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KULTUR REGION
Südostschweiz | Samstag, 14. März 2015
«Die Besonderheit
bei uns ist wohl die,
dass wir keine
Profimusiker sind.»
mit Michael Egger
sprach Franco Brunner
D
as Album ist eine grosse
Erstaunlichkeit.» «So etwas Gutes hat niemand
erwarten dürfen.» «In der
helvetischen Musiklandschaft hat uns 2014 keine andere Band
derart bewegt.» «Sie sind schon jetzt
ein Höhepunkt des schweizerischen
Mundart-Schaffens.» Die nationalen
Musikjournalisten waren im vergangenen Jahr für das Debütwerk der Berner
Indie-Elektropop-Band mit dem einzigartigen Namen wahrlich Feuer und
Flamme. Jeans for Jesus waren – weiss
Gott nicht nur des Namens wegen – allgegenwärtig. Nun kommt das Quartett
um Frontmann Michael Egger erstmals
nach Chur. Mit im Gepäck ein erstaunliches «Remix»-Doppelalbum – auf
dem Künstlerkollegen wie Greis, Baze
oder gar Stephan Eicher mitwirken –
sowie ungetrübte Spielfreude wie am
allerersten Band-Tag.
Michael Egger, euer Debütalbum
«Jeans for Jesus» erntete im vergangenen Jahr durchwegs beste Kritiken. Nun veröffentlicht ihr mit «Remix» ein Doppelalbum, auf dem ihr
die alten Stücke neu einspielt, respektive neu einspielen lässt. Weshalb? Fehlen die Ideen für Neues?
MICHAEL EGGER: Das ist eine durchaus berechtigte Frage. Wir haben dieses
Format eines Remix-Albums, also eines
Albums, auf dem andere Künstler die
eigenen Songs neu interpretieren,
schon immer unheimlich spannend gefunden. Auch wenn wir uns bei der ersten Single von «Jeans for Jesus» ehrlich
gesagt nicht einmal wirklich vorstellen
konnten, dass unsere Musik überhaupt
jemand hören würde. Auf der Tournee
haben wir dann jedoch verschiedene
Musiker kennenlernen dürfen, und da
haben sich diese Kontakte sozusagen
nach und nach ergeben. Das Ganze ist
also nicht nach einem Masterplan oder
dergleichen, sondern vielmehr auf
einem organischen Weg entstanden.
Wir hatten schlicht und einfach riesigen Spass daran. Und um auf Ihre Sorge der kreativen Blockade zurückzukommen. An Ideen für neue Stücke
mangelt es uns nicht. Wir sind bereits
wieder an neuen Liedern dran.
Sie sagen, dass Sie auf der Tournee
verschiedene Musikerkollegen kennengelernt hätten. Schön und gut,
doch wie kommt man als Newcomer-Band, als solche ihr wohl
noch immer bezeichnet werden
dürft, denn überhaupt an jemanden wie Stephan Eicher ran?
Das ist eine witzige Geschichte. Als wir
die Single «Nie Meh» herausgebracht
hatten, waren wir tatsächlich die absoluten und ultimativen Newcomer.
Dementsprechend haben wir natürlich auch schlicht alle Kommentare,
die es über uns in den Social Media zu
lesen gab, mit Spannung verfolgt. So
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In Gottes Namen: Michael Egger (rechts) und Jeans for Jesus treten heute in Chur auf.
Pressebild
«Wir waren wirklich
unheimlich schlecht»
Sie gehörten im vergangenen Jahr zu den Entdeckungen in der Schweizer
Musikszene. Nun kommen die Berner Mundart-Elektroniker Jeans for Jesus
nach Chur. Ein Gespräch mit Frontmann Michael Egger.
entdeckten wir einen Facebook-Eintrag
einer Frau, in dem es hiess, dass wir
uns für «Nie Meh» ja bei einem Text
von Stephan Eicher bedient hätten...
Oha.
Ja, das dachte ich auch. Um ehrlich zu
sein, ich bekam regelrecht Schübe
(lacht). Ich ging dem natürlich sofort
nach und habe gesehen, dass Eichers
Song «Schlaflied» tatsächlich eine ähnliche Textstruktur wie «Nie Meh» hat.
Gleichzeitig haben wir gesehen, dass
die «Nie Meh»-Maxi, die wir mit einer
Freiwilligenbezahlung zum Download
angeboten hatten, auch von einem gewissen Stephan Eicher gekauft worden
ist. Lange Rede kurzer Sinn, wir haben
Eicher eine Mail geschrieben und betont, dass es nie und nimmer unsere
Absicht gewesen sei, sich an seinem
Material zu bedienen.
Und wie reagierte der grosse Mann
des Schweizer Chansons?
Es stellte sich heraus, dass er tatsächlich so etwas wie ein Fan der ersten
Stunde von Jeans for Jesus ist und dass
jegliche Sorge von uns gänzlich unbegründet war. Daraus entwickelte sich
dann ein E-Mail-Verkehr, der darin
mündete, dass wir nun die unglaubli-
che Ehre haben, Stephan Eicher als Teil
unseres «Remix»-Albums bezeichnen
zu dürfen.
Eicher ist der wohl bekannteste
Künstler, der auf «Remix» mitwirkt,
allerdings beileibe nicht der einzige. Das Doppelalbum enthält nämlich nicht weniger als 42 Lieder.
War von Anfang an ein solch stolzer Umfang geplant?
Geplant war das überhaupt nicht. Wie
bereits gesagt, wir folgten mit «Remix»
überhaupt keinem Plan, sondern handelten einfach aus der Freude an der
Musik heraus. Wir hatten zum Beispiel
auch kein Management an unserer Seite. Rund eine Woche vor der Veröffentlichung ist uns aufgefallen, dass es tatsächlich ziemlich viele Songs geworden sind (lacht). Aber Leute, die mit
enorm viel Herzblut etwas für uns gemacht haben, schlussendlich nicht auf
das Album zu nehmen, kam für uns
schlicht nicht infrage. So etwas macht
man einfach nicht und wäre alles andere als höflich. Deshalb ist es nun
eben etwas umfangreich geworden.
Erste Kritiken loben zwar durchgehend die Idee und auch die Machart hinter dem «Remix»-Projekt, sa-
gen aber gleichzeitig auch, dass im
Endeffekt die Originalversionen
besser sind. Ist das nun Lob für
euer Debütwerk «Jeans for Jesus»
oder doch eher Tadel für das aktuelle Projekt?
In erster Linie freut es uns einfach unheimlich, dass wir so viele spannende
Künstler haben davon überzeugen
können, auf «Remix» mitzuwirken. Ich
persönlich finde es auch extrem spannend zu sehen, was mit den eigenen
Liedern und den eigenen Texten alles
gemacht werden kann. Ob die Originalversionen nun besser sind oder nicht,
ist am Ende wohl einfach Geschmackssache. Vielleicht ist der Vergleich auch
nicht ganz fair, denn es entstand
schliesslich etwas Neues. Insofern war
uns die angesprochene Kritik fast
schon ein wenig unangenehm.
Ziemlich angenehm dürften euch
derweil die Kritiken sein, die ihr letztes Jahr für eure Live-Auftritte erhalten habt. Was macht Jeans for Jesus
auf der Bühne aus oder anders gefragt, was darf das Churer Publikum
heute Abend im «Selig» erwarten?
Die Besonderheit bei uns ist wohl die,
dass wir keine Profimusiker sind. Wir
mussten alle unheimlich viel üben, bis
wir überhaupt auf eine Bühne gehen
konnten. Viele Leute mögen es auch,
dass wir sehr viel live spielen. Denn die
elektronische Musik hat in meinen Augen die Tendenz, dass man als Zuhörer
jeweils nicht so wirklich weiss, was die
Typen auf der Bühne da eigentlich
machen und woher genau die Musik
kommt. Wir arbeiten viel mit organischen Sachen wie Percussion, Synthesizer, Gitarren und dergleichen. So sieht
das Publikum, wie wir spielen und ein
Stück weit auch, wie unsere Lieder entstehen. Das ist vielleicht eine unserer
Besonderheiten, was die Live-Auftritte
anbelangt. Trotzdem bleibt es uns ehrlich gesagt nach wie vor ein Rätsel, weshalb uns die Leute live anscheinend
plötzlich noch ganz gut finden. Denn
glauben Sie mir, zu Beginn waren wir
wirklich unheimlich schlecht (lacht).
Und mittlerweile gehört ihr zu den
angesagtesten Indie-ElektropopFormationen des Landes. Wohin
soll die Reise denn noch hingehen?
Ich glaube, unser Ziel ist es einfach,
weiter Musik machen zu können. Ich
möchte unbedingt weiter Texte schreiben. Was mir bislang am meisten gefallen hat, ist, dass die Leute an den Konzerten unsere Musik wirklich aufmerksam und mit Freude verfolgen. So ist
zumindest jeweils mein Gefühl. Und
wenn das in Zukunft so bleiben würde,
wäre das für uns das Schönste.
Zum Schluss erlauben Sie mir bitte
noch die Frage, die Sie wohl schon
lange nicht mehr hören mögen.
Was kommt denn jetzt?
Wie, für einmal tatsächlich wortwörtlich in Gottes Namen, seid ihr
auf euren Bandnamen gekommen?
Und dieses Mal bitte die wahre Geschichte und nicht die PR-Story von
einem Fremden namens Jesus Morales, dem ihr eine Jeans geschenkt
habt.
(lacht) Es tut mir wirklich leid, Sie enttäuschen zu müssen. Aber ich kann Ihnen beim besten Willen nicht genau
sagen, wie wir auf Jeans for Jesus gekommen sind, weil ichs schlicht nicht
weiss. Wir fanden den Namen wohl
einfach lustig. Ich weiss nur noch, dass
wir die Geschichte von Jesus Morales
erfunden haben, weil uns alle danach
gefragt haben und wir eben unglücklicherweise nichts Spannendes dazu zu
berichten hatten.
* Jeans for Jesus: Samstag, 14.März, Türöffnung
21.30 Uhr, «Selig», Chur.
Video zur Band unter:
suedostschweiz.ch/3221770.
P ROM OT IO N
SWISSALPINE MARATHON INFORMIERT
Die Verrückten sind los!
Was als «Lauf der Verrückten» begann, ist heute einer der erfolgreichsten Sportevents Graubündens: Der
Swissalpine Marathon Davos feiert
am Samstag, 25. Juli 2015, seine 30.
Austragung. Die abwechslungsreichen Strecken in verschiedenen Kategorien, die beeindruckende Berglandschaft und das Jubiläumsprogramm sprechen alle an: Läufer, Familien mit Kindern und Zuschauer.
Der Swissalpine Marathon galt zu seinen Anfangszeiten als «Lauf der Verrückten». Heute reisen jeweils Tausende von Läuferinnen und Läufern im Juli
nach Davos – darunter sowohl «Verrückte» als auch Hobby- und Genussläufer. Neu im Jubiläumsjahr sind die
Teamstaffel, bei der die Königsdisziplin
über knapp 78 Kilometer als Viererteam bezwungen wird und der Rundkurs S42 über Marathondistanz. Die
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die Vorbereitungswoche «Highseven»
mit Streckenbesichtigungen, Seminaren, Events und vielen weiteren Aktivitäten rund ums Laufen. Die meisten
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Ein runder Geburtstag muss gebührend
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Davos in einen Festplatz, unter anderem
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