Könizer Zeitung / Der Sensetaler, Juni 2015

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KÖNIZER ZEITUNG
DER SENSETALER
KULTUR
JUNI 2015
Erste Aufführung der neuen Bühne Schwarzenburg
hinaus bekannten Geschichte
«Ds Vreneli ab em Guggisberg« – im Juli und August in der Thuja-Anlage im Than
Die Schauspielerinnen und Schauspieler besprechen eine Szene mit
Regisseur Reto Lang (l.).
SCHWARZENBURG – Markus Keller schrieb für die
neue Bühne Schwarzenburg
ein Theaterstück über die
weit über die Region hinaus
bekannte Geschichte «Ds
Vreneli ab em Guggisberg».
Dies unter Einbezug geschichtlicher Fakten und
weiterer Erzählstränge.
Intensive Proben laufen, die
Aufführungen finden im Juli
und August statt.
Es ist kalt und immer wieder fällt
an diesem Abend leichter Regen.
Trotzdem herrscht in der ThujaAnlage im Than eine gelöste
Stimmung. Es wird viel gelacht.
Sieben Schauspielerinnen und
ein Schauspieler, in dicken Jacken und zum Teil mit warmer
Mütze, lesen mit Regisseur Reto
Lang eine Szene. Sie sitzen auf
den Stufen des alten Speichers,
jonglieren mit Sätzen, liefern sich
Stichworte für den Einsatz. Reto
Lang streicht ab und zu ein Wort
oder auch einen Satz, passt den
Text an. Anschliessend folgt eine
andere Szene. Auf der Bühne
werden Tische und Stühle angeordnet, Requisiten verteilt, eine
Gaststube entsteht. Die Akteure
treten auf, nun wird gespielt, der
Text sitzt auswendig. Vorstandsmitglied Dominique Hähni souffliert und notiert Anpassungen,
die Reto Lang vornimmt. Er verfolgt alles aufmerksam vor der
Bühne, springt spontan auf die
Bühne, inszeniert einen Wortwechsel neu, rückt das Mobiliar
zurecht. Heute muss eine verletzte Zigeunerin in Sicherheit gebracht werden… Momentan wird
drei Mal pro Woche von 18 bis 22
Uhr geprobt, dazu Samstag oder
Sonntag.
Autor Markus Keller hatte vor 26
Jahren «Ds Vreneli ab em Guggisberg» von Walter Kauer für
die Freilichtbühne Schwarzen-
burg inszeniert. «Diese Fassung
hat nichts mit dem ursprünglichen, uns überlieferten Vreneli
zu tun und behandelt nur die Vorgeschichte», begründet er seinen
Entscheid. Auch mit dem gleichnamigen Theaterstück von Hans
Rudolf Balmer konnte er sich
nicht anfreunden: «Dieses Volksliederspiel eignet sich nicht für
eine Freilichtaufführung – und
der Schluss stimmt nicht!»
Markus Keller misst nun in seinem Stück der überlieferten Geschichte und den Fakten mehr
Bedeutung bei. Darum spielt das
Theater auch im Jahre 1660. Um
das Ganze intensiver zu gestalten,
baute er neben der eigentlichen
Geschichte von Vreneli und
Hansjoggeli weitere Erzählstränge ein. Seine Recherchen brachten neue, interessante Tatsachen
zum Vorschein (Auswirkungen
des Bauernkriegs, Machtstellung
König Louis XIV., Auswanderung u.a.). Von der Idee bis zum
«Ds Vreneli ab em Guggisberg»
von Markus Keller
Premiere am 10. Juli. Spieldaten
bis 22. August (siehe Homepage).
Regie: Reto Lang
Musikalische Leitung:
Regula Gerber
Chor: Erweiterter Kirchenchor
Guggisberg
Eintrittspreise:
Fr. 35.– (Erwachsene),
Fr. 10.– (Jugendl. bis 16-jährig,
geeignet ab 12 Jahren),
Fr. 20.– (Lehrlinge und Studierende)
Tickets:
Online unter
www.buehne-schwarzenburg.ch
oder www.bankgantrisch.ch
Vor Ort:
• Swidro Drogerie Hüttinger, Coop
Zentrum Schwarzenburg
• Geschäftsstelle Naturpark Gantrisch, Schloss Schwarzenburg
Telefonisch:
079 756 01 93 (Montag 14 bis 17
Uhr, Freitag 9 bis 12 Uhr)
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KULTUR
mit einer über die Region
fertigen Stück benötigte er drei
Jahre.
Regie führt Reto Lang. Er
und Markus Keller werden in
der Freilicht-Theaterwelt das
«Dream-Team» genannt. Vor 15
Jahren begann ihre Zusammenarbeit mit dem Stück «Tüüfelspakt» in der Klosterruine Rüeggisberg. Seither inszenieren sie
mit grossem Erfolg Stücke für
Freilichttheater.
Proben unter erschwerten
Bedingungen
Aufführungen
unter
freiem
Himmel stellen für alle Beteiligten besondere HerausforderunFusion zweier Vereine
MG. Die Bühne Schwarzenburg ist
im Juni 2014 aus der Fusion der
beiden Theatervereine «Junkere
Bühni» und «Freilichtbühne Schwarzenburg» entstanden. Dazu Präsident Peter Wiedmer: «Uns ging es
so wie vielen Vereinen. Es gab zu
wenig neue Mitglieder.» Da einige
der Schauspielerinnen und Schauspieler bereits Mitglieder in beiden
Vereinen waren und der Fortbestand
der «Junkere Bühni» (Präsident,
Vorstand) nicht mehr gewährleistet
war, wurde die Zusammenlegung
beschlossen. Der neue Verein hat
etwa 240 Mitglieder.
gen dar, nicht nur witterungsbedingt. «Bei wirklich schlechtem
Wetter proben wir im Schloss»,
erklärt Dominique Hähni. Beim
diesjährigen «Vreneli» kommt
noch erschwerend hinzu, dass
während der Vorstellung der Ort
gewechselt wird. Der erste Teil
des Stücks spielt im Thuja im
Than, dem traditionellen Spielort
des ehemaligen Freilichttheaters.
Der zweite Teil findet vor dem
gezügelten und restaurierten
Tätschdachhaus statt. Es stellt
Vrenelis Heim dar. Dies bedeutet, dass nicht nur die etwa 40
Mitwirkenden, sondern auch die
rund 250 Theaterbesucher gemeinsam «zügeln» müssen.
Um die Bevölkerung am neuen
Ort der Tätschhütte nicht unnötigen Lärmemissionen auszusetzen, finden alle Proben im
Than statt. Erst die Endproben
werden auf das Schlossareal
verlegt. «Dies führt zu einer besonderen Probenproblematik»,
erklärt Markus Keller. Möchte
ein Schauspieler seinen genauen
Einsatz-Standort wissen, muss
ihn der Regisseur mit den Worten: «Das erkläre ich am Originalspielort bei der Endprobe»,
vertrösten. Nicht ganz einfach,
auch wenn es sich um routinierte
und «versierte Laienschauspielerinnen und -schauspieler» handelt.
Inhalt «Ds Vreneli ab em
Guggisberg»
Vier junge Burschen treffen sich
in der Wirtschaft in Guggisberg.
Zur selben Zeit werden draussen
Söldner für den französischen
König angeworben. Die Wirtin
ist froh über die neue Aushilfe
Vreneli, welche mit ihrer Anmut die Gäste bezaubert. Vreneli
verlor ihren Vater sieben Jahre
zuvor im Bauernkrieg und lebt
zusammen mit ihrer Mutter Rösli
auf dem Lindenhof. Die Wittfrau
kann die vom Landvogt erhobenen Steuern nicht bezahlen und
verschuldet sich bei ihrem Beistand, dem Ammann Hirschi, der
zugleich Vormund von Vreneli
ist. Als Vreneli sich zu den jungen Gästen setzt, verlieben sich
sowohl Andreas wie auch Hansjoggeli in sie. Andreas wähnt sich
im Vorteil, ist er doch der Sohn
des Ammanns. Hansjoggeli dagegen, ein Kleinbauer, findet nicht
den Mut, Vreneli den Hof zu machen.
Als die Wirtsleute entdecken,
dass aus ihrem Vorratskeller Brot
und Wurst gestohlen wurden, beschliessen die jungen Leute, Jagd
auf den Dieb zu machen. Als die
Wirtin in die Gaststube zurückkehrt, macht sie dort eine Entdeckung, die eine Geschichte in
Gang setzt, die zu dem tragischen
Schicksal von Vreneli und Hansjoggeli führt.
Das bekannte Lied «Ds Vrenli
ab em Guggisberg» begleitet die
Produktion und wird in verschie-
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denen Variationen durch den erweiterten Kirchenchor Guggisberg zu hören sein.
Taschentücher mitnehmen
Markus Keller hält sich in seinem
Stück an die Original-Überlieferung. Er verrät: «Die Theaterbesucher werden gefordert, dies
nicht nur wegen der einzigartigen
Aufführung und der zwei Spielorte. Es wird sicher auch Tränen
geben!»
Monika Gfeller / PD
INFO:
www.buehne-schwarzenburg.ch
Autor und Regisseur
MG. Der Autor und Theaterschaffende Markus Keller, Leiter des
«Theaters an der Effingerstrasse»
in Bern, hat bereits für die Freilichtbühne Schwarzenburg, das
Landschaftstheater Ballenberg und
die Freilichtspiele Solothurn Stücke
geschrieben.
Reto Lang hat unter anderem eine
Ausbildung zum Schauspieler und
Musicaldarsteller. Seine Regietätigkeit übt er seit 15 Jahren an professionellen Bühnen und im Amateurbereich im In- und Ausland aus. Seit
Juli 2008 ist er Theaterleiter des
Stadttheaters Langenthal.