RUSSLAND aktuell Neue Anforderungen an die Speicherung personenbezogener Daten Unternehmen, die personenbezogene Daten russischer Staatsbürger verarbeiten, sind ab dem 1. September 2015 verpflichtet, dafür Server in Russland zu verwenden. Diese Neuerung wirft für deutsche Unternehmen vor Ort, unter Umständen aber auch in Deutschland, zahlreiche Fragen auf. Die Gesetzesänderung hat in den letzten Monaten zu heftigen Diskussionen geführt. Auch während der letzten Sitzung des Wirtschaftsforums in St. Petersburg wurde dem russischen Präsidenten dazu eine Frage gestellt. Die Aktualität des Themas „Lokalisierung von Servern, die personenbezogene Daten russischer Staatsbürger verarbeiten” ist nachvollziehbar. Für viele russische Unternehmen, die zusammen mit ihren deutschen beziehungsweise europäischen Muttergesellschaften eine gemeinsame IT-Infrastruktur haben, machen die Neuerungen eine Änderung dieser Infrastruktur notwendig. Bevor allerdings ein Umbau der IT-Infrastruktur begonnen wird, sind die Bestimmungen des Gesetzes zu analysieren. Wie also sehen die neuen Lokalisierungsanforderungen aus? Was sind personenbezogene Daten? Grundsätzlich entspricht die russische Definition von personenbezogenen Daten den Festlegungen der EU-Richtlinie 95/46/EG zum Schutz natürlicher Personen bei der Verarbeitung personenbezogener Daten und zum freien Datenverkehr (Datenschutzrichtlinie). Erfasst ist jede Information, die sich unmittelbar oder mittelbar auf eine bestimmte oder bestimmbare natürliche Person bezieht. Diese Definition setzt damit eine bestimmte Subjektivität voraus: Für Mitarbeiter eines Unternehmens zum Beispiel genügen Vor- und Nachname Deutsch-Russische Auslandshandelskammer Büroanschrift: Haus der Deutschen Wirtschaft 1. Kasatschi per.7, 119017 Moskau Tel.: +7 495 23449-50/ -53 Fax: +7 495 23449-51/ -54 [email protected] www.russland.ahk.de Ansprechpartner: Michael Harms, Robert Breitner 8 des Geschäftsführer, um diese Person eindeutig zu bestimmen. Für Mitarbeiter eines anderen Unternehmens wären solche Angaben für die Bestimmung dieser Person nicht ausreichend. Damit erlaubt die Definition von personenbezogenen Daten eine weite Auslegung. Die russische Behörde zur Aufsicht im Bereich des Schutzes von personenbezogenen Daten (Roskomnadzor) ist der Auffassung, dass Vor- und Nachname sowie ein Foto das Minimum darstellen, um als personenbezogene Daten zu gelten. Allerdings ist in diesem Zusammenhang darauf hinzuweisen, dass Roskomnadzor zu einer offiziellen Auslegung des Gesetzes nicht berechtigt ist. Pflichten eines Operators Operator von personenbezogenen Daten ist jedes Unternehmen (oder auch eine natürliche Person), das die Verarbeitung organisiert und/oder personenbezogene Daten verarbeitet. Das Gesetz stellt an den Operator von personenbezogenen Daten einige Anforderungen: Er muss einen Verantwortlichen für die Verarbeitung von personenbezogenen Daten benennen, interne Regelungen für den Umgang mit solchen Daten erlassen, die rechtliche, organisatorische und technische Sicherheit von personenbezogenen Daten gewährleisten, die Übereinstimmung der Verarbeitung von personenbezogenen Daten mit dem Gesetz kontrollieren und überprüfen etc. Neu ist nunmehr die Verpflichtung für Operatoren von personenbezogenen Daten, Server, auf denen personenbezogene Daten russischer Staatsbürger verarbeitet werden, in Russland zu lokalisieren. Neuerungen Ab dem 1. September 2015 ist der Operator personenbezogener Daten bei der Erhebung von Daten (auch per Internet) verpflichtet, die Aufnahme, Erhebung, Systematisierung, Speicherung, Anpassung (Aktualisierung, Änderung) und Abfrage von personenbezogenen Daten russischer Staatsbürger mit Hilfe von Datenbanken sicherzustellen, die sich auf dem Hoheitsgebiet der Russischen Föderation befinden. Eine der ersten Fragen ausländischer Unternehmen zur Gesetzesänderung ist, ob das Gesetz auch auf Unternehmen Auswirkung hat, die über keine Präsenz in Russland verfügen. Ausgehend vom Territorialprinzip der Geltung eines Gesetzes wäre die Frage mit „Nein” zu beantworten. Allerdings kann nicht ausgeschlossen werden, dass ausländische Unternehmen, die über eine Homepage verfügen, auf welcher personenbezogene Daten russischer Staatsbürger erhoben werden, vom Gesetz erfasst werden, wenn die Homepage eine enge Verbindung zu Russland aufweist und auf russische Staatsbürger ausgerichtet ist. In diesem Fall könnte Roskomnadzor die Homepage für Russland blockieren. Eine andere Frage, die sich bei den neuen Gesetzesanforderung stellt, ist, ob eine solche „Doppelspeicherung” möglich ist. Davon spricht man, wenn personenbezogene Daten zunächst in Russland auf einem russischen Server gespeichert und danach ins Ausland übermittelt werden. Eine solche Konstellation ist nach Ansicht von Roskomnadzor zulässig. Dabei ist allerdings zu beachten, dass Aktualisierungen personenbezogener Daten zunächst auf dem russischen Server erfolgen und die aktualisierten Daten erst danach ins Ausland zu übermitteln sind. Die Sanktionen bei Nichteinhaltung der neuen Anforderungen sind auf den ersten Blick nicht gravierend. Es droht eine Geldbuße für das Unternehmen (ca. 180 Euro) sowie gegebenenfalls für den Geschäftsführer (ca. 80 Euro). Sollte der Geschäftsführer allerdings Ausländer sein, kann ihm nach einer zweiten Ordnungswidrigkeit die Einreise nach Russland verwehrt werden. Eine Homepage, welche die Regeln zur Bearbeitung von personenbezogenen Daten russischer Staatsbürger verletzt, kann für Russland gesperrt werden. Unsere Empfehlungen Für eine korrekte Anwendung des Gesetzes ist zunächst zu prüfen, wie die russische Tochtergesellschaft personenbezogene Daten technisch erheben und ins Ausland transferieren soll. Werden die Daten zunächst durch die russische TochRUSSLAND aktuell 30/31-2015 RUSSLAND aktuelld d veranstaltungstipps branchen tergesellschaft erhoben und auf einem russischen Server gespeichert, ist eine weitere Übermittlung ins Ausland nicht verboten. Allerdings empfiehlt sich auch im Hinblick auf die Bearbeitung der personenbezogenen Daten eine gründliche Prüfung: Werden personenbezogene Daten russischer Staatsbürger verarbeitet, besteht eine Anmeldepflicht bei Roskomnadzor und gibt es unternehmensinterne Richtlinien für den Umgang mit personenbezogenen Daten? Im Zweifel sind die oben genannten Anforderungen an die Bearbeitung personenbezogener Daten nachzuholen. Taras Derkatsch, Ph.D., Senior Associate, Ekaterina Komleva, Associate, BEITEN BURKHARDT Moskau KONTAKT: Turchaninov Per. 6/2 119034 Moskau, Russland Tel.: +7 495 2329635 [email protected] www.beitenburkhardt.com veranstaltungstipps Fachmesse „Proestate“ in Moskau Die österreichische Agentur „Foissy | International Business Multiplier“ ist offizieller Österreich-Partner und Ausrichter des Österreich-Standes auf der Immobilien-Fachmesse Proestate, die vom 7. bis 9. September 2015 in Moskau stattfinden wird. Die Proestate konzentriert sich auf Gewerbeimmobilien mit starkem Fokus auf Russland, die GUS-Staaten und Zentral- und Osteuropa. Die Proestate 2015 wird rund 4.000 Entscheidungsträger aus Politik und Immobilienwirtschaft von mehr als 20 Ländern und 40 russischen Regionen zusammenführen. KONTAKT: Foissy | International Business Multiplier Tel.: +43 1 2361203 [email protected] www.foissy.at DRF: Tag des Forums in Berlin Was sind die „Potsdamer Begegnungen“? Was geschieht auf einem Young-Leader-Seminar? Antworten auf diese und viele weitere Fragen dieser Art erhalten Sie auf dem „Tag des Forums 2015“ des Deutsch-Russisches Forums (DRF), der am 10. September 2015 ab 15 Uhr in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz in den Ministergärten 6 in 10117 Berlin stattfindet. Das DRF lädt ein, sich im Rahmen des „Tages des Forums“ direkt an der künftigen Vereinsarbeit mit innovativen Ideen zu beteiligen: Machen Sie mit beim Brainstorming „Digitalisierung des Forums – auch bei uns alles 4.0?“. Ab 18:30 Uhr diskutieren Matthias Platzeck, Vorsitzender des Vorstands, und weitere Mitglieder des Forums zum Thema „Quo vadis Deutsch-Russisches Forum e.V.?“ KONTAKT: Deutsch-Russisches Forum e.V. Tel.: +49 30 2639070 [email protected] www.deutsch-russisches-forum.de Deutsch-Russische Unternehmergespräche Am 4. September finden im Generalkonsulat der Russischen Föderation in Bonn zum siebten Mal die Deutsch-Russischen Unternehmergespräche statt. Diese Veranstaltung wird in enger Zusammenarbeit zwischen dem Generalkonsulat der Russischen Föderation, dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) und der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) umgesetzt. Die Veranstaltung beginnt um 9:30 Uhr und endet mit einem Empfang auf Einladung des Generalkonsulats der Russischen Föderation in Bonn und des BMWi. KONTAKT: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH Andrea Éles Tel.: +49 228 4460-1598 [email protected] www.managerprogramm.de www.giz.de M-Enabling Russia Die Erstausgabe der M-Enabling Russia fand am 13. Mai 2015 im Renaissance Moscow Monarch Center Hotel statt. Damit wurde erstmalig eine internationale Konferenz und Ausstellung zum Thema barrierefreie mobile Kommunikation für Senioren und Menschen mit Einschränkungen in Russland abgehalten. Mehr als 200 Teilnehmer aus Russland, den CIS, USA, Brasilien, Deutschland und Indien besuchten die Konferenz. Die zweite Ausgabe der M-Enabling Russia wird vom 6. bis 7. April 2016 in Moskau stattfinden. Erfolg durch Information Ausgabe 23-2015 . 2. Juni 2015 . www.owc.de S Wirtschaftsinformationsdienst der Zeitschrift OST-WEST-CONTACT zur Russischen Föderation OST WEST CONTACT Das Wirtschaftsmagazin für Ost-West-Kooperation Mit freundlicher Unterstützung Inhalt Wirtschaft 3 „Made in Russia“: Lokalisierung der Produktion 4 Deutsche Werkzeugmaschinenindustrie hält am russischen Markt fest 6 Hausmüllentsorgung ist in Russland ein Zukunftsmarkt A KT UE LL . 7 . 2 0 1 5 . Veranstaltungskalender RUSSLAND aktuell 8 10 Norwegen löst Russland als größten Gaslieferanten ab ESCHBORN/BRÜSSEL, 22. Mai. Norwegen war im ersten Quartal 2015 mit einem Export von 348.408 Terajoule erstmals größter Lieferant von Erdgas nach Deutschland und verdrängte damit Russland (325.006 Terajoule) von seiner langjährigen Spitzenposition. Im Gesamtjahr 2014 war Russland größter Gaszulieferer mit 1.391.163 Terajoule. Norwegen folgte mit 1.194.227 Terajoule auf Platz zwei und die Niederlande mit 866.382 Terajoule auf Platz drei. Insgesamt lieferte Norwegen im ersten Quartal dieses Jahres 29,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas nach Westeuropa, während Gazprom Export eine Liefermenge von 20,29 Milliarden Kubikmeter angab. Bereits im vierten Quartal 2014 hatte sich der Trend abgezeichnet, dass Norwegen Russland als größten Erdgaslieferanten ablösen würde. Der norwegische Energiekonzern Gassco lieferte 29,5 Milliarden Kubikmeter Erdgas in die Europäische Union, Russland 19,8 Milliarden Kubikmeter. Nach Angaben der Europäischen Kommission entfielen im vergangenen Jahr 42 Prozent der euro- päischen Gasimporte auf Russland und 38 Prozent auf Norwegen. Russland war 2014 der größte Gaslieferant nach Europa mit 146,6 Milliarden Kubikmeter. Größter Abnehmer war Deutschland mit 38,72 Milliarden Kubikmeter vor der Türkei (27,26) und Italien (21,67). Mitte Mai hat das britische Erdöl- und Erdgasunternehmen Centrica Verträge sowohl mit dem norwegischen Gasproduzenten Statoil als auch mit Gazprom zur Erhöhung der bereits vereinbarten Bezugsmengen unterzeichnet. Demnach wird Centrica in den kommenden zehn Jahren jährlich 73 Milliarden Kubikmeter Erdgas von Statoil beziehen. Über Gazprom Marketing & Trading Limited (GM&T), eine in Großbritannien registrierte Tochter der OAO Gazprom, wird Großbritannien jährlich 29,1 Milliarden Kubikmeter Gas erhalten. Die EU bemüht sich ebenso wie Deutschland um eine Diversifizierung der Gasbezüge. Insbesondere soll die Abhängigkeit von russischem Gas vermindert werden. Der Ausbau der Beziehungen mit Norwegen dagegen wird vorangetrieben. Die OWC-Informationsdienste informieren auf jeweils 12-16 Seiten aktuell und fundiert über die wirtschaftliche Entwicklung in Russland, Kasachstan, Belarus, Polen, Aserbaidschan und der Ukraine. Fordern Sie ein kostenloses Probeexemplar an! OWC Verlag für Außenwirtschaft GmbH www.owc.de ++ kurz notiert ++++ kurz notiert ++++ kurz notiert ++++ kurz notiert ++++ kurz notiert ++++ kurz notiert +++ Ostseeverkehr wächst trotz Russland-Krise ROSTOCK, 28. Mai. Trotz rückläufiger Zahlen im Handel mit Russland wird der Schiffsverkehr auf der Ostsee nach Experteneinschätzung weiter zunehmen. 2014 war der Güterumschlag im Ostseeraum um rund vier Prozent gestiegen, für das Jahr 2015 werde ein ähnlicher Anstieg erwartet, sagte Karl- Heinz Breitzmann, wissenschaftlicher Leiter der Deutschen Verkehrswissenschaftlichen Gesellschaft (DVWG), Ende Mai bei einem Kongress in Warnemünde. Gold- und Devisenreserven gesunken MOSKAU, 29. Mai. Wie die russische Zentralbank Ende Mai bekannt gab, sind die Gold- und Devisenreserven des Landes in der Woche vom 15. bis 22. Mai 2015 gemessen am US-Dollar-Wert gesunken. Mit 360,5 Milliarden US-Dollar lagen die internationalen Reserven Russlands am 22. Mai demnach 1,8 Milliarden US-Dollar unter dem Stand vom 15. Mai. Börse Weitere Verluste MOSKAU, 7. Mai. In Moskau setzte der RTS-Interfax-Index seine steile Abwärtsbewegung der vergangenen Handelstage fort und gab um weitere 2,11 Prozent auf 990,87 Punkte nach. (dpa-AFX) Zentralbank der Russischen Föderaton 1 US-Dollar 1 Euro 30/31-2015 52,9716 Rubel 58,0145 Rubel Frau Pia Humburg | Regenskamp 18 | D-48157 Münster Tel. +49 251 92430924 | [email protected] FAX-NUMMER +49 251 92430999 9
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