Bild statt Biopsie bei Brustkrebs

Presseinformation Heidelberg, 05.10.2015
Forschung von DKFZ und Radiologiepraxen in der
Rhein-Neckar-Region:
Bild statt Biopsie bei Brustkrebsverdacht?
05. Oktober 2015
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Anna Schweingel
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Jedes Jahr erhalten in Deutschland rund 2,8 Millionen Frauen eine Mammografie. Bei etwa 35 000 von ihnen zeigt das Röntgenbild eine auffällige Veränderung, die Ärzte mit einer Gewebeentnahme abklären. Doch nur etwa die Hälfte
dieser Frauen ist tatsächlich an Brustkrebs erkrankt.
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Wissenschaftler des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg
Rebecca Mrosek
haben nun in Zusammenarbeit mit den Mammographie-Einheiten im Brust-
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krebszentrum Mannheim P7 und in der radiologischen Gemeinschaftspraxis in
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der ATOS Klinik Heidelberg erste Daten veröffentlicht. Sie deuten darauf hin,
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dass eine moderne diffusionsgewichtete Magnetresonanz-Tomographie den
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Betroffenen eventuell viele Kontrollbiopsien ersparen könnte. Die Dietmar
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Hopp-Stiftung fördert die Studie mit 300 000 Euro.
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Etwa jede zwanzigste Frau, die am Mammographie-Screening teilnimmt, muss
damit rechnen, einen auffälligen Befund zu erhalten. Falls sich der Krebsverdacht
bei weiteren Untersuchungen erhärtet, schlagen die Screeningärzte vor, eine
Gewebeprobe (Biopsie) zu entnehmen. Das betrifft jährlich knapp 35 000 Frauen.
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Dr. Stefanie Seltmann
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„Doch nur bei rund 17 000 von ihnen findet sich dann auch tatsächlich ein bösar-
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tiger Tumor“, sagt Dr. Sebastian Bickelhaupt. Der Radiologe erforscht am Deut-
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schen Krebsforschungszentrum die Möglichkeiten der modernen MRT-Bildgebung
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bei Brustkrebs. „Wir haben überlegt, ob wir mit neuesten Bildgebungsverfahren
den Anteil an invasiven Gewebeuntersuchungen nicht reduzieren könnten.“
Dr. Sibylle Kohlstädt
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In der Mammographie, der Röntgenaufnahme der Brust, sieht man den Unter-
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schied zwischen bösartig und gutartig verändertem Gewebe häufig nicht deutlich
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genug, um einen bösartigen Tumor mit ausreichender Sicherheit auszuschließen.
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Wenn auch weitere Untersuchungen wie etwa Ultraschall keine Klarheit bringen,
muss eine invasive Biopsie erfolgen.
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Speziell für diese Fragestellung optimierten die DKFZ-Radiologen die diffusions-
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gewichtete Magnetresonanz-Tomographie. „Das besondere an einer diffusions-
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gewichteten MRT ist, dass man die Bewegung der Wassermoleküle im Gewebe
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sieht“, erklärt Professor Heinz- Peter Schlemmer, Leiter der Radiologie im DKFZ.
05. Oktober 2015
„Da Tumoren die Bewegung der Moleküle stark einschränken, wollten wir nun
prüfen, ob unsere optimierte Brust-MRT das Potential hat, verdächtige Befunde
ohne Biopsie abzuklären.“
In enger Kooperation mit den niedergelassenen Kollegen der radiologischen
Gemeinschaftspraxis der Heidelberger ATOS-Klinik Heidelberg um Dr. Wolfgang
Lederer sowie dem Radiologiezentrum Mannheim um Dr. Heidi Daniel, in deren
Praxen das Mammographie- Screening stattfindet, planten die DKFZ-Forscher
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daher eine Studie. Bei auffälligen Screening-Befunden werden die Frauen für die
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weiteren Untersuchungen und im Regelfall auch die Gewebeentnahmen ins Radio-
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logiezentrum Mannheim geladen.
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„Wir haben die Frauen gefragt, ob sie bereit wären, für unsere Studie vor der
Gewebeentnahme eine optimierte Brust-MRT machen zu lassen“, erklärt Heidi
Daniel. Und Dr. Lederer fügt hinzu: „Von der hohen Teilnahmebereitschaft waren
wir überrascht, ohne sie wäre die Studie zu diesem Zeitpunkt noch nicht so fortgeschritten. Daher gilt unser Dank auch den vielen Teilnehmerinnen“.
Anschließend verglichen die DKFZ-Radiologen die MRT-Bilder mit den BiopsieErgebnissen. „Wir waren bereits nach den ersten 50 untersuchten Frauen begeistert: Durch die zusätzliche optimierte Brust-MRT konnten wir über 90 Prozent
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der auffälligen Befunde richtig klassifizieren. Das ist gegenüber der Rate von 50
Prozent, wie sie mit der Mammografie und anschließendem Ultraschall erreicht
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wird, eine enorme Steigerung“, sagt Sebastian Bickelhaupt.
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Das Mammografie-Screening nun durch eine Brust-MRT-Screening zu ersetzen,
hält Schlemmer nicht für den richtigen Weg: „Die Stärke der Studie liegt in der
Nutzung der MRT als zusätzliche Abklärungsmaßnahme.“ Die Röntgen-Mammo-
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grafie entdeckt im Gegensatz zur MRT auch feinste Mikroverkalkungen, die auf
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nicht-invasiven Brustkrebs (DCIS) hinweisen. Um verdächtige Befunde abzuklären,
Dr. Sibylle Kohlstädt
ist die optimierte Brust-MRT nach Schlemmers Meinung gut geeignet. Eine
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Biopsie wäre nur noch dann erforderlich, wenn die MRT einen positiven Befund
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sehr wahrscheinlich macht.
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Die Wissenschaftler hatten für ihre Studie die diffusionsgewichtete MR-Mammo-
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graphie weiterentwickelt und speziell für die Fragestellung optimiert. Dazu haben
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sie in Kooperation mit Kollegen aus dem DKFZ ein Qualitätsmanagement-System
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zur Standardisierung und Qualitätssicherung der Brust-MRT etabliert, das mit
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allen gängigen MR-Geräten funktioniert.
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„Wir danken sehr der Dietmar Hopp-Stiftung, die unsere Studie durch ihre großzü-
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gige Unterstützung erst ermöglicht hat“, ergänzt Heinz-Peter Schlemmer. „Wenn
sich die Ergebnisse im weiteren Verlauf bestätigen, sind wir auf einem guten Weg,
die enorme emotionale Belastung der Frauen mit unklaren Befunden im Mammographie-Screening zu reduzieren.“
Die Wissenschaftler veröffentlichten ihr vielversprechendes Zwischenergebnis jetzt in
der amerikanischen Zeitschrift Radiology. „Wir gehen davon aus, dass wir bis Oktober
die vorgesehenen 200 Frauen untersuchen können und hoffen natürlich, dass sich
unsere bisherigen Ergebnisse bestätigen“, sagt Sebastian Bickelhaupt. Bis es soweit
ist, dass allein auf Grundlage der MRT auf Biopsien verzichtet werden kann, und die
Kosten der diffusionsgewichteten Brust-MRT von den Kassen übernommen werden,
sind anschließend noch deutlich größere Studien erforderlich.
Die DKFZ-Radiologen wollen nun auch bei anderen Tumorarten untersuchen, wie
sich die diffusionsgewichtete Magnetresonanz-Tomographie zur Abklärung verdächtiger Befunde und zur Verlaufskontrolle eignet.
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Bickelhaupt, S; Laun, F; Tessdorf, J; Lederer, M; Daniel, H; Stieber, A; Delorme,
S; Schlemmer, HP: Fast and Noninvasive Characterization of Suspicious Lesions
Detected at Breast Cancer X-Ray Screening: Capability of Diffusion-weighted MR
Imaging with MIPs1.
Radiology 2015, DOI: 10.1148/radiol.2015150425
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Bilder zur Pressemitteilung stehen im Internet zur Verfügung unter:
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Bildunterschrift:
Der auffällige Befund der Röntgen-Mammographie (links) bestätigt sich bei der
kombinierten diffusionsgewichteten Brust-MRT (rechts): Das orangefarbene Signal lässt auf einen bösartigen Tumor schließen. Eine anschließende Gewebeuntersuchung bestätigte das MRT-Ergebnis. Quelle: DKFZ
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Bildunterschrift:
Ein auffälliger Befund der Röntgen-Mammographie (nicht im Bild) lässt sich in
der konventionellen MRT-Mammographie (oben) ebenfalls darstellen, kann durch
die kombinierte diffusionsgewichtete Brust-MRT jedoch entkräftet werden (unten).
Auch hier bestätigte eine anschließende Gewebeuntersuchung das MRT-Ergebnis.
Quelle: DKFZ
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Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist mit mehr als 3.000 Mitarbeiterinnen und Mitar-
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beitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren
und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln
neue Methoden, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt
werden können. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) klären Be-
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troffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Gemeinsam mit dem
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Universitätsklinikum Heidelberg hat das DKFZ das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen (NCT)
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Heidelberg eingerichtet, in dem vielversprechende Ansätze aus der Krebsforschung in die Klinik über-
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tragen werden. Im Deutschen Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK), einem der sechs
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Deutschen Zentren für Gesundheitsforschung, unterhält das DKFZ Translationszentren an sieben uni-
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versitären Partnerstandorten. Die Verbindung von exzellenter Hochschulmedizin mit der hochkarätigen
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Forschung eines Helmholtz-Zentrums ist ein wichtiger Beitrag, um die Chancen von Krebspatienten zu
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verbessern. Das DKFZ wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu
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10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft
deutscher Forschungszentren.
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Die ATOS Klinik Heidelberg vereint unter ihrem Dach 20 Facharztpraxen mit weltweit renommierten
Spezialisten vor allem aus den Bereichen der Orthopädie und Gelenkchirurgie. Sie ist für ihre Spitzenstellung im Bereich der Diagnostik und Therapie komplexer Erkrankungen international anerkannt.
Neben dem Fokus auf die Orthopädie integriert die ATOS Klinik Heidelberg seit einigen Jahren flankierende Fachbereiche in interdisziplinärer Zusammenarbeit, etwa Prävention, Rheumatologie, Dermato-
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logie, Kinder- und Jugendmedizin, Diabetologie, Neurologie sowie das breite Spektrum der Rehabili-
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tation in einem eigenen Reha-Zentrum und im Verbund mit den MEDIAN-Kliniken. Patienten können
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auf diese Weise über kurze Wege in kollegial-interdisziplinärem Austausch umfassend diagnostisch
beraten werden. Durch die Verbindung von Praxen und Klinik in einem Gebäude wird der Patient von
Diagnose über den – so notwendig – operativen Eingriff bis zur Nachsorge vom selben Arzt behandelt.
Aus ganz Deutschland und aus dem Ausland kommen Patienten nach Heidelberg, um bei den Ärzten
der ATOS Klinik Hilfe zu bekommen. Häufig, weil anderswo eine Behandlung gescheitert ist oder sie
sich für eine komplexe Erkrankung einem Spezialisten anvertrauen möchten. In unternehmerischer
Verantwortung sind es die Ärzte der ATOS Klinik, die neben der MEDIAN-Gruppe Anteilseigner der
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ATOS Klinik Heidelberg sind. Das macht das besondere Konzept aus, für die Beteiligten bedeutet dies
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Reiz und Ansporn. So erklärt sich das hohe Maß an Eigeninitiative, Engagement, auch die Flexibilität in
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Entscheidungen der ATOS-Ärzte, die in der Klinik für Außenstehende zu spüren ist.
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