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Zürcher
Wirtschafts
Magazin
Das Magazin der Zürcher Kantonalbank 4 / 2015
Vertrauen
Geld ist Vertrauenssache
Eine Analyse des universellen
Tauschmittels
Vertrauen in den Standort
Schweiz
Warum die Femec AG aus
Wetzikon hier investiert
Vertrauen 2.0
Die digitale Welt braucht
dringend neue Modelle,
denen man vertrauen kann
Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser
Das Vertrauen in politische Stabilität, in funktionierende Infrastruktur
und in eine vernünftige Fiskalpolitik, all das bildet die Grund­lage
für Investitionen, die hiesige Firmen und Unternehmen aus der ganzen
Welt hier tätigen, und ist damit die Basis für Arbeitsplatz­sicherheit
und Prosperität. Vertrauen in Politik und Behörden – das wird deutlich – führt zu nachhaltigem Erfolg eines Wirtschafts­raums.
Eine Portion Vertrauen braucht es indessen auch in die Unternehmen. Mit staatlichen Regeln, Vorschriften und Kontrollen ohne Augenmass laufen wir Gefahr,
die Wettbewerbsfähigkeit ganzer Wirtschaftszweige einzuschränken. Im Nachgang
der Finanzkrise hat der Staat gegenüber den Finanzdienstleistern mit massiven
­regulatorischen Verschärfungen reagiert, teilweise zu Recht. Das Pendel scheint nun
aber in die Gegenrichtung auszuschlagen. Für kleinere, regional tätige Banken
sind die Kosten zur Erfüllung der gesetzlichen Auflagen kaum mehr tragbar. Eine
differenzierte Regulierung ist notwendig, sonst kommt es zu einem Konzentrationsprozess, der den Bankenplatz Schweiz nicht sicherer macht. Insbesondere die im
Inland tätigen Banken brauchen deshalb wieder mehr Vertrauen des Gesetzgebers,
um ihre wichtige Rolle als starke Partner der hiesigen Wirtschaft auch in Zukunft
wahrnehmen zu können.
Martin Scholl, CEO
Zürcher Kantonalbank
Impressum Herausgeberin: Zürcher Kantonalbank Redaktion: Othmar Köchle (Chefredaktor), Jan Philipp Betz, Franziska Imhoff, Lucrezia Gilli Mitarbeit: Stefan Mathys,
IRF Communications; Sarah Forrer, AWP; Marc Bodmer; Sascha Alexandra Komenda, Mario Schuler, open up; Dr. Cornelia Luchsinger, Armin Rechberger Gestaltung: Minz,
Agentur für visuelle Kommunikation, www.minz.ch Bildquellen: Markus Bühler-Rasom (Titelbild); Minz (Kompositionen S. 5/6, S. 8/9, S. 16–18 aus Bildern von iStockphoto,
Komposition S. 15) Druck: pmc, Oetwil am See, erscheint viermal jährlich Abonnemente: Gratisabonnemente oder Adressänderungen mit dem beiliegenden Talon oder
telefonisch 0844 850 860 Adresse der Redaktion: Zürcher Kantonalbank, Redaktion ZWM, Postfach, 8010 Zürich, z­ [email protected], Telefon 044 292 20 75 Auflage: 55’000
Copyright: Zürcher Kantonalbank. Nachdruck nach Absprache mit der Redaktion unter Quellenangabe gestattet.
2
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/2015
Inhalt
Fokus Vertrauen
04
08
10
Geld ist Vertrauenssache
Eine Analyse des universellen
Tauschmittels.
Trau, schau wem
Fünf kleine Merkwürdigkeiten zum
Vertrauen.
Herausforderungen mit
Flexibilität begegnen
Die Wetziker Femec AG vertraut
auf den Standort Schweiz – trotz
schwierigem Umfeld.
14
16
34
Können Marken Freunde sein?
Warum Schweizer Marken unser
Vertrauen gewonnen haben.
Vertrauen 2.0
Die Digitalisierung sorgt für
Ver­unsicherung. Neue vertrauens­
würdige Modelle sind gesucht.
Keine Fehler erlaubt
Der Leiter des Towers in Kloten,
Siegf ried Ladenbauer, weiss,
­was es für den sicheren Flugverkehr braucht.
20
Aktuell
Sport, Theater, Kino, Literatur: vielfältig mit einer ZKB Karte
profitieren
22
Ihre Bank
«Wir bedienen alle Kunden auf ihrem bevorzugten Kanal»
Remo Schmidli, Leiter Multichannel Management, zur fortschreitenden
­Digitalisierung der Bankenwelt.
26
Neu: Goldbarren mit Fairtrade-Zertifikat
Seit Anfang November verkauft die Zürcher Kantonalbank Goldbarren
aus fairem Handel.
28
Neuer Finanzassistent im eBanking
Einfache Budgetplanung und -überwachung direkt im eBanking
29
Immobilienangebote
30
Geld und Anlagen
Effizienz, Komfort und Sicherheit
Drei Erfolgsgeschichten aus der Schweizer Autozulieferindustrie.
32
Der Gegenwind wird schwächer
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/ 20153
Fokus Vertrauen
Geld ist Vertrauenssache
Geld bestimmt unser Leben in jeder Hinsicht. Geld ist allgegenwärtig und in unserer
­Gesellschaft sowohl Ziel als auch Mittel zum Zweck unseres Handelns. Geld ist eine
­Erfolgsgeschichte, doch ohne Vertrauen kann es seine Funktion nicht erfüllen. Können
wir dem Geld angesichts der Krisen in den vergangenen Jahren weiterhin unser
Vertrauen schenken? Und welche Rolle soll der Staat dabei spielen? Text: Stefan Mathys
Das Geld als Wertmittel hat den klassischen Tauschhandel von der zeitlichen Komponente wie auch von
der Unmittelbarkeit der Leistungsbeziehung entkoppelt. Geld als Wertmittel hat es dem Menschen erlaubt,
die Produktion von Gütern und deren Bezug voneinander loszulösen. So haben wir uns eine grosse Freiheit
im Umgang mit Wert, Vermögen und Kaufkraft geschaffen. Damit die Menschen dem Geld als neutrale
und allgemein akzeptierte Einheit der Wertschöpfung
und Werterhaltung vertrauen konnten, musste jedoch
eine zentrale Autorität bestimmt werden, die über
die Ausgabe und Verwendung des Geldes wachte und
auch Sanktionen aussprechen konnte, falls die Regeln
im Umgang mit dem Geld missachtet wurden. Diese
Rolle wurde naturgemäss dem Staat und insbeson­
dere eigens dafür geschaffenen Münzausgabestellen
sowie später den Notenbanken zugesprochen.
Anspruch auf Anteil am Bruttosozialprodukt
Der Wert auf einer Banknote oder die Zahl im elektro­
nischen System der Bank repräsentiert volkswirtschaftlich den Anspruch einer natürlichen oder einer juristischen Person auf ihren Anteil am Bruttosozial­produkt.
Das braucht Vertrauen. Oder wie es der deutsche
Philosoph Georg Simmel 1900 in seinem Standardwerk
«Philosophie des Geldes» ausdrückte: «Geld ist die
vielleicht konzentrierteste und zugespitzteste Form und
Äusserung des Vertrauens in die gesellschaftlich-­
staatliche Ordnung.»
Doch genau dieses Vertrauen in die gesellschaftlichstaatliche Ordnung wurde in den vergangenen Jahren
erschüttert, weil die Selbstregulierung der Finanzmärkte im Zuge der Finanzkrise in den Jahren 2008/
4
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/2015
2009 versagt hat. Mit dem Zusammenbruch der Bank
Lehman Brothers wurde erstmals spürbar, was es
heisst, wenn Geld als Buchgeld in den Büchern von
Bankinstituten steht, ohne einem realen Gegenwert
als Sicherheit zugrunde zu liegen. Ein Kartenhaus aus
Krediten ist in sich zusammengebrochen. Es entstand
Panik an den Märkten mit den bekannten Turbulenzen
in den Folgejahren.
Notenbanken als Retter in der Not
Der Absturz der Märkte und der damit einhergehende Vertrauensverlust riefen die Notenbanken auf den
Plan. Über Nacht mussten in fast allen westlichen
Staaten private Geldinstitute durch Interventionen der
Notenbanken und durch politisch motivierte Sofortmassnahmen gerettet werden. «Rettungspaket» wird
2008 zum Wort des Jahres in der Schweiz gewählt.
«Notleidende Banken» schafft es in Deutschland gar
zum Unwort des Jahres, des vermeintlichen Widerspruchs wegen. Doch der Widerspruch sollte zur bitteren Realität werden, die noch einige Jahre die west­
lichen Regierungen und Finanzplätze beschäftigen
würde.
Die Notenbanken haben als lebensrettende Sofortmassnahmen die Geldmengen erhöht, um eine globale Rezession abzuwenden oder gar noch Schlimmeres
zu verhindern. Der Plan ging auf. Auch in der Schweiz
musste und konnte die Nationalbank privaten system­
relevante Banken über die Krise hinweghelfen. Sie hat
das gut gelöst und am Ende noch einen beträchtlichen Gewinn aus der Aktion erzielen können. Doch das
Vertrauen der Bevölkerung in das Finanzsystem hat
nachhaltig gelitten. Um dieses Vertrauen wieder herzu-
Fokus Vertrauen
stellen, haben die Notenbanken den Geldhahn weiter
aufgedreht. Gleichzeitig hat die Politik reagiert und
eine beispiellose Regulierungswelle angestossen, die
die Unberechenbarkeit des Finanzsystems in den Griff
kriegen sollte. Beide Lokomotiven – die geldpolitische
wie die regulatorische – wurden derart aufgeheizt und
in Fahrt gesetzt, dass sie kaum mehr gebremst werden konnten. Im Gegenteil: Die Politik hat die Ausweitung der Geldmenge als Allheilmittel zur Bewältigung
anderer Problemfelder entdeckt. Zur Ankurbelung
der Konjunktur, zur Belebung des Arbeitsmarkts, als
Katalysator für Wachstum durch eine erhöhte Kreditvergabe oder ganz einfach zum Schuldenabbau: Die
Notenpresse wurde zur universalen Medizin für kränkelnde Volkswirtschaften.
Tiefzinspolitik als Motivation zur Investition
Plötzlich stehen Eigeninteressen der Politik über den
Gesetzmässigkeiten des Markts, weil das Vertrauen
in stabile Marktmechanismen fehlt. Ein kapitales
6
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/2015
Handicap. Der Markt schwimmt auf einmal im Geld und droht mit der Überregulierung noch ganz unter Wasser gedrückt zu werden. Mithilfe der expansiven Geldmengenpolitik und
den damit einhergehenden tiefen Zinsen sollen Geschäftsbanken, Investoren und Privatpersonen dazu
animiert werden, das viele neue Geld wieder in den
Marktkreislauf zurückzuspielen, anstatt es zu horten
und zu sparen.
Neue Wege zur Umgehung der Hoheit der
­Geldausgabe
Dass dieser sanfte Druck zum Entsparen sowie die
Regulierungswut der Politik und der Aufsichtsbe­
hörden in einer schwierigen Zeit der Neuordnung der
Finanzmärkte nicht auf Gegenliebe stossen, ist nachvollziehbar und befeuert derzeit Tendenzen, die eine
Los­lösung des Geldsystems von der zentralistischen
Steuerung einer staatlichen Obrigkeit herbeiführen
sollen. Mit solchen Peer-to-Peer-Lösungen sollen
Zahlungsströme und Geldtransaktionen ohne Zutun
und Überwachung einer staatlichen Institution ab­
gewickelt werden, also direkt zwischen zwei Markt­
teilnehmern.
«Geld ist die vielleicht konzentrierteste und
zugespitzteste Form und Äusserung des Vertrauens in
die gesellschaftlich-staatliche Ordnung.»
Georg Simmel, Philosoph
Blockchain-Technologien als Vertrauens­
maschinen
Auch wenn solche Parallelwährungen, wie zum Beispiel
die Internetwährung Bitcoin, eine beachtliche Bedeutung und eine nicht zu unterschätzende Fan­gemeinde
aufbauen konnten – auch die Europäische Union hat
Bitcoin kürzlich als eigenständige Währung anerkannt –,
sie werden die staatlich legitimierten Währungs- und
Zahlungssysteme nicht verdrängen und ersetzen können. Was viel mehr Aufmerksamkeit verdient und das
Potenzial hat, um unsere Gesellschaft nachhaltig zu
verändern, sind indessen die Technologien, die hinter
diesen Modellen stehen. Die sogenannten Block­chain-­
Technologien basieren auf komplexen mathema­ti­schen
Algorithmen, die völlig unbekannte Parteien zu­sam­
men­­bringen, die sich vertrauen können, ohne ihr Handeln auf eine staat­liche Einheit abstützen zu müssen.
Blockchain-Technologien sind im Grunde Maschinen,
die genau den Wert wieder aufzubauen versuchen, der
im traditionellen Gefüge gelitten hat: das Vertrauen.
Drei Grundelemente für das Vertrauen in Geld
Klassisches Geld ist noch lange nicht am Ende, doch
Nationalstaaten, Währungsgemeinschaften und deren
Notenbanken müssen sich wieder auf die Werte be­
sinnen, die nicht nur politische und kurzfristige Ziele
verfolgen, sondern es dem Individuum und den Unternehmen wieder ermöglichen, langfristiges Vertrauen aufzubauen. Dieses Vertrauen muss vor allem
folgende drei Grundelemente erfüllen:
Erstens das Vertrauen in den Tauschpartner. Das heisst,
man geht davon aus, dass das Gegenüber in einer
Transaktion keine falschen Angaben zu Wert, Qualität
und Seriosität des Produkts oder der Dienstleistung
macht. Zweitens das Vertrauen in den dauerhaften
Bestand von Geld als allgemein akzeptiertem Tausch-
mittel. Es ist eine zentrale Funktion des Geldes, dass
es Zeitdifferenzen in Leistungsbeziehungen zu überbrücken hilft. Darauf beruht auch die enorme sich selbst
verstärkende Dynamik der Marktwirtschaft. Dieser Me­cha­­nismus funktioniert nur, wenn der einzelne Markt­
teilnehmer davon ausgehen kann, dass sein Geld auch
in Zukunft von den anderen Parteien angenommen
und akzeptiert wird. Drittens muss Vertrauen in die
Stabilität des Geldwerts vorhanden sein. Um Zeitdifferenzen beliebig überbrücken zu können, muss die
Gewissheit vorherrschen, dass man auch in Zukunft
gleich viel an Gütern und Leistungen für den Nominalwert des Geldes erhält. Dies setzt Stabilität in der
Geldpolitik und eine bedachte Bewirtschaftung von
Geldwertstabilität und Inflation voraus. Ferner müssen
die Erwartungen an die Stabilität der Währung gegeben sein.
Rahmenbedingungen für Wirtschaftswachstum
schaffen
Zur Schaffung dieser Kernelemente des Vertrauens in
das Geld halten auch moderne Ansätze der Blockchain-Technologien kein Patentrezept bereit, was die
volatile Entwicklung der Währung Bitcoin in den
letzten Jahren veranschaulicht. Der einzig richtige Weg,
den die Politik einschlagen kann und muss, ist es,
Rahmenbedingungen zu schaffen, die eine gesunde
und wachstumsorientierte Entwicklung der Wirtschaft
ermöglichen. Übereifer in der Regulierung ist ebenso
fehl am Platz wie marktverzerrende staatliche Subventionierungen durch die Ausweitung der Geldmenge.
Wenn sich die Wirtschaft wieder freier entfalten kann,
steigt nicht nur die Bruttowertschöpfung der Volkswirtschaft, sondern auch das Vertrauen der Konsumen­
ten und der Unternehmen in die Institutionen und
letztlich in das Geld als Mittel zum Zweck, das uns
alle verbindet. k
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/ 20157
TRAU, SCHAU WEM
Was unser Vertrauen findet und wo wir misstrauisch sind, ist nicht immer rational
begründbar. Fünf Beispiele, die zu denken geben. Text: Othmar Köchle
Der kleine Tod
Vorzimmer zum Operationssaal: Die Schwester steckt einen Venenkatheter.
Freundliche beruhigende Worte des Anästhesiearztes. «Gleich werden
Sie schlafen.» Das Schlafmittel fliesst in die Vene und wirkt nach knapp 30
Sekunden. Danach ist man im «Schwarzen Loch» und merkt nichts von
den folgenden Schritten: Die Schmerzempfindlichkeit wird über ein Gas­
gemisch ausgeschaltet und das vegetative Nervensystem mit Medikamen­ten – oder sollte man sagen «mit Nervengiften» – derart manipuliert, dass
die spontane Muskeltätigkeit inne hält. Ein Tubus wird in die Luftröhre
geführt, und die künstliche Beatmung wird gestartet; selber atmen ginge
nicht mehr zuverlässig. So nahe am Tod ist man nur selten.
Täglich begeben sich Hunderte von Patienten in der Schweiz vertrauensvoll
in die Hände von Anästhesisten. Die Narkosespezialisten verdienen unser
Vertrauen. Das Risiko, dass man nicht mehr aufwacht, ist gering. Studien
sprechen von einem Fall auf 140’000, bei dem es zu einem schweren Zwischenfall kommt, der auf die Narkose zurückzuführen ist.
Vertrauen in Technik braucht Zeit
1821 wird die erste öffentliche Bahnlinie von den Kohlegruben
in Darlington zum Nordseehafen Stockton geplant – als Pferdebahn.
George Stephenson erhält den Posten des Bauleiters und kann die
Investoren überzeugen, versuchsweise seine Dampflok einzusetzen:
«Ein Pferd auf Eisenschienen kann zehn Tonnen ziehen. Aber meine
Blücher ist 50 Pferde wert!» Doch bei seinen Zeitgenossen stossen
Stephensons Lokomotiven-Pläne auf erbitterten Widerstand. Viele
Zeitgenossen halten die schnaufenden Ungetüme für höchst gefährliches Teufelszeug, rauchende Ungeheuer, die sich mit 24 km/h rasend
schnell fortbewegen und eine Gefahr für Leib und Leben darstellen.
Am 3. Dezember 2010 erreichte ein CRH380A bei einer Testfahrt
mit 486 km/h eine Rekordgeschwindigkeit für nicht modifizierte,
konventionelle Züge. Die Testfahrt fand auf einem Teilstück der Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Peking und Schanghai statt.
8
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/2015
Die Angst der Mächtigen
Der Vorkoster geht auf die Antike zurück.
Der sogenannte Praegustator war meistens
ein Sklave, der vor jeder Mahlzeit sowohl
Speisen als auch Getränke zu kosten hatte.
Zeigte er nach geraumer Zeit keine Anzeichen einer Vergiftung, wurden die Speisen
auch vom Herrscher relativ bedenkenlos
verspeist.
Vor einigen Jahren plauderte der Kellner des
kleinen Bistros «La Fontaine de Mars» in
Paris Details über den prominenten Gast des
Vorabends aus. Barack Obama dinierte nach
einem Treffen mit Frankreichs Ex-Präsidenten
Sarkozy im Bistro – doch der französischen
Küche misstraute der Präsident offenbar. Er
brachte einen Vorkoster mit ins Lokal, der
die Speisen vorab probieren musste. Für die
Köche sei es zunächst etwas peinlich ge­
wesen, berichtete Kellner Gabriel de Carvalho. Doch der Vorkoster sei ein «angenehmer
und entspannter Mensch» gewesen, was
bemerkenswert ist, riskiert er doch bei jedem
Bissen sein Leben. Offenbar hatte er mehr
Vertrauen als sein Chef.
Kleider machen Leute
Haben Sie schon einmal überlegt, weshalb Sie den Anordnungen eines
Polizisten Folge leisten, warum Sie Ihre Gesundheit in die Hände eines
Arztes legen und weshalb ein Pilot Ihre Hochachtung verdient? Alle sind
in ihrem Gebiet Autoritäten. Ja, vielleicht. Vor allem zeichnet sie etwas
aus. Sie tragen eine Uniform. Der weisse Kittel, der schnittige Hut, die
goldenen Streifen, all das verleiht ihren Trägern einen Vertrauensbonus
und eine «textile» Autorität.
Dies machte sich auch Frank W. Abagnale zunutze. Dieser kam 1964 mit einem
Scheckbuch und 200 Dollar auf dem Konto nach New York City, um dort sein Glück
zu versuchen. Bald merkte er, dass er mit 1 Dollar 50 die Stunde nicht den von ihm
gewünschten Lebensstil erreichen würde. Er beschloss deshalb, sich als Pan-Am-Pilot aus­
zugeben, profitierte so von einem Vertrauensbonus, eröffnete ein Girokonto und wurde zum
über Jahre gesuchten Trickbetrüger und Scheckfälscher. Als er beinahe aufflog, wechselte
er das Fach und gab sich als Arzt aus.
Film und Theater haben diese Vorgehensweise immer wieder aufgegriffen und entlarvt, vom «Hauptmann von Köpenick» von Carl Zuckmayer über Thomas Manns «Felix Krull» bis hin zu «Catch me if you
can», dem Film von Steven Spielberg, der auf Begebenheiten im Leben von Frank Abagnales basiert.
Am Anfang steht Vertrauen
Keine andere Spezies kommt mit einem derart offenen, lernfähigen und durch eigene Erfahrungen
in seiner weiteren Entwicklung und strukturellen Ausreifung formbaren Gehirn zur Welt wie der
Mensch. Die eigenen Eltern sind normalerweise diejenigen Personen, denen Kinder, wenn sie auf
die Welt kommen, zunächst vorbehaltlos vertrauen. Wenn sich das Baby von ihnen verstanden
fühlt und seine Bedürfnisse nach Nahrung, Wärme, Zärtlichkeit und Anregungen erfüllt werden,
fühlt es sich in ihrer Gegenwart geschützt und geborgen.
Hirnforscher haben nun herausgefunden, dass dieses Vertrauensverhältnis das Fundament bildet,
auf dem alle unsere Entwicklungs-, Bildungs- und Sozialisierungsprozesse aufgebaut werden.
Erst mit ihm ist es einem Kind möglich, bereits im ersten Lebensjahr so viel Neues aufzunehmen,
Neues auszuprobieren und die dabei gemachten Erfahrungen in seinem Hirn fest zu verankern.
Die so entstandenen komplizierten Muster von Nervenzellverschaltungen ermöglichen es ihm zunehmend, komplizierte Bewegungen zu steuern, erste Zusammenhänge und Regeln zu erkennen und
daraus eigene logische Schlüsse zu ziehen und entsprechend zu handeln. Ist das frühkindliche Ver­
trauensverhältnis gestört, sind lebenslange Nachteile die Folge. Was lernen wir? Ohne Vertrauen
wären wir alle kognitiv und sozial zurückgeblieben.
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/ 20159
Fokus Vertrauen
Marc Zimmermann und Jürg Heller, Geschäftsführer der Femec AG, hier mit Teilen aus dem 3-D Laser Metal Printer.
Herausforderungen mit
Flexibilität begegnen
Die Wetziker Femec AG vertraut auf den Standort Schweiz – trotz aller Herausforderungen,
die unter anderem der starke Franken mit sich bringt. Das KMU setzt auf Bildung und baut auf
Qualität, Zuverlässigkeit sowie Schweizer Know-how. Text: Sascha Alexandra Komenda; Fotos: Nik Hunger
10
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/2015
Neben der CNC-Produktion komplexer Prototypen und Serien setzt die Femec AG seit 2014 auf einen 3-D Laser Metal Printer.
Brummende Fräscenter, übergrosse CNC-Drehma­schi­
nen, hie und da ein Funke – in der Produktions­halle
der Femec AG in Wetzikon wird gefräst, gedreht und
tieflochgebohrt. Polymechaniker, allesamt in dunkelblauer Firmenkleidung, bedienen konzentriert die
Anlagen und fertigen Werkstücke aus unterschiedlichen Materialien. Auf der knapp 3’000 Quadratmeter
grossen Produktionsfläche stellt die Femec AG mit
modernsten Fertigungstechnologien umfassende CNC-,
Dreh- und Frästeile her.
Heute zählt das Unternehmen 36 Mitarbeitende,
davon neun Lehrlinge, und gehört zu einer festen
Grösse in der Schweizer Präzisionsfertigung. Das war
nicht immer so: Zu Gründungszeiten, im Jahr 1979,
richtete sich Herbert Rutz in einem umgebauten Stall
in Balm eine kleine Mechanikerwerkstatt ein. Schon
bald spezialisierte sich das Ehepaar Rutz jedoch auf
die komplexe Bearbeitung von Drehteilen und investierte in moderne CNC-Maschinen. Nach und nach
erhielt die Firma mehr Aufträge und das Produktionsvolumen wurde erhöht. Mit der Erweiterung des
Maschinenparks sowie der Räumlichkeiten, dem
Umzug nach Wetzikon und vor allem mit dem stei-
genden Know-how und der wachsenden Belegschaft
etablierte sich die Femec AG als Schweizer HightechBetrieb.
Typisch Schweiz
Der Familienbetrieb ist fest in der Schweiz verankert.
Zu den wichtigsten Kunden zählen Abnehmer im
Zürcher Ober- und Unterland sowie in den angrenzenden Kantonen. Grosskunden exportieren die Pro­
dukte mehrheitlich ins Ausland. «Die Nähe zu unseren
Kunden und zu unseren Lieferanten ist uns wichtig –
wir wollen in direktem Kontakt bleiben», sagt Jürg
Heller. Der gelernte Polymechaniker ist bereits seit
über 20 Jahren für die Femec AG tätig, 2013 übernahm er die Geschäftsleitung von Inhaber Herbert
Rutz.
Die Geschäftsleitung des Wetziker Unternehmens
ist vom Wirtschaftsstandort Schweiz überzeugt. Trotz
der Herausforderungen, die der Werkplatz mit sich
bringt, kommt ein Wegzug ins Ausland deshalb nicht
infrage. «Wir sind ein Schweizer Betrieb – hier sind
wir gegründet worden, hier sind wir heimisch», bestätigt Jürg Heller.
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/ 201511
Fokus Vertrauen
Auf eigenen Nachwuchs setzen
Trotz 35-jährigem Bestehen auf dem Schweizer Markt
und ihrer Spezialisierung bleibt auch die Femec AG
von den wirtschaftlichen Herausforderungen nicht
verschont. Gegen die Konkurrenz im In- und Ausland
wappnet sich das KMU mit Know-how. So wird Bildung bei der Femec AG grossgeschrieben: Es sind
gute Berufsleute nötig, um die komplexen Maschinen
zu bedienen und um mit den neusten Technologien
mithalten zu können. Neben Fachkräften und Routi­
niers setzt die Femec AG auf das eigene Lehrlings­
wesen. «Indem wir eine fundierte Ausbildung anbieten, verbessern wir gezielt unsere Chancen auf
qualifiziertes Personal», erklärt Jürg Heller. Dass dem
Handwerk in der Schweiz generell immer weniger
Bedeutung beigemessen wird, erschwerte jedoch die
Personalrekrutierung in den letzten Jahren. «Umso
mehr müssen wir in die eigene Nachwuchsförderung
investieren», weiss der Geschäftsleiter.
Den Beruf Polymechaniker stellt die Zürcher Firma in
Berufsinformationszentren und an Messen vor. Zudem
werden Berufsbesichtigungen und Betriebsführungen
für Lehrstellensuchende durchgeführt. Jährlich bietet
die Femec AG bis zu 20 Interessierten Schnupper­
lehren in der Firma an, zwei davon engagiert das KMU
für die Lehre als Polymechaniker EFZ. Während der
vierjährigen Lehrzeit besuchen die Lehrlinge überbe­
triebliche Kurse in Ausbildungszentren und lernen
im Betrieb den Umgang mit den modernen Anlagen.
Ihnen wird beigebracht, die Maschinen einzurichten,
zu programmieren und zu bedienen und Werkstücke
zu fertigen.
Innovation macht den Unterschied
Nicht nur der hohe Bildungsstand bietet viele Möglichkeiten für den Werkplatz Schweiz. Von den mit der
Schweiz assoziierten Werten wie Qualität, Präzi­sion
und Zuverlässigkeit profitieren Unternehmen hier­
zulande ebenfalls. Doch: «Diese typisch schweizerischen Eigenschaften weisen in unserem Umfeld
viele Unternehmen auf – damit können wir nicht zusätzlich punkten», meint der Geschäftsleiter. «Bei
der Innova­tion sehen wir jedoch Differenzierungspotenzial.» Innovationen nutzt die Femec AG als Treibkraft. «Aufgrund des Wohlstands hat die Schweiz
in Sachen Innovation einen Vorsprung, den wir nicht
gefährden dürfen», weiss Jürg Heller. Um der Kon­
kurrenz einen Schritt voraus zu sein, investiert die
12
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/2015
Femec AG gezielt in neue Anlagen und baut das
bereits breite Know-how weiter aus. Während in den
letzten Jahren auf die CNC-Fabrikation komplexer
Prototypen und Serien fokussiert wurde, erweiterte
das Unternehmen im Sommer 2014 seine Infrastruktur mit einem 3-D Laser Metal Printer. Mit dem 3-D-­
­An­gebot setzt das KMU bereits bei der Entwicklung
und Konstruktion einer Maschine an, um den Kunden
über den gesamten Fertigungsprozess hinweg be­
raten zu können – Kostentreiber werden frühzeitig
erkannt und die Machbarkeit noch vor dem ersten
Proto­typ abgeklärt.
Um neue Aufträge zu generieren, müssen auch neue
Wege eingeschlagen werden. Mit der kürzlich erworbenen 3-D-Metal-Printing-Anlage und dem Ausbau
des Know-hows im Bereich der 3-D-Technologie wird
auch auf die Gewinnung von Neukunden abgezielt.
Diese Innovation zahlt sich direkt aus, denn mit der
3-D-Technologie wächst auch das Kundenpotenzial
der Femec AG: Wurden bis anhin vor allem die Ventilund Dieseltechnologie, die Hochspannungstechnik
sowie der Maschinenbau beliefert, zählen mit der
3-D-Technologie neu auch Designer, Entwickler und
Engineering-Firmen zu den möglichen Kunden.
Werkplatz Schweiz im Wandel
Mit der Erweiterung des Maschinenparks hat die
Femec AG eine gute Grundlage für ihre wirtschaftliche
Zukunft gelegt. Nichtsdestotrotz ist das wirtschaft­
liche Umfeld in der Schweiz fordernd. Denn für den
hohen Schweizer Standard zahlt das Unternehmen
einen Preis: «Die Lohn- und Verwaltungskosten sowie
Abgaben und Mieten sind bei uns vergleichsweise
hoch», sagt Jürg Heller, «im Weltmarkt sind wir immer
zu teuer.» Mit der Aufwertung des Schweizer Frankens im Januar 2015 verschärfte sich die Situation
weiter. Der starke Franken verdrängte viele Aufträge
ins Ausland, Standardprozesse wurden transferiert
und Investitionen gestoppt. Mit weitreichenden Auswirkungen: Das Auftragsvolumen ging auch bei der
Femec AG zurück, was zu einem Überschuss an Ka­pa­zitäten führte. Einsparungen im Personalbereich
waren unumgänglich. «Auf das verhaltene Marktgeschehen mussten wir mit Flexibilität reagieren – was
für uns Schweizer nicht immer einfach ist», erklärt Jürg
Heller. Neben flexiblen Arbeitszeiten hat das KMU
auch in der Produktion Anpassungen vorgenommen:
Durch den Rückgang der Grossserien wurde zusätz-
Die Bedienung der Maschinen verlangt nach hochqualifizierten Fachkräften.
lich auf Kleinserien und die Fertigung von komplexen
Prototypen fokussiert.
Wie mit dem Margendruck umgehen?
Der starke Franken traf das Unternehmen besonders
hart. Aufgrund des hohen Exportanteils ihrer Kundschaft musste die Femec AG Rabatte gewähren.
Zudem ging der Arbeitsvorrat extrem zurück: Früher
war das Jahr bereits im Februar verplant, heute reichen
die Aufträge teilweise lediglich für zwei Wochen.
«Anstatt den Kopf in den Sand zu stecken, haben wir
bewusst nach Lösungen gesucht – ein Umdenken
musste stattfinden», erzählt Jürg Heller und ergänzt:
«Die betriebliche Planung haben wir revidiert und
die Neukunden-Akquise aktiviert.»
Um Ineffizienz auszuschliessen und den Mar­gen­­druck
abzufedern, stimmte die Femec AG einerseits alle
betrieblichen Prozesse im Rahmen eines Lean Management besser aufeinander ab. Andererseits werden
alle Arbeitsschritte enger überwacht und besser geplant: Jeden Morgen findet ein Kurz-Briefing statt,
und abends besprechen Gruppenleiter Probleme und
planen den nächsten Tag. Indem sich die Be­legschaft
täglich einen Überblick verschafft, kann auch jederzeit schnell reagiert werden. So kann die Wirtschaftlichkeit mit diesen Führungs-Tools gesteigert werden.
«Früher verzeichneten wir mehr Leerläufe. Jetzt muss
alles perfekt ablaufen – denn je schmaler unsere
Marge ist, desto weniger Spielraum haben wir.»
Dem widrigen Umfeld getrotzt
Der Franken bleibt stark, die Löhne hoch und die Konkurrenz im Ausland schläft nicht – für die Schweizer
KMU-Landschaft ist die Krise noch nicht ausgestanden.
Mit dem Einstieg in die 3-D-Technologie, aber auch
der prozessoptimierenden Führung hat die Femec AG
nachhaltig günstige Voraussetzungen für die kommenden Jahre geschaffen. «Wir werden uns diesen Heraus­
forderungen weiterhin aktiv stellen – und zwar mit
Flexibilität und Effizienz», ist Jürg Heller zuversichtlich.
Von der Produktion im Ausland sieht der Ge­schäfts­
leiter unmissverständlich ab: «Zwar wäre dies die
günstigere Variante. Sobald wir aber Aufträge ins
Ausland verlagern, geben wir gleichzeitig Know-how
ab. Das wollen wir auf jeden Fall vermeiden.»
Dass auch die Politik zu guten Rahmenbedingungen
für Schweizer KMU beitragen kann, ist Jürg Heller
überzeugt: «Unternehmen wie unseres müssen ohne
Subventionen auskommen. Dafür braucht es aber
unternehmerischen Freiraum – Freiraum, der nicht mit
Auflagen und Gesetzen eingeschränkt werden darf.» k
Femec AG
Die im Jahr 1979 vom Ehepaar Rutz und Hans Stark
gegründete Femec AG ist spezialisiert auf umfassende
CNC-, Dreh- und Frästeile. 2013 übernahm Jürg Heller
die Geschäftsführung. Ein Jahr später folgte der Einstieg
ins 3-D Metal Printing. 2015 feierte die Femec AG ihr
35-jähriges Bestehen und zählt 36 Mitarbeitende (davon
9 Lehrlinge, 27 Fachkräfte).
Femec AG
Motorenstrasse 6
8623 Wetzikon
www.femec.ch
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/201513
Fokus Vertrauen
Können Marken Freunde sein?
Beziehungen zu Marken sind wie jene zwischen Menschen: Manche halten ewig, andere
bleiben flüchtig und in dritten stösst der eine auf wenig Gegenliebe beim anderen. Was
also braucht es, damit Marken das Vertrauen der Konsumenten gewinnen?
Text: Sarah Forrer
Wäre Ricola ein Mensch, er wäre kein arroganter
Luftibus. Vielmehr wäre das Kräuterbonbon ein
boden­ständiger Typ, humorvoll, angenehm vertraut.
Jemand, dem man glaubt, was er sagt, und dem
Herzen zufliegen – von Jungen, Alten und Prominenten. Wie jenes von Robbie Williams etwa. Der Weltstar lutscht regelmässig Ricola Kräuterzucker, wie er
in Interviews, sehr zur Freude der Ricola-­Hersteller,
wiederholt betonte. Auf Facebook hat die Schweizer
Traditionsfirma aus Laufen im Kan­ton Basel-Stadt
über eine Million Fans. Zum Vergleich: Die Kaugummis Stimorol bringen es auf 44’000 Likes.
Schweizer haben Nase vorn
Ricola ist ein Paradebeispiel einer Schweizer Marke,
der man hierzulande vertraut. Gemäss der Kunden­be­
fragung «Europe­an Trusted Brands» (ETB) des Marktforschungsunternehmens Reader’s Digest belegt Ricola
dieses Jahr bei den Schweizern den Spitzenplatz in
der Produkte­kategorie «Bonbons» – wie die Jahre
zu­vor. Auch Marken wie Elmex, Bico, Burgerstein und
Swisscom kommen gut an. All diese Brands haben
eines gemeinsam: Sie blicken auf eine lange Geschichte zurück, sind bodenständig und kommen aus der
Schweiz. «Frau und Herr Schweizer lieben einhei­mi­sche
Marken, weil sie auf deren Qualität, Seriosität, Zu­
verlässigkeit und Authentizität mehr vertrauen als auf
anonyme Global Brands», sagt Stefan Vogler, selbstständiger Markenexperte in Zürich. Wenig verwunderlich, belegen in der ETB-Studie in 19 von 35 Produktegruppen Schweizer Marken den Spitzenplatz.
Dabei ist der Markt der Marken um Vertrauen heiss
umkämpft. Alleine im letzten Jahr wurden beim Eid­genössischen Institut für Geistiges Eigentum über
14’900 nationale Marken neu eingetragen. Insgesamt
sind in der Schweiz über 220’000 Brands geschützt.
«Bei diesem vielfältigen Angebot brauchen Kon­su­men­
14
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/2015
ten Marken als Leuchttürme, als Orientierungs- und
Entscheidungshilfe», erklärt Vogler.
Marken ersetzen Tischler
Die Beziehung zwischen Marken und Konsumenten
ist indes kompliziert. Ein Blick 200 Jahre zurück hilft,
dieses Paar zu verstehen. Damals, in vorindustrieller
Zeit, war ein Tisch ein Produkt, das vom Dorftischler
hergestellt und direkt ab Werkstatt gekauft wurde.
Die Käufer und der Handwerker kannten sich per­
sönlich. Es war klar: Der Tischler arbeitet zuverlässig,
liefert pünktlich, die Qualität stimmt. «Da gab es
keine Unsicherheiten. Man wusste, was man für sein
Geld bekam», sagt Markenpsychologe Gregor Waller
von der Hochschule für Angewandte Wissenschaften
in Zürich. Heute ist der Handel anonym. Die Kon­
sumenten suchen Halt im Bekannten, im Vertrauten.
«Die Marke ersetzt sozusagen die persönliche Beziehung zum Tischler», so Waller. Marken als Menschen
also. Dies geht so weit, dass Marketingexperten für
ihre Analyse Beziehungstypen zwischen Marken und
Konsumenten festgelegt haben. Diese gehen von
einer heimlichen Affäre über eine oberflächliche Be­
kannte, völlig Fremde bis hin zur zerrütteten Ehe
oder einer harmonischen Zweisamkeit.
Dieses Cluster hilft, die Position der Marke zu bestimmen. Im Idealfall sind Marke und Konsument beste
Freunde, Geschwister oder gar Ehepartner. In diesem
Fall greift der Konsument immer wieder zum Produkt
und empfiehlt es weiter. Doch bis dahin ist es ein
steiniger Weg. «Marken müssen sich Vertrauen hart
erkämpfen», so Waller. Nicht zuletzt hängt dies von
einer gelungenen, authentischen und emotionalen
Interaktion und Werbung ab.
Das weiss auch Ricola. In den 1990er Jahren kämpfte
das Unternehmen mit seinem etwas biederen Image,
Die goldenen Kühe unter den Marken
immer häufiger verstaubten die gelben Dosen im
Schrank. Frecher wollte man werden und zeitgenössischer. Dies gelang mit Schauspieler Erich Vock als
Ricola-Agent und dem Slogan «Wer hat’s erfunden?».
Die Frage ist Kult, die Antwort kennt heute jeder.
«Diese Spots haben unser Image nachhaltig geprägt»,
sagt Ricola-Mediensprecher Hrvoje Tkalcec. Ziel der
Kampagne war es zu zeigen: Ricola bringt Menschen
zusammen und nimmt sich selbst nicht zu ernst.
Humorvoll spielten die Spots mit dem Klischee des
überkorrekten Schweizers. Und trafen damit direkt
in die Herzen der Konsumenten. k
«Bilanz» und Interbrand präsentieren jedes Jahr die wertvollsten Marken der Schweiz. 2015 hatte wiederum
Seriensieger Nescafé mit einem Markenwert von 10’653
Millionen Franken die Nase vorne. Der Brand verweist
Roche und Nestlé auf die Ehrenplätze. Zu den grössten
Aufsteigern zählen Sanitärhersteller Geberit und der durch
den Übernahmekampf in den Fokus gerückte Chemie­
hersteller Sika. Insgesamt weisen die 50 wert­vollsten
Marken einen Wert von 103 Milliarden Franken aus. Den
Sprung in die Top 50 schaffen Marken mit einem Wert
von 218 Millionen Franken. Die komplexe Berechnung
erfolgt auf Basis der Erträge, der Rolle der Marke und der
Markenstärke im Vergleich zum Wettbewerb.
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/201515
Fokus Vertrauen
Vertrauen 2.0
Die digitale Revolution legt ein horrendes Tempo vor. Zwischen der analogen
Welt der Nutzer und der Digitalisierung hat sich ein Graben aufgetan, der für
Verunsicherung sorgt. Neue Modelle, um Vertrauen aufzubauen, sind gesucht.
Text: Marc Bodmer
16
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/2015
Die Empörung von M, dem Vorgesetzten von James
Bond, ist gross, als er erfährt, dass seine Geheimdienst-Abteilung MI6 von der neuen übergeordneten
Stelle Joint Intelligence Service überwacht und jede Be­wegung seiner Agenten rund um den Globus verfolgt
wird. Im jüngsten 007-Abenteuer «Spectre» trifft
Altes auf Neues, Vertrautes auf Unbekanntes, Tradi­
tion auf Veränderung.
Die Drehbuchautoren von «Spectre» liefern in manchen Phasen des Spielfilms einen bissigen Kommentar
zu den Geschehnissen der vergangenen Jahre. So
erlangte die Empörung über die umfassende Über­
wachungstätigkeit der amerikanischen National Security
Agency (NSA) ihren ersten Höhepunkt, als bekannt
wurde, dass selbst das Handy der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel von den US-Spionen ab­
gehört wurde. Auch wenn Informationsbeschaffung
zum Arbeitsprofil von Geheimdiensten gehört, die
Enthüllungen von Edward Snowden legten erstmals
offen, wie grenzenlos sie verläuft, und haben dabei
die Grundfesten des Glaubens in demokratisch installierte Institutionen erschüttert.
Digitale Privatsphäre – eine Illusion?
In seinem Bestseller «No Place to Hide» zeigt der Journalist Glenn Greenwald auf, dass NSA und der britische
Geheimdienst GCHQ keineswegs alleine agieren, sondern mit «befreundeten» Nachrichtendiensten und vor
allem auch Privatfirmen zusammen­arbeiten. So war
Edward Snowden nicht von der NSA angestellt, sondern
von der Computerfirma Dell und dem Technologie­
beratungsunternehmen Booz Allen Hamilton. Doch für
den Normalverbraucher weit gravierender sind die
Kooperationen der NSA mit Firmen wie Apple, Facebook, Microsoft und Google: Sie agieren als Schnitt­
stelle zwischen Privatpersonen und der digitalen Welt
des World Wide Web im Alltag.
Als Microsoft 2011 den Internettelefonie-Dienst Skype
mit seinen über 660 Millionen Nutzern kaufte, ver­
sicherte der Software-Hersteller aus Redmond, die Privatsphäre zu respektieren. Zwei Jahre später feier­te
die NSA den weltweiten Zugriff auf Skype-Inhalte über
ihr Überwachungsprogramm PRISM, ohne dass die
Skype-Nutzer davon etwas mitbekommen hätten.
Ähnlich verlief es mit dem E-Mail-Programm Outlook.
Während Microsoft ihren Kunden eine verbesserte
Ver­­schlüsselungstechnologie verkaufte, verlangte die
NSA eine Hintertür ins Mail-Programm. Wohl nicht
zuletzt aufgrund dieser Vorkommnisse und der Kün­di­
gung der Safe-Harbor-Regelung durch den Euro­päi­
schen Gerichtshof, weil US-Firmen keinen wirksamen
Rechtsschutz in Bezug auf Personendaten bieten,
kündigte Microsoft-Chef Satya Nadella im November
an, dass Datencenter in Deutschland gebaut und von
einer Tochtergesellschaft der Deutschen Tele­kom
betrieben werden. Ob das die Geheimdienste hindern
wird, wird sich weisen.
Wer Sicherheit will, muss andere Wege beschreiten.
Es war denn auch symbolträchtig, wie Edward Snowden aus seinem russischen Exil Bundeskanzlerin
An­gela Merkel kontaktierte: Er schrieb ihr einen Brief.
Überbringer war zwar nicht die Post, sondern der
Abgeordnete Hans-Christian Ströbele, der Snowden
in Moskau besuchte und den Umschlag für die
Kanzlerin nach Berlin mitnahm.
In demokratischen Staaten ist der Schutz des Post­
verkehrs ein Grundrecht und seine Wurzeln reichen
Jahrhunderte zurück. 1742 stellte eine Verordnung
von König Ludwig XV. in Frankreich die Verletzung des
Briefgeheimnisses gar unter Todesstrafe. Nicht so
weit geht Artikel 13 der Schweizer Bundesverfassung:
Jede Person hat Anspruch auf Achtung ihres Privatund Familienlebens, ihrer Wohnung sowie ihres Brief-,
Post- und Fernmeldeverkehrs. Und: Jede Person hat
Anspruch auf Schutz vor Missbrauch ihrer persönlichen
Daten. Grundsätzlich gilt dasselbe Recht auch für
digitale Botschaften wie SMS, E-Mail oder andere Mit­teilungsformen, aber während früher Fingerfertigkeit
und etwas Dampf nötig waren, um Briefumschläge
diskret zu öffnen, braucht es heute bloss etwas profundere Informatikkenntnis, um digitale Botschaf­­ten aus­
zuspähen. Dass noch heute Kreditkartendaten und
andere vertrauliche Informationen gemailt werden, ist
mehr als fahrlässig. a
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/ 201517
Fokus Vertrauen
Persönliche Daten
als Geschäftsmodell
Wer sich auf den Standpunkt stellt: «Was ich schreibe, interessiert nicht», täuscht sich. Im Internet gilt:
«Ist das Angebot gratis, dann ist der Kunde das Produkt.» Datenaggregatoren arbeiten indiskriminierend,
erfassen also jedermann, jede Frau, jedes Kind. Wer
in seinem Browser ein Facebook-Fenster geöffnet hat
und in einem anderen durchs Netz surft, nimmt
Zuckerbergs Firma mit ins Schlepptau. Ähnlich halten
es Google, Amazon und andere grosse Anbieter. Eine
genügend grosse Zahl an Metadaten, die zum Beispiel
bei der WhatsApp-Nutzung anfallen, offenbaren wohl
keine Inhalte, geben aber Aufschluss über Gewohnheiten und Beziehungsnetze, Aufenthaltsorte, Schlafmuster, Religion – wer an Weihnachten viele Bot­
schaften verschickt, dürfte dem christlichen Glauben
zugehören – sowie Arbeitszeiten und Freundeskreis.
Zur konventionellen Plünderung persönlicher Daten
zur Erstellung von kommerziellen Profilen gesellen
sich vermehrt kriminelle Fälle wie der digitale Erpressungsversuch von Sony Pictures oder der Einbruch ins
Seitensprung-Portal Ashley Madison. Bei Letzterem
wurden persönliche Angaben inklusive Kreditkartennummern von 32 Millionen Mitgliedern online gestellt. Zwei Betroffene – soweit bekannt ist – begingen
in der Folge Selbstmord. Nicht bloss in An­betracht
dessen erscheint es zynisch, wenn Google-­Chef Eric
Schmidt in seinem Buch «The New Digital Age»
schreibt: «Da – wie es heisst – Information frei sein
will, schreiben Sie nichts, das Sie nicht vor Gericht
hören oder auf der Frontseite einer Zeitung gedruckt
sehen wollen. In Zukunft wird die Weisheit nicht
bloss Gesagtes und Geschriebenes umfassen, sondern
auch, welche Websites Sie besuchen, wer zu Ihrem
Online-Netzwerk gehört, was Sie ‹liken› und was andere, die mit Ihnen verbunden sind, sagen und teilen.»
18
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/2015
Wann
kommt das
Vertrauen 2.0
Die digitale Disruption, die altbekannte
Branchen angreift und ablöst wie Uber das TaxiWesen, Airbnb die Hotellerie oder Amazon den
traditionellen Buchhandel, sorgt auf breiter Ebene für
eine Verunsicherung. Doch Vertrau­­en ist die Grund­
feste unserer Gesellschaft, sagt Cybersecurity-­Experte
Bruce Schneier und weist auf einen Graben hin, der
sich zwischen unserem herkömmlichen und unserem
«künftigen» Weg öffnet, Vertrauen zu finden: «Das
Informationszeitalter verändert unsere Gesellschaft.
Wir wechseln von ge­wachsenen sozialen Systemen
zu gezielt geschaffenen sozio-technologischen Systemen», beschreibt Schneier den aktuellen Wandel. Die
Folge dieser rapiden Veränderung ist ein Sicherheitsgraben. Kriminelle missbrauchen neue Technologien
so lange, bis korrekte Nutzer einen Weg finden, die
gesellschaftliche Balance wiederherzustellen. «Dieser
Graben ist grösser, wenn es um Technologie geht und
insbesondere in Zeiten schnellen technologischen
Wandels, wie wir ihn heute erleben», so Schneier.
Je technologischer unsere Welt wird, desto mehr
versagen unsere altbewährten Mechanismen, mit
denen wir Vertrauen aufbauen. Das Kriterium der
Masse – viele Freunde von mir finden das gut, also
kann ich mich auch dem anschliessen – ist zum Beispiel unbrauchbar geworden. Die obenerwähnten
Gesetze und staatlichen Vorschriften bilden einen
minimalen Rahmen, doch bis diese greifen, müssen
andere Formen der Regulation gefunden werden und
solche beginnen sich erst zu entwickeln. k
In eigener Sache
Das «Zürcher Wirtschaftsmagazin» wird
2016 neu gestaltet. Ab September nächsten
Jahres präsentieren wir Ihnen im neu auf­
gelegten Magazin der Zürcher Kantonalbank
wieder spannende Themen, lesenswerte
Geschichten und Neuigkeiten aus der Bank.
Lassen Sie sich überraschen.
F ür Adressänderungen und Abonnements­
bestellungen wenden Sie sich bitte an die ­ZKB
ServiceLine, Telefon 0844 850 830.
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Auf dem Computer, Tablet und Mobile.
Aktuell
15.
09.
JANUAR
Grosses Kino:
Martin-Suter-Verfilmung «Die dunkle
Seite des Mondes»
JANUAR
Dietiker Neujahrslauf «Edith Piaf – Petite
Nach der kurzen Winterpause läutet am Grande Dame»,
9. Januar 2016 der Dietiker Neujahrslauf
Hommage an
traditionsgemäss die neue Laufsaison
des ZKB ZüriLaufCup ein. Es folgen 13 die Königin des
abwechslungsreiche Wald-, Land- und Chansons
Panoramaläufe in unterschiedlicher Distanz quer durch den Kanton Zürich.
Schnüren Sie die Laufschuhe und nehmen Sie teil, sei es in der Kategorie ZKB
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oder ZKB JugendLaufCup.
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Das Theater Rigiblick spürt mit Texten
und Chansons dem bewegten Lebensweg dieser einzigartigen Chanteuse
nach. Es singen und lesen Licia Chery,
Sylphe und Alexandre Pelichet. Es spielen: Felix Raffel, Felix Haller und Florian
Arnicas. Konzept, Text und Regie:
Anna Justice. Weitere Daten: 9.2.2016,
16.3.2016, 31.3.2016.
Mit einer Karte der Zürcher Kantonalbank erhalten Sie Tickets mit 5
Franken Vergünstigung.
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20
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/2015
20.
JANUAR
Martin Suters Erfolgsroman «Die dunkle
Seite des Mondes» kommt endlich ins
Kino! Der Film erzählt von einem erfolgreichen Wirtschaftsanwalt, der nach einem Pilz-Trip die Kontrolle über sich
selbst verliert und in die Tiefen des Waldes flüchtet… Ein ebenso packender
wie raffinierter Film über die BusinessWelt, die Liebe und unerfüllte Wünsche
mit Moritz Bleibtreu und Jürgen Prochnow. Vorpremiere in Anwesenheit von
Regisseur Stephan Rick, Martin Suter
und Moritz Bleibtreu.
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10.
02.
FEBRUAR
Celloklänge mit
Steven Isserlis
Der herausragende Cellist Steven Isserlis
spielt gemeinsam mit dem Zürcher Kammerorchester unter der Leitung von Richard Egarr klangvolle Cellokonzerte von
Haydn und Boccherini. Dazu: Sinfonien
von Haydn und Mozart.
FEBRUAR
Lesung mit
John Lanchester
Der britische Journalist John Lanchester –
Autor des Weltbestsellers «Das Kapital» –
spricht witzig und geistreich über «Die
Sprache des Geldes» und darüber, warum wir sie nicht verstehen (sollen).
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09. + 16.
MÄRZ
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Zürifisch
Am 9. und 16. März 2016 finden die
Quartierausscheidungen des Schwimmwettkampfs über 50 Meter Freistil für
Stadtzürcher Schüler/-innen der Jahrgänge 2003 und jünger statt. Anschliessend
treten die qualifizierten Zürifische am
9. April 2016 im Halbfinal / Final sowie
beim ZKB Goldsprint an.
Teilnahme gratis und ohne
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Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/201521
Ihre Bank
22
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/2015
«Wir bedienen alle Kunden auf
ihrem bevorzugten Kanal»
Remo Schmidli entwickelt und managt die Kanäle, auf denen Kundinnen und Kunden mit
der Zürcher Kantonalbank in Kontakt treten. Im Interview äussert er sich über die zunehmende Digitalisierung der Bankenwelt und darüber, was das für die Zukunft der nahen
Bank bedeutet. Interview: Othmar Köchle; Fotos: Geri Krischker
Herr Schmidli, wie viele Kunden der Zürcher
Kantonalbank nutzen heute eBanking über ihr
Smartphone?
Ein Drittel aller Kunden hat einen eBanking-Vertrag
mit uns abgeschlossen. Davon haben 60’000 Kundinnen und Kunden eBanking Mobile aktiviert und nutzen die App über Smartphone oder Tablet. Interessant
ist aber insbesondere die Entwicklung in jüngster Zeit:
Innerhalb der letzten zwölf Monate hat sich die Anzahl Logins im eBanking Mobile verdoppelt, während
die Logins für eBanking nur leicht stiegen. Das führen
wir klar auf die erweiterten Services und den anhaltenden Trend zur mobilen Nutzung des Internets zurück.
In wenigen Jahren wird weltweit mehr als 50 Prozent
des Internetverkehrs über mobile Geräte laufen. In
der Nutzung von eBanking Mobile liegt somit weiteres
Potenzial.
Damit haben die Menschen die Bank quasi je­derzeit in der Hosentasche? Ist das die neue
De­finition der nahen Bank, wie sich die Zürcher
Kantonal­bank in ihrem Claim bezeichnet?
Kundennähe hat heute verschiedene Ausprägungen.
Zuerst heisst «die nahe Bank» immer noch die physische Präsenz vor Ort, die Bedürfnisse des Kunden ver­stehen und seine Sprache sprechen. Wenn Sie aber
abends um zehn Uhr ein Geschenksparkonto für Ihren
Göttibueb eröffnen wollen und das gleich auf Ihrem
iPad erledigen möchten, dann verstehen wir dieses
Angebot in einem modernen Sinn genauso als Nähe
wie die physische Präsenz vor Ort. Unsere Vertriebsstrategie ist es denn auch, dass wir Dienstleistungen
auf den Kanälen und Geräten zur Verfügung stellen,
die dem aktuellen Bedürfnis unserer Kundinnen und
Kunden entsprechen.
Werden Bankfilialen demnach über kurz oder
lang aus den Ortsbildern verschwinden?
Nein. Der Kontakt von Mensch zu Mensch ist und
bleibt wichtig im Bankgeschäft. Natürlich nimmt
das Schaltergeschäft mit Ein- und Auszahlungen ab.
Sobald aber beratungsintensive Dienstleistungen
beansprucht werden, braucht es das Gespräch und die
persönliche Beziehung. Wir wollen unsere Kunden
und ihre Bedürfnisse ja kennen und gegenseitig Vertrauen aufbauen. Das geht nur im persönlichen
Kontakt. Deshalb investieren wir auch in den nächsten
Jahren über 200 Millionen Franken in die Erneuerung unserer Filialen.
Nicht nur das mobile Banking entwickelt sich
rasant, der Takt der Digitalisierung in der Finanzbranche erhöht sich generell. Wo steht die
­Zürcher Kantonalbank?
Das Themenfeld der Digitalisierung ist sehr gross. Alle
Banken suchen sich ihren eigenen Schwerpunkt, um
sich im digitalen Raum zu profilieren. Entwicklungen,
wie die Blockchain-Thematik (Technologie, die u. a.
Zahlungen mit digitaler Währung wie Bitcoin ermöglicht), beobachten wir intensiv, damit wir schnell
reagieren können, wenn diese Technologien marktreif
werden. Über alles gesehen, sind wir nahe am Puls
des Geschehens. Entscheidend ist, dass man sich bewusst mit der Digitalisierung auseinandersetzt und
über entsprechende Organisationsstrukturen verfügt.
Wohin geht die Reise in Bezug auf das Kunden­
erlebnis?
Ein durchgängiges und kontinuierliches Erlebnis ist im
Kunden-Bank-Kontakt immer entscheidender. Lassen
Sie mich ein Beispiel machen: Wenn eine Kundin den a
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/ 201523
Ihre Bank
Remo Schmidli, 37, leitet seit Oktober 2014 das Multichannel
Management und verantwortet die Entwicklung aller Kanäle, auf
denen die Zürcher Kantonalbank mit ihren Kunden in Kontakt
tritt. Zuvor war er in verschiedenen Funktionen in der IT tätig. In
seiner Freizeit treibt er viel Sport: Joggen und Biken sind seine
bevorzugten Aktivitäten. Daneben liebt er handwerkliche Arbeiten
in seinem Garten in Jonen AG.
kürzlich lancierten Finanzassistenten im eBanking und
eBanking Mobile nutzt, ist das für den Kundenbetreuer
sichtbar. Das gibt ihm die Möglichkeit einzuschätzen,
wie die Kundin denkt und plant. Die Folge ist: Die
Bera­tung wird viel zielgerichteter und persönlicher. Die
Gespräche werden effektiver und das Ergebnis wird
qualitativ besser. Unser Ziel ist es deshalb, den Kunden
und ihren Betreuern einen durchgängigen und modern aufbereiteten Zugriff auf die Daten zu geben. Und
dies auf allen Kanälen und Geräten. Natürlich muss
dabei transparent sein, welche Daten preisgegeben
werden und was damit geschieht. Dass wir insgesamt
auf gutem Weg sind, wird auch ausserhalb der Bank
erkannt. So attestiert uns der kürzlich erschienene
Banking Benchmark 2015 von Unic Bestnoten in den
Dimensionen Kundenerlebnis und Interaktivität.
Welche Neuerungen stehen in den nächsten
zwei Jahren auf dem Programm?
Zentral ist für uns, die Kundenbedürfnisse zu eruieren.
Unsere Devise ist: Lieber kleine und schnelle Schritte
realisieren, die von Kunden gewollt sind. Neben Quick
Wins, wie wir sie mit der Smartwatch App und Züritüütsch für eBanking Mobile 2015 lanciert haben, liegt
der Fokus auf der Umsetzung von Selbstbedienungs­
angeboten, Tablet-Beratung, der Weiterentwicklung
von Paymit und im Ausbau von Dialogfunktionen.
Dabei legen wir grossen Wert auf Datensicherheit
über alle digitalen Kanäle hinweg.
24
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/2015
Sie erwähnen die Weiterentwicklung von
Paymit, das bargeldlose Bezahlsystem, das die
Bank in Zusammenarbeit mit Partnern dieses
Jahr lanciert hat. Was ist zu erwarten?
Das von SIX, UBS und der Zürcher Kantonalbank
entwickelte Paymit ist sehr erfolgreich gestartet und
hat im November bei «Best of Swiss Apps» den
Master Award als beste App 2015 gewonnen, was
uns sehr gefreut hat. Heute ermöglicht Paymit das
bargeldlose Zahlen von Person zu Person (P2P), also
an eine andere Mobiltelefonnummer. 2016 werden
unsere Kunden mit Paymit auch im Handel an der
Kasse bezahlen können.
Sicherheit der Systeme ist ein wichtiges Kriterium,
um das Kundenvertrauen zu gewinnen. Setze
ich mich mit eBanking oder eBanking Mobile als
Bank und als Kunde nicht grossen Risiken aus?
Sicherheit ist für viele Menschen wie auch für uns als
Bank ein zentrales Thema im digitalen Raum. Aus
meiner Sicht ist Aufklärung auf diesem Gebiet enorm
wichtig: Transparent zu machen, was wir in die Sicher­
heit investieren, wie wir dies umsetzen, aber auch wie
mit persönlichen Daten umzugehen ist. Doch das
Sicherheitsempfinden der Kunden ist sehr subjektiv
und hängt nicht zuletzt mit der persönlichen Tech­
nologie-Affinität und Risikoneigung zusammen. Auf
diese Dimensionen können wir nur begrenzt Einfluss
nehmen.
«60’000 Kundinnen und Kunden haben
eBanking Mobile aktiviert und nutzen
die App über Smartphone oder Tablet.»
Remo Schmidli, Leiter Multichannel Management, Zürcher Kantonalbank
Um unseren Kunden die nötige Sicherheit zu gewährleisten, betrachten wir die Risiken auf allen Kanälen
ganzheitlich, vom Legitimationsmittel über die Betrugs­
erkennung bis hin zum organisatorischen Umgang
mit diesen Risiken.
Banken stehen zusehends in Konkurrenz zu
Fintech-Unternehmen, die in den Markt drängen.
Wie reagiert die Zürcher Kantonalbank auf
diese Entwicklung?
Wir beobachten insbesondere Fintech-Anbieter im
Business-to-Consumer-Bereich sehr genau. Zu dieser
Kategorie zählen Firmen wie True Wealth aus der
Schweiz in der Vermögensverwaltung oder internationale Player wie Apple und Samsung im Zahlungs­
bereich. Sie stellen zwar keine Bedrohung für uns als
Universal­bank dar, aber sie schneiden sich immer
wieder kleine Stücke davon ab. Diese Unternehmen
werden immer zahlreicher, und in ihrer Summe sind
sie nicht zu unterschätzen. Allerdings nimmt hier der
Wettbewerb rasant zu, so dass viele wieder ver­
schwin­den werden. Im Business-to-Business-Segment
der Fintech-Anbieter lohnt es sich hingegen, gezielt
Kooperationen einzugehen, um unsere Geschäfts­
tätigkeit zeitgemäss und mit einer höheren Geschwindigkeit zu optimieren. Ein aktuelles Beispiel ist unser
digitaler Finanzassistent. Dieser entstand in Zu­
sammen­arbeit mit dem erst 2013 gegründeten Startup Contovista.
Was haben wir den Fintech-Unternehmen
voraus?
Unsere grossen Vorteile sind die riesige Kundenbasis
und das Vertrauen, das wir uns über Jahre im per­
sönlichen Kontakt erarbeitet haben – wir fangen nicht
bei null an. Wenn wir unseren Kunden moderne
Lösungen bieten, dann haben sie keinen Grund, den
Anbieter zu wechseln. Genau daran arbeiten wir. k
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Die Zürcher Kantonalbank bietet ihren Kunden die Möglichkeit, Finanzgeschäft einfach und
unkompliziert auf verschiedenen Kanälen und Geräten abzuwickeln.
eBankingPersönliche Bankfiliale zu Hause,
täglich 24 Stunden geöffnet. Mit Zugang
zu allen Konten und Depots und mit
vorteilhaften Konditionen.
eBanking MobileBankgeschäfte und Finanzinfos rund um
die Uhr auf Ihrem Smartphone und mit
Paymit in Echtzeit Geld senden und
erhalten.
DatalinkMit schneller Auftragsübermittlung und
automatisiertem Datenabgleich verbinden
Firmenkunden ihre Bankdaten mit der
firmeneigenen Finanzsoftware.
MultibankMittels Datalink lassen sich nationale und
internationale Konten bewirtschaften.
FinanzinfosAlle aktuellen Börsenkurse rund um die Uhr,
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informationen der Profis.
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an jedem Werktag bis 20 Uhr.
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/201525
Ihre Bank
Neu: Goldbarren mit
Fairtrade-Zertifikat
Seit Anfang November 2015 bietet die Zürcher Kantonalbank als erste Schweizer Bank
Goldbarren von einem bis zehn Gramm ausschliesslich aus fairem Handel an. Dieses
Engagement verhilft den Minenarbeitern zu nachhaltig besseren Arbeits- und Lebens­
bedingungen. Text: Othmar Köchle
Jährlich werden weltweit zirka 2’500 Tonnen Gold
gefördert. Der grösste Teil davon stammt aus dem
industriellen Bergbau aus China, Russland oder Süd­afrika, wo Gold mithilfe schwerer Bergbaumaschinen
im grossen Stil abgebaut werden kann. Kleinere
Lagerstätten sind für den industriellen Bergbau in­
dessen häufig ungeeignet. Dennoch stammt ein
beträchtlicher Anteil der weltweiten Goldproduktion
aus dem Kleinbergbau. 15 Millionen Menschen
überwiegend in Lateinamerika verrichten die mühse­
lige körperliche Arbeit in den Minen, wo auf grosse
Maschinen weitgehend verzichtet werden muss.
Weitere 85 Millionen sind in Nebenbetrieben beschäftigt.
Facts zu Fairtrade-Gold
Woher kommt das Gold?
Das Fairtrade-Gold der Zürcher Kantonalbank stammt aus der der kleingewerblichen Mine Macdesa aus dem Süden Perus.
Was heisst Fairtrade?
– Das Fairtrade-Gütesiegel steht für besseren Schutz von Mensch und Umwelt im kleingewerblichen Bergbau. Die Inter­
nationalen Fair­trade-Standards beinhalten soziale, ökonomische und ökologische An­forderungen.
– Für die Einhaltung der Standards erhalten die Minen einen Mindestpreis für ihr Gold sowie eine Fairtrade-Prämie.
– Die Herkunft des Goldes kann mittels des Fairtrade-Codes auf www.maxhavelaar.ch/gold jederzeit zurückverfolgt werden.
– Die Mine muss legal sein. Die Rechte der Mineure sind geschützt. Die Mine muss Sicherheitsbestimmungen einhalten,
insbesondere sind Kinderarbeit, Zwangsarbeit und Diskriminierung verboten.
– Die Einhaltung der für die Fairtrade-Zertifizierung nötigen Vorgaben wird regelmässig kontrolliert.
Was geschieht mit dem Aufpreis?
Die Fairtrade-Prämie von 2‘000 USD/kg wird von den Minen nach demokratischen Grundsätzen in Projekte wie Schulen,
Gesundheitszentren oder in die Verbesserung der betrieblichen Abläufe investiert.
26
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/2015
Dank Fairtrade können Minenarbeiter aus dem Kleinbergbau Latein­amerikas ihre Lebensumstände nachhaltig verbessern.
Bessere Arbeitsbedingungen für Minenarbeiter
Beim Fairtrade-Gold geht es um diese Menschen und
um die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen. Die
Max-Havelaar-Stiftung lancierte deshalb Fairtrade-Gold
auf dem Schweizer Markt mit dem Ziel, dass Minen­
arbeiter ihre Situation aus eigener Kraft nachhaltig verbessern können. Durch die zwingende Legalisierung
der Minen werden die Rechte der Mineure geschützt.
Formalisierte Geschäftsbeziehungen und der garantierte Mindestpreis geben ausserdem finanzielle Sicherheit. Zudem erhalten die Minenorganisationen eine
Fairtrade-Prämie. Neben ersten Schmuckanbietern, die
mit Fairtrade-Gold arbeiten, ist die Zürcher Kantonalbank die erste Schweizer Bank, die seit dem 2. No­
vem­ber 2015 Fairtrade-Gold in Barrenform an­bietet.
Alle angebotenen Barren verfügen über eine Fair­
trade-Prägung auf der Rückseite. Zudem weist die
Verpackung einen Fairtrade-Code auf. Mithilfe dieses
Codes kann die Herkunft jederzeit zurückverfolgt
werden.
Edelmetallhandel gewinnt eine Schweizer
Raffinerie für das Projekt
Möglich wurde das Angebot durch das Engagement
des Edelmetallhandels der Zürcher Kantonalbank.
«Wir konnten eine Goldraffine­rien in der Schweiz
davon überzeugen, das Edelmetall aus einer zerti­
fizierten Mine in Peru zu beziehen», berichtet Drazen
Repak, Teamleiter im Handel mit physischen Edel­
metallen. «Die Raffinerie gewähr­leistet ihrerseits, dass
das Fairtrade-Gold abgesondert eingeschmolzen und
verarbeitet wird», so Repak weiter. «Damit können
wir beim Verkaufsstart den Kunden garantieren, dass
der Rohstoff tatsächlich zu 100 Prozent aus den
unterstützten kleingewerblichen Mine Macdesa in
Peru stammt.»
Ausbau des Angebots geplant
Die Fairtrade-Zertifizierung von Minen im Kleinbergbau steht noch am Anfang. Entsprechend ist die
Menge an zertifiziertem Gold noch sehr klein, und
das Angebot beschränkt sich auf die Barrengrössen
von einem bis zehn Gramm. Der Zuspruch der Kundschaft war indessen beeindruckend. Gegenüber
dem Vorjahr konnte der Absatz von Kleingoldbarren
im November 2015 verdreifacht werden.
Die positiven Kundenreaktionen zeigen, dass die Nachfrage nach Fairtrade-Edelmetallen, die in den Fördergebieten würdige Lebensbedingungen er­möglichen, in
Zukunft stark steigen könnte. Die Zürcher Kantonalbank prüft deshalb die Ausweitung ihres Angebots bei
Drittbanken, die daran interessiert sind, FairtradeGold ins Angebot aufzu­nehmen. k
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/ 201527
Ihre Bank
Neuer Finanzassistent im eBanking
Ein neuer Finanzassistent ermöglicht Kunden der Zürcher Kantonalbank neu die einfache
Budgetplanung und -überwachung direkt im eBanking und eBanking Mobile. Text: Lucrezia Gilli
Beim bisweilen ganz schön aufwändigen Budget-­
Haus­halten im eBanking werden Privatkundinnen und
-kunden der Zürcher Kantonalbank seit Anfang
­De­zem­ber von einem Finanzassistenten unterstützt.
So er­ledigen sich Ausgabenanalyse und Budget­
überwachung fast von alleine.
Kreditkarten-Daten mit einbezogen
Der automatische Finanzassistent kategorisiert alle
im eBanking verfügbaren Transaktionen. So sehen
eBanking-Kunden der Zürcher Kantonalbank all ihre
getätigten Ausgaben schnell im Überblick. Ein Vorteil
gegenüber herkömmlichen Finanzassistenz-Apps:
Daten der ZKB Kreditkarten kann man direkt in seine
Analyse mit einbeziehen. Auch ein eigenes Budget
können Nutzer mithilfe des neuen Finanzassistenten
erstellen und dieses mit einer Alarm-Funktion automatisch überwachen lassen. Mit jeder Buchung wird
die Budgetierung nachgeführt. Wird ein solches
selbstgesetztes Budget überschritten, benachrichtigt
ein SMS, E-Mail oder eBanking Mobile-Push den
jeweiligen Kunden.
Vorerst für Privatkunden
«Wir möchten es den Kunden ermöglichen, dass sie
ihre privaten Finanzen einfach einteilen und diese
Einteilung auch im Auge behalten können. Besonders
für junge Menschen, die gerade lernen, mit Geld
umzugehen, ist der Finanzassistent interessant. Eine
wertvolle Hilfe kann er aber auch für Personen sein,
welche neu mit einer Rente auskommen müssen, und
aufgrund dieses Einschnitts potenzielle Einsparungsmöglichkeiten suchen», erläutert der Fachprojektleiter
Alexander Knies.
Auch für Firmen geplant
«Eine Lösung für Kleinunternehmen ist in Planung»,
erklärt Remo Schmidli, Leiter Multichannel Management der Zürcher Kantonalbank: «Für viele Kleinunternehmer steht eine starke Geschäftsidee im Mittelpunkt ihres täglichen Schaffens.
Betriebswirtschaftliche Aspekte sind
ihnen wichtig, kommen im Tages­
geschäft aber zu kurz. Künftig
wollen wir auch diesen Kleinunternehmern ein Instrument zur Planung ihrer Finanzen bieten. Das gibt
ihnen ohne viel Aufwand eine
bessere finanzielle Übersicht, und
Entwicklungen können frühzeitig
erkannt und optimiert werden.»
Damit sie bei Fragen kompetent
weiter­helfen können, haben die
Mit­arbeitenden der Zürcher Kan­to­
nal­­bank den elektronischen Butler
fürs Haushaltsbudget gleich selbst
getestet, erzählt Alexander Knies
und ergänzt: «Auch Kundenreaktionen nehmen wir selbstverständlich gerne entgegen, um den
Finanz­a ssistenten kontinuierlich
zu ver­bessern.» k
Budgetplanung und -überwachung: Der neue Finanzassistent hilft.
28
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/2015
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Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/ 201529
Geld und Anlagen
Effizienz, Komfort und Sicherheit
1934 wurde in der Schweiz die letzte namhafte Autoproduktion eingestellt. Die Auto­
zulieferindustrie ist aber mit 24’000 Angestellten und einem Umsatzvolumen 2013 von
rund 9 Mrd. Franken ein nicht zu unterschätzender Sektor. Unternehmen, welche die
Bereiche Effizienz, Komfort oder Sicherheit bedienen, profitieren von einem überdurchschnittlichen Wachstum: Wir stellen drei Schweizer Erfolgsgeschichten vor.
Text: Armin Rechberger
Aufgrund von mangelndem Know-how oder fehlenden Produktionskapazitäten begannen die Auto­
hersteller schon in den Anfängen der Autoproduktion
mit der Auslagerung von Komponenten und Entwicklungsarbeiten. Lediglich in schlechten Zeiten ver­
suchten sie, durch Insourcing die eigene Produktion
besser auszulasten. Die Zulieferer sind aber meist
derart spezialisiert, dass dies nur in einem geringen
Umfang möglich war. Mit der fortschreitenden tech­
nischen Entwicklung werden die Systeme laufend
komplexer, und der Trend zu mehr Outsourcing wird
entsprechend anhalten. Gegenwärtig beträgt der
Wert der Zulieferteile in einem durchschnittlichen Auto
rund 14’000 Franken (ohne Montagekosten). Auch
Schweizer Zulieferer buhlen um Anteile an diesem
Kuchen.
Georg Fischer: mehr Effizienz dank weniger
Gewicht
Über seine Lebensdauer wird ein Auto mehrere tausend Mal beschleunigt und abgebremst. Jedes Kilo
Fahrzeuggewicht, das eingespart werden kann, bringt
über den gesamten Lebenszyklus eine wesentliche
Treibstoffeinsparung. Autohersteller sind aufgrund der
drohenden Bussen (Stichwort Flottenausstoss) sehr
bestrebt, den CO2 -Ausstoss neben Verbesserungen
am Motor und Antriebsstrang usw. über das Fahrzeuggewicht zu reduzieren. Georg Fischer hilft den
Autoproduzenten dabei. Oft werden Formen aus der
Natur kopiert (Stichwort Bionik), wodurch filigrane,
leichte Eisengussteile entstehen. Ein Minimum an
Material ermöglicht so ein Maximum an Belastbarkeit. Zusammen mit einem selbst entwickelten Eisen-
gusswerkstoff konnte so das Gewicht des Schwenklagers, eines stark belasteten Fahrwerkteils, von 4,39
auf 2,98 kg reduziert werden. Oft können dank dem
Know-how von GF Automotive Eisengussteile durch
deutlich leichtere Aluminiumteile ersetzt werden. Eine
Spezialität stellen Druckgussteile aus Magnesium dar,
die besonders leicht, aber auch teuer sind. Dieses
Mate­rial verwendete GF Automotive für die Türrahmen
im Sportwagen von James Bond, dem Vantage von
Aston Martin. Wegen der günstigen Bewertung der
Aktie und der nahezu optimalen Auslastung der
Giessereien sowie aufgrund der hohen Auftragseingänge in der Division Machining Solutions haben
wir Georg Fischer mit «Übergewichten» eingestuft.
Autoneum: mehr Komfort dank weniger Lärm
Während früher vor allem die Premiumhersteller sehr
auf den Geräuschpegel in der Fahrgastzelle achteten,
schenken heute auch die Hersteller der Massenmodelle einem angenehm ruhigen Innenraum grosse Be­
achtung und setzen vermehrt Schalldämmungen ein.
Davon profitiert Autoneum. Das Winterthurer Unternehmen ist ein reinrassiger Autozulieferer und ein
weltweit führender Hersteller von Systemen für akustischen Komfort und Wärmemanagement. 2014
wurde mit 10’681 Mitarbeitenden ein Umsatz von
1’955 Mio. Franken erzielt. In den letzten Jahren
erzielte Autoneum ein Umsatzwachstum, das deutlich
über dem Marktwachstum lag (siehe Grafik 1). Da
die Produkte von Autoneum zum Teil deutlich leichter
sind als die der Konkurrenz, erfreuen sie sich grosser
Nachfrage. Um Gewicht einzusparen, setzen die Auto­hersteller auch auf kleinere, höher verdichtete, hoch-
tourigere und somit lautere Motoren (Stichwort
Downsizing). Diese benötigen umfangreichere Akustikund Wärmedämmmassnahmen. Dasselbe gilt für
Dieselmotoren, die mit ihrer besseren Effizienz ebenfalls im Trend liegen. Beides verhalf Autoneum zu
zusätzlichem Wachstum. In Europa, das sich zu­sehends
erholt, sind deutliche operative Fortschritte zu erwarten. Deshalb und aufgrund der günstigen Bewertung
haben wir Autoneum mit «Übergewichten» eingestuft.
SFS: mehr Sicherheit dank Torsionsstäben
Torsionsstäbe bei Sicherheitsgurten bewirken einen
Federeffekt, indem sie verdreht (tordiert) werden und
so bei einem Aufprall die enormen Kräfte abfedern,
die durch den Sicherheitsgurt auf den Körper wirken.
Nachdem sie nicht mehr nur in Premiumfahrzeugen
und für den Fahrersitz verwendet werden, sondern
breitere Anwendung finden, hat SFS von stark stei-
genden Stückzahlen profitiert (siehe Grafik 2). Diese
Entwicklung dürfte sich verlangsamt fortsetzen. SFS
verfügt aber über viel­versprechende Neuentwicklungen
mit ähnlichem Blockbuster-Potenzial. Ein elektrisches
Bremssystem ohne Ventile, Bremskraftver­stärker und
Vakuumpumpe. Oder: die zweistufige Öffnung der
Einlassventile. Damit können 3 bis 6 Prozent Treibstoff
eingespart werden. Die SFS-Gruppe erzielte 2014
einen Umsatz von 1’389 Mio. Franken und verfügt
weltweit über 30 Werke in 24 Ländern. Ein wesen­
tlicher Teil der Produktion befindet sich aber in der
Schweiz. Die Gruppe ist breit diversifiziert. Durch
beabsichtigte Akquisi­tionen in der Autoindustrie dürfte
sich der Fokus auf diesen Sektor in Zukunft verstärken. Da die meisten anderen Geschäftsbereiche weniger Wachstum aufweisen, sich ein Grossteil der Produktion in der Schweiz befindet und die Bewertung
durchschnittlich ist, haben wir SFS mit «Marktgewichten» eingestuft. k
Grafik 1: Produktion leichte Motorfahrzeuge und
Umsatzentwicklung Autoneum (indexiert)
Grafik 2: Jährlich produzierte Torsionsstäbe (in Mio. Stk.)
150
60
140
50
130
40
120
30
110
20
100
10
90
Quellen: Zürcher Kantonalbank, IHS, Autoneum
2013
2014
2011
2012
2010
2009
2007
2008
2005
2006
2003
2004
2001
2002
Umsatzentwicklung Autoneum
(organisch und in Lokalwährungen)
1999
2015
2000
2014
1997
Produktion leichte
Motorfahrzeuge
2013
1998
2012
1996
0
2011
Quellen: Zürcher Kantonalbank, SFS
Dieser Beitrag wurde von der Abteilung Finanzanalyse erstellt und unterliegt den «Richtlinien zur Sicherstellung der Unabhängigkeit der Finanzanalyse»
(heraus­gegeben durch die Schweizerische Bankiervereinigung).
Geld und Anlagen
Der Gegenwind wird schwächer
Für die Schweizer Wirtschaft stellt das Jahr 2015 eine Zäsur dar: Der Frankenschock hallt
auch fast ein Jahr nach dem Entscheid der Schweizerischen Nationalbank (SNB) nach. Wird
2016 ähnlich turbulent? Text: Dr. Cornelia Luchsinger, Investment Solutions, Zürcher Kantonalbank
Um es vorwegzunehmen: Die Voraussetzungen für
ein moderates Wachstum im Jahr 2016 sind gegeben,
die globale Nachfrage dürfte sich zufriedenstellend
entwickeln. Allerdings wachsen die Bäume nicht in
den Himmel.
Schwächerer Franken entlastet Aussenhandel
Wir gehen für den Aussenhandel von einer leichten
Belebung im Jahr 2016 aus. Nebst der intakten globalen
Nachfrage ist eine weitere zentrale Annahme für diese
Prognose, dass sich der Schweizer Franken tendenziell
abwertet, gerade gegenüber dem USD (erwartete
Leitzinserhöhungen in den USA). Bereits im Sommer
hatte sich eine Entspannung an der Wechselkursfront eingestellt. Zeitweise hat der EUR/CHF-Wechselkurs die Marke von 1.10 geknackt – eine deutliche
Verbesserung gegenüber den Werten im Frühling.
In der Bauwirtschaft hat sich die Dynamik in den
letzten Quartalen klar abgeschwächt. Die Bauumsätze
sowie auch die Auftragseingänge gingen im ersten
Halbjahr 2015 markant zurück. Und die Baugesuche
und -bewilligungen liegen auf dem tiefsten Wert seit
2001. Der Arbeitsvorrat spricht jedoch gegen einen
veritablen Einbruch der Bauinvestition. Bei den Ausrüstungsinvestitionen erwarten wir eine leichte Erholung.
Moderate Konsumneigung bei steigender
­Arbeitslosigkeit
Die Lage auf dem Arbeitsmarkt hat sich in den vergangenen Monaten eingetrübt. So ist zwar die Arbeits­
losen­quote in der Schweiz 2015 nur leicht angestiegen,
in einigen Sektoren wie in der Industrie oder im Bau
ist die Anzahl Arbeitslose jedoch deutlich höher als vor
einem Jahr. In naher Zukunft wird sich die Arbeitsmarktlage weiter verschlechtern. Damit ist auch für den
privaten Konsum kein Boomszenario zu erwarten.
Jedoch wirken Faktoren wie die weiterhin hohe Zuwanderung stützend. Mehr Einwohner generieren einen
«natürlichen» Konsumzuwachs.
Grafik 1: Kursentwicklung
1.25
1.05
1.2
1
1.15
0.95
1.1
0.9
1.05
0.85
0.95
0.8
Jan
Mär
Mai
EUR/CHF
Juli
Sep
Nov
USD/CHF (rechts)
Quellen: Zürcher Kantonalbank, Thomson Datastream
3-Monats-Libor
Devisenkurse
Ende
2014
9. Dez.
2015
Ende
2014
Ende
2014
9. Dez.
2015
Schweiz
– 0.06
– 0.82
– 0.70
– 0.70
0.31
– 0.24
– 0.20
0.10
EUR/CHF
1.20
1.08
1.08
1.08
Eurozone
0.06
– 0.11
– 0.15
– 0.10
1.04
1.02
1.00
0.90
USD/CHF
0.99
0.99
1.03
1.05
Grossbritannien
0.56
0.58
0.60
1.30
1.76
1.89
2.00
2.30
GBP/CHF
1.55
1.50
1.57
1.59
USA
0.26
0.49
0.60
1.50
2.17
2.21
2.30
2.80
JPY/CHF
0.83
0.81
0.84
0.82
Japan
0.11
0.08
0.10
0.15
0.33
0.29
0.40
0.50
32
+3 Mt. +12 Mt.
Renditen Staatsanleihen (10 Jahre)
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/2015
+3 Mt. +12 Mt.
9. Dez.
2015
+3 Mt. +12 Mt.
Der seit Januar schlagartig stärkere Franken sowie die
tieferen Erdölpreise sorgten in der Schweiz 2015 für
massiv günstigere Importe. So sind die Preise der importierten Güter aktuell 11% tiefer als im Vorjahr. Die
billigeren Importe sowie auch der Margendruck schlagen sich wiederum in tieferen Produzentenpreisen
nieder, und auch die Konsumentenpreise entwickeln
sich deutlich negativ. Wir erwarten noch bis weit ins
Jahr 2016 hinein leicht rückläufige Konsumentenpreise.
die Zinsdifferenz zu anderen Währungsräumen hilft,
den Franken zu schwächen. Die SNB wird weiterhin
nicht zögern, am Devisenmarkt zu intervenieren, sollte
der Druck auf den Franken erneut zunehmen.
SNB behält den Kurs bei
Die Schweizerische Nationalbank hat an ihrer letzten
geldpolitischen Lagebeurteilung vom 10. Dezember
entschieden, ihre Geldpolitik unverändert zu belassen.
Die Politik der Negativzinsen funktioniert aktuell, und
Für die kommenden Quartale gehen wir also davon
aus, dass sich die Gewitterwolken am Schweizer
Konjunkturhimmel allmählich verziehen. Nach einem
schwachen Wachstum im ablaufenden Jahr 2015
(Prognose: 0,7%) dürfte sich die Dynamik im Jahr
2016 etwas erhöhen. Mit einem geschätzten BIPWachstum von 1,2% entwickelt sich die Schweizer
Wirtschaft jedoch weiterhin unter Potenzial. Die
unterdurchschnittliche Wachstumsdynamik kann
durchaus bis ins Jahr 2017 anhalten. k
Grafik 2: Inflationsentwicklung (% vs. Vj.)
Grafik 3: BIP-Wachstum
8
6
4
2
0
– 2
– 4
– 6
– 8
– 10
– 12
4.50
3.50
2.50
1.50
0.50
– 0.50
Prognose
2015–2017
– 1.50
– 2.50
Dez 05
Dez 07
Dez 09
Konsumentenpreise
Dez 11
Dez 13
Produzentenpreise
Dez 15
1990
1993
Quellen: Zürcher Kantonalbank, Thomson Datastream
Aktienmärkte
Ende
2014
9. Dez.
2015
1996
1999
2002
2005
2008
2011
2014
2017
Importpreise
+3 Mt. +12 Mt.
Quellen: Zürcher Kantonalbank, Thomson Datastream
Wirtschaftswachstum
Inflation
2014 2015 2016 2017
*
*
2014 2015 2016 2017
*
*
Schweiz SPI
8’857
8’889
9’320
9’700
Schweiz
1.9
0.7
1.2
1.5
0.0
– 1.1
– 0.5
1.0
Eurozone STOXX 50
3’146
3’277
3’600
3’630
Euro-Zone
1.1
1.5
1.3
1.7
0.4
0.0
0.7
1.5
Grossbritannien FT 100
6’566
6’127
6’450
6’480
Grossbritannien
2.9
2.6
2.8
1.9
1.5
0.1
1.9
2.0
USA S&P 500
2’059
2’048
2’100
2’080
USA
2.4
2.6
2.9
2.6
1.6
0.3
1.9
2.3
Japan NIKKEI
17’451
19’301
20’080
20’700
Japan
– 0.1
0.6
0.9
0.9
2.7
0.9
1.0
2.3
Quellen: Thomson Datastream, ZKB Investment Solutions (* Prognose)
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/201533
Persönlich
Keine Fehler erlaubt
Die unsichtbaren Flugstrassen über Europa sind immer stärker belegt. Für den reibungs­losen
Flugbetrieb am Flughafen Zürich sorgen die Flugverkehrsleiter. Als ehemaliger Flug­lotse
und heutiger Leiter des Kontrollturms in Zürich weiss Siegfried Ladenbauer, dass bei der
Arbeit keine Fehler erlaubt sind. Text: Mario Schuler; Foto: Jürg Waldmeier
Als kleiner Junge bekam Siegfried Ladenbauer einen
Apparat geschenkt, mit dem er den Flugfunk abhören
konnte. Aufgrund dieses Glücksfalls begann er sich
bereits früh mit der Kommunikation zwischen Piloten
und Fluglotsen zu befassen. Während Kinder in seinem Alter eher mit dem Beruf des Piloten liebäugeln,
war für ihn schnell klar, dass er Flugverkehrsleiter
werden möchte. In seiner ganzen Schulzeit arbeitete
er auf dieses Ziel hin. Nach knapp 15 Jahren im Einsatz als Fluglotse bei Skyguide amtet der 42-Jährige
seit 2012 als Head of Operations Tower/Approach
Zurich. Beim Erzählen spürt man die Begeisterung für
seine Arbeit.
«Jeder Tag bringt neue Herausforderungen, denn
man weiss nie, was als Nächstes passiert», schildert
Ladenbauer. «Die Arbeit als Fluglotse fordert viel
Selbstmotivation. Oft gibt es aber auch schöne Momen­
te, in denen man das Zusammenwirken zwischen
Pilot und Lotse spürt und der Pilot sich dankbar für
unsere Leistung zeigt.» Der Lotse trägt eine grosse
Verantwortung, nicht nur für die Sicherheit der Passagiere, sondern es hängt letztlich von ihm ab, wie
viele Flugzeuge starten und landen können – mit durchaus relevanten wirtschaftlichen Konsequenzen. Der
Flugverkehr kann nicht einfach angehalten werden.
Deshalb müssen Lotsen neben einem guten räumlichen Vorstellungsvermögen psychisch sehr belastbar
sein, um gleichzeitig viele Informationen zu verar­
beiten und richtig zu priorisieren.
Höchste Konzentration unter Druck
Eine grosse Herausforderung für die Flugsicherung
Skyguide ist es denn auch, geeignetes Personal zu
finden. Einerseits wissen viele Leute gar nicht, dass es
diesen Nischenberuf überhaupt gibt, andererseits sind
die Anforderungen an die Fluglotsen enorm hoch.
Weniger als 10 % der Bewerber schaffen die Selektion.
«Obwohl alle von uns in der Lage sein müssen, den
Flugverkehr in ihrem Zuständigkeitsbereich eigenver-
34
Zürcher Wirtschaftsmagazin 4/2015
antwortlich zu managen, ist die Teamarbeit ebenso
wichtig, da jeder in ein Gesamtsystem mit verschiedenen Verantwortungsbereichen und Schnittstellen
eingebunden ist.» Die modernen technischen Systeme
unterstützen den Lotsen heute zwar besser, können
ihn aber nicht ersetzen; zu viele unvorhersehbare Variablen machen die Arbeit unberechenbar. Das macht
letzten Endes die höhere Belastung im Beruf aus, womit ein höheres Fehlerrisiko einhergeht. «Fehler sind
menschlich und können auch bei uns passieren. Es ist
unsere Aufgabe, das Arbeitsumfeld präventiv so
auszugestalten, dass Fehler gar nicht entstehen können
oder keine gravierenden Folgen haben. Dabei hilft
uns die moderne Technologie, die uns rechtzeitig auf
Fehler aufmerksam macht.» Umso wichtiger ist
es denn auch, die Konzentration stets auf höchstem
Niveau zu halten. Im Kontrollturm des Flughafens
Zürich arbeiten die Fluglotsen deshalb jeweils maximal
zwei Stunden am Stück, danach müssen sie mindestens 15 Minuten pausieren.
Die Balance zur Arbeit finden
Nach der Arbeit ist Ablenkung von der Materie essenziell. Als Ausgleich geht Siegfried Ladenbauer deshalb
häufig joggen, ins Yoga, macht Fitness und singt in
einem Chor. Dank der 35-Stunden-Woche – Pausen
inklusive – hat man als Flugverkehrsleiter viel Freizeit.
Das war mit ein Grund, weshalb er parallel zur Arbeit
sein Studium in Politikwissenschaften abschliessen
und doktorieren konnte. Während fünf Jahren war er
zudem Präsident des Berufsverbands Aerocontrol;
als Oberst im Generalstab hat er ab Januar 2016 eine
führende Funktion im Stab der Luftwaffe inne.
Ladenbauer ist heute als Leiter des Towers nicht
mehr operativ tätig. Er versucht aber, seine praktischen
Fertigkeiten im Simulator regelmässig aufzufrischen.
Obwohl er die Gestaltungsmöglichkeiten sehr schätzt,
die sich ihm in seiner Führungsrolle bieten, ist die
Faszination für seinen ursprünglichen Traumberuf ungebrochen. k
Wohn-Design machen wir nicht.
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