iii::r"]]:1 Von 1971 an haben Kampfflugzeuge des Musters McDonnell Douglas RF-4E Phantom ll in der Luftwaffe die Aufgabe Taktische Aufklärung wahrgenommen. Der A 'jilr irii:'tl.r ;t ..... , Wahlspruch der Besatzungen lau- tete: ,,Allein, unbewaffnet und furchtlos". Die Beschaffung der Phantom ll war sehr umstritten. Doch im praktischen Einsatz hat sich das Muster dann sehr gut be- währt. Kritiker wie der damalige Vorsitzende des Verteidigungsausschusses Willi Berkhan revidieften ihre Meinung sehr bald. Die Luftwaffe wollte die Maschinen im Rahmen eines umfassen- den Modernisierungsprogramms ab '1990 grundlegend verbessern. Aufgrund der veränderten si- cherheitspolitischen Lage in Europa konnten die RF-4E jedoch außer Dienst gestellt und dadurch rund 750 bis 800 Millionen DM für das Modernisierungsprogramm eingespart werden. l-l is E5 zum Jahresende ist die Grundüberholung der wenigen letzten McDonnell Douglas RF-4E Phantom ll der Luftwaffe bei der Deutschen Aerospace AG in Manching abgeschlossen. Dann werden die Flugzeuge an die Luftwaffe zurückgegeben, und die Maschinen werden die Bundesrepublik mit dem Ziel Türkei verlassen, die damit Weil die Bestandszahlen der Lockheed F-104G in den 60er Jahren drastisch abgenommen hatten, mußte sich die Luftwaffe damals rasch für einen ergänzenden Flugzeugtyp entscheiden, der schnell und im Kostenrahmen von etwa zwei Milliarden DM zu beschaffen war. Der Ersatz der F-104 bot sich besonders im Aufgabengebiet Taktische Aufklärung an, denn da stand mit der RF-4 ein deutlich leistungsfähigeres Muster für den Nacht- und Allwettereinsatz zur Verfügung. Auch die Motorisierung mit zwei Triebwerken sprach für die Phantom Il. Die Weiterentwicklung der F-104 oder französischer Kampfflugzeuge schied aus Sicht der Luftwaffe aus, denn die angestrebte deutliche Erhöhung der Nutzlastkapazität wäre damit nicht zu erreichen gewesen. ii lt':ir t i-' tr !"= ,;r- : ,.- ,i.r! -:. : -i'!.,-: Am 13. Mai 1968 unterrichtete der damalige Vedeidigungsminister Dr" Gerhard Schröder den Vorsitzenden des Verleidigungsausschusses über die Absicht, 88 Maschinen der McDonnell Douglas RF-4E Phan- tom ll zu beschaffen. Eine kontroverse Diskussion setzte ein. Doch schließlich stimmten der Verteidigungsausschuß am 24. Oktober mit nur einer Stimme Mehrheit und der HaushaltsausschuB am 27. November 1968 der Beschaffung Zwei Jahre hatte die Luftwaffe Zeit, ihre ersten Besatzungen und ihr technisches Personal für die RF-4E auszubilden. lm Herbst sollte die Auslieferung der 88 Maschinen beginnen. Die fliegerische Ausbildung lief in George AFB, Kalifornien, ab Oktober 1 970. Luftwaffeninspekteur General Jo- der Ersatzteil-Grundausstattung hannes Steinhoff besuchte McDonnell in St. Louis, Missouri, und flog mehrfach die Phantom. Besonders gründlich testete er das Flugzeug in der Jagdbomberversion als Pilot im ,,Frontseat" im Sommer 1969 auf dem amerikanischen Stützpunkt Wheelus AFB in Libyen. Er erzielte dabei hervorragende Schießergeb- (EGA) von etwa vier Millionen DM nisse. ZU, Der Systempreis für die RF-4E in Höhe von 23,32 lVlillionen DM (Preisstand 1968) setzte sich zusammen aus dem Fly-away-Preis (knapp unter zehn Millionen DM), - erstmalig - einem Systemzuschlag für lnfrastruktur und eine umfangreichere Bildauswerteausund rüstung am Boden. Die deutsche lndustrie erhielt zwischen 1969 und 1974 Kompensationsverträge in Höhe von etwa 125 Millionen Dollar, MBB sollte Baugruppen für die RF-4E und später die F-4F liefern, auch Dornier wurde beteiligt. Nlonstop über dem Atlanti[< Am 20. Januar 1971 war es dann soweit. Schwarmführer Major Hans-Dieter Petri landete die erste Nur kurze Zeit durfte die 35+26 mit dem Tiger-Leitwerk fliegen. Kurz nach dem Tiger-Meet wurde sie wieder getarnt insgesamt 33 grundüberholte und .13 Maschinen für die Ersatzteilversorgung von der Luftwaffe erhalten hat. Griechenland übernahm bereits früher 27 Flugzeuge, von denen sieben der Ersatzteilversorgung dienen. Bis auf eine Maschine bei der Wehdechnischen Dienststelle 61 in Manching sind dann sämtliche RF-4E abgegeben. Und auch dieses Flugzeug soll Ende 1995 an die Türkei übergeben werden. 36 Luftwaffen-Forum 6/94 Hinweis für Modellbauer Ein Revell-Bausatz der RF-4E im Maßstab 1:32 in der Bema- lung des Tiger-Meet 1991 in Faidord läuft dem Handel seit Ende Oktober zu. Es ist ein Modell der 35+26 des Aufklärungsgeschwaders 52 aus Leck, Auch Abziehbilder der 35+22 des AG 51 ,,lmmelmann" aus Bremgarten mit Sonderbemalung Tactical Air Meet 1988 sind dem Bausatz beigefügt. Bei dem neuen Kit handelt es sich um eine komplette Neuauflage, nichts wurde von dem früheren RF-4E-Bausatz übernommen. Die Paßform ist daher deutlich besser und in einigen Bereichen extrem gut. Diese Ausgabe bietet eine gute Basis für die Verfeinerung und Erweiterung. Revell AG. McDonnell Douglas RF-4E Phantom ll Luftwaf- fe, Maßstab 1:32. DM 69,95 spekteur der Luftwaffe seit dem 1 6. Dezember 1970, und Sanfort McDonnell, Präsident der McDonnell Douglas Corporation, waren die höchsten Gäste Aufklärungsgeschwaders ,,lmmelmann", das erst wenige Monate zuvor von Erding nach Bremgarlen verlegt hatte. Nur wenige Wochen später entschied sich das BMVg im März 1971 für die Einführung der Version F-4F als,,Ergänzungsflugzeug", mit der sowohl einige F-104- als auch des 51 Fiat-G.91 -Verbände ausgestattet werden sollten. Einsatz bei der Luftwaffe Am 1. August 1970 flog die 35+01, die erste von 88 RF-4E für die Luftwaffe, in St. Louis, Missouri, zum ersten Mal rüstet, um notfalls in einer Zweit- 88 RF-4E wurden auf die AG 51, rolle als Jagdbomber eingesetzt werden zu können. Sie erhielten Bremgarten, und 52, Leck, aufge- eine teilt. Die letzte Maschine (die 35+88) wurde 1971 ausgeliefert. Ende 1972 war die Umrüstung bei den Geschwadern abgeschlossen. Bis Mitte 1982 wurden die bis heute unbewaffneten RF-4E umge- Waffenbedieneinheit sowie eine Verkabelung der Außenlastträger, die den Einsatz verschiedener Bomben ermöglichen sollte. Ein optisches Visier wurde jeweils für den einzelnen Einsatzflug ein- und danach wieder ausgebaut. 1982 war die Umrüstung abgeschlossen. Die ersten Besatzungen wurden 1980 in Decimomannu ausgebildet. Doch Zweitrolle ,,Jagdbombef' wurde nur kurze Zeit später gestrichen, die Besatzungen flogen wieder ,,reine" Auf- die klärung, und die Maschinen wurden bis auf die Verkabelung in den Originalzustand zurückversetzt. Heute kann man mit ihnen ohne 33 RF-4E für die Türkei werden bei der Dasa für über 50 Millionen DM grundüberholt, auf Kosten der neuen Eigentümer, aber im Auftrag des Bundesamtes für Wehrtechnik und Beschaffung. Die 35+26 wurde bereits am 6. Juli an die Luftwaffe zur Uberführung in die Türkei zurückgegeben. Sie wird hoffentlich noch lange in der Türkei tliegen deutsche Phantom in Bremgarten, die 35+01 , die man ,,Spirit of St. Louis" getauft hatte (nach der legendären Ryan NYP, mit der Char- les Lindbergh am 28. April 1927 nonstop über den Nordatlantik geflogen war). lnsgesamt wurden an diesem Tag vier Maschinen über- führt. Je ein deutscher und ein amerikanischer Flugzeugführer bildeten die Besatzungen pro Flugzeug. Sie waren um 4.00 Uhr in Fort Dill, Florida, zum Flug über den großen Teich gestaftet. Zwei Tankerflugzeuge versorgten sie während des Fluges mit Treibstoff. Generalleutnant Günther Rall, ln- Luftwaffen-Forum 6/94 technische Anderungen keine LuftBoden-Waffen einsetzen. Ab Mitte der 80er Jahre wurde erneut über die Kampfwerterhaltung McDonnell Douglas RF-4E Phantom Il 1 . Augusi 1970 in St. Louis, Missouri. Die Luftwaffe war Launching Customer. Auch der lran (B), lsrael (12), Griechenland (8) und die Türkei (8) orderten die RF-4E. Japan erhielt 14 RF-4EJ, die der RF-4E entsprachen. Die Version RF-4E ist im wesentlichen baugleich mit der Aufklärerversion der US Air Force, der RF-4C. Sie verfügt jedoch über leistungsstärkere Triebwerke (zwei J79-MTU-17A mit je 80 kN Schub) und eine andere Missionsavionik. Die RF-4E besitzt die Trägheitsnavigationsanlage ASN-56 sowie ein Westinghouse-Badargeräi AN/APQ-99, mit dem die Bodenbilddarstellung (ground mapping) möglich ist sowie eine Betriebsart für den Tiefflug zur Verfügung steht. Ein Radarhöhenmesser liefert die Höhendaten für das Frontsichtradar sowie für das Seitensichtradar Goodyear AN/APQ-I02RT, mit dessen Hilfe bei jedem Wetter Abstandsaufklärung durchgefühd werden kann. Ein lnfrarot-Rüstsatz AN/AAS-18A von Texas lnstruments erlaubt Wärmebildaufnahmen. Optische Kameras (die Standardkamera KS B7B, die Tiefflug-Panoramakamera KA 56E und ein Konvergent-Kamerasystem mit zwei KS 878) sowie der Loral-lnfrarotzeilenabtaster AN/MD-S gehören zur Sensorausstattung. Mit Hilfe einer Hochfrequenz-Fernmeldeanlage können die Aufklärungsergebnisse des SLAR in Echtzeit an die Bodenstation übertragen werden. Auch die Kommunikation mit dem Heimathorst ist im gesamten Einsatzgebiet möglich. Der Erstflug der ersten RF-4E erfolgte am der BF-4E nachgedacht. Am 14. September 1987 wurde die dafür notwendige Taktische Forderung (faF) genehmigt. Sie sah die Be- waffnung mit AIM-9L Sidewinder vor, die Verbesserung der Aufklärungssensoren (Kameras, digitali- sierte Bodenauswertestation), die Einführung eines Recce attack in(Luft-Luft-Datenübertragung) und die lntegration eines FLIR mit neuem Head-up-Display für die Darstellung des FLIR-Bilds. Die Entwicklungs- und Beschaffungskosten für dieses Programm terface sollten etwa 750 Millionen DM (Preisstand 1 2/ 1 987) betragen. Doch die radikale Anderung der sicherheitspolitischen Lage führte 1990 zur Einstellung sämtlicher Mo- dernsierungspläne und zum Beschluß, die RF-4E durch den Tornado zu ersetzen. Die Auflösung der beiden Aufklärungsgeschwader und die Abgabe an Griechenland und die Türkei waren die Folge. Wolfdietrich Hoeveler 37
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