Internationaler Terrorismus: Wie können Prävention und Repression Schritt halten? BKA-Herbsttagung vom 18. - 19. November 2015 Wolfsburgs Bemühungen um Deradikalisierung: Gelingende Integration als Mittel der Prävention Langfassung Klaus Mohrs Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg Klaus Mohrs, Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg Sehr geehrte Damen und Herren, Ich bedanke mich herzlich für die Einladung zu der diesjährigen BKA-Herbsttagung. Gerne nutze ich die Gelegenheit, um über die Bestrebungen und Vorhaben der Stadt Wolfsburg zum Thema Prävention neo-salafistischer Gewalt und Radikalisierung zu berichten. Angesichts der Entwicklungen der letzten Wochen können Sie sich sicher vorstellen, dass gerade das Thema „neo-salafistische Gewalt und Radikalisierung“ leicht in den Hintergrund rückt und im Schatten der öffentlichen Aufmerksamkeit an Bedeutsamkeit zu verlieren droht. Aber seien Sie versichert, auch dieses Thema hat bei uns in Wolfsburg die notwendige Aufmerksamkeit und wir sind aktiv und bestrebt unsere derzeitigen Bemühungen Stück für Stück in die Tat umzusetzen. Wolfsburg ist eine bunte Stadt, geprägt von Internationalität und Vielfalt! Die Stadt Wolfsburg und ihre Bürgerinnen und Bürger bekennen sich zu dieser Vielfalt und zu Toleranz. Wolfsburg ist seit jeher eine von Zuwanderung und ethnischer wie religiöser Vielfalt geprägte Stadt. Mitbürgerinnen und Mitbürger unterschiedlichster Nationalität sind integraler Bestandteil der Stadtgesellschaft und gestalten diese auf vielfältigste Art und Weise mit. Sie sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Volkswagen Konzerns, der Stadtverwaltung oder anderer Arbeitgeber oder tragen als Gewerbetreibende zur Weiterentwicklung der Stadt bei. Sie sind Ärzte und Rechtsanwälte, Lehrerinnen und Lehrer Sie sind in Vereinen und Verbänden aktiv, teils in den Vorständen oder als Leistungsträgerinnen und –träger in ihren Sparten. Sie sind Mitglieder in politischen Parteien und im Rat der Stadt Wolfsburg. Umso mehr haben uns die Ereignisse und Schlagzeilen der letzten Monate getroffen. Wolfsburg rückte in die regionalen, überregionalen und internationalen Schlagzeilen. BKA-Herbsttagung 2015 Seite 2 von 11 Klaus Mohrs, Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg Eine Zeitlang war das Medieninteresse immens und Wolfsburg wurde als „Wiege“ des islamischen Terrors in Deutschland bezeichnet. Es entstand ein Bild in der Öffentlichkeit, dass in keinerlei Art und Weise, und das möchte ich hier besonders betonen, mit der Realität in unserer Stadt übereinstimmt. Aber nicht nur das Image, der Ruf der Stadt litt und leidet unter dieser Form der Berichterstattung. Insbesondere unsere muslimischen Mitbürgerinnen und Mitbürger haben seit dem mit Stigmatisierungen, Verdächtigungen, Misstrauen und den vielen negativen Schlagzeilen zu kämpfen. Ich kann ihnen berichten, dass die Beschäftigung mit der Thematik und ein rationaler und sachlicher Umgang mit dem Thema angesichts der Form der Berichterstattungen nicht leichter geworden sind. Eine sachliche Debatte und eine rationale Beschäftigung mit dem Phänomen der neo-salafistischen Radikalisierung waren nur schwer zu führen. Das Phänomen wurde teils auf den Islam als Religion reduziert und nicht als verquere, gewalttätige, politische Ideologie bezeichnet, was es ist. Und ich möchte an dieser Stelle sehr deutlich sagen, es ist nicht der Islam, der muslimische Glaube, der verantwortlich zu machen ist. Wer das tut, der rückt Millionen von Muslimen in die Nähe von Terror und Gewalt, schürt damit weiteren Hass und gibt weiteren Boden frei für die wirklichen Täter. Er gibt denjenigen Raum, die den Islam für ihre politischen Ansichten und Vorhaben missbrauchen und dient zugleich als Argumentation für den Ausbau von rechtsextremem Gedankengut. Im Fazit steht die Verbreitung von ungerechtfertigter Angst wie von Vorurteilen. Im Dezember 2014 verabschiedete der Rat der Stadt Wolfsburg eine Resolution, in der mit einem lokalen Aktionsplan auf die Entwicklungen reagiert wurde. Dieser beinhaltete die Vernetzung mit der Beratungsstelle des Landes Niedersachsen, den Aufbau eines lokalen Netzwerks, Fachtagungen und Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte und eine Stärkung sowie den Ausbau der Elternarbeit BKA-Herbsttagung 2015 Seite 3 von 11 Klaus Mohrs, Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg Wolfsburg hat damit Prävention in den Mittelpunkt seiner Strategie gerückt. Dabei wird deutlich, dass es zum einen keine Patentrezepte gibt und zum anderen eines Netzwerkes sowie der Zusammenarbeit vieler Institutionen – mit den Sicherheitsorganen, Eltern und jungen Menschen – bedarf. Was ist passiert? Im Sommer 2014 wurde öffentlich, dass sich junge Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren dem bewaffneten Jihad des Islamischen Staats in Syrien angeschlossen haben. Sie haben sich aktiv einer terroristischen Vereinigung angeschlossen und sind nach unserem heutigen Verständnis zu Terroristen, zu Mördern geworden. Viele dieser jungen Männer sind mittlerweile tot. Sie starben als Selbstmordattentäter oder fielen in bewaffneten Kampfhandlungen im Irak oder Syrien. Sie wurden, das wissen wir mittlerweile, teils in Wolfsburg radikalisiert und somit um ihre Zukunft und letztendlich um ihr Leben gebracht. All dies macht uns nachhaltig betroffen und traurig. Jeder einzelne, jedes einzelne Leben ist ein Verlust. Nicht nur für die betroffenen Eltern, Geschwister, Großeltern, Freundinnen und Freunde, auch für uns als Stadtgesellschaft. Wie konnte es dazu kommen? All diese jungen Männer sind in Wolfsburg aufgewachsen, haben hier einen Großteil ihrer Kindheit und Jugend verbracht. Sie sind in Wolfsburg in den Kindergarten gegangen, haben die Schule besucht, eine Ausbildung begonnen oder sind einer beruflichen Beschäftigung nachgegangen. Auch wenn die Lebensbiographie einiger der jungen Männer nicht gradlinig verlief, sie teilweise mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, Justiz, Polizei und Jugendamt über lange Zeit bekannt waren und von diesen sozusagen begleitet wurden, würde es zu kurz greifen hierin die Ursachen zu sehen. Diese Erklärungsversuche greifen zu kurz und reduzieren die Komplexität des Phänomens. BKA-Herbsttagung 2015 Seite 4 von 11 Klaus Mohrs, Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg Über die Gründe für die Radikalisierung lässt nur spekulieren. Eines ist sicher, eine einfache Antwort und ein Patenrezept zur Prävention wird es nicht geben. Die jungen Männer kommen aus den unterschiedlichsten Milieus, unterschiedlichsten familiären Strukturen und haben unterschiedliche Bildungsbiographien. Es wäre zu einfach, wenn sie alle aus kaputten Elternhäusern kommen würden, wenn sie permanente Ablehnung erfahren und keinerlei Perspektiven gehabt hätten. Es wäre auch zu einfach zu behaupten, sie wären nur zur falschen Zeit am falschen Ort und mit den falschen Leuten in Kontakt geraten. Das Phänomen ist komplexer, mögliche Erklärungen sind schwer – Antworten und Patenrezepte gibt es keine. Aktuellen Erkenntnissen nach sind die Prozesse einer neo-salafistischen Radikalisierung ähnlich gelagert wie bei anderen politischen Radikalisierungsprozessen. Die linksextreme Radikalisierung in den 1970er / 1980er Jahren erfolgte nach ähnlichen Mustern, ebenso die rechtsextremistische Radikalisierung, wie wir sie zum Beispiel beim Nationalsozialisitischen Untergrund (NSU) erfahren haben. Kann die Stadt Wolfsburg für die Radikalisierung verantwortlich gemacht werden? Ich denke nicht! Doch worin liegen die Ursachen begründet? Ich kann nur vermuten, aber sicherlich haben unter anderem die folgenden Dinge ihren Beitrag dazu geleistet: Es gab / gibt eine Sympathisantenszene. Es gab / gibt eine Clique, die sich seit frühester Jugend kannte und über diese Beziehungsebene für die Ideen empfänglich war und vermutlich ist. Hier ist die Bedeutung von peergroups nicht zu unterschätzen. Es gab / gibt einen „Anwerber“, eine charismatische Person, die den Prozess der Radikalisierung kanalisiert und steuert. Es gab / gibt einen Ort des Austauschs und der Vertiefung. Es sind wenige, die sich radikalisieren lassen und den Weg in den sogenannten „bewaffneten“ Kampf einschlagen. BKA-Herbsttagung 2015 Seite 5 von 11 Klaus Mohrs, Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg Es gibt sowohl unklares, wie auch unsicheres Verhalten der Glaubensgemeinschaften im Umgang mit diesen Gruppen. Ausgrenzung ist genauso zu finden wie indifferente Duldung Der Weg in den Jihad ist kurz, Syrien ist schnell und ohne großen Aufwand zu erreichen. Hinzu kommt das Internet, über das politische Ideologien unfassbar schnell und global verbreitet werden können. Soziale Netzwerke und einschlägige Internetseiten ermöglichen eine Radikalisierung in Hochgeschwindigkeit, oftmals unbeobachtet und im Verborgenen. Auch fehlen Eltern, Lehrerinnen und Lehrern, Freundinnen und Freunden oder Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern Kenntnisse über die Anzeichen einer Radikalisierung und die notwenigen Hilfsmittel, um dieser entgegenzuwirken. An vielen Stellen herrscht Ratlosigkeit und Unsicherheit. Vielerorts ist die öffentliche Auseinandersetzung mit Religion, Werten und Politik zur Privatsache geworden. Dieses Vakuum macht es den „Rattenfängern“ leicht ihre politische Ideologie in die Köpfe von jungen Menschen mit Fragen zu bringen. Sie sind diejenigen, die einfache und scheinbar gute Antworten auf die Fragen der jungen Menschen geben können. Was macht die Stadt Wolfsburg? Erst einmal ist anzuerkennen, dass es keine kurzfristigen Lösungen und keine Patentlösungen gibt und geben wird. Das Phänomen ist vielschichtig und hat keine reine lokale Ursache. Aus diesem Grunde kann der Stadt Wolfsburg und den in ihr lebenden Menschen auch nicht die Verantwortung für die Geschehnisse übertragen werden. Allerdings können wir feststellen, dass eine globale Krise auf der lokalen Ebene in Deutschland angekommen ist. Dies hätte auch in jeder anderen Stadt, an jedem anderen Ort stattfinden können. Dennoch will sich die Stadt Wolfsburg dem Phänomen stellen und hat verschiedene Maßnahmen initiiert bzw. bestehende Maßnahmen ausgebaut. BKA-Herbsttagung 2015 Seite 6 von 11 Klaus Mohrs, Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg 1. Netzwerke ausbauen Vertreterinnen der Migrantinnen- und Migrantenorganisation werden in die bestehenden Netzwerke aktiv eingebunden und in die Verantwortung genommen. Wir wollen nicht über sie reden, sondern mit ihnen. 2. Kulturvereine fördern und einbinden Kulturvereine werden aktiv begleitet und in Netzwerke eingebunden. Sie sind als Teil der Zivilgesellschaft stärker in den Blick und in die finanzielle Förderung zu nehmen. Vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingssituation kommt diesen Vereinen eine wichtige Rolle bei der Integration der Flüchtlinge zu. 3. Moscheevereine als Partner begreifen Moscheevereine sind als Teil der Stadtgesellschaft anzuerkennen und einzubinden. Ein regelmäßiger Austausch und ein gegenseitiges Interesse sind dafür grundlegende Voraussetzung. 4. Kriminalprävention Die Stadt Wolfsburg verfügt seit vielen Jahren über eine Lenkungsrunde Kriminalprävention, in der, neben dem städtischen Jugend- und Ordnungsbereich, die Polizei, die Justiz, und auch die Schulen vertreten sind. Dieser Kreis von Expertinnen und Experten wird zukünftig auch das Thema „Neo-salafistische Gewalt und Radikalisierung betrachten und in die gemeinsame Präventionsarbeit einbetten. Zugleich werden über diesen Weg auch die staatlichen Sicherheitsbehörden Mitwirkende an den stadtweiten Präventionsprojekten. Es ist weiterhin vorgesehen, die Lenkungsrunde Kriminalprävention zu diesem Themenkreis um weitere Expertinnen und Experten situativ und themenbezogen zu erweitern und zum Beispiel auch Organisationen der Muslime an dieser Stelle einzubinden. Damit soll BKA-Herbsttagung 2015 Seite 7 von 11 Klaus Mohrs, Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg die Passgenauigkeit von Maßnahmen und Projekten gesichert und im Weiteren evaluiert werden. 5. Migranteneltern in den Blick nehmen Migranteneltern sollen zukünftig stärker in den Blick genommen werden und aktive Unterstützung bei der Erfüllung ihrer Erziehungsaufgaben erhalten. Hierzu ist eine Zusammenarbeit mit dem MigrantenElternNetzwerk Niedersachsen in Vorbereitung. Das MigrantenElternNetzwerk Niedersachsen stärkt und aktiviert die Eltern mit Zuwanderungsgeschichte, damit sie ihren Erziehungsauftrag selbstbewusst und sicher wahrnehmen. 6. Interkulturelles Väterbüro Seit Oktober 2014 bietet die Stadt eine Anlaufstelle für Väter an – das Interkulturelle Väterbüro. Das Väterbüro möchte Wolfsburger Väter aus allen Kulturkreisen bei der Erziehung und Bildung ihrer Kinder unterstützen und zu mehr Verantwortung bewegen. Die Stadt reagiert damit auf den gesellschaftlichen Wandel und die sich verändernden Strukturen innerhalb der Familien – unter anderem wollen immer mehr Väter eine aktive Erzieherrolle einnehmen. 7. Dialogstelle Jugendschutz Mit der Dialogstelle Jugendschutz wurde eine Anlaufstelle für betroffene Eltern geschaffen. Die Dialogstelle hat den Auftrag Informationsveranstaltungen zum Thema Salafismus / Islamismus zu initiieren und durchzuführen. Sie ist Erstkontaktstelle und vermittelt zu den bekannten Beratungsstellen. 8. Streetlife (Offensivteam Ordnungsamt, Polizei, Jugendamt) Streetlife, der kommunale Fachdienst für Kriminalprävention, besteht seit 2004 und setzt sich aus Mitarbeitenden von Polizei, Ordnungsamt und Jugendamt zusammen. Streetlife sucht Orte auf, an denen sich Jugendliche aufhalten. Hier treten die BKA-Herbsttagung 2015 Seite 8 von 11 Klaus Mohrs, Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg Mitarbeitenden in den Dialog mit den Jugendlichen, damit frühzeitig die Bedürfnisse der Jugendlichen erkannt und so keine sogenannten „Brennpunkte“ entstehen. Lassen sie mich an dieser Stelle ergänzen, dass wir insbesondere über die mittlerweile elfjährige Tätigkeit von Streetlife eine Vielzahl von Informationen erhalten. Viele Eltern und auch Jugendliche vertrauen den Kolleginnen und Kollegen. Diese Zugänge sind „hart erarbeitet“ und das Ergebnis eines langfristigen Engagements für die Belange junger Menschen. 9. Fachkräfte sensibilisieren und sprachfähig machen Pädagogische Fachkräfte werden stetig informiert und weiter sensibilisiert. Im Rahmen von Fachtagungen und Informationsveranstaltungen wird über das Phänomen „Islamismus / Salafismus“ informiert und sensibilisiert. Ziel: Mitarbeitende in Jugendarbeit und Schule sollen Anzeichen einer Radikalisierung erkennen können und wissen, an wen sie sich im Verdachtsfall wenden können. Lassen sie mich zum Ende noch einige Wünsche äußern bzw. Anregungen geben. Wir erleben auf der lokalen Ebene, in der Kommune, oftmals einen mangelnden Austausch der staatlichen Sicherheitsorgane untereinander. Aber auch der Dialog mit Fachkräften von uns ist eher einseitig geprägt. Gerne greift man auf Informationen / Kenntnisse der Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter zurück. Ein gemeinsamer Austausch über aktuelle Erkenntnisse findet aber mit dem Hinweis auf „Vertraulichkeit der Kenntnisse“ nicht statt. Dieser Umstand ist weder hilfreich, noch sinnvoll im Hinblick auf eine gemeinsame Präventionsstrategie. BKA-Herbsttagung 2015 Seite 9 von 11 Klaus Mohrs, Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg Wir haben vor Ort mitunter den Eindruck, dass Streetworker in Teilen über bessere bzw. teilweise detailliertere Kenntnisse, Informationen und Zugänge verfügen, als die Vertreterinnen und Vertreter der Sicherheitsorgane. Ein Austausch über diese Erkenntnisse sollte auf Augenhöhe erfolgen können. Nur so können wir möglichen Entwicklungen gemeinsam entgegentreten. Gerade in Wolfsburg haben wir durch Streetlife Erfahrung mit der systematischen Zusammenarbeit von Jugendamt, Ordnungsamt und Polizei. Sie agieren im Team, gewährleisten den Informationsaustausch, schätzen gemeinsam die Gefahrenlage ein und handeln dann jeweils gemäß ihrem Auftrag. Auswirkungen der Flüchtlingszuströme , erhöhtes Radikalisierungspotential? Ich möchte mich an dieser Stelle sehr deutlich von Positionen distanzieren, die mit den steigenden Zahlen von Asylantinnen und Asylanten auch Auswirkungen ein erhöhtes neo-salafistisches Radikalisierungspotential erkennen wollen. Die aktuellen Herausforderungen bestehen derzeit in der angemessenen Unterbringung und Versorgung der ankommenden Flüchtlinge. Die Menschen haben einen beschwerlichen und entbehrungsreichen Weg hinter sich. Es gilt sie als Gäste aufzunehmen und als Menschen willkommen zu heißen. Misstrauen und Stigmatisierungen sind hierbei nicht hilfreich. Angst und Sorgen machen mir nicht die Flüchtlinge. Angst und Sorgen machen mir vielmehr Bewegungen wie PEGIDA und andere Organisationen der Neuen Rechten. Einige unserer Mitbürgerinnen und Mitbürger sind verunsichert und lassen sich von rechtsextremen Ideologen verführen. Hier gilt es genauer und stärker hinzusehen und mit den Mitteln des Rechtsstaates konsequent durchzugreifen. Wenn von einem erhöhten Radikalisierungspotential gesprochen werden kann, dann liegt dieses für mich eindeutig im Bereich des Rechtsextremismus. Von Land und Bund erwarte ich u.a. BKA-Herbsttagung 2015 Seite 10 von 11 Klaus Mohrs, Oberbürgermeister der Stadt Wolfsburg klare Positionen und Distanzierungen von rechten, geistigen Brandstiftern und konsequentes Vorgehen gegen diese Personen. konsequente und schnelle Strafverfolgung bei rechtsextremen und fremdenfeindlichen Gewalttaten in Wort, Bild und Tat. ein stärkeres Engagement in Sachen politischer Bildung. Unterstützung bei der Fortbildung und Sensibilisierung der Lehrerinnen und Lehrer. Sie müssen sprachfähig werden und potentiellen Anzeichen einer beginnenden Radikalisierung entgegentreten können. Weniger Law & Order Geschrei – mehr konstruktive und langfristige Unterstützung lokaler Bemühungen. Öffnung der Sicherheitsorgane für eine multiprofessionelle Zusammenarbeit mit Sozialarbeit, um Prävention zu ermöglichen und wirksame Zugänge zu schaffen Herzlichen Dank für ihre Aufmerksamkeit. BKA-Herbsttagung 2015 Seite 11 von 11
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