Niedersächsische WIRTSCHAFT Offen für Hochschule VON GEORG THOMAS I ch komme aus einer Arbeiterfamilie, bei mir hat vorher niemand studiert“, sagt Caroline Puklo. Ihre Eltern fragen sich bis heute, von wem sie das wohl hat. Sie sind inzwischen aber auch mächtig stolz auf ihre 25-jährige Tochter. Die Ausbildung Sie war schon beim Wirtschaftsgymnasium angemeldet, als dann im Sommer 2006 doch noch eine Zusage für die Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation beim Krankenhaus Springe kam. Das Abi wäre aber nur der Notnagel gewesen. „Ich wollte damals vor allem arbeiten und mein eigenes Geld verdienen.“ In der Berufsschule traf die damals 17-Jährige auf Mia Funke, die ihre Ausbildung beim Sparkassenverband machte. Sie bildeten schon bald eine Lerngruppe „Sie hat mir zum Beispiel ihre Methoden beigebracht, mit denen sie lernt. Das hat mir sehr geholfen“, erinnert sich Puklo. Nach der ersten Eins an der Berufsschule war ihr Ansporn so richtig geweckt. Jetzt wollte sie auch dranbleiben. An der Realschule war sie mit ihren Leistungen nicht aufgefallen. Drei Jahre später beendete Caroline Puklo ihre Ausbildung - mit sehr gutem Ergebnis. Sie wurde übernommen und arbeitete als Sekretärin in der Personalabteilung des Krankenhauses. „Meine Chefin hat mir dann empfohlen, doch noch den Betriebswirt an der Leibniz-Akademie dranzuhängen.“ Sie selbst habe mit diesem Abschluss der Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie gute Erfahrungen gemacht. zeit hatte wie viele ihrer Freunde. Aber sie gewöhnte sich schnell an den Rhythmus. Und ihr Arbeitgeber hatte Verständnis dafür, wenn sie pünktlich Feierabend machte, um dann noch zu den Vorlesungen zu fahren. Die drei Jahre waren schnell um. Mit dem Betriebswirt (VWA) bekam Caroline Puklo eine neue Stelle als Assistentin der Bereichsleitung Personalmanagement, die sie bis heute inne hat. „Das kann doch noch nicht alles gewesen sein“, sagte sie sich kurz vor der Abschlussprüfung. Zur gleichen Zeit hatte die Leibniz-FH den berufsbegleitenden Bachelor-Studiengang eingeführt. Sie machte weiter - obwohl keiner ihrer Bekannten und Freunde aus dem VWA-Studium mitzog. Vom Bachelor zum Master Schon bei den ersten Veranstaltungen lernte sie neue Leute kennen, denn Von der Realschule zum Master: Caroline Puklo (25). Der Betriebswirt (VWA) „Ich sehe da etwas wachsen bei Dir“, hatte sie zu ihr gesagt und sie damit auch überzeugt. So fing Caroline Puklo im Oktober 2009 mit der nebenberuflichen Fortbildung an der Leibniz-Akademie in Hannover an. Drei Jahre lang hieß das an drei bis vier Abenden Vorlesungen besuchen, samstags Klausuren schreiben, nebenbei lernen. Gestört hat sie das nicht, auch wenn sie natürlich nicht so viel Frei- 26_27 VOR ORT die Gruppen waren mit rund 20 Teilnehmern viel kleiner als etwa bei den VWA-Vorlesungen. Einige Leistungen aus dem vorherigen Studium konnte sie sich anrechnen lassen, so dass sich die Studiendauer um zwei Jahre verkürzte. Vor bald einem Jahr erwarb sie ihren Bachelor-Abschluss. Mit diesem komme sie eh nicht weit, dachte sie sich. Deswegen wollte sie auf jeden Fall auch noch den Master-Abschluss erreichen. Erst wollte sie ein Jahr Pause machen - „aber wenn man erst einmal raus ist, fängt man doch nicht wieder an“. Also machte sie direkt weiter. Im August 2017 wird sie fertig sein. In den ganzen sechs Jahren hat sie übrigens nicht einmal überlegt, abzubrechen. Caroline Puklo ist ihren Weg gegangen. Als Schülerin war sie vielleicht noch nicht reif für Gymnasium, Abi und Studium. Jetzt zeigt sie, dass einem auch mit einer Ausbildung alle Wege offen stehen. Georg Thomas Studieren wollte sie eigentlich nie. Und jetzt macht Caroline Puklo bald ihren Master in Integrierter Unternehmensführung – neben ihrem Beruf wohlgemerkt. Die Ex-Realschülerin ist ein Erfolgsbeispiel für die Offene Hochschule.
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