O Kapitel 8 Im Drachenforst h je, tut das weh. Felsen sind leichter zu verdauen als diese Fuhre Zauberer. Drachenzahn und Drachenschwanz, komischen liegt bunten das Schlange nun oder an an dieser den Obermagiern, die ich zuletzt verdrückt habe?“ Sofrot hält sich stöhnend den Bauch. Er rutscht auf seiner Steincouch auf dem Drachenfelsen hin und her. „Gut, dass es nicht mehr lange dauert. Diesmal wird es zwar viel Magie sein, die ich beim Pupsen bekomme, aber dieses Bauchgrimmen ist sogar für mich zu viel. Ohhhh!“ „Mach doch mal Platz. Ich kann den Drachen nicht sehen“, flüstert ZiZaZu Huga zu. Mit einem Wunderdrachen-Finde-Zauber hat ZiZaZu den Teppich belegt und wieder heil gezaubert. Der hat sie dann direkt hierher in den Drachenforst zu diesem Wunderdrachen geflogen. Allerdings hat ZiZaZu den Zauber so eingestellt, dass der Teppich in sicherer Entfernung vom Drachen landet, damit der von ihrer Anwesenheit nichts bemerkt. Nun sitzen ZiZaZu, Huga und Bu in einem Gebüsch versteckt und beobachten den Drachen. „Jetzt warte doch mal“, raunt Huga zurück. „Du hast auf dem fliegenden Teppich schließlich schreckenmäßig vorne gesessen.“ „Das war nur, weil dir schlecht war.“ „Ist doch jetzt egal“, schaltet sich Bu flüsternd ein. „Was meinst du, ZiZaZu, funktioniert dein Plan?“ „Das kann ich dir sagen, wenn ich den Drachen sehe.“ ZiZaZu drängelt sich an Huga vorbei. Dabei überlegt er, ob sein Plan nicht so viele Löcher wie eine alte Socke aufweist. Viel Zeit, einen zu machen, hatte er nicht. Kurzentschlossen besah ZiZaZu sich alle Drachenskulpturen in der geheimen Bibliothek und wählte den Wunderdrachen aus, weil der von gelber Farbe und der Kleinste in der Statuensammlung war. Zudem war er auch derjenige, von dem Bu behauptete, er sähe „nett“ aus. Vielleicht ist diese Sorte dann nicht so gemein. Zibrix schrieb: „Die Art des Drachen ist egal.“ Also schlug ZiZaZu im Großen Lexikon der Drachen unter „Wunderdrache“ nach. „Wunderdrachen“, steht da, „sind neben den Buschdrachen die kleinste Art der Drachen. Ihre Magie ist weniger stark und kann unter Umständen von der Magie eines Zauberers beeinflusst werden.“ „Da besteht ein wenig Hoffnung, dass der Drache mich nicht gleich fertigmacht. Vielleicht habe ich die Chance, ihn erstarren zu lassen und ihm schreckenfix den Popel aus der Nase zu kratzen. Hoffentlich ist der gelb, wenn schon der Drache gelb ist. Bei allen Froschpickeln, wenn ich das überlebe, werde ich mich bessern und fortan richtig zaubern.“ Das alles geht dem kleinen Zauberer durch den Kopf, als er an Huga vorbeikriecht. Dann werden seine Augen groß, als er den gelben Wunderdrachen betrachtet. „Gelb ist der eigentlich nicht, der scheint aus purem Gold zu sein. Nur seine Stacheln und Klauen sind blau. Der sieht echt nett aus und irgendwie hübsch.“ ZiZaZu nimmt das Äußere des Wunderdrachen jedoch nur am Rande war, denn er ist hauptsächlich damit beschäftigt, das Sitzmöbel der „Kröte“ anzugaffen - einen Schaukelstuhl. Gemütlich schaukelt der kleine goldene Drache damit hin und her. Der Schaukelstuhl steht vor einer riesigen hohlen Eiche. Deren Stamm ist so dick, dass sich zweiundzwanzig ZiZaZus an den Händen fassen müssten, um ihn zu umspannen. ZiZaZu kann Fenster und eine Türe erkennen, die im Stamm eingelassen sind. Aus einem Schornstein im Geäst steigt Rauch auf. „Und was tut er da?“, wispert Huga. „Er ... er ... häkelt“, flüstert ZiZaZu zurück. „Beim Krötenschleim, ich glaube, ich träume. Das Ding sieht wie ein Schal aus.“ „Echt?“, fragt Bu. „Wenn ich es sage! Aber egal, was der Drache tut, seid ihr bereit?“ Huga und Bu nicken. „Gut, dann schleich ich mich näher ran. In fünf Minuten kommt ihr raus und lenkt ihn ab, und dann bin ich dran. Die Armbanduhren, die ich uns gezaubert habe, zeigen dieselbe Zeit an. Und die läuft ab jetzt. Viel Glück“, damit wendet ZiZaZu sich ab und kriecht, so flink er kann, davon. Hinter sich hört er Hugas und Bus geflüstertes „Viel Glück.“ Viereinhalb Minuten später hält ZiZaZu an. Er ist dem Drachen so nahe, dass er beinahe dessen Schwanz, der über eine Armlehne des Schaukelstuhls hinabhängt, berühren kann. Gleich ist es soweit. Er fischt sein Zaubererherz aus seiner Unterhose, nimmt seinen Mut und seine Konzentration zusammen. All seine Gedanken, Sorgen, Zweifel und Ängste werden klein. ZiZaZu wird innen ganz still und fühlt Magie in sich aufsteigen. Erst klein, nur ein paar Tropfen, die schnell mehr werden, bis die Magie wie ein starker breiter Waldbach sprudelt. Seine Handflächen werden warm, dann heiß. In dem Augenblick, als Huga mit Bu in der Hand aus dem Gebüsch in Heuschreckenart auf den schaukelnden Drachen zuhüpft und schauerlich laut „Buuuuuuuuuuu“ kreischt, dass einem Bären vor Schreck sämtliche Haare ausgefallen wären, springt ZiZaZu auf und schießt einen Energieblitz aus seinen Handflächen auf den Wunderdrachen ab. „Hahahaha. Hihihihi. Hohohoho.“ Anstatt in seinem Schaukelstuhl zu erstarren, lacht sich der Drache kaputt. Verdutzt bleibt ZiZaZu stehen und lässt die Arme sinken, obwohl er gerade einen weiteren Erstarrungsblitz schleudern will. „Hahahaha. Hihihihi. Hohohoho. Das kitzelt. Mach das noch mal“, verlangt der Drache kichernd und wischt sich seine Lachtränen aus den Augenwinkeln. „Öhm“, sagt ZiZaZu dümmlich. Wenn Sofrot in diesem Moment aufgekreuzt wäre, überraschter wäre ZiZaZu nicht gewesen. „Hey, mach das noch mal. Bitte. Das kribbelt so schön“, drängt der Drache. ZiZaZu, der vor Verwirrung sowieso nicht weiß, wo oben und unten ist, gehorcht. Etliche Kitzel-Kribbel-Blitze später steht ZiZaZu mit Bu und Huga neben dem Drachen und starrt ihn verwundert an. Dieser liegt schlapp gelacht vor seinem Schaukelstuhl und kichert immer noch leise vor sich hin. „Du bist nicht böse?“, fragt Huga, bevor ZiZaZu ein Wort sagen kann. „Wieso böse? Wie kommst du denn auf die Idee?“ Der Drache rappelt sich auf. ZiZaZu sieht, dass er genauso groß wie er selbst ist. Seine goldene Haut strahlt in der Nachmittagssonne. „So wie ich das sehe, bist du“, er zeigt auf ZiZaZu, „ein Zauberer, aber was bist du? Ein überdimensionaler Grashüpfer? Also, bevor du dich so aufplusterst ...“, ZiZaZu sieht, dass Huga zu einer schreckenmäßigen Antwort ansetzt, spricht der Drache mit einer Stimme, die wie geschmolzene Schokolade klingt, weiter: „Ich heiße Perpetua Wunderdrachine.“ „Eine Drachine, voll stark“, hört ZiZaZu Huga begeistert rufen. „Ich bin eine Zauber-Schrecke, eigentlich eine Zauber-Schreckine.“ ZiZaZu und Bu sehen sich an. Weiber! Wenig später sitzen alle in Perpetuas gemütlicher hohler Eiche um den Tisch und stopfen ihre selbstgebackenen Kekse mit Kakao in sich rein. „Wir brauchen gelben Nasenschleim, um Sofrot ...“ „Kuckuck. Kuckuck. Kuckuck.“ ZiZaZus Worte gehen im Lärm dutzender Kuckucksuhren unter, die die volle Stunde anzeigen und überall an den Bauminnenwänden hängen. Es ist fünfzehn Uhr. Als die Uhren wieder leise ticken, beendet ZiZaZu seine Geschichte. Danach erzählt er Perpetua kurz von den Gerüchten und Legenden, die im Zauberwald über Drachen kursieren. Zu ZiZaZus Ärger hat Bu es sich nicht verkneifen können, zum Schluss seinen Spruch loszulassen: „Hat ein Drachen dich im Rachen, hast du leider nichts zu lachen. Drum denke, wenn das Ende naht, da hast du den Salat. Drum wärst du lieber abgehauen, würd der Drache dich nicht verdauen!“ Darüber muss Perpetua herzlich lachen. „Was für ein Quatsch, aber warte mal, so einen Slogan haben wir auch auf Lager. Wie geht der? Ah ja: Kommt ein Zauberer daher, freut sich der Zauberdrache sehr. Den wird er gleich verdrücken und sich an der Magie entzücken. Aber, wie gesagt, Märchen. So ist das bei uns Drachen auch. Das kommt daher, dass wir nicht genug voneinander wissen. Da erfindet die eine Seite irgendetwas über die andere, das nicht stimmt, und schon gibt es den größten Streit und Zoff, nur weil sich keiner die Mühe macht, zuzuhören, zu fragen oder einfach nur höflich zu sein. Stattdessen gibt es lieber Haue. Viel Ärger kommt ja davon, dass niemand mit dem anderen redet.“ „Alles gut und schön, Perpetua, aber Sofrot hat unsere Kumpels im Bauch, und wir haben noch einen und einen halben Tag Zeit!“ „Ach der“, der kleine Wunderdrache winkt ab, „der ist hier die Ausnahme. Dieses eklige Riesenvieh ist der einzige Zauberdrache, den es im Drachenforst noch gibt. Nur wegen dem haben alle Drachen einen schlechten Ruf. Weil wir mit ihm in einen Topf geworfen werden. Dabei sind wir Drachen ganz normal.“ „Was, bitte schön, soll an Drachen normal sein?“, will Bu wissen. ZiZaZu schaut ihn verärgert an. „Bu, lass Perpetua ausreden.“ Sie können es sich nicht leisten, dass der Wunderdrache sauer wird, bevor ZiZaZu ihn nach gelbem Nasenschleim gefragt hat. Wenn Perpetua selbst keinen hat, vielleicht weiß sie dann, wo welcher aufzutreiben ist. Deshalb verschränkt ZiZaZu vor Ungeduld seine Zehen in den Schuhen und hört lächelnd Perpetuas Vortrag über Drachen an, obwohl ihm die Zeit unter den Nägeln brennt. ZiZaZu merkt auch, dass Perpetua sich richtig freut, Besuch zu haben und zu quatschen. Ob sie einsam ist? „Hey, viele Drachen führen ein normales Leben, so wie ich. Wir sind nett und freundlich und auch lustig. Wir hören gerne Witze, auch wenn sie doof sind. Meist sammeln wir lustige Dinge, nur weich, kuschelig oder witzig müssen sie sein. Ich sammle Kuckucksuhren und häkele gerne. Andere sammeln Gummibälle, Besen, Gummistiefel oder Gummibärchen, auch Teddybären, Entenfedern, Moos, Wolle und vieles andere. Oder sie halten sich Meerschweinchen oder Hasen zum Kuscheln.“ ZiZaZu staunt. „Ich dachte, Drachen sammeln Gold, Silber und Edelsteine?“ „Die Mär vom Gold- und Silberhorten ist Firlefanz, denn das ist kalt und unbequem. Hast du schon mal auf Gold geschlafen? Entenfedern sind viel weicher und praktischer. Nur der dämliche Sofrot liegt und sitzt auf Stein. Aber der macht immer alles anders als die anderen. Der ist halt ein gemeiner Zauberdrache. Kein Wunder, dass der der letzte ist. Den mag keiner. Und jeder Drache im Zauberwald möchte ihn loswerden. Das könnt ihr mir glauben.“ „Und warum?“, will Huga wissen. Das interessiert auch ZiZaZu ganz besonders. „Na, weil der uns alle, ich meine wirklich alle Drachen, geärgert hat. Das ist im Grunde noch zu nett ausgedrückt. Der hat uns das Leben schwer gemacht und behauptet, er wäre unser Anführer. Wir mussten ihm Geschenke geben und für ihn arbeiten, sonst hat der uns gehauen oder unser Zuhause kaputt gemacht oder Schlimmeres. Ich musste ihm einen riesen Schal häkeln, hundert Meter lang. Erst wollte ich nicht. Da hat er meine Lieblingskuckucksuhr mit dem rosa Kuckuck zertreten, als wäre sie ein Grashalm, und gedroht, meine Eiche abzufackeln. Natürlich habe ich ihm den Hundert-Meter-Schal gehäkelt. Was sollte ich denn machen? Meine Klauen waren ganz blutig. Und so geht es allen. Sofrot ist leider der größte, stärkste und fieseste Drache im Drachenforst. Selbst wenn wir uns alle zusammentäten, hätten wir keine Chance.“ „Da laust mich doch die Unke. Der ist übler als übel. Oberkrass“, sagt ZiZaZu. „Leider wirkt das DrachenPupsPulver nicht so, dass Sofrot verschwindet. Ich würde den Drachen gerne helfen, aber leider ...“ ZiZaZu hebt die Schultern und lässt den Satz unbeendet. „Keine Bange, ich helfe dir. Schon allein, um Sofrot eins auszuwischen. Nicht nur wegen meiner Kuckucksuhr. Dass du deine Freunde retten willst und dafür alles riskierst, das finde ich so toll! Außerdem hat mein Papa immer zu mir gesagt: Du bist leichtsinnig, Perpetua. Also.“ Der kleine Wunderdrache grinst, bohrt mit seiner Klaue in der Nase herum und fördert einen Klumpen gelben Nasenpopel, groß wie eine Walnuss, hervor. „Hier bitte, ZiZaZu, den schenke ich dir.“ ZiZaZu hat noch nie ein schöneres Geschenk bekommen. „Obermagisch zauberprächtig! Vielen Dank, Perpetua. Du bist die Größte.“ Er lächelt das Drachenmädchen glücklich an. Der kleine Zauberer mag Perpetua sehr gerne.
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