HERA LIND - Hotel Stein

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Es schre
Sie war das „Superweib“, die
„Zauberfrau“ – und sie ist
und bleibt: „Herzgesteuert“.
Ein Gespräch mit Hera Lind,
deren „Humor nicht tot zu
kriegen ist“, wie sie sagt.
Text Angelica Pral-Haidbauer
Fotos Max Bosse
W
ir treffen die Autorin auf der Steinterrasse vor der prächtigen Kulisse der
Salzburger Altstadt.
Mit 13 Millionen verkauften Büchern, in 17 Sprachen übersetzt, hat
sie sich längst in die Herzen ihrer LeserInnen geschrieben. Dabei liest
sich ihr eigenes Leben wie ein Roman: Herlind Wartenberg, die
Tochter eines Arztes und einer Musikpädagogin studierte Theologie
und Germanistik, später Gesang,
und feierte als Solistin international
große Erfolge. Aus Langeweile in
ihrer ersten Schwangerschaft
schrieb sie „Ein Mann für jede Tonart“ – ein Bestseller. Es folgten eigene TV-Shows, große Erfolge - aber
auch schmerzliche Tiefschläge.
look: Lehren einem so viele
Gaben Dankbarkeit?
Hera Lind: Absolut, ich bin
sehr, sehr dankbar. Die Krönung
aller Gottesgeschenke ist aber, in
Salzburg leben zu dürfen.
AUF DER STEINTERRASSE.
Gleich um die Ecke hat die BestsellerAutorin ihre Heimat gefunden.
look!
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„ICH FANGE MANCHMAL MIT EINEM GANZ ANDEREN
VORSATZ AN, ALS WAS DANN HERAUS KOMMT.
DIE PERSONEN ERZÄHLEN SICH MIR SELBST.
AUCH DAFÜR BIN ICH DANKBAR.“
look: Wie seid Ihr überhaupt nach Salzburg gekommen?
Hera Lind: In den 1980er
Jahren habe ich regelmäßig die
Meisterkurse am Mozarteum
besucht und träumte davon,
einmal im Festspielhaus singen
zu dürfen. Viele Jahre später, als
mein Leben sich komplett anders entwickelt hatte, lernte ich
zwischen Dubai und Bombay
einen Salzburger kennen – meinen jetzigen Mann – und bin
durch ihn mitsamt Familie in
Salzburg gelandet.
look: Woher nimmst du die
Ideen für deine Bücher?
Hera Lind: Aus dem prallen,
wahren, reichen Leben.
look: ... und aus autobiografischen Erfahrungen?
Hera Lind: Besonders meine
ersten Romane waren sehr stark
autobiografisch. Der „Mann für
jede Tonart“ spielte im Musikerund Sänger-Milieu und tatsächlich musste ich mich damals in
den 80ern zwischen zwei Männern entscheiden: Dur oder Moll
(lacht).
look: Der Kölner Arzt Ulrich
Heidenreich war welche Tonart?
Hera Lind: Der war Dur – und
Vater meiner vier Kinder: Felix (27),
ist ein erfolgreicher Golf-Manager;
Florian (25) ist Arzt, Franzi (19) studiert Journalismus in Berlin, und
Fritzi (17) maturiert gerade am Musischen Gymnasium Salzburg.
look: Es sind bereits acht Tatsachenromane erschienen. In „Der
Mann, der wirklich liebte“ will ein
Ehemann das von den Ärzten verhängte Todesurteil über seine Frau
nicht akzeptieren. Nun gibt es in der
Literaturwissenschaft den Begriff des
„healing act of writing“...
Hera Lind: Der Protagonist hatte
mir seine Geschichte selbst erzählt und
ich regte an, er möge sie aufschreiben,
damit ich einen 400 Seiten Tatsachenroman draus machen konnte. Alle meine Protagonisten sagen, dass das Niederschreiben ihrer Geschichte ein sehr
heilsamer Prozess für sie war. Ich mache dann daraus mit Handwerk, Erfahrung und Professionalität einen lesenswerten Roman.
look: Michael Röhrdanz’ Frau hat
es dann nicht geschafft ...
Hera Lind: Ja, sie ist letztlich verstorben. Aber durch dieses Buch, das ja
ein Bestseller wurde, und im DianaVerlag erschienen, hat er eine Frau kennen gelernt, die zufällig Diana heißt. Er
hat sie geheiratet und wurde wieder
glücklich. Also das Leben selbst schrieb
ein Happy End.
look: Romane, wie z.B. „Wenn nur
dein Lächeln bleibt“ berichten von
schweren Schicksalsschlägen ...
Hera Lind: Als ich diese Geschichte
schrieb, war ich der betroffenen Mutter
sehr nahe. Sie musste in der damaligen
DDR alleine ein schwerstbehindertes
Kind groß ziehen. In dieser Zeit habe ich
meinen Blick gegenüber Müttern mit
behinderten Kindern völlig geändert.
Hatte ich früher aus Höflichkeit oder
Unwissenheit weggeschaut, so spreche
ich sie heute an, und es ergeben sich Gespräche, die auch mich bereichern.
look: Autoren erzählen, dass sich
im Laufe des Schreibens Personen verselbstständigen. Hältst du immer die
Fäden der Handlungen in der Hand
oder galoppieren dir Persönlichkeiten
auch mal durch?
Hera Lind: Das ist eine ganz berechtigte Frage, denn ich sage manchmal „es schreibt mich“. Ich fange mit
einem ganz anderen Vorsatz an, als was
dann heraus kommt. Die Personen erzählen sich mir selbst. Auch dafür bin
ich dankbar.
look: Seit nunmehr 23 Jahren werden deine Bücher mit sehr prominenter
Besetzung verfilmt. Redest du bei den
Drehbüchern mit?
Hera Lind: Genau hier auf dieser
Steinterrasse sind vor kurzem zwei
Drehbücher mit zwei verschiedenen
Autoren aus Berlin entstanden.
Für meine Schulkinder
koche ich täglich. Direkt nach
meiner 12 km Hellbrunn-Jogging-Runde sitze ich ganz
glücklich beim Flöckner am
Residenzplatz bei Kaffee und
Wasser. Danach geht’s zur Billa,
von dort bringe ich ganz viel
frische Salate nach Hause, denn
die Kinder sind Vegetarier. Das
Kochen von Knödel, Gulasch
und Schweinsbraten überlasse
ich meinen Mann, der das viel
besser kann als ich.
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EINE HANDVOLL HELDINNEN.
“Und wieder einmal beweist sich,
dass Frauenfreundschaften mehr
wiegen als jeder Macho dieser Welt.”
HERA LIND IM EXKLUSIV-TALK
mit Chefredakteurin Angelica Pral-Haidbauer
Ich bringe mich jetzt sehr ein, denn
zwischendurch gab es Filme, die mir
gar nicht gefallen haben, sogar mit
Fremdschämen angeschaut habe. Jetzt
setze ich mich sehr für meine ProtagonistInnen ein, denn ich erzähle ja ihr
Leben und bin dabei sozusagen das
Treuhandkonto für ihre Geschichte.
Diese gilt es auch sorgsam und verantwortungsvoll zu verwalten.
look: Im Grunde geht es um die Suche nach dem Glück ...
Hera Lind: Einer meiner Lieblingsfilme ist „Das Streben nach Glück“ mit
Will Smith. Ich glaube, dieser Film wurde deshalb zu einem Klassiker, weil jeder
Mensch nach Glück strebt. Insofern strebe ich in meinem Privatleben wie auch in
meinen Büchern nach Glück. Meinen
LeserInnen möchte ich dabei eine große
Portion davon mitgeben.
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look: Du selbst hast Verlust erlebt,
den falschen Menschen vertraut, dein
gesamtes, selbst verdientes Vermögen in
einem zweistelligen Millionenbetrag
mit Investitionen in Ost-Immobilien
verloren. Wie sehr schmerzt die Tatsache, wie sich damals die Medien auf die
Geschichte gestürzt haben, heute noch?
Hera Lind: Es hat mich sehr geschmerzt, denn ich musste damals aus
der Bild-Zeitung erfahren, dass ich
„pleite“ bin. Eines meiner Kinder hat
auf einer Klassenfahrt am Zeitungskiosk dies auf dem Titelblatt gesehen, und
mir angeboten, die Fahrt abzubrechen
und mir dieses Geld zu spenden. Das
waren sehr schmerzliche Momente, die
man nicht erfinden kann. Andererseits
bin ich mittlerweile Profi genug, dass
ich weiß, dass jene marktschreierischen
Medien dich zuerst im Aufzug ganz
nach oben fahren, dich dann volle Wäsche nach unten krachen lassen, um
ihre eigenen Blätter zu füllen. Wenn
man sich das vergegenwärtigt, dann tut
es nicht mehr weh – und an dem Rest
kann man ja arbeiten.
look: Dabei hilft dir sogar ein Engel?
Hera Lind: (lacht) Ja, mein heiß geliebter Engelbert, mit dem ich seit 13
Jahren glücklich verheiratet bin. Als damals diese sogenannte Katastrophe
über uns hereinbrach, hat er mich über
Jahre hindurch getragen, mich nicht
nur moralisch und auch physisch gestützt, sondern mich mit seinem Optimismus, seiner Tatkraft und seiner
Fröhlichkeit über diese Krise hinweg
gebracht – und die Kinder auch. Dafür
lieben wir ihn immer.
look: Wie schwer war es, sich danach ein neues Leben einzurichten?
Hera Lind: Mein damaliges großes
Haus mit Garten und Schwimmteich in
Mondsee wurde vor acht Jahren von einem Bild-Zeitungs-Leser gekauft, der
mir einfach nur helfen wollte. Bis heute
ist er nicht eingezogen. Es gibt also Engel, die in solchen Momenten vom
Himmel fallen. Ich bin mit den Kindern
in eine Salzburger Mietwohnung mitten in die Stadt gezogen, und erst dachte ich, das würde für sie ein Kulturschock. Heute wissen wir, dass es besser
für uns nicht hätte passieren können.
Wir können alles zu Fuß oder mit dem
Fahrrad machen, unser Leben hat sich
qualitativ verbessert, in dem sich auch
unsere Ansprüche geändert hatten.
look: Es scheint, dass die gelebten
Werte und Begabungen deiner Familie
in dir zusammenfließen. Dazu gehört
auch dein Engagement als Botschafterin der José Carreras Leukämie-Stiftung und Schirmherrin der Neurodermitis-Kampagne ...
Hera Lind: Unterm Strich ist es uns
immer unwahrscheinlich gut gegangen,
daher ist es selbstverständlich, mich für
soziale Projekte zu engagieren. So bin ich
auch im Lions Club Amadea Salzburg,
meine Tochter Franzi war ein halbes
Jahr in Tansania in einem Busch Kindergarten, und mein Sohn ist als junger Arzt
gerade in Katmandu um zu helfen. Ich
empfinde die Verantwortung, in meinem Fall als prominenter Mensch, sich
für jene einzusetzen, denen es nicht so
gut geht.
look: Und du singst auch wieder...
Hera Lind: Genau, seit acht Jahren
im Salzburger Bach-Chor, ein wirklich
ganz tolles Profi Ensemble, das bei den
Festsielen auftritt sowie auf Tournee
geht. Ich durfte hier also auch meine gesangliche Vergangenheit wieder finden.
look: Welche Werte möchtest du
deinen Kindern mitgeben?
Hera Lind: Die Dankbarkeit zieht
sich als roter Faden durch unser Leben.
Daraus resultieren Freundlichkeit, Her-
„ICH EMPFINDE DIE
VERANTWORTUNG, IN MEINEM
FALL ALS PROMINENTER MENSCH,
SICH FÜR JENE EINZUSETZEN,
DENEN ES NICHT SO GUT GEHT.“
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zenswärme, ein Blick für das Elend anderer Menschen, Großzügigkeit, Gastfreundschaft, die ich von meinem Mann
gelernt habe, Fürsorge - und was bei
mir nicht tot zu kriegen ist, der Humor!
look: Wie geht es weiter?
Hera Lind: Zwei Bücher im Jahr,
immer ein spannender Tatsachenroman nach einer wahren Geschichte im
Herbst und ein heiterer Herzensroman
im Frühling –das ist beruflich der Plan,
den auch mein Verlag vertraglich abgesichert hat. Privat wünsche ich allen
meinen Kindern Flügel, ohne ihre Wurzeln zu verlieren. Und natürlich möchte
ich, wenn alle aus dem Nest geflogen
sind, wieder mehr Zeit mit meinem
Mann verbringen.
look: Dein neues Buch „Eine Handvoll Heldinnen“ erzählt von fünf Frauen zwischen 17 und 93 Jahren, deren
Geschichten du ineinander verwoben
hast. Was ist für dich eine Heldin?
Hera Lind: Heldinnen sind wir
ganz normalen Frauen, indem wir uns
mit einer Situation schnell anfreunden,
schon um unserer Kinder willen. Indem
wir die Ärmel hochkrempeln und da
anfangen, wo wir unsanft gelandet sind.
Indem wir wie die Trümmerfrauen, unsere Mütter und Großmütter, anpacken, das Glas halb voll sehen, auch
wenn es halb leer ist. Indem wir zusammen halten, ehrlich miteinander sind,
uns miteinander freuen, aber auch
Schmerzen teilen. Indem wir das Leben
genießen, so wie es ist.
look: Dein Ehemann Engelbert Lainer ist seit drei Jahren Hoteldirektor auf
dem steirischen Schloss Pichlarn. Tut
die räumliche Distanz eurer Ehe gut?
Hera Lind: Diese räumliche Distanz
halte ich für unsere sehr spannende, gefühlvolle Ehe, sogar förderlich, denn wir
haben uns immer noch etwas zu sagen,
wir freuen uns aufeinander, es kann sich
kein Alltag einstellen, der einer Beziehung den Glanz nimmt. Und wir sind
beide sehr selbstständig, haben unseren
eigenen Freundeskreis und Berufe, keiner beschneidet den anderen. Wir sind
beide sehr stolz aufeinander.