LISA BIEDLINGMAIER Werkdokumentation Lisa Biedlingmaier lebt und arbeitet in Zürich und Stuttgart geboren in Tscheljabinsk (Ural), aufgewachsen in Georgien 1988 Ausreise nach Deutschland, Stuttgart 1997-2003Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart 2003-2005 Studium an der ZHDK, Fotografie seit 2000 Mitglied der forschungsgruppe_f seit 2013 Dozentin an der Merz Akademie, Stuttgart seit 2014 Teil des Kuratoren-Duos „peekaboo!“, mit Bernadette Wolbring Preise und Stipendien 2015 2014 2014 2012 2011 2010 2010 2009 2009 2007 2003 Projektstipendium, LB-BW Stiftung Projektstipendium, Kulturamt Stuttgart Projektstipendium, ProHelvetia New York City - Werk-/Atelierstipendium der Stadt Zürich Paris/Cité des Artes - Werk-/Atelierstipendium der Stadt Zürich Arbeitsstipendium, Stiftung Kunstfonds Bonn AWARD, Fotosommer 2010, Stuttgart Projektstipendium, Karin Abt Stiftung Projektstipendium, ProHelvetia Stipendium der Kunststiftung Baden Württemberg DAAD Jahresstipendium für Zürich, Schweiz Ausstellungen, Performances, Aktionen 2016 „Older than Jesus“, Palermo Galerie „Proposition Po-position“, Städtische Galerie im Kornhaus, Tecknang, Deutschland „Refine all pores“, TAUT, Kunstverein Wagenhalle, Stuttgart 2015 „Foundation For Freckles“, TAUT, Kunstverein Wagenhalle, Stuttgart „Lebenslügen“, Regionle 16, FABRIKculture, Hégenheim, Frankreich „Tiefseeübungen 334m ü NHN“, Werkstatthaus Stuttgart „Tag der Performance“, Skulpturenpark Bamberg „Tag der geschlossenen Türe“, Kunstverein Wagenhallen e.V. , Stuttgart „Nacht der langen Museen“, Kunstlager, Stuttgart „Lose Bande“, Städtische Galerie Offenburg, Deutschland 2014 „Houston we have a problem“ ARTISTERIUM 7, Georgian National Museum, Tbilisi, Georgien „Kunst/Stoff“, Regionale 15, E-Werk, Freiburg „Invisible Cities“, Kunstverein Freiburg „Echolot“, BINZ 39, Zürich „About Glass Ceilings and Sticky Floors“, Kunstverein Wagenhallen e.V., Stuttgart „Ich versteh` nur Bahnhof“, Künstlerhaus Stuttgart 2013 „ReCoCo – Life under representational Regimes“, Museum of Bat Yam, Tel Aviv Artist talk at Bezalel Academy of Arts and Design, Tel Aviv, Israel „Das Antlitz!“ – Mitglieder Ausstellung, Württembergische Kunstverein, Stuttgart „Catch of the year“, Dienstgebäude, Zürich „Wagenhallen ausser Haus“, Galerie der Stadt Backnang, Deutschland „Puschki und Gogol“ Perfomance mit Georg Winter, Kunstmuseum Reutlingen 2012 „Ninkas Institute for Democracy“, Screening im Kunstmuseum Stuttgart 2011 „MONUMENT - MOVEMENT”, MUSE-New York Center of Photography and Moving Image, New York City „Äther”, Alpineum-Produzentengalerie, Luzern „...we didn`t talk much, out of worry and everything”, Red House, NYC „ReCoCo - Life Under Representational Regimes“, Kunsthalle Exnergasse, Wien „tanz mit mir”, Benzeholz, Luzern „carte blanche”, Kunstverein Offenburg, Deutschland „Kommentar 2010“, T-Room Galerie, Samara, Russland 2010 „A travers un cercle de regards“, Cité International des Artes, Paris „Le nouveau vague“, Casa nell`Arte, Cadegliano, Italien „Zeit“, Darmstätter Kunstverein, Fototage, Darmstadt „Fotosommer 2010“, Württembergischer Kunstverein, Stuttgart „Maschavera“, Schloss Donzdorf, Deutschland Proposition P oposition „Die Einladungskarte“ Soloshow in der Städtische Galerie Kornhaus, Kirchheim (Teck) Januar 2016 „Die Aufsicht“ „D.I.Why?“, HD-Video 6min, Doppelprojektion „D.I.Why?“ „D.I.Why?“, HD-Video 6min, Doppelprojektion „Die Rede“ - Videoinstallation 10 min, Bank auf Rollen, Schaumstoff, Gurte https://vimeo.com/160606788 „Die Aufsicht“, Plakat der Sixstinischen Kapelle, Florarium, Hose, Lappen, Zerstäuber, Aufsichtspersonal You reasonably close to your optimum weight Money is attracted to you, but you never have enough You are obsessed with exercise You are unable to stop expressing your emotions You are lost in the “flow” You experience emotional swings You are aware of, and comfortable with, your personal power You tend to be over-confident You tend to avoid responsibility You have too much energy and may have difficulty resting or sleeping You rarely do what you say You can be ecstatic, but swing quickly from happy to sad You feel everything is perfect You have many friends, but few close ones You feel yourself above the world around you Compassion usually dictates your actions You often give those who don`t need or want You tend to express yourself accurately and bluntly You often interrupt because you hear what has not been said yet You tend to be indulgently creative You are comfortable with the sound of your own voice You are unable to focus on several ideas at once You have several creative outlets You have so many good ideas yet implement so few You are unable to trust your intuition „Die Getränke“, Bierflaschen, Etiketten Proposition P oposition Bereits das Wortspiel «Proposition» – «P oposition» relativiert die Wichtigkeit der künstlerischen (Einzel) Präsentation. Die künstlerische Setzung als Vorschlag (samt dessen Gegenteil) besitzt etwas Vorläufiges und Transitorisches. Diese Lücke, die hierbei entsteht, könnte auch als Angebot an den Besucher gelesen werden, sich sein eigenes Bild von den visuellen Angeboten zu machen. Lisa Biedlingmaier hinterfragt die Konventionen und Erwartungen, die von Kuratoren, Kunstmarkt und Publikum an eine Ausstellung gestellt werden und konterkariert diese: Das Ritual der Eröffnungsrede als Liveauftritt und Legitimation künstlerischen Schaffens wird entauratisiert und nur noch als mediatisierter Bild-Text zugegen sein. Die vermeintliche Einzelausstellung wird zur Gruppenausstellung inszeniert, in der unterschiedliche künstlerische (Körper)Haltungen und Lebenskonzepte präsentiert werden. Konstante Bestandteile einer Ausstellung wie beispielsweise die Beleuchtung, verändern sich und rücken immer wieder andere Exponate und Situationen ins Licht der Aufmerksamkeit. Susanne Jakob „Wie ein riesiger Werbeschriftzug ist das Wort „P OPOSITION“ in hellgrauen Buchstabenfragmenten auf die große Rückwand des Galerieraums gemalt. Es erfordert etwas Fantasie, diesen Schriftzug zu entziffern, denn die Buchstaben sind nicht vollständig, sondern nur innerhalb von rechteckigen Ausschnitten zu sehen. Diese Ausschnitte entsprechen den Maßen der gegenüberliegenden Schaufenster, durch die man von der Städtischen Galerie in die Arkaden des Kornhauses schauen kann. „Dahinter steht die Idee der Außenwerbung, die in den Innenraum versetzt wurde“ erklärt Lisa Biedlingmaier, die Künstlerin, die ihre Ausstellung von Fotos, Videos und Installationen als „Proposition P oposition“, also als „Vorschlag“ und zugleich auch als dessen Gegenteil betitelt hat. Zentral im Raum sind zwei Videoprojektionen zu sehen, die auf beiden Seiten einer großen, von der Decke abgehängten Platte erscheinen. Der Betrachter kann alternativ immer nur eine Seite betrachten: entweder den dynamischen Loop, der eine Sportstudentin im eng anliegenden weißen Dress zeigt, die Yogaübungen vorführt, oder auf der anderen Seite ein Clip in dauernder Zeitlupe, in dem kostümierte Darsteller die Posen von Stars eines Musikvideos zu pa rodieren scheinen. Die Videos sind mit einer gemeinsamen Audiospur untermalt, auf der abwechselnd Punkrock und indische Musik zu hören ist. Beide Loops sind professionell wie Werbevideos geschnitten. Für den Betrachter wird die Installation in dem Moment interessant, wenn die Bandmusiker ihre Lamettaperücken in Zeitlupe, und daher passend zum langsamen Takt der indischen Musik, schütteln, und die Bewegungen der Darstellerin auf der anderen Seite, die eine besonders athletische und dynamische Form des „Kundalini Yoga“ vorführt, zum schnellen Rhythmus der Stuttgarter Postpunkband „Mosquito Ego“ zu passen scheinen. Passend ausgewählt und gestaltet sind auch die Getränkeflaschen, die zur Vernissage angeboten wurden. Bier gehört zum Punk, und die Etiketten beziehen sich auf charakteristische Beschreibungen der Chakras, der Energiezentren des Körpers. Der Besucher ist aufgefordert die zu ihm passende Flasche auszuwählen. Während sich die zahlreichen Besucher daranmachten, durch Leeren dieser Kunstflaschen zum Gelingen der Eröffnung beizutragen, durfte auch die Eröffnungsrede nicht fehlen, allerdings in verfremdeter Form, nämlich als Aufzeichnung, vorgetragen von dem Künstler Georg Winter. Das zwei Tage vor der Eröffnung aufgenommene Video mit dem Titel „Kommentar“ zeigt ihn im Bewusstsein der inszenierten Zeitverschiebung: „Ich freue mich, Sie zu begrüßen, obwohl Sie noch nicht da sind“. Die Kamera filmt den Redner leicht schwindelerregend auf einem sich drehenden Wagen in der Ausstellung.“ Kai Bauer In der Ausstellung „Proposition P oposition“ fand die Aufführung der Klangperformance WHITE SOUND/WHITE NOISE von Moritz Finkbeiner und Lisa Biedlingmaier statt. Objects of desire „Objects of desire“ Nebelmaschine, Nebelfluid, C-Prints gerahmt Tiefseeübungen 334m ü dem Meeresspiegel Werkstatthaus Stuttgart Oktober 2015 „Objects of Desire“ „Objects of desire“ Folie mit Granitdruck, Nebelmaschine, Nebelfluid „Objects of desire“ Folie mit Marmordruck „Objects of Desire“ Malervlies, Lack / C-Prints gerahmt Objects of Desire Lisa Biedlingmaier untersucht in ihrer künstlerischen Arbeit die Entstehungs-, Produktions- und Rezeptionsbedingungen des Kunstsystems. Der Titel der Gruppenausstellung „Tiefseeübungen 334m ü dem Meeresspiegel“, im Skulpturenareal, gibt den Hinweis auf eine experimentelle Herangehensweise der Künstler. „ ...Wie archäologische Funde stapeln sich die Steine im Bildhauergarten, sie weisen Bearbeitungsspuren auf. Inszeniert von Lisa Biedlingmaier, vor verschiedenen Hintergründen, findet eine Verschiebung des Kontextes und der Werte statt. Die Steine entfalten ihr Potenzial als Objekte der Begierde: Kunstwerke, Konsumgüter, Götzenbilder. Platzhalter für Wünsche, Vorstellungen, Erinnerungen, Geschichten. Es sind vergleichbare Strategien, wie sie auf dem gesättigten neoliberalen Markt anzutreffen sind. Primär wird ein Produkt entwickelt und nachfolgend, durch Werbung, das Bedürfnis es besitzen zu wollen. Sowohl die Fotografien, die architektonische Wandverblendungen, als auch die „dekorativen“ Vlies-Teppiche konstruieren hier einen ironischen Kommentar. Die Nebelmaschine verschleiert die Sicht und schafft Atmosphäre. So entwickeln die Objekte einen komplexen Diskurs über die existierenden Beziehungen zwischen Pop-Kultur und Konsum, zwischen Mode und Kunst, zwischen Attrappe und Skulptur. Lisa Biedlingmaier entpuppt sich ohne zu urteilen als kritische Beobachterin sowohl der zeitgenössischen Realität als auch der Kunstwelt, in der sie sich selber bewegt.“ Michl Schmidt For Robert - Objects of Desire II „Foundation For Freckles“ TAUT, Kunstverein Wagenhalle, Stuttgart November 2015 „For Robert - Objects of Desire“ Folientext auf Holz „For Robert - Objects of Desire“ Print auf Fensterrollos, Print auf PVC-Banner, 250x500cm „For Robert - Objects of Desire“, Print auf PVC, 250x500cm „For Robert - Objects of Desire“, HD-Video, 50 min. Installation: Aquarium, Stein, Licht For Robert - Objects of Desire II Für die Akteure der Kunstwelt ist die Dokumentation bis zu einem gewissen Grad das wichtigste Werkzeug zur „Vermarktung“ ihrer Arbeit geworden. „For Robert – Objects of Desire“ spielt dieses Phänomen in einer Präsentation durch. Während das OriginalKunstwerk nur noch der Aufbauhelfer, alias Robert, zu sehen bekommt, gehen die Abbildungen dieses Kunstwerks um die ganze Welt und schaffen Mythen und Ruhm. „Im TAUT bezieht sich Lisa Biedlingmaier auf eine zuvor stattfindende Ausstellung an einem anderen Ort (im Werkstatthaus Stuttgart) und verweist dadurch auf die Prozesshaftigkeit von Kunstproduktion- und Präsentation. Beide Installationen stellen Bezüge zur jeweils anderen Ausstellung her. Offen bleibt dabei, wo der Betrachter auf das Original, die Repräsentation oder die Dokumentation trifft. Eine Dokumentation verleiht dem flüchtigen Ausstellungsformat Dauer. Die Abbildungen von Kunstwerken werden durch das Internet auf dem schnellsten Weg zum Betrachter gebracht.“ Bernadette Wolbring, peekaboo! FEHL- AUFNAHMNE Kunstraum Reto Ganz, Zürich 2009 Dr. Peter Pfrunder, Leiter der Fotostiftung Schweiz, bespricht das Fotoalbum „A.W.“ HD-Video, 44 Min Filmstills aus: „Dr. Peter Pfrunder, Leiter der Fotostiftung Schweiz, bespricht das Fotoalbum „A.W.“ Mit einem, im Brockenhaus erworbenen, alten, anonymen Fotoalbum In den „Kunstraum Reto Ganz“ lud ich weitere KünstlerInnen ein, um In einem einstündigen Interview beantwortet er meine Fragen zum Arbeiten von: Stefan Burger, Lucie Kolb, Jenny Rova, Romy Rüegger, besuchte ich Dr. Peter Pfrunder zu Hause während seines Sabbatjahrs. Album und teilt mit mir sein Fachwissen. Fazit: historische Relevanz haben die Bilder keine, aber sehr hohe Qualität! Ins Archiv der Fotostiftung kann es nicht aufgenommen werden, da der Fotograf anonym ist und wir kein Gesamtwerk von ihm haben. auf das Album eine zeitgemässe Antwort zu finden. Vertreten waren Pascal Schwaighofer, Robert Steng, Lena Maria Thüring, Christian Vetter und Georg Winter. In der Oberwelt e.V. in Stuttgart entwickelten Sibylle Koch und Petra Köhle / Nicolas Vermot Petit-Outhenin Arbeiten entlang des Albums von A.W. FEHL- AUFNAHMNE Nach wie vor spielt die Motivation in der Kunst eine große Rolle. Und nur selten erbarmt sich das Schicksal einer kreativen Seele und schickt seine Vertreter in Form von Kuratoren, Museumsdirektoren oder Sammlern vorbei, um diese zu entdecken und vor der Vergessenheit zu bewahren. Es hatte wohl seine Gründe, warum ein Fotoalbum mit dem Autorenkürzel „A.W.“ im Secondhand-Laden Brockenhaus in Zürich landete und nicht im Museum. Die Aufnahmen des Albums entstanden auf einer Reise durch das französische Marokko und Algerien. Das Album enthält keine Zeitangaben und wir bekommen auch den Fotografen auf keinem der Bilder zu Gesicht - ob aus zwinglianischer Bescheidenheit oder weil die Nachfahren die Bilder entwendet haben, bleibt unklar. Gehen wir davon aus, dass A.W. ein ganz gewöhnlicher Schweizer aus der Mittelschicht war, der sein einmaliges Abenteuer auf dem Motorrad fotografisch festhielt, kunsthistorisch also von keiner Relevanz. Und nehmen wir dennoch sein kleines Werk mit den darin verborgenen Themen, als Ausgangspunkt für eine künstlerische Auseinandersetzung. So stellen sich beim Durchblättern jede Menge Fragen und man versucht zu deuten und zu interpretieren. Themen wie Reisen, Fremde, Seefahrt, Vorurteile, 50er Jahre, aber auch Selbstreferentialität der Fotografie, Design, Archiv, usw. sind im Album virulent und laden zur Auseinandersetzung ein. Bereits einmal rückte das Album ins Zentrum des Interesses, als es bei einer Aktion der forschungsgruppe_f mit Besuchern des Stuttgarter Kunstvereins visioniert und diskutiert wurde, und daraus diverse neue Rückschlüsse gezogen werden konnten. Neben einer Vielzahl an Fotografien besteht das Album aus sorgfältigst ausgeführten Ornamenten und Bildunterschriften. Eine da von „HUSCH – SIE IST VORÜBER! FEHL–AUFNAHME!“ eröffnet ein Nachdenken über den entscheidenden Augenblick und führt unweigerlich zur Frage: Vermag die Fotografie zu zeigen, was ihr entgeht? Die Räumlichkeiten der Ausstellung sind über zwei Städte verteilt und setzen sich aus dem Kunstraum Reto Ganz in Zürich und der Oberwelt e.V. in Stuttgart zusammen. Nur wenn eineR eine Reise tut setzt sich die Ausstellung ganz zusammen. Bitten, auffordern und sich bedanken! Bitten, auffordern und sich bedanken! C-Prints auf Alu, 28x40cm Echolot BINZ39, Zürich 2014 Aus der Serie „Bitten, auffordern und sich bedanken“ Bitten, auffordern und sich bedanken! Wörter und Sätze sind nicht wie Backsteine, sondern gleichen eher chemischen Elementen, die je nach Kombination und Kontext neue Verbindungen mit neuen Bedeutungen eingehen. Wörter können wie Gummi gedehnt und verbogen werden. „Lisa Biedlingmaier realized for the exhibition „Echolot“ the new work „Bitten, auffordern und sich bedanken!“. During the preparatory works for the exhibition Biedlingmaier stumbled on index cards that students often use for learning a new language. She was surprised and irritated about the contents and possibilities for interpretation that they have, depending on the topic one has in mind. In this case it is the exhibition frame, the two countries Georgia and Switzerland, with all their possible complexity. The viewer is invited to make his/hers own analysis and then even maybe to analyze that.“ Irene Grillo “Zwischen den Kulturen steht das Wort. „Bitten, auffordern und sich bedanken!“ von Lisa Biedlingmaier zeigt die problematische Bedeutungsverschiebung im Übersetzen von einer in die andere Sprache. Denn zu wissen, was der andere unter etwas Bestimmtem versteht, heisst, sich in seine Welt zu begeben, zu verstehen versuche, wie es um seine/ihre Weltsicht steht.“ Andreas Hagenbach und Kathrin Borer Exhibition walls I - III „Exhibition walls I - III“ 3 Holzwände mit Farbe, Tapete Kunstverein Wagenhallen e.V., Stuttgart 2014 Ausstellungswände 3er Stuttgarter Kunstinstitutionen: Kunstmuseum Stuttgart / Württembergischer Kunstverein / Künstlerhaus Stuttgart Ausstellungswände (stellvertretend für Kunstinstitutionen) können als Möglichkeiten, aber auch als Hindernisse angesehen werden. Der Wunsch nach Anerkennung kann durch die Möglichkeit einer Ausstellung sich erfüllen oder ein Wunsch bleiben, wenn die Einladung ausbleibt. Die Wagenhallen sind ein Ort an dem ca 80 Künstler ihre Ateliers und Werkstätten haben. Die Wände wurden an den Ort der Kunst-Produktion geliefert und den Künstlern zur Verfügung gestellt. undefined Filmstil aus „undefined“ HD-Video Kunstverein Wagenhalle e.V., Stuttgart 2014 Stefan Burger Filmstil aus „undefined“ HD-Video Werner von Mutzenbecher https://vimeo.com/127058903 „undefined“, Installationsansicht Martine Ulmer Nicolas Vermot Petit-Outhenin https://vimeo.com/127345344 Das Atelier wurde über Jahrhunderte nicht nur in seiner pragmatischen Funktion als Werkstätte oder gedankliches Laboratorium registriert, sondern in viel grösserem Masse als ein Ort empfunden, an dem die Prämissen für die individuelle künstlerische Identität ergründet werden können. Das Interieur, ob Privatzimmer oder Arbeitszimmer liefere Indizien über die in ihm wohnende bzw. arbeitende Persönlichkeit. Sieben Künstler wurden aufgefordert zu einer von ihnen ausgewählten Musik sich im Raum zu bewegen bzw ihrer Arbeit nachzugehen. Cat Tuong Nguyen Reve Ta Stogne HD-Video, 11 min, 2 Kanal Projektion Installation Wagenhallen ausser Haus Galerie der Stadt Backnang 2013 It was empty land, only snow and we had to remove the snow and dig a ditch. „Reve ta stogne“ HD-Video; 11 min There were some really good singers in the group, real profis. We had to sing in Ukranian, “Reve ta stogne”. We had to learn it first, the Ukrainian song. https://vimeo.com/73560440 Reve Ta Stogne “Storytelling reveals meaning without committing the error of defining it.” Hannah Arendt Wie erzählt man eine Geschichte? Im Roman „Atemschaukel“ von Herta Müller wird das Schicksal eines jungen Rumäniendeutschen beschrieben, der nach dem Zweiten Weltkrieg zur Wiedergutmachung für fünf Jahre in ein Arbeits-/Konzentrationslager in die Ukraine verschickt wird. Herta Müller wurde für die Sprache, die sie fand, um dem Unbeschreiblichen Ausdruck zu verleihen, mit einem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Lisa Biedlingmaier ist mit ähnlichen Geschichten aufgewachsen. Ihre Grosseltern waren Russlanddeutsche, die im Zweiten Weltkrieg nach Sibirien in Arbeitslager deportiert wurden. Dennoch war es die „Atemschaukel“, die ihr das Leid dieser Menschen erst vor Augen führte. Es stellte sich die Frage: Braucht es Schriftsteller, Filmemacher oder Künstler als Vermittler von Geschichten? Die Erzählweise, mit allem was dazu gehört, - der Dramatik, der Intensität, der Wort- und Formwahl - ist ein grosser Bestandteil einer Geschichte und das Zusammenspiel dieser Faktoren entscheidet über die Tatsache, ob die Geschichte erzählens- und erinnernswert ist. Eine Geschichte braucht Publikum, und der Weg ins kulturelle Gedächtnis führt über ein breites Interesse oder Mitgefühl. Auf verschiedene Weisen versucht Biedlingmaier, sich an die Thematik heranzutasten. In der Arbeit „Katharinenfeld - Luxemburg - Bolnisi“ führte sie Interviews mit ihren Verwandten (der älteren Generation). Drei Frauen erzählen vor der Kamera vom Erlebten im Kaukasus, in Sibirien, in Deutschland. Autobiographische Zeitzeugenberichte in den Wirren der Weltgeschichte - und doch mit einem gemeinsamen Schicksal, das stellvertretend für ein ganzes Volk steht. Ein Interview wurde zur Grundlage für eine weitere Arbeit: „Reve ta stogne“. Die Geschichte der Grosstante Edith Biedlingmaier wird in einer Mischform aus Film und Dokumentation als Theaterprobe inszeniert. Durch das noch offene Ergebnis wird der Zuschauer in den Prozess der Entstehung und der Interpretation mit einbezogen, denn das Theaterstück ist noch in der Formfindung. Ausser ein paar Requisiten ist die Bühne leer, und die Schauspieler lesen ihren Text vom Blatt ab. Der Inhalt wird transformiert, jedoch ohne festgelegte Form. Doch nicht nur das Formale wird in den Vordergrund gestellt. Die Eigenschaften des Sich-Erinnerns werden aufgefächert. Die 88-jährige Erzählerin bekommt ihr junges Pendant an die (ihre) Seite gestellt. Ein Wechsel zwischen den Beiden veranschaulicht die verschiedenen Sichtweisen, die sich durch die Zeit transformieren. Eine Beziehung zwischen zwei Frauen, die ein- und dieselbe sind. Die Erzählung wird auf mehrere Monitore aufgeteilt, um die Diskrepanz zwischen dem Erlebtem und der Erinnerung zu zeigen. Im Verlauf der Geschichte ändert sich die Interpretation des vermeintlichen Schicksals mehrmals. Wendepunkte im Leben werden immer wieder neu bewertet. Die eindeutige Zuordnung des Guten und Bösen hebt sich auf. Das Heimweh des Ukrainischen Lagerchefs führt zur Schicksalswende und somit zum Überleben der jungen Frau.
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