genommen. Der Ballspielplatz – also unser Sportplatz - wurde ebenfalls im September dieses
Jahres mit viel sportlichem Elan eingeweiht und seither
fleißig genützt. Die Errichtung des Gewächshauses ist
für 2016 geplant.
Der Benefizlauf
Karl Schubert Schule Winter 2015 - Seite
Soviel zu den Ereignissen im vergangenen Schuljahr.
Was wird es in naher Zukunft geben?
Informationsbroschüre und Überarbeitung der Homepage
Zwei verzögerte Projekte, die Informationsbroschüre
für Eltern und die Überarbeitung der KSS Homepage,
deren Fertigstellung für 2014 geplant war, sollen im
Schuljahr 2015/2016 abgeschlossen werden. Die Informationsbroschüre für Eltern, die von Mitgliedern des
PR-Kreises und des Kollegiums gestaltet wurde, wird
spätestens Ende 2015 zur Verfügung stehen und an
alle Elternhäuser verschickt werden. Die Arbeiten für
die Neugestaltung der KSS Homepage, die 2014 unterbrochen wurden, sind wieder aufgenommen worden.
Zieltermin für die Verfügbarkeit der neuen Homepage
ist die zweite Jahreshälfte 2016.
Raummangel
8/9
umsschrift) vorgestellte Projekt-Vision “Fit for Future
– Werkoberstufe NEU“ umsetzen, würde ausreichend
Raum geschaffen werden. Nach Vorabklärungen mit der
öffentlichen Hand und anderen potentiellen Spendenorganisationen haben sich keine Subventionszusagen zur
Finanzierung dieses Projektes ergeben, auch wurden
die Aussichten bei einem Vorhaben dieser Größenordnung als eher schlecht eingestuft. Nichts desto trotz:
das Baukonzept, das unserer Vision zugrunde liegt,
stellt eine optimale Lösung dar, was Arealausnützung
und gelebte Inklusion anbelangt. So muss versucht
werden, daran als Langzeitkonzept festzuhalten.
Für das Raumproblem 2016/2017 muss nach einer
kurzfristig umsetzbaren Lösung gesucht werden. Dabei
ist darauf zu achten, dass eine spätere Realisierung der
“Vision“ weiterhin möglich bleibt.
Kreative Ideen sind gefragt!
Heimo Denk †
Eine Hauptaufgabe der kommenden Monate besteht
darin, den Raummangel in der KSS, der sich im Schuljahr 2016/2017 zuspitzen wird, zu beheben. Könnte man
unsere in der vorletzten Schulzeitung (30 Jahre Jubilä-
Obmann des Vereins
Karl Schubert Schule Graz
Der Benefizlauf, der im Mai stattgefunden hat, war
wieder ein tolles gemeinschaftliches Ereignis und
es wurde ein höchst erfreuliches Einnahmeergebnis
erzielt: über 12.000 EURO! Vielen, vielen Dank an die
Organisatoren und an die Spender.
Der ursprüngliche Plan sah vor, die Sportplatzsanierung durch Einnahmen aus diesem (zweiten) Benefizlauf und aus anderen Spenden zu finanzieren. Die
vorher erwähnte Förderung von infrastrukturellen
Maßnahmen hat uns in die Lage versetzt, den Umfang
des Platzausbaues beträchtlich zu erhöhen, sodass ein
Mehrzweckspielplatz entstand, der ein vielfältiges
Freizeit-Betätigungsangebot für unsere Schüler/innen
darstellt: Basketball, Volleyball, Federball, Fußball
und, wenn es die Temperaturen erlauben, Eislaufen im
Winter.
Sozialausgleichsfonds
D
Im Namen der Schulführungskonferenz stellt Jérôme
Menges den an unserer Schule neu gegründeten Sozialausgleichsfonds vor
ie Waldorfschule Karl Schubert Graz
als nicht gewinnorientierte Organisation setzt all ihre finanziellen Mittel
ein, um die bestmögliche Betreuung
der ihr anvertrauten Kinder und Jugendlichen zu
gewährleisten, sodass ihren begrenzten Einnahmen
ein hoher Betreuungsschlüssel gegenübersteht. Um
dies zu ermöglichen, stellen unsere Mitarbeiter/innen
aus Überzeugung all ihre Kräfte in den Dienst unseres
gemeinsamen Anliegens, wissend dass ihr Engagement sich in keiner finanziellen Form wird ausdrücken
können.
Als Arbeitgeberin fühlt sich die Waldorfschule Karl
Schubert Graz zu einer persönlichen Verantwortung
gegenüber ihren Angestellten verpflichtet, zudem
sie als Gemeinschaft ein Ort der gelebten Solidarität
sein will. Aus diesem Grunde wurde dieser Sozialausgleichsfonds für Kolleginnen und Kollegen gegründet,
die aufgrund ihrer besonderen privaten Situation mehr
Mittel benötigen als sie durch ihre Arbeit an unserer
Schule verdienen können.
Durch Ihre Spende unterstützen Sie diese Haltung der
Solidarität und sorgen dafür, dass unsere Mitarbeiter/
innen sich hundertprozentig auf ihre pädagogische
Aufgabe konzentrieren können. Danke!
Für die Schulführungskonferenz
Jérôme Menges
Karl Schubert Schule Winter 2015 - Seite
für die 4. und 5. Klasse an den Tagen, die zu Mittag
enden.
Für die Älteren kann der Vormittag um eine Fachstunde länger sein, bis 13h50.
ändern
S
Warum neue Unterrichtszeiten
an der Karl Schubert Schule?
Beweg- und Hintergründe:
chon seit einigen Jahren haben wir
immer wieder versucht, eine Verbesserung in der Gestaltung unseres
Stundenplans zu erreichen. Es blieb
schwierig, je mehr Klassen wir hatten, umso komplizierter wurde es mit dem bestehenden Lehrpersonal
alles unterzubringen, eine organische Gestaltung der
Schulwoche war oft nicht mehr möglich. Vor allem
waren die vielen Nachmittage für die großen Schüler/
innen problematisch.
Um neue, grundlegende Anregungen zu bekommen,
veranstalteten wir im letzten Schuljahr eine Klausur
mit dem Chronobiologen und Rhythmusforscher
Dr. Max Moser.
Die Chronobiologie beschäftigt sich mit dem Einfluss
von Rhythmen und Zeitabläufen auf das menschliche
Leben, auf Wohlbefinden, Gesundheit und Leistungsfähigkeit.
Eine Erkenntnis aus der Chronobiologie ist, dass ein
Unterrichtsbeginn vor 8h30 dem Rhythmus und der
Aufnahmebereitschaft der meisten Kinder widerstrebt.
Unser morgendlicher Schulbeginn – obwohl aus verkehrstechnischen Gründen entstanden – hat also mit
8h30 immer schon den Erkenntnissen der Chronobiologie entsprochen.
Das Ziel unserer jetzigen Umgestaltung war, die
Anzahl der Nachmittage auf maximal drei zu beschränken, um einen stimmigen Wochenrhythmus
zu erreichen.
Das ging nur, indem die Möglichkeit einer vierten
Fachstunde am Vormittag entstand. Eine Verkürzung
des Hauptunterrichts um 10 Minuten machte das möglich. Die Pausenzeit hat sich insgesamt nicht verändert.
Daraus ergibt sich, dass der Vormittagsunterricht für
die Jüngeren 10 Minuten früher, nämlich um 13 Uhr,
endet. Für die 1. bis 3. Klasse ist das täglich der Fall,
Folgt ein Nachmittagsunterricht, dauert die Mittagspause von 13h50 bis 14h30. Im Anschluss daran gibt es
zwei bis drei Nachmittagseinheiten, wobei das kognitive Lernen seinen Schwerpunkt am Vormittag hat und
am Nachmittag die künstlerischen, sportlichen und
handwerklichen Tätigkeiten im Vordergrund stehen.
Der Nachmittag endet entweder um 16h10 oder um
16h30 (ab der 8. Klasse möglich).
Zu diesen Zeiten gibt es auch günstige Busverbindungen ohne lange Wartezeiten.
Durch diese Änderungen können am Montag und am
Freitag die Nachmittage für alle unterrichtsfrei
sein. Auch die 8. Klasse und die Oberstufenschüler/
innen haben nur an drei Nachmittagen Unterricht, die
4. Klasse hat einen, die 5. bis 7. Kl. ein bis zwei Nachmittage.
Es gibt durch diese Änderungen nicht weniger Unterrichtsstunden, aber vor allem für die älteren SchülerInnen zwei Nachmittage mehr für die selbständige
Gestaltung. Wohl haben eigene Interessen leichter
Platz, jedoch sind diese Zeiten nicht als arbeitsfrei
anzusehen, sondern es ist von Seiten der Schüler/innen
ein gutes Zeitmanagement zu erwarten, sodass das Arbeitspensum verantwortungsvoll erledigt werden kann.
Innerhalb der Schulwoche gibt es einen deutlichen
Rhythmus, die Intensität nimmt zur Wochenmitte hin
zu und klingt am Ende der Woche wieder ab.
Die Erfahrungen der ersten Schulwochen sind im
Großen und Ganzen positiv. Jeder bemerkte wohl auch,
wie tief Gewohnheiten sitzen und dass alles Neue zumindest eine kleine Herausforderung ist. Wenn Veränderungen im Bereich der Gewohnheiten und Rhythmen
aber sinnvoll sind, können sie gut gemeistert werden
und sogar stärkend wirken!
Auf ein kraftvolles, freudiges Schuljahr!
Barbara Nickel
Klassenlehrerin der 5. Klasse
10/11
Der schwier i g e U m g a n g . . .
„
. . .
m i t
Geschichte unterrichten in der Oberstufe
Herr Menges, was hätten Sie denn gemacht,
wenn Sie damals im Zweiten Weltkrieg gelebt hätten?“– Mein Gott, was für eine Frage!
Dieser Schüler will es wirklich wissen; er
spürt, dass die Tragweite dieser schrecklichen Ereignisse sich nur dann erfassen lässt, wenn man sie am
menschlichen Maßstab misst. Aber habe ich selber eine
Antwort auf eine solche Frage? Hätte ich den Mut, die
Kraft, die Einsicht gehabt mich richtig zu verhalten? In
diesem Moment verstehe ich selber, was die Generation
meiner (Ur-)Großeltern durchmachen musste. Die Erinnerungen meiner ganzen Familie schießen mir durch
den Kopf:
Meine Uroma, die als Elsässerin ihre Staatsangehörigkeit vier mal wechseln musste; mein Großvater, der
nach der Annexion des Elsass als Jugendlicher in die
deutsche Armee zwangsintegriert und auf seine ehemaligen französischen Kameraden schießen musste, bevor
er an die Ostfront geschickt wurde; die Entbehrungen
in der Zeit der deutschen Besatzung, die Angst vor den
Spitzeln der Gestapo, die mysteriösen LKW-Konvois, die
nachts Tausende von Menschen in das Vernichtungslager Natzweiler-Struthof brachten, aus dem sie nie
zurückkamen; die Kindheitserinnerungen meiner Großeltern bei der Befreiung: Eine Handgranate, die kurz vor
dem Haus explodierte, in dessen Keller sie sich vor den
Deutschen versteckt hatten, das Geräusch der amerikanischen Flugzeuge, die fallenden Bomben,
all das hatten sie mir erzählt. Ich hatte sie als Kind
immer als eine spannende Geschichte gehört, aber erst
jetzt, angesichts der Frage meines Schülers, beginne
ich zu erahnen, was sie dabei eigentlich durchmachen
mussten.
An einem anderen Tag lobe ich das Friedensprojekt
der Europäischen Union. Gerade für mich als Elsässer,
als ehemaliger Student in der europäischen Hauptstadt
Straßburg ist sie für mich eine absolute Selbstverständlichkeit. Ein für seine rebellische Wesensart bekannter Schüler empört sich aber: „Sie haben nicht das
Recht uns dermaßen zu beeinflussen!“ Er hat recht…
Aber ich bleibe dabei; es ist meine Überzeugung. Nur
habe ich wieder etwas gelernt: Überzeugung muss im
d e r R e a l ität
Unterricht als solche deklariert werden; man unterrichtet nicht seine private Meinung! Hier muss man das
Gespräch suchen… Als Geschichtslehrer braucht man
offensichtlich einen ausgeprägten Arbeits-Ethos: Es ist
eben eine schwierige Aufgabe, dieser Seiltanz zwischen
der objektiven Darstellung der Fakten und dem, was
man selber daraus machte. Das Eine muss man weitergeben, das Andere nicht selten für sich behalten oder
vorsichtig relativieren
Für mich ist die Geschichte eines der wichtigsten Fächer überhaupt, denn es knüpft wie kein anderes an die
Lebenswirklichkeit der Schüler/innen an: Gerade in der
Oberstufe merkt man wie groß das Bedürfnis der Jugendlichen wird, die Welt „hineinzulassen“ und sie vor
allem zu verstehen. Sie bewegen grundsätzliche Fragen:
Warum gibt es so viele Kriege auf der Welt? Wieso
ist Reichtum so ungerecht verteilt auf dieser Welt?
Warum streiten denn Politiker/innen ständig? Was
wird aus uns, wenn diese Probleme, Konflikte und
Krisen schlimmer werden?
Nicht selten sieht man, dass das Fehlen einer Antwort
vielen Jugendlichen Angst macht… damit muss man als
Lehrer/in auch umgehen: Die Welt in all ihrer Grausamkeit darzustellen ist manchmal nötig, aber es muss
immer die Hoffnung auf eine Lösung erwähnt werden,
sonst treibt man die sensibleren Jugendlichen in den
Pessimismus oder gar in die Verzweiflung.
Der Lehrplan der Waldorfschule für das Fach Geschichte spiegelt auf sehr anschauliche Weise die seelische
Entwicklung der Kinder und Jugendlichen. Als Geschichtslehrer für die Oberstufe werde ich nun versuchen, den Aufbau dieses Unterrichts für unsere Oberstufe in seinen Eckpunkten darzustellen:
8. Klasse: Absolutismus, Aufklärung
und Industrielle Revolution
In dieser Phase ihrer Entwicklung entdecken die Kinder
bzw. Jugendlichen das Prinzip der Kausalität im Denken. Die Industrielle Revolution, die Maschine als Symbol für diese Kausalität veranschaulicht dieses Prinzip
wie kein anderes. Wie konnte eine technische Neuerung
Pädagogik
wie die Dampfmaschine die Welt auf den Kopf stellen?
Wenn… dann…
Zugleich aber emanzipieren sich die Schüler/innen
zusehends von dem Einfluss ihrer Eltern. Die Pubertät
steht vor der Tür, wenn sie nicht schon voll im Gange
ist. Als Kinder ließen sie sich von ihren Eltern führen,
überließen ihnen alle Entscheidungen in dem Vertrauen, dass diese wussten, was das Beste für sie ist. Jetzt
aber schleicht sich der Zweifel ein; man will selber prüfen, selber entscheiden, was das Beste für einen selbst
ist. Genauso ging es den Menschen in Europa an der
Wende des 17. in das 18. Jahrhundert. Tausend Jahre
lang hatten sich die Völker von ihren Monarchen führen lassen; wie Kinder waren sie ihnen blind gefolgt:
Der Absolutismus Ludwigs XIV. stellte den Höhepunkt
dieses „blinden Vertrauens“ – und dessen Missbrauchs!
– dar. Bis der Zweifel sich einschlich und die Aufklärung begann…
9. Klasse: Die Freiheitsbewegungen
Der Sturm der Pubertät ist nun völlig ausgebrochen; die
Jugendlichen machen eine tiefe Krise durch, sie rebellieren, sehnen sich nach ihrer Freiheit. Nur, was ist das
überhaupt, Freiheit?
Hier wird natürlich die Französische Revolution unterrichtet, aber der Unterricht käme zu kurz, wenn nur
dieser eine Weg zur Befreiung behandelt würde. Der
Sturm auf die Bastille war auch die Entscheidung für
einen gewaltsamen Weg zur Befreiung. Das Blutbad,
das daraus folgte, ist ebenso bekannt wie das nachhaltige, positive Erbe dieser Rebellion. Wollen wir uns
wirklich so befreien, alles kaputt machen, alles über
Bord werfen? Ist der Preis doch nicht zu hoch? Ist das
der einzige Weg? Der Vergleich mit der Russischen Oktoberrevolution bestätigt uns in diesem Zweifel, aber er
erlaubt uns auch einer anderen Frage nachzugehen: Bin
ich denn frei, wenn mir die materiellen Voraussetzungen für ein freies Leben fehlen? Karl Marx’ wirtschaftliche Problemanalyse sorgt oft für heiße Diskussionen
im Unterricht… Der amerikanische Sezessionskrieg
wird schließlich mit der friedlichen Bürgerrechtsbewegung in den 1950er und 60er Jahren verglichen,
um eine letzte Frage zu erörtern: Kann man denn von
den anderen oder gar „von oben herab“ befreit werden
oder muss die Freiheit nicht eher aus der Erkennung
der eigenen Würde resultieren? Der Geschichtsunterricht bringt hier keine eindeutige Antwort; er stellt
Fragen in den Raum und präsentiert die verschiedenen
Lösungsansätze, welche von der Menschheit durch die
Jahrhunderte ausprobiert wurden. Wichtig ist nur, dass
der Begriff der Verantwortung als notwendige Begleiterscheinung des Freiheitsgedankens erscheint.
Karl Schubert Schule Winter 2015 - Seite
10. Klasse: Die Weltkriege und das moralische Urteil
Oft werden die Weltkriege erst in der 12. Klasse durchgenommen. Die Konfrontation mit dem Holocaust und
den Gräueltaten in beiden Konflikten erfordert von den
Schüler/innen natürlich eine gewisse Reife und seelische Stabilität, wenn diese Themen vertieft werden
sollen: Die Besichtigung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Mauthausen gehört zu jeder 10.-KlassGeschichtsepoche, und da sieht und hört man einiges…
Nun hat sich aber in den letzten Jahren etwas Wesentliches in unserer Gesellschaft geändert: In Österreich
wurde das Wahlrecht von 18 auf 16 Jahre herabgesenkt
und die Schule – gerade hinsichtlich der politischen
Bildung – muss darauf reagieren, ob es uns Waldorflehrer/innen gefällt oder nicht… Ich für meinen Teil
kann mir nicht vorstellen, Jugendliche in die politische
Arena zu schicken, ohne dass sie über die Irrwege der
Politik im vorigen Jahrhundert ausführlich informiert
wurden. Sie sollten meines Erachtens jedenfalls in der
Lage sein, menschenverachtendes Gedankengut als
solches zu erkennen.
Interessant wäre auch hier zu erwähnen, dass diese
geschichtlichen Ereignisse ein faszinierendes Spiegelbild in der Nibelungen-Epoche der 10. Klasse finden.
Die blinde und fanatische Aufopferung der Nibelungen
erinnert natürlich an die NS-Propaganda, aber auch
das totale Fehlen von Mitgefühl und Vergebungsbereitschaft, der Rachegedanke eines Hagen kommt mir
immer in den Sinn, wenn ich die „Friedensverträge“
von Versailles und Saint-Germain im Unterricht präsentiere…
11. Klasse: Der Staat als Beziehungsnetzwerk
In der 11. Klasse trennt sich der Geschichte-Unterricht
in das Fächerpaar Geschichte und politische Bildung. In
den zwei Wochen, die wir der bürgerrechtlichen Erziehung widmen, lernen wir, wie der österreichische Staat
aufgebaut ist, welche Pflichten und Rechte wir darin
haben, wie die Europäische Union strukturiert ist, wie
die Kompetenzen zwischen all diesen Ebenen (Land,
Bund, EU) verteilt sind, welche Rolle die Medien darin
spielen und, natürlich, was eine politische Partei ist,
wie sie entsteht und welche Werte sie jeweils vertritt.
Heuer war dieses Kapitel besonders emotional geladen,
da diese Epoche vor dem Hintergrund der Flüchtlingswelle gehalten wurde. Die heißen Diskussionen, die
darüber im Unterricht geführt wurden, zeigten uns
deutlich, wie viel Engagement und Überzeugung, aber
auch wie viel Toleranz, Geduld und Verständnis das de-
mokratische System von uns allen erfordert. Bevor aber
die Jugendlichen verstehen, wie Politik funktioniert,
müssen sie das Wesen des politischen Handelns erfasst
haben. So versuche ich ihnen immer zu zeigen, dass
ausnahmslos jeder Mensch aufgrund seiner Lebenssituation eigene Bedürfnisse hat und dass er auf die Politik,
d. h. den Staat und die Gesellschaft angewiesen ist,
sobald er die Befriedigung dieser Bedürfnisse anstrebt.
„Politik geht uns alle etwas an“ ist zwar das Eine, aber
dahinter gibt es noch ein viel wichtigeres Prinzip: „Die
eigentliche soziale Leistung ist das Interesse für seine
Mitmenschen.“ Das Ziel dieser Epoche besteht also für
mich in der Erkennung der sozialen Empathie als ureigener Motor einer demokratischen Gesellschaft, wodurch Politik als Organisation des Zwischenmenschlichen definiert werden sollte. Dass diese Definition und
die (partei-)politische Praxis weit auseinanderklaffen
können, ist mir natürlich voll bewusst, aber ein Ideal
darf für mich ruhig unerreichbar bleiben, solange es
uns in die richtige Richtung bewegt!
Nachdem wir also verstanden haben, dass ein Staat
ein Beziehungs- und Solidaritätsnetzwerk ist, suchen
wir nach den historischen Wurzeln dieses Phänomens
in der Weltgeschichte. Meistens wird in Waldorfkreisen die alte Geschichte in Mesopotamien und im alten
Ägypten als Beispiele für den Zivilisationsaufbau
hergenommen, aber mir ist es immer ein wichtiges Anliegen – besonders in der Oberstufe –, dass die Jugendlichen einen direkten Bezug zu ihrer eigenen Lebenssituation im Unterricht erkennen. Daher habe ich mich
dazu entschieden, den Zivilisationsaufbau am Beispiel
Österreichs zu verdeutlichen! Dieses kleine Land bietet
nämlich alle Voraussetzungen, damit Schüler/innen die
Entstehung eines politischen Systems von der Vorgeschichte (Hallstattkultur) bis zu der ersten Staatengründung (Noricum) über das alte Rom und das Mittelalter
verstehen können. Dieses Jahr werden wir sogar eine
kleine Projektwoche veranstalten und die Schauplätze
der österreichischen Geschichte vor Ort (u. a. in Hallstatt und Carnuntum) betrachten.
12. Klasse: Geopolitik
Der Geschichtsunterricht der 12. Klasse soll den Jugendlichen helfen, die Komplexität und Vernetztheit der
Welt zu verstehen, in der sie leben und mit der sie sich
in diesem fast erwachsenen Alter intensiv beschäftigen:
Die meisten 12-Klässler/innen zeigen sich nämlich als
politisch interessiert und informieren sich regelmäßig
über die Medien. Dabei hören bzw. lesen sie tagtäglich
Berichte über Konflikte, deren Hintergründe ihnen
jedoch oft unbekannt sind, sodass es ihnen schwer
fällt, die Ursachen für diese Krisen, aber auch deren
Tragweite richtig zu begreifen. Der Geschichtsunterricht der 12. Klasse muss demnach nah an der Welt-
12/13
aktualität bleiben; es ist kein Programm, das einmal
vorbereitet und jedes Jahr neu unterrichtet werden
kann. Die Fragen der Zeit sind das jeweilige Thema: So
haben wir uns beispielsweise letztes Jahr dem Bürgerkrieg in der Ukraine gewidmet und den Kalten Krieg als
dessen historische Wurzeln behandelt. Es ist leider zu
befürchten, dass der Nahost-Konflikt und die islamistische Bedrohung uns in den nächsten Jahren weiterhin
beschäftigen werden. Syrien wird wahrscheinlich auch
zu behandeln sein.
Die 12. Klasse soll außerdem das Jahr der großen
Überblicke sein; die Jugendlichen sollen die Welt als
ein Ganzes erfassen können: Die Verzahnung des Wissens, das sie in den verschiedenen Fächern präsentiert
bekommen, muss in diesem Jahr besonders deutlich
werden. Aus diesem Grunde wird die Geschichtsepoche
der 12. Klasse fächerübergreifend mit dem Geografieunterricht erteilt. Frau Dr. Andrea Beyer und ich unterrichten jeweils zwei Wochen allein in unserem Fach
und wiederum zwei Wochen gemeinsam, sodass dieser
sechswöchige Block einen großen Schwerpunkt im
Kursus der 12. Klasse bildet. Die gemeinsam gehaltenen
Stunden können den Jugendlichen deutlich zeigen, dass
viele weltweit schwelende Konflikte sich an der ungerechten Verteilung von Ressourcen wie Erdöl, Gas oder
gar urbarer Erde oder Trinkwasser entzündet haben. Die
religiöse Dimension der Kriege in Asien kann ebenso
im Rahmen des Humangeografie-Unterrichts erörtert
werden.
Die Geschichte ist also ein schwieriger aber spannender
Gegenstand: Um sie zu unterrichten, muss man, nein!
darf man immer am Ball bleiben; man darf immer Zeitgenosse sein; man versucht die Welt zu verstehen, liest
sich überall ein, vertieft unzählige Themen, ist ständig
in geistiger Bewegung und erweitert tagtäglich sein
Allgemeinwissen. Wer dieses Fach unterrichtet, muss
ebenso wissen, dass er sich mit seiner privaten Meinung zurückhalten muss, dass er ein Fenster aufreißt,
durch das viel Schönes aber auch viel Hässliches in die
Welt der Jugendlichen einströmen kann. Überall dort,
wo Negatives hereinbricht, muss der/die Geschichtslehrer/in dafür sorgen, dass dieses Hässliche nicht ohne
Lösungsansätze oder zumindest ohne einen Lösungsgedanken im Raum stehen bleiben darf. Der GeschichteUnterricht prägt oft sehr stark das Weltbild der Schüler/
innen, und dieses muss ein optimistisches bleiben,
wenn wir wollen, dass die nächste Generation den Mut
findet, unsere Welt positiv zu gestalten.
Die Welt ist gut, die Welt ist schön, die Welt ist
wahr… Und so bleibt es… trotzdem!
Jérôme Menges
Therapie
Rhythmische Einreibungen
und Rhythmische Massage
E
nach Dr. Ita Wegman und
Dr. Margarethe Hauschka
Fr. Roswitha Schober, Therapeutin für Rhythmische
Einreibung und Rhythmische Massage an unserer
Schule, erzählt von den „Zauberwörtern“ des Atmens
und Tastens und was es mit der Körpertemperatur auf
sich hat
ine Möglichkeit der angebotenen
Therapien an unserer Schule sind die
Rhythmischen Einreibungen und die
Rhythmische Massage nach Dr.med.
Margarethe Hauschka. Alle Therapien verstehen sich im
Zusammenwirken von Klassenlehrer/innen, Heilpädagog/innen, Schulärztin und Therapeut/innen, die sich
einmal monatlich im Therapiekreis treffen. Hier werden
die Therapieziele besprochen und therapeutische Aktivitäten koordiniert.
Zur Entstehungsgeschichte
der Rhythmischen Massage
Die Rhythmische Massage wurde in den zwanziger
Jahren des vorigen Jahrhunderts von Dr. Ita Wegman
entwickelt. Sie war in Zusammenarbeit mit Dr. Rudolf
Steiner die Begründerin der Anthroposophischen Medizin.
Karl Schubert Schule Winter 2015 - Seite
Wir finden uns in großer Aktualität, wenn wir die Nöte
der derzeitig vorherrschenden Erkrankungen ansehen.
Mit den „Äußeren Anwendungen“, zu deren Schwerpunkten neben Wickel, Kompressen, Auflagen und
Hydrotherapie, die Rhythmischen Einreibungen und die
Rhythmische Massage zählen, ergeben sich viele Möglichkeiten heilbringend, unterstützend zu wirken.
Die Grundformen, die rhythmische Berührungsqualität
und die Wärme sind eins mit der Rhythmischen Massage. Die Rhythmische Einreibung wird immer im Prinzip
der Leichte ausgeführt. Sie ist eine inzwischen unverzichtbare Basis in der Kranken-/Gesundheitspflege geworden. Das „sinnvolle Auftragen“ einer angeordneten
Substanz, lässt ein Beruhigen, Ordnen, Ableiten und
ein Anregen der verschiedensten Stoffwechselprozesse
erwarten.
Umfangreiche Erfahrungen und Studien mit den Äußeren Anwendungen innerhalb und inzwischen auch
außerhalb anthroposophischer Institutionen, führten
dazu, dass dieses Wissen in zahlreichen Artikeln und
Fachbüchern dokumentiert ist. Es werden heute fundierte Ausbildungen angeboten.
1. Auf dem Gebiet der Behandlung psychischer
Krankheiten.
2. Auf dem Gebiet der Karzinomerkrankungen.
3. Auf dem Gebiet der Äußeren Anwendungen.
Erdenraum
Sie wirkt zunächst stärkend auf das ganze Rhythmische System, in welchem die Selbstheilungskräfte
verborgen sind, wenn es aus eigener Kraft gelingt,
Unregelmäßigkeiten wieder in Harmonie zu bringen.
Seit Hippokrates spricht man von Binden und Lösen in
der Massage. Aber einen vernünftigen Sinn bekommt
diese Ausdrucksweise erst, wenn man erkennt, dass es
der astralische Leib(Seelenleib) ist, der gebunden oder
gelöst wird. Der astralische Leib ist bei zu tiefer oder zu
lockerer Eingliederung im Ganzen oder partiell die Ursache der Erkrankung. Daher kann man leicht einsehen,
dass eine sachgemäße Behandlung durch Binden und
Lösen wesentlich zur Heilung beitragen kann.
Griffqualität und Unterschied zur
klassischen Massage
Die Rhythmische Massage
(Auszüge aus dem Originaltext von Dr.med. Margarethe
Hauschka-Stavenhagen)
Die fundamental neuen Gesichtspunkte bestehen in der
Wesensgliederkunde des Menschen und in der Erkenntnis ihres verschiedenartigen Zusammenspiels in den
drei großen Funktionsgebieten des Nerven-Sinnes-Systems, des Rhythmischen Systems und des StoffwechselGliedmaßen-Systems. (Funktionelle Dreigliederung)
Wirksamkeit
So ist es möglich eine Anregung des Flüssigen
(Ätherleib/Lebensleib), über fließende Griffe, des
luftförmigen(Astralleib/Seelenleib) über luftig walkende Griffe, des Wärmehaften (ICH-Organisation) über
die wärmevermittelnde Hand des Therapeuten und
des Erdigen/Festen (Physischer Leib) über die Art der
Berührungsintensität im menschlichen Organismus zu
bewirken.
Was unterscheidet die
Rhythmische Einreibung von der
Rhythmischen Massage?
Frau Dr. Wegman hatte vor ihrem Medizinstudium eine
gründliche Ausbildung in schwedischer, klassischer
Massage absolviert. Nach der Begegnung mit R. Steiner
vertiefte sie sich in das neue geisteswissenschaftliche
Menschenbild. Es stellt, unter anderem, in der funktionellen Dreigliederung und den vier Wesensgliedern,
die von ihm in 30-jähriger Forschungsarbeit erarbeitet
wurden, die Grundlage der Anthroposophischen Medizin dar.
Gemeinsam mit Frau Dr. med. Margarethe Hauschka, studierte Frau Dr. Ita Wegman die ausgleichenden
Rhythmen der Atmung und der Kreislaufprozesse im
klinisch therapeutischen Institut in Arlesheim in der
Schweiz. Während des ersten Kurses, den Rudolf Steiner für die Ärzte in den zwanziger Jahren hielt, sprach
er die Erwartung aus, dass die Anthroposophische
Heilkunst in der Zukunft vor allem auf drei Gebieten
Anerkennung finden möge (GA 312, Vortrag von 2.April 1920):
Sonnenraum
14/15
Die Grundformen der Rhythmischen Massage sind
von der klassisch-schwedischen abgeleitet. Sie wurden ergänzt mit phasenverschobenen Kreisen und der
Lemniskate als Behandlungsform. In ihr lässt sich das
Ineinanderweben von kosmischen und irdischen Kräften ausdrücken, in deren Raum der Mensch steht. Die
Lemniskate wird also grundlegend für alle physischätherischen Lebensvorgänge angesehen. Der saugende,
rhythmische Charakter, der sich dem Binden und Lösen
dieses Raumes widmet, bleibt jedem Griff erhalten.
In der weiteren Art und Weise der Griffequalität, spiegelt sich die Einsicht wieder, dass der Mensch alle vier
Elemente der Natur metamorphosiert (in den Wesensgliedern) in sich trägt.
Aus diesem Verständnis, das auch die funktionelle Dreigliederung des menschlichen Organismus mit
einbezieht, die sich im Nerven-Sinnessystem, dem
Stoffwechsel-Gliedmassensystem und dem ausgleichen
Rhythmischen System (Atmung und Herzkreislauf)
ausdrückt, ergeben sich die verschiedenen Behandlungsformen, eine große Indikations- und Therapievielfalt und Anwendungsbereiche, wie:
• Zivilisationserkrankungen (Schlafstörungen, Erschöpfung, Herz- Kreislaufstörungen, Ernährungsschwächen)
• verschiedene innere Leiden
• nach Schockereignissen
• in der Neurologie zur Erleichterung der Anbahnung
von Bewegungen
• Psychische Erkrankungen
• Gesunderhaltung, Regeneration, Lebensqualität
stärken/verbessern
• unterstützend in der Heilpädagogik und Sozialtherapie
Nicht angezeigt sind Behandlungen bei: fieberhaften
Erkrankungen, Verbrennungen, offenen Wunden, Furunkel, Ekzeme, Pilze, der erste Tag der Menstruation,
die ersten vier Monate in der Schwangerschaft.
Therapie
Karl Schubert Schule Winter 2015 - Seite
positives Ansteigen der Körpertemperatur. Damit zeigt
die Ich-Organisation, deren Träger die Wärme ist, ein
erwachendes, ordnendes Eingreifen in das individuelle
Entwicklungsgeschehen!
An den Rückmeldungen der Eltern erfahre ich immer
eine verbesserte Verdauung, ruhigere Schlafenszeiten,
mehr Körperbewusstsein, berührungsempfindliche Kinder suchen körperliche Nähe. Oft kommt die Aussage
der Eltern: “Es hat ihm einfach gut getan!“
Klassenlehrer/innen berichten von mehr Aufmerksamkeit im Unterricht, den Aufgaben die jetzt gebracht
werden, aber auch von „neuen“ Seiten und Verhaltensweisen der Kinder, die nicht immer ins pädagogische Konzept passen. Jetzt werden im Therapiekreis,
gemeinsam mit der Schulärztin, der/dem Lehrer/in
und der/dem heilpädagogische Begleiter/in neue Wege
gesucht, um das Kind in seiner Persönlichkeitsentwicklung bestmöglich zu fördern.
Die Rhythmische Massage
in der Heilpädagogik
führend entwickeln wir Selbstvertrauen, Lebensfreude,
Lust oder Frust an der Bewegung und der Fähigkeit, das
Gleichgewicht halten zu können.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass der kindliche Organismus in seiner Reaktionsfähigkeit und den noch bildsamen Wesensgliedern, die Rhythmische Massage einen
wesentlichen Heilfaktor darstellen kann.
All diese Fähigkeiten können mit Hilfe des Tastsinnes,
über die Haut, die als Ganzes zum Nerven-SinnesSystem gehört, über die Rhythmische Massage gestärkt
werden, soweit die Anlage des Kindes es zulässt. Da die
Haut zugleich unser größtes Sinnesorgan ist, erreichen wir mit der Rhythmischen Massage den Tastsinn
immer!
Das Wort „seelenpflegebedürftig“, das Rudolf Steiner
für diese Kinder geprägt hat, kann den Weg dazu weisen. (Vergleiche Originaltext von Dr. Marg. HauschkaStavenhagen)
In der Heilpädagogik hat man es mit Kindern zu tun,
deren Inkarnationsprozess gestört war. Das kann die
individuellsten Formen und Grade annehmen, von
leichten seelischen Hemmungen bis zu schweren Entwicklungsverzögerungen und Erkrankungen.
Hier ist das erste Zauberwort: „Zum Atmen bringen“,
denn über den Atmungsprozess, hinein bis in seine
feinsten Verzweigungen, inkarnieren wir uns. Die Arbeit der menschengemäßen Entwicklung leisten die höheren Wesensglieder (Astralleib und Ich-Organisation)
selbst, man muss ihnen beim Kinde nur die Wege ebnen, über welche die Aktivität von Astralleib und IchOrganisation sich nach zwei Seiten hin entfaltet: In das
Bewusstsein und in die Bewegung. Zieht man so örtlich
die höheren Wesensglieder durch sanftes Bewusstmachen (Rhythmische Massage) der nicht richtig beseelten
und gestalteten Glieder der Körperteile heran, so kann
noch manche Deformation ausgeglichen werden.
Das zweite Zauberwort ist: „Den Tastsinn stärken“.
Albert Soesman beschreibt die Sinneslehre Rudolf Steiners in sehr anschaulicher und lebendiger Weise. Mir
war bis zu dieser Lektüre die Wichtigkeit eines gesund
entwickelten Tastsinnes nicht bewusst! Auf ihn zurück-
Erfahrungen mit der Rhythmischen
Massage an unserer Schule
Nach meist anfänglicher Scheu gewinnen die Kinder
rasch Vertrauen und genießen die Einheiten am Massagetisch, die einen Zeitrahmen zwischen 30 und 45
Minuten in Anspruch nehmen, mit einer rührenden
Intensität.
Auch unruhige Kinder entspannen sich und „lauschen“
den Reaktionen im Körper: Darmgeräusche (flüssiges
und luftiges Element gehen in Korrespondenz), Wärme
erfüllt langsam kalte Gliedmaßen, meistens eiskalte
Füßchen und Hände. Die Kinder kuscheln sich in der
anschließenden Nachruhe in die Decke und genießen
die wohlige Wärme. Geborgenheit über das eben erlebte
„Innen und Außen“ kann entstehen. Der notwendige
Seelenraum, Erlebnisse zu verarbeiten, bildet sich. Erlebtes kann über das vegetative (unbewusste/Stoffwechselsystem) Nervensystem verinnerlicht und verdaut
werden!
Selten ist eine Behandlungsepoche kürzer als drei
Monate. Die in dieser Zeit regelmäßig gemessene
Körpertemperatur (Ohrthermometer) zeigt stets ein
Vieles konnte nur angeschnitten werden und möchte immer wieder neu formuliert werden. Ich möchte
Appetit zu den beiden unten angegebenen Bücher „Von
ängstlichen, traurigen und unruhigen Kindern“ und
„Die zwölf Sinne“ machen. Sie können ganz große
Helfer werden, ihre Kinder in deren Entwicklung besser
zu verstehen und über diesen Verständnisweg für die
eigene Lebensgestaltung neue Orientierung finden!
Roswitha Schober
Therapeutin für
Rhythmische Einreibung
und Rhythmische Massage
Literaturangaben:
•
Es kommen ausschließlich hochwertige, in rhythmischen Prozessen hergestellte Pflanzenöle zur Verwendung. Weleda, Wala und Wandil sind die Hersteller.
In ihrer gezielten Auswahl kann der durch die Rhythmische Massage angeregte Prozess zusätzlich gestärkt
werden.
Dr. Margarethe Hauschka: Rhythmische
Massage nach Dr. Ita ‚Wegman. 6.Auflage, 1972.
Margarethe Hauschka-Schule
•
Welche Öle/Substanzen
finden Anwendung?
16/17
Köhler Henning: Von ängstlichen, traurigen und
unruhigen Kindern. 3.Auflage 1995. Verlag Freies
Geistesleben
•
Soesman Albert: Die zwölf Sinne. 6.überarb.
Auflage 2007. Verlag Freies Geistesleben
g
r
a
e
r
d
ten
n
i
K
a
n
d
e
k
t
f
n
est
r
E
W
Karl Schubert Schule Winter 2015 - Seite
enn das neue Kindergartenjahr beginnt, steht die Herbstzeit direkt vor
der Türe, und das erste Ernten hat
schon begonnen - sowohl zu Hause
als auch im Kindergarten. In unserem KindergartenGarten konnten wir heuer Himbeeren, Birnen, Pfirsiche
und Äpfel ernten. Diese Früchte wurden einfach so verzehrt, ins Müsli geschnitten oder es gab ein herrliches
Apfelmus zum Hirsebrei. Dementsprechend gut duftete
es in unserem Kindergarten.
Am Tag des Erntedankfests brachte jedes Kind ein
Körbchen mit Obst und Gemüse, das es zuvor mit den
Eltern zu Hause liebevoll hergerichtet hatte, in den
Kindergarten. Das Gemüse wurde bald herausgenommen und fein geschnitten für die Gemüsesuppe, die wir
für die Festjause kochten. Am Vortag hatten wir schon
mit den Kindern den Michaelswecken gebacken.
Wenn alles für die Jause fertig ist, wird der Jausentisch
festlich gedeckt und der Morgenkreis hergerichtet.
Währenddessen darf jedes Kind ein Säckchen mit Getreide zum folgenden Spruch anfüllen:
Das Brot vom Korn,
das Korn vom Licht,
das Licht aus Gottes
Angesicht.
Die Frucht der Erde
aus Gottes Schein,
lass Licht auch werden
im Herzen mein.
Rudolf Steiner
Danach dürfen die Getreidesäckchen bis zur Passionszeit in unserem Gruppenraum gut sichtbar ruhen. 10
Tage vor der Karwoche werden die Getreidekörnlein in
eine Schale mit Erde gesät und als Ostergras vor den
Ferien von den Kindern nach Hause mitgenommen (es
sitzt dann auch eine kleine Überraschung im Gras…).
18/19
Während der Festjause vom Erntedankfest aßen wir
zuerst die Gemüsesuppe, als Abschluss gab es das süße
Brot mit Butter und Traubenmarmelade. Dazu genossen
wir roten Traubensaft. So manches Kind ließ an diesem
Tag das Mittagessen ausfallen, da unsere Jause so gut
und reichhaltig war. Die leeren Körbchen bekamen die
Kinder mit einem kleinen Dankeschön wieder mit nach
Hause.
Uschi Christina Sedminek
Kindergartenpädagogin Gruppe 1
Schulleben
Vom
Korn
zum
Brot
H
Karl Schubert Schule Winter 2015 - Seite
Die dritte Klasse bietet denen
viel, die gerne tätig werden
und sich fleißig regen wollen.
inter uns liegt die Ackerbau-Epoche, in der von der
ganzen Klasse der Acker der Schule gepflügt, geeggt und dann der Roggen gesät wurde. Nun freuen
wir uns, dass die Saat aufgegangen ist und ein zartes Grün bereits das Feld bedeckt.
Unter dem Motto „Vom Korn zum Brot“ haben die Schülerinnen und Schüler aber
auch das im Sommer von der vorigen 3. Klasse geerntete Getreide gedroschen
und gemahlen und zu guter Letzt im Backofen köstliches Brot gebacken.
Gemeinsam durfte die ganze Klasse Manuel auf dem Bauernhof seiner Eltern besuchen und bei der Maisernte mithelfen.
Wir konnten dort viel erfahren und miterleben und es hat großen Spaß gemacht.
Herzlichen Dank nochmals an die Familie Wolf-Lieb.
Aus der ganzen Epoche nehmen wir alle viele Eindrücke
und Erlebnisse mit, die von
den Schüler/nnen in kleinen
Aufsätzen und bunten Bildern
festgehalten worden sind. Einige davon sind in der Folge
zu sehen.
Elisabeth
Huber-Kranz
(Klassenlehrerin der 3. Klasse)
Wie man
Flüsse
„flüsser“
D
und
Berge
„berger“
macht
20/21
Nachdem ein Raster auf dem Papier aufgerissen worden
war, wurden die Umrisse Österreichs eingezeichnet.
Mit gewalkten Tonplatten, die miteinander verbunden
wurden, bedeckten wir diese Fläche. Die wichtigsten
Flüsse und Seen wurden nun mit einer Drahtschlinge
ausgehoben. Aus gerollten Tonwülsten, die gewalkt und
später zugeschnitten wurden, entstanden die Berge. Für
das Steirische Hügelland formten und halbierten wir
Tonkugeln. All diese Teile wurden auf die Österreichplatte montiert und mit Ton ausgeglichen.
Fr. Oswald, Klassenlehrerin der 6bKlasse, berichtet über das Geografieprojekt, in dem gezeichnet, gewalkt,
geformt, gekleistert, bemalt und
schließlich referiert wurde.
er Inhalt des Geografieunterrichtes
in der 5. Klasse war, wie für diese
Alterstufe im Lehrplan vorgesehen,
Österreich. Ausgehend vom Bundesland Steiermark, das in der 4. Klasse durchgenommen
worden war, sollte nun unser Land Österreich betrachtet
und Charakteristisches gesucht werden. Die 5a Klasse
beschäftigte sich damit, welche verschiedenen Landschaftsformen es in Österreich gibt und wie diese das
Leben der Menschen beeinflussen. Außerdem erarbeitete sich jede/r Schüler/in ein Referat über ein Bundesland.
Für die zwei Schülerinnen der 5b galt es nun, ihnen
über ein tätiges Erleben oder/und seelisches Teilhaben
die Landschaften Österreichs näher zu bringen. So
machten wir uns daran, im Sinne von Karl Schubert
(Heilpädagoge der ersten Waldorfschule) die Flüsse
„flüsser“ und die Berge „berger“ zu machen, damit
über das Tun und „Begreifen“, über die Farben
der Landschaften, über das Singen: „Land der
Berge…“ während der Arbeit, usw., neben
dem Üben von Handfertigkeiten, weitere
bildende Eindrücke erlebt werden konnten.
Und so haben wir unsere
Österreich- Epoche
gemacht:
Das fertige Tonmodell bildete aber nur den ersten Teil
unserer Arbeit. Denn über das Modell schichteten wir
nun gerissene Papierstücke zuerst ohne, dann mit
Kleister. Bei dieser Arbeit bekamen wir Unterstützung
von einigen Schüler/innen der 5a, worüber wir uns sehr
freuten, da unser Projekt doch recht umfangreich war.
Als die Papierschichten dick genug und etwas getrocknet waren, wurden sie als ganzes Stück vom Tonkern
gelöst - ein spannender Augenblick! Dieses „PapierÖsterreich“ bemalten wir kräftig in den entsprechenden
Landschaftsfarben. Auch die Flüsse und Seen bekamen
ein schönes Blau. Dann wurde die Landschaft noch auf
Karton montiert.
Den Abschluss der Geografie-Epoche bildete das „Referat“, bei dem den Schüler/innen der 5a-Klasse Arbeits- und Entstehungsprozess der Österreichlandschaft
von den Mitarbeiter/innen der 5b-Klasse mit Hilfe von
Fotos gezeigt wurde. Am Ende sangen wir gemeinsam
die Bundeshymne, die unsere Arbeit begleitet hatte. Die
Mädchen der 5b freuten sich darüber.
Acht Wochen hat unsere Geografie-Epoche gedauert.
Hermine Oswald
(Klassenlehrerin
der 6b-Klasse)
Schulleben
D
Die alten Kulturepochen
Karl Schubert Schule Winter 2015 - Seite
indisch
Das Klassenspiel der 5. Klasse im Mai 2015
ie Schüler/innen der letztjährigen
5. Klasse haben ein Eurythmieprojekt „Alte Kulturepochen“ vorgeführt. Die Klasse hat mit dem Klassenlehrer
Herrn Sonnleitner im Hauptunterricht viel
über dieses Thema gelernt und im Eurythmieunterricht dieses mit mir weiter vertieft und in
Bewegung umgesetzt.
Wir haben zusätzlich zu unseren normalen Eurythmiestunden im Hauptunterricht in kleinen
Gruppen die verschiedenen Kulturen erarbeitet: die indische, die persische, die ägyptische
und die griechische Kultur.
P.S. Viktoria begleitete die persische Kultur
mit der großen Pauke und die ägyptische Kultur mit dem großen Gong (mit Hilfe von Herrn
Florian Auer).
Valentina begleitete die indische Kultur mit
kleinen Zimbeln (mit Hilfe von Frau Oswald).
Ich selbst spielte Tamburin für die griechische
Kultur.
Klassenfahrt der 6. Klasse 2014/15
18.1. bis 21.1.2016
griechisch
von 14.30 bis ca.16.30 im Festsaal
unserer Schule stattfinden. Folgende
Themen erwarten Sie:
Simon Nickel:
Vom Herrn Burgvogt, von alten Bergbaustollen,
der Gstoßhöhe und „ziemlich gutem Frühstück“:
W
enn man mit der Murtalbahn ins Lungau bis Ramingstein fährt, sieht man schon über dem Ort die
mächtige Burg Finstergrün. Diese wurde Anfang des
20. Jahrhunderts nachgebaut. Daneben steht die alte
Ruine, welche man erst sieht, wenn man vor der Burg
steht. In der Burg haben die anwesenden Kinder viel
Freiheit, sie dürfen überall hin, nur in die bewohnten
Räume – die gekennzeichnet sind – dürfen sie nicht hinein. Früher wurde dort Silber abgebaut und man kann
mit Hilfe von Schautafeln die mühsame Arbeit sehr gut
nachvollziehen. Die 6. Klasse des Schuljahres 2014/15
war dort eine Woche und es hat ihr sehr gefallen, die
Kinder hatten sehr viel erlebt.
Astronomie und Raumfahrt
Elsa Salchenegger
Klassenlehrerin der 7. Klasse
Christian Kontur: Die Bienen
ägyptisch
Daniel Fian: Rock Musik
Anna Palle: Mozart
Jonas Rieder: Modelleisen-
bahnen
Leonhard Beidl: Fotografie
Florian Sernko: Der Gepard
Es war ein schönes, anspruchsvolles, anstrengendes Projekt für alle Lehrer/innen und Schüler/innen, aber es hat sich gelohnt. Danke an
alle!
Eurythmielehrerin
zur öffentlichen
Präsentation der
Liebe Schulgemeinschaft! Die Schüler/
innen der 8. Klasse möchten Sie alle
zur öffentlichen Präsentation einladen. Diese werden vom
Die Kinder haben freudig mitgemacht und bei
der Eurythmieaufführung konnte man sehen,
dass sich die Schüler/innen innerlich damit
verbunden haben, einige sind sogar gerne eingesprungen.
Genevieve de Lamalle
Die Burg Finstergrün
8. KlasseReferate
Es war ein Versuch in originalen Sprachen mit
Hilfe von Klanginstrumenten, nach einer Fassung von Peter Elsen (Eurythmist in Schöpfheim), ein Stimmungsbild zu schaffen wie sich
die Menschen zu dieser Zeit gefühlt haben.
Unsere Zusammenarbeit mit Herrn Sonnleitner, seiner Klasse, seinen heilpädagogischen
Mitarbeiter/innen Frau Beny, Frau Oswald,
Herrn Florian Auer, zum Schluss kam auch
noch Herr Beidl (für die Beleuchtung) dazu und
mit einer Schülerinnenmutter, Frau Spielhofer,
die die Kopfbedeckungen der Ägypter genäht
hatte, ist uns gut gelungen.
Einladung
Magdalena Maresch: Vielseitig-
keitsreiten
Alexander Dimitriou:
Urknall und Weltall
Jan Uedl: FC Bayern
Chiara Heiß: Die Urgeschichte
Englands
persisch
Isabella Oberer: Kristalle, Edelsteine
und
Diamanten
Elias Dion: KTM
Benedikt Weber: Kalifornien
Wir freuen uns alle auf Ihr
zahlreiches Erscheinen!
J. Menges & F. Salchenegger
Tutoren der 8. Klasse
22/23
Ausgewählte Schülereinträge
aus deren Klassenfahrtenbuch
A
ls erstes erkundigten wir die Burg. Alle brachen auf
und waren sehr aufgeregt. Am tollsten fand ich den
Rittersaal und die Kapelle. Am zweiten Tag gingen wir
am Vormittag wandern. Wir erkundigten die Gegend
und fanden aufgelassene Bergbaustollen. In alten Zeiten
wurde hier in mühsamer Handarbeit Silber abgebaut.
Wir gingen in viele Stollen hinein, das war spannend!
Wir gingen zur Burg zurück und hatten nach dem
Mittagessen Freizeit und am Abend grillten wir. Am
dritten Tag bekamen wir eine Jause und machten eine
richtig lange Wanderung auf die Gstoßhöhe. Dort war
eine alte Hütte, wir durchsuchten sie und fanden uralte
Lederschuhe. Am vierten Tag gab es Regen, wir hatten
viel freie Zeit und spielten viel miteinander.
Amira
A
m 19. 5. 2015 gingen wir fast bis zur Gstoßhöhe. Es
dauerte sehr lange, fast 3 Stunden. Es war anstrengend. Als wir endlich oben waren, machten Marie und
ich Fotos von dem alten Haus und von der Landschaft.
Wir aßen unsere Jause, es blies ein kalter Wind. Wir
gingen einen anderen Weg zur Burg zurück. Als wir
zurück waren, spielte ich mit Marie Federball. Später
aßen wir Steckerlbrot und danach spielte ich mit Florian, Lucas, Benedikt und Johannes Fußball. Es war sehr
lustig! Später am Abend gingen wir schlafen.
H
Helene
eute sind wir sehr früh aufgestanden und sind in die
Kapelle gegangen – wir wohnten nämlich im Kapellentrakt – und haben ein Morgenlied gesungen. Das
Frühstück war ziemlich gut. Danach sind wir wandern
gegangen, das war nicht so lustig. Außer in den alten
verlassenen Stollen zu gehen, das war echt lustig. Nach
dem Mittagessen hatten wir eine Burgführung vom
Burgvogt. Das war sehr interessant. Danach spielte ich
mit Florian, Helene, Marie Federball und jetzt schreibe
ich diesen Aufsatz ins Fahrtenbuch.
Lucas
Einzelunterricht für
Kinder, Jugendliche
und Erwachsene.
Individuelles Erlernen
von klassischer Gitarre,
Liedbegleitung,
Popularmusik
und anderem.
MATTHIAS RIEDL
Gitarrenlehrer, Dipl. IGP
0664 / 73 39 50 15
[email protected]
Schulleben
I
Herr der Ringe
Wie aus einem herbstlichen Quälgeist ein grandioses klassenverbindendes Klassenspiel wurde
m Juni 2014 fragte mich Frau Bubik,
unsere PR- Beauftragte der Schule, ob
die Werkoberstufe nicht im kommenden Schuljahr wieder ein Theaterprojekt durchführen wolle. Es würde sich ja wirklich
anbieten, stand doch das 30-jährige Bestehen
der Karl Schubert Schule vor der Türe!
Da wäre es doch passend, einen dem
Jubiläum entsprechenden Beitrag
zu leisten. Dies geschah mehr oder
weniger zwischen „Tür und Angel“.
Ich dachte nicht lange nach und sagte
zu, ohne mir weitere Gedanken über
meinen etwas voreiligen Entschluss
gemacht zu haben.
Die Ferien vergingen und das neue Schuljahr begann, so wie jedes Jahr, gespickt mit
jenen Zutaten, die man in einer Waldorfschule wohl
kennt. Ein gewisses Maß an Hektik, alles noch rechtzeitig vorzubereiten, um den Schülerinnen und Schülern
den Start ins neue Schuljahr zu erleichtern. Die alljährlich wiederkehrende Vorfreude auf die gesamte Klasse,
gepaart mit dem Wissen, sich in den ersten Wochen
zusätzlich um bürokratischen Krimskrams kümmern zu
müssen.
In dieser Zeit verschwendete ich nicht einen einzigen Gedanken an mein Versprechen, welches ich vor
einigen Monaten meiner Kollegin gegeben hatte. Wohl
informierte ich mein Klassenteam, jedoch erging es
ihnen auch nicht viel besser als mir. Wir probierten
so gut es ging, ins neue Jahr zu starten und uns den
Herausforderungen, die uns täglich ereilten, zu stellen.
Die in unserem Jahresplan eingetragene Theaterepoche
ignorierten wir, indem wir uns vorweg keinerlei Gedanken machten, was wir überhaupt aufführen wollten.
Schließlich hatten wir auch noch mehr als genügend
Zeit für unser Stück, welches erst vor den kommenden
Pfingstferien aufgeführt werden sollte.
So verstrichen die ersten Wochen und die Herbstferien
kamen. Irgendwann in der Zeit um den Martinimarkt
stieg ständig ein mahnendes Gefühl in mir auf: „Klassenspiel! Was werden wir mit unserer Klasse aufführen?!?“ Anfangs war es mit einem gut geschulten
Verdrängungsmechanismus noch möglich, sich diesem
immer wiederkehrenden, lästigen Quälgeist zu widersetzen. Doch irgendwann gewann er die Oberhand und
setzte sich in meinen Gedanken mit einer derartigen
Vehemenz fest, dass ich seinem hartnäckigen Drängen
Karl Schubert Schule Winter 2015 - Seite
Folge leistete und mich daraufhin intensiver mit diesem
Projekt beschäftigte.
An einem Donnerstag Ende November saß ich zwischen
Unterrichtsschluss und der Konferenz in meiner Pause
im Freien und sinnierte so vor mich hin –dieses weiter
aufsteigende Gefühl hinsichtlich unseres Klassenspiels
berücksichtigend, pfiff ich auf einmal eine mir bekannte Melodie aus der Trilogie von „Herr der Ringe“!! Es
schien fast so, als würden sich die Gedanken zum Theaterstück und die von mir gesummte Musik vereinen. Ich
lächelte und versuchte mir vorzustellen, ob das überhaupt durchführbar wäre. Mein inneres
Gefühl signalisierte mir ein
etwas unsicheres, auch ein
wenig verzweifeltes „JA“!
Gleich darauf gesellten
sich, mehr oder weniger
zufällig, jene Personen zu
mir, die auch im WerkstufenTeam tätig sind. Als ich ihnen
von meiner Idee erzählte, erntete
ich ein mitleidiges Lächeln von den einen
und ein „Das war ein guter Witz!“ von den anderen.
Wirklich ernst genommen fühlte ich mich zu diesem
Zeitpunkt von meinen sonst so loyalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nicht.
Es bedurfte schon einiger Überzeugungskraft, um
ihnen dieses Theaterstück auch schmackhaft zu machen. Vor allem die Größenordnung dieser Trilogie und
die zu vergebenden Rollen überstiegen eindeutig die
Möglichkeiten unseres Klassenverbandes. So mussten
wir uns um eine weitere Klasse bemühen, die es galt,
an Bord zu holen. Wir wurden dabei auch sehr rasch
fündig, denn das Team und die Schülerinnen und Schüler der Heilpädagogischen Mittelstufe (HPM) waren
gerne bereit, bei diesem Projekt mitzumachen. Dazu
gesellte sich auch noch ein Schüler der damaligen
siebenten Klasse. Nun waren alle Rollen verteilt, die
Arbeitsaufteilung soweit ausgehandelt und wir konnten
endlich starten. Unzählige Stunden vergingen in der
Konzeptarbeit, dem Drehbuch und der Gesamtorganisation. Während einige Schülerinnen und Schüler in
Einzelproben Ausdruck und Betonung übten, durften
die anderen an den Requisiten basteln oder waren währenddessen mit der Auswahl der Kostüme beschäftigt.
Das waren jedoch erst die Anfangsschritte. Im Laufe
dieser knapp zehn Wochen wurde die Arbeit von Tag
zu Tag immer intensiver. Durch die Vielzahl der Proben
versagte so manchen Mimen sogar die Stimme und
sie mussten kürzer treten. Genauso gehörte es dazu,
geduldig auf die Szene zu warten, bei der man selbst
eine Rolle innehatte. Große Herausforderungen wurden
an das gesamte Team und natürlich an alle Akteure
gestellt. Ab und an flossen Tränen, weil etwas nicht
so wunschgerecht funktionierte, wie es sich der Eine
oder die Andere vorgestellt hatte. Manchmal schlich
sich eine durchaus gerechtfertigte Müdigkeit ein und
die Konzentration ließ nach. Dann war es klarerweise
umso schwieriger, den gestellten Anforderungen
gerecht zu werden. So vergingen die Wochen wie
im Flug und der Zeitpunkt der Aufführungen
rückte unaufhaltsam näher. Endlich war es
so
weit! Die letzten Vorkehrungen waren
getroffen, alle Schülerinnen und Schüler
hatten
ihre Kleider und Accessoires, das
Bühnenbild für das gesamte Stück
schien
fertig gestellt und die Nerven
aller Beteiligten waren bis zum Zerreißen
gespannt.
Die Akteure gaben an diesen drei Tagen
vor einem wunderbaren und sehr zahlreich erschienenen
Publikum ihr Bestes
und gingen richtiggehend auf in ihren
Rollen. Sie verzauberten durch dieses
engagierte Auftreten
ihre Eltern und
die gesamte Schulgemeinschaft
und hatten auch genügend
Selbstvertrauen, um in Eigenregie
ein
paar Textpassagen abzuändern
oder pantomimisch kreativ zu
werden. Manch einer wollte sogar
Wochen später nicht wahrhaben,
dass man aus dieser Theaterrolle
auch wieder
hinausschlüpfen
darf.
24/25
Besonders eindrucksvoll gestaltete sich der dritte und
damit letzte Aufführungstag. Die Jugendlichen waren
nicht mehr so nervös und genossen ihre Szenenauftritte
umso mehr. Nun konnte man spüren, wie mit spielerischer Leichtigkeit Musik, Lichteffekte und die gespielten Szenen miteinander verschmolzen.
Diese außerordentlich intensiven Wochen führten zu
einem unglaublichen Zusammenhalt unter den Schülerinnen und Schülern. Das ist umso bemerkenswerter,
da durch die verschiedenen Klassenverbände (HPM,
7. Klasse, WOST) die sozialen Kontakte erst in diesem
Gemeinschaftsprojekt auflebten und verstärkt werden
konnten. So kann man an dieser Stelle den insgesamt
21 Jugendlichen nur aus vollem Herzen für ihren Einsatz, das Durchhaltevermögen und auch ihren Glauben
an sich selbst gratulieren. Ein großer Dank gilt natürlich auch allen Helfern, ohne die dieses Theaterprojekt
nicht durchführbar gewesen wäre.
So bleibt mir nur, mich nochmals herzlich zu bedanken, mit dem Vorsatz, weiterhin Theaterprojekte
in Angriff zu nehmen - dann allerdings ohne besagten Quälgeist im Herbst….
Gerald Auer
Klassenlehrer
der Werkoberstufe
Schulleben
Karl Schubert Schule Winter 2015 - Seite
„Elbisch sprechen zu können“
Was hat dir am meisten Freude bereitet?
Worauf die Darsteller/innen des Klassenspiels „Herr der Ringe“ stolz sind und welche
Erfahrungen sie während den Proben und Aufführungen gemacht haben:
Marcel: „Die Schokolade am Ende der Aufführung und, dass so
viel Geld gespendet wurde.“
Antworten von Schüler/innen der Werkoberstufe:
Julian: ‘’Die Helms-Klamm-Schlacht war toll. Es war sehr schön den
Zauberer Gandalf zu spielen!’’
Moritz: „Dass Mama so stolz ist und alle sagten Bilbo wäre so
toll gespielt(verkörpert) worden.“
Moritz: „Das ich so viel Lob bekommen habe.“
Markus, Michelle: „Die SCHOKOLADE!!“
Was findest du schade?
Markus: „Die Ringszene am Schicksalsberg.“
Markus: „Dass ich ein paar Textfehler gemacht habe.“
Franzi: „Alles!“
Moritz, Michelle: „Passt alles!“
Moritz, Michelle: „Frodo“
Nikolai: ‘’Mir haben alle Szenen sehr gut gefallen !’’
Marcel: „Der Balrog, die Schattenbühne und die Kämpfe mit
Gollum.“
Antworten von Schüler/innen der Heilpädagogischen Mittelstufe:
Franzi: „Die Szene mit Kankra der Spinne und Alexander als
Sam.“
Welche Szene hat dir am besten gefallen?
Marcel: „Den Text zu lernen.“
Markus, Moritz: „Gollum, Spinnen
Schwertes Narsil.“
Markus: „Zwischen den Auftritten leise zu sein.“
Michelle: „Die Krönungsszene.“
Michelle: „Nix war besonders schwierig.“
Franzi: „Text lernen, aber nur am
Anfang war‘s
schwierig.“
Michelle: „Elbisch sprechen zu können.“
Marcel: „Dass die Axt kaputt ging.“
Jonny: „Am schönsten war, wie Agnes zu Sam sagte :
Es ist mein Ring, MEIN SCHATZ!!!“
Was war für dich das Schwierigste?
Marcel: „Auf alles eigentlich.“
Franzi: „Dass ich es gut gemacht habe.“
Marcel: „Gollum.“
Hannah: „Die Bäume haben gesprochen !’’
Gibt es etwas auf das du besonders
stolz bist?
Franzi: „Das Proben!“
Was war lustig für dich?
Was hat dir am besten gefallen?
26/27
und die Übergabe des
Kolumne
1)
Was ist ein:
A: eine Obstsorte
B: ein männliches Schwein mit Hodenhochstand
Es muas jo wul a jeda zuagebn doss des Steirische a muatz a wüda Genuss viat Ohawaschln
is. Aundaraseits is zam schreim ziemli hoat,
wal`s via die typischen Zweachfölllaute koani
Buachstom gib.
C: ein fülliger Geistlicher
Mia homma uns denkt , desmohl schreima
amol zwoasprochig und va dem samma a zwoa
Leidln bam schreim. Des waradn amol i, und da
aundare. I moa Frühbeck, hoast doutzi Bua.
Es muss ja wohl ein jeder zugeben, dass das
Steirische ein enorm großer Genuss für die
Ohren ist. Andererseits ist es ziemlich hart zu
schreiben, weil es für die typischen Zwerchfelllaute keine Buchstaben gibt.
Wir haben uns gedacht, dieses Mal schreiben wir einmal zweisprachig und deshalb
sind wir auch zwei Leute beim Schreiben.
Das wären einmal ich, und der andere. Ich
meine Frühbeck, heißt dieser Jüngling.
Hiatz, a poa Ausogn aus`m Goatnbau, zu die
liabn Gschroppn, dei moan des net zam vastei:
„Fia di net sou auf! Des san jo nua Beiveigl
und net amohl Wiarixn!“
„Führ‘ dich nicht so auf! Das sind ja nur Bienen und nicht einmal Wespen!“
„Hiatz hea auf zam motschgan und reiß endli
dein Hockn au!“
„Jetzt hör‘ auf zu jammern und fange endlich mit deiner Arbeit an!“
„Hau den Brigl zruck in`s Gstauda! ... net auf
dein Kollegn! In`s Gstauda houm i gsog!“
„Wirf den Ast zurück in das Gebüsch! ...
nicht auf deinen Kollegen! In das Gebüsch
habe ich gesagt!“
Hiatz nou wos zam aukreizln, fia dei, deis
wiakli wissen wulln!
Jetzt noch etwas zum Ankreuzen, für die, ,
die es wirklich wissen wollen!
A: ein Grenzstein zwischen zwei Grundstücken
Sichern Sie sich jetzt Ihr Abo für 2016!
B: ein Salzleckstein für Wildtiere
C: ein großer Mühlstein
GEPLANTE THEMENSCHWERPUNKTE:
• Frühjahr: ehtischer Individualismus
• Sommer: Natur Lesen lernen
• Herbst: Zeit und Rhythmen
• Winter: Wille – Selbstaktivierung
2) „Muatz a Riegl mit a Routzbremsn“?
A: ein steiler Gebirgshang mit Lawinenschutz
B: ein Stier mit Nasenring
C: ein großer stattlicher Mann, mit Schnauzbart
4) „Goucha“?
A: ein arbeitsscheuer Mensch
B: ein Fabelwesen, mit dem ungehorsamen
Kindern gedroht wurde
C: eine Stinkwanze
24. Ausgabe | Winter 2016
€ 3,80
wegweiser
ANTHROPOSOPHIE
IN ÖSTERREICH
Waldorfpädagogik • Biologisch-Dynamische Landwirtschaft
Alternatives Bank- & Wirtschaftswesen • Anthroposophisch erweiterte Medizin
Heilpädagogik & Sozialtherapie • Phänomenologische Naturwissenschaft
Kunst & Kunsttherapie • Anthroposophische Gesellschaft
5) „Dounnabolkn“?
A: ein Herzinfarkt
B: ein „Plumps“-Klo
C: eine Wippe
SZournGde e
Organismus
Wald
„Ausruhen kannst du dich zu Hause, jetzt
sieh` einmal zu, dass du fertig wirst!!“
3) „Ruastoa“?
• Aktuelle Artikel
und Hintergrundinformationen zu
Waldorfpädagogik
Biologisch-Dynamischer Landwirtschaft
Alternativem Bank & Wirtschaftswesen
Anthroposophisch erweiterter Medizin
Heilpädagogik & Sozialtherapie
Phänomenologischer Naturwissenschaft
Kunst & Kunsttherapie
• über 300 Veranstaltungen
und 500 Adressen
• viele Tipps und Anregungen
6) „Kloa-Keischla“?
A: eine kleine Landwirtschaft
B: eine kleine Mahlzeit
C: ein kleines Kind
Mia houffm eis hobs eich hiatz net damisch
gleisn, und woun dou, tuats ins load. Owa bei
ins wiad si des in doutzi Dosei niama ausawochsn!
Wir hoffen, ihr habt euch jetzt nicht wirr gelesen, und wenn doch, tut es uns leid. Aber
bei uns wird sich das in diesem Dasein nicht
mehr auswachsen!
P.S : Dounkschei, aun d`Leit vam Goatnbaukroas, fias gschaftige oawatn und giaßn im
Summa, ba doutzi gwaltign Gluat! Koa oanziga
Pflanzl is ohdiat.
Dankeschön an die Leute vom Gartenbau-
orfpä
s
Mensch Welt
Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft – Landesgesellschaft in Österreich
Info und Kontakt: 0676 6829655
[email protected]
wegweiser-anthroposophie.at
kreis, für das fleißige Arbeiten und Gießen
im Sommer, bei dieser gewaltigen Hitze! Keine einzige Pflanze ist verdorrt.
Dounkschei und Pfiat eich!
Olles Guate va d`Frau Stoamau und n`Herrn
Friahbeck.
Dankeschön und auf ein Wiedersehen!
Alles Gute von der Frau Steinmann und dem
Herrn Frühbeck.
Sabine Steinmann
Gartenbaulehrerin
Erich Frühbeck
Heilpädagogischer Mitarbeiter
Auflösung des Rätsels:
1)=B/ 2)=C/ 3)=A/ 4)=C/ 5)=B/ 6)=A
„Umi knouzn kaust da Hoam, hiatz schau
amohl dosst fiati wiast!!“
IN ÖSTERREICH
r
„Geht bitte gleich hinunter Bohnen auslösen!“
ANTHROPOSOPHIE
gogi
fa
Wir machen das, weil wir große Angst davor
haben, dass unsere schöne Muttersprache,
so wie sie seiner Zeit einmal war, verloren
geht. Selbst wir tun uns schon schwer dabei, unsere Alteingesessenen richtig zu verstehen. So herum betrachtet könnte es sein,
dass diesen Text in zwei Generationen gar
keiner mehr lesen kann, noch weniger als
jetzt. Es ist ja schon bedenklich, dass die
meisten unserer Schüler uns sehr verwirrt
(wie die Kuh vor dem neuen Tor) ansehen,
wenn wir zu sprechen beginnen, dabei sollte das für einen Steirer aus dieser Region ja
normal sein. Wir gehören hier ja zu einer
Randgruppe, aber Gott sei Dank befinden
„Geht’s bittschei glei owi Schaskapsln auskiefln!“
wegweiser
il
rtcehichte
Mia mochn des wal, ins muatz die Froas geht,
doss insa schene Muattasproch, sou wias
eh seito woa valoan geht. Sölbst mia toama
ins schua hoat dabei insari Olteigsessenen
richti zum vastei. Va dem kint`s sei doss des
Gschreibsl in zwoa Generationen goa koana
meha leisn kau, nou wenger wia hiatz. Es is
jo schua oag, doss ins die meistn insara Schula, auschaun wia die Kuha voa`m neichn Toa,
wo`ma zom roatn auheim, dabei sullt des via
Steira aus deara Regioun jo normal sei. Mia
kean do zua oana Raondgruppn, owa Goutt sei
Dounk sama mia do in a Inklusiounsschul. Ma
kinnt si fost auwischaln va lauta lochn, woun a
poa va insari Kollegn moanan sei kinntn stoa­
steirisch roatn.
Nun, ein paar Ansagen aus dem Gartenbau,
zu den lieben Kindern, die meinen dies nicht
verstehen zu können:
„Kreizbäa“?
k
Neues aus dem Steingarten
wir uns da in einer Inklusionsschule. Man
könnte sich fast einnässen vor lauter Lachen,
wenn ein paar unserer Kollegen glauben, sie
könnten „Steinsteirisch“ sprechen.
28/29
de
Neigs
aus‘m
Stoagoartn
Karl Schubert Schule Winter 2015 - Seite
Schon bekannt?
Veronica
Zamalloa
(Religionslehrerin der
Christengemeinschaft)
Ich wurde vor 42 Jahren
in Lima, Perú geboren.
Als ich 14 Jahre alt war,
schenkte uns Gott unser
letztes Brüderchen, Daniel.
Damals empfand das aber
niemand als ein Geschenk.
Mein Bruder kam mit dem Down Syndrom auf die Welt.
Mein Vertrauen zu Gott wurde auf die Probe gestellt:
Warum hat er uns das angetan. Ist es eine Strafe an
uns? Was hatten wir, was hatte mein Brüderchen Falsches gemacht, dass er so auf die Welt kommen musste?
Auf diese Frage bekam ich nach 3 Jahren eine Antwort:
Wir fanden die Christoferus-Schule, eine Anthroposophische Schule für Kinder mit Behinderung. Ein neuer
Gedanke kam zu mir: „Dass dein Bruder das Down
Syndrom hat, ist keine Strafe: Es ist ein Schulungsweg,
eine reiche Lebenserfahrung für deinen Bruder und für
dich.“ Heute kann ich sagen: Ich bin meinem Bruder zu
großem Dank verpflichtet für alles, was ich durch ihn
gelernt habe.
Nachdem wir die Anthroposophie kennengelernt hatten,
Florian
Auer
(Heilpädagogischer Mitarbeiter in der 2. Klasse)
Mein Name ist Florian
Auer und ich habe meine Schulzeit ebenfalls
in einer Waldorfschule
verbracht. Als diese Zeit
zu Ende war und ich
mich nach der Matura für
den Zivildienst entschied, führte mich mein Weg an
die Karl-Schubert Schule. Auch nach Ende des Zivildienstes verbrachte ich noch zwei weitere Monate an
der Schule, um die nächste Generation der Zivildiener
einzuschulen. Danach studierte ich zwei Semester
Pädagogik, in denen ich aber sehr viel Zeit als Praktikant wieder an der Schule tätig war. Da mir die vielen
Karl Schubert Schule Winter 2015 - Seite
Astrid Beny
kamen wir in Kontakt mit der Christengemeinschaft.
Da habe ich viel erlebt: Jugendtagungen, Kinder- und
Familienlager, Evangelienkreise, Sozialarbeit ... Als
ich 24 Jahre alt war, wuchs in mir die Frage, ob ich als
Priesterin tätig sein wollte. Die Priester in Lima unterstützten mich in dieser Entscheidung. Ich empfing
die Priesterweihe im Jahr 2002. Ich wirkte 2 Jahre in
Erlangen (Deutschland), dann 3 Jahre in Sao Paulo
(Brasilien) und 8 Jahre in Lima (Perú). In dieser Zeit
heiratete ich meinen Mann, Dieter Hartmann, und wir
bekamen 2 gesunde Kinder: Rafaela (10) und Gregor (8).
Am Anfang dieses Jahres erhielten wir die Nachricht,
dass mein nächster Wirkungsort Graz sein würde. Ich
suchte Graz auf Google und war froh, dass Graz nur
250 000 Einwohner hat. In Vergleich mit Sao Paulo und
Lima ein Kurort!
„Odyssee“, so könnte man
meinen Lebenslauf auch bezeichnen. So brauchte ich
mindestens vier Anläufe, bis ich endlich zu meiner
anthroposophischen Ausbildung kam.
Dann stellte sich für uns die Frage, welche Schule unsere Kinder besuchen sollten. Die Messendorferschule war
am nächsten, aber mein Mann war nach der Sommerfeier in die Karl Schubert Schule schon verliebt. Unsere
Kinder besuchen daher die 2. und die 4. Klasse an der
Karl Schubert Schule und sind glücklich.
Als meine älteste Tochter in Deutschland eine Waldorfschule besuchte, half ich in ihrer Klasse ein Jahr
lang im Handarbeitsunterricht mit. Vorher und nachher hatte ich Ambitionen, Waldorflehrerin zu werden,
leider ließen meine familiären Verhältnisse und gewisse
andere Umstände und Begebenheiten das nicht zu.
Ich gestalte den Religionsunterricht der Christengemeinschaft in der Karl Schubert Schule. Und ich muss
sagen, ich bin auch glücklich: Es sind gütige, gesunde
und lebhafte Kinder und die Stimmung in einer Schule
mit Integration ist etwas ganz Besonderes. Sie gibt mir
Mut und gute Impulse für das Tun.
Schließlich läutete Ende des Jahres 2013 wie aus heiterem Himmel mein Handy. Es meldete sich ein gewisser
Herr Aurin, der aus unerklärlichen Gründen meine
Telefonnummer auf seinem Schreibtisch vorgefunden hatte und dies als Aufforderung verstand, bei mir
anzurufen, um mir mitzuteilen, dass es eine letztmalige
Vorlesungen aber bald zu trocken wurden, suchte ich
nach einer für mich besser geeigneten Alternative.
Seit diesem Schuljahr besuche ich das SozialpädagogikKolleg für Berufstätige und bin glücklicher heilpädagogischer Mitarbeiter in der 2. Klasse.
In meiner Freizeit beschäftige ich mich gerne im Freien
mit allen möglichen sportlichen Aktivitäten, mit Musik
und anderen kreativen Bereichen und mit technischen
und handwerklichen Bastelarbeiten.
(Heilpädagogische Mitarbeiterin in der 6.Klasse)
Ich bin 48 Jahre alt und
habe 3 Töchter im Alter
von 22, 17 und 12 Jahren und wohne seit dem
Frühjahr 2015 sehr gerne
in dem kleinen Städtchen
Fürstenfeld.
Stefan
Tossold
(Heilpädagogischer Mitarbeiter in der 1.Klasse)
Da mir mein Zivildienst an
der Karl Schubert Schule
sehr gefallen hat, habe ich
mich sehr gefreut, dass ich
hier weiter arbeiten darf.
Ich bin 20 Jahr alt und gelernter Koch. Musik ist sehr wichtig für mich, da man
mit Musik Gefühle zum Ausdruck bringen kann.
Ich bin ein großer Tierfreund und habe 2 Katzen.
In meiner Freizeit singe ich gerne und fahre gern mit
meinen Freunden Longboard, außerdem lese ich gerne
Fantasy-Romane.
30/31
Möglichkeit gäbe, ins Rudolf Steiner Seminar „quer“
einzusteigen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr
daran gedacht, dass ich mich im Jahre 2011 nach dem
Seminar erkundigt hatte. Der Zeitraum erschien mir
sehr lang, bis 2013 zu warten bis das Seminar starten
würde. So kam es, dass ich in der Zwischenzeit eine
Ausbildung zur Tagesmutter und Kinderbetreuerin
begonnen hatte und hauptsächlich in der Hausaufgabenbetreuung mit Kindern mit Migrationshintergrund
arbeitete.
Trotzdem entschied ich mich zusätzlich für eine weitere
Ausbildung, vor allem auch, weil sie endlich nach mehreren Anläufen anthroposophisch war und ist. Da für
die Ausbildung Praktika nötig sind, entschied ich mich,
eines in der Karl Schubert Schule zu absolvieren. So
gelangte ich in die damalige 4. Klasse, woraus sich zum
Schuljahr 2014/15 eine Arbeitsstelle ergab.
Ich arbeite seither sehr gerne in der Karl Schubert
Schule. Nahezu jeden Arbeitstag mache ich mich gerne
auf meinen weiten Weg zur Arbeit, die sehr fordernd,
aber auch erfüllend ist. Freuen kann ich mich mit
Sicherheit auf eine weitere interessante Zeit im Seminar
und in der Arbeit.
Panorama
Karl Schubert Schule Winter 2015 - Seite
Auf Schatzsuche im Jahr 2016
Im Rahmen unserer Rubrik „Panorama“ stellen wir Vereine, Initiativen oder Firmen vor, die sich für Nachhaltigkeit, Regionalität und/oder Sozialprojekte einsetzen.
In der Folge stellen wir Ihnen den oststeirischen Literaturwettbewerb „Wortschatz 2016“ vor, der zum 4. Mal
von den Initiatoren Peter Simonischek und seiner Frau
Brigitte Karner gemeinsam mit dem Kulturverein „KulturMarkt Hartmannsdorf“ veranstaltet wird. „Auf dem
Weg“ führte ein Interview mit dem langjährigen Leiter
von KulturMarkt Hartmannsdorf,
Werner Sonnleitner.
Was ist der „Wortschatz 2016“?
Der Wortschatz 2016 ist ein südoststeirischer Literaturwettbewerb für Prosa und Lyrik für alle
Altersgruppen (2 Kategorien: Jugendliche 10 – 18
Jahre und Erwachsene).
Wie ist die Idee zu diesem Literaturwettbewerb entstanden?
Burgsschauspieler Peter Simonischek, der aus
Markt Hartmannsdorf stammt, sollte in seinem
Heimatort ein Denkmal errichtet werden. Das widerstrebte ihm und so machte er den Vorschlag,
einen Literaturbrunnen aus dem tatsächlich Literatur „sprudelt“ zu bauen. Am Dorfplatz von Markt
Hartmannsdorf wurde daraufhin der „Peter Simonischek Literaturbrunnen“ errichtet. Da aus diesem
aber auch tatsächlich Literatur „sprudeln“ sollte,
initiierte Simonischek gemeinsam mit seiner Frau
Brigitte Karner und dem KulturMarkt Hartmannsdorf 2010 das erste Mal den „Wortschatz“.
Was sind die Ziele dieses Literaturwettbewerbes?
Laien sollen zum Schreiben animiert und ermutigt
werden, ihre Werke der Öffentlichkeit vorzustellen.
So mancher literarische Schatz, der vermutlich in
der Schublade geblieben wäre, ist wohl so durch die
bisher 3 veranstalteten Wortschätze an die Öffentlichkeit gekommen.
Wer sind die Organisator/innen des Wortschatzes?
Nächstes Jahr (2016) findet der Wortschatz zum 4.
Mal statt. Seit dem ersten Wortschatz besteht das
Organisationsteam aus Peter Simonischek, Brigitte
Karner und dem KulturMarkt Hartmannsdorf.
Was ist der KulturMarkt Hartmannsdorf
für ein Verein?
Ein überparteilicher Verein, dem die Förderung
der Kultur in der Kleinregion Markt Hartmannsdorf seit seinem Bestehen (seit 40 Jahren) ein Anliegen ist. Wir veranstalten Konzerte, Lesungen,
Ausstellungen und Kurse aller Art. 12 Mitarbeiter/innen arbeiten ehrenamtlich und organisieren
diese Veranstaltungen.
Wo findet man das Programm des KulturMarktes?
www.kulturmarkthartmannsdorf.com
www.markthartmannsdorf.at
sind die Internet Adressen.
die Texte zwischen 0 und 10 Punkten. Bei
einemabschließenden Treffen werden dann
die Punkte jedes Textes zusammengezählt.
Erst nachdem die Siegertexte gefunden wurden, erfahren die Jurymitglieder, wer die
Autor/innen der Texte sind.
Wurden die Texte der bisherigen Wortschätze auch
veröffentlicht? Haben Teilnehmer/innen vorangegangener Wortschätze schon weitere Veröffentlichungen herausgebracht?
Wie eingangs gesagt, ist es unser Ziel, Leute zum
Schreiben zu animieren. Beispielsweise hat die
Weizer Autorin Andrea Sailer, Siegerin des Wortschatzes 2012, soeben ihren damaligen Siegertext
„Freizeichen“ neben anderen Texten in ihrem aktuellen Buch „Paradiese“ erneut veröffentlicht. Von
den Wettbewerben 2010 und 2012 gibt es auch eine
32/33
Nachlese der Siegertexte und der nominierten Texte in Buchform.
Welche Veranstaltungen gibt es für den Wortschatz 2016?
Die Präsentation der Siegertexte mit der Übergabe
der Siegerschecks (Beim Wortschatz 2014 wurden
die Siegertexte mit insgesamt 2500 € prämiert)
wird am Samstag, dem 2. 7. 2016 auf dem Dorfplatz von Markt Hartmannsdorf direkt neben dem
Literaturbrunnen sein.
Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg und Freude bei eurer Suche nach dem Wortschatz 2016.
Das Gespräch mit Werner Sonnleitner führte
Ulrich Sonnleitner, seines Zeichens Klassenlehrer der 6. Klasse und Sohn des Interviewten.
Die Initiatoren beim Wortschatz:
Werner Sonnleitner, Brigitte Karner und
Peter Simonischek (von links nach rechts)
Gibt es Kooperationen mit anderen Kulturvereinen?
Es gibt regelmäßig Kooperationen mit dem „Kulturpakt Gleisdorf“, „Rundum Kultur Sinabelkirchen“ und anderen regionalen Kulturinitiativen.
Vor einigen Jahren führte auch die Kumpanei der
Karl Schubert Schule Graz das Christgeburtspiel
zweimal in Markt Hartmannsdorf auf.
Zurück zum Wortschatz: Was ist das Thema des Wortschatzes 2016?
Die letzte Entscheidung der Jury ist noch nicht
gefallen. Es wird sich aber rund um das aktuelle
Thema „fremd“ drehen.
Wer kann beim Wortschatz mitmachen
und welche Rahmenbedingungen gibt es?
Alle bisher noch nicht veröffentlichten Werke von
Südoststeirer/innen, die südlich der Mürz und östlich der Mur wohnhaft sind (ausgenommen sind
Bewohner der Stadt Graz). Folgende Möglichkeiten
gibt es die Texte abzugeben: Einwurf in Briefform
in den Literaturbrunnen oder per E-Mail ([email protected]). In der Kategorie „Prosa“
ist die maximale Seitenzahl der Texte vier DINA4-Seiten und in der Kategorie „Lyrik“ darf jeder
Autor maximal zwei Gedichte einsenden. Einsendeschluss wird der 31. 3. 2016 sein.
Wie werden die eingelangten Texte beurteilt?
Jeder Text wird anonymisiert an die 7 Jurymitglieder geschickt. Jedes Jurymitglied vergibt an
Friedensfördernder
Sommeraustausch?
Paul Schmidmayr stellt das internationale Schüleraustauschprogramm CISV vor
Nach dem vergangenen Sommer erzählte uns eine
Freundin zum wiederholten Male von einem Sommeraustausch ihrer Kinder. Sebastian (13), unser Ältester,
war gleich Feuer und Flamme. Hanna war anfangs
skeptisch und meinte, das hätte noch ein bis zwei Jahre
Zeit…
Zu der Informationsveranstaltung von CISV (Children‘s
International Summer Villages) im Herbst ging ich mit
Sebastian – und einer leichten Skepsis. Die Erzählungen
vor Ort von Teilnehmer/innen, aber auch von jenen, die
im Hintergrund ehrenamtlich die Fäden ziehen, führten
dazu, dass ich Sebastian sofort für drei mögliche Destinationen angemeldet habe.
Als ich mit Hanna (11) zuhause nach einer kurzen
Schilderung, die Liste der möglichen Aufenthaltsorte
durchging, sagte sie entschlossen: „Wenn, dann fahre
ich nach Japan!“ – hauptsächlich begründet durch die
Herkunft ihrer heißgeliebten Geigenlehrerin Toshie
Shibata.
CISV ist eine Non-Profit-Organisation, weltanschaulich ungebunden und weder politisch noch religiös
orientiert. 1951 gegründet von der Psychologin Doris
Allen, basierend auf der Idee, Jugendliche noch vor
der Pubertät zusammenzubringen, bevor sich Vorurteile festgesetzt haben, um zu ermöglichen, dass sich
kulturübergreifende Freundschaften bilden. Seither
haben tausende Kinder und Jugendliche an solchen
Austauschprogrammen teilgenommen.
Die Friedenserziehung bei CISV beginnt im Alter von
elf Jahren mit einem Programm namens „Village“. In
diesem Alter sind die Kinder schon bereit, für einen
absehbaren Zeitraum ohne Eltern auszukommen,
andererseits sind sie aber noch sehr unvoreingenommen. Hanna wird mit einem weiteren Mädchen, sowie
Panorama
zwei Burschen und einem Begleiter für vier Wochen
nach Japan fahren. Dort treffen sie auf etwa 11 weitere
Delegationen aus anderen Ländern, um sich auszutauschen. Zwei Wochenenden werden sie bei Gastfamilien
verbringen.
Sebastian fährt im Rahmen des Interchange für zwei
Wochen nach Maine (USA). Gereist wird gemeinsam
mit anderen Teilnehmer/innen und einem Begleiter. Vor
Ort lebt er mit einem Gleichaltrigen bei einer Gastfamilie. Es wird auch ein Wochenende mit gemeinsamen
Aktivitäten der Delegation und den Kindern der Gastfamilien stattfinden. Anschließend wird der Bursche aus
Maine dann für 2 Wochen bei uns zu Besuch sein.
Die Gruppen lernen sich bereits im Frühjahr kennen
und bereiten sich auf die gemeinsame Reise vor.
Je älter die Teilnehmer/innen sind, desto mehr Diskussionen und Themenschwerpunkte stehen in den unter-
Karl Schubert Schule Winter 2015 - Seite
schiedlichen Programmen im Vordergrund.
schwestern, etc., leider sehr wenige Männer.
Wir sehen dem Austausch mit großer Freude, aber auch
mit einer gewissen Spannung entgegen!
Dann endlich ist es soweit, das Essen ist fertig
und die Ausgabe kann beginnen. An diesem Tag
sind ca. 800 Menschen zu verpflegen, also muss
man sehr strikt mit den Portionen sein, damit in
erster Linie einmal alle etwas erhalten und wenn
etwas übrig ist, dann kann jeder noch haben.
Hinter der Theke ist auch ein irakischer Flüchtling, der bereits um Asyl angesucht hat und in
Unterpremstätten untergekommen ist, er hilft
auch mit. Er hat mir erzählt, dass er im März
vor der IS geflohen ist und dass niemand von
seiner Familie weiß, dass er hier ist. Er würde
seine Familie in Gefahr bringen, wenn er sich
melden würde. Aber er ist unendlich dankbar,
hier sein zu dürfen. Wir sind einige Leute hinter
der Theke bei der Essensausgabe und während
wir arbeiten, haben wir keine Zeit zu tratschen.
Das machen die Helfer erst später, wenn alle
satt sind. Viele Helfer kommen immer wieder
und kennen sich hier schon gut aus. Es sind vor
allem FRAUEN, die helfen kommen.
Für den kommenden Sommer sucht CISV Graz noch 13bis 14-Jährige für einen Austausch mit Frankreich und
Dänemark.
Nähere Informationen sind auf
http://www.cisv.at/
bzw.
https://cisvgraz.wordpress.com/
zu finden.
Paul Schmidmayr
[email protected],
Vater von den ehem. Schülern Sebastian ( jetzigen 7.
Klasse) und Hanna ( jetzige 5. Klasse)
A
Flüchtlinge in der
Steiermarkhalle
am Schwarzelsee
A
ls ich ankomme, bin ich sehr überrascht, dass
alles umzäunt ist, aber das ist notwendig, damit
die Kinder gefahrlos spielen können. Obwohl jeden Tag
neue Flüchtlinge ankommen, sind nur wenige in Unterpremstätten zu sehen. Am Eingang sind die Leute von
der Security und ich werde sofort als Helfer erkannt
und muss mich registrieren und bekomme dann eine
Warnweste des Samariterbundes, damit man weiß, wer
hier Helfer ist.
Der Weg über den Vorplatz zur Halle ist voll mit spielenden Kindern, mit Jugendlichen, die sich unterhalten
und Müttern, die einfach am Rand sitzen und den Kindern zusehen. Es ist ein schöner, sonniger Tag. Angekommen in der Halle, bin ich dann doch geschockt,
weil es für jede Familie einen Platz von max. 2 x 2 m,
am Boden gibt, umrandet mit den Liegebetten, damit es
irgendeine Grenze gibt zum Nachbarn. Es ist alles voll.
In der Halle selbst unterhalten sich die Menschen, aber
es ist total friedlich. Viele schlafen oder spielen oder
unterhalten sich mit ihren Kindern. Hier und da ein
freundliches Nicken, ich würde gerne mit den Menschen sprechen, aber es ist nicht der richtige Zeitpunkt,
um Gespräche zu führen, zum einen, weil nur wenige
Englisch können, zum anderen sind die Menschen zu
beschäftigt mit ihren Erlebnissen und ich habe das
Gefühl, dass es noch dauern wird mit dem aktiven
Austausch. Also haben wir Augenkontakt und Nicken
einander wertschätzend zu.
Ich habe Küchendienst, also begebe ich mich in den
hinteren Teil, wo bereits alles hergerichtet wird für die
Essensausgabe zu Mittag. Die Helfer, die dort arbeiten,
wissen Gott sei Dank ganz genau, was jemand tun soll
und wie und wann wer wo gebraucht wird: vom Bananen teilen bis zum Wasserflaschen aufstellen, Joghurt
in Becher füllen, Kaffee und Kindernahrung bereit
stellen und sich auch Strategien überlegen, wie am
besten alle das bekommen, was sie brauchen. Es gibt
arabisch zubereiteten Reis mit Datteln, Feigen, Rosinen
und Curry und Lammfleisch mit Soße und noch verschiedene frische Früchte und natürlich Brot. Während
es sehr emsig zugeht im Kantinenbereich, kommt auch
noch von der Firma Pfeiffer der große Lieferwagen und
bringt neue, frische Ware.
Es sind ganz unterschiedliche Menschen hier: Studenten, Frauen, die sich den Tag oder ein paar Stunden frei
nehmen, um zu helfen, Pensionisten, Mütter, Kranken-
ls ich beim Flüchtlingslager ankomme,
bin ich überrascht, dass das ganze Lager
mit Zäunen umgeben ist, und am Eingang Leute
stehen, die kontrollieren, dass nur Flüchtlinge,
die für dieses Lager gemeldet sind, hineingehen.
Diese tragen zur Erkennung ein farbiges Band
am Arm.
Ich gehe zum Informationsstand und muss mich
als freiwillige Helferin eintragen, dann bekomme ich eine Warnweste und werde zu den
Kindern geschickt.
Dort erkundige ich mich bei den anderen Freiwilligen, was zu tun ist und verbringe dann die
meiste Zeit damit, brauchbares von kaputtem
Spielzeug zu trennen, mit den Kindern zu malen
oder zu schreiben.
Am Anfang ist die Kommunikation nicht sehr
einfach, aber vor allem die Kinder haben ein
Talent dafür, mir, auch ohne Sprache, klar zu
machen, was sie von mir wollen.
Bald kommt ein kleiner Junge zu mir und bittet
mich, ihm das deutsche Alphabet aufzuschreiben. Da er, wie die meisten, weder Englisch
noch Deutsch sprechen kann, verständigen wir
uns hauptsächlich mit Gesten. Dennoch habe
ich bald verstanden, was er will und helfe ihm
dabei. Als er es richtig aufgeschrieben hat, bitte
ich ihn um das arabische Alphabet, was er auch
mit großem Stolz aufschreibt und mir auch noch
versucht zu helfen, als ich es abschreiben will,
doch bald entscheidrt er, dass ich, trotz seiner
34/35
Was mich sehr erschüttert, wie viele ältere
Männer (über 50 Jahre) hier sind, die mit ihren
Familien geflohen sind. Sie sind richtig verloren
und das sieht man ihnen an. Bei manchen habe
ich den Eindruck, sie wissen nicht so recht, ob
das jetzt das Richtige war? Da gibt es auch die
Muslimin mit ihren vier Kindern, deren Mann
sie weggeschickt hat, weil das Geld nicht gereicht hat, um die Schlepper zu bezahlen, ist
er geblieben und hat sie mit den Kindern weggeschickt. Wie mutig, in ihrer Kultur darf sie
einem Mann nicht einmal die unbedeckte Hand
geben, wie wird sie sich bei uns zurechtfinden?
Es muss sehr schwer sein, in ein Land zu fliehen,
wo zwar Frieden herrscht, aber man die Kultur
nicht kennt, die Sprache nicht und die Religion
nicht. Wie verzweifelt muss man sein, wenn
man sich auf diesen Weg macht?
Maria Radovic
Vorstandsmitglied
Mutter einer ehem. Schülerin
Bemühungen, zu viele Fehler mache und geht
lieber wieder mit den anderen spielen.
Da ich aber wissen will, wie die einzelnen Buchstaben heißen, gehe ich zu einem Dolmetscher,
der mir aber leider erklärt, er könne nur Darï (afghanisches Persisch), könne mir aber die Lautzeichen dieser Sprache aufschreiben. So habe ich
an einem Tag zwei mir völlig neue Sprachen ein
bisschen kennengelernt. Als kleines Dankeschön
helfe ich ihm dann beim Deklinieren von Verben
in Deutsch.
Manchmal kommt ein Lastwagen und wir müssen die Kinder, die auf dem Platz vor der Halle
spielen, zur Seite bringen, was manchmal gar
nicht so einfach ist.
Dann muss der Laster, oder das Auto, wenn
jemand privat Sachspenden bringt, ausgeräumt
werden und die Säcke oder Kisten werden in ein
Zelt gebracht.
Dort wird das ganze Gewand zur Verteilung
nach Geschlecht und Größe sortiert, oder an
die Caritas weitergegeben, wenn es gar nicht zu
gebrauchen ist, wie z.B. Männerübergrößen.
Ich kann jedem, der irgendwie Zeit hat, nur empfehlen, den Flüchtlingen ein bisschen zu helfen,
es ist sehr einfach, man lernt auch etwas dazu
und es macht einfach Spaß!
Theresia Suanjak
ehemalige Schülerin
Schon gelesen?
Karl Schubert Schule Winter 2015 - Seite
Der Schimmelreiter
er gehörte dazu. Sein Vater hätte ihn viel lieber bei der
Arbeit gesehen, aber ließ ihn dennoch, es schien auch
ihn zu faszinieren, was sein Sohn tagtäglich tat, bis dahin, dass er selbst Deichdämme konstruierte. Auch da
ist es nicht verwunderlich, dass er bald beim Deichgraf
in Stellung kam, und der Vater ihm dies ermöglichte. Mit dessen Tochter Elke rechnete er jeden Tag die
Buchhaltung, sie waren fleißig, klug und geschickt, so
wuchsen die beiden immer mehr zusammen. Ole Peters,
der Knecht, sah seine Stellung nun dahinschwinden
und ließ dies auch den Haien spüren, dieser Konkurrenzkampf sollte sein ganzes Leben bestimmen, „… es
wuchsen in seinem Herzen (Haiens) neben der Ehrhaftigkeit und Liebe auch die Ehrsucht und der Hass, selbst
seine spätere Frau Elke ahnte nichts davon, weil er es
gut verschließen konnte“. Diese Haltung machte ihn
zum Einzelgänger. Durch die Heirat mit Elke und dem
Tod des Deichgrafen wurde er zum neuen Deichgraf. Es
war nun die Zeit gekommen, die Baupläne seiner Kindheit zu verwirklichen. Doch die Dorfbewohner standen
weder hinter ihm, noch hinter diesem Bau, sie taten
ihre Arbeit, aber ohne Sinnhaftigkeit. Der Konkurrenzkampf zwischen ihm und Ole Peters wurde in dieser
Bauphase immer heftiger. Es drohte nun der alte Deich,
der marode war, zu brechen, der neue Deich hielt den
Stürmen stand. Tagtäglich beobachtete Haien seinen
neuen Deich, indem er ihn mit seinem Schimmel, den
er völlig verwahrlost einem Händler abgekauft hatte,
abritt. Ole Peters will den alten Deich flicken, damit
nicht alles zusammenbricht, doch Haien sieht nur seinen neuen Deich. Beim nächsten Sturm bricht der alte
Deich endgültig. Als in jener Nacht auch Elke mitsamt
(Novelle von Theodor Storm)
Wer vom Ziel nicht weiß,
kann den Weg nicht haben,
wird im selben Kreis
all sein Leben traben;
kommt am Ende hin,
wo er hergerückt,
hat der Menge Sinn
nur noch mehr zerstückt.
Wer vom Ziel nichts kennt,
kann’s doch heut erfahren;
wenn es ihn nur brennt
nach dem Göttlich-Wahren;
wenn in Eitelkeit
er nicht ganz versunken
und vom Wein der Zeit
nicht bis oben trunken.
Denn zu fragen ist
nach den stillen Dingen,
und zu wagen ist,
will man Licht erringen;
wer nicht suchen kann,
wie nur je ein Freier,
bleibt im Trugesbann
siebenfacher Schleier.
(Christian Morgenstern)
Dieses Gedicht von Christian Morgenstern ist ein
steter und wichtiger Begleiter der siebenten Klasse seit
zwei Schuljahren. Ein Schüler fragte am Anfang ganz
verzweifelt: „Und wenn ich mein Ziel nicht weiß, was
mache ich dann?“ Wenn man Menschen in ihrem Leben
genau beobachtet, weiß man, dass jeder Mensch sein
Ziel und seine Aufgabe hat. Es ist egal, ob ich Tischler/
in, Wissenschaftler/in oder Sozialarbeiter/in bin, ich
kann mir meine Haltung zu meiner Aufgabe selbst
erringen, manchmal braucht’s dazu auch Umwege, aber
die gehören dazu. Und irgendwann, mit 18 oder 28 oder
38, kann ich mein Ziel spüren, aber das Vertrauen und
die Zuversicht dazu sind wichtig.
Auch in der Literatur gibt es wunderbare Biografien von Menschen, die unter enormen Widerständen
‚Enormes‘ geschafft haben, diese sollen ermutigen,
den eigenen Weg zu finden. So auch der Schimmelreiter von Theodor Storm. Theodor Storm wurde 1817 in
Husum (Nordsee) geboren und starb 1888 in Hademarschen. Schon als 15-jähriger schrieb Storm seine ersten
Gedichte und so ist es nicht verwunderlich, dass er
Menschen traf, die selbst schrieben und ihm halfen,
seine Gedichte zu veröffentlichen. Er absolvierte sein
Jura-Studium in Kiel und eröffnete in Husum seine
eigene Anwaltskanzlei. Umso verwunderlicher ist es,
dass er trotzdem unzählige Romane, Erzählungen, Liederbücher und Novellen schrieb. Seine letzte Novelle,
die noch in seinem Todesjahr erschien, ist „Der Schimmelreiter“. Ich las „ihn“ damals mit 13, auch in der siebenten Klasse, und „er“ hat mich völlig fasziniert. Ich
kann mich noch genau an das Gefühl erinnern, welches
ich hatte, als ich die Nordsee mit ihren Halligen (Erklärung: Halligen sind kleinere Inseln an der Westküste
Schleswig-Holsteins, die zum Teil bei Flut überflutet
werden.), dem Nebel und die Stürme beschrieben las.
Ich sollte noch oft an die Nordsee kommen, um mit dem
Fischkutter morgens um vier raus auf die raue See zu
fahren. Diese Macht der Natur fasziniert mich bis heute.
Hauke Haien, auf einer Hallig aufgewachsen, half
seinem Vater nur sporadisch in der Landwirtschaft,
viel lieber saß er vor seinem holländischen Euklid und
lernte holländisch, um diesen zu verstehen. Er zeichnete Deiche, die Wellengänge und beobachtete jeden Tag,
bei Wind und Wetter wie sich die Wellen bei Nordost,
bei Südwest… brachen. Er sah dabei auch jedes Mal
einen Schimmel in der Ferne, es verwunderte ihn nicht,
36/37
ihrer gemeinsamen Tochter Wienke, die geistig behindert ist, aus Angst um Haien in Richtung Deich hinausfährt, muss dieser mit ansehen, wie beide von den
Wassermassen begraben werden. In seiner Verzweiflung stürzt er sich ebenso mitsamt seinem Schimmel in
die tosenden Wasser, die das Land überfluten.
Es braucht die Gemeinschaft, um ein Ziel zu
verwirklichen; es braucht die Sinnhaftigkeit,
hinter der jeder stehen kann.
Anja Klinger
Heilpädagogische Mitarbeiterin der 7. Klasse
Im Meer schwimmen Krokodile
v. Fabio Geda
"Drei Dinge darfst Du nie im Leben tun, Enaiat, niemals, versprich
es mir. Erstens, Drogen nehmen … Zweitens, Waffen benutzen …
Nicht einmal einen Holzlöffel … Drittens: Stehlen. Was dir gehört,
gehört dir. Was dir nicht gehört, nicht … Und merke dir, dass es
sich immer zu leben lohnt, wenn man einen Wunsch vor Augen hat,
wie ein Esel eine Karotte…"
Mit diesen Worten verlässt die Mutter den 10-Jährigen. Sie hat ihn über
die afghanische Grenze nach Pakistan geschmuggelt, mehr kann sie
nicht für ihn tun. Die drei Lebensregeln sind der einzige Kompass des
Jungen auf seiner Überlebensreise, die viele Jahre dauert.
Mit seinem Buch hat Fabio Geda der wahren Lebensgeschichte von Enaiatollah Akbari Sprache verliehen. Es berührt tief, aber ohne Druck. Wie
kein anderes hat es mir das Verständnis geweitet für das Leben in einem
Land wie Afghanistan, für das Leben auf der Flucht, für das beschwerliche und innerlich langsame Ankommen in einem Land wie unserem …
Birgit Bubik
Lebensentwürfe
wachsen. Dieser Baum ist, gut verwurzelt, in der Lage,
selbstständig zu stehen und Sturmwinden zu trotzen.
Damit es jedoch so bleibt, bedarf es eines guten Nährbodens und stetiger Zuwendung.
Die Grundlage ist mit einer 17 Schüler/innen zählenden
1. Klasse gelegt. Nun liegt es in unseren Händen, für
unsere Kinder die bestmöglichen Voraussetzungen zu
schaffen, dass auch sie starke Wurzeln bilden und – jedes auf seine eigene Art – in die Höhe wachsen können.
Wenn ich an meine Zeit als Schüler zurückdenke,
erinnere ich mich überwiegend an glückliche Jahre, in
denen ich ohne Druck meinen Platz finden durfte. In
denen ich vieles erleben, erfahren und erlernen durfte,
was mir woanders so wahrscheinlich nicht begegnet
wäre.
Jetzt, nach seinen ersten zwei Monaten als Schulkind,
bin ich zuversichtlich, dass es auch für meinen Sohn
eine schöne und fruchtbringende Zeit wird. Ich wünsche mir, dass er seine Fähigkeiten zur Entfaltung
bringen darf, dass er seine Persönlichkeit entwickeln
darf, dass er lernt, sich und andere so zu nehmen, wie
sie sind!
Ich freue mich schon darauf, zuzusehen und
mitwirken zu dürfen. Ich bin sicher, wir alle
werden durch eine reiche Ernte belohnt!
„Ich rufe Florian Raphael Suanjak!“
Mit diesem Satz wurde mein Sohn also endgültig zum
Schüler an der Karl Schubert Schule. So ähnlich – an
den genauen Wortlaut erinnere ich mich nicht mehr –
muss es vor 21 Jahren auch bei mir begonnen haben.
Während der sehr schönen Feier im Festsaal konnte
ich daher nicht anders, als an meinen eigenen ersten
Schultag zu denken. Wie anders hat doch damals alles
noch ausgesehen. Wie viel größer ist alles geworden.
Matthias Riedl
Schülervater und ehemaliger
Schüler unserer Schule
Wahlarztpraxis
Ein zartes Pflänzchen war unsere Schule damals. Sie
bestand aus insgesamt nur sechs Klassen (1. – 5. sowie
eine heilpädagogische Klasse) und der Unterricht fand
bis dahin ausschließlich in den Räumen des alten Hauses statt. Zum Morgenkreis und zu gemeinsamen Feiern
traf sich die ganze Schulgemeinschaft in der heutigen
7. Klasse.
Ärztin für Allgemeinmedizin
Schwerpunkt homöopathisch und
anthroposophisch erweiterte Medizin
Doch der Wachstumsprozess, der ja bis heute andauert,
hatte bereits begonnen und es entstanden im Laufe der
Zeit Schritt für Schritt der Neubau, der Parkplatz, der
Kindergarten, das Gartenbaugelände, der Festsaal, der
Sportplatz und all die Dinge, die das heutige Erscheinungsbild unserer Schule ausmachen.
St. Peter Hauptstr. 28
Ita-Wegmann Zentrum
So ist aus dem Spross von damals unter der ständigen
Pflege von Lehrer/innen, Eltern, Freund/innen und natürlich auch Schüler/innen, ein starker Baum herange-
Dr. Elisabeth Dür
ÖAK-Diplom für Homöopathie
Nähe Haltestelle Petersbergenstraße Linie 72
bzw 76U; Zugang/ Zufahrt gegenüber Fa.
Schimautz in den zweiten Hof; Parkplatz vorh.
Terminvereinbarung erbeten
0316-2283722 oder
0680-3119724