IM VERGLEICH MERCEDES C 350 e: 211 PS plus 60 kW, Reichweite elektrisch 23 km, ab 50 962 Euro VW PASSAT GTE: 156 PS plus 85 kW, Reichweite elektrisch 47 km, ab 44 250 Euro Watt bringt’s? Jaja, natürlich geht es offiziell vor allem ums Kraftstoffsparen. Und wir klären natürlich auch, was es mit den Normverbräuchen von 2,1 und 1,6 l/100 km bei Mercedes C 350 e und VW Passat GTE auf sich hat. Aber Freunde, die Plug-in-Hybride legen auch gerne mal so richtig los! 156 22/2015 MERCEDES C 350 e, VW PASSAT GTE VERGLEICHSTEST 22/2015 157 VERGLEICHSTEST MERCEDES C 350 e Hinter dem großen Stern sitzt das Abstandsradar. Und sogar das hilft hier beim Sparen mit E ine der größeren Sorgen der Autohersteller besteht darin, dass in China ein Sack Reis umkippt. Kippte der auf eine Hauptverkehrsader einer der vielen chinesischen Millionenstädte, müssten Autos bremsen. Und bis endlich einer den Sack weggeräumt hat, könnte durch die Kettenreaktion womöglich ein enormer Stau zusammenkommen, der zum Verkehrskollaps führt. Stundenlang prusteten dann Benzinmotoren Abgase in den ohnehin versmogten Himmel. Am nächsten Morgen sperrte der Bürgermeister die Stadt deshalb einfach für alle Autos, die nicht rein elektrisch fahren. Übertrieben? Ist es nicht, sondern ziemlich genau das Szenario, das BMW-Chef Harald Krüger beim Redaktionsbesuch prophezeite. Und es ist der Grund, warum es Plug-in-Hybride wie Mercedes C 350 e und VW Passat GTE gibt. Die fahren im Normzyklus 31 beziehungsweise 50 km rein elektrisch, wären so von Fahrverboten ausgenommen, wie sie jede chinesische oder gar französische oder deutsche Stadt erlassen könnte. Dazu wollen sie die cleverste Art der Elektromobilität sein. Bei uns sind fast alle E-Autos Zweitwagen, stromern nur über Kurzstrecken. Für weite Fahrten steht ein Auto mit Verbrennungsmotor bereit. C 350 e und 158 22/2015 GTE, die es auch als Kombis gibt, wollen beides können. Können sie es? Vernetzt von Akku bis Navi Klären wir erst die Technik der Stecker-Modelle. Beim C 350 e kooperieren der 211 PS starke Zweiliter-Turbobenziner und der im sogenannten Hybridkopf des Automatikgetriebes positionierte 60-kW-Elektromotor. Gemeinsam kommen sie auf 279 PS Systemleistung und 600 Nm Gesamtdrehmoment. Beim GTE ergänzen sich der 1,4-Liter-Turbobenziner mit 156 PS und die 85-kW-E-Maschine zu 218 PS und 400 Nm. Auch beim VW ist der Elektromotor am Getriebe positioniert – im Gehäuse auf der Eingangswelle zwischen Zweimassenschwungrad und der Trennkupplung zum Benzinmotor. Mercedes wie VW speichern die Energie für die E-Motoren in Lithium-Ionen-Akkus. Die sind jeweils über der Hinterachse positioniert, und weil sie hoch bauen, beanspruchen sie in beiden Fällen ein Drittel des Kofferraumvolumens. Die Batterien lassen sich an einer Wallbox oder einer normalen 230Volt-Steckdose laden. Beim Passat mit dem 9,9-kWh-Akku dauert das zweieinhalb bis viereinviertel Stunden. Die Batterie in der C-Klasse hat ihre 6,4 kWh nach knapp zwei oder gut drei Stunden wieder beisammen. Der sperrige Akku räubert 145 Liter Kofferraum. Unschöne Stufe Drinnen ist alles wie immer, nur die Reichweitenanzeige im E-Betrieb ist neu Dann hätten wir noch die Energieflussanzeige, Hybrid-Folklore seit dem Prius 23 km elektrische Reichweite schafft der C 350 e im Test und bleibt damit 25 Prozent oder acht Kilometer unter der Werksangabe. Der VW verspricht 50 und schafft 47 km 1 ams-Messwerte auf Seite 164 VERGLEICHSTEST VW PASSAT GTE Rechts vom VWEmblem im Kühlergrill sitzt die kleine Klappe für den Stromanschluss Auch beim VW schränkt der Akku das Laderaumvolumen ein: 402–968 statt 586–1152 l Statt Drehzahlen zeigt das linke Rundinstrument an, ob die Batterie geladen oder gefordert wird Drei Antriebsmodi: rein elektrisch, Hybrid oder Batterie mit dem Verbrenner laden 112 g/km CO2-Emission. Der Testverbrauch des GTE von 1,4 Litern Super und 14,2 kWh pro 100 km entspricht 112 g CO2/km – wie 1999 beim Test des Drei-Liter-Lupo 2 ams-Messwerte auf Seite 164 160 22/2015 Und während wir nun die Ladekabel abstöpseln, zusammenschlingen und im Kofferraum verstauen, bleibt Zeit, auf die Vernetzung der Bordsysteme einzugehen. Beide Autos greifen auf Navi-Daten zurück, um den Antrieb zu optimieren. So plant die Steuerung Gefälle ein, um zu rekuperieren, also den E-Motor als Generator zu nutzen, der Energie zurück in die Batterie speist. Endet eine NaviRoutenführung in einer Stadt, bewahrt die Steuerung genügend AkkuReserven, um ab der Stadtgrenze rein elektrisch fahren zu können. In weiteren Modi kann der Fahrer zudem selbst wählen, ob er rein elektrisch fahren, die Batterie laden oder ihren Energiestand wahren möchte. Natürlich verzögern beide beim Druck aufs Bremspedal zunächst nur per Rekuperation, um Energie zurückzugewinnen. Erst bei stärkerem Druck helfen die Bremsen mit, wobei sich die Pedale bei beiden nicht besonders fein dosieren lassen. Clever dagegen: Der Mercedes greift auf Daten des Auffahrwarn- und Notbremssystems zurück. Nähert sich der C 350 e einem Vorausfahrenden zu stark, verzögert er zunächst nicht per Bremse, sondern über Rekuperation. Zudem legt das Siebenstufen-Automatikgetriebe des Mercedes wie die Sechsgang-Doppelkupplungsbox des VW im Schiebebetrieb den Leerlauf ein, um den Schwung zu nutzen. Klingt kompliziert, fährt einfach Vielleicht am bemerkenswertesten ist, dass der Fahrer vom ganzen Aufwand kaum etwas merkt. Klar muss man sich darauf einstellen, um die Technik effektiv zu nutzen. Aber es kauft ja keiner aus Versehen statt eines C 250 den ausstattungsbereinigt 6000 Euro teureren 350 e oder gibt unbedacht für einen Passat GTE 9200 Euro mehr aus als für einen vergleichbar ausgestatteten 1.4 TSI DSG. Allein über den Minderverbrauch lassen sich solche Aufpreise schwer aufwiegen, eher mit der Begeisterung für diese beiden Autos, die immer im Elektromodus losfahren. Und doch zeigen sich schnell deutliche Unterschiede zwischen C und Passat. Der Mercedes hat den stärkeren Verbrenner, dafür ein schwächeres E-Werk. Dessen 60 Kilowatt sind mit der über 1,9 Tonnen schweren Limousine schnell überfordert. So schaltet sich schon bei sachten Steigungen als Unterstützung der Verbrenner über die Trennkupplung (die ersetzt auch den Wandler) zu. Nur wenn Topografie und Fahrercharakter sehr milde ausfallen, gelingt es, rein elektrisch zu fahren – maximal 130 km/h und 23 km. Die versprochenen 31 Kilometer Erst abstöpseln, dann losfahren, meine Herren. GTE und C 350 e laden in ein paar Stunden schafft der 350 e im Test nicht. Mit Auswirkungen auf den Testverbrauch: nach auto motor und sport-Profil 3,6 Liter Super und 10,6 kWh/100 km. Das entspricht 144 g CO2/km, was weit über den 112 g/km des Passat liegt, die sich aus den 1,4 l Super und den 14,2 kWh Strom/ 100 km errechnen. Wie beeindruckend gut dieser Testwert ist, zeigt sich, wenn wir in unserer Datenbank nachschauen. 112 g/km entsprechen 4,3 l Diesel/100 km. So wenig schaffte bisher nur ein 5,63 Euro Energiekosten. 100 Kilometer verursachen im VW Passat GTE wegen des höheren Stromanteils geringere Ausgaben. C 350 e: 7,47 Euro Auto im Test, der VW Lupo 1.2 TDI 3L (unser alter Kumpel, der Drei-Liter-Lupo). Der Verbrauchsvorteil erklärt sich auch durch die größere Batteriekapazität. Im Test erreichte der Passat mit 47 km fast die Normangabe von 50 km rein elektrischer Reichweite. Mit dem 85 kW starken E-Motor stromert der GTE kräftiger los, der Benziner hält sich selbst bei Autobahntempo aus dem Antrieb heraus. Damit er das auch schadlos kann, falls über ein paar Wochen nur Kurzstrecken anstehen, die rein elektrisch gefahren werden, hat der Vierzylinder-Benziner der Baureihe EA 211 speziell beschichtete Haupt- und Pleuellager, Kolbenringe, Lagerschalen und ein angepasstes Kolbenspiel. Wenn sich der 1400er über die Trennkupplung zuschaltet, klingt er etwas dröhnig, treibt den VW dann aber temperamentvoll und effizient mit voran. Um herauszufinden, wie sparsam die Verbrenner ohne Elektrounterstützung sind, haben wir C 350 e und Passat GTE zudem mit leerem Akku auf die Eco- Für den Fall, dass der Passat wochenlang nur elek trisch fährt, hat VW den Benzinmotor modifiziert Runde geschickt. Auch da war der VW mit 5,2 l/100 km sparsamer. 6,2 l/100 km benötigt der Zweiliter im 350 e, sorgt aber für ein vehementeres Temperament. Die eiligen Fahrleistungen des Passat übertrifft der C deutlich. Zudem bietet er mit serienmäßiger Airmatic leer wie beladen bef lissenen Federungskomfort. Dagegen scheint der GTE trotz optionaler Adaptivdämpfer durch die 125 Kilo schwere Batterie im Heck aus der Balance. Herber als sonst spricht er auf Unebenheiten an, rempelt beladen gröber über kurze Wellen. Auch Handling und Lenkung sind nicht so präzise-direkt wie bei den anderen Modellen. Da wirkt der Mercedes dieses eine Mal exakter und agiler, hat mehr Rückmeldung in der Lenkung. Was nichts daran ändert, dass ihn der geräumigere, sparsamere VW – Sie ahnen es – in den Sack steckt. Text: Sebastian Renz Fotos: Rossen Gargolov Meßwerte und Ergebnis bitte umblättern VERGLEICHSTEST DATEN UND -MESSWERTE Fahrzeugtyp Mercedes C 350 e Exclusive ERGEBNISSE VW Passat GTE Fahrzeugtyp Reihe/4 1991 155 (211) 5000 350 bei 1200 60 205 (279) 600 Hinterradantrieb Siebengangautom. vorn 225/45 R 18 Y hinten 245/40 R 18 Y Continental SportContact 5 Testwagenbereifung Reihe/4 1395 115 (156) 5000 250 bei 1500 85 160 (218) 400 Vorderradantrieb Sechsgang-DSG 235/45 R 18 W 235/45 R 18 W Continental SportContact 5 Raumangebot Außenabmessungen Kofferraum Zuladung Variabilität/Funktionalität Instrumente/Anzeige Bedienung Rundumsicht Qualitätsanmutung Summe mm m l/VDA kg mm mm mm Verbrauch/Reichweite/CO2 1916/389 4686 × 1810 (2020) × 1442 2840 11,2/11,3 335 750/1600 1465/1465 995/940 695 1700/500 4767 × 1832 (2083) × 1456 2791 11,4/11,4 402 750/1900 1520/1520 1030/930 790 3,6 l + 10,6 kWh1) 6,2 l 25,6 kWh 5,9 kWh 144 g/km2) Super/Strom 2,1 + 11,0 kWh Euro 6 48 A+ 50 2 23/829 1,4 l + 14,2 kWh1) 5,2 l 19,4 kWh 9,1 kWh 1 112 g/km2) Super/Strom 1,6 + 12,2 kWh Euro 6 37 A+ 50 47/1008 4,2 6,1 9,7 14,6 19,8 14,3 5,5 7,7 11,7 17,8 24,3 15,6 Beschleunigung/Höchstgeschwindigkeit Beschleunigung s 0 – 80 km/h 0 – 100 km/h 0 – 130 km/h 0 – 160 km/h 0 – 180 km/h 0 – 400 m Zwischenspurt s 60 – 100 / 80 – 120 km/h Höchstgeschw. km/h 3,3/4,1 250 3,7/4,7 225 34,8 62,4/60,7 102 35,5 61,2/61,5 105 64 65 68 71 63 65 69 72 63,0/62,9 124,9/126,1 62,7/63,0 127,3/127,7 Bremswege aus 100 km/h kalt aus 130 km/h kalt/warm aus 170 km/h kalt m Innengeräusche bei 80 km/h bei 100 km/h bei 130 km/h bei 160 km/h letzter Gang dB(A) Fahrversuche Slalom 18 m TC/ESP ein/aus km/h doppelter Spurwechsel Fahrdynamikbewertung Lenkpräzision indirekt/direkt Balance unter-/übersteuernd ESP konservativ/sportlich Beherrschb. leicht/anspruchsv. Fahrzeugkonzept konservat./sportl. ◀ ø ▶ ●●●●● ●●●●● ●●●●● ●●●●● ●●●●● ◀ ø ▶ ●●●●● ●●●●● ●●●●● ●●●●● ●●●●● Kosten Festkosten Euro 40,– Steuer 28,– 335,– Haftpflicht 307,– 3) 192,– Teilkasko 146,– Vollkasko4) 710,– 429,– 5) Unterhaltskosten im Monat bei 15 000 km/Jahr Euro 196,– 180,– bei 30 000 km/Jahr Euro 345,– 320,– Grundpreis Euro 52 449,– 44 250,– 1) bei einer Jahresfahrleistung von 15 000 km, davon 10 000 km Kurzstrecke (max. 40 km); 2) Basis Strommix für Deutschland mit 559 Gramm CO2 pro kWh; 3) ohne SB; 4) mit 150 Euro SB; 5) ohne Wertverlust 164 22/2015 Summe 8 5 3 5 7 4 7 6 9 (100) 61 54 (40) (10) (10) (5) (10) (5) (5) (15) 18 9 4 2 4 4 3 14 24 9 5 1 5 5 4 14 (100) 58 67 (25) (15) (10) (20) (10) (10) (5) (5) 20 13 9 17 9 9 4 3 23 12 7 16 9 9 4 4 (100) 84 84 (10) (10) (5) (10) (15) (5) (20) (10) (10) (5) 7 8 5 8 8 3 20 4 6 5 7 9 5 8 10 4 17 4 1 5 (100) 74 70 (20) (25) (20) (10) (15) (10) 7 18 16 2 11 9 7 20 17 2 9 9 (100) 63 64 (30) (15) (5) 25 15 3 21 15 3 43 383 39 378 25 10 4 7 10 15 15 5 18 8 3 7 9 14 13 5 91 474 77 455 1 2 Komfort Federungskomfort Sitze vorn Sitze hinten Multimedia Komfort-Assistenzsysteme Klimatisierung Innengeräusch-Messwerte Geräuscheindruck Summe Antrieb FA ZIT hafts sc ege -Si r Testverbrauch auf 100 km ams-Eco (Hybridmodus) Verbrauch rein elektrisch Ladeenergie Vollladung CO2-Ausstoß im Test NEFZ-Verbrauch l/100 km Stadt/über Land/gesamt Schadstoffeinstufung g/km CO2-Ausstoß (NEFZ) Effizienzklasse Tankinhalt l Reichweite elektrisch/gesamt km 11 5 5 6 8 4 8 6 8 Sicherheit Sicherheitsausstatt./-assistenz Licht Bremsweg kalt (100 km/h) Bremsweg kalt (130 km/h) Bremsweg warm (130 km/h) Verzögerung 170 km/h Pedalgefühl Fahrsicherheit Eigen kg mm (20) (10) (15) (10) (10) (5) (10) (10) (10) Karosserie Maße/Gewichte Leergewicht/Zuladung Länge × Breite (mit Spiegeln) × Höhe Radstand Wendekreis links/rechts Gepäckraum Anhängelast/gebremst Innenbreite v./h. Innenhöhe v./h. Normsitzraum Mercedes C 350 e (Maximalpunktzahl) Antrieb Motorbauart/Zylinderzahl Hubraum cm3 Leistung kW (PS) bei 1/min max. Drehm. Nm bei 1/min Leistung Elektromotor kW Systemleistung kW (PS) Systemdrehmoment Nm Kraftübertragung VW Passat GTE 1 VW Neben dem deutlich geringeren Energieverbrauch des kultivierten und effizienten Antriebs bringen den Passat auch bekannte Stärken wie das üppige Raumangebot nach vorn. Laufkultur Durchzugskraft Leistungsentfaltung Schaltung/Getriebeabstufung Beschl./Höchstgeschwindigkeit Zwischenbeschleunigung Testverbrauch Lademöglichkeiten Reichweite Elektro Reichweite Summe Fahrverhalten Fahrdynamik Handling/Fahrspaß Lenkung Wendekreis Traktion/Wintertauglichkeit Geradeausl./Windempf. Summe Umwelt Well-to-Wheel-CO2-Emission Emissionen nach NEFZ Stand- und Fahrgeräusch Summe Eigenschaftswertung 2 MERCEDES Das knappere Raumangebot und der höhere Preis machen einen Großteil des Rückstandes aus. Der Hybrid ist clever vernetzt, aber die E-Reichweite enttäuschend knapp. (50) (550) Kosten Grundpreis* Ausstattung* Aufpreisgestaltung Wiederverkaufschancen Festkosten für 5 Jahre* Wart./Reparatur 100 000 km* Energiekosten 100 000 km* Garantie Summe Gesamtwertung * Bester erhält volle Punktzahl (25) (10) (5) (10) (10) (15) (15) (10) (100) (650)
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