Lena Knilli Zu Tisch! - eine partizipative Raum - Installation Ausgangspunkt waren die Zeichnungen (Collagen) mit dem Titel „ Zu Tisch!“. Eine noch nicht abgeschlossene Reihe an der ich seit 2014 arbeite. Ich beschäftige mich hier bildlich mit den Themen, die sich mir zwingend „auftischen“ und die so essentiell sind, wie das tägliche Brot: Hunger, Flucht, Migration, Hoffnung Angst, Unsicherheit, Ablehnung, Tod, Verlust, Geburt, Gespräch, Interesse, Unterstützung. Mein Anliegen war es, ein Bild-Format zu finden, in dem ich simultan auftretende, zwingende Ereignisse und Lebensthemen zeichenhaft miteinander „kommunizieren“ lassen kann. So kam es zu dem Frühstückstisch, Altartuch, Tischgespräch mit einer Bildzeile, Symbolzeile, die Fragen aufwirft. Lena Knilli 2015/ 2016 Lena Knilli: 5 Arbeiten aus der Reihe Zu Tisch! (jeweils 70 cm x 70 cm, Industrypainter und Lackstift auf Papier (2014/2015) 1) Zu Tisch! Haus. Herz. Madonna (2014) 2) Zu Tisch! Boot. Blutkreislauf. Kirchengrundriss (2015) 3) Zu Tisch! In Paar Schueh. Fünf Löffel (2015) 4) Zu Tisch! Zwei Löffel. Baby. Farn (2014) 5) Zu Tisch! Zwei Hände. Zwei Madonnen ( 2014) Lena Knilli 2015/ 2016 In der Installation „zu Tisch“ verbinden sich die „ Lesart“ der Zeichnungen und Aquarelle mit den authentischen Inhalten der Tischgespräche vor Ort. Der gedeckte Tisch steht als Aufforderung im Raum. Zu Tisch! in der Ausstellung „Brennende Fragen“ im Künstlerhaus, Wien ( 26.11. 2015 bis 7.2.2016 Lena Knilli 2015/ 2016 Die Installation „zu Tisch“ besteht aus: 1) 2 - 3 Arbeiten „Tisch“ (100 cm x 100cm, Aquarell auf Papier ) 2) 6 gezeichnete Collagen aus der Reihe „Zu Tisch“ ( jeweils 70 cm x 70cm ) 3) 1 gedeckter Tisch (Tischdecke, Geschirr, Besteck und Gläser/ 6 Sessel) 4) Tischgespräch An jedem Ausstellungsort essen sechs Personen gemeinsam an diesem gedeckten Tisch und führen ein Tischgespräch. Die Tischgäste qualifizieren sich durch ihre persönlichen, biographischen und/ oder durch ihre professionellen Erfahrungen in den Bereichen Weggehen, Ankommen, Ankommen lassen, Mehrsprachigkeit, Transkulturalität und ihr Interesse an den Erfahrungen der anderen. Für das Tischgespräch werden Spielregeln vereinbart. Es wird in Vorgesprächen inhaltlich vorbereitet, aber vor Ort nicht moderiert. Das Tischgespräch wird per Video (Bild und Ton) dokumentiert und ist in Folge in der Raum – Installation zu sehen und zu hören. Das Tischgespräch ist partizipativ und nicht abgeschlossen und verbindet verschiedene Ausstellungs- / Inszenierungs- und Handlungsorte miteinander, indem jeweils die Dokumentation des vorangegangenen Gesprächs an einem neuen Ort in der Ausstellung zu sehen ist, bis ein neues Gespräch vor Ort stattgefunden hat. 5) Monitor mit dem Video eines oder mehrerer Tischgespräche Das Tischgespräch wird per Video (Bild und Ton) dokumentiert und ist in Folge in der Raum – Installation zu sehen und zu hören. Die Kamera fungiert als Betrachter und filmt aus nur zwei (immer gleichen) Positionen. Der O-Ton des/ der Gespräche ist in der Installation ohne Kopfhörer zu hören. So fließen unterschiedliche Wahrnehmungs - und Informationsebenen zusammen. Lena Knilli 2015/ 2016 Tischgespräch am 30.10. 2015 in der Ausstellung „reliqte reloaded“, Kulturzentrum bei den Minoriten, Graz Lena Knilli 2015/ 2016 Tischgespräch am 6.12. 2015 in der Ausstellung „Brennende Fragen“ im Künstlerhaus, Wien Lena Knilli 2015/ 2016 Zu Tisch! in der Ausstellung „Brennende Fragen“ im Künstlerhaus, Wien ( 26.11. 2015 bis 7.2.2016) Zu Tisch! in der Ausstellung „reliqte reloaded“, Kulturzentrum bei den Minoriten, Graz (26.9.2015 bis 24.1.2016) Lena Knilli 2015/ 2016 Bisher haben drei Tischgespräche stattgefunden. Im ersten Tischgespräch (16.6.2015) war u.a. das Thema Schule sehr präsent. E. berichtet über ihre Schulzeit in Wien, als Wienerin aus einer türkischen Familie hat der Förderunterricht Deutsch gar nicht gefruchtet, sondern eher dazu geführt, sie und weitere Kinder mit familiärem Migrationshintergrund auszugrenzen, anstatt sie zu fördern. T. arbeitet als DaZ Lehrerin an einer Wiener Schule und spricht über ihre zeitweise Ratlosigkeit in der Arbeit mit einer Gruppe syrischer Jugendlicher, die ihr anvertraut sind. Die Jugendlichen kommen aus einem großen Flüchtlingslager in Jordanien, sie sind jahrelang nicht oder auch noch nie in die Schule gegangen und sind mit ihrer neuen Situation momentan offensichtlich überfordert. G. ist Patin für einen jungen Mann aus Afghanistan, sie treffen sich wöchentlich zu gemeinsamen Aktivitäten. Als junge Frau ist G. alleine nach Afghanistan gereist. M. hat ihren künstlerischen Beruf aufgegeben. In den letzten drei Jahren hat sie ihre meiste Kraft dafür aufgewandt, Familienmitglieder aus Syrien nach Österreich zu holen. Das Thema Flucht hat das zweite Tischgespräch (30.10.2015) bestimmt. A. beschreibt seine Flucht von Syrien in die Türkei, wo er seine Familie zurückgelassen hat. Alleine ist er über die lebensbedrohliche Route über das Mittelmeer und weiter zu Fuß und mit Bussen nach Österreich gekommen. S. arbeitet für die Stadt. Sie war drei Jahre alt, als ihre Eltern mit ihr aus Bosnien nach Österreich geflohen sind. Heute engagiert sie sich privat sehr für Flüchtlinge. Mit ihrer Schwester und vielen weiteren Helfern hat sie Enormes z. B. am Grazer Hauptbahnhof geleistet. Sie spricht Grazerisch und trägt Kopftuch, mit einem bosnischen Familiennamen erfahren sie und ihre Kinder jedoch immer wieder Ausgrenzungsversuche. A. und R. arbeiten in einem interkulturellen Kindergarten. 95 % der Kinder haben eine andere Muttersprache als Deutsch. Elterngespräche finden im kleinen Kreis mit privaten Dolmetschern statt. Es gibt viele internationale ErzieherInnen und MitarbeiterInnen in diesem Kindergarten. Im dritten Tischgespräch (6.12.2015) wird u.a. über die Themen Familie und Schule gesprochen. A. und M. kommen aus afghanischen Wiener Familien. Sie beschreiben ihre Sicht auf ihr Leben und auf ihre Zukunftspläne, die sich deutlich von der Sicht ihrer Eltern und Geschwister unterscheidet. Die Jugendlichen und junge Erwachsenen wollen selbständig sein, den Eltern fällt es teilweise schwer, dies zuzulassen. Sie reflektieren aber auch die schwierigen Umstände, in denen die Eltern in Wien neu angefangen haben und wieviel Unterstützung sie ihnen gegeben haben. Beide Mütter sind nie in die Schule gegangen, sie sind Hausfrauen und leben relativ isoliert. L. ist Student aus Kenia, für ihn galt die Regel, Lena Knilli 2015/ 2016 dass er mit 18 auszuziehen hatte und seinen eigenen Hausstand zu gründen hatte. Z. ist als Kind in den 50er Jahren mit der Mutter und den Geschwistern aus Ungarn geflohen. Ihr Vater kam nach. Die Familie hatte Verwandtschaft in Österreich, dennoch war es enorm schwierig beruflich Fuß zu fassen. Z., A. und M. erzählen über die Erfahrungen und Enttäuschungen, die die Zurückstufungen in niedrigere Schulklassen mit sich gebracht haben. Alle Personen am Tisch sind mehrsprachig: Mein Name ist meine Geschichte und meine Familiensprache ist meine Geschichte. Als Kärntner Slowenin berichtet T. über die Politisierung von Sprache und über das, was ihr Großvater als Widerstandskämpfer für Österreich geleistet hat. Die Installation „zu Tisch“ ist zu sehen: 1) In der Ausstellung „reliqte reloaded“, im Kulturzentrum bei den Minoriten, Graz ( 26.9.2015 bis 24.1. 2016). Das Tischgespräch hat am 30.10.2015 in der Installation stattgefunden und ist vor Ort zu sehen. http://www.k-haus.at/de/ausstellungen/aktuell/289/brennende-fragen.html 2) In der Ausstellung „ Brennende Fragen“ im Künstlerhaus Wien (26.11.2015 bis zum 7.2.2016 ). Das Tischgespräch hat am 06.12.2015 in der Installation stattgefunden und ist selbstverständlich vor Ort zu sehen. https://www.youtube.com/watch?v=uwe1_9lR76Y&feature=youtu.be http://www.kultum.at/?d=reliqte-reloaded-1#.Voqla_nhDDc https://www.youtube.com/watch?v=XQxIe38d4ws Lena Knilli 2015/ 2016
© Copyright 2024 ExpyDoc