Eines Tages belagern wir die Burg Thomas Welte Seit 17 Jahren führt Thomas Welte für das Plattenburgspektakel die Regie, ist an Großveranstaltungen in mehreren europäischen Ländern beteiligt. "Prignitzer"-Redakteur Hanno Taufenbach sprach mit ihm über Vorzüge der Plattenburg und die Grenzen des Spektakels. Herr Welte, Sie sind als Regisseur europaweit im Geschäft. Wie kamen Sie zur Plattenburg? Der Tourismusverband wollte das Niveau der Veranstaltung anheben, suchte über eine Ausschreibung einen Regisseur. Ich bekam den Zuschlag, und seit dem ist es uns gemeinsam gelungen, die Besucherzahlen von einst 3000 auf bis zu 10 000 zu steigern, eingepegelt haben sie sich bei 8000. Sind Sie Spezialist für Mittelalter-Feste? Eher für Endzeitspektakel, die aber hauptsächlich im Ausland stattfinden. Wie kamen Sie zu diesem Job? Als technischer Leiter und Regisseur habe ich den Cirque du Soleil mit aufgebaut. Das Thema Mittelalter war eher Zufall. Als ich über einen solchen Markt ging, stellte ich fest, hier fehlt ganz vieles, da war zu wenig Leben drin. Wenig später trennte ich mich vom Zirkus, zog mit einer eigenen Showgruppe von Markt zu Markt und bot Veranstaltern Unterstützung bei der Organisation an. Was macht einen guten Mittelaltermarkt aus? Lebendigkeit. Man braucht Requisiten des damaligen Alltags. Ein Pranger gehört dazu, Waffen, bisschen Show und Ambiente. Ich lege Wert darauf, dass ein Bettler oder ein Prediger über den Markt läuft. Die Requisiten sollten authentisch sein und möglichst nicht aus dem Baumarkt stammen. Auch ein Pestumzug darf dazu gehören. Wie beurteilen Sie das Plattenburg-Spektakel? Was das Finanzielle betrifft, ist es eine Gratwanderung, wir müssen kleine Brötchen backen. Aber das Budget ist gut umgesetzt. Gern würde ich wesentlich mehr Figuren für die Plattenburg buchen, wie einen Dieb oder Ablassprediger. Und was macht den Reiz der Burg aus? Die landschaftliche Lage am Wasser, fernab von Neubauten oder Industrie. Mit ein bisschen Fantasie können sich Besucher ins Mittelalter hinein versetzen. Was reizt Sie ganz persönlich an dieser Zeit? Man kann mit Schmutz spielen. Unsere Welt wird immer beschilderter, geregelter, sauberer und Tüv-gerechter. Auf einem Mittelaltermarkt dürfen auch Pferdeäpfel auf dem Weg liegen, und kaum jemand regt sich darüber auf. Und wer reinlatscht, hat Pech gehabt. Glücklicherweise gibt’s noch kein Gesetz, das dies verbietet. Warum sollte ich als Prignitzer das Fest besuchen? Wir bauen jedes Jahr etwas Neues ein. In diesem ist es der Böttcher, ein fast ausgestorbenes Handwerk. Dazu buchen wir bewährte Darsteller wie Bands und Handwerker, die beim Publikum ankommen, regelrecht Fans haben. Vor einigen Jahren haben wir Workshops eingeführt, die mittlerweile sehr beliebt sind, wie das Seifensieden. Unsere Künstler suchen bewusst die Nähe zu den Besuchern. Lassen Sie bitte Ihrer Fantasie freien Lauf, Geld spielt keine Rolle. Wie würde das Plattenburgspektakel 2013 aussehen? Ich würde große Belagerungsmaschinen herholen und eine Belagerung der Burg inszenieren mit Stuntleuten, Statisten und Rittertruppen. Dazu noch etwas Pyrotechnik. Auch mehr Theater würde ich engagieren.
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