Übung 3 UdS Technologiemanagement Sven Heidenreich Juniorprofessur für Technologie- und Innovationsmanagement Universität des Saarlandes Aufgabe 4.1 Q: Was versteht man unter dem Begriff „Technologiestrategie“ und welche Inhalte werden mit diesem Begriff thematisiert? Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 1 Technologiemanagement (1) Grundbegriffe der Technologiestrategie Im Mittelpunkt steht nicht nur die Definition der Ziele, sondern auch des Weges zu deren Erreichen. • Definition: Technologiestrategie definiert die Ziele des Unternehmens in Bezug auf den Technologieeinsatz und zeigt die Wege auf, die dorthin führen. • Sie gibt an, Welche Technologien Zu welchem Zweck eingesetzt werden Welches Leistungsniveau erreicht bzw. angestrebt wird Zu Welchem Zeitpunkt der Einsatz erfolgt Woher die Technologie bezogen wird • Die Technologiestrategie ist zu unterscheiden vom Umsetzungsplan, in dem auch konkrete Ressourcen und Projekte sowie Handlungsweisen beinhaltet sind. Quelle: Schulte-Gehrmann et al. (2011) Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 2 Technologiemanagement (2) Inhaltliche Dimensionen der Technologiestrategie Eine Technologiestrategie sollte (mindestens) zu 5 grundlegenden Dimensionen Aussagen treffen: Welche Technologien werden betrachtet? Wie sollen Technologien später genutzt werden? Technologieauswahl Wie nahe am Stand der Technik soll agiert werden? Technologische Leistungsfähigkeit Technologieverwertung Technologiestrategie Wann erfolgt der Markteintritt? Technologietiming Woher sollen die Technologien bezogen werden? Technologiequelle Quelle: SchulteGehrmann et al. (2011) Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 3 Technologiemanagement Aufgabe 4.2 Q: Im Bereich der Technologiestrategieentwicklung existieren zwei Herangehensweisen. In ihrer Rolle als CEO eines mittelständischen Technologieunternehmens, welche Perspektive würden Sie zur Tech.-strategieentwicklung verwenden? Begründen Sie ihre Wahl. Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 4 Technologiemanagement (1) Grundbegriffe der Technologiestrategie Inside-out vs. Outside-in Perspektive: Inside-out Perspektive Ressourcen und Fähigkeiten des Unternehmens stehen im Vordergrund: „Was haben wir?“ „Was können wir?“ Outside-in Perspektive Ausgangspunkt ist die Betrachtung des Umfelds des Unternehmens „Wie sieht der Markt aus?“ „Wie können wir uns gegenüber dem Wettbewerb positionieren?“ Bei Orientierung an der „Outside-in“-Perspektive läuft das Unternehmen Gefahr, dem Markt „hinterher zu laufen“. Als Basis der Strategieentwicklung sollte die Inside-out Perspektive, jedoch unter Berücksichtigung des Marktes (als zweites Kriterium), dienen. Quelle: Barney (2001), Eversheim (2003), Schulte-Gehrmann et al. (2011) Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 5 Technologiemanagement Aufgabe 4.3 Q: Was versteht man unter dem Begriff der Kernkompetenz? Wie differenziert sich der Begriff „Kernkompetenz“ vom Begriff „Ressource“? Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 6 Technologiemanagement (1) Grundbegriffe der Technologiestrategie Kernkompetenzansatz (Prahalad & Hamel): • • Der Kernkompetenzansatz als Variante des resource-based view zielt auf einzigartige Fähigkeiten des Unternehmens als Basis der Strategiebildung ab. Das Unternehmen wird dabei als Bündel von Kernkompetenzen betrachtet. Eröffnet Zugang zu unterschiedlichen Märkten Signifikanter Beitrag zum wahrgenommenen Kundennutzen Für Wettbewerber schwer zu imitieren Kernkompetenzen erfüllen diese drei Eigenschaften: Quelle: Penrose (1995), Schulte-Gehrmann et al. (2011) Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 7 Technologiemanagement (1) Grundbegriffe der Technologiestrategie Kernkompetenzen lassen sich anhand von vier Prüfkriterien von alltäglichen Fähigkeiten abgrenzen. Fähigkeit ist wertvoll Sie führt zu Effektivitäts- und Effizienzsteigerungen Fähigkeit ist selten Sie bietet die Möglichkeit, sich vom Wettbewerb zu differenzieren Fähigkeit nicht substituierbar Fähigkeit nicht imitierbar Wettbewerber können die Fähigkeit (ohne erheblichen Aufwand) nicht erlangen Ersatz der Fähigkeit durch andere Fähigkeiten sollte nicht möglich sein Nur wenn alle vier Kriterien erfüllt sind, handelt es sich um eine Kernkompetenz! Quelle: Prahalad & Hamel (1990), Schulte-Gehrmann et al. (2011) Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 8 Technologiemanagement (1) Grundbegriffe der Technologiestrategie Hierarchie von Ressourcen, Fähigkeiten, Kompetenzen und Kernkompetenzen: Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 9 Technologiemanagement Aufgabe 4.4 Q: 1. Finden Sie sich in Gruppen von je 3 Teilnehmern zusammen. 2. Entscheiden Sie sich für je einen „erfolgreichen“ und eine „gescheiterten“ Technologieführer. 3. Erarbeiten Sie ein Präsentation zur Vorstellung des Unternehmens sowie dessen Follower. 4. Benennen Sie jeweils Gründe für den Erfolg bzw. Misserfolg des Technologieführers. (15 min) Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 10 Technologiemanagement (2) Inhaltliche Dimensionen der Technologiestrategie Chancen und Nachteile der Technologieführerschaft: Vorteile/Chancen Nachteile/Risiken Imagevorteile durch Alleinstellungsmerkmale Hohe Investitionen und langfristige Ressourcenbindung Hohe Gewinnmargen möglich Hohes unternehmerisches Risiko Möglichkeit zur Definition von Standards Technologische Diskontinuitäten/ Substitutionstechnologien bedrohen Führerstatus Aufbau von Imitationsbarrieren Führer als Zielobjekt von Imitatoren Gefahr des ‚Over-Engineering‘ Ausruhen auf eignen Stärken verhindert Erkennen von Marktveränderung Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 11 Technologiemanagement (2) Inhaltliche Dimensionen der Technologiestrategie Beispiele für unterschiedlich erfolgreiche Timingstrategien Quelle: Trommsdorff & Steinhoff (2013): Innovationsmarketing Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 12 Technologiemanagement (2) Inhaltliche Dimensionen der Technologiestrategie Beispiele für unterschiedlich erfolgreiche Timingstrategien Quelle: Trommsdorff & Steinhoff (2013): Innovationsmarketing Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 13 Technologiemanagement (2) Inhaltliche Dimensionen der Technologiestrategie Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 14 Technologiemanagement (2) Inhaltliche Dimensionen der Technologiestrategie Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 15 Technologiemanagement Aufgabe 4.5 Q: Welchen drei inhaltlichen Dimensionen stehen bei der Auswahl der Technologiestrategie zur Verfügung? Nennen Sie je Dimension 2 Vor- und Nachteile Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 16 Technologiemanagement (2) Inhaltliche Dimensionen der Technologiestrategie Technologiestrategien Pionierstrategie Später Folger Früher Folger • • Um Marktführer zu werden bieten sich drei verschiedene Alternativen von Innovationsstrategien an. Das Unternehmen sollte sich auf eine dieser Strategien festlegen, um Erfolg im Markt zu haben. Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 17 Technologiemanagement (2) Inhaltliche Dimensionen der Technologiestrategie Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 18 Technologiemanagement (2) Inhaltliche Dimensionen der Technologiestrategie • Die Pionierstrategie ist auch unter „leader-“ (Innovationsführerschaft) oder „first-to-marketstrategy“ bekannt. • Hierbei nimmt das Unternehmen aufgrund des frühen Markteintritts die Rolle des innovativen Vorreiters ein. • Durch diese Monopolstellung versucht das Unternehmen, einen großen Teil der Konsumentenrente bei innovationsfreudigen Kunden abzuschöpfen und einen Erfahrungsvorsprung gegenüber den Konkurrenten zu erreichen. • Die Pionierstrategie fordert in der Regel eine intensive Forschung und Entwicklung und damit verbunden setzt sie hohe Aufwendungen für Forschung und Entwicklung voraus. • Durch Markteintrittsbarrieren versucht der Pionier seine Monopolstellung zu verteidigen. Quelle: Vahs / Burmester (2005), S. 112. Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 19 Technologiemanagement (2) Inhaltliche Dimensionen der Technologiestrategie • Die Strategie der frühen Folger ist auch unter „second-to-market- “ oder „early followerstrategy“ bekannt. • Die frühen Folger treten mit vergleichbaren Leistungen kurze Zeit nach den Pionieren in den Markt ein. • Der Markt bietet zu diesem frühen Zeitpunkt noch deutliche Wettbewerbsvorteile gegenüber dem späten Markteintritt. • Frühe Folger sehen sich mit einem noch relativ großen Risiko bei der Markteinführung und den Verteidigungsmechanismen der Pioniere konfrontiert. Quelle: Vahs / Burmester (2005), S. 112f. Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 20 Technologiemanagement (2) Inhaltliche Dimensionen der Technologiestrategie • Die Strategie der späten Folger ist auch unter „later-to-market-“ oder „late followerstrategy“ bekannt. • Die Unternehmen, welche diese Strategie verfolgen, treten erst in den Markt, wenn sich die Marktentwicklung und das Kaufverhalten stabilisiert hat. • Erfolgsrisiken des frühen Markteintritts werden vermieden. Produktmängel können durch die längere Entwicklungszeit und dem Lernen von den Erfahrungen der Pioniere verhindert werden. • Diese „Mee-to-Anbieter“ stoßen im Markt häufig auf Eintrittsbarrieren und haben keine Aussicht auf hohe Marktanteile. Quelle: Vahs / Burmester (2005), S. 113 Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 21 Technologiemanagement (2) Inhaltliche Dimensionen der Technologiestrategie Risiken der Pionierstrategie Vorteile der Pionierstrategie • Temporäre technologische Monopolstellung • Nicht ausgereifte Technologie • Möglichkeit zum Etablieren eines Standards • Hohe Markterschließungshürden • Imagevorteile • Unsicherheit hinsichtlich Marktentwicklung • Gelegenheit zum Aufbau starker Marken • Unsicherheit hinsichtlich Wettbewerberverhalten • Erfahrungskurvenvorteil • Hohe Produktionskosten • Privilegierter Zugang zu Distributionskanälen • Geringe Flexibilität • Patente und andere Schutzrechte • Hohes Kostenrisiko • Möglichkeit zur längsten Verweildauer im Markt • Hohe Marktaustrittshürden Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 22 Technologiemanagement (2) Inhaltliche Dimensionen der Technologiestrategie Risiken der Folgerstrategie Vorteile der Folgerstrategie • „Freerider Effekt“ • Überwindung von Markteintrittsbarrieren • Lernen aus den Fehlern des Pioniers • Schwierigkeit der Differenzierung • Ausnutzung der Schwachstellen des Pioniers • Imagenachteile • Größere Kosteneffizienz • Netzwerkschwierigkeiten • Größere Marktreife • Kürzere Marktphase • Geringere Unsicherheit • Notwendigkeit des eigenen Wettbewerbsvorteils • Größere Flexibilität • Schnelle Marktreaktionen erforderlich Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 23 Technologiemanagement Aufgabe 4.6 Q: Welche Bezugsquellen technologischen Wissens (intern/extern) würden Sie als CEO eines Tech.-Unternehmens bevorzugen. Nennen Sie je 2 Vor- und Nachteile. Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 24 Technologiemanagement (2) Inhaltliche Dimensionen der Technologiestrategie Interne Technologiequellen: Vorteile Nachteile Steuerung des gesamten Entwicklungsprozesses Hohes Unternehmerisches Risiko Exklusivität der Kenntnisse und Fähigkeiten Hoher Ressourcenbedarf Große Handlungsspielraum bei der Nutzung Unsichere Ergebnisse Imagevorteile Langwierige Entwicklung keine schnelle Verfügbarkeit Ausnutzung der Kernkompetenzen möglich Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 25 Technologiemanagement (2) Inhaltliche Dimensionen der Technologiestrategie Externe Technologiequellen: Vorteile Nachteile Verkürzte Entwicklungszeiten Erhöhte Abhängigkeit von externen Partnern Senkung der Kosten und Risiken Wissenserosion Erhöhte Flexibilität Wahl der Technologiequelle ist im Einzelfall abzuwägen, da einzelne Optionen spezifische Vor- und Nachteile aufweisen. Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 26 Technologiemanagement (2) Inhaltliche Dimensionen der Technologiestrategie Portfolie zur Auswahl der optimalen Technologiequelle: Gerpott, T.J. (2005) Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 27 Technologiemanagement Aufgabe 4.7 Q: Please consider the following case study: Certainly one of the most important trends in the automobile industry in the next few years as it moves towards sustainable mobility will be the introduction of electric drives. The main factors behind this development will be the shortage of resources and the targets for the reduction of CO2 in the various regions of the world which promote the use of alternative drive systems. The vehicle’s battery can be regarded as one major technology driver to ensure the promised success of sustainable mobility. But for now, the battery’s production costs as well as its low efficiency are drawbacks of the currently available technology. You are an ambitious electronics student and just developed a method to solve the above-mentioned disadvantages of available battery technology. You are still thinking about how to set up your company. Until now, you have no funding and no other support. Suddenly, you received an Email about a lucrative offer from a big car manufacturer who wants to buy the rights on your idea. How would you react? Would you sell the idea? Discuss the pro and cons about selling or keeping the idea and state your final decision Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 28 Technologiemanagement (2) Inhaltliche Dimensionen der Technologiestrategie Technologieverwertung: • Wie soll eine Technologie genutzt werden? unterschiedliche Detaillierung möglich • Grundsätzlich: Interne oder externe Verwertung? „keep-or-sell-Entscheidung“ • Analogie zur Wahl der Technologiequelle Quelle: Brodbeck (1999), Tschirky & Koruna (1998) Schulte-Gehrmann et al. (2011) Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 29 Technologiemanagement (2) Inhaltliche Dimensionen der Technologiestrategie Aspekte interner Verwertung: • Entscheidung hinsichtlich langfristiger Nutzung • Wettbewerbsvorteile durch Kernkompetenzen • Position im Produktlebenszyklus? • Synergiepotentiale durch Komplementärtechnologien • Imagevorteile Aspekte externer Verwertung: • Teilung von Kosten und Risiken • Kontrollierbarkeit von Wissens-Diffusion • Differenzierungsrelevanz von Technologien Vergleiche auch Vor- und Nachteile interner und externer Technologiequellen Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 30 Technologiemanagement Aufgabe 4.8 Q: Beschreiben Sie einen möglichen Prozess zur (Tech.-)Strategieformulierung (bspw. 5 Stufen) Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 31 Technologiemanagement (4) Entwicklung der Technologiestrategie • Ausloten der Handlungsspielräume in den aufgezeigten Dimensionen und Auswahl einer zukunftsfähigen Alternative notwendig • Voraussetzung für Findung adäquater Strategie: nachvollziehbarer Prozess, der Bewusstsein für eigene technologische Stärken und Schwächen schafft 5-stufiger Prozess: Interne Analyse Umfeldanalyse Differenzierung der Technologiefelder Strategieformulierung Konsistenzprüfung Quelle: Schulte-Gehrmann et al. (2011) Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 32 Technologiemanagement (4) Entwicklung der Technologiestrategie Interne Analyse Umfeldanalyse Differenzierung Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich • Analyse der eingesetzte Produkt- und Prozesstechnologien • Analyse der extern verfügbaren Technologien: neue/alternative Technologien, Wettbewerbstechnologien, Trends, Herausforderungen • nach Wertigkeit, Seltenheit, Imitierbarkeit, Substituierbarkeit 33 Technologiemanagement (4) Entwicklung der Technologiestrategie Strategieformulierung Konsistenzprüfung Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich • Auswahl im Hinblick auf die einzelnen Strategiedimensionen • Überprüfung der Strategien einzelner Technologiefelder zueinander sowie der Kohärenz zu anderen Unternehmensstrategien 34 Technologiemanagement Aufgabe 4.9 Q: Verorten Sie die Technologiefrüherkennung innerhalb einer Organisationsstruktur und benennen Sie dessen grundlegende Aufgaben. Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 35 Technologiemanagement (1) Einführung in die Technologiefrüherkennung Zentrales Ziel der Technologiefrüherkennung • Technologiefrüherkennung ist ein Teilbereich der unternehmensweiten Früherkennung (business intelligence). • Ihr Ziel besteht darin, technologierelevante Informationen rechtzeitig zur Verfügung zu stellen um dem Unternehmen zu ermöglichen, zukünftige Chancen zu nutzen und Risiken im Vorfeld zu erkennen. • Technology Intelligence: Bezieht sich darauf, dass die Technologiefrühaufklärung Informationen nicht nur sammelt, sondern auch aufbereitet bevor sie diese an das Management weitergibt. • Eine der zentralen Herausforderungen besteht in der Identifikation schwacher Signale (weak signals). Quelle: Wellensiek et al. (2011) Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 36 Technologiemanagement (1) Einführung in die Technologiefrüherkennung Herausforderungen der Technologiefrüherkennung: • Entwicklung der Unternehmensumwelt hin zu vernetzter Wissensgesellschaft • Progressiv ansteigende Menge vorhandenen und damit auch potentiell relevanten Wissens „Wissensexplosion“ Aufgabe der Technologiefrüherkennung: Erarbeitung einer belastbaren Entscheidungsgrundlage in zunehmend komplexen, undurchsichtigem und hochdynamischen Umfeld Schuh & Klappert (2010): Technologiemanagement Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 37 Technologiemanagement Aufgabe 4.10 Q: Mit welchen Problemfeldern sieht sich das Technologiemanagement konfrontiert? Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 38 Technologiemanagement (1) Einführung in die Technologiefrüherkennung Betrachtungsobjekt der Technologiefrüherkennung sind Technologien und Informationen über Technologien. • Ziel: Beschaffung und Verarbeitung mit Technologiebezug Direkter Technologiebezug Informationen sind technischwissenschaftlicher bzw. technologischer Natur Indirekter Technologiebezug Informationen haben keinen technologischen Charakter, haben jedoch Technologie-relevanz = schwache Signale • Grundsätzliches Problem bei dem Versuch, schwache Signale zu identifizieren: Breite Suche (= bindet viele Ressourcen) vs. tiefe Suche (= bindet weniger Ressourcen, läuft jedoch Gefahr, schwache Signale zu übersehen) Quelle: Ansoff (1976), Koller (2002), Wellensiek et al. (2011) Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 39 Technologiemanagement Aufgabe 4.11 Q: Zwischen welchen Formen von Wissen wird bei der Informationssuche unterschieden? Nennen Sie weiterhin je 3 mögliche Informationsbereiche/Artefakte Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 40 Technologiemanagement (1) Einführung in die Technologiefrüherkennung Explizites Wissen Implizites Wissen • Artefakte sind Informationsquellen bei denen es sich zumeist um leblose Objekte wie z. B. Bücher, Zeitschriften oder Internetserver handelt, welche diskrete, beobachtbare, materielle oder digitale, benennbare Dinge bzw. Sachen beinhalten, die Daten, Informationen bzw. Wissen repräsentieren • Sie sind dadurch gekennzeichnet, dass sie Wissen in expliziter Erscheinungsform zum Abruf bereitstellen. • Neben Artefakten stellen einzelne Personen bzw. Individuen, eine weitere Art der Informationsquelle dar. • Hierzu zählen z. B. Berater, Fachexperten aus der Industrie oder Mitglieder eines Arbeitskreises, in dem z. B. neue technische Standards erarbeitet werden. • Individuen können im Gegensatz zu Artefakten als Träger vornehmlich impliziten Wissens angesehen werden, die ihr Wissen nur dann weitergeben, falls sie in direkter Interaktion mit dem Suchenden stehen. Schuh & Klappert (2010): Technologiemanagement Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 41 Technologiemanagement (1) Einführung in die Technologiefrüherkennung Übersicht über explizite Informationsquellen (Artefakte) Schuh & Klappert (2010): Technologiemanagement Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 42 Technologiemanagement (1) Einführung in die Technologiefrüherkennung Übersicht über implizite Informationsquellen (Individuen/Institutionen) Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Schuh & Klappert (2010): Technologiemanagement 43 Technologiemanagement Aufgabe 4.12 Q: Welche Basisaktivitäten werden durch die Technologiefrüherkennung thematisiert? Wie unterscheiden sich die (Basis-)Aktivitätsfelder? Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 44 Technologiemanagement (2) Basisaktivitäten der Technologiefrüherkennung Technologiefrüherkennung teilt sich in drei Basisaktivitäten auf, die sich vom Detaillierungsgrad her unterscheiden. TechnologieScanning Zeitlich unbegrenzte Informationssuche ohne konkrete Richtungsvorgabe; losgelöst vom Tagesgeschäft und unvoreingenommen TechnologieMonitoring TechnologieScouting Detailliertere Verfolgung einzelner Technologiefelder, bezüglich Markt und Technologie, über einen längeren Zeitraum Erforschung bestimmter Themen und Quellen über festgelegten Zeitraum (Auftrags-Charakter) Erhöhung des Detailgrades der Informationen und Verkürzung des Zeitraumes von links nach rechts Quelle: Ashton (1995 & 1997), Wellensiek et al. (2011) Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 45 Technologiemanagement (2) Basisaktivitäten der Technologiefrüherkennung Technologie-Scanning soll zunächst nur schwache und starke Signale identifizieren und den Erstkontakt herstellen. • Losgelöst vom Tagesgeschäft, möglichst unvoreingenommen, ähnlich einem 360°-Radar • Suche nach schwachen und starken Signalen • Aufgabe: Überprüfung neuer Technologien auf ihre Einsetzbarkeit im Unternehmen • Ziel: Signale identifizieren und Erstkontakt herstellen • Varianten des Technologiescannings: Außerhalb vs. Innerhalb der Unternehmensdomäne Formal (mit Themenbezug) vs. Informal (ohne Themenbezug) Quelle: Ashton (1997), Reger (2006), Wellensiek et al. (2011) Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 46 Technologiemanagement (2) Basisaktivitäten der Technologiefrüherkennung Konstituierende Elemente eines Monitoring-Radars Schuh & Klappert (2010): Technologiemanagement Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 47 Technologiemanagement (2) Basisaktivitäten der Technologiefrüherkennung Beispiel eines Monitoring-Radars Schuh & Klappert (2010): Technologiemanagement Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 48 Technologiemanagement (2) Basisaktivitäten der Technologiefrüherkennung Technologie-Monitoring nimmt darauf hin eine tiefergehende Untersuchung der definierten Objekte vor. • Die vom Scanning identifizierten Technologien werden über einen längeren Zeitraum hinweg genauer verfolgt. • Ziel ist dabei das Entdecken von Trends in der Technologieentwicklung. • Hauptunterschied zum Scanning: Vordefinierte Bereiche, wesentlich detailliertere Beobachtung. Quelle: Reger (2006), Wellensiek et al. (2011) Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 49 Technologiemanagement (2) Basisaktivitäten der Technologiefrüherkennung Bei Technologie-Scouting handelt es sich um einen speziellen Fall des Technologie-Monitorings. • Vorher festgelegte Technologiefelder und Technologiethemen; ggf. Fokus auf vorher festgelegte Wissensträger • Klar festgelegter Zeitrahmen und festgelegtes Ziel („Auftragscharakter“) Quelle: Ashton (1997), Lang (1999), Wellensiek et al. (2011) Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 50 Technologiemanagement (2) Basisaktivitäten der Technologiefrüherkennung TechnologieScanning TechnologieMonitoring TechnologieScouting Zielsetzung Erstkontakt Verfolgen detaillieren Suchfeldgröße Sehr groß Groß klein Zeithorizont Uneingeschränkt Uneingeschränkt auftragsbezogen Themenbezug Grob festgelegt, ohne Themenbezug Festgelegtes Thema Festgelegte Technologie Informationsqualität Einzelinformationen Verknüpfte Informationen, Trends Zusammenhängende Informationen Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 51 Technologiemanagement Aufgabe 4.13 Q: Beschreiben Sie den Technologiefrüherkennungsprozess Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 52 Technologiemanagement (3) Der Technologiefrüherkennungsprozess Der Technologiefrüherkennungsprozess besteht aus vier Grundaktivitäten: Bestimmung des Informationsbedarfs Beschaffung der Informationen Bewertung der Informationen Kommunikation der Informationen Quelle: Wellensiek et al. (2011) Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 53 Technologiemanagement (3) Der Technologiefrüherkennungsprozess Phase 1 und 2 der Technologiefrüherkennung: Bestimmung des Informationsbedarfs Beschaffung der Informationen • Informationsbedürfnisse ableiten • Grundausrichtung festlegen • Suchfelder ableiten • Zuständigkeiten festlegen • Quellen und Detaillierungsgrad auswählen • Recherchieren Quelle: Wellensiek et al. (2011) Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 54 Technologiemanagement (3) Der Technologiefrüherkennungsprozess Phase 3 und 4 der Technologiefrüherkennung: Bewertung der Informationen Kommunikation der Informationen • Entscheidungssituation einbeziehen • Bewertung anhand bekannter Bewertungsmethoden • Kommunikationswege festlegen • Informationen verteilen Quelle: Wellensiek et al. (2011) Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 55 Technologiemanagement Aufgabe 4.14 Q: Beschreiben Sie die Lead-User Methode. Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 56 Technologiemanagement (4) Methoden d. Technologiefrüherkennung Lead–User Methode (I) 1980er Jahre: Feststellung, dass viele Innovationen von Nutzern selbst entwickelt wurden Grund: Untauglichkeit herkömmlicher Marktforschung in Bezug auf die Entwicklung grundlegender Innovationen Lead – User Methode zur Generierung innovativer Produktkonzepte • „The lead – user research method [...] looks [...] to those users whose needs and preferences lead the market. These lead users [...] will modify products or use them in unforeseen ways to meet their needs.“ (Eisenberg 2011: 50) Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 57 Technologiemanagement (4) Methoden d. Technologiefrüherkennung Lead–User Methode (II) Was sind Lead – User? „Lead User sind besonders qualifizierte und fortschrittliche Anwender, die sowohl motiviert als auch qualifiziert sind, bedeutende Beiträge zur Entwicklung grundlegend neuer Produkte oder Dienstleitungen zu erbringen.“ • Zwei zentrale Eigenschaften: Verspüren Bedürfnisse, die sich zukünftig am Markt durchsetzen werden, wesentlich früher als andere Nutzer Haben ein signifikantes Interesse an der Entwicklung einer Lösung für die Probleme/Bedürfnisse Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich Von Hippel, Thomke & Sonnack 1999: 5 58 Technologiemanagement (4) Methoden d. Technologiefrüherkennung Lead–User Methode (III) Was ist der Unterschied zu herkömmlicher Marktforschung? Herkömmliche Marktforschung Lead – User Konzept • Fokussierung auf typische und repräsentative Marktteilnehmer • Fokussierung von „leading-edge usern“1 • Ermittlung von deren Erwartungen über zukünftige Bedürfnisse • Beobachtung von existierenden Bedürfnissen, Problemen und Lösungsansätzen • Verkaufsstatistiken, Außendienstberichte, Beschwerden, etc. • Einbezug von Nutzern auf dem Zielmarkt und Experten • Einbezug von Nutzern auf dem Zielmarkt, Experten und Lead – Usern auf anderen Märkten • Marketing verantwortlich für Marktforschung, technische Einheiten für Produktentwicklung • Bildung eines interdisziplinären Teams Konzeptbewertung Konzeptgenerierung Quelle: Eisenberg 2011: 53 Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 59 Technologiemanagement (4) Methoden d. Technologiefrüherkennung Lead–User Methode (IV) • Durchführung einer Lead – User Studie in einem Projekt mit vier Phasen • Ziele: Identifikation von Lead – Usern, Nutzung von deren Informationen, Generierung neuartiger Produktkonzepte Step 1: Start des Lead User-Projektes Step 2: Identifikation von Bedürfnisse u. Trends Step 3: Step 4: Entwicklung von Lösungskonzepten (Workshop) Identifikation von Lead Users u. deren Ideen Quelle: Churchill, von Hippel & Sonnack 2009: 46 Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 60 Technologiemanagement (4) Methoden d. Technologiefrüherkennung Lead–User Methode (V) Step 1: Preparing for Your Lead – User Project: • Festlegung des zu betrachtenden Produkt- und Marktbereichs • Bildung eines interdisziplinären Teams • Verstehen von grundlegenden Produkt- und Markteigenschaften Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 61 Technologiemanagement (4) Methoden d. Technologiefrüherkennung Lead–User Methode (VI) Step 2: Identifying Trends and Key Customer Needs: • Ziel: Identifikation und Analyse von wichtigen Entwicklungen, Trends und Bedürfnissen • Verschiedene Informationsquellen zur Schaffung eines umfangreichen Bildes: Umfassende Literaturrecherche Nutzung von Internet und frei zugänglichen Quellen Patentrecherchen Experteninterviews (Networking – Ansatz, um zu den führenden Anwendern zu gelangen) • Auswahl und detaillierte Beschreibung eines zentralen Trends inkl. der neu entstehenden Bedürfnisse Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 62 Technologiemanagement (4) Methoden d. Technologiefrüherkennung Lead–User Methode (VII) Step 3: Exploring Lead – User Needs and Solutions: • Konkretisierung der Suche nach Lead – Usern des ausgewählten Trends Networking – Ansatz Screening – Ansatz Netnographie • Sammlung von Informationen über Bedürfnisse, Probleme und Lösungsansätze • Generierung von vorläufigen Innovationsideen und Produktkonzepten Quelle: von Hippel, Thomke & Sonnack 1999: 6 Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 63 Technologiemanagement (4) Methoden d. Technologiefrüherkennung Lead–User Methode (VIII) Step 4: Improving Solution Concepts with Lead – Users and Experts: • Finalisierung der vorläufigen Produktkonzepte • Zentrale Aufgabe kommt dabei einem Lead – User Workshop zu: Dauer: Zwei bis drei Tage Zusammenarbeit zwischen Lead – Usern und Projektteam Weiterentwicklung der bestehenden Produktkonzepte Generierung von alternativen Konzepten Evaluation der Produktkonzepte hinsichtlich technischer Umsetzbarkeit und erwartetem Marktpotential • Konsolidierung, Dokumentation und Übergabe der Konzepte an Management Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 64 Technologiemanagement (4) Methoden d. Technologiefrüherkennung Lead–User Methode (XVIII) Charakterisierung der Lead-User Methode Schuh & Klappert (2010): Technologiemanagement Jun.-Prof. Dr. Sven Heidenreich 65 Technologiemanagement
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