Ausarbeitung des Seminars: Metabolic Engineering mittels synthetischer kleiner RNA Na, D., Yoo, S.M., Chung H., Park H., Park J.H. & Lee S.Y. Metabolic engineering of Escherichia coli using synthetic small regulatory RNAs. Nature biotechnology 31, 170-174 (2013). Einleitung Small regulatory RNAs (sRNAs) sind nicht-kodierende RNA-Moleküle, die von Bakterien produziert werden. Es handelt sich bei ihnen um relativ kurze Transkripte der Länge 50-300 Nukleotide, von denen einige an mRNA binden können, um deren Translation zu verhindern [2]. Die Produktion von sRNA stellt damit eine Möglichkeit der Regulation der Translation in Bakterien dar [2, 3]. Damit dieser Mechanismus funktioniert wird in einigen Gram-negativen Bakterien, wie zum Beispiel in E. coli ein bestimmtes Protein, das RNA-bindende Protein Hfg, benötigt [2, 3]. Hfq hat dabei die Funktion, die Bindung von sRNA und mRNA zu vereinfachen [3]. In dieser Veröffentlichung wurde versucht sich diesen Mechanismus der Regulation der Genexpression durch sRNA zu Nutze zu machen, indem synthetische sRNA hergestellt wurde. Anschließend wurde dieses System gezielt für das metabolische Engineering eingesetzt. Design der sRNA Für die Erstellung der synthetischen sRNA wurden zwei verschiedene Teile benötigt. Der erste Teil war eine Scaffold-Sequenz, welche allgemein benötigt wird, damit das Hfq Protein binden kann. Der zweite Teil war eine target-binding Sequenz, die dafür sorgt, dass die sRNA eine spezifische mRNA erkennt und diese bindet. Um herauszufinden, welche Scaffold-Sequenz für die sRNA verwendet werden sollte, wurden zunächst alle 101 in E. coli bekannten sRNAs anhand von verschiedenen Kriterien überprüft (Folie 7). Als erste Bedingung musste bei der sRNA die target-binding Sequenz identifiziert sein. Außerdem musste die Hfq Bindungssequenz ebenfalls identifiziert sein und die sRNA durfte nur eine einzige mRNA als Ziel haben. Diese Bedingungen wurden von drei potentiellen Kandidaten sRNAs erfüllt. Dabei handelte es sich um MicC, MicF und SgrS. Um aus diesen drei Kandidaten sRNAs den besten Kandidaten auszuwählen, wurde anschließend von jeder dieser drei sRNAs das Potential für die Inaktivierung des Gens DsRed2 untersucht. Nur wenn dieses Gen aktiv ist, kann eine Fluoreszenz gemessen werden, wodurch wiederum auf die Aktivität des Gens geschlossen werden kann. Obwohl alle drei Scaffolds relativ gute Ergebnisse erzielten, wurde letztendlich MicC als Scaffold ausgewählt, da das Ergebnis in diesem Fall besser war als bei den beiden anderen Kandidaten- sRNAs (Folie 8). Design der Zielbindungssequenz Für das Design der target-binding Sequenz musste zunächst überlegt werden, an welche Region der mRNA die sRNA binden sollte. Um dies herauszufinden, wurden unterschiedliche Anti-DsRed2 synthetische sRNAs entwickelt, die alle an unterschiedlichen Positionen der mRNA binden Dabei wurde entweder komplett oder teilweise an die sogenannte Translationsinitiationsregion (TIR) oder an komplett andere Regionen gebunden. Anhand der Ergebnisse konnte gezeigt, werden, dass allgemein bei denjenigen Varianten die effektivste Repression auftrat, welche an die TIR gebunden haben (Folie 10), weshalb dieses Konzept für das weitere Design der target-binding Sequenz verwendet wurde. Quantitativer Zusammenhang zwischen Bindungsenergie und Repression Als nächstes wurde untersucht, ob es durch das Systems der Genregulation mit Hilfe von sRNAs allgemein möglich war verschiedene Stärken an Repression zu erreichen. Zu diesem Zweck wurde die Zielbindungssequenz der anti-DsRed2 sRNA randomisiert, also zufällig mutiert, um unterschiedliche Varianten mit verschiedenen Bindungsenergien zu erhalten. Für jede dieser Varianten wurde anschließend erneut die Fluoreszenz und damit die Stärke der Repression gemessen. Dabei konnte festgestellt werden, dass ein linearer Zusammenhang zwischen der Bindungsenergie und der Repression vorliegt (Folie 11), weshalb eine Feineinstellung der Repression durch eine Änderung der Bindungsenergie möglich war. Tyrosin Produktion in E. coli Das entwickelte sRNA System, wurde anhand mehrerer Anwendungen getestet. Die erste Anwendung war die Optimierung der Tyrosinproduktion in E. coli. Zu diesem Zweck wurden 14 verschiedene E. coli Stämme untersucht. In diesen Stämmen waren bereits einige Gene überexprimiert (Folie 12). Zusätzlich wurde nun in jedem dieser Stämme sRNA gegen bestimmte Gene synthetisiert. Dabei wurde immer sRNA gegen das Gen tyrR in Kombination mit sRNA gegen eines der Gene pgi, csrA oder ppc verwendet und anschließend der Tyrosintiter ausgewertet (Folie 13). Zusätzlich wurden für die Kombination anti-tyrR und anti-pgi drei verschiedene Varianten von anti-pgi mit jeweils unterschiedlichen Bindungsenergien verwendet. Diese Unterscheidung wurde durchgeführt, da bei der Standardvariante anti-tyrR + anti-pgi keine Verbesserung im Vergleich zur Kontrolle ohne sRNA zu beobachten war (Folie 13), was vermutlich darauf zurückzuführen war, dass bei einer zu starken Repression von pgi das Wachstum zu stark eingeschränkt wurde, da der Fluss durch die Glykolyse und den Citratzyklus zu gering wurde. Die zwei Varianten der Kombination antityrR + anti-pgi zeigten zwar eine Verbesserung des Tyrosintiters im Vergleich zur Kontrolle, aber das beste Ergebnisse erzielte die Kombination anti-tyrR und anti-csrA im Stamm S17-1 (Folie 13). Hier konnte ein Tyrosintiter von 2 g/L gemessen werden. Um die produzierte Menge an Tyrosin weiter zu erhöhen, wurde in einem nächsten Schritt die Bindungsenergie der anti-csrA sRNA optimiert. Dabei konnte gezeigt werden, das bei einer Bindungsenergie von -39,2 kcal/mol die höchste relative Tyrosinproduktion erreicht werden konnte (Folie 14). Cadaverinproduktion in E. coli Das zweite Anwendungsbeispiel war die Cadaverinproduktion in E. coli. In diesem Fall wurde zunächst wieder die selbe Prozedur wie bereits bei der Tyrosinproduktion durchgeführt. Das heißt als erstes wurde erneut sRNA gegen Gene entwickelt, deren Repression vorteilhaft für die Cadaverinproduktion sein könnte. Dabei wurden acht sRNAs untersucht, wobei anti-murE sRNA das beste Ergebnis erzielte und den Cadaverintiter auf 2,15 g/L erhöhte (Folie 15). Zusätzlich wurde auch in diesem Beispiel eine Feineinstellung durch Untersuchung verschiedener Bindungsenergien durchgeführt, wobei gezeigt werden konnte, dass die Cadaverinproduktion bei einer Bindungsenergie von -40,2 kcal/mol am höchsten war (Folie 15). Ein neuer Aspekt, der in diesem Beispiel untersucht wurde, war die anschließende Durchführung einer Identifikation von target Genen in großem Maßstab. Dabei wurden anstatt von nur 5 ausgewählten Genen 122 Gene aus den unterschiedlichsten Stoffwechselwegen ausgewählt, die nicht unbedingt direkt mit der Cadaverinproduktion in Verbindung gebracht werden konnten. Gegen diese 122 Genen wurden anschließend 122 sRNAs synthetisiert. Anhand der Ergebnisse konnte gezeigt werden, dass abgesehen von der bereits bekannten anti-murE sRNA auch der Einsatz von anti-ackA und anti-pdhR sRNAs zu einer Erhöhung des Cadaverintiters von 40,2 % bzw. 31,4 % führte (Folie 16, 17). Anhand dieses Ergebnisses zeigt sich damit ein entscheidender Vorteil einer Untersuchung von target Genen im großen Maßstab. Dadurch, dass sehr viele Gene untersucht werden, können auch solche gefunden, bei denen man zunächst keinen Einfluss auf die Produktion eines bestimmten Produktes erwartet hätte. In diesem Fall hättet man beispielsweise nicht unbedingt vorhergesehen, dass die Repression des Gens ackA, welches nicht direkt im Cadaverin Produktionsstoffwechselweg liegt, einen Einfluss auf die Produktion von Cadaverin hatte. Ein weiterer Vorteil der Genregulation mit Hilfe von sRNAs ist außerdem, dass auch essentielle Gene, wie in Folie 16 gezeigt, untersucht werden können, da die Genexpression in der Regel nur abgeschwächt und nicht völlig ausgeschaltet wird. Fazit Die in dieser Veröffentlichung vorgestellte Strategie der Regulation der Genexpression durch sRNA konnte für das Metabolic Engineering von Bakterienstämmen und für die Identifikation von target Genen in großem Maßstab eingesetzt werden. Zusätzlich war es bei dieser Strategie möglich eine weitere Optimierung der Produktion zu erreichen, indem eine Feineinstellung der Repressionsstärke über eine Änderung der Bindungsenergie durchgeführt wurde. Literatur [1] Na, D., Yoo, S.M., Chung, H., Park, H., Park, J.H. & Lee, S.Y. Metabolic engineering of Escherichia coli using synthetic small regulatory RNAs. Nature biotechnology 31, 170-174 (2013). [2] Storz, G., Vogel, J. & Wassarman, K.M. Regulation by Small RNAs in Bacteria: Expanding Frontiers. Molecular Cell 43, 880-891 (2011). [3] Gottesman, S. The small RNA regulators of Escherichia coli: Roles and mechanisms. Annu. Rev. Microbiol. 58, 303–328 (2004). [4] Pichon, C., du Merle, L., Caliot, M.E., Trieu-Cuot, P. & Le Bouguénec, C. An in silico model for identification of small RNAs in whole bacterial genomes: characterization of antisense RNAs in pathogenic Escherichia coli and Streptococcus agalactiae strains. Nucleic Acids Res. 40, 2846–2861 (2012).
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