KOMPLEMENTÄRSTUDIUM – PROJEKT UND PRAXIS
SOCIAL ENTREPRENEURSHIP PROJEKTLABOR – KONZEPTION UND PLANUNG
EIGENER GESELLSCHAFTLICH-RELEVANTER PROJEKTE
JUN.-PROF. DR. JANTJE HALBERSTADT
WINTERSEMESTER 2014/2015
AUßER GEWÖHNLICH
Amelie Brüning
3020860
Nina Fischer
3021068
Jannis Muser
3020852
Elisa Steffen
3020593
Inhaltsverzeichnis
Konzept ................................................................................................................................. 1
Lebensmittel-Laden ........................................................................................................... 1
Küche ................................................................................................................................ 1
Social Business .................................................................................................................. 2
Umsetzung ............................................................................................................................ 3
Schlüsselaktivitäten............................................................................................................ 3
Schlüsselressourcen ........................................................................................................... 4
Partner ............................................................................................................................... 4
Marketing .......................................................................................................................... 5
Rechtliche Grundlagen .......................................................................................................... 6
Rechtsform ........................................................................................................................ 6
Hygienevorschriften ........................................................................................................... 7
Kostenaufstellung .................................................................................................................. 8
Initialkosten ....................................................................................................................... 8
Kalkulation ........................................................................................................................ 9
Ausblick ...............................................................................................................................11
Quellenverzeichnis ...............................................................................................................13
Eigenständigkeitserklärung ...................................................................................................14
Anhang .................................................................................................................................. I
Inserat einer geeigneten Ladenfläche in der Lüneburger Innenstadt ..................................... I
Flyerangebot auf cewe.de ................................................................................................... V
Kostenaufstellung zum Bericht ........................................................................................ VI
Umfrageergebnisse: Gedächtnisprotokolle ...................................................................... VII
i
Konzept
Gentechnik, die Nutzung von Pestiziden und Düngemitteln, lange Transportwege, ein hohes
Verpackungsaufkommen, das massiv zur Bildung von sogenannten ‚Müllteppichen’ beiträgt,
die auf den Ozeanen treiben und das natürliche Gleichgewicht gefährlich angreifen, Etikettenschwindel, das Wegwerfen von Lebensmitteln in großem Ausmaß, der Glaube, Obst und Gemüse schmecke nur dann, wenn es optischen Normen entspricht... Die Liste zweifelhafter
Praktiken in der heutigen Lebensmittelindustrie ist lang und erschreckend.
Mit einem innovativen, nachhaltig operierenden Social Business wollen wir beweisen, dass es
auch anders geht.
„Alles außer gewöhnlich“ – bei diesem Konzept ist der Name Programm.
Lebensmittel-Laden
Geplant ist ein Lebensmittel-Laden, der sich gleich in mehrerlei Hinsicht vom konventionellen Supermarkt unterscheidet.
Zunächst einmal hebt sich das Konzept dadurch ab, dass auf Verpackungen verzichtet wird.
Die Kunden bringen ihre eigenen Gefäße mit und füllen sich alles selbst ab. Das Sortiment,
welches die Kunden vorfinden sollen, umfasst eine Auswahl, wie sie im typischen „Tante
Emma“-Laden zu finden ist. Die Produktpalette reicht von Milchprodukten und Eiern über
Getreide, Haferflocken, Mehl, Marmeladen, Aufstriche, Brot, Säfte, Salz, Zucker bis hin zu
Trockenprodukten.
Im Fokus soll jedoch Obst und Gemüse stehen, welche nicht den vorherrschenden optischen
Vorstellungen entsprechen. Sie werden auch mit dem englischen Wort „Misfits“ bezeichnet,
da es keine treffende Entsprechung im Deutschen gibt. Zu übersetzen wäre es als „ etwas
nicht ins Konzept Passendes“. Das Obst und Gemüse fällt genau in diese Kategorie, da es die
strengen optischen Auflagen nicht erfüllt. Dies bedeutet jedoch nicht, dass es sich geschmacklich von den „wohlgeformten“ Produkten unterscheidet. Durch den Verkauf von Misfits soll
Aufklärungsarbeit geleistet werden. Es sollen die Augen dafür geöffnet werden, dass nicht
jede Kartoffel und Karotte die Form annimmt, wie man sie für gewöhnlich im Supermarkt
vorfindet. Zudem soll dem Verbraucher nahegebracht werden, dass sich der Geschmack trotz
des ungewohnten Äußeren nicht unterscheidet.
Um dabei ein ganzheitliches Konzept zu verfolgen, wird darauf geachtet, dass das Angebot
saisonal ausgerichtet ist und von regionalen Landwirten bezogen wird. Zudem soll es verstärkt aus biologischem Anbau stammen.
Küche
Ebenfalls „Außer Gewöhnlich“: eine sich an den Laden anschließende Küche. Hier wird ein
wöchentlicher Kochkurs ausgerichtet, geleitet von einer älteren, koch-erfahrenen Person. Die
Gerichte werden dabei mit Obst und Gemüse aus dem Laden zubereitet und anschließend in
gemeinsamer Runde genossen. Dadurch soll die Scheu vor Misfits-Obst und -Gemüse abgebaut werden. Die Themen richten sich nach der jeweiligen Jahreszeit, so werden beispielsweise typische Weihnachts- und Ostergerichte zubereitet. In anderen Workshops wird das Einkochen, Einwecken, Früchtetrocknen und Brotbacken beigebracht.
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Weiterhin können auf Wunsch auch persönlich gewünschte Veranstaltungen, wie Firmenabende, Teambuilding-Maßnahmen und Kindergeburtstage, vereinbart werden.
Darüber hinaus soll die Küche auch dazu genutzt werden, Lebensmittel, die kurz vor dem
Verderb stehen, weiter zu verarbeiten und so die Haltbarkeit zu verlängern – z.B. durch Einkochen, Einwecken, Trocknen.
Die zwei Bereiche – Laden und Küche – sind infolgedessen eng miteinander verknüpft:
In den Kochkursen werden die Lebensmittel aus dem Laden verarbeitet, im Laden wiederum
werden aus Eigenproduktion in der Küche hergestellte Produkte verkauft.
Social Business
Das Konzept ist nach den Kriterien von Social Entrepreneurship ausgerichtet. Das Unternehmen ist ein Social Business, das zwar Einnahmen generiert, diese jedoch nicht den Hauptzweck darstellen. Die Einnahmen dienen vielmehr dazu, das Fortbestehen des Unternehmens
zu sichern. Im Vordergrund stehen der soziale und ökologische Gedanke.
Auf sozialer Ebene wird für den Mehrwert sämtlicher Stakeholder Sorge getragen. Dies geschieht bereits ganz am Anfang der Wertschöpfungskette durch die Unterstützung lokaler
Landwirte. Denn diese erhalten zusätzlichen Gewinn durch den Verkauf von „Misfits“, die sie
sonst nicht anderweitig verkaufen könnten. „Außer Gewöhnlich“ bietet ihnen dagegen die
Chance, diese Produkte zu einem fairen Preis zu verkaufen.
Die Kunden wiederum erwerben qualitativ hochwertige Produkte aus regionaler Produktion,
zu einem geringeren Preis als im Bio-Laden. Zudem schlüsselt der Laden transparent auf, was
die Produkte enthalten und woher sie stammen. Dank seiner kleinen Größe verfügt der Laden
über eine persönliche Atmosphäre und individuelle Kundenbetreuung. Das verpackungsfreie
Anbieten von Lebensmitteln ermöglicht den Kunden, die Mengen nach ihren jeweiligen Bedürfnissen selbst zusammenstellen zu können.
Im Rahmen der Kochkurse wird ein Skill-Sharing-Ansatz verfolgt. In den Kochkursen werden
verloren gehende Fähigkeiten von kompetenten älteren Menschen an die Jüngeren weitergegeben. Für die oftmals einsamen Älteren bietet dies zugleich den Vorteil, wieder in die Gesellschaft integriert zu werden und das Gefühl zu erhalten, gebraucht zu werden.
Zu den verfolgten ökologischen Gesichtspunkten zählt, insbesondere durch den Verkauf von
ansonsten entsorgtem, nicht den Normen entsprechendem Obst und Gemüse, der Lebensmittelverschwendung entgegenzusteuern. Zudem wird auf Verpackungen verzichtet, stattdessen
können die Produkte vor Ort in wiederverwendbare Behältnisse abgefüllt werden. Der Verpackungsabfall reduziert sich infolgedessen drastisch. Gleichzeitig bietet die individuelle Mengendosierung beim Abfüllen den Vorteil, dass nur so viel gekauft wird, wie verzehrt werden
kann. Auch hierdurch wird dem Entsorgen von Lebensmitteln entgegengewirkt.
Das Heranführen an optische Sonderlinge fördert darüber hinaus ein gesellschaftliches Umdenken. Dieses Umdenken beinhaltet ein realistischeres Bild davon, welche Formen und Farben Obst und Gemüse annehmen kann und welch großer Prozentsatz an Nahrungsmitteln allein aufgrund seiner ungewöhnlichen Optik nicht verkauft wird.
Dass dieses Konzept ein erfolgversprechendes ist, demonstriert das rege Interesse, das ähnlichen Start-Up-Unternehmen zuteilwird. Als Beispiele zu nennen sind hier die Berliner Start2
Ups „CulinARy MiSfiTs“ und „Original Unverpackt“. „CulinARy MiSfiTs“ widmet sich dem
Verkauf von Obst- und Gemüse-Sonderlingen, besitzt darüber hinaus unter anderem ein Ladencafé und bietet Koch-Workshops an. „Original Unverpackt“ setzt auf den Verkauf regionaler, ökologisch produzierter Lebensmittel, die sich die Kunden aus großen Behältern in ihre
selbst mitgebrachten Boxen, Flaschen und sonstigen Behältnisse abfüllen. Beide Start-Ups
haben bereits großen Anklang in den Medien gefunden, so honorierten etwa Arte, n-tv, Spiegel Online und die Wirtschaftswoche die innovativen Ideen.12
Da das von uns entworfene Konzept die aufmerksamkeitserregenden Ansätze dieser beiden
Unternehmen vereint, sind wir überzeugt davon, auch mit unserem Konzept auf viel positive
Resonanz zu stoßen. Zumal Lüneburg als Standort das passende Publikum für unser Vorhaben bietet. Die Einwohner sind in Bezug auf soziale und umwelttechnische Belange bereits
sensibilisiert. Insbesondere durch die unter dem Leitbild der Nachhaltigkeit stehendende
Leuphana Universität Lüneburg und der ausgeprägten Initiativenkultur der Lüneburger Studierenden äußert sich die Relevanz nachhaltiger Themen und wird von dort aus in die gesamte
Stadt getragen.
Der Laden soll unmittelbar in der Lüneburger Innenstadt eröffnet werden, so wird eine optimale Erreichbarkeit ermöglicht.
Aufgrund dieser guten Ausgangslage sehen wir hervorragende Chancen dafür, dass dieses
Konzept in Lüneburg Anklang findet und sich langfristig etablieren kann. Weitere Faktoren,
welche die Entwicklung des Unternehmens signifikant beeinflussen - insbesondere die rechtliche Lage und die finanzielle Realisierbarkeit – werden im Folgenden näher erläutert.
Umsetzung
Schlüsselaktivitäten
Trotz der günstigen Voraussetzungen bedarf ein solch besonderes Konzept einer intensiven
Vorbereitung. So gibt es viele Schritte, die bis zur Eröffnung unseres Ladens durchlaufen
werden müssen. Ganz am Anfang steht die theoretische Vorbereitung. Diese beginnt damit,
das Konzept bis ins Detail auszuarbeiten. Parallel dazu ist es sinnvoll, bereits früh potentielle
Partner anzusprechen und diese für sich zu gewinnen. Als Nächstes steht an, uns mithilfe des
Onlineauftritts und sonstiger Medien der Öffentlichkeit zu präsentieren und mit dem Crowdfunding zu beginnen, welches die Anfangsfinanzierung sichern soll. Dies ist ein besonders
wichtiger Schritt, da wir ab hier tatsächlich bereit sein müssen, das Projekt auch durchzuführen.
Sobald mithilfe des Crowdfundings die Initialkosten gedeckt wurden, startet die praktische
Phase. Diese beginnt mit dem Pachten einer Ladenfläche. Dies ist ein weiterer kritischer
Schritt, da ab hier Ausgaben anfallen, die möglichst bald durch Einnahmen gedeckt werden
müssen. Im Folgenden gilt es, den Laden für den Verkauf und die Workshops zu renovieren
und einzurichten. Zeitgleich werden mit den Partnern die jeweiligen Verträge abgeschlossen
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Culinary Misfits | Brumsack + Krakowski GbR (2014): http://www.culinarymisfits.de (Stand: 12.12.2014)
2
Original Unverpackt GmbH (2014): http://original-unverpackt.de (Stand: 12.12.2014)
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und notwendige Vorbereitungen getroffen. Die älteren Menschen etwa bedürfen eines Gesundheitszeugnisses, um Kochkurse leiten zu dürfen. Auch wir selbst müssen die verbleibenden rechtlichen Angelegenheiten endgültig klären. Dazu gehören beispielsweise der Erwerb
eines Gewerbescheins und, in Bezug auf den unverpackten Verkauf von Lebensmitteln, Kontakt zur örtlichen Lebensmittelbehörde aufzunehmen. Außerdem muss während dieser Phase
das lokale Marketing gestartet werden, um bei der Ladeneröffnung möglichst viel Aufmerksamkeit zu erlangen. Zudem muss ein Eröffnungsevent geplant werden. Sobald der Laden
fertig eingerichtet ist, kann er mit den Produkten bestückt werden.
Den letzten großen Schritt stellt die Eröffnung dar. Diese soll von verschiedenen Marketingaktionen begleitet werden.
Schlüsselressourcen
Zunächst basiert unser Laden auf verschiedenen physischen Ressourcen. Dazu gehören die
Ladenfläche und die Einrichtung, welche hauptsächlich aus der beim Renovieren eingebauten
Grundeinrichtung - der Küche mit Kochutensilien und Essplatz und der Ladeneinrichtung mit
Kassentresen, Kasse, Regalen, einer Waage sowie den Containern zum Bereitstellen und Abfüllen der Trocken- und Flüssigwaren - besteht. Bei der Einrichtung unseres Ladens werden
wir darauf achten, eine heimische Wohlfühlatmosphäre zu erzeugen, die sich von der Anonymität konventioneller Märkte abhebt. Ein Inserat für eine Ladenfläche in der Lüneburger
Innenstadt, von dem wir hypothetisch ausgegangen sind, befindet sich im Anhang.
Außerdem basiert der Laden auf sozialen Ressourcen, zu denen die diversen Partner und der
Kundenstamm zählen.
Zu den digitalen Ressourcen zählen unter anderem eine Website und ein Facebook-Auftritt,
die für Transparenz und weitere Planung genutzt werden.
Die finanziellen Ressourcen müssen wir in kurzfristige Rücklagen - für die Einkäufe und die
regelmäßig anfallenden Kosten - sowie eine langfristige Rücklage - zur Überbrückung von
Rückschlägen oder Ausfällen - aufteilen.
Letztlich zählen auch Werte des Unternehmens zu den Ressourcen, da sie es grundlegend von
anderen Läden abgrenzen, maßgeblich zur Kundenbindung beitragen und bei anfallenden
Entscheidungen als Leitfaden dienen.
Partner
Bei der Wahl unserer Lieferanten achten wir darauf, dass sie bevorzugt aus der Region kommen. Außerdem ist für das Unverpackt-Konzept essentiell, dass sie die Waren in Großpackungen liefern können. Nachfolgend wird eine Reihe von in Frage kommenden Händlern
präsentiert, die wir teils durch eigene Recherche und Kontaktaufnahme, teils durch Nachfrage
bei Läden mit ähnlichem Konzept wie dem Unseren aufgestellt haben.
Obst und Gemüse werden ausschließlich nach saisonalem Angebot von lokalen Landwirten
bezogen. Dazu haben wir schon mit Scharnhops Gemüsescheune in Bardowick und Hof Koch
aus Glüsingen Kontakt aufgenommen. Beide haben ihre Bereitschaft erklärt, unser Geschäft
mit Produkten, auch von B-Qualität (Misfits), zu versorgen.
Der Demeter-Bauckhof in Amelinghausen kann unseren Laden mit Milchprodukten und Gemüse versorgen, Brot, Brötchen und Kuchen kann man von der Vollkornbäckerei Scharne4
beck beziehen. Trockenprodukte (Müsli, Nudeln, Getreide, Kekse etc.) liefern Bode und
Bohlsener Mühle, beides Öko-Großlieferanten. Mehl und Getreide können zudem von der
Bardowicker Mühle bezogen werden, die die Hälfte der zum Mahlen benötigten Energie mit
einer Windmühle erzeugt. Sonnenblumen- und Rapsöl wird in Echem von der Elbmarsch Ölmühle produziert, regionale Pressen wie der Hof Karmitz können Saft liefern und sogar regionaler Tofu kann von einer Wendland-Tofurei-Kooperative bezogen werden. Außerdem kann
man von der Zuckerfabrik in Uelzen Zucker bekommen und als eine Spezialität gibt es auch
eine Salzmanufaktur auf Sylt, die edles Meersalz herstellt.
Zur Leitung von Workshops hat sich Claudia Steffen, Hauswirtschaftsmeisterin und -lehrerin,
bereit erklärt. So wird sichergestellt, von Anfang an die Workshops ausrichten zu können.
Ziel ist aber, zur intergenerationellen Verknüpfung beizutragen, indem wir älteren Menschen
die Möglichkeit geben, sich bei unseren Workshops zu engagieren. Außerdem kann so die
Weitergabe des 'alten Wissens', das seinen Stellenwert in der heutigen Gesellschaft zu verlieren droht, gefördert werden. Ein möglicher Ansprechpartner hierzu wären die KreiLandFrauen Lüneburg, die sich unter anderem intensiv für die Wissensweitergabe von älteren Menschen an Kinder, Jugendliche und Erwachsene einsetzten.3 Zudem hat sich Marten Koch vom
Hof Koch bereit erklärt, Hofführungen mit Hintergrundinformationen zu momentanen Problemen in der Landwirtschaft und Vertrieb zu geben. Weiterhin ist jeder, der Wissen zum Kochen oder einem verbundenen Thema teilen will, willkommen.
Außerdem ist es gerade bei einem solch unkonventionellen Konzept wichtig, sich für die Planung ein weites Netzwerk von ähnlich orientierten und strukturierten Unternehmen aufzubauen. In diesem Zuge haben wir bereits mit Original Unverpackt, dem zuvor erwähnten Unverpackt-Laden, Kontakt aufgenommen. Zusätzlich hat uns Marten Koch, Bio-Landwirt mit einem Hofladen, viele nützliche Informationen geben können. Diese basieren auf seinen persönlichen Erfahrungen, die speziell durch die aktuellen Probleme in der Landwirtschaft geprägt sind.
Hilfreiche Auskünfte für die Kostenkalkulation haben wir des Weiteren von zwei kleinen Lebensmittelläden in der Lüneburger Innenstadt, dem Izmir Markt und dem Fruchthof Habig,
erhalten. Im weiteren Verlauf wäre es sinnvoll, Kontakt zu weiteren Unverpackt-Läden und
CulinARy MiSfiTs sowie dem Zero Waste Network aufzunehmen. Angewiesen sind wir darüber hinaus auf eine Vielzahl von Crowdfunding-Unterstützern. Zudem werden wir anstreben,
Freiwillige zur Mithilfe bei der Ladeneinrichtung zu gewinnen. Belohnt werden diese mit
Rabatten.
Marketing
Bei der Erarbeitung des Marketingkonzeptes wurde darauf geachtet, dass es kostengünstig
bleibt und alle Bevölkerungsschichten Lüneburgs erreicht werden. Die zur Gestaltung von
Website und Flyern benötigten Fähigkeiten sind in unserer Gruppe vorhanden, sodass hierfür
keine weiteren Kosten anfallen. Zudem sollen potentielle Kunden auch direkt angesprochen
werden, um eine möglichst persönliche Beziehung aufzubauen.
3
KreisLandFrauen Lüneburg (2014): http:// kreislandfrauen-lueneburg.de (Stand 23.12.2014)
5
Als Erstes gilt es, den Onlineauftritt mit einer eigenen Website und einer Facebookseite ins
Leben zu rufen. Während der Facebookauftritt grundlegende Informationen und die wichtigsten Neuigkeiten, wie etwa die Workshop-Termine, zugänglich macht und Interessierte zu einem Blog weiterleitet, geht die Website noch einen Schritt weiter. Sie liefert eine detaillierte
Beschreibung des Konzeptes, der Werte, der Workshops und des darüber hinausgehenden
Angebots. Auch Informationen zu Partnern, uns Gründern und Finanziellem sowie ein Blog
und Fotos werden vorhanden sein, um Transparenz zu schaffen.
Als weiteres Medium werden Flyer erstellt. Diese werden in Lüneburg ausgeteilt und an verschiedenen Stellen ausgelegt, um den Leuten etwas Handfestes mitzugeben. Sie werden als
DinA4 Faltblatt erstellt und enthalten eine Darstellung unseres Konzeptes, der Werte und der
Angebote, inklusive des Workshopprogramms.
Zudem werden wir durch verschiedene Aktionen bereits im Vorfeld die Aufmerksamkeit der
Lüneburger gewinnen. Dazu können kleine Verkaufs- oder Verschenkstände gehören, aber
auch Vorträge in Schulen und Kindergärten zu industrieller und ökologischer Landwirtschaft
und der bestehenden Abfallproblematik. Darüber hinaus planen wir, schon vor Ladeneröffnung in den lokalen Medien (Radio, Landeszeitung) präsent zu sein.
Zur Ladeneröffnung wird es Kochworkshops mit einem namenhaften Koch sowie Rabattaktionen geben. Zudem soll eine Kundenkarte eingeführt werden, über die Stammkunden Ermäßigungen erhalten.
Rechtliche Grundlagen
Damit unsere Unternehmensgründung auch rechtlich abgesichert ist, sind rechtliche Grundfragen zu klären.
Rechtsform
Die Frage nach einer geeigneten Rechtsform spielt bei der Unternehmensgründung eine entscheidende Rolle. Die gewählte Rechtsform verleiht einem Unternehmen gesetzliche Rahmenbedingungen die es zu beachten gilt, um an dem Wirtschaftsleben teilnehmen zu können.
Mit der Wahl einer Rechtsform werden gewisse Grundstrukturen bezüglich bestimmter Mitgliedschafts- und Haftungsformen festgelegt. Grundsätzlich werden Rechtsformen in zwei
große Gruppen unterteilt. Auf der einen Seite gibt es die Personengesellschaften, wie beispielsweise die GbR und auf der anderen Seite die Kapitalgesellschaften, wo die GmbH als
bekanntester Vertreter genannt werden kann.
Unser Unternehmen wird von vier Personen gegründet. Wenn ein Unternehmen von mehreren
Gesellschaftern gegründet wird, muss entweder eine Kapital- oder eine Personengesellschaft
errichtet werden. Der größte Unterschied zwischen den beiden Rechtsformgruppen besteht bei
der Haftung.
So bringt eine Kapitalgesellschaft den Vorteil, dass die Haftung beschränkt ist und somit nicht
mit dem privaten Vermögen gehaftet wird. Allerdings sind alle Formen der Kapitalgesellschaften sehr kostspielig und zeitintensiv und sind deshalb als Rechtsform für Existenzgründer nicht unbedingt geeignet. Somit wird eine Rechtsform gewählt, die weniger Aufwand mit
sich bringt.
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Eine Personengesellschaft ist für Unternehmen mit mehreren Gründern geeignet, die nicht
ausdrücklich Startkapital aufbringen wollen. Dabei nehmen die Gesellschafter jedoch das
Risiko der Haftung mit dem Privatvermögen in Kauf.
Eine einfache und günstige Form der Personengesellschaft ist die GbR (Gesellschaft bürgerlichen Rechts). Um eine GbR zu etablieren, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.
Eine GbR besteht aus mindestens zwei Personen, die einen gemeinsamen Zweck aktiv verfolgen. Für die Gründung einer GbR ist ein schriftlicher Gesellschaftsvertrag nicht notwendig.
Ein mündlicher Vertrag reicht aus, wobei ein Dokument in Schriftform durchaus sinnvoll ist,
um Streitigkeiten vorzubeugen. Bei einer GbR wird unterschieden, ob die Gesellschafter als
Kaufmann im Sinne des § 1 HGB agieren, oder ob sie als Kleingewerbetreibende bezeichnet
werden. Da bei unserem Unternehmen von einem niedrigen Jahresumsatz auszugehen ist,
fallen wir als Gesellschafter unter den Begriff der Kleingewerbetreibenden.
Fraglich ist jedoch, ob wir mit unserem Geschäft tatsächlich unter die Rechtsform der GbR
fallen, denn sobald der Zweck einer BGB Gesellschaft auf den Betrieb eines Handelsgewerbe
gerichtet ist, ist man keine GbR mehr, sondern eine OHG. Um automatisch zu einer OHG zu
werden reicht es, wenn eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts gewerblich tätig ist und diese
gewerbliche Tätigkeit einen Umfang von etwa 250.000 Euro im Jahr erreicht, denn dann ist
man ein Handelsgewerbe und kein Kleingewerbe mehr. Demnach liegt ein solches Handelsgewerbe vor, wenn zwei Kriterien erfüllt sind. Zum einen muss einer gewerblichen und nicht
freiberuflichen Tätigkeit nachgegangen werden und zum anderen liegt ein Handelsgewerbe
vor, wenn dieser gewisse Umfang an Umsatz erreicht ist.
Unser Geschäft stellt zwar eine gewerbliche Tätigkeit im Sinne der Definition eines Handelsgewerbes dar, jedoch bleiben wir unter dem gesetzten Jahresumsatz von 250.000 Euro. Somit
fallen wir nicht unter den Begriff des Handelsgewerbes. Wir führen demnach ein kleingewerbliches Unternehmen. Sollte sich der Umfang unserer geschäftlichen Tätigkeit so stark
erweitern, dass ein Handelsgewerbe entsteht, würde aus unserer GbR automatisch eine OHG
werden und muss in das Handelsregister eingetragen werden.
Zudem haben wir die Form des Vereins bei der Frage nach der geeigneten Rechtsform in Betracht gezogen. Als einen Verein bezeichnet man einen auf Dauer angelegten Zusammenschluss von natürlichen oder juristischen Personen, die einen bestimmten Zweck verfolgen.
Das Ausscheiden beziehungsweise das Eintreten neuer Mitglieder hat dabei keinen Einfluss
auf den Bestand des Vereins.
Da es für einen eingetragenen Verein jedoch mindestens sieben Personen bei der Gründung
bedarf und ein nichteingetragener Verein keine Rechtsfähigkeit erlangt und somit keine Verträge schließen kann, scheidet eine Gründung als Verein für uns aus.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Gründung einer GbR für unsere Unternehmensgründung eine geeignete und sinnvolle Rechtsform ist. Stellt sich heraus, dass unser Konzept
wirtschaftlich erfolgreich ist und eine andere Rechtsform benötigt, so ist dies jederzeit änderbar.
Hygienevorschriften
Zusätzlich ist in Hinblick auf die rechtlichen Grundlagen unserer Unternehmensgründung zu
klären, welche Hygienevorschriften es für die Eröffnung eines solchen Ladens gibt. So ist
beispielsweise ein Gesundheitszeugnis für alle Personen, die in unserem Laden verkaufen, auf
Grund der unverpackten und somit nicht verschlossenen Lebensmittel Pflicht. Das Gleiche
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gilt für die Personen, die eine leitende Funktion in den Workshops haben, denn wie in einer
Kantine wird hier Essen zubereitet, welches an die Öffentlichkeit verteilt wird. Ein Gesundheitszeugnis bestätigt, dass man frei von ansteckenden Krankheiten ist sowie über geltende
Hygienevorschriften gemäß § 43 Abs. 1 Nr. 1 IfSG belehrt wurde und somit zum Verkauf von
Lebensmitteln berechtigt ist. Zu erwerben ist ein solches Gesundheitszeugnis entweder bei
einem Arzt oder aber im örtlichen Gesundheitsamt. Jedes Jahr muss eine erneute Belehrung
durch den Arbeitgeber stattfinden.
Neben dem Besitzen eines aktuellen Gesundheitszeugnisses muss bei dem Verkauf von Lebensmitteln auch auf die persönliche Hygiene geachtet werden. Deswegen wird allen Workshop- Leitern die Pflicht auferlegt, Schutzkleidung zu tragen und sich die Hände gründlich zu
desinfizieren.
Anlehnend an andere „Unverpackt-Läden“ die es bereits in Deutschland gibt und die korrekt
geführt werden, ist hinsichtlich des Verkaufes der unverpackten Lebensmittel rechtlich alles
abgesichert.
Somit sind alle rechtlichen Fragen bezüglich der Unternehmensgründung geklärt.
Kostenaufstellung
Um die beschriebenen Rechnungen leichter nachvollziehen zu können, befindet sich im Anhang ein Aufstellung der Rechnungen.
Initialkosten
Wie im Abschnitt der Umsetzung schon angedeutet, wird ein Startkapital benötigt, damit alle
vorangehenden Kosten bezahlt werden können, bevor sich die Kosten dann nach der Eröffnung durch die erzielten Gewinne finanzieren können. Dieses Startkapital, welches benötigt
wird, beläuft sich auf ungefähr 41.000 Euro. Die Zusammensetzung wird im Folgenden dargelegt. Die ersten Positionen sind die Maklerprovision von 3.000 Euro und die Kaution von
2.500 Euro für das im Anhang befindliche Inserat, mit dem hypothetisch geplant wird. Hinzu
kommen circa 3.500 Euro für die Einrichtung einer Küche, für die Ermittlung der Kosten wird
hierbei von einer doppelten Einbauküche je zum Preis von circa 1.000 Euro, sowie den dazugehörigen Anschlüssen zum Preis von 500 Euro und weiteren 1.000 Euro für einen Essplatz
ausgegangen. Für die weitere Einrichtung des Ladens wird mit 2.000 Euro gerechnet, in denen ein Tresen, eine Kasse, Regale, Lampen und die Wandfarbe enthalten sind. Zu der kompletten Einrichtung sei gesagt, dass diese vorzugsweise gebraucht gekauft werden soll, um
diese Kosten möglichst gering zu halten und somit keine weitere ökologische Belastung zu
verantworten. Bei der Kalkulation wird daher von Preisen ausgegangen, die in Internetinseraten für die jeweiligen Second-Hand-Artikel veranschlagt wurden.
Für Marketingmaßnahmen werden 56 Euro für die ersten 1000 Flyer, sowie 25 Euro für die
Bereitstellung der Homepage gerechnet.
Aus rechtlichen Gegebenheiten benötigen wir für jede Person, die unverpackte Lebensmittel
verkauft und einen Kochkurs gibt, ein Gesundheitszeugnis, wir rechnen für den Anfang mit
sieben Personen. Für je 26 Euro belaufen sich die Kosten hierfür somit auf 182 Euro. Des
Weiteren benötigen wir Gewerbescheine, für jeden aus dem Projektteam einen. Ein Gewerbeschein kostet zwischen 15 und 30 Euro, für die Rechnung gehen wir von 30 Euro aus, womit
sich diese Position auf 120 Euro beläuft.
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Darüber hinaus werden die Personalkosten für einen Monat mit berechnet, diese belaufen sich
auf 5.850 Euro.
Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Faktor ist ein Anfangsbudget, mit dem die ersten
Waren finanziert werden können. Für den Fall, dass im ersten Monat 30 Kunden pro Stunde
kommen, die jeweils 5 Euro ausgeben, beläuft sich der Einkaufswert für die Ware, die diese
Kunden dann kaufen auf circa 23.500 Euro.
Die Initialkosten belaufen sich auf 40.732 Euro. Wir wollen erst starten, wenn 41.000 Euro
über Crowdfunding aufgebracht wurden. Diese Summe klingt zunächst hoch, doch unsere
Recherchen ergaben, dass bei ähnlichen Start-Ups gleiche Summen veranschlagt wurden und
innerhalb kurzer Zeit zum Teil das Dreifache der gefragten Summe zusammen kam. Daher
können wir optimistisch sein, die benötigte finanzielle Unterstützung zu erhalten. Als Anreiz,
beziehungsweise Dank für die Unterstützung, soll es für die großzügigen Spender Gutscheine
für das Angebot im Laden geben.
Kalkulation
An dieser Stelle sollen die monatlichen Kosten hypothetisch kalkuliert werden, um zu zeigen,
wie sich der Laden finanzieren kann.
Der größte Posten bei den monatlichen Ausgaben sind die Personalkosten. Bei einer Ladenöffnungszeit von 10 Stunden pro Tag (8-18 Uhr) und zusätzlich zwei Stunden für Vor- und
Nachbereitung sowie einer Stunde Verwaltung pro Tag belaufen sich die Personalkosten bei
einem Stundenlohn von 9 Euro und zusätzlich 100% Lohnsteuer auf 234 Euro pro Tag. Bei 6
Tagen in der Woche wird überschlagsweise mit 25 Tagen pro Monat gerechnet. So entstehen
monatliche Personalausgaben von 5.850 Euro.
Abgesehen von den Lohnsteuern, die mit 100% einen erheblichen Wert ausmachen, werden
weitere Steuern der Einfachheit halber in der weiteren Kalkulation vernachlässigt.
Die einkalkulierte Miete haben wir aus dem im Anhang befindlichen Inserat für eine Ladenfläche in der Lüneburger Innenstadt entnommen. Dort würde sich die Kaltmiete auf 1.500
Euro monatlich belaufen, hierzu kommen noch großzügig kalkulierte Nebenkosten in Höhe
von 300 Euro monatlich.
Die letzte Position der regelmäßig monatlich anfallenden Kosten betrifft das Marketing. Für
die geplante Homepage fällt eine jährliche Gebühr von 25 Euro an. Weiterhin können bei
cewe.de 1000 Flyer für 56 Euro gedruckt werden. Bei einem Flyerverbrauch von 500 Stück
pro Monat und zusätzlich noch 20 Euro für diverse Büromaterialien, die ebenfalls auch der
Werbung dienen können, werden knapp 50 Euro pro Monat für das Marketing benötigt.
Somit belaufen sich die monatlichen Ausgaben für die Personalkosten, die Miete und das
Marketing auf 7.700 Euro.
Der monatliche Gewinn aus den Workshops beläuft sich auf schätzungsweise 512 Euro. Diese
Kosten ergeben sich wie folgt: Wöchentlich soll ein Workshop von circa drei Stunden Länge
stattfinden, gerechnet wird daher mit vier Workshops pro Monat. Inklusive Vor- und Nachbereitung wird die Leitung für vier Stunden mit einem Stundenhonorar von 9 Euro bezahlt, die
zusätzlich mit 100% Lohnsteuer belastet werden. Die 10 Teilnehmer zahlen einen Beitrag von
25 Euro, von dem wir großzügig jeweils 5 Euro für Lebensmittelausgaben abziehen. Die Zahlen für die Berechnung der Workshops wurden an die Auskünfte von Claudia Steffen, die
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solche Kurse bereits geleitet hat und auch diese zudem in der Anfangszeit leiten würde, sowie
die Workshops von CulinARy MiSfiTs angelehnt.
Werden die monatlichen Ausgaben mit dem Gewinn aus den Workshops verrechnet, ergibt
sich, dass der Laden monatlich mindestens 7.188 Euro erwirtschaften muss. Bei 25 Tagen im
Monat sind das knapp 290 Euro pro Tag und somit 29 Euro pro Stunde, die es einzunehmen
gilt.
Der Verkaufspreis ergibt sich aus dem Einkaufspreis und einem 60%igem Aufschlag. Insgesamt wird mit einem Gewinn von 50% des Einkaufspreises gerechnet, da sicherlich nicht
100% verkauft werden können, denn einige Produkte verderben eventuell, bevor sie verkauft
bzw. weiterverarbeitet werden. Der Aufschlag von 60% ist in der Lebensmittelbranche durchaus üblich. Bei persönlichen Gesprächen mit Gemüsehändlern in der Lüneburger Innenstadt
wurde uns weiterhin gesagt, dass die Aufschläge auf den Einkaufspreis sich zum Teil auf bis
zu 100% belaufen. Mit den angenommenen 60% Aufschlag liegen die Preise dieses Ladens
unter denen in einem Biomarkt, unterbieten aber Supermarktpreise nicht. Die Preisstruktur
soll unser Image unterstützen, dass auch Misfits genießbar sind und nicht zu niedrigsten Preisen verkauft werden, da sie qualitativ hochwertig sind, auch wenn sie optisch nicht den gewohnten Supermarktprodukten entsprechen.
Bei einem Gewinn von 29 Euro pro Stunde, würde sich der Einkaufspreis für die Ware auf 58
Euro belaufen und somit müssten circa 92 Euro pro Stunde eingenommen werden, um die
Kosten zu decken.
An dieser Stelle wird es schwer zu kalkulieren, da dieser Wert hypothetisch kaum begründet
werden kann. Bei Umfragen in mehreren Läden, die ein vergleichbares Angebot an Waren
haben, (allerdings in handelsüblicher Qualität), sowie eine vergleichbare Größe und Lage in
Lüneburg haben, wurde uns folgendes mitgeteilt: Es kommen in den verschiedenen Läden
zwischen 20 und 65 Kunden pro Stunde, von denen jeder/ jede im Durchschnitt 5 bis 10 Euro
ausgibt. Im schlechtesten Fall würde man also 100 Euro pro Stunde einnehmen.
Nehmen wir diesen schlechtesten Fall an, haben wir einen Gewinn von gut 7.800 Euro pro
Monat durch den Laden. Dazu kommt der Gewinn durch die Workshops, dieser Gesamtgewinn verrechnet mit den fixen Ausgaben ergibt ein Plus von circa 625 Euro pro Monat.
Insgesamt muss aber gesagt werden, dass hierbei immer von dem schlechtesten Fall ausgegangen wurde und überall großzügig kalkuliert worden ist. Somit ist selbst im schlechtesten
Fall sichergestellt, dass Gewinn generiert wird. Wir gehen jedoch davon aus, dass dieses Szenario nicht eintreten wird. Realistischer erscheinen 40 Kunden die Stunde, die, wie in anderen
kleineren Läden in der Lüneburger Innenstadt, jeweils 7 Euro ausgeben. Bei diesen Durchschnittswerten würde der Laden in einem Monat ein Plus von circa 14.700 Euro Gewinn machen. Diese Annahme basiert auf den schon vorher genannten Gründen, die dafür sprechen,
dass dieses Konzept großen Zuspruch in Lüneburg findet.
Insgesamt geht die Kalkulation auf, doch es ist noch nicht erfasst, wie viel Ware benötigt
wird. Die Kosten wurden zwar über die Aufschlagsmarge berechnet, aber wie viel Ware benötigt wird, muss dann erst bei der tatsächlichen Umsetzung grundlegend kalkuliert werden.
Aber da die Rechnung auch ohne die Menge der Ware ausführbar ist, stimmt die Kalkulation.
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Ausblick
Ein Unternehmen sollte wandelbar, flexibel und vor allem erweiterbar sein. Wenn sich der
erhoffte Erfolg einstellt, würden wir das Konzept gerne erweitern, um unsere Philosophie
eines sozialen und nachhaltigen Ladens noch weiter zu verbreiten. Nur so entstehen neue
Chancen und Herausforderungen und unser Unternehmen könnte dauerhaft gesichert werden.
Bei der Planung war es auch eine der Faszinationen, wie viele Möglichkeiten und wie viel
Raum für Kreativität das Konzept bietet.
Unser Ladengeschäft in Lüneburg bietet eine hervorragende Grundlage für Erweiterungen
verschiedenster Art. Das fängt bei mehr Vielfalt bei den Waren an und geht bis hin zu einem
gemeinsamen Garten.
In dem Rahmen der Vielfalt könnte darüber nachgedacht werden, ob eventuell eine Erweiterung der Waren über Lebensmittel hinaus stattfindet und auch Produkte wie Drogerieartikel in
Form von unverpacktem Shampoo verkauft werden. Das Konzept der Verpackungsfreiheit
würde nicht verloren gehen und für die Kunden gäbe es einen noch größeren Anreiz bei uns
einzukaufen, da Wege in weitere Läden erspart bleiben würden.
Das Workshop-Angebot könnte bezüglich der Anzahl und auch der Vielfältigkeit vergrößert
werden. So wäre beispielsweise eine tägliche Küche, speziell für Schulkinder, denkbar. Nutzbar ist die Küche auch für weitere Events an Abenden oder Wochenenden wie für Kindergeburtstage oder Betriebsfeiern. Außerdem ist erwägenswert, ob man durch die Workshops
nicht nur Eltern durch die Betreuung und Versorgung ihrer Kinder helfen könnte, sondern
auch soziale Probleme wie Arbeitslosigkeit bekämpfen könnte. Das Leiten eines Workshops
könnte eine geeignete Aufgabe für Langzeitarbeitslose darstellen, wobei wir auch gerne unterstützend zur Seite stehen, denn durch das gemeinsame Kochen findet eine Reintegration in
die Gesellschaft statt.
Des Weiteren könnte der Laden durch einen anhängigen Garten erweitert werden, wo Gemüse
und Obst selbst angebaut werden könnte. Dies würde die aktiven Mitglieder ansprechen, die
vielleicht keinen eigenen Garten besitzen, aber Freude an der Arbeit an der frischen Luft und
dem Umgang mit Lebensmittel haben. Die selbstangebauten Produkte könnten in der Küche
gleich weiter verarbeitet werden. Das Bewusstsein für Nahrungsmittel würde weiter gestärkt
werden.
Außerdem wäre die Einführung der Regionalwährung Lunar als paralleles Zahlungsmittel
denkbar. So könnten wir der zwar bereits bestehenden, aber eingeschlafenen Regionalwährung neuen Schwung geben und so Leute zu dem regionalen Einkaufen bewegen. 4
Eine weitere Möglichkeit, das Unternehmen zu vergrößern und somit weiter zu etablieren,
wäre, durch das Eröffnen weiterer Läden in anderen Städten das Konzept deutschlandweit
bekannt zu machen. In vielen Städten in Deutschland ist das Umweltbewusstsein der Bevölkerung noch nicht so groß wie in Lüneburg. Dort sind ein solches Unverpackt-Konzept und
ein Laden mit regionalen Produkten noch nicht vorhanden, wodurch wir profitieren könnten.
4
Freiraum Lüneburg UG (2011): http://www.freiraum-lueneburg.de/2011/12/zwei-alternative-wahrungen-in lüneburg/ (Stand: 23.12.2014)
11
Durch unser Ladenkonzept würden bundesweit Menschen an das bewusste, regionale Konsumieren von Lebensmitteln herangeführt werden.
Abschließend ist zu überlegen, ob bei eintretendem Erfolg des gesamten Konzepts ein Kochbuch, beruhend auf unseren selbstgekochten Gerichten und Speisen, entworfen werden soll.
Dieses wäre dann in ganz Deutschland erhältlich und würde unser Konzept weiter publik machen, was später zu der Eröffnung weiterer Läden führen könnte.
12
Quellenverzeichnis
Culinary Misfits | Brumsack + Krakowski GbR (2014): http://www.culinarymisfits.de (Stand:
12.12.2014)
Freiraum Lüneburg UG (2011): http://www.freiraum-lueneburg.de/2011/12/zwei-alternativewahrungen-in -lüneburg/ (Stand: 23.12.2014)
KreisLandFrauen Lüneburg (2014): http:// kreislandfrauen-lueneburg.de (Stand 23.12.2014)
Original Unverpackt GmbH (2014): http://original-unverpackt.de (Stand: 12.12.2014)
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Eigenständigkeitserklärung
Modul:
Projekt und Praxis
Dozentin:
Jun.-Prof. Dr. Jantje Halberstadt
Semester:
Wintersemester 2014/2015
Abgabedatum:
24. Dezember 2014
Erklärung:
"Wir erklären hiermit, dass wir die vorliegende Arbeit selbständig und ohne unerlaubte fremde Hilfe angefertigt, andere als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel nicht benutzt und die
in den benutzen Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich
gemacht haben."
Amelie Brüning
(3020860)
Nina Fischer
(3021068)
Jannis Muser
(3020852)
Elisa Steffen
(3020593)
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Anhang
Inserat einer geeigneten Ladenfläche in der Lüneburger Innenstadt
I
II
Umgebungskarte
III
Grundriss
IV
Flyerangebot auf cewe.de
V
Kostenaufstellung zum Bericht
VI
Umfrageergebnisse: Gedächtnisprotokolle
Fruchthof Habig, Lüneburg
In dem Laden des Fruchthofs Habig kommen im Durchschnitt 20 Kunden pro Stunde. In der
Erdbeerzeit kommen zeitweise mehr als 30 Kunden pro Stunde. Die Kunden geben pro Einkauf zwischen 5,00 und 9,00 Euro aus.
Izmir Markt, Lüneburg
Der Izmir Markt wird nach Angaben des Ladenführers an Wochentagen von 40 bis 50 Kunden pro Tag besucht, samstags sind es 60 bis 65 Kunden. Die Kunden geben 7,00 bis 10,00
Euro aus.
Scharnhop's Gemüsescheune, Bardowick
Die Verkäuferin von dem Hofladen 'Scharnhop's Gemüsescheune' hat die Bereitschaft des
Hofes erklärt, den Laden mit Obst und Gemüse zu beliefern. Bei regelmäßigen großen Lieferungen wird dies auch ohne Liefergebühr gemacht. Der Laden hatte bei meinem Besuch Kartoffeln (3€/12,5kg), Äpfel (7€/10kg), Möhren (2,50€/12,5kg) und rote Beete (2,50€/12,5kg)
auch in B-Qualität auf Lager. Diese Preise liegen etwa ein Drittel bis ein Zehntel unter dem
Preis der normalen Ware.
Hof Koch, Glüsingen
Von Marten Koch vom Hof Koch können wir ökologisch angebautes Gemüse beziehen. Dieses kann uns bei den Fahrten zu Markt mittwochs und samstags mitgeliefert werden. In der
Wintersaison können wir von ihm Kartoffeln (1€/kg), Möhren (1€/kg), Steckrüben (0,7€/kg),
Porree (1,40-3€/kg), Grünkohl (2,20€/kg), Rosenkohl (2,80-3,40€/kg), diverse sonstige Kohle
(0,8-1,2€/kg), Kürbis (0,8-3€/kg) und Zwiebeln (0,90-2€/kg) beziehen. Verkauft werden die
Waren mit einer Marge von 100%. Darüber hinaus hat Marten Koch uns darauf hingewiesen,
dass man mit Gemüseverkauf alleine keinen Laden tragen kann und wir die Produktpalette
erweitern müssen. Er hat uns auch aus eigener Erfahrung mit einem Gemüseladen berichtet,
dass es reicht, zwei Stunden Arbeitszeit auf die Öffnungszeit aufzuschlagen, da man während
der Öffnungszeiten schon viel zusätzliche Arbeit erledigen könne.
VII