IG Gesamtschule, Platanenweg 14, 50374 Erftstadt Verteiler: Alle Stadtverordneten 50374 Erftstadt Schulentwicklungsplanung Sehr geehrter Herr Mustermann, in wenigen Tagen setzt sich der Schulausschuss, im März auch der Stadtrat zusammen, um über die zukünftige Schullandschaft in Erftstadt abzustimmen. Bisher hat der Stadtrat den Wunsch zahlreicher Eltern nach einer Gesamtschule in Erftstadt ignoriert und sich nach den mehrheitlichen Stimmen des Bürgerentscheides gerichtet. Und das, obwohl das Quorum nicht erreicht wurde und durch die Elternbefragung 2014 ein eindeutiger Bedarf nach einer hiesigen Gesamtschule festgestellt wurde. Das daraufhin angefertigte Gutachten geht von einer Anmeldezahl von 160 Kindern für die erste Jahrgangsstufe aus (nur 100 Anmeldungen wären erforderlich, um nach den Statuten der Bezirksregierung eine Schule einrichten zu müssen!). Keine einzige Schule in Erftstadt hatte im Schuljahr 2015/16 derart viele Anmeldungen, was den großen und dringenden Bedarf einer Gesamtschule in unserer Stadt nochmals unterstreicht. Hinzu kommt die zunehmende Zahl von "Inklusions-Schülern" und von Schülern aus Flüchtlingsfamilien, die an der Gesamtschule optimal beschult werden können. Alle Fraktionen haben den Bedarf anerkannt und Bürgermeister Erner äußerte damals öffentlich: "Das nimmt uns in die Pflicht". Die Planungen zur Errichtung begannen und es wurde das Schuljahr 2016/17 als Beginn der neuen Gesamtschule genannt. Doch das Bürgerbegehren und der daraufhin durchgeführte (und gescheiterte!) Bürgerentscheid machten den Eltern, die sich bereits auf eine Gesamtschule für ihre Kinder freuten, einen Strich durch die Rechnung. Dabei hatte der Bürgermeister selbst am Abend der Ergebnisverkündung noch verlauten lassen: "Die politische Entscheidung um den möglichen Standort einer Gesamtschule wird in Ruhe ausdiskutiert werden müssen". Dazu ist es bisher aber in keiner Weise gekommen. Die Eltern bleiben seither enttäuscht und machtlos zurück. Sie fühlen sich von der Stadt verraten und verstehen – bis heute – die Welt nicht mehr: Warum wurde dieser zuvor festgestellte Bedarf auf einmal nicht mehr anerkannt? Warum sollten alle Erftstädter Wähler, egal ob kinderreich oder kinderlos, die Bildungszukunft ihrer Sprösslinge bestimmen? Warum sind sie auf einmal in ein parteipolitisches Machtgefüge geraten, wo es doch eigentlich darum geht, ihren Kindern die besten Chancen auf einen guten Schulabschluss zu ermöglichen? Warum wurden Pläne und Ankündigungen in Zusammenhang mit der Gesamtschule mehrfach nicht umgesetzt? Zurück bleibt die Sorge, ob ihr Kind überhaupt an einer auswärtigen Gesamtschule angenommen wird (in Weilerswist wurden nach Stand von Mai 2015 40% der Erftstädter Kinder abgelehnt!). Oder ob das Kind auf einer alternativen örtlichen Schule nicht über- oder unterfordert ist und ob es trotz Haupt- oder Realschulempfehlung einen höheren Bildungsabschluss erreichen kann und einen dafür notwendigen Schulwechsel gut verdauen wird. Sicher, auch diejenigen Eltern, welche für den Erhalt der bisherigen Schulen abgestimmt haben, haben die Sorge, ob ihre Kinder den Abschluss noch an ihrer Schule machen können, sollte ihre Schule als Standort der neuen Gesamtschule ausgewählt werden. Aber wir alle wissen, dass diese Sorge unbegründet ist! Denn keine Schule würde von jetzt auf gleich geschlossen und kein Schüler vor die Tür gesetzt werden. Es würden lediglich keine neuen Eingangsjahrgänge mehr gegründet, sodass die Schule nach und nach ausläuft. Eine Praktik, die in vielen Städten gang und gäbe ist. Wir, die IG Gesamtschule Erftstadt, vertreten seit Herbst 2015 die Interessen derjenigen Eltern, die sich sehnlichst eine moderne und vielfältige Schullandschaft für ALLE Erftstädter Kinder wünschen: mit einer Haupt- und einer Realschule, einem Gymnasium UND einer Gesamtschule! Und wir möchten Ihnen mit diesem Schreiben ans Herz legen, uns im Interesse dieser Eltern und im Interesse der Stadt Erftstadt dabei zu unterstützen und in der kommenden Stadtratssitzung FÜR eine Gesamtschule zu stimmen. Wir sind kein Feind der bisherigen weiterführenden Schulen und es ist nicht in unserem Sinn, die bestehende Schullandschaft "kaputtzumachen". Betrachtet man jedoch bei der Suche nach einem geeigneten Standort die städtischen finanziellen Mittel, Schülerzahlen sowie inhaltlichen Konzepte, Anmeldezahlen und interne Zufriedenheitsaussagen aller örtlichen Schulen, fällt der Blick schnell auf das Gymnasium Lechenich, das seit Jahren stetig sinkende Neuanmeldungen aufweist und im letzten Schuljahr mit nur 68 Anmeldungen lediglich 18 Anmeldungen weit von einer Schließung durch die Bezirksregierung entfernt ist. Sollte sich der Abwärtstrend also weiter fortsetzen, könnten die Lechenicher Schüler schon bald kein Abitur mehr in direkter Wohnortnähe machen. Wir bitten Sie daher, die Gesamtschule nicht als Bedrohung, sondern als Chance für Lechenich und ganz Erftstadt wahrzunehmen. Denn mit dem Aufbau einer Gesamtschule würde die Erftstädter Schullandschaft sinnvoll bereichert und die Schüler aus dem Einzugsbereich Lechenich hätten weiter die gesicherte Möglichkeit, wohnortnah das Abitur abzulegen. Mit den 22 Millionen Euro, die aktuell für die Sanierung des Schulzentrums Lechenich vorgesehen sind, könnte ein modernes Schulzentrum mit Gesamtschule eingerichtet werden, dass dann nicht nur äußerlich in neuem Glanz erstrahlt, sondern auch inhaltlich mit einer zukunftsträchtigen und immer beliebter werdenden Schulform aufwarten kann. Und das mit einem modernen Lernkonzept (wie bspw. in Weilerswist) oder einer bilingualen Form (wie in Kerpen) die Stadt Erftstadt enorm aufwertet, für viele junge Familien ein großes Stück attraktiver macht und die aktuell zahlreichen Auspendler zurückholt bzw. zukünftig verhindert! Laut Schulentwicklungsplan pendeln 23% der Schüler jedes Jahrganges (ca. 100) nach der Grundschule in Nachbarkommunen aus, davon fast die Hälfte (43%) auf Gesamtschulen. Dadurch gehen der Stadt Erftstadt jährlich Fördermittel in Höhe von 900.000€ verloren. Natürlich haben wir nichts gegen andere Standorte für eine Gesamtschule. Allerdings ist es für uns nicht vorstellbar, dass beide Gymnasien neben einer Gesamtschule zukunftsfähig bestehen können. Wir hoffen, dass wir Sie mit diesem Schreiben mit auf die Reise nehmen können - eine Reise in ein Erftstadt mit einer modernen, zukunftsträchtigen und bunten Schullandschaft, in der ein wirklicher Schulfrieden herrscht, weil dann letztlich ALLE Eltern und Schüler die Schulform ihrer Wahl finden können, kein Kind zurückgelassen wird und alle die gleiche Chance auf einen bestmöglichen Bildungsabschluss - und somit auf eine bessere Zukunft - bekommen! Bitte stimmen Sie in der nächsten Schulausschuss- und Ratssitzung einem Schulentwicklungsplan ohne Gesamtschule nicht zu. Auch, wenn Sie selbst kein Gesamtschulbefürworter sind, nimmt Sie doch der von allen Fraktionen anerkannte dringende Bedarf an dieser Schulform in die Pflicht. In der Hoffnung auf die bestmögliche Lösung für Erftstadt verbleiben wir mit freundlichen Grüßen Beate Liedemann in Vertretung für die IG Gesamtschule Erftstadt
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