DenkmalDebatten – Was ist ein Denkmal? Und wie geht man mit ihm um? Download von www.denkmaldebatten.denkmalschutz.de Cornelius Gurlitt – Biografisches 1850–1876 Jugend und Ausbildung Cornelius Gurlitt wurde am 1. Januar 1850 als drittes Kind des Landschaftsmalers Louis Gurlitt und dessen Frau Elisabeth Lewald im sächsischen Nischwitz geboren. Die Jahre 1854–59 verbrachte die Familie in Wien, bevor sie nach Gotha übersiedelte. Nachdem Gurlitt dort vom Gymnasium genommen werden musste, fasste er den Entschluss, Architekt zu werden und begann eine Zimmermannslehre. Er erhielt eine Zulassung zur Berliner Bauakademie, wechselte aber schon bald nach Wien in das Büro des Architekten Emil von Förster. 1869 wurde Gurlitt zum Studium der Architektur am Polytechnikum in Stuttgart zugelassen. Er verließ die Schule, durch seine Teilnahme als Freiwilliger am DeutschFranzösischen Krieg 1870/71 unterbrochen, ohne Abschluss 1872. In Kassel wirkte er in einem Architekturbüro, wechselte dann nach Dresden in das Büro von Giese und Weidner. 1874–76 arbeitete er an Entwürfen für die Hochbauten der Muldentalbahn. Neben dieser Anstellung begann er, eigene Entwürfe zu zeichnen, und mehr als die Bahn interessierten ihn bald die historischen Bauten des Muldentals. Der Entschluss, eine Geschichte der Baukunst in Sachsen zu schreiben, reifte heran, Gurlitt erforschte Archive und reiste zeichnend durch das Land – Beginn seiner lebenslangen Beschäftigung mit der sächsischen Kunstgeschichte. 1877–1893 Erste Publikationen, das Kunstgewerbemuseum Dresden, Berliner Jahre Gurlitts erste Veröffentlichung "Das Zeughaus, der Zeughof und die Brühlsche Terrasse zu Dresden" entstand 1877. Schon in dieser Schrift befasste er sich nicht nur mit baugeschichtlichen, sondern ebenso mit aktuellen städtebaulichen Fragen, die ihn später stark bewegen sollten. 1878 folgten ein Heft zum Dresdner Schloss und eines zum Neuen Hoftheater von Gottfried Semper. Im Dezember 1878 nahm Gurlitt eine Assistentenstelle am Kunstgewerblichen Museum Dresden an. Er verließ das Museum, an dem er keine Karrierechancen sah, 1887, um bis 1893 nach Berlin zu übersiedeln und zunächst eine dreibändige Geschichte des Barockstils in Europa (1887–89) zu schreiben – ein ambitioniertes Vorhaben, denn noch sah seine Zeit auf die Kunst des Barock herab. Gurlitt schuf ein Grundlagenwerk der Barockforschung und legte mit ihm auch den Grundstein für seine spätere Beschäftigung mit den barocken Bauten Mitteldeutschlands. Als freier Kunstkritiker schrieb Gurlitt in seinen Berliner Jahren über zeitgenössische Künstler und Ausstellungen. Erst 1899 veröffentlichte er, ein Anhänger der Spätromantik, eine Monographie zur neuen Kunst, den Band "Die deutsche Kunst des 19. Jahrhunderts". DenkmalDebatten – Was ist ein Denkmal? Und wie geht man mit ihm um? Download von www.denkmaldebatten.denkmalschutz.de 1889–1920 Universitäre Laufbahn Nachdem Gurlitt von der Universität Leipzig 1889, vor allem aufgrund seiner Barockgeschichte, ohne Studium und Rigorosum den Doktortitel erhielt, habilitierte ihn die Technische Hochschule BerlinCharlottenburg zum Privatdozenten für barocke Baukunst. 1893 nahm er den Ruf auf den Lehrstuhl für Baukunst an der Technischen Hochschule Dresden an. Mit dieser außerordentlichen Professur verbunden war die Inventarisierung der Kunstdenkmäler von Sachsen, die 1881 vom Sächsischen Altertumsverein begründet worden war. Seine Handschrift verlieh Gurlitt diesem Werk, indem er nicht nur kunsthistorisch interessante Denkmale, sondern genauso Zeugnisse der Landes- und Ortsgeschichte aufnahm. Als Inventarisator war er Mitglied der neu eingesetzten Sächsischen Kommission zur Erhaltung der Kunstdenkmäler. Zum ordentlichen Professor für Baugeschichte wurde Gurlitt 1899 ernannt, und noch im gleichen Jahr holte er Fritz Schumacher als Professor nach Dresden. Als einer der ersten in Deutschland hielt Gurlitt 1902 Vorlesungen zum Städtebau an der Technischen Hochschule. Dort initiierte er auch die Gründung eines Städtebauseminars. Er trat vehement für die Möglichkeit der Promotion an den Technischen Hochschulen ein, und so war die Dresdener die erste, die den akademischen Grad des Dr.-Ing. an Architekten verlieh. Die erste Promotion legte 1902 Hermann Muthesius bei seinem Doktorvater Gurlitt ab. In den Studienjahren 1904/05 und 1915/16 wurde Gurlitt zum Rektor der Technischen Hochschule Dresden gewählt und erst mit siebzig Jahren emeritiert. 1900–1938 Engagiert für Denkmale, Städtebau und Heimatschutz In vielen in den Reformbewegungen um 1900 wurzelnden Gremien ergriff Gurlitt, um eine Provokation nie verlegen, das Wort. Auf dem ersten Tag für Denkmalpflege 1900 widersprach er der herrschenden Meinung über die "stilgerechte" Vollendung von Denkmalen. 1904 war er Mitbegründer des Deutschen Bundes für Heimatschutz. 1922 wurde er Präsident der Freien Akademie des Städtebaus, und obwohl Gurlitt nicht als Architekt gewirkt hat, ernannte man ihn am Ende seiner beruflichen Laufbahn zum Ehrenpräsidenten des 1903 gegründeten Bundes Deutscher Architekten. Je abstrakter im beginnenden 20. Jahrhundert der Wissenschaftsdiskurs in der Kunstgeschichte geführt wurde – besonders nach Alois Riegl –, desto stärker entfernte sich Gurlitt von kunstwissenschaftlichen und -theoretischen Fragen. Nach seiner Emeritierung widmete er sich vorrangig Problemen der Denkmalpflege und des Städtebaus und erkannte früh die Konsequenzen von Verkehrsführung, Umnutzung und Kommerzialisierung für den öffentlichen Raum. Ab 1920 gab Gurlitt mit Bruno Möhring und Bruno Taut die Zeitschrift "Stadtbaukunst in alter und neuer Zeit" heraus. Gurlitts Werk über August den Starken, mit dem er das Bild des sächsischen Kurfürsten als Förderer der Kunst begründete, erschien 1924. In der Weimarer Republik ist der national denkende und wertkonservative Gurlitt nicht mehr heimisch geworden. Seine Achtung vor Adolf Hitler schwand, als er zum Halbjuden erklärt wurde. Aus gleichem Grund nahm die Technische Hochschule von der Würdigung seiner Verdienste Abstand, als Cornelius Gurlitt am 25. März 1938 in Dresden starb.
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