Untersuchung

Deutscher Bauernverband
Analyse: 1 Jahr Embargo für Agrarexporte nach Russland Auswirkungen auf die deutsche Landwirtschaft
Stand: 5. August 2015
Zusammenfassung

Russland zählte bis 2013 zu den drei wichtigsten Absatzmärkten für deutsche
Lebensmittel außerhalb der EU (ca. 1,5 bis 1,9 Mrd. Euro jährlich). Durch das
Embargo hat sich der Agrarhandel nach Russland halbiert (0,9 Mrd. Euro)

Völlig gesperrt sind besonders diejenigen Produkte, die der Landwirtschaft
Wertschöpfung und Arbeitsplätze bringen, nämlich Fleisch- und Milchprodukte (früher
600 bis 700 Mio. Euro p.a.) sowie Obst und Gemüse.

Auch indirekte Effekte sind erheblich. Mengen, die bisher nach Russland exportiert
wurden, drängen kurzfristig auf den EU-Binnenmarkt. Dieser Effekt dauert gerade bei
Milch und Fleisch auch 2015 weiter an.

Der jährliche Schaden für die deutsche Landwirtschaft wird auf etwa 1 Milliarde Euro
jährlich geschätzt. Das entspricht 6% der Wertschöpfung.

Für einen Schweinemäster (4.000 verkaufte Tiere pro Jahr) bedeutet der
„Russlandeffekt“ eine Erlöseinbuße von geschätzt 32.000 Euro (ca. 8 Euro je Tier).

Für einen Milchviehhalter (75 Kühe, 600.000 kg Milcherzeugung) bedeutet der
„Russlandeffekt“ eine Erlöseinbuße von geschätzt 18.000 Euro (ca. 2-4 Cent
je kg Milch).

Die Bundesregierung und die EU sollten politisch auf eine Normalisierung der
Handelsbeziehungen mit Russland hinarbeiten. Auch die veterinären Exportzertifikate
sind aufrecht zu erhalten. Außerdem sind die Anstrengungen zu erhöhen, alternative
Märkte außerhalb der EU zu erschließen.
1. Betroffene Produkte
Russische Gegensanktionen für Agrarimporte seit August 2014
Nachdem die EU und andere westliche Staaten auf die Ukraine-Krise im Frühjahr 2014 mit
Wirtschafts- und Finanzsanktionen sowie Einreiseverboten für bestimmte Personenkreise
reagiert hatten, erließ Russland am 6. August 2014 ein Importverbot für Agrarprodukte und
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Lebensmittel aus der EU, den USA, Kanada, Australien und Norwegen. Diese Gegensanktion wurde im Juni 2015 von Russland um ein weiteres Jahr bis zum 5. August 2016
verlängert und teils ausgeweitet, z.B. bei bestimmten Milchprodukten.
Breite Palette von gesperrten Produkten
Von der russischen Einfuhrsperre sind Rind-, Schweine-, Geflügelfleisch jeweils einschl.
Verarbeitungsprodukte, Wurst, Pökel- und Trockenfleisch sowie daraus hergestellte
Fertigprodukte, Milch und Milchprodukte, Fisch und Meerestiere, Obst, Gemüse, Nüsse,
essbare Wurzeln und Knollen betroffen. Nicht betroffen sind Getreide, Getreideprodukte,
Backwaren, Süßwaren, pflanzliche Öle und Fette, Ölschrote, Genussmittel u. Getränke.
Zusätzliche Einfuhrsperre wegen Afrikanischer Schweinepest
Weiterhin ist zu beachten, dass Russland bereits im Februar 2014 eine allgemeine Einfuhrsperre für Schweinefleisch aus der gesamten EU wegen des Auftretens der Afrikanischen
Schweinepest (ASP) in Polen und Litauen erlassen hat. Damit sind zusätzlich auch Schlachtnebenprodukte und Speck, bisher durchaus wichtige Produkte im Russlandexport, blockiert.
Vorschläge der EU, westeuropäische Länder ohne jegliche ASP-Fälle von dem seuchenbedingten Importstopp „freizuschalten“ (sog. Regionalisierung), wurden bisher von den
zuständigen russischen Veterinärbehörden nicht aufgegriffen, obwohl dies international
durchaus ein übliches Verfahren ist.
Sperrung von deutschen Verarbeitern von Milch und Fleisch
Im Februar 2013 wurden über 80 deutsche Milch- und Fleischverarbeiter für den Export nach
Russland gesperrt. Obwohl von russischer Seite einige gerechtfertigte Kritikpunkte am
deutschen Veterinärwesen (vor allem unzureichende Koordination zwischen Bundes- und
Landesbehörden) aufgezeigt wurden, war schon im Jahr 2013 eine politische Motivation
hinter der Sperre zu erkennen.
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2. Bedeutung Russlands im deutschen Agrarexport
Russland zählte zu den TOP 3 Exportmärkten außerhalb der EU
Russland zählte in früheren Jahren neben den USA und der Schweiz zu den wichtigsten
Märkten außerhalb der EU für deutsche Agrarexporte. Diese hatten eine Größenordnung von
1,5 bis 1,9 Milliarden Euro pro Jahr. Hauptprodukte im deutschen Agrarexport nach
Russland waren Fleischwaren, Käse und andere Milchprodukte. Der Export von Obst und
Gemüse aus Deutschland hatte nur eine untergeordnete Bedeutung.
Komplizierte Handelsbeziehungen schon vor dem Embargo
Generell gestaltete sich der deutsche Agrarexport nach Russland schon vor dem Importstopp im August 2014 kompliziert. Russischen Veterinärbeamten eilt der Ruf voraus, die
Hygieneanforderungen in deutschen Schlachthöfen, Molkereien und Erzeugerbetrieben
besonders „detailgenau“ auszulegen, wenn sie dies für opportun halten.
3. Auswirkungen des Embargo auf den Agrarexport
Die deutschen Agrarexporte nach Russland haben sich seit dem Embargo auf nur noch etwa
900 Millionen Euro praktisch halbiert. Bei den für die deutsche Landwirtschaft besonders
wichtigen Produktgruppen der Fleischwaren und der Milchprodukte fiel der Export faktisch
auf Null. Das gilt auch für Obst und Gemüse. Die Exporte von Zuchtvieh und Pflanzgut
konnten fortgesetzt werden, haben jedoch insgesamt eine relativ geringe Bedeutung.
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Bei vielen durchgehandelten Produkten wie Kakao und Kaffee kam es nicht zu Einbußen im
Handel. Bei alkoholischen Getränken ging der Export zurück, obwohl diese gar nicht vom
Embargo betroffen sind.
Agrarexporte Deutschland - Russland, in Millionen Euro
jeweils August - Juli
Veränderung in Prozent
2012/13
2013/14
1.697
1.351
914
-33%
-46%
- Lebende Tiere
12
17
25
+47%
+100%
- Milchprodukte
218
125
8
-94%
-96%
- Fleisch u. Fleischwaren
404
175
5
-97%
-99%
19
29
26
-11%
+37%
109
115
90
-22%
-17%
- Saat- und Pflanzgut
36
31
36
+15%
0%
- Kartoffelerzeugnisse
9
12
11
-8%
+20%
- Obst und Gemüse
11
7
0,05
-99%
-99%
- Gemüse- u. Obstzubereitungen und -konserven
16
18
18
0%
+12%
- Andere pflanzl.
Nahrungsmittel
205
216
170
-21%
-17%
- Kakao und -erzeugnisse
135
135
130
-4%
-4%
85
85
96
+13%
+13%
143
135
78
-42%
-45%
Güter der Land- und
Ernährungswirtschaft
insgesamt, darunter
- Eier, Eiweiß, Eigelb
- Backwaren u. andere
Getreidezubereitungen
- Kaffee
- Alkoholische Getränke
2014/151))
z. Vorjahr z. Vorvorjahr
1) Datenstand: Handelsstatistik bis Mai 2015; Daten für Juni/Juli 2015 vom DBV geschätzt
Datenbasis: Statistisches Bundesamt/DBV
Insgesamt ist die Agrarbranche von der schwierigen politischen Situation mit Russland
überproportional betroffen, die Gesamtexporte der deutschen Wirtschaft nach Russland
gingen von Januar bis Mai 2015 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum „nur“ um 34 Prozent
zurück (von 12,8 Mrd. Euro auf 8,4 Mrd. Euro).
Der deutsche Agrarsektor ist vor allem auch indirekt vom Importembargo betroffen. Vor allem
osteuropäische Staaten haben vor dem Erlass in Richtung Russland exportiert. Diese Waren
werden seitdem vor allem im EU-Binnenmarkt zu schlechteren Konditionen vermarktet und
„drücken“ damit auf den Lebensmittelmärkten.
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Ausfuhrwert in
Mio. Euro/Monat
Gesamtexport der deutschen Agrar- und Ernährungswirtschaft nach
Russland von August 2012 bis Juli 2015 ermittelt nach Monatswerten
200
180
2012/2013
160
140
120
2013/2014
100
2014/2015
80
60
40
20
Hinweis: Die Werte liegen vor für den Zeitraum August 2008 bis Mai 2015. Die Werte für die Monate
Juni und Juli 2015 basieren auf einer Schätzung durch den Deutschen Bauernverband.
Quelle: Deutscher Bauernverband und Statistisches Bundesamt, August 2015
0
Gesamtexport
AgrarErnährungswirtschaft
Gesamtexportder
der deutschen
deutschen Agrarundund
Ernährungswirtschaft
nach
Russland
seit 2008seit
nach2008
Jahrennach
ermittelt
jeweils
vom 1. August
bisvom
31. Juli
nach
Russland
Jahren
ermittelt
jeweils
1.
August bis 31. Juli
Ausfuhrwert in
Mio. Euro/Jahr
2.000
– 51,7 % im
Vergleich zu
2010/2011
1.500
1.000
500
0
Quelle: Deutscher Bauernverband und Statistisches Bundesamt, Juli 2015
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4. Abschätzung der Wertschöpfungsverluste der deutschen Landwirtschaft
Die Belastungen der deutschen Landwirtschaft aus dem Russland-Embargo fallen stärker
aus, als zunächst im Sommer 2014 befürchtet worden war. Problematisch ist zusätzlich die
Verlängerung der Sanktionen bis Mitte 2016, was Tendenzen zur Markterholung erschwert.
Grundsätzlich müssen entlastende Effekte beachtet werden, die dadurch entstehen, dass
Russland verstärkt aus anderen Ländern (z.B. Türkei, Nordafrika, Balkan, Asien) importiert
und damit diese Mengen von anderen Märkten „abgezogen“ werden. Diese Effekte sind
allerdings schwer quantifizierbar. Sie sind aber auch stark gemindert, weil drastische
Preiserhöhungen im russischen Binnenmarkt gerade bei Fleisch- und Milchprodukten zu
einer deutlichen Kaufzurückhaltung geführt haben. Die starke Abwertung des Rubels hat
zusätzlich zum Rückgang der russischen Agrarimporte beigetragen. Andere Exportmärkte
(z.B. China bei Schweinefleisch) konnten meist nur mit Preisabschlägen ausgedehnt werden.
Nach Einschätzung des Deutschen Bauernverbandes wirken die indirekten Wertschöpfungsverluste aus dem Russlandembargo am EU-Binnenmarkt sogar stärker als die direkten
Verluste. Für die deutsche Landwirtschaft werden direkte Einbußen von ca. 400 Millionen
Euro und indirekte Belastungen von ca. 700 Millionen Euro geschätzt. Der jährliche Schaden
für die deutsche Landwirtschaft wird insgesamt auf etwa 1 Milliarde Euro jährlich geschätzt.
Das entspricht 6% der Wertschöpfung.
Beispielhafte Abschätzung der „Russlandeffekte“ für deutsche Landwirte

Für einen Schweinemäster (4.000 verkaufte Tiere pro Jahr) bedeutet der
„Russlandeffekt“ eine Erlöseinbuße von geschätzt 32.000 Euro.
(Berechnungsbasis: ca. 8 Euro je Tier, 400 Mio. Euro Erlösminderung bezogen auf ca. 50 Mio. Schlachtungen).

Für einen Milchviehhalter (75 Kühe, 600.000 kg Milcherzeugung) bedeutet der
„Russlandeffekt“ eine Erlöseinbuße von geschätzt 18.000 Euro.
Diese Erlöseinbuße kann je nach Spezialisierung der Molkerei (z.B. auf Käse) auch
weiter ansteigen.
(Berechnungsbasis: ca. 2-4 Cent/kg Milch Erlösminderung; bei ca. 30 Mio. Tonnen Milchanlieferung
ca. 600-1.200 Mio. Euro Erlösminderung).
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5. Zu einzelnen Märkten
5.1 Milchmarkt
Deutschland: Im Jahr 2013 sind Milchprodukte im Wert von 165 Mio. Euro von Deutschland
nach Russland ausgeführt worden. Das entspricht einem Anteil an den deutschen
Gesamtmilchexporten von 1,8 Prozent. Käse war dabei mit einem Exportanteil von fast 90
Prozent (2013) an den gesamten russischen Milchausfuhren das wichtigste Milchprodukt.
Im Jahresvergleich zu 2012 (300 Mio. Euro) sind die Ausfuhren von Milchprodukten um 47
Prozent zurückgegangen. Im Jahresverlauf 2014 sind die Ausfuhren dann fast ganz zum
Erliegen gekommen.
EU: Umgerechnet wurde vor dem Embargo (also in den Jahren 2012/2013) etwa 2,5 Prozent
der gesamten EU-Milchproduktion nach Russland exportiert (wertmäßig).
Einschätzung der AMI Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (Juli 2015)
Russland war im Jahr 2013 (also vor dem Embargo) der weltweit größte Importeur von Käse
und Butter. Es wurden 429.000 Tonnen Käse und 144.000 Tonnen Butter importiert.
Außerdem 110.000 Tonnen Magermilchpulver und 35.000 Tonnen Vollmilchpulver. Die EU
deckte einen Großteil dieses Bedarfs ab: 257.000 Tonnen Käse, 37.000 Tonnen Butter,
21.000 Tonnen Magermilchpulver, 3.000 Tonnen Vollmilchpulver.
Den Käsebedarf kann Russland kaum auf anderen Märkten abdecken. Neuseeland kann
diesen Importbedarf nicht erfüllen. Da die USA und Australien ebenfalls gesperrt sind (und
damit drei der vier größten Exporteure ausfallen), dürfte es zu qualitativen und
mengenmäßigen Konsumeinschränkungen in Russland gekommen sein.
Die internationale Nachfrage nach Milchprodukten hat sich in den ersten Monaten des
aktuellen Jahres verhalten entwickelt. Im ersten Jahresdrittel wurden in der Summe weniger
Milcherzeugnisse am Weltmarkt gehandelt als im entsprechenden Zeitraum des Vorjahres.
Dazu dürften im Wesentlichen die stark rückläufigen Importe seitens Chinas und Russlands
beigetragen haben. Die russische Nachfrage fiel bei Butter um 70 % und bei Käse um 60 %
geringer aus als 2014. Die Einbußen im Russlandgeschäft konnten auch durch zusätzlichen
Absatz in Richtung USA, Japan und Süd-Korea nicht ausgeglichen werden. Bei
Magermilchpulver gab es einen erheblichen Nachfragerückgang Chinas von rund 40 %.
Im Zuge des hohen Angebotes an Milchprodukten und der in Folge der schwächeren
Preisentwicklungen phasenweise abwartenden Nachfrage sind im 1. Halbjahr 2015 weiterhin
Produktionsmengen, die nicht am Markt abgesetzt werden konnten, in die Private
Lagerhaltung geflossen. Diese hatte die EU-Kommission im September 2014 als Reaktion
auf die Marktwirkungen durch den russischen Importstopp für Milchprodukte aus der EU
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geöffnet. Seither sind bei Magermilchpulver über 37.000 t für die Einlagerung in dieser
Maßnahme angemeldet worden, gut 40 % davon in Deutschland. Seit März waren hier die
Auslagerungen aber umfangreicher als die Einlagerungen, so dass die Bestände
zwischenzeitlich rückläufig waren. Bei Butter zeigt sich dagegen eine anhaltend steigende
Tendenz. Zuletzt belief sich das Antragsvolumen auf rund 105.000 t, im Wesentlichen aus
den Niederlanden, Frankreich und Irland. Die Bestände zeigten einen von Monat zu Monat
wechselnden Verlauf.
5.2 Fleisch
Der Export von Schweinefleisch aus der EU nach Russland war aufgrund der Ausbrüche von
Afrikanischer Schweinepest in der EU bereits seit Februar 2014 nicht mehr möglich. Die
deutschen Russlandexporte von Schweinefleisch betrugen im Höchststand 322.000 Tonnen
(2010), in 2013 betrugen diese noch 182.000 Tonnen.
Bei Rindfleisch ging 2013 nur 1 Prozent der deutschen Exporte nach Russland.
Bei Geflügelfleisch ist die Bedeutung Russlands als ehemals wichtigster Handelspartner für
die deutsche Geflügelwirtschaft bereits seit 2010 wegen Handelshemmnisse stark
zurückgegangen. Die Exportmenge ist im Jahr 2013 auf rund 1.500 t zurückgegangen.
Einschätzung der AMI Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (Juli 2015):
Durch den russischen Importstopp gegenüber EU-Schweinefleisch ist den
Fleischvermarktern seit Februar 2014 ein wichtiger Absatzweg verlorengegangen. Dieser
Fakt belastete den Markt stärker als die höhere Erzeugung im 2. Halbjahr 2014 und im 1.
Halbjahr 2015. Denn ausreichend lukrative Alternativen für die typischen russischen
Exportartikel wie Specke, Fette und Nebenerzeugnisse gibt es nicht. Die reichlich gefüllten
Gefrierbestände an Schweinefleisch, mit den typischen Russland-Exportartikeln, lösten im
Sommer/Herbst 2014 einen „Dominoeffekt“ aus. Relativ schnell zogen Fleischvermarkter die
Bremse und waren nicht mehr bereit weiter Ware einzufrieren. Dies führte wiederum dazu,
dass der Preisdruck im Juli 2015 Handel mit frisch gekühltem Schweinefleisch überraschend
schnell sehr stark kam. Günstige ausländische Offerten beispielsweise aus Dänemark, die
sonst für Russland bestimmt waren, strömten zudem auch vermehrt nach Deutschland.
Innerhalb kurzer Zeit, von Mitte September bis Mitte Oktober 2014 fielen die Schweinepreise
in Deutschland um 25 Ct/kg (-15 %). Danach stagnierten die Schweinepreise auf relativ
niedrigem Niveau bis zum Juli 2015. Wäre das Handelsembargo der EU-Ausfuhren nach
Russland nicht, so wären die EU-Erzeugerpreise im Jahr 2014 10 bis 15 % über dem Niveau
des Vorjahres. Zu dieser Einschätzung kamen die Vertreter des EU-Prognoseausschusses
im Oktober 2014.
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5.3 Obst und Gemüse
Deutschland exportierte nach Russland bei Obst und Gemüse sehr geringe Mengen. Bei
Frischgemüse exportierte Deutschland im Jahre 2012 5.212 Tonnen und im Jahre 2013
14.228 Tonnen. Dabei belief sich der Export im Wesentlichen auf Kohl, von dem im Jahre
2012 5.019 Tonnen exportiert wurden und im Jahre 2013 13.525 Tonnen. Bei Frischobst
betrug der Export im Jahre 2012 23.277 Tonnen und im Jahre 2013 9.404 Tonnen. Dabei
waren Äpfel mit 23.002 Tonnen in 2012 und 9.263 Tonnen in 2013 das einzige bedeutende
Produkt.
Einschätzung der AMI Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (Juli 2015):
Obst – Einführung des Embargos hat große Wellen geschlagen
Bei der Einführung des Embargos im August 2014 war die Befürchtung groß, dass in
Kombination mit den hohen Ernteerwartungen und den noch vorrätigen Altbeständen und
reichlichen Überseezufuhren die Märkte kollabieren würden. Politisch wurde schnell
gehandelt. In kürzester Zeit einigte man sich in Brüssel auf Kompensationszahlungen
basierend auf den Exportmengen nach Russland in den zurückliegenden beiden Jahren. Der
tiefe Preisfall im Herbst 2014 konnte aber nicht aufgehalten werden. So sanken die Preise
für Äpfel und Birnen ins Bodenlose. Der Benelux-Raum stand bei Birnen vor der
Riesenherausforderung, ohne die Nachfrage aus Russland ausreichend Absatzmärkte für
schwächere Qualitäten zu finden. Ganz zu schweigen von Äpfeln, wo von heute auf morgen
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die Nachfrage für die in Westeuropa nahezu unverkäuflichen Übergrößen 85mm+
wegbrachen. Besorgte Blicke gingen insbesondere nach Polen, dem traditionell wichtigsten
Partnerland Russlands in Bezug auf Äpfel. Hauptprofiteur der neuen Situation ist die Türkei
mit einer Wachstumsrate im Export Richtung Russland von annähernd 25% auf insgesamt
1,38 Mio. t. Vor allem Beerenobst, Trauben, Zitronen, Apfelsinen und Gurken verzeichnen
ein deutliches Plus. Die Importe aus China stiegen um 10%, aus Weißrussland um 35%.
Auswirkungen für die EU
Insgesamt konnte die EU das russische Importembargo im Apfelbereich bisher relativ gut
auffangen. Im Zeitraum August bis November 2014 wurden 420.000 t Äpfel exportiert und
damit nur 30.000 t weniger als in 2013. Es gelang also, die Exportmenge für Russland, die in
2013 bei 155.000 t lag, über die Erschließung neuer Märkte u.a. im nordafrikanischen Raum
nahezu zu kompensieren. Auch bei Gemüse vor allem bei Gurken, Tomaten und Paprika
waren die Wetterkapriolen in den zurückliegenden Wochen entscheidender als die
geschlossenen russischen Grenzen, ohne die die Preise vermutlich in den Himmel
geschossen wären.
Russland hat übrigens im Juli 2015 beschlossen, nach mehr als sechsmonatigem Verbot die
Grenze für Äpfel aus Moldawien wieder zu öffnen. Allerdings gilt zunächst eine Probezeit.
Bei Verstoß gegen die von Russland gesetzten Qualitätsstandards wird sofort wieder ein
Einfuhrverbot verhängt.
Gemüse – Starke Handelsumlenkungen in andere Länder
Für die Gemüsebranche war der russische Importstopp recht bald kein Thema mehr, weil der
Handel in relativ kurzer Zeit neue Absatzkänale gefunden hat, vor allem Balkanstaaten und
Weißrussland. Außerdem sind die Gemüseimporte aus Nordafrika, Israel und der Türkei
nach der EU in 2014/15 zurückgegangen. Offenbar ist von dort mehr Ware als bisher nach
Russland geliefert worden.
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5.4 Getreide, Ölsaaten und Kartoffeln
Der Handel von Getreide und Ölsaaten ist vom russischen Embargo nicht betroffen.
Auch bei Kartoffeln ist von einer eher geringen Betroffenheit auszugehen.
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