Schützenhof sucht Liebhaber

Bad Nauheim
Samstag, 16. Mai 2015
Schützenhof sucht Liebhaber
26
Open (F)air: Frühstück
im Gemeindegarten
Bad Nauheim (aag). Im Rahmen der Fairtrade-Frühstückswochen lädt die evangelische Kirchengemeinde für Samstag, 23.
Mai, zu einem Open-(F)air-Frühstück in
den Gemeindegarten ein. Ab 9 Uhr wird
dort ein Frühstück mit vielen fair gehandelten Zutaten angeboten. Das Organisationsteam um Regina Reitz hofft auf gutes
Wetter und auf viele Teilnehmer, die ein leckeres Frühstück in netter Runde und mit
einer schönen Aussicht genießen möchten.
Für die Finanzierung der Frühstückszutaten wird ein kleiner Spendenbeitrag von
den Teilnehmern erbeten. Für die Organisation bittet Regina Reitz um eine Anmeldung per E-Mail ([email protected]).
Interessierte können auch anrufen, die Rufnummer lautet 0 60 32/71 34 45.
Schon lange schlummert der
Schützenhof in Schwalheim
den Dornröschenschlaf,
obwohl er historisch interessantes Fachwerk aufweist,
hübsch an die Wetter grenzt
und eine spannende Vergangenheit hat. Eigentümer
Wolfgang Fertsch hat
Ortsvorsteher Klaus Englert
und der WZ alles gezeigt.
Von Petra Ihm-Fahle
Zum Wohle der Kinder:
Sorge- und Umgangsrecht
I
m Jahr 2002 haben die Gastronomen Brigitte und Alfred Pohl das Restaurant
»Schützenhof« im Anbau der Schwalheimer
Hauptstraße 38 aufgegeben. Elli Schaar, damalige Eigentümerin und Bewohnerin des
Wohnhauses, ist seit mehr als zehn Jahren
tot, weshalb das historisch bedeutsame, verwunschene Anwesen schon lange leer steht.
Vor drei Jahren entschloss sich der Bad Nauheimer Wolfgang Fertsch zum Kauf, möchte
es an jemanden veräußern, der etwas Schönes daraus macht. Möglichkeiten gibt es,
denn das Grundstück ist mit über 2000 Quadratmetern so groß, dass ein weiteres Haus
darauf errichtet werden könnte. Während
der Anbau abgerissen werden könnte, steht
das Vorderhaus unter Ensembleschutz.
Fertsch öffnet die Tür, um das Innere zu
zeigen. Leicht abgestandener Geruch, aber
nicht weiter muffig. »Es ist trocken, ein
standfestes Gebäude«, weist er auf solide
Balken hin, die das Denkmalamt an einigen
Stellen freigelegt hat. Im Erdgeschoss liegen
drei Zimmer, davon eine Küche mit Fenstern
und Nischen, die früher möglicherweise als
Durchreiche verwendet wurden. Die übrigen
Räume sind kleiner, mit grellen Tapeten aus
den 70er Jahren. Im ersten Stock erschließt
sich eine ähnliche Welt. Wieder sind die Wände mit auffälligen Tapeten beklebt, allerdings aus einer anderen Epoche. Die Gardinen passen dazu, die Türen sind weiß lackiert und vermutlich sehr alt. Unterm Dach
sind zwei weitere Zimmer, die an einen
Mann untervermietet waren, der laut Ortsvorsteher Klaus Englert »Milchfritze Dicke«
genannt wurde. Erneut sticht die Wanddekoration ins Auge, wobei ein Maler vermutlich
Ornamente mit einer Strukturwalze auf den
Putz trug. Sieben kleine Zimmer, Bad und
geräumige Küche – das Haus bietet Platz.
Fertsch hat immer mal wieder Nachfragen,
sogar ein deutschlandweit sehr bekannter
Unterhaltungskünstler hat vor einiger Zeit
nachgehakt, doch den richtigen Interessen-
Nummer - Seite
Bad Nauheim (pm). Am kommenden
Dienstag referiert der Fachanwalt für Familienrecht Ingo Renzel um 20 Uhr im Hotel Rosenau, Steinfurther Straße 1-3, über
das Thema »Zum Wohle der Kinder – Sorge- und Umgangsrecht«. »Unter der Trennung der Eltern leiden Kinder immer.
Manchmal wird sogar der Partnerzwist auf
dem Rücken der Kinder ausgetragen, Kinder müssen vor Gericht. Das Gesetz sagt
klar: Das Kindeswohl muss gewahrt werden. Das ist oft nicht einfach festzustellen«,
heißt es in der Einladung. Renzel referiert
über Gesetzesgrundlagen, Gerichtsentscheidungen und Verfahrensmöglichkeiten.
Der Eintritt ist frei.
Der Schützenhof gegenüber der evangelischen Kirche wirkt eher unscheinbar, ist aber ein
kulturhistorisch interessantes Bauwerk. Auffällig gemusterte Tapeten, bemalte Wände und
weiß lackierte Türen: Die frühere Bewohnerin hatte ihr Haus mit Liebe ausstaffiert. Heute
gehört der Schützenhof Wolfgang Fertsch (r.). Auch Ortsvorsteher Klaus Englert schaut sich
um, hier im Obergeschoss, das früher an einen Mann mit dem Spitznamen »Milchfritze Dicke« untervermietet war.
(Fotos: ihm)
ten fand der 45-Jährige noch nicht. Zurzeit
sei er mit einem sehr netten Ehepaar im Gespräch, auch ein handwerklich begabter junger Mann habe sich das Objekt kürzlich angesehen. Dämmung, Heizung und neue Elektroleitungen müssten hinein.
Das Gebäude hat eine interessante Historie, mit er sich zuletzt Alexander Jung befasst hat. Der Schwalheimer bezieht sich auf
Forschungen des verstorbenen Lehrers Max
Liebig, der davon ausging, dass sogenannte
»Brückenbrüder« im 14. Jahrhundert eine
Kapelle errichteten, einen Vorgängerbau der
evangelischen Kirche, die sich vis-a-vis erhebt. Neben der früheren Mühlgrabenbrücke
hätten sie ein Hospital gebaut, den Schützenhof. Allerdings sind diese Aussagen laut
Jung nicht gänzlich gesichert. Gemäß Aufzeichnungen des Lokalhistorikers Alfred
Martin soll im Kellereingang die Jahreszahl
1582 eingemeißelt sein. Dazu passt das Stilelement des »Manns«, eine Balkenanordnung
im Fachwerk, die laut »Wikipedia« zwischen
1470 und 1550 üblich war. Mit dem Begriff
Hospital kann Verschiedenes gemeint sein.
Laut Liebig war es an bedeutenderen Brücken üblich, Gelegenheit zum Gebet sowie
Einrichtungen zu schaffen, um Gesunden
Labung und Hilfsbedürftigen Pflege zu bieten. Geheimnisvoll: Schützenhof und Kirche
sollen, zumindest laut Volksmund, bis in die
30er Jahre durch einen unterirdischen, mittlerweile zugemauerten Gang verbunden gewesen sein.
Ein »alter Kämpfer« der Partei
Ex-Bürgermeister Wilhelm Hahn trat bereits 1931 in die NSDAP ein
Bad Nauheim (jw). Sein Porträt im Alten Hahn war nach einer den Akten beigefügten
Rathaus wurde bereits abgehängt, nur das »Erklärung über die Zugehörigkeit der BeNamensschild blieb übrig. Wilhelm Hahn amten zur NSDAP« seit 1. Oktober 1931 Mitsteht darauf und die Jahreszahlen
glied der NSDAP mit einer recht
1937 bis 1945. Kein Hinweis auf
niedrigen
Mitgliedsnummer
eine
Mitgliedschaft
in
der
(662 790). Rack: »Im Jargon der
NSDAP, auch im Wikipedia-ArtiZeit war Hahn somit ein ›alter
kel über die Stadt Bad Nauheim
Kämpfer‹ der Partei, damit ein
fehlt in der Rubrik »Bürgermeisüberzeugter Nazi.«
ter« eine solche Angabe. Offenbar
Regierungsassessor Hahn führte
war bislang unbekannt, dass
seit 4. Januar 1937 kommissarisch
Hahn NSDAP-Mitglied war. Dadie Amtsgeschäfte des Bürgerbei war der Jurist, der nach dem
meisters der Stadt Bad Nauheim.
Zweiten Weltkrieg eine noch heuGegen den vorherigen Amtsinhate bestehende Anwalts- und Nober, Heinrich Götz, wurde im Vertarskanzlei in Bad Nauheim auflauf des Jahres 1937 ein Dienstbaute, im Jargon der Nazis ein
strafverfahren durchgeführt. Of»alter Kämpfer«.
fenbar ohne Konsequenzen, denn
Die Erforschung dieses Kapitels
laut »Oberhessischem Anzeiger«
der Bad Nauheimer Geschichte
vom 29. Juli 1937 wurde Götz zum
Wilhelm Hahn
steht noch aus. Die Frage der ParBürgermeister von Groß-Gerau
teizugehörigkeit freilich kann Archivdirek- bestellt. Am 2. November 1937 folgte ihm
tor Dr. Klaus-Dieter Rack vom Hessischen Hahn offiziell im Amt. Am 6. September
Staatsarchiv in Darmstadt beantworten. 1939 wurde Hahn zum Militärdienst einbe-
rufen, der Beigeordnete Stamm übernahm
die Amtsgeschäfte, da auch der Erste Beigeordnete Dr. Gustav Hammann seit Ende August Heeresdienst ableistete.
Militärdienst an der Ostfront
Ab dem 1. Juni 1942 war Hahn beim Aufbaustab R im »Ostministerium« (Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete) in
Berlin im Dienst. Am 22. Oktober wurde er
zum Dienst in die besetzten Ostgebiete abgeordnet. Was er dort getan hat, ist bislang
nicht erforscht. Vom 15. Februar bis zum 15.
März 1943 amtierte Hahn wieder kurzzeitig
als Bürgermeister, bevor er erneut zur Wehrmacht einberufen wurde. Am 1. Juli 1944
wurde er unter Fortfall seiner bisherigen
Dienstbezüge vom Amt des Bürgermeisters
von Bad Nauheim beurlaubt und trat die
Stelle des Persönlichen Referenten des Gauleiters und Oberpräsidenten der Provinz
Nassau in Wiesbaden an.
Freie Waldorfschulen:
Vorstand wiedergewählt
Bad Nauheim/Frankfurt (pm). Die Delegierten der Freien Waldorfschulen in Hessen LAG haben kürzlich auf ihrer Mitgliederversammlung in Frankfurt ihren Vorstand bestätigt. Somit bleiben auch Elternvertreter Michael Streibel und Lehrer
Friedrich Midinet von der Waldorfschule
Wetterau mit Sitz im Bad Nauheim im
Amt.
Die LAG hat derzeit 19 Mitglieder, darunter die zehn hessischen Waldorfschulen,
sieben heilpädagogische Schulen sowie
Lehrerseminare in Frankfurt und Kassel.
Musikalischer Gottesdienst
Bad Nauheim (pm). Am Sonntag, 24. Mai,
findet um 10 Uhr im Jesus-Zentrum in der
Dieselstraße 9 ein Gottesdienst statt, der
mit seiner lebendigen und musikalischen
Art aus dem Rahmen fällt. Der blinde Sänger und Liedermacher TeSteinlein aus
Hamburg bringt sein frisches Repertoire
»Zwischen Himmel und Herde« mit.
Der Eintritt ist frei. Im Anschluss werden
Kaffee und Kuchen angeboten.
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Klövekorn-Award für Armond Ghazari
Fördererverein der Kerckhoff-Klink zeichnet angehenden Facharzt für Herzchirurgie aus
Bad Nauheim (pm). Der Klövekorn-Award
geht in diesem Jahr an Armond Ghazari. Der
angehende Facharzt für Herzchirurgie erhält
die Auszeichnung für sein ehrenamtliches
Engagement für die Hilfsorganisation »humedica«. Dr. Katharina Madlener, Vorsitzende des Vereins der Freunde und Förderer der
Kerckhoff-Klink, eröffnete die Feierstunde
im Kristallsaal des Rehazentrums. »Wir leben in Wohlstand und können uns nicht vorstellen, auf medizinische Versorgung verzichten zu müssen. Weltweit gibt es aber immer
noch viele Menschen, die nicht oder nur sehr
unzureichend medizinisch versorgt werden
können. Dies zu verbessern, hat sich ›humedica‹ zur Aufgabe gemacht und ebenso Ar-
mond Ghazari, der sich neben vielen anderen
in seiner Freizeit ehrenamtlich engagiert hat.
Und wir vom Verein der Freunde und Förderer der Kerckhoff-Klinik möchten ihn dafür
auszeichnen«, sagte Dr. Madlener. Überreicht
wurde der Award im Rahmen der Feierstunde durch die Stifterin Diana Klövekorn.
Anschließend stellte Ghazari die Organisation »humedica« vor und berichtete von seinen Einsätzen vor Ort. Ziel der Organisation
sei eine Verbesserung der Lebensumstände
der Menschen in betroffenen Gebieten. Sein
Einsatz im Kosovo werde nicht sein letzter
gewesen sein, und da neben dem persönlichen Engagement von Menschen auch finanzielle Mittel dringend notwendig seien, wolle
er die 1000 Euro Preisgeld der Organisation
spenden. »Neben meinem persönlichen Einsatz möchte ich ›humedica‹ auch mit dem
Preisgeld unterstützen, denn die finanziellen
Mittel sind knapp und ohne Gelder können
notwendige Investitionen in Kinderkrankenhäuser, Kindergärten oder andere Einrichtungen nicht getätigt werden.«
Der Klövekorn-Award wurde von Diana
Klövekorn, Witwe des 2010 verstorbenen
langjährigen Direktors der Herzchirurgischen Abteilung der Kerckhoff-Klinik, Professor Wolf-Peter Klövekorn, ins Leben gerufen. Prof. Klövekorn war Gründungsmitglied
und erster Vorsitzender des Fördervereins.
Der Preis wird alljährlich an Herzchirurgen
Diana Klövekorn gratuliert Armond Ghazari
zum Award.
(Foto: pv)
der Klinik verliehen, die sich in besonderer
Weise mit medizinischen Projekten beschäftigt haben.