Artikel in der "Schweiz am Sonntag"

36 GRAUBÜNDEN
Schweiz am Sonntag, Nr. 235, 30. August 2015
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Ueli Maurer will
Olympia 2026
in der Schweiz
Bundesrat Ueli Maurer spricht sich für
eine erneute Kandidatur der Schweiz als
Austragungsort für Olympische Winterspiele 2026 aus. Das sagte der Sportminister gegenüber der Westschweizer
Zeitung «Le Temps» von gestern. «Die
Schweiz braucht Innovation, braucht
ein neues Gemeinschaftsgefühl!», so
Maurer im Interview. Er werde im Ausland immer wieder auf die gescheiterte
Kandidatur für «Graubünden 2022» angesprochen und motiviert, es noch einmal zu versuchen.
Ein solcher Grossanlass diene auch
dem Selbstbewusstsein eines Landes
und der Integration aller gesellschaftlichen Gruppen. «Mit unserem Nachhaltigkeitskonzept könnten wir einen
Gegentrend zum Gigantismus von Spielen wie in Sotschi einleiten», betonte
Maurer gegenüber «Le Temps».
AM FREITAG hatten im Rahmen der Sep-
tembersession des Grossen Rats 90
Bündner Grossrätinnen und Grossräte
einen Auftrag für eine erneute Bündner
Olympiakandidatur unterzeichnet (Ausgabe von gestern). Die Bündner Regierung versprach, den parlamentarischen
Vorstoss sorgfältig zu prüfen.
Die Gegner der Olympiakandidatur 2022, die vom Bündner Stimmvolk
im März 2013 mit einer Mehrheit von
52,7 Prozent abgelehnt worden war, sehen keinen Grund, ihre ablehnende
Haltung zu ändern. Angestossen worden war die Diskussion über eine erneute Bündner Olympiakandidatur zuvor durch die Dachverbände der Bündner Wirtschaft. (RED)
Ausgabe Südostschweiz
Sonntagsausgabe der «Südostschweiz»
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«Alpfrieden ist massiv gestört»
Nach mehreren Wolfsrissen im Puschlav sorgen sich die Hirten um ihre Schafe
Schafhirt Titus Zangger
kritisiert das Wolfskonzept. Er
findet, das Raubtier habe alle
Rechte, die Schafe keine. Seine
Geschichte vom italienischen
Wolf und den Engadiner Schafen auf der Alp Vaüglia zeigt,
warum Zangger so denkt.
VON PIERINA HASSLER
T
itus Zangger ist Schafhirte
aus Leidenschaft: «Es gibt
nichts Erfüllenderes, als auf
diese genügsamen Tiere achtzugeben. Sie zu hegen und zu
pflegen.» Seit vier Jahren sömmert Zangger auf der Puschlaver Alp Vaüglia hoch
über Brusio. Das Weidland umfasst
rund 1000 Hektaren, teilweise über die
Landesgrenze hinaus bis nach Italien.
Anfang Sommer ging Zangger mit 345
Schafen von Engadiner Bauern z’Alp.
Mittlerweile sind es 25 Tiere weniger,
und Zangger, der aufmerksame und
erfahrene Hirte, schwankt mit seinen
Gefühlen zwischen Wut und Trauer.
Schuld daran ist der Wolf. «Der hat alle
Rechte, die Schafe absolut keine», sagt
Zangger. «Der Alpfrieden ist massiv gestört.»
FÜR ZANGGER wurde diesen Sommer
«seine» Alp zum Ort des Schreckens. In
den letzten paar Wochen hat ein Wolf
insgesamt 25 Schafe gerissen. «Ich entdeckte an einem Morgen sieben tote
Tiere», erzählt er. Es seien dann immer
mehr geworden. «Es war grausam und
brutal.» Der Hirte hat Fotos von den gerissenen Tieren gemacht. «Ich kann die
Bilder gerne zum Veröffentlichen schicken», sagt er. Die «Südostschweiz» verzichtet darauf – sie sind zu brutal.
Zangger vermutete schon nach den
ersten Rissen einen Wolf als Täter. DNAProben bestätigten seine Vermutung.
«Es war einer aus Italien», so Zangger. In
einem Blutrausch habe er einige Tiere
gerissen, andere einfach zu Tode gehetzt. Einst waren die Schafe auf der Alp
Vaüglia, zwischen 1947 und 2265 Meter
über Meer, völlig frei. Seit den Wolfsrissen hat sich aber alles geändert. «Wir
treiben die Tiere jeden Abend zusammen und pferchen sie ein, am Morgen
lassen wir sie wieder laufen», sagt Zangger. «Wir sind jetzt auch drei Hirten,
die die Herde tagsüber bewachen.» Kurz
war auch ein Herdenschutzhund ein
Thema. Doch das klappte dann wieder
nicht. Zu der Fachzeitschrift «Schweizer
Bauer» sagte Carlo Mengotti, Herdenschutzberater am Plantahof: Offensichtlich habe die Chemie des Herdenschutzteams des Bundes mit der des Alpteams
nicht harmoniert. Zangger entgegnet:
Der Bund habe gesagt, Schafe und Hunde müssten sich mindestens einen Mo-
Wegen des Wolfes werden Schafe in Graubünden immer häufiger von einem Hirten begleitet.
nat aneinander gewöhnen. «Für solche
Spässchen haben wir jetzt keine Zeit.»
ZANGGER WÄRE MEHR ALS FROH, wenn es
dem italienischen Wolf von der Val
Vaüglia an den Kragen gehen würde.
«Wenn der Wolf innerhalb eines Monats
28 Schafe reisst, könnte man ihn abschiessen», weiss er. Weil man aber immer DNA-Spuren sichern und die Untersuchungsresultate vorliegen müssten,
ARNO BALZARINI
würden die Abschüsse hinausgezögert.
Zangger ist begreiflicherweise erzürnt,
dass Schafe in seiner Obhut gerissen
wurden. Hinausgezögert wird aber
nichts. Es dauert tatsächlich seine Zeit,
bis alle Untersuchungen fertig sind: Die
Kantone sammeln gemäss Vorgaben des
Bundesamts für Umwelt (Bafu) Haar-,
Kot-, Urin- oder Speichelproben, die auf
einen Wolf hinweisen, und schicken
diese an die für die nationale Bestandes-
überwachung zuständige Bafu-Institution. Laut dem schweizerischen Wolfskonzept sind Abschüsse von einzelnen
Wölfen, die erheblichen Schaden an
Nutztieren anrichten, möglich. Allerdings mit Einschränkungen: Nur wenn
es keine andere befriedigende Lösung
gibt und die Ausnahme dem Bestand der
betreffenden Population nicht schadet
und zuvor die zumutbaren Herdenschutzmassnahmen ergriffen wurden.
ist meist nicht auf der Nationalratsliste,
und die Leichen wählt man ja nicht mit.
Die Bauern sind etwas übervertreten in Bern (wissen aber, wo man den
Most holt). Auch erklärbar: Das klassisch langweilige Alpschwein hat immer gut geschmeckt, Geschmacksexplosionen gibt es selten. Hat man dies einmal erkannt, kommt man zum genialen
Alpschwein-Rennpferd-Rollenmuster
der SVP Schweiz: Das speckig Lachende
und bauernschlau Schnaubende des
ländlichen Herrn Brunner gekoppelt
mit dem verdreht intellektuellen Gelüge des urban-asketischen Herrn Köppel
– macht zusammen eine faustische Erfolgsmischung. Die Drehbuchschreiber
von «House of Cards» hätten es nicht
besser hinbekommen. Da verschlägt es
einem die Sprache, als würde man Frau
Martullo küssen müssen...
BLEIBT ABER IMMER GESCHMACKSSACHE,
 KOLUMNE
Die anderen 52 Prozent
fentlich jeder Gemüsehändler). Wer neugierig ist, wählt Grüne (deshalb haben
wir wohl fast keine in Graubünden). –
Schwer, diese Media-Vereinfachungen
zu begreifen. Gut, man erfährt dann
noch, die eigene Persönlichkeit sei genauso entscheidend für die Wähler-Neigung. Das denken wohl auch die über 50
Prozent, die nicht wählen.
ICH HABE DA AUCH SO EINE (sau-)komiVON HANSRUEDI SCHIESSER
Jetzt haben sie wieder 1000 Leute befragt
und dann so aufschlussreiche Umfrageergebnisse publiziert. Wer Blocher wählt,
ist gewissenhaft (daran hätte ich jetzt
zuletzt gedacht). Wer Jon Pult wählt, ist
ängstlich (naja, punkto was?). Wer FDP
wählt, ist kompetitiv (das ist doch hof-
sche Typologie: Grundsätzlich haben wir
bei den Politikern nur die zwei Sorten: die
klassischen Alpschweine, also die vom
Land, und den Rest, die Rennpferde, also
die urbanen Anwälte oder Ökonomen.
Die haben dann wie der US-Präsident in
der Fernsehserie «House of Cards» eine
Rudermaschine im Keller. Und ja, wie
Kevin Spacey eine starke Frau und dazu
noch einige Leichen im Keller. Die Frau
wie bei den TV-Serien. Man kann auch
den «Bestatter» mögen, der würde dann
eher zur fröhlichen Ausweglosigkeit
Graubündens passen. – Eines ist klar: In
unseren Gefilden wünscht man sich ja
immer die gleiche, langweilige Inszenierung. Clevere bekommen meist nur
Nebenrollen, wir Wähler ja auch. Aber
das passt uns irgendwie. Bis zu den
Nationalratswahlen im Herbst können
wir uns dann wie Patienten im Kantonsspital fühlen und uns danach sehnen, dass die freundlichen Besucher
endlich gehen, damit man wieder in
Ruhe krank sein kann – bis zur nächsten Umfrage.
* Hansruedi Schiesser ist Projektentwickler
und Autor.