Hilfe, mein Kind will studieren!

Hilfe,
mein Kind will studieren!
Der Studienratgeber für Eltern
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Einleitung
Hilfe, mein Kind will studieren! Der Studienratgeber für Eltern
Es ist ein bisschen wie damals als die Juniortüte nicht mehr Juniortüte hieß, sondern plötzlich das Happy Meal war. Oder als
Raider zu Twix, D2 zu Vodafone oder Premiere zu Sky wurde – ein
ähnliches Gefühl hinterließ auch die Umstellung in der Hochschullandschaft vom bekannten Diplom- und Magister-System
zu den Bachelor- und Master-Abschlüssen.
Dass hinter der Bologna-Reform aber viel mehr steckt als
eine „bloße“ Namensänderung, wird spätestens dann deutlich, wenn Sie sich näher mit den Themen Studium und Studienwahl beschäftigen: die Studiendauer von Bachelor und
Master ist kürzer, die Lehrpläne sind in Module unterteilt,
Leistungen werden in ECTS-Punkten gemessen … Viele Eltern kennen sich nach diesen gravierenden Änderungen nicht
mehr in der Welt der Hochschulen aus. Es ist daher nicht verwunderlich, sollten Sie sich überfordert fühlen und ein komisches Gefühl haben, sobald Ihr Kind das erste Mal von seinen
Studienwünschen spricht und sich auf die Suche nach einem
passenden Studiengang macht. Fragen wie „Was ist ein Bachelor? Welcher Abschluss ist für welchen Karriereweg der
richtige? Wie finanziere ich das Studium meines Kindes?“
sind nur einige, mit denen sich Eltern konfrontiert sehen.
Einleitung
Hilfe bei der Beantwortung dieser und weiterer Fragen bietet Ihnen der vorliegende Ratgeber. Auf den nächsten knapp
40 Seiten finden Sie alle wichtigen Infos rund um die Themen
Studieren heute, Studienwahl, Zulassung zum Studium und Finanzierungsmöglichkeiten. In Zusammenarbeit mit Experten der Arbeitsagentur, von ArbeiterKind.de sowie von myStipendium.de
ist ein Leitfaden entstanden, der Sie durch die Hochschullandschaft führt und es Ihnen ermöglicht, Ihr Kind bei der Studienwahl optimal zu unterstützen.
Sie vermissen ein Thema oder suchen weitere Informationen?
Besuchen Sie unsere Webseite (www.bachelor-and-more.de)
oder schreiben Sie uns eine E-Mail an [email protected] mit Ihren Anmerkungen.
Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen,
Ihre BACHELOR AND MORE Redaktion
2
Index
4
Studieren heute
26
Zulassung zum Studium
4
Studium oder Ausbildung
26
Zulassungsfreie Studiengänge vs.
Numerus Clausus
6
Bachelor? Master?
Eine Einführung
Wo ist mein Kind am besten aufgehoben?
Die neue Generation der Studienabschlüsse
8
Bachelor-Abschlüsse
10
Uni, FH oder duales Studium
12
Studienwahl
12
14
Eine Übersicht der gängigsten Abschlüsse
Welche Hochschularten gibt es?
Der Weg ins Wunsch-Studium
Wo liegt der Unterschied?
28
Sprachtest, Motivationsschreiben und Co.
30
Checkliste Bewerbungsunterlagen
32
Finanzierungsmöglichkeiten für das Studium
32
Interview: Kommt mein Kind für ein
Stipendium in Frage?
Mit Strategie zum passenden Studiengang
So unterstützen Sie Ihr Kind bei der Studienwahl
Studienwahlhilfen
Berufswahltest, Schnuppertag, Info-Event,
Studienberatung
Welche Hürden gibt es auf dem Weg zum Wunsch-Studium?
Typische Zulassungshürden in der Übersicht
So klappt es mit der (Erst-)Zulassung
Stipendien, BAföG und Co.
Die wichtigsten Infos für Eltern
34
Studienfinanzierung dank BAföG
36
Nebenjob im Studium
Was Eltern über das BAföG wissen sollten
Für viele Studierende ein wichtiger Zusatzverdienst
16
Mein Kind will studieren
Studienentscheidung und Karrierechancen
38
Kooperationspartner
20
„Studierende Arbeiterkinder“
39
Quellen- und Bildnachweise
Mein Kind ist der/die erste Akademiker/in
in der Familie
21
Der Schritt in die akademische Welt
22
Studieren im Ausland
Eine Herausforderung für Eltern und Kind
Warum das Auslandsstudium eine gute Alternative
sein kann
24
Index
Vom Hotel Mama in die Studenten-WG
Was tun, wenn Ihr Kind ausziehen will
3
Studieren heute - eine Einführung
Mit der Bologna-Reform und der Umstellung auf das Bachelorund Master-System hat sich die Hochschullandschaft in den
letzten Jahren grundlegend verändert: Statt der altbekannten
und renommierten Diplom- und Magister-Abschlüsse erhalten Studierende nun den Grad Bachelor oder Master (meist
mit einem kryptischen Zusatz wie A., Sc. oder Eng. versehen).
Die Studiendauer im Bachelor hat sich auf drei Jahre verkürzt,
bei den meisten Studiengängen wird keine Zwischenprüfung
mehr abgelegt und dann gibt es noch Unterschiede zwischen
1-Fach-, 2-Fach- und dualen Studiengängen. Kurz gesagt: Die
Hochschullandschaft ist zu einem Dschungel aus Neuerungen
mutiert, den es zu durchdringen gilt. Damit Ihnen das gelingt,
geben wir Ihnen in dem vorliegenden Kapitel „Karte und Kompass in die Hand“ und widmen uns den grundlegenden Fragen
rund um das Studium in der heutigen Zeit!
Studium oder Ausbildung? Wo ist mein Kind am besten aufgehoben?
An die Uni mit ihrem Gestaltungsspielraum und der finanziellen
Unsicherheit – oder doch besser in die Ausbildung, mit einem
strukturierten Tagesablauf und einem ersten Gehalt? Viele Eltern fragen sich, welcher Weg für ihr Kind am besten geeignet
ist. Eine Patentlösung gibt es nicht – dafür aber Ansatzpunkte,
an denen man sich orientieren kann.
In diesen Fällen gilt es, abzuwägen: Welcher Weg passt eher
zu der Persönlichkeit Ihres Kindes? Wie wichtig ist Ihrem Kind
eine gewisse Planungssicherheit bzw. ein großer Gestaltungsspielraum? Und nicht zuletzt: Wie ist der finanzielle Aspekt zu
bewerten? Die folgenden Informationen sollen Ihnen helfen, Ihrem Kind beratend zur Seite zu stehen.
Berufung und fachliche Vorlieben
Bei einigen Berufsgruppen ist der Fall klar – wenn Ihr Kind Arzt,
Anwalt oder Lehrer werden möchte, geht an der akademischen
Laufbahn kein Weg vorbei.
Die Finanzen
Klar – eine Ausbildung ist erst mal die kostengünstigere Alternative. Es fallen keine Gebühren an und Ihr Kind verdient mit
der Ausbildungsvergütung ein erstes, kleines Gehalt. So kann
es bereits kurze Zeit nach dem Abitur finanzielle Unabhängigkeit erreichen.
Was aber, wenn der Berufswunsch noch nicht definiert ist?
In vielen Fällen werden sich eher fachliche Vorlieben abzeichnen, die sowohl zu Berufsausbildungen als auch zu Studiengängen passen können. Hat Ihr Sohn ein Talent für Fremdsprachen,
kommt ein sprachwissenschaftliches Studium wie zum Beispiel
Romanistik ebenso in Frage wie die Ausbildung zum Fremdsprachenkorrespondenten. Schreckt Ihre Tochter vor keinem
Bunsenbrenner und keinem Reagenzglas zurück, kann ihr Weg
sowohl in die Chemie-Vorlesung als auch in die Berufsausbildung zur Chemielaborantin führen.
Studieren heute - eine Einführung
Ein Studium hingegen ist mit Kosten verbunden, stellt aber natürlich auch eine Investition dar, kann es doch den späteren beruflichen Aufstieg erleichtern oder sogar erst ermöglichen.
Auch wenn für Akademiker das Risiko der Arbeitslosigkeit statistisch gesehen geringer ist als für andere Qualifikationsgruppen,
gibt es von Fachbereich zu Fachbereich Unterschiede. Während
man bei Ärzten, Informatikern und Ingenieuren praktisch von
4
einer Vollbeschäftigung sprechen kann, ist bei Akademikern in
den Bereichen Marketing, Werbung, Biochemie und Geschichte
die Arbeitslosigkeit (im Verhältnis gesehen) höher. Ein Studium
ist heutzutage längst kein Karrieregarant mehr – die berufliche
Entwicklung hängt von einer Vielzahl von Variablen ab, unter ihnen auch dem berühmten Quäntchen Glück.
Viele Optionen vs. Planungssicherheit
Das Erlernen eines Ausbildungsberufs gibt den späteren Werdegang zu einem gewissen Grad vor. In vielen Fällen können
Azubis von ihren Ausbildungsbetrieben als Angestellte übernommen werden – oder sie bewerben sich auf freie
Stellen in ihrem Ausbildungsberuf. Bei der
Stellensuche sind sie hier weniger flexibel
als Studienabsolventen – viele Studiengänge bereiten nicht konkret auf einen
bestimmten Berufsweg vor, sondern
vermitteln vielmehr Schlüsselqualifikationen, die vielseitig einsetzbar sind. Gerade in Kombination
mit während des Studiums absolvierten Praktika haben Hochschulabsolventen die Möglichkeit, sich breit aufzustellen und
sich für den Arbeitsmarkt interessant zu machen.
Aber: Auch Absolventen einer Berufsausbildung können sich die Vielfalt
an Weiterbildungsangeboten (akademisch
und nicht-akademisch) zu Nutze machen
und ihr berufliches Profil schärfen bzw. erweitern.
Oftmals sind im Anschluss an eine Berufsausbildung die Vorstellungen vom eigenen Werdegang schon viel klarer – viele
junge Menschen schließen dann noch ein Studium an, um sich
weiter zu qualifizieren.
Eine Frage der Persönlichkeit
Nicht nur finanzielle und fachliche Erwägungen spielen bei der
Studien- bzw. Ausbildungswahl eine Rolle – Ihr Kind sollte sich
auch fragen, inwieweit seine Persönlichkeit eher zu einem Studium oder zu einer Ausbildung passt. Großes fachliches Inte-
resse, die Bereitschaft, sich ausdauernd und detailgenau mit
einem Thema zu befassen sowie ein gewisses Maß an Eigenantrieb, wenn es darum geht, sich in neuen und ungeordneten
Verhältnissen zurechtzufinden, deuten darauf hin, dass Ihr Kind
in einem Studium gut aufgehoben sein könnte. Fühlt Ihr Kind
sich eher in festen Strukturen wohl und weist eine gewisse
„Hands-On“-Mentalität auf? Dann ist möglicherweise eine Ausbildung die bessere Wahl.
Kombination möglich – das Duale Studium
Wer sich partout nicht zwischen Ausbildung und Studium entscheiden möchte, hat die Möglichkeit, beides im
Rahmen eines Dualen Studiums miteinander
zu kombinieren. Dual Studierende absolvieren eine Ausbildung bei einem Betrieb und studieren parallel dazu an
einer Hochschule. Diese finanziell
attraktive Variante fordert den
Kandidaten jedoch ein gewisses
Maß an Durchhaltevermögen
ab. Weitere Informationen zu
dieser Studienvariante finden
Sie auf den Seiten 10-11.
Werdegang ohne Endstation
Wenn der berufliche Werdegang
Ihres Kindes im Familienkreis besprochen und vielleicht sogar kontrovers diskutiert wird, sollten Sie sich
eines in Erinnerung rufen: Weder ein
Studiengang noch eine einmal angefangene
Berufsausbildung stellen eine unwiderrufliche
Entscheidung oder gar eine Endstation im Werdegang dar.
Die meisten Berufstätigen auf dem modernen Arbeitsmarkt
wechseln ihre Karriere mehrmals in ihrem Leben, geben ihrer Laufbahn mit Weiterbildungen eine neue Ausrichtung oder
schlagen gar eine ganz neue Route ein. Sehen Sie daher die
Entscheidung für ein Studium oder für eine Ausbildung weniger
als Weichenstellung für das gesamte Leben an, sondern vielmehr als einen Schritt, einen von vielen Bausteinen im beruflichen Werdegang Ihres Kindes.
Studium vs. Ausbildung - eine Gegenüberstellung
Studium
Ausbildung
• Flexibilität bei der Karrieregestaltung
• Schnelle finanzielle Unabhängigkeit
• Verbesserte Aufstiegschancen
• Strukturierte Abläufe
• Zunächst entstehen Kosten
• Weniger Entwicklungsmöglichkeiten
Studieren heute - eine Einführung
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Bachelor? Master? Die neue Generation der Studienabschlüsse
Ihre Familie steht vor einer wichtigen Herausforderung: der
Studienwahl. Genau wie die Schüler/innen sollten sich auch
die Eltern mit dem Thema Studium auseinandersetzen und die
wichtigsten Begriffe kennen, um gemeinsam die anstehenden
Entscheidungen treffen zu können.
Der Bologna-Prozess
Bachelor- und Master-Programme gibt es erst seit 15 Jahren als reguläre Studiengänge in Deutschland. Davor gab es
lediglich die Studienabschlüsse Diplom (für Studiengänge mit
einem Fach), Magister (für Studiengänge mit zwei oder drei Fächern) und Staatsexamen (für besondere Berufe, die vom deutschen Staat reguliert werden).
Der Bachelor-Titel ist sowohl ein berufsqualifizierender Studienabschluss als auch der erste akademische Grad, den man
erwerben kann. Die Qualifikation für den Beruf – also das
„Fit-Machen“ für den Arbeitsmarkt – ist das zentrale Anliegen
des Bachelors. Neben dem fachlichen Rüstzeug werden daher
auch allgemeine Schlüsselqualifikationen (oft nur „SQ“ oder
„Soft Skills“ genannt) vermittelt, wie zum Beispiel Zeitmanagement oder kommunikative Kompetenzen. Diese Inhalte werden
in einem straffen Studienplan innerhalb von sechs bis sieben
Semestern vermittelt, damit Absolventen möglichst schnell ins
Arbeitsleben starten können.
Wie viele Entwicklungen der letzten Jahrzehnte geht auch die
Änderung des Hochschulwesens auf die Globalisierung und die
internationale Zusammenarbeit innerhalb Europas zurück. So
haben 30 europäische Bildungsminister im Jahr 1999 in der
italienischen Hochschulstadt Bologna eine Erklärung unterschrieben, die den sogenannten „Bologna-Prozess“ einleitete:
eine Studienreform in inzwischen 47 Ländern, die einen gemeinsamen europäischen Hochschulraum schaffen soll.
Zentrale Ziele der Reform sind vor allem der internationale
Austausch von Studierenden und die Anerkennung von Studienabschlüssen im europäischen Ausland. Diese Anpassungen
haben das deutsche Studiensystem so tiefgreifend verändert,
dass auch Studierende davon betroffen sind, die gar nicht ins
Ausland gehen wollen. Es ist also dieser Reform zu verdanken, dass es seit einigen Jahren in Deutschland die Studienabschlüsse „Bachelor“ und „Master“ gibt.
Der Bachelor
„Ganz normale“ grundständige Studiengänge, welche Schulabsolventen mit Abitur oder Fachhochschulreife beginnen
können, sind sogenannte „Bachelor“. Es gibt rund 7.500 Bachelor-Studiengänge an deutschen Universitäten und Fachhochschulen, alle Fachbereiche und Disziplinen umfassend.
Dabei unterscheidet man zwischen Studiengängen, die sich thematisch auf ein Fach konzentrieren (1-fach Bachelor oder auch
Mono-Bachelor genannt) und Studiengängen, die die Kombination von zwei oder gar drei Fächern ermöglichen (2-fach Bachelor,
Kombinations-Bachelor). Welche Fächer einzeln oder in Kombination studiert werden können, hängt ganz von der Hochschule ab.
Allerdings ist der Job-Einstieg nicht die einzige Option für
Bachelor-Absolventen: Sie können sich ebenso – direkt nach
Studienabschluss oder nach ein paar Jahren Berufserfahrung
– für ein Master-Studium entscheiden.
Der Master
Das zweite, weiterführende Studium wird „Master“ genannt.
Master-Studiengänge vermitteln innerhalb von ein bis zwei
Studienjahren tiefgehende Kenntnisse der wissenschaftlichen
Forschung und spezialisiertes Wissen für einen Fachbereich.
Viele Master-Studiengänge sind „konsekutiv“, das heißt, sie bauen auf ein fachverwandtes Bachelor-Studium auf. Wer sich zum
Beispiel für einen Master in Biologie bewirbt, muss meist einen
Bachelor-Abschluss in einem biowissenschaftlichen Fach vorweisen. Es kann sich in Einzelfällen daher lohnen, schon bei der
Bachelor-Wahl über weitere Perspektiven nachzudenken.
Demgegenüber stehen weiterbildende Master-Programme,
die zwar auch einen Bachelor-Abschluss verlangen, aber keine
Bachelor – grundständiges Studium, erster berufsqualifizierender Studienabschluss
Master – weiterführendes Studium, zweiter, z.T. spezialisierterer Studienabschluss
Promotion – Studium zur Erlangung des Doktorgrades, dritter, forschungsbasierter Studienabschluss
Studieren heute - eine Einführung
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(strengen) Anforderungen an das Fachgebiet des grundständigen Studiums stellen. Zum Beispiel können auch BachelorAbsolventen des Ingenieurwesens ein weiterbildendes BWLMaster-Studium beginnen. Nur sehr wenige Master-Studiengänge lassen Bewerber ohne Bachelor-Abschluss zu.
Der Master bietet also nicht nur die Möglichkeit, das Studienfach aus dem Bachelor zu vertiefen und zu spezialisieren, sondern auch die Option, ein neues Fach zu wählen und damit das
eigene Wissen auszuweiten. Wer weiterstudieren möchte, hat
außerdem die Chance, zu einer anderen Hochschule zu wechseln, zum Beispiel von Fachhochschule zu Universität oder an
eine Hochschule im Ausland.
Solch ein Wechsel des Studienfachs oder der Hochschule ist
dank der (internationalen) Anerkennung der Studienleistungen
(„ECTS-Punkte“) möglich und bringt viele Vorteile mit sich. Allerdings sind Unterschiede bei den spezifischen Kursinhalten
im Bachelor-Studium möglich, sodass Studierende, die an der
gleichen Hochschule bleiben, oft besser auf die Themen im
Master-Studium vorbereitet sind.
In Deutschland gilt häufig folgende Einteilung:
Universität
Fachhochschule
Bachelor
6 Semester
180 ECTS
7 Semester
210 ECTS
Master
4 Semester
120 ECTS
3 Semester
90 ECTS
Insgesamt
10 Semester
300 ECTS
10 Semester
300 ECTS
Staatsexamen, Magister, Diplom & Co.
Auch wenn 88 % des Studienangebotes an deutschen Hochschulen auf Bachelor- und Master-Programme umgestellt
wurde, sind noch immer 28 % aller Studierenden in anderen
Studiengangstypen eingeschrieben. Hierzu zählen vor allem die
„alten“ Studienabschlüsse, die im Rahmen des Bologna-Prozesses nicht angepasst wurden:
• Staatsexamen: Nach wie vor kann man Medizin, Jura, Pharmazie, Lebensmittelchemie und Tiermedizin nur mit dem
Staatsexamen abschließen. An einigen Hochschulen wird auch
das Lehramt noch mit einer staatlichen Prüfung beendet.
• Diplom und Magister: Nur noch wenige Hochschulen bieten Diplom- (ein Fach) oder Magister-Studiengänge (zwei
bis drei Fächer) an. Darunter findet man vorrangig künstlerische, theologische oder technische Fächer.
• Sonstige Abschlüsse: Theologische und künstlerische Fächer
können zudem mit eigenen Studienabschlüssen, zum Beispiel
Lizentiatenprüfung oder Konzertexamen, einhergehen.
ECTS Punkte
Die Studienorganisation der Bachelor- und Master-Programme orientiert sich an ECTS-Leistungspunkten (European Credit
Transfer System). Diese Punkte bewerten den erbrachten Arbeitsaufwand im Studium, wobei ein ECTS-Punkt für rund 25 bis
30 Arbeitsstunden steht. In der Regel ist das Studium so aufgebaut, dass 60 ECTS-Punkte pro Jahr erbracht werden sollen.
Die Vergabe von ECTS-Punkten sagt erst einmal nichts über
die Qualität der Studienleistung aus, sondern nur darüber, ob
der Arbeitsaufwand erbracht wurde. Die Qualität der Leistung
wird in vielen Fällen mit den klassischen Schulnoten von eins
bis fünf bewertet, wobei ein Kurs nur bis zur Note vier als bestanden gilt. Wer eine schlechtere Note erhält, ist durchgefallen
und kann dadurch nicht die ECTS-Punkte sammeln, die mit dem
Kurs verbunden sind. Alle im Studium vergebenen ECTS-Punkte
und Noten werden zur Abschlussnote aufsummiert.
Für einen Bachelor-Titel werden mindestens 180 ECTSPunkte benötigt; das Master-Studium umfasst mindestens 60
ECTS-Punkte, abhängig von den Leistungspunkten im Bachelor-Studium. Die Einteilung dieser Punktzahl kann im In- und
Ausland sowie bei unterschiedlichen Hochschultypen variieren.
Studieren heute - eine Einführung
Es handelt sich in allen Fällen um grundständige Studiengänge, die nach dem Schulabschluss begonnen werden können und
vier bis fünf Jahre dauern (ausgenommen hiervon ist Medizin
mit einer Regelstudienzeit von 13 Semestern).
Wie geht es weiter?
Als Elternteil brauchen Sie kein Experte für die aktuelle Studienlandschaft zu sein! Aber es ist gut, die Grundlagen zu kennen,
damit Sie die Überlegungen Ihres Kindes verstehen und es beraten können. Lesen Sie auf den folgenden Seiten des Ratgebers alles über Studienformen, Hochschultypen und mehr.
>> Wichtige Begriffe
1-fach Studiengang
Bachelor- oder Master-Studiengang mit Konzentration
auf ein zentrales Studienfach, Vertiefungskurse in verwandten Fachbereichen sind i.d.R. möglich.
2-fach Studiengang
Bachelor- oder Master-Studiengang, in dem zwei Studienfächer gleichwertig oder als Kern- und Ergänzungsfach
kombiniert werden, der Aufwand ist nicht höher als beim
1-fach Studiengang.
Mehr Infos auf S. 8-9
7
Bachelor-Abschlüsse – Eine Übersicht der gängigsten Abschlüsse
Was soll mein Kind genau studieren? Bei der Studienwahl
stellt sich schnell heraus: Es gibt nicht nur unterschiedliche
Studienfächer, sondern auch jeweils andere Abschluss-Titel.
In der Regel wird an den staatlichen Hochschulen in
Deutschland zwischen den folgenden Bachelor-Abschlüssen
unterschieden. Darüber hinaus existieren – in Deutschland
und insbesondere im Ausland – noch viele weitere Titel des
„Bachelor of …“.
Bachelor of Arts (B.A.)
Ein Studium der Sozial-, Gesellschafts-,
Wirtschafts-, Sprach- oder Kulturwissenschaften endet mit einem der am
meisten verbreiteten und bekanntesten
Abschlüsse: dem Bachelor of Arts. Die
Besonderheit bei B.A.-Studiengängen ist,
dass viele von ihnen nicht (nur) als sogenannte 1-FachBachelor, sondern auch als 2-Fach-Bachelor angeboten
werden. Bei einem 1-Fach-Bachelor beschäftigen sich die
Studierenden ausschließlich mit einem Fach, während der
2-Fach-Bachelor eine Kombination aus Haupt- und Nebenfach oder zwei Hauptfächern ist. Wie auch bei allen anderen Arten des Bachelor-Abschlusses ist es möglich, anschließend ein Master-Studium zu absolvieren. Sollte Ihr
Kind sich für einen Einstieg in das Berufsleben nach dem
Bachelor-Abschluss entscheiden, stehen ihm je nach seinem
gewählten Studiengang viele Türen offen. Vom Journalisten
in einer Nachrichtenagentur bis hin zum Projektmanager in
der Marketingbranche.
Mögliche Berufsfelder: Modedesign, Produktmanagement,
Medienwissenschaften, Betriebswirtschaften, Allgemeine
Verwaltung, Sozialpädagogik, Immobilienwirtschaft ...
Studieren heute - eine Einführung
Bachelor of Science (B. Sc.)
Der Bachelor of Science wird häufiger für
naturwissenschaftlich, mathematisch und
technisch orientierte Fachbereiche wie Physik, Informatik, Biologie oder Maschinenbau
vergeben. Aber auch wirtschafts- und sozialwissenschaftliche Fächer können in Einzelfällen
mit dem B.Sc. abgeschlossen werden. Meist wird beim B.Sc. nur
ein Fach studiert, auch wenn einige Hochschulen die Möglichkeit zur Fächerkombination (2-Fach-Bachelor) bieten. Am Ende
des Studiums kann Ihr Kind mit dem Master-Studium fortfahren
oder je nach Schwerpunkt in die Praxis einsteigen, z.B. als Wirtschaftsinformatiker oder Ernährungswissenschaftler.
Mögliche Berufsfelder: Software-Entwicklung, IT-Management,
Mechatronik, Elektro-, Informations- oder Umwelttechnik …
Bachelor of Fine Arts (B.F.A.)
Ihr Kind interessiert sich für Malerei, bildende Kunst oder Fotografie? Dann wäre
ein Bachelor of Fine Arts genau das Richtige. In diesem Kunst-Studium wird Ihr Kind
besonders an die praktische Arbeit herangeführt. Den Hochschulen und Universitäten ist es
meistens wichtig, dass die Bachelor-Interessenten über einige
Vorkenntnisse verfügen. Daher sind eine Arbeitsmappe oder
eine Eignungsprüfung häufig die Voraussetzung, um den Studienplatz zu erhalten. Mit dem Abschluss Bachelor of Fine Arts
kann Ihr Kind in einen kreativ orientierten Beruf wie Grafikdesign und Medienkunst oder auch in die Bereiche Film und
Fotografie einsteigen.
Mögliche Berufsfelder: Industriedesign, Bühnenbild, Kunstgalerien, Regieassistenz, Kunsttherapie, Werbung, Kameraführung …
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Bachelor of Engineering (B. Eng.)
Der Bachelor of Engineering ist noch
stärker als der Bachelor of Science
technisch ausgerichtet. Dabei ist das
B.Eng.-Studium praxisbezogener und bietet
Ihrem Kind die Möglichkeit, die Lerninhalte auch praktisch anzuwenden. Ihr Kind kann
bspw. die Studiengänge Umwelttechnik, Maschinenbau oder
Elektrotechnik durchlaufen und erhält in vielen Fällen parallel dazu Kenntnisse im Management. Besonders Industrie
und Handwerk suchen energisch nach technisch qualifizierten Mitarbeitern. Hierbei sind Berufsaussichten als Elektround Produktionstechniker, aber auch als Projektmanager und
Account Manager möglich.
Mögliche Berufsfelder: Bauingenieurwesen, Vertriebsingenieurwesen, Elektrodesign, Versorgungstechnik, Fahrzeugtechnik, Planungsingenieurwesen …
Bachelor of Education (B.Ed.)
Der Bachelor of Education ist der erste Schritt in Richtung des Lehrerberufs.
Er ist Voraussetzung für das anschließende Master-Studium. Mit dem Master of Education und einem Referendariat
qualifiziert man sich endgültig als Lehrer und
kann somit an Schulen unterrichten. Für die Real- und Gesamtschule sowie das Gymnasiallehramt wählt Ihr Kind
zwei Studienfächer als Lehramtsfächer, bei denen es teilweise vorgegebene Kombinationen gibt. Im Gegensatz zum
normalen 2-Fach-Bachelor wird im B.Ed.-Studium noch
ein drittes Fach – nämlich Pädagogik – belegt. Zu beachten
ist, dass sich der Aufbau des Studiums je nach Bundesland
unterscheidet. Während es in NRW den Bachelor- und
Master-Abschluss wie auch das Referendariat gibt, ist ein
Staatsexamen in Bayern die Voraussetzung, um in den
Lehrerberuf einsteigen zu können. Sollte sich Ihr Kind für ein
solches Studium entscheiden, ist es wichtig, sich vorher bei
der Wunschhochschule nach den Vorgaben und Richtlinien
zu erkundigen.
Mögliche Berufsfelder: Lehrer, Nachhilfeinstitutionen, Wirtschaftspädagogik, Schulbuchverlage,
Lehrassistenz …
Bachelor of Laws (LL.B.)
Der Bachelor of Laws befasst sich mit den
Rechtswissenschaften, entspricht aber
nicht der Ausbildung zum Volljuristen, denn
nur mit einem Staatsexamen erlangt man
in Deutschland die Qualifikation zum Richter
oder Anwalt. Allerdings kann Ihr Kind auch mit einem Bachelor of Laws in das Berufsleben einsteigen. Hier stehen ihm Berufe als Rechtsberater, Versicherungsberater oder
Wirtschaftsjurist zur Verfügung.
Bachelor of Music (B.Mus.)
Wenn Ihr Kind über musikalisches Talent
verfügt und als Komponist, Musikproduzent
oder Musiker tätig werden möchte, empfiehlt
sich ein Studium zum Bachelor of Music.
Hierbei kann Ihr Kind sein musikalisches Talent durch Einzelbetreuung und -förderung sowohl
theoretisch als auch praktisch erweitern.
Mögliche Berufsfelder: Musikpädagogik, Musikpublizistik, Kulturadministration, Orchester, Musikschule …
Ausnahmen bei der Wahl eines Bachelor-Studiums
Natürlich gibt es auch bei den Bachelor-Abschlüssen bestimmte Ausnahmen, die Sie und Ihr Kind bei der Studienwahl
berücksichtigen sollten. Einige Studienangebote passen nicht
in das oben genannte Schema der Bachelor-Abschlüsse. So
gibt es zum Beispiel kreativ-künstlerische Studiengänge mit
dem Abschluss Bachelor of Arts statt Bachelor of Fine Arts
oder manchmal das gleiche Studienfach an einer Hochschule
mit dem B.Eng.-Titel, an einer anderen mit dem Abschluss
B.Sc.
Ein Sonderfall ist unter anderem das medizinische Studium (Humanmedizin, Tiermedizin und Pharmazie). Das Medizinstudium
wird nicht als Bachelor- und Master-Kombination angeboten,
sondern ist nach wie vor ein Staatsexamen-Studium. Im Ausland gibt es zu diesem Studienfach wieder eigene Regelungen.
Sollte sich Ihr Kind für ein medizinisches Studium entscheiden,
ist es wichtig, sich über die Vorgaben dieses Studiums genau zu
informieren.
Außerdem gibt es noch weitere „Bachelor of …“-Titel, wie zum
Beispiel den Bachelor of Business Administration (B.B.A.).
Hierbei erlernt Ihr Kind vor allem praktische Kenntnisse im
Bereich BWL. Marketing, Personalwesen und der Vertrieb sind
typische Arbeitsfelder nach dem Abschluss des Bachelor of Business Administration.
Allgemein lässt sich sagen, dass ein Bachelor-Abschluss gute
Einstellungschancen in die Berufswelt bietet. Ansprechend für
die Unternehmen sind hier die theoretisch aber auch praktisch
erlernten Fachkenntnisse. Häufig nutzen Unternehmen mehrere unterschiedliche Kanäle, um an Mitarbeiter mit einem Hochschulabschluss zu gelangen. Auch sind die Aufstiegschancen
für Bachelor-Absolventen innerhalb eines Unternehmens höher, als für Kollegen ohne ein abgeschlossenes Studium.
Mögliche Berufsfelder: Rentenversicherung, Finanzamt, Öffentliches Recht, Banken, Handel …
Studieren heute - eine Einführung
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Uni, FH oder duales Studium - Welche Hochschularten gibt es?
Es gibt verschiedene Hochschularten mit einigen wichtigen
Unterschieden, die Ihr Kind auf jeden Fall in die Wahl des Studiums mit einschließen sollte. Ist Ihr Kind eher ein Theoretiker? Dann könnte es das Studium an einer Universität interessieren. Oder arbeitet es lieber praktisch? In diesem Fall könnte
das Studium an einer Fachhochschule die richtige Wahl sein.
Theorie und Praxis sollen miteinander kombiniert werden?
Dann informieren Sie sich am besten über das duale Studium.
Und dann wären da noch die unterschiedlichen Hochschulformen, die zur Auswahl stehen und den Aufbau des Studiums
maßgeblich beeinflussen können. Im Folgenden geben wir Ihnen eine Übersicht über das Universitäts-, das Fachhochschulsowie das duale Studium an die Hand, damit Sie Ihr Kind bei
der Studienwahl gut informiert unterstützen und einschätzen
können, welche Hochschul- und Studienformen am besten
geeignet sind.
Die Hochschulart – ein Baustein im Rahmen der Studienwahl
Bei der Studienwahl steht zunächst die Entscheidung für einen
Fachbereich und anschließend für einen bestimmten Studiengang an. Ist dieser Meilenstein geschafft, gilt es, die passende Hochschule zu finden, die das Wunschfach (oder einen
sehr ähnlich gelagerten Studiengang) anbietet. Vordergründig
stellen sich hier die folgenden Fragen: Möchte Ihr Kind nahe
der Heimat studieren oder kommen auch Bildungsanbieter in
Frage, die etwas weiter weg, vielleicht sogar im Ausland, sind?
Wird eine große Stadt bevorzugt oder fühlt sich Ihr Kind in einem übersichtlicheren, kleinstädtischen Umfeld wohler?
Die Universität – Kombination aus Lehre und Forschung
Das Universitätsstudium legt den Fokus auf Theorie und Forschung. Obwohl das Arbeiten in Gruppen auch vorkommen
kann, liegt der Fokus auf dem eigenständigen Arbeiten und
Lernen. Der Stoff wird in Form von Vorlesungen, Seminaren
und Übungen vermittelt.
Universitäten haben von allen Hochschulformen das breiteste
Studienangebot – von Medizin, Geistes- und Naturwissenschaften über Ingenieurwissenschaften bis hin zu Lehramtsstudiengängen bieten die Fakultäten einer klassischen Voll-Uni den
Hochschulformen im Überblick
Universität
Fachhochschule
Duales Studium
Dauer Bachelor
i.d.R. 6 Semester
6-8 Semester
3-5 Jahre
Ausrichtung
Forschungsorientiert
Praxisorientiert
50 % Theorie + 50% Praxis
Zulasssung
Allgemeine Hochschulreife
Allgemeine Hochschulreife,
Fachgebundene
Hochschulreife
Allgemeine Hochschulreife,
Fachgebundene
Hochschulreife
Abschlüsse
Bachelor, Master, Promotion (Doktor), Staatsexamen
Bachelor, Master, manchmal Dualer Bachelor,
Promotion
Dualer Master
Beginn
Sommer- und
Wintersemester
Sommer- und
Wintersemester
Meistens 01.07.-01.09.
Bewerbungsfrist
i.d.R. bis 15.01.
und 15.07.
i.d.R. bis 15.01.
und 15.07.
1-1,5 Jahre vor Beginn
(für den Ausbildungsplatz)
Studieren heute - eine Einführung
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Studienkandidaten eine Vielzahl von Möglichkeiten. Doch Vorsicht: Je nach Studienfach können Vorlesungen sehr voll sein
– gerade zu Beginn des Studiums droht das Versinken in der
anonymen Masse. Hier ist etwas Durchhaltevermögen und viel
Eigenantrieb bzw. Selbstständigkeit gefragt!
Die Fachhochschule – Bezug zur beruflichen Praxis
Fachhochschulen (im Ausland, immer häufiger aber auch in
Deutschland, University of Applied Sciences genannt) haben,
neben der Vermittlung von Theoriewissen, den ausdrücklichen
Anspruch, ihre Studierenden auf das Berufsleben vorzubereiten. Für Ihr Kind bedeutet das, dass es im Studium konkrete
Fähigkeiten und Know-how für die berufliche Laufbahn erhält.
Oftmals sind die Lehrenden selbst Professionals und können
langjährige Berufserfahrung vorweisen. Zudem sind Fachhochschulen meist gut mit der freien Wirtschaft vernetzt – Ihr Kind
kann also von den zahlreichen Kontakten profitieren und so erste Weichen für die Karriere stellen. Auch wird man an FHs öfter
kleine Arbeitsgruppen und eine etwas persönlichere Lernumgebung antreffen.
Aber: Das Studienangebot der FHs ist typischerweise recht
eingeschränkt, oftmals stehen „nur“ Fächer in den Bereichen
Technik, Wirtschaft und Sozialwesen zur Wahl.
Das duale Studium – Ausbildung und Studium vereint
Das duale Studium kombiniert die Vorteile einer Berufsausbildung mit denen eines Studiums. Als dualer Studierender
absolviert Ihr Kind eine Ausbildung (bzw. ausgedehnte Praxisphasen) bei einem Betrieb und studiert parallel dazu an einer
Uni, FH oder einer dualen Hochschule. Finanziell birgt das
duale Studium viele Vorzüge. Studierende erhalten so eine
Ausbildungsvergütung/ein Gehalt von ihrem Betrieb; ferner
wird in vielen Fällen die Finanzierung des Studiums durch die
Firma übernommen bzw. unterstützt. Attraktive Aussichten,
zumal in vielen Fällen nach Abschluss des Studiums ein Arbeitsvertrag beim Ausbildungsbetrieb lockt! Ihrem Kind sollte
jedoch klar sein, dass ein duales Studium ein ziemlich straffes
Programm mit wenig Freiraum bedeutet. Urlaubszeiten sind
betrieblich festgelegt und es bleibt wenig Zeit für das typische
Studentenleben.
Sonderformen – TU, PH, KiHo und Co.
Es gibt noch eine Reihe anderer Hochschulformen, die sich meist
auf bestimmte Fachgebiete spezialisieren. Beispiele hierfür sind
Technische Universitäten (bieten zumeist nur natur- und ingenieurwissenschaftliche Studiengänge an), Pädagogische Hochschulen,
Kirchliche Hochschulen oder auch Musik- und Sporthochschulen.
Je nach Wunschfach können diese besonderen Hochschulformen
eine gute Alternative sein. Ihr Kind sollte sich hier vermehrt über
besondere Zulassungsvoraussetzungen schlau machen.
Annäherung der Hochschulformen durch Bologna – was zählt,
ist die Fächerwahl!
Bei der Studienwahl sollte die Wahl des Fachs eindeutig die größere Rolle spielen als die gewählte Hochschulform, gerade, was
die Unterschiede zwischen Universitäten und Fachhochschulen
angeht. Diese werden nämlich zunehmend geringer; das moderne Bachelor-Studium ist auch an der Uni sehr strukturiert
und lässt deutlich weniger Spielraum für wissenschaftliche
„Nebeninteressen“, als es noch bei den Diplom- und Magisterstudiengängen der Fall war. Auch sind Praktika oftmals fester
Bestandteil des Bachelor-Studiums an der Uni.
Hat Ihr Kind erst einmal den Wunschstudiengang gefunden und zeigt während des Studiums
Einsatz und Engagement, sollte die gewählte
Hochschulform keinen besonderen Einfluss oder
Auswirkungen auf die Karriere haben. Vielmehr gilt es, die organisatorischen Besonderheiten, inklusive
Zulassungsbedingungen und Studienablauf, zu
kennen, damit das Studium möglichst reibungslos aufgenommen und schließlich auch erfolgreich zu Ende gebracht werden kann.
Studium
Ausbildung
Duales
Studium
Schule
Studieren heute - eine Einführung
11
Studienwahl - Der Weg ins Wunsch-Studium
Von Wirtschaftswesen, über Ingenieur- bis hin zu den Geisteswissenschaften – das Angebot an Studiengängen ist immens.
Laut einer aktuellen Studie der Hochschulrektorenkonferenz
gab es allein an deutschen Hochschulen im Wintersemester 2014/2015 insgesamt 17.437 Studienmöglichkeiten. 7.685
davon führen zum Bachelor-Abschluss. International sind es
noch weitaus mehr. Zu Recht stellt sich da die Frage, wie junge Schüler/innen in dieser Masse an Bildungsangeboten den
passenden Studiengang finden sollen. Und wie können Eltern
ihre Kinder bei der Suche unterstützen? Gerade Eltern, die
selbst nicht studiert haben, fehlt oftmals der Überblick und
die Erfahrung in der Hochschullandschaft, um zusammen
mit ihren Kindern nach passenden Studiengängen zu suchen.
Zum Glück bietet sich eine ganze Reihe an Informationsquellen, die Eltern zusammen mit ihren Kindern zu Rate ziehen
können.
Mit Strategie zum passenden Studiengang - So unterstützen Sie
Ihr Kind bei der Studienwahl
Spätestens seit der Einführung des Abiturs nach acht Jahren
hat sich die Rolle verändert, die Eltern bei der Studienwahl ihrer Kinder einnehmen. Kein Wunder: Abiturienten, die mit 17 die
Hochschulreife erlangen und ins Studium starten wollen, sind
rechtlich noch gar nicht in der Lage, sich für ihr Wunsch-Studium einzuschreiben. Hierfür ist die Unterschrift eines Erziehungsberechtigten erforderlich. Die Folge: Eltern werden automatisch stärker in die Themen „Studium und Studienwahl“
eingebunden.
Doch wie weit sollten sich Eltern bei der Studienwahl einbringen? Wie viel ist zu viel? Und wie viel ist wiederum zu wenig?
Letztlich geht es also um die Frage, wie und in welchem Maße Sie
Ihr Kind bei der Studienwahl unterstützen können bzw. sollten.
Strategie zur Wahl des passenden Studiengangs
Mit Blick auf die bevorstehenden Abiturprüfungen und der Absicht, das letzte Schuljahr in vollen Zügen zu genießen, bleibt
den Oberstufenschülern nicht immer viel Zeit, um sich dem
Studienwahl - Der Weg ins Wunsch-Studium
Thema Studienwahl intensiv zu widmen. Dennoch ist es wichtig,
dass Ihr Kind sich diese Zeit nimmt, um den passenden Studiengang zu finden. Eine gut überlegte Strategie ist hierbei sehr
hilfreich. Diese Strategie sollten Sie als Eltern kennen und verstehen, denn nur so können Sie Ihr Kind in der richtigen Dosis
unterstützen.
Tipp:
Falls sich Ihr Kind für ein Studium im Ausland interessiert,
eröffnen sich ihm viele Möglichkeiten. Gleichzeitig muss allerdings
beachtet werden, dass im Ausland oft frühere Bewerbungsfristen
gelten. Infos zum Studium im Ausland erhalten Sie auf S. 22-23.
Vor der Suche – Viel Zeit einplanen
In der Regel sollte Ihr Kund rund ein Jahr vor seinem Schulabschluss mit der Suche nach dem passenden Studium anfangen.
Insbesondere, wenn es sich für Studiengänge interessiert, bei
denen besondere Auflagen gelten. Bei Studiengängen aus dem
12
Bereich Kunst und Design fordern viele Hochschulen bei der Bewerbung bspw. eine sogenannte Mappe, die das künstlerische
Talent des Bewerbers unter Beweis stellen soll. Die Bewerbung
für ein Studium im Bereich Musik verlangt ebenfalls eine gute
Vorbereitung, da im Zulassungsprozess oft ein Vorspiel verlangt
wird. In anderen Fachbereichen hingegen werden praktische
Erfahrungen verlangt: In vielen Ingenieursstudiengängen sowie
im naturwissenschaftlichen und sozialen Bereich müssen Studierende zunächst ein Vorpraktikum absolvieren, bevor sie ins
Studium starten können.
Ab Seite 26 finden Sie weitere
Infos rund um das Thema Zulassung.
Der Weg zum Wunsch-Studium
Während einige Abiturienten schon eine konkrete Berufsvorstellung haben, tappen andere noch in der beruflichen Ungewissheit.
Ihr Kind sollte sich daher zunächst darüber klar werden, was es
beruflich erreichen will bzw. in welche Richtung es gehen soll.
Natürlich bedeutet die Entscheidung für einen beruflichen Zweig
nicht direkt, dass das Kind diesen Weg sein Leben lang weiterverfolgt. Selten verläuft ein Lebenslauf stringent. Dennoch hilft
diese Überlegung, den Start ins Berufsleben zu vereinfachen.
Wo soll es beruflich hingehen?
„Wo soll es beruflich hingehen“ – diese Frage liefert einen ersten Anhaltspunkt über die Wünsche und Interessen Ihres Kindes. Nur wer sich seiner Wünsche und Interessen bewusst ist,
kann eine fundierte Entscheidung über den beruflichen Start
treffen. Aufschlussreich sind vor allem die Hobbys Ihres Sohnes oder Ihrer Tochter sowie die Lieblingsfächer in der Schule.
Die Lieblingsfächer und Noten helfen, die eigenen Stärken und
Schwächen zu erkennen. Ein zeitaufwändiges und lernintensives Studium wie Medizin erfordert bspw. ein hohes Maß an Disziplin und die Fähigkeit, Dinge gut auswendig lernen zu können.
Umgekehrt fordert ein Studium im künstlerischen Bereich Kreativität und den Mut, neue Wege zu gehen. In beiden Fällen ist es
wichtig, die eigenen Fähigkeiten einschätzen zu können. Leider
ist es jedoch so, dass unsere Selbstwahrnehmung oft nicht mit
der anderer übereinstimmt. Gerade hier können Sie Ihrem Kind
behilflich sein. Wenn Sie sich mit ihm zusammensetzen und
über seine Fähigkeiten, Stärken und Schwächen reden, wird das
eine oder andere wichtige Indiz für die Studienwahl zum Vorschein kommen. Was Ihr Kind selbst als Schwäche ansieht, ist
in Ihren Augen vielleicht sogar eine Stärke.
Zudem sollten Sie und Ihr Kind seine Motivation für das Studium
berücksichtigen: Warum will Ihr Kind studieren? Beruht seine
Motivation auf einem konkreten Berufswunsch? Bei eindeutigen Berufszielen, wie Jurist oder Arzt, ist ein Studium unumgänglich und das Studienfach steht im Wesentlichen schon fest.
Wenn das Berufsziel jedoch nicht klar ist, welche Motivation gibt
Studienwahl - Der Weg ins Wunsch-Studium
es dann für das Studium? Eine steile Karriere nach dem Hochschulabschluss? Die Begeisterung für ein bestimmtes Fach?
Die Überlegungen zu diesen Punkten bedürfen viel Zeit, Geduld
und – von Ihrer Seite – Zurückhaltung. Denn letztlich muss Ihr
Kind selbst entscheiden, welchen Weg es gehen will. Hilfreich
ist es in jedem Fall, wenn Sie von Ihren eigenen Erfahrungen berichten, welche Gründe Sie für oder gegen ein Studium hatten,
und für Fragen immer offen stehen. Seine Erkenntnisse sollte
Ihr Kind schriftlich zusammenfassen, zum Beispiel in Form einer MindMap oder einer Pro- und Contra-Liste. So ist auf einen
Blick erkennbar, welche Ergebnisse relevant sind und in welche
Richtung es gehen soll.
?
!
Rahmenbedingungen abklären
Nachdem die Stärken und Interessen Ihres Kindes deutlich
sind, sollten die Rahmenbedingungen geklärt werden, bspw.
die zukünftige Wohnsituation: Kann Ihr Kind bei Ihnen zu Hause
wohnen bleiben? Ist eine eigene Wohnung finanzierbar?
Sollten Sie Ihr Kind finanziell
Mehr zum Thema Finanzierung
unterstützen können, sollfinden Sie ab Seite 32.
ten sie besprechen, wie viel
Budget im Monat zur Verfügung steht. Darüber hinaus sind BAföG und Stipendien sehr
gute Förderungsmöglichkeiten. Vielleicht ist auch ein Nebenjob
eine gute Option, sofern der Umfang des Studiums dies zulässt.
Die Studiengangssuche
Sobald diese Rahmenbedingungen feststehen, geht es an die
Suche nach einem passenden Studiengang. Dabei gibt es eine
ganze Reihe an Hilfen, die Ihr Kind in Anspruch nehmen kann,
wie Studien- und Berufswahltests. Eine Auswahl an Hilfsmitteln werden auf der folgenden Seite vorgestellt.
Wichtig ist vor allem, dass Ihr Kind sich ausführlich informiert
und prüft, ob die Studienangebote tatsächlich zu seinen Vorstellungen und Wünschen passen. Nehmen Sie immer wieder
die Liste mit den Wünschen, Interessen, Stärken und Schwächen zur Hand und vergleichen Sie zusammen die beschriebenen Studiengänge mit den Vorstellungen Ihres Kindes. Erst,
wenn Ihr Kind wirklich überzeugt von seiner Wahl ist, sollte der
nächste Schritt angegangen und die Zulassungsbedingungen
geklärt werden.
13
Studienwahlhilfen - Berufswahltest, Schnuppertag, Info-Event,
Studienberatung
Was tun, wenn Sie und Ihr Kind bei der Studienwahl alleine nicht
weiterkommen? Welche Anlaufstellen gibt es, an die Sie sich
wenden können? Wo erhalten Sie Informationen zu Studiengängen? Wir stellen vier Studienwahlhilfen vor, die unentschlossenen
Abiturient/innen und Ihren Eltern die Studiengangssuche erleichtern und dabei helfen, letzte Fragen zum Studium zu klären.
1
Studienwahltest /
Berufswahltest
Funktion: Studien- und Berufswahltests geben einen ersten Anhaltspunkt, wo die Neigungen und Wünsche Ihres Kindes beruflich hinführen können. Im Rahmen dieser Tests werden die Fähigkeiten und Interessen des Kindes ausgewertet, wobei ermittelt
wird, welche Studiengänge bzw. Berufe in Betracht kommen. Die
Tests sind meist in mehrere Schritte aufgeteilt und decken sowohl
den Bereich „Schulische Leistungen“ als auch „Interessen und
Neigungen“ ab. Die angegebenen Daten werden mit verschiedenen Berufsgruppen, Fachbereichen, Studiengängen, Hochschulsowie Ausbildungsformen verglichen, sodass zuletzt passende
Empfehlungen und Vorschläge ausgegeben werden.
Das sollten Sie beachten: Die Fragen nach den Interessen und
Zukunftswünschen können sehr persönlich sein. Es kann daher
hilfreich sein, wenn Ihr Kind den Test alleine ausfüllt und Sie
nur bei Fragen hinzuzieht. Außerdem sind die Ergebnisse nichts
weiter als ein Impuls für die weitere, konkretere Studienwahl.
Fragen Sie Ihr Kind, ob es sich mit dem Resultat „wohlfühlt“.
Auch die Ablehnung eines konkreten Studiengangvorschlags
kann eine wichtige Erkenntnis bei der Berufswahl sein!
Wo finden Sie Anbieter? Neben dem Berufsinformationszentrum (BIZ) der Bundesagentur für Arbeit finden Sie im Internet eine ganze Reihe weiterer Anbieter von Studien- und Berufswahltests.
Auch BACHELOR AND MORE bietet auf seiner Seite einen (kostenlosen) Studienwahltest an. Generell sollten Sie bei der Suche
nach einem Test auf dessen Umfang und
Seriosität achten. Manche Anbieter verlangen auch Geld für die Testdurchführung.
2
Tage der offenen Tür und Schnuppertage an
Hochschulen
Funktion: An Tagen der offenen Tür informieren Hochschulen
über ihre Studiengänge und deren Inhalte. Teilnehmen können alle Interessierten, wobei teilweise eine Voranmeldung
verlangt wird. Meist organisieren die Hochschulen spezielle
Info-Termine und Beratungsgespräche, bei denen Fragen zum
Studium geklärt werden können. Schnuppertage richten sich
gezielt an die Schüler/innen. Während eines Schnuppertages
können Vorlesungen und Seminare besucht werden – oft sogar während des „normalen Studienbetriebs“ –, wodurch die
Interessenten einen Einblick in den Hochschulalltag erhalten.
Das sollten Sie beachten: Tage der offenen Tür bieten viele
„sachliche Informationen“, aber darüber hinaus noch etwas,
das sie nicht im Internet oder in Informationsbroschüren
finden können: den „Blick von innen heraus“. Versuchen Sie
am besten, mit Studierenden in Kontakt zu kommen, um
Insider-Tipps“ zu holen. Entdecken Sie auch das Studentenleben vor Ort und probieren Sie, wie das Essen in der Caféteria schmeckt oder wie ruhig die Bibliothek ist. Es bietet sich
außerdem an, dieses Angebot mit einem Schnuppertag zu
kombinieren. Dadurch erhält Ihr Kind einen noch besseren
Eindruck vom Studium. Sollten keine Schnuppertage angeboten werden, können Sie nachfragen, ob diese Option evtl.
in anderer Weise besteht.
Wo finden Sie Informationen? Bei der Suche nach Terminen zu Tagen der offenen Tür bzw. Schnuppertagen ist Eigeninitiative gefragt. Hochschulen schreiben ihre Angebote
meist auf ihren Internetseiten aus, sodass Sie vor allem hier
Informationen finden. Ihr Kind kann sich auch in den
sozialen Medien nach anstehenden Terminen erkundigen.
Die meisten Universitäten und Fachhochschulen sind bei
Facebook und Co. aktiv und informieren regelmäßig über
anstehende Events. Darüber hinaus werden in der Regel
auch an Schulen Info-Flyer verteilt und Plakate aufgehängt,
die über Informations-Angebote (meist aus der Region)
aufklären. Weiterhin finden Sie eine Übersicht verschiedenster Termine auf diversen Bildungswebseiten.
www.bachelor-and-more.de/studienwahltest
Studienwahl - Der Weg ins Wunsch-Studium
14
3
Studienwahlmessen und Informationsevents an
Schulen
Funktion: Neben den Tagen der offenen Tür und Schnuppertagen präsentieren Hochschulen sich und ihre Angebote auch
regelmäßig auf Studienwahlmessen und während diverser Informationsevents an Schulen. Der Vorteil dieser Events liegt darin, dass Ihr Kind viele Hochschulen an einem Ort antreffen und
sich so innerhalb weniger Stunden über die unterschiedlichsten
Studiengänge informieren kann. Gerade für noch unentschlossene Abiturient/innen sind derartige Veranstaltungen hilfreich,
da sie so einen guten Überblick über Studienangebote erhalten.
Ferner werden auf Messen häufig auch Vorträge rund um das
Thema Studium angeboten, in denen über Aspekte wie Studienwahl, Finanzierung usw. gesprochen wird.
4
Studienberatung von Hochschulen, Agenturen für
Arbeit und unabhängigen Anbietern
Funktion: Studienberatungen sollen, wie der Name schon
sagt, über das Studium an sich sowie bestimmte Studiengänge informieren und bei der Auswahl beratend zur Seite stehen. Diese Beratungen finden meist im kleinen Rahmen statt
und sind sehr individuell. Gesprochen wird über die Wünsche
Ihres Kindes und wie sich diese mit einem passenden Studium verwirklichen lassen. Auch über Studienkonditionen wie
Finanzierung, Wohnungssuche und andere Aspekte kann gesprochen werden.
Das sollten Sie beachten: Jede Hochschule bietet in der Regel auch die Möglichkeit einer Studienberatung an. Dabei wird
natürlich in erster Linie auf das Angebot der jeweiligen Hochschule Bezug genommen. Diese Beratungen sind in der Regel
kostenlos. Bei den Angeboten der Agentur für Arbeit sowie unabhängiger Studienberater wird hingegen meist weiträumiger
(national und international) nach passenden Studiengängen
geschaut. Bei unabhängigen Beratungen können teilweise
hohe Kosten anfallen.
Wo finden Sie Informationen? Auf den Internetseiten der
Hochschulen finden Sie die Kontaktinformationen der Studienberatungsbüros. Das gleiche gilt auch für die Agentur für
Arbeit. Des Weiteren können Sie nach Beratungsangeboten auf
den Seiten diverser Bildungswebseiten suchen.
Das sollten Sie beachten: Damit sich der Besuch einer Messe
oder eines Infoevents auszahlt, sollte sich Ihr Kind entsprechend auf diese vorbereiten. Die Veranstalter bieten in der
Regel die Möglichkeit, sich über die ausstellenden Hochschulen und deren Studiengänge vorab zu informieren, sodass Ihr
Kind Angebote raussuchen kann, die seinen Vorstellungen und
Wünschen entsprechen. Dafür kann es hilfreich sein, zuvor einen Studienwahltest abzulegen, um so nach passenden Studiengängen zu suchen. Gut vorbereitet, kann Ihr Kind gezielte
Fragen rund um das Studienangebot der verschiedenen Hochschulen stellen.
Wo finden Sie Informationen? Im Internet und in den sozialen
Medien wird regelmäßig über Studienwahlmessen informiert.
Informationsevents an Schulen werden meist im Voraus angekündigt. Außerdem wird in den regionalen Nachrichten über
Angebote berichtet. An dieser Stelle möchten wir auch auf die
Studienwahlmessen von BACHELOR AND MORE hinweisen,
die im Herbst und Winter in zahlreichen Großstädten Deutschlands stattfinden.
Studienwahl - Der Weg ins Wunsch-Studium
15
Mein Kind will studieren: Studienentscheidung und Karrierechancen
Dieter Romann von der Bundesagentur für Arbeit erklärt, welche Rolle die Karrierechancen bei der Studienentscheidung
spielen sollten und erläutert die aktuellen Tendenzen auf dem
Arbeitsmarkt.
Viele aktuelle Umfragen kommen in einem Punkt zum gleichen
Ergebnis: Eltern sind bei Berufs- und Studienanfängern die Ratgeber, denen das größte Vertrauen entgegengebracht wird und
die deshalb für die Entscheidung ihrer Kinder über den künftigen Berufsweg eine wichtige Rolle spielen. Das überrascht
nicht, denn wer sonst, wenn nicht die Eltern, kann am besten
nachvollziehen, wo die Interessen, die Stärken und die Fähigkeiten von Tochter oder Sohn liegen, wie sie sich entwickelt haben
und welche Talente dort noch im Verborgenen schlummern.
Neben diesen persönlichen Motiven und Voraussetzungen
kommen noch die beruflichen Perspektiven ins Spiel, also die
Karrierechancen, beginnend mit dem Berufseinstieg nach dem
Studium. Häufig – wenngleich nicht immer – werden gerade diese Argumente mit Nachdruck von Eltern in die Diskussion eingebracht. Besonders dann, wenn ein Studiengang gewählt wird,
mit dem nicht gleich jeder eine konkrete Tätigkeit verbindet, der
vielleicht noch neu und nicht am Markt angekommen ist oder
dem das Gerücht vorauseilt, „doch nur brotlose Kunst zu sein.“
Akzeptanz des Bachelor-Abschlusses und Chancen auf dem
Arbeitsmarkt
In den vergangenen Jahren wurden zudem die Arbeitsmarktchancen von Absolventen von Bachelor-Studiengängen viel
diskutiert und insbesondere die Perspektiven für Uni-Absolventen dabei mit Skepsis betrachtet. Mittlerweile liegen erste
Studien zur Arbeitsmarktbefähigung und -akzeptanz von Bachelor-Absolventen vor. Diese zeigen im Großen und Ganzen,
dass die Chancen mit einem Bachelor-Abschluss besser sind
Studienwahl - Der Weg ins Wunsch-Studium
als erwartet. Abstriche gibt es lediglich bei den Sprach- und
Kulturwissenschaftlern, welche allerdings auch mit den ehemaligen Magister- oder Diplom-Abschlüssen vergleichsweise
häufiger Probleme beim Berufseinstieg hatten. Generell gilt
aber: Immer mehr Studierende wollen nach dem Bachelornoch einen Master-Abschluss machen.
Die Entwicklung des Arbeitsmarktes
Egal, welcher Abschlusstitel erreicht wird, irgendwann stellt
sich die Frage nach den beruflichen Chancen. Wie sieht es also
derzeit auf dem Arbeitsmarkt aus? Wie lauten die Prognosen?
Und vor allem: Was heißt das für eine Studien- und Berufsentscheidung? Derzeit (2015) befinden wir uns in Deutschland in
einer konjunkturell günstigen Phase mit einer insgesamt hohen
Erwerbsbeteiligung und einer relativ geringen Arbeitslosigkeit.
Das trifft insbesondere auf Personen zu, die einen Hochschulabschluss besitzen. Jeder fünfte Erwerbstätige hat einen akademischen Abschluss, kommt also von einer Universität, einer
Fachhochschule oder einer Berufsakademie. Das ist ein Anstieg
von 5,6 auf über 8 Millionen innerhalb der vergangenen zehn
Jahre. Die Frage ist, ob dieser Trend anhält. Und falls ja, gilt er
für alle Berufsgruppen und in allen Branchen gleichermaßen?
Derartige Fragen sind seriös kaum zu beantworten. Denn die
Faktoren, die solche Entwicklungen beeinflussen, sind schwer
kalkulierbar. Politische Krisen und ihre Verläufe können sich
zum Beispiel enorm auswirken, ebenso wie neue technologische
Entwicklungen oder ökonomische Fehlentscheidungen.
16
Arbeitslosenquote 1991 vs. 2012
%
IM JAHR 1991
%
Gesamt
6,9
6,8
Mit (Fach-)Hochschulausildung
4,0
2,5
Mit beruflicher
Ausildung
5,6
5,0
Ohne Ausildung
14,5
19,0
IM JAHR 2012
Betrachtet man die Arbeitslosenquote der Jahre 1991 und 2012, wird deutlich, dass Arbeitskräfte mit (Fach-)Hochschulausbildung
seltener von Arbeitslosigkeit betroffen sind als Arbeitskräfte mit anderer oder gar keiner beruflichen Ausbildung.
Akademische Fachkräfte sind nur für kurze Zeit arbeitslos
DAUER DER
ARBEITSLOSIGKEI T
AKADEMISCHER
ABSCHLUSS
MIT
BERUFSABSCHLUSS
OHNE
BERUFSABSCHLUSS
< 3 Monate
52 %
49 %
43 %
3-6 Monate
20 %
19 %
18 %
6-12 Monate
16 %
16 %
17 %
> ein Jahr
16 %
16 %
22 %
Dementsprechend ist die Zeit, die Akademiker/innen arbeitslos sind, relativ kurz. Durchschnittlich 52 % der Akademiker/innen steigen
nach weniger als 3 Monaten Arbeitslosigkeit wieder in den Beruf ein. Nur rund 12 % sind im Schnitt länger als 1 Jahr arbeitssuchend.
Studienwahl - Der Weg ins Wunsch-Studium
17
Nachfrage an Arbeitskräften
Das hat nicht zuletzt Auswirkungen auf die Qualifikationsanforderungen der Beschäftigten sowie auf die Nachfrage am
Arbeitsmarkt. Gestern gab es einen hohen Bedarf an Informatikern, heute werden Ingenieure und Pflegekräfte, morgen
vielleicht dringend Personal in anderen Branchen gebraucht, in
denen es bergauf geht.
Nicht zu unterschätzen ist zudem die Auswirkung des demografischen Wandels. Er schlägt sich allerdings unterschiedlich
stark nieder. Ein Vergleich der Berufsgruppen zeigt einen besonders hohen absoluten und prozentualen Ersatzbedarf bei
Lehrern sowie Ärzten und Apothekern, wo etwa jeder Vierte
in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand eintreten wird.
Sehr wenige ältere Erwerbstätige finden sich hingegen in der
Informatik sowie im Bereich Werbung und Marketing.
Ein weiterer wichtiger Faktor für die Einschätzung von Karrierechancen ist die absolute Beschäftigtenzahl in den einzelnen Berufsgruppen im Vergleich zur künftig zu erwartenden Zahl der
Hochschulabsolventen. Nach einer aktuellen Projektion des
Bundesinstituts für Berufsbildung und des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ist davon auszugehen, dass auf der
Basis der aktuellen Studentenzahlen der Bedarf an Akademiker/innen in den kommenden Jahren durchaus gedeckt werden
könnte. Die Forscher sehen eher die potentielle Gefahr eines
Fachkräftemangels im mittleren Qualifikationssegment, wenn
in den 2020er-Jahren die geburtenstarken Jahrgänge aus dem
Erwerbsleben ausscheiden. Danach scheint also eher ein Mangel
dort prognostiziert, wo ein Hochschulabschluss gar nicht nötig ist.
Und aus dieser Sicht kann man mit Fug und Recht die Frage
aufwerfen: „Muss es immer ein Studium sein?“
Für eine anstehende Studienentscheidung können auch die aktuell bestehenden Engpässe in einigen Branchen und Berufsgruppen kaum ein gewichtiges Argument sein. Bis zum Studienabschluss kann sich die Frage allerdings erledigt haben, wofür
es in der Vergangenheit genug Beispiele gab. Sollte Ihre Tochter
Lehrerin werden, weil dort der Ersatzbedarf in den kommenden Jahren hoch sein soll? Die demografische Entwicklung hat
schließlich andererseits zur Folge, dass immer weniger Kinder
und Jugendliche zu beschulen sind und daher auch weniger
Lehrkräfte gebraucht werden. Außerdem kann niemand genau
sagen, für welche Unterrichtsfächer Ersatzbedarf eintreten
wird.
Betrachtet und vergleicht man die zwei großen Bereiche Wirtschaft und Technik (bzw. die Absolventengruppen „Wirtschaftswissenschaftler“ und „Ingenieure“), so gilt zwar für beide eine
aktuell günstige Situation für einen erfolgreichen Berufseinstieg nach dem Studium. Im Vergleich ist sie aber für Wirtschaftswissenschaftler – insbesondere mit dem Schwerpunkt
Betriebswirtschaftslehre – langfristig stabil und weist immer
noch eine steigende Tendenz auf. Bei den Ingenieuren ist die
Abhängigkeit von konjunkturellen Schwankungen dagegen viel
deutlicher. Momentan ist die Arbeitsmarktsituation für Ingenieure günstig. Nur – sollte Ihr Sohn oder Ihre Tochter deshalb
vom „Traumberuf“ Abschied nehmen und ein Ingenieurstudium
aufnehmen? Falls er oder sie mit Mathematik schon immer auf
Kriegsfuß stand, wohl besser nicht.
Nachfrage nach Akademiker/innen
143.500
STELLENANZEIGEN
FÜR AKADEMIKER/INNEN
INSGESAMT
Akademiker/innen sind gefragt: Im Jahr 2013 wurden 143.500 Stellenanzeigen für Akademiker/innen bei der Bundesagentur für
Arbeit gemeldet.
Beschäftigung
Insgesamt sind rund 73 % der Uni- und 80 % der FH-Absolvent/innen adäquat beschäftigt. Adäquat beschäftigt bedeutet,
dass für die Tätigkeit ein Hochschulabschluss notwendig bzw.
üblich vorausgesetzt wird und/oder die Arbeitsaufgaben inhaltlich dem Studienfach entsprechen.
UNI
FH
73%
80%
ADÄQUAT BESCHÄFTIGT
Studienwahl - Der Weg ins Wunsch-Studium
18
Bei der Entscheidung für ein Studienfach oder für eine andere Berufsausbildung sollte
es in erster Linie darum gehen, dass sie zur Person passt und ihren Ansprüchen und
Vorstellungen entspricht.
Die Studienwahl als Momentaufnahme
Bei der Entscheidung für ein Studienfach oder für eine andere
Berufsausbildung sollte es in erster Linie darum gehen, dass
sie zur Person passt und ihren Ansprüchen und Vorstellungen
entspricht. Das ist naturgemäß eine Momentaufnahme, denn
Berufs- und Karriereverläufe sind eher kurvig und oft auch von
Zufällen begleitet. Bereits während eines Studiums können neue
Überlegungen hinzukommen, manchmal Zweifel an der Entscheidung aufkeimen oder sich ganz neue Ideen entwickeln.
Diese Phase ist nicht weniger wichtig als die Studienentscheidung
selbst. Praxiserfahrungen und die Überlegungen (oder Sorgen)
um eine passende Tätigkeit nach dem Studienabschluss prägen
die Karrierechancen ganz erheblich. Praktische Erfahrungen in
Betrieben oder Verwaltungen usw. sind auf jeden Fall hilfreich,
meist sogar ein vorgeschriebenes Element der Studiengänge.
Darüber hinaus zählt aber persönliches Engagement, Kreativität
und Beharrlichkeit, gerade bei Absolventen aus Fächern, mit denen sich ein Berufseinstieg schwierig gestalten kann.
Als Eltern können Sie einen großen Beitrag leisten, damit Ihre
Kinder bei den anstehenden Entscheidungen argumentativ unterstützt werden und ihnen einen sicheren Rückhalt geben, auch
wenn es einmal Rückschläge geben sollte. Dabei können Sie professionelle Unterstützung von Berater/innen an den Hochschulen und in den Agenturen für Arbeit bekommen.
Übergang zum Master
ÜBERGANGSTÄTIGKEIT
Uni 4 %
FH 3 %
TRAINEE/
VOLONTARIAT
Uni 2 %
FH 2 %
ARBEITSLOS
Uni 2 %
FH 3 %
AKADEMISCHE
WEITERQUALIFIZIERUNG
Uni 77 %
FH 54 %
REGULÄRE
ERWERBSTÄTIGKEIT
Uni 15 %
FH 39 %
PRAKTIKA
Uni 2 %
FH 3 %
Der Trend geht zum Master! Rund 77 % der Uni-Absolvent/innen und 54 % der FH-Absolvent/innen entscheiden sich nach ihrem
Abschluss für eine akademische Weiterqualifizierung. Den direkten Berufseinstieg wählen rund 15 % bzw. 39 %. (Bei der Übersicht
handelt es sich um gerundete Prozentzahlen.)
Infos zum Master-Studium finden Sie auf www.master-and-more.de
Studienwahl - Der Weg ins Wunsch-Studium
19
„Studierende Arbeiterkinder“
Mein Kind ist der/die erste Akademiker/in der Familie
Eintritt in eine neue Lebenswelt – die Hochschule
Nach der schulischen Laufbahn gilt es, eine Entscheidung für
den beruflichen Weg zu treffen. Dabei sollen Schüler/innen
nach ihren Neigungen und Fähigkeiten eine Wahl treffen und so
ihr Potenzial voll ausschöpfen. Allerdings lässt sich in Deutschland die Wahrscheinlichkeit, ob ein Kind studieren wird, immer
noch am Bildungsstand der Eltern ablesen. Laut der aktuellen
Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks (DSW) nehmen
von 100 Kindern aus Akademikerhaushalten 77 ein Studium auf,
während von 100 Kindern aus nicht-akademischen Haushalten
es gerade einmal 23 sind – obwohl doppelt so viele die Hochschulreife erlangen. Da stellt sich natürlich die Frage, warum
derart viele begabte Schüler/innen den Weg an die Hochschule
nicht wagen. Die Antwort ist vielschichtig: Es fehlen Informationen rund um das Thema Studium, es gibt Ängste und Vorurteile
und manches Mal fehlt auch die familiäre Unterstützung.
Hochschule
gewachsen
ist. Hierbei gilt es zu bedenken, dass alle, die sich
eine Hochschulzugangsberechtigung
erarbeitet
haben (sei es über das Abitur, nach einer abgeschlossenen
Berufsausbildung oder einen Nachweis der Studierfähigkeit),
ein Studium aufnehmen dürfen und grundsätzlich für ein Studium geeignet sind. Ihr Kind bringt außerdem aus dem bisherigen Lebensweg viele Erfahrungen und daraus resultierende Kompetenzen mit, die für einen erfolgreichen Weg an der
Hochschule nützlich sind. Zum Beispiel hat Ihr Kind bereits in
der Vergangenheit konzentriert gearbeitet, schwierige Aufgaben gelöst und sich eigenständig in Themen eingearbeitet und
somit Erfahrungen gesammelt, auf die es im Studium zurückgreifen kann. Deshalb: „Ja, Ihr Kind kann studieren.“
Gerade in Familien, in denen kaum oder niemand bisher studiert hat, werden oft Gründe gegen ein Studium genannt. Viele
Eltern sind verständlicherweise verunsichert angesichts dieser ihnen unbekannten, akademischen Welt an Hochschulen
und Universitäten und versuchen daher, ihren Kindern den vermeidlich sicheren Weg der Ausbildung nahe zu legen.
„Wie kann ich mein Kind beim Studieneinstieg und während
des Studiums unterstützen?“
Der Weg an eine Hochschule ist für Ihr Kind ein Schritt in einen neuen Lebensabschnitt und oft gepflastert mit Fragen und
Ängsten. Sie helfen Ihrem Kind, indem Sie es dabei ermutigen,
diesen Weg zu gehen und bei Bedarf Hilfe zusagen, z. B. bei
der Suche nach Unterstützungsmöglichkeiten. Grundsätzlich
braucht jeder Mensch mindestens eine Person, die an einen
glaubt. Für alle – gerade für Studierende der ersten Generation – ist es wichtig, im (familiären) Umfeld auf Unterstützung
bauen zu können. Es geht nicht nur um finanzielle, sondern
viel auch um mentale Unterstützung. Ein Satz ist dabei wichtig,
besonders wenn jemand mit sich hadert: „Ich glaube daran,
dass du es schaffen kannst.“
Allerdings sprechen gute Gründe für ein Studium, wobei generell
gilt: Wer für ein Thema oder einen Beruf brennt, wird auch die Zeit
und Arbeit investieren, um das Studium erfolgreich abzuschließen. Wenn junge Erwachsene sich also schon während der Schulzeit für ein bestimmtes Fach oder eine bestimmte Fachrichtung
interessieren und begeistern, bringen sie erfahrungsgemäß die
Motivation auf, um sich voll und ganz dem Studium zu widmen.
„Was spricht denn für ein Studium?“
Für ein Studium spricht das Interesse für ein bestimmtes Studienfach sowie der Fakt, dass es Berufswünsche gibt, die sich ausschließlich über ein Studium realisieren lassen. Aber auch Gründe
wie die Erweiterung des Horizonts, die Eröffnung vieler beruflicher Möglichkeiten sowie die Aneignung spezifischer Fach- und
Schlüsselkompetenzen sprechen dafür, ein Studium aufzunehmen. Außerdem ist ein Bachelor-Abschluss – ebenso wie eine
Ausbildung – innerhalb von drei Jahren machbar und die Arbeitslosenquote von Akademiker/innen liegt aktuell bei unter 3 %.
„Kann mein Kind studieren?“
Viele Eltern, die selbst nicht studiert haben, machen sich berechtigterweise Sorgen, ob ihr Kind den Anforderungen an einer
Studienwahl - Der Weg ins Wunsch-Studium
Erfahrungsgemäß gibt es im Verlauf eines Studiums immer wieder Hürden wie eine nicht bestandene Prüfung,
eine Finanzierungslücke oder unvorhergesehene Ereignisse, die ein Weiterkommen erschweren. Diese gilt es zu
überwinden. Aber – und bitte geben Sie dies an Ihr Kind
unbedingt weiter – in jeder Situation gibt es Anlaufstellen
an den Hochschulen, die bei Schwierigkeiten Hilfe leisten
und vielfältige Unterstützung anbieten. An den Hochschulen sind besonders zu nennen: die Ansprechpartner/innen
der Studentenwerke, der Studien- und Sozialberatungen,
Vertrauensdozierende sowie die Ehrenamtlichen der Initiative ArbeiterKind.de, die aufgrund ihrer Erfahrungen als
Bildungsaufsteiger/innen Ihrem Kind unterstützend zur
Seite stehen.
20
Der Schritt in die akademische Welt – eine Herausforderung für
Eltern und Kind
Die Leistungsanforderungen und Erfolgsaussichten eines Studiums sind schwer einzuschätzen und fehlende Erfahrungswerte
innerhalb der Familie erschweren Studierenden der ersten Generation oft den Start an der Hochschule. Wo Akademikerkinder
auf die Erfahrungen und das Wissen ihrer Eltern bauen können,
bleiben „Arbeiterkinder“ meist sich selbst überlassen. Für Eltern
ist es eine Herausforderung, die Entscheidung ihres Kindes mitzutragen und dessen akademischen Werdegang trotz Ängsten
und Vorurteilen wertzuschätzen. Aber gerade die Anerkennung
der Familie ist für Studierende der ersten Generation wichtig, unterstützt diese doch bei Selbstzweifel und Loyalitäts- sowie Identifikationskonflikten, die Studierenden oft zu schaffen machen.
Interview mit Jutta und ihrer Tochter Marie
BACHELOR AND MORE im Gespräch mit Jutta zum Thema
„Erste Generation an der Hochschule“:
Was haben Sie gedacht, als Ihre Tochter gesagt hat, dass sie
studieren möchte?
Jutta: Ich habe mir Sorgen gemacht, z. B. wie sie das finanziell
hinkriegen will, da wir sie nicht unterstützen konnten. Ich hatte
Angst, dass sie sich nach Realschulabschluss und Abitur zu viel
zumutet. Studieren war für mich nur was für Kinder von Ärzten
oder Rechtsanwälten und meine Tochter war eher eine durchschnittliche Schülerin und ist auch einmal sitzen geblieben.
Wie bewerten Sie ihre Entscheidung heute?
Jutta: Ich finde ihre Entscheidung für ein Studium sehr mutig.
Sie hat sich für ein Studienfach entschieden, für das
sie brennt und hat ihr Studium trotz aller Schwierigkeiten – vor allem finanzieller Art – durchgezogen. Das macht mich stolz! Ich habe zwar
immer noch nicht verstanden, womit sie sich
inhaltlich all die Jahre beschäftigt hat und es
ist schade, wenn man anderen nicht erklären
kann, was die eigene Tochter macht, aber ich
habe mich immer „gezwungen“ am Ball zu
bleiben, immer wieder nachgefragt, versucht
ihre neue Situation zu begreifen und sie moralisch unterstützt so gut es ging.
Hat sich Ihre Tochter aufgrund des Studiums verändert?
Jutta: Ich habe gleich von Beginn an einige Veränderungen
gemerkt, bspw. hat sich ihr Wortschatz total geändert. Insgesamt ist sie aber mein Mädchen geblieben und eine erwachsene, selbstständige Frau geworden.
Was würden Sie anderen Eltern von Erstakademiker/innen als
Tipp gern mit auf den Weg geben?
Jutta: Habt Vertrauen in eure Kinder und seid für sie da, selbst
wenn ihr nicht versteht, was sie tun. Sie sind und bleiben unsere Kinder, egal ob sie jetzt einen uns unbekannten Weg einschlagen und manchmal komisch reden.
Studienwahl - Der Weg ins Wunsch-Studium
Maries Sichtweise zum „Studieren als Erste/r in der Familie“:
Wie haben deine Eltern auf deinen Entschluss, ein Studium im
Fach „Soziale Arbeit“ zu beginnen, reagiert?
Marie: Meine Mutter war entsetzt und hat mich gefragt, ob
das jetzt auch noch sein muss. Aber ich glaube, diese erste
Reaktion kam aus Angst heraus. Nach dem ersten Schock hat
sie mich unterstützt, z. B. indem sie mir immer vermittelt hat,
dass es – selbst wenn ich im Studium scheitern sollte – einen
Plan B für mich gibt.
Was sind deiner Meinung nach die größten Hürden, die man
als „Arbeiterkind“ an der Hochschule überwinden muss?
Marie: Meiner Meinung nach ist die größte Hürde, das Zurechtfinden in zwei Welten – in der akademischen und in der familiären.
Man bewegt sich zwischen diesen beiden Welten und hat manchmal den Eindruck, zu keiner (mehr) so richtig dazu zu gehören.
Die Erkenntnis, dass es viele von uns gibt und sich alle ähnlichen
Herausforderungen stellen mussten, hat mir geholfen. Man ist
nicht allein – es gibt viele Mitstudierende, deren Eltern auch nicht
studiert haben und es gibt viele Unterstützungsmöglichkeiten.
Wie hast du dein Studium finanziert?
Marie: Meine Eltern konnten mich finanziell nicht unterstützen und da ich keine Ahnung über Stipendien hatte, habe ich
mein Studium zum Teil über BAföG aber primär mit Jobs und
einem Studienkredit finanziert. Ich hatte das Glück, dass ich als
studentische Mitarbeiterin an der Hochschule arbeiten und so
schon Weichen für meine berufliche Zukunft stellen konnte. Das
würde ich auch allen empfehlen: Sucht euch einen Job direkt
über das schwarze Brett der Hochschule. Es ist besser
bezahlt als Kellnern oder ähnliches und ihr bekommt
einen Einblick in die Hochschulstrukturen.
Und heute? Haben sich Mühe und Kosten für
dich nachhaltig gelohnt?
Marie: Definitiv! Ich habe einen Beruf, den ich
ohne ein abgeschlossenes Studium nicht machen
könnte und der mich erfüllt. Zwar werde ich noch
Jahre meinen Studienkredit in Höhe eines Mittelklassewagens abzahlen müssen, aber die Investition
in meine Ausbildung hat sich auf jeden Fall gelohnt.
Was siehst du als nachhaltigen Gewinn deines Studiums?
Marie: Ich glaube, dass wir aufgrund unseres Bildungsaufstiegs besondere Fähigkeiten mitbringen, mit denen wir uns
auf dem Arbeitsmarkt nachhaltig profilieren können. Wir treten bescheiden auf, unsere Entscheidung für ein Studium zeigt
Mut und Eigeninitiative. Durch unser Studium haben wir eine
ausdauernde Leistungsbereitschaft bewiesen und dadurch,
dass wir uns in zwei Welten bewegen, haben wir die Fähigkeit,
verschiedene Perspektiven einzunehmen. Außerdem bringen
wir aus unseren Familien Bodenständigkeit und Praxisorientierung mit – dies alles sind Kompetenzen, von denen wir ein
Leben lang zehren können.
21
Studieren im Ausland - Warum ein Auslandsstudium eine gute
Alternative sein kann
Seit Jahren zieht es immer mehr deutsche Bachelor-Studierende ins Ausland – sei es nun für ein komplettes Studium, ein Auslandssemester oder ein Praktikum. Das europäische Ausland ist
dank der Einführung des Bologna-Prozesses und dem daraus resultierenden (vereinheitlichten) Bachelor- und Master-System beliebter denn je. Die Änderungen, die sich aus der Bologna-Reform
ergeben, vereinfachen es Ihrem Kind bspw. seinen Bachelor-Abschluss in Österreich zu erwerben, für sein Master-Studium nach
Spanien zu gehen und letztendlich voll ausgebildet in Deutschland
zu arbeiten.
internationale Kontakte geknüpft. Ein weiterer Grund, warum Ihr
Kind ein Auslandsstudium in Betracht ziehen könnte, ist das Studienangebot im europäischen Ausland, welches sich zu Teilen stark
von dem in Deutschland unterscheidet. Gerade Großbritannien,
aber ebenso viele andere Länder sind dafür bekannt, besondere
und spezialisierte Studiengänge anzubieten, die in Deutschland
ihresgleichen suchen. In einigen Ländern besteht sogar die Möglichkeit, Fächer frei zu kombinieren, sodass diese zu einem ganz
persönlichen Traumstudiengang führen und viele Entfaltungsmöglichkeiten bieten.
Gründe und Vorteile eines Auslandsstudiums
Gründe für ein Auslandsstudium gibt es viele. Einer der wichtigsten ist sicher die Zulassungsbeschränkung populärer Studiengänge an deutschen Hochschulen. Das beste Beispiel dafür
ist das Medizinstudium. Der Numerus Clausus, so wie er in
Deutschland existiert und jedem Bewerber für Medizin auferlegt wird, ist in den meisten europäischen Ländern ein Fremdwort. Natürlich gibt es auch in anderen Ländern zulassungsbeschränkte Studiengänge, jedoch werden freie Plätze dort meist
nicht nach der Abiturnote, sondern bspw. nach einem Losverfahren (wie in den Niederlanden üblich) oder einem Aufnahmetest
(wie er typisch in Österreich ist) vergeben. Bewerber haben hier
die Möglichkeit, ihre studienrelevanten Kenntnisse in Tests oder
Gesprächen unter Beweis zu stellen. Schließlich haben Abiturnoten in Fächern ohne Studienbezug zwar einen großen Einfluss
auf den Abiturschnitt an sich, geben jedoch keinerlei Auskunft
über die späteren Leistungen Ihres Kindes im Medizinstudium
oder gar als ausgebildeter Mediziner.
Bedenken gegenüber einem Auslandsstudium
Doch trotz aller Vorteile sollten Sie einen eventuellen Auslandsaufenthalt Ihres Kindes ruhig auch kritisch betrachten
und sich mit möglichen Zweifeln auseinandersetzen. Die meisten Abiturient/innen sind zur Zeit Ihres Abschlusses gerade
erst volljährig, haben bis dato zu Hause gelebt und waren noch
nie „auf sich allein“ gestellt. Dies würde sich mit einem Auslandsstudium rapide ändern: Ihr Kind wäre nicht mehr in seinem gewohnten Umfeld und müsste daher in vielerlei Hinsicht
eigenverantwortlich handeln und entscheiden. Aber vergessen
Sie bitte nicht: Das gleiche Szenario würde Ihrer Familie ebenfalls in Deutschland bevorstehen, wenn sich Ihr Kind für einen
deutschen Studienplatz fernab von zu Hause bewerben würde.
Die Erfahrungen, die während eines Auslandsstudiums gesammelt werden, hinterlassen darüber hinaus oftmals einen positiven
Eindruck auf den späteren Arbeitgeber Ihres Kindes: Ihr Kind gilt
durch ein Studium im Ausland als eigenverantwortlich, selbstständig und weltoffen. Das Plus im Lebenslauf erhöht somit die
Jobchancen und erleichtert den Berufseinstieg. Neben diesem
Vorteil bietet ein Studium im Ausland aber zugleich eine Reihe
persönlicher Vorteile. So wird nicht allein die Selbstständigkeit
gefördert, sondern es werden auch neue Kulturen entdeckt und
Studienwahl - Der Weg ins Wunsch-Studium
22
tive zum kompletten Bachelor-Studium im Ausland bieten. Fast jede
deutsche Universität oder Fachhochschule hat mittlerweile Partnerhochschulen im europäischen Ausland, an
denen die Studierenden ihr Auslandssemester absolvieren können und ggf. sogar einen Doppelabschluss am Ende ihres
Studiums erhalten. Auch ein Auslandspraktikum wäre denkbar: eine Vielzahl von deutschen Hochschulen konnte in den vergangenen
Jahren Kontakte zu ausländischen Unternehmen
knüpfen, von denen Ihr Kind profitieren kann.
Zudem sollte der Aspekt der Kosten eines Auslandsstudiums nicht außer Acht
gelassen werden. In Deutschland haben
die meisten Studierenden während ihres
Studiums die Möglichkeit, sich selbst einen Teil der Lebenshaltungskosten durch
einen 450 € Job zu finanzieren. Doch wie
sieht das im Ausland aus, gerade wenn
Ihr Kind (noch) nicht die Landessprache beherrscht? In den meisten europäischen Ländern
ist es möglich und ebenso gern gesehen, dass Studierende neben ihrem Studium einen Nebenjob ausüben. Eine
Arbeitserlaubnis wird dazu nicht benötigt, solange Ihr Kind innerhalb der EU studiert und arbeitet. Sollte Ihr Kind es sich gerade zu Beginn seines Studiums noch nicht zutrauen, mit den
vorhandenen Sprachkenntnissen auf Jobsuche zu gehen, gibt
es andere Finanzierungsmöglichkeiten, aus denen Sie schöpfen
können. Zum einen gibt es das Auslands-BAföG, das alle deutschen Studierenden beantragen können, die sich für ein Studium
im Ausland entschieden haben. Andere Finanzierungsmöglichkeiten umschließen Stipendien oder auch Bildungskredite und
-fonds. Studienaufenthalte von bis zu einem Jahr können durch
das „Erasmus+ Programm“ finanziert werden. Studierende, die
dieses Stipendium erhalten, zahlen im Ausland keine Studiengebühren und erhalten eine monatliche Förderung von bis zu 500 €.
Bitte vergessen Sie nicht, dass ein Auslandsstudium – trotz des
großen Mehrwerts, den Ihr Kind dadurch erhält – nicht in jedem Fall sinnvoll ist. Sollte Ihr Kind bspw. den Berufswunsch
„Staatsanwalt an einem deutschen Gericht“ verfolgen, so wäre
es nicht ratsam, im europäischen Ausland Jura zu studieren –
Ihr Kind würde das Recht des jeweiligen Landes erlernen und
somit auf den falschen Markt vorbereitet werden.
Zum Abschluss lässt sich festhalten, dass ein Studium im europäischen Ausland grundlegend eine gute Alternative zum Studium
in Deutschland bieten kann. Sie sollten Ihrem interessierten Kind
die Möglichkeit offen lassen, sich über ein Auslandsstudium zu
informieren sowie Vor- und Nachteile selbst abzuwägen. Zudem
sollten Sie in jedem Fall offen mit Ihrem Kind über mögliche Sorgen und Kostenfaktoren sprechen, ihm aber zugleich das Gefühl
geben, dass Sie es voll und ganz unterstützen – egal, ob es sich
für ein Studium in Deutschland oder im Ausland entscheidet.
Alternativen zum Vollzeit-Studium im Ausland
Sollte Ihr Kind Ihnen gegenüber Interesse an einem Auslandsstudium bekunden, wäre ein wichtiger Schritt zu überlegen, ob
das gesamte Studium im Ausland absolviert werden soll. Ein
Auslandssemester oder -praktikum können eine tolle Alterna-
Beliebteste Zielländer deutscher Auslandsstudierender
GB
15.810
USA
9.053
DK
2.377
U
2.253
NL
24.815
F
7.661
CH
12.073
AT
25.099
I
1.421
AUS
1.497
Wie aus der Grafik ersichtlich, sind neben Österreich auch die Niederlande und Großbritannien beliebte Ziele deutscher Studierender, die ein Studium im Ausland anstreben.
Studienwahl - Der Weg ins Wunsch-Studium
23
Vom Hotel Mama in die Studenten-WG - Was tun, wenn Ihr Kind
ausziehen will?
Viele Kinder werden mit dem Beginn des Studiums „flügge“: Sie
verlassen das Elternhaus und ziehen in ihre eigenen vier Wände
– vielleicht sogar weit weg vom Heimatort. Welche Herausforderungen bringt dies für den angehenden Studierenden mit sich?
Wie beeinflusst der Auszug des Kindes die Eltern? Und wie können sich Eltern und Kind gegenseitig unterstützen?
Studienort auswählen
Hauptgrund für die Auswahl des Studienortes sollte auf jeden
Fall das Studienangebot sein. Denn nichts ist wichtiger, als dass
Ihr Kind den passenden Studiengang findet! Selbst wenn ein
Studienfach an vielen Universitäten angeboten wird, so sind die
Expertise der Lehrkräfte und die Qualität der Kurse von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich. Betrachten Sie daher
den Studienort zunächst als zweitrangig in der Studienwahl.
Sollten letztendlich mehrere Studiengänge an unterschiedlichen Studienorten in die engere Auswahl kommen, dann stellen Sie sich folgende Fragen:
• Welche Stadt findet Ihr Kind interessant? Wo wird es sich
wohlfühlen?
• Wie hoch sind die Lebenshaltungskosten in den Städten,
die zur Auswahl stehen?
• Wie weit ist der Studienort vom Heimatort entfernt?
Gerade die letzte Frage ist für Eltern von großem Belang. Helfen Sie Ihrem Kind bei der Entscheidung und besprechen Sie
mit ihm die Vor- und Nachteile verschiedener Standorte.
Wenn Sie sich für eine Stadt in der Nähe des Heimatorts entscheiden, profitieren Sie und Ihr Kind von diversen Vorteilen:
• Engerer Kontakt zur Familie und mehr Möglichkeiten zur
Unterstützung (z.B. Hilfe im Haushalt etc.)
• Das soziale Umfeld bleibt erhalten (z.B. Vereine des Kindes)
• Gute Orientierung in der Gegend
• Einfacherer Umzug und günstigeres Pendeln nach Hause
Studienwahl - Der Weg ins Wunsch-Studium
Das Studium in einer Stadt weit weg von zu Hause bringt ebenso Positives mit sich:
• Erweiterung des Horizonts durch das Kennenlernen neuer
Regionen und Menschen
• Beim Auslandsstudium: Erlernen einer Fremdsprache
und interkultureller Kompetenz
• Mehr Selbstständigkeit und ein größeres Unabhängigkeitsgefühl
• Engerer Kontakt zum Studienumfeld, da das regelmäßige
Pendeln in den Heimatort wegfällt und mehr Energie in
neue Freundschaften gesteckt wird
Kosten und Finanzierung
Finanziell gesehen wäre es natürlich am besten, wenn Ihr Kind
zu Hause wohnen würde. Wenn dies aber nicht möglich oder
nicht gewollt ist, dann sollten Sie anfangen, die Kosten genau
zu kalkulieren.
Wohnungs- und Lebensunterhaltskosten variieren von Stadt
zu Stadt: Zwischen West- und Ostdeutschland, Groß- und
Kleinstadt bzw. zwischen Skandinavien und Osteuropa sind
die Preisunterschiede erheblich. Informieren Sie sich über
die Mietspiegel der ausgewählten Orte, zum Beispiel bei
meinestadt.de.
Haben Sie die Aufwände für das Pendeln zwischen Studien- und
Heimatort berücksichtigt? Solange Studien- und Heimatort im
selben Bundesland liegen, sind die Fahrtkosten überschaubar:
Die meisten Bundesländer bieten günstige Semestertickets für
Busse und Regional-Bahnen an und in vielen Fällen ist dieses
Ticket sogar direkt im Semesterbeitrag enthalten. In der Regel steigen die Kosten pro Fahrt, je weiter weg Ihr Kind wohnt.
Dann sind allerdings spontane Besuche eher selten, sodass
auf die gesamte Studienzeit berechnet die Pendel-Kosten nicht
viel höher sind als bei nahen Studienorten.
24
Sobald Ihr Kind eine eigene Wohnung unterhält, kommen verständlicherweise Mehrkosten für die Miete und andere Fixkosten auf Sie zu. Durch die
höhere finanzielle BelasWeitere Informationen rund
tung steigen zugleich die
um das Thema Finanzierung
Chancen, dass Ihrem
finden Sie auf den Seiten
Kind eine höhere
32-37.
BAföG-Auszahlung bewilligt wird. Doch trotz dieser
Finanzspritze vom Staat, eventuellen Einnahmen aus Nebenjobs oder Studienkrediten sind die meisten Studierenden in
Deutschland auf finanzielle Unterstützung
durch ihre Eltern angewiesen. Zum Glück
gibt es günstige studentische Wohnmöglichkeiten. Aber nicht nur der finanzielle
Aspekt, sondern auch der Wohlfühlfaktor
ist wichtig bei der Wahl der Wohnungsform.
WG, Studentenwohnheim oder eigene Wohnung?
Die WG ist eine der bekanntesten und beliebtesten
Wohnformen unter Studierenden in Deutschland und anderen Ländern – rund 29 % der deutschen Studierenden wohnen
in einer WG. Wer in einer Wohngemeinschaft wohnen möchte, sollte Freude an sozialen Kontakten und eine gewisse Toleranzfähigkeit mitbringen. Besonders schön ist es natürlich, mit
Freunden aus der Schulzeit zusammen zu ziehen. Auch gerade
für Studierende, die neu in einer Stadt sind und dort noch niemanden kennen, ist die WG der beste Startpunkt, ein soziales
Netzwerk aufzubauen.
Studenten-WGs werden meist privat organisiert: eine Person
ist der Hauptmieter und teilt die Wohnkosten mit den anderen
Mietern. Es gibt zahlreiche Plattformen, wie wohngemeinschaft.de und wg-gesucht.de, auf denen Mitbewohner gesucht
und freie WG-Plätze gefunden werden können.
Der „WG-Gründer“ sucht seine Mitbewohner aus und hat dadurch mehr Gestaltungsmöglichkeiten in der Wohnung, trägt
aber ebenso mehr Verantwortung. Manche Vermieter schreiben
ihre Wohnungen auch direkt als Studenten-WGs aus, sodass
es keinen Hauptmieter gibt und alle Mitbewohner die gleichen
Rechte haben.
In dieser Form bieten auch viele Studentenwerke ihre Wohnräume an: Sie vermieten einzelne Zimmer, die Studierenden
teilen sich aber Küche und Bad. Daneben gibt es jedoch auch
Ein-Raum-Wohnungen und „Studio-Appartments“ (zum Beispiel
ein Zimmer mit eigenem Bad, aber gemeinsam genutzter Küche).
Die Wohnungen der Studentenwerke sind in der Regel die günstigsten Wohnmöglichkeiten für Studierende. Durchschnittlich
beträgt die monatliche Warmmiete 218 €. Außerdem stellen
Studentenwerke auch ein Grundmobiliar, Strom, Wasser und
Internet zur Verfügung. So haben die Studierenden nur wenig
Mühe beim Umzug und brauchen sich nicht mit organisatorischen Aspekten zu befassen. Daher sind Studentenwerkwohnungen die beliebteste Wohnform für ausländische Studierende
in Deutschland. Über 40 % der Ausländer und 10 % aller Studierenden entscheiden sich jährlich für Zimmer bei einem deut-
Studienwahl - Der Weg ins Wunsch-Studium
schen Studentenwerk. Ein Nachteil ist jedoch, dass die Wohnplatzzahl in vielen Städten (Studentenstädte und Großstädte)
gering ist und nicht jede Beantragung zum Erfolg führt.
Das Leben in der eigenen Wohnung ist mit dem größten Grad
an Freiheit, aber auch mit der größten Verantwortung und
den höchsten Kosten verbunden. Legt Ihr Kind viel
Wert auf Privatsphäre? Dann wäre eine Einzelwohnung die beste Option. Neben der EinRaum-Wohnung im Studentenwerk gibt es
hier jedoch nur selten wirklich günstige
Angebote speziell für Studierende.
Bei der Wohnungssuche Augen und
Ohren offen halten
Die Suche nach einer geeigneten
Studentenbleibe benötigt viel Vorbereitung, Geduld und ein bisschen
Glück. Machen Sie sich zusammen mit
Ihrem Kind ein Bild von der Wohnsituation im zukünftigen Studienort und überlegen
Sie gemeinsam, welche Wohnform in Frage kommt.
Nutzen Sie bei der Suche mehrere Kanäle, wie das
Internet, schwarze Bretter und Vitamin B. Wenn Sie am Ball
bleiben und Augen und Ohren offen halten, finden Sie bestimmt das Richtige!
Den Auszug des Kindes emotional erleben
Dass Kinder im jungen Erwachsenenalter das Elternhaus verlassen, ist ein ganz natürlicher Schritt im Leben. Dennoch ist
diese Trennung eine emotionale Herausforderung, sowohl für
die Kinder, als auch für Sie als Eltern:
• Haben Sie Vertrauen! Eltern bewegt häufig die Sorge: „Wie
wird mein Kind alleine mit den Schwierigkeiten des selbstständigen Lebens umgehen?“ Solche Sorgen sind durchaus berechtigt, dennoch sollten Sie Vertrauen in Ihr Kind
und in Ihre Erziehung haben. Es ist zwar nicht leicht, aber
Ihr Kind wird mit der neuen Situation sicher gut zurechtkommen und bei Fragen oder Problemen können Sie ihm
immer Ihre Hilfe anbieten.
• Erstellen Sie einen Kontaktplan! Der Auszug aus
dem Elternhaus führt mit Sicherheit zu einem größeren (emotionalen) Abstand von Ihrem Kind. Um den
Kontakt weiterhin aufrecht und intensiv zu erhalten,
können Sie Termine für Telefongespräche, Besuche
oder sogar gemeinsame Reisen planen. Ob Ihr Kind es
zugeben möchte oder nicht: Ihre Tochter oder Ihr Sohn
braucht diesen Kontakt ebenso wie Sie.
• Haben Sie Geduld! Gespräche und Besuche zu planen ist
gut, aber es kann auch zu viel des Guten geben. Ihr Sohn/
Ihre Tochter braucht einige Zeit, um sein/ihr Studentenleben selber zu gestalten. Berücksichtigen Sie die Tatsache,
dass der Umzug für ihn/sie auch eine neue Erfahrung ist;
ein Schritt, den Ihr Kind eben nur allein gehen kann.
• Konzentrieren Sie sich auf Ihre eigenen Bedürfnisse!
Denken Sie daran, dass Sie nun mehr Zeit für sich selbst
oder für ihre anderen Lebensrollen haben. Sie haben jetzt
die Möglichkeit, wieder mehr mit Ihrem Partner zu unternehmen, sich auf Ihre Karriere zu konzentrieren oder Ihre
Zeit Ihrem Hobby zu widmen.
25
Zulassung zum Studium
Welche Hürden gibt es auf dem Weg zum Studium?
Sind die Wünsche des Kindes bezüglich eines passenden
Studiengangs geklärt, steht die Bewerbung an. Doch gerade
hierbei ist noch einmal besondere Aufmerksamkeit geboten
– denn die Zulassungskriterien sind je nach Studiengang,
Hochschule, Bundesland, EU-Land etc. verschieden. Daher:
„Augen auf bei der Zulassung!“ Wie sich zulassungsfreie
von zulassungsbeschränkten Studiengängen unterscheiden und welche Hürden Ihr Kind bei der Bewerbung für sein
Wunsch-Studium eventuell ebenfalls beachten muss, erfahren Sie im folgenden Kapitel.
Zulassungsfreie Studiengänge vs. Numerus Clausus
Was ist unter zulassungsfreien Studiengängen zu verstehen und
was versteckt sich eigentlich hinter dem Numerus Clausus?
Die Zulassungsvoraussetzungen der Hochschulen
Eltern wie Schüler zunächst oft vor Rätsel.
stellen
Übersicht der Zulassunghürden
Numerus Clausus (NC)
Der NC bezeichnet im Allgemeinen die Durchschnittsnote im Abitur, die ein Bewerber mindestens vorweisen muss, um einen
Studienplatz für einen zulassungsbeschränkten Studiengang zu erhalten.
Zulassungsfreie Studiengänge
Wer sich auf einen zulassungsfreien Studienplatz bewirbt, kann davon ausgehen, den Studienplatz auch zu erhalten.
• Zulassungsvoraussetzung: Abitur oder Fachabitur
• Bewerbungsadresse: Hochschule
Zulassungsbeschränkte Studiengänge
Die Anzahl der Bewerber übersteigt die verfügbaren Studienplätze. In diesen Fällen wird die Zulassung meist anhand der
Abiturnoten, also über den „Numerus Clausus (NC)“, vergeben.
• Zulassungsvoraussetzung: Abitur oder Fachabitur mit einem bestimmten Notendurchschnitt (NC)
Studiengänge mit zentraler Zulassungsbeschränkung
• Studiengänge, für die ein NC an allen Hochschulen in Deutschland erhoben wird: Medizin, Tiermedizin, Zahnmedizin und Pharmazie
• Bewerbungsadresse: Stiftung für Hochschulzulassung über www.hochschulstart.de
Studiengänge mit örtlicher Zulassungsbeschränkung
• Studiengänge, für die nur an bestimmten Hochschulen ein NC besteht
• Bewerbungsadresse: Hochschule oder www.hochschulstart.de (je nach Vorgabe)
Zulassung zum Studium - Welche Hürden gibt es auf dem Weg zum Wunsch-Studium?
26
Zulassungsfrei oder zulassungsbeschränkt –
Wo finden Sie Informationen zu Zulassungsvoraussetzungen?
Vorgaben und Kriterien für die Zulassung finden Sie in den Studiengangspräsentationen auf den Hochschul-Webseiten. Diese
sollte Ihr Kind für jede Studienbewerbung genau durchlesen,
damit die Bewerbung nicht an einer Formalie scheitert. Eine
bundesweite Zulassungsbeschränkung durch den NC besteht
ausschließlich für die Studiengänge Medizin, Tiermedizin,
Zahnmedizin und Pharmazie.
Mythos NC: Wie wird der NC für Studiengänge ermittelt?
Zur Bestimmung des Numerus Clausus werden alle eingereichten Bewerbungen gesichtet und absteigend nach dem
Abiturdurchschnitt sortiert. Die verfügbaren
Studienplätze werden nun an die Bewerber
mit den besten Abiturnoten vergeben.
Die Durchschnittsnote des Bewerbers, der den letzten Studienplatz
erhält, definiert den NC für diesen
Studiengang. Der NC bezeichnet
damit den Abiturschnitt, den ein
Bewerber mindestens erreicht
haben muss, um einen Studienplatz zu bekommen.
Wichtig ist, dass der NC für den
kommenden Studienstart auf
Grundlage der aktuellen Bewerbungen ermittelt wird. Der NC-Wert
aus dem Vorjahr kann damit zwar als
Anhaltspunkt für den erforderlichen
Abiturschnitt dienen, sollte Ihr Kind aber
auf keinen Fall davon abhalten, sich trotz einer
schlechteren Abinote zu bewerben.
„Ein notwendiger NC von 1,2?!“ Was Sie tun können, damit Ihr
Kind den NC für das Wunsch-Studium erreicht
Nicht nur Abiturient/innen, auch deren Eltern neigen dazu, angesichts der NC-Werte in Panik zu verfallen. Der NC für das
kommende Semester kann jedoch durchaus niedriger ausfallen als in den Vorjahren und eine Bewerbung sollte auf jeden
Fall verschickt werden.
Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, sich vom NC nicht abschrecken zu lassen, sondern ihn vielmehr als Anlass zum Lernen
für das Abitur zu nehmen. Dazu müssen Sie natürlich wissen,
ob es einen NC für die gewünschte Studienrichtung Ihres Kindes gibt. Ermuntern Sie Ihren Sohn oder Ihre Tochter deshalb
frühzeitig, sich mit dem Thema Studienwahl zu beschäftigen.
Gibt es tatsächlich einen NC für das Wunsch-Studium, überlegen Sie gemeinsam, wie Ihr Kind diesen erreichen kann. Vielleicht hilft schon ein täglicher motivierender Anschubser zum
Lernen, oder vielleicht kennen Sie jemanden, der Nachhilfe
geben kann.
„NICHT zugelassen.“ Möglichkeiten für Ihr Kind, falls der NC
die Zulassung verhindert
Der Schock kommt per Post: Wer eine Studienplatzabsage erhält, ist oft bitter enttäuscht. Doch noch sind nicht alle Chancen
auf das Wunsch-Studium vertan. Immer gibt es Bewerber, die
eine Zusage erhalten, den Studienplatz aber nicht annehmen.
In diesen Fällen wird ein Nachrückverfahren für die noch freien Studienplätze durchgeführt. Hier haben vor allem diejenigen Chancen, die den NC knapp verfehlt haben.
Darüber hinaus gibt es zum Semesterstart meist noch einige
unbesetzte Studienplätze an den Hochschulen, die über ein
Losverfahren vergeben werden. Wie der Name schon sagt, entscheidet hier das Los über die Zulassung, der Abiturschnitt wird
nicht berücksichtigt. Um am Losverfahren teilzunehmen, ist
eine Anmeldung notwendig. Nähere Informationen dazu finden
Sie auf den Webseiten der Hochschulen.
Falls schon vor der Studienbewerbung abzusehen ist, dass Ihr Kind den NC nicht oder
nur knapp erreichen wird, sollten Sie
gemeinsam über Alternativen nachdenken. Gibt es andere Hochschulen, die diesen Studiengang ohne
NC anbieten? Muss es unbedingt
dieser Studiengang sein oder gibt
es verwandte Fächer, die Ihr Kind
ebenfalls interessieren? Raten
Sie Ihrem Kind auf jeden Fall, sich
an mehreren Hochschulen und
gegebenenfalls auch für mehrere
Studiengänge zu bewerben. Dies
erhöht die Aussichten auf einen Studienplatz ungemein.
Schließlich können Sie und Ihr Kind
auch ein Auslandsstudium in Betracht ziehen. Bspw. ist die Zulassung für Studiengänge in
den Niederlanden und Österreich weniger stark an den
Abiturdurchschnitt gekoppelt und deutsche Abiturient/innen
finden in beiden Ländern gute Studienbedingungen vor. Weitere Informationen speziell zum Studium in Holland finden Sie
unter www.studienscout-nl.de.
Und außerdem? Welche Zulassungsvoraussetzungen neben
dem NC erhoben werden können
Sowohl für zulassungsfreie als auch für zulassungsbeschränkte Studiengänge können unabhängig vom NC weitere
fachbezogene Vorgaben bestehen, die für eine Zulassung erforderlich sind. Dazu zählen zum Beispiel Sprachkenntnisse
oder Praxiserfahrung, aber auch Zulassungstests oder Auswahlgespräche. Nähere Informationen dazu erhalten Sie im
folgenden Artikel.
Tipp:
Bewerbungsfristen nicht verpassen! Für den Studienstart zum Wintersemester gibt es eine allgemeine Bewerbungsfrist zum 15. Juli, für Bewerbungen zum Sommersemester ist es der 15. Januar. An vielen Hochschulen weichen die
Fristen jedoch ab. Prüfen Sie die Termine deshalb unbedingt
auf den Hochschul-Webseiten oder unter www.hochschulkompass.de/studium/bewerbung-zulassung/fristen-termine.html.
Zulassung zum Studium - Welche Hürden gibt es auf dem Weg zum Wunsch-Studium?
27
Sprachtest, Motvationsschreiben und Co. - Typische Zulassungshürden
in der Übersicht
In manchen Studiengängen gibt es, neben dem Numerus Clausus (siehe Seiten 26-27), zusätzliche Hürden, die Bewerber
überwinden müssen, um ihre Eignung für das Programm unter
Beweis zu stellen. Typische Beispiele sind Zulassungsgespräche und Zulassungstests, bei denen die Hochschulen versuchen
zu ermitteln, ob ein Kandidat für das Programm geeignet ist.
Je nach Programm kann es auch sein, dass Sprachkenntnisse
nachgewiesen werden müssen oder der Bewerber sich in Form
eines Motivationsschreibens ausführlich präsentieren muss.
Die rechtzeitige Vorbereitung ist hier entscheidend, damit Ihr
Kind sich auf gegebenenfalls anfallende Tests vorbereiten oder
etwa Arbeiten für eine Bewerbungsmappe sammeln kann.
Sprachtests – Fremdsprachkenntnisse nachweisen
Sind für die Aufnahme des Studiums Fremdsprachenkenntnisse
notwendig, müssen diese meist vor Studienbeginn im Rahmen
eines Sprachtests nachgewiesen werden. Oftmals ist dies der
Fall, wenn der Unterricht in einer Fremdsprache stattfindet,
die Sprache selbst Gegenstand des Studiums ist (philologische
Studiengänge) oder das verwendete Studienmaterial (Stichwort
Quellenstudium) vermehrt in einer Fremdsprache vorliegt und
von den Studierenden verstanden werden muss.
Je nach Studiengang und Hochschule ist unterschiedlich, welches Sprachniveau (im Rahmen des Gemeinsamen Europäischen
Referenzrahmens für Sprachen) nachgewiesen werden muss –
der Schwierigkeitsgrad der Tests kann somit variieren. Ihr Kind
muss verschiedene Testteile durchlaufen. Häufig werden Grammatikkenntnisse sowie das Lese- und Hörverständnis überprüft.
Auch Sprech- und Schreibfähigkeiten werden oft getestet.
Ihr Kind sollte sich frühzeitig über Testtermine und -modalitäten informieren, um sich gegebenenfalls vorbereiten zu können.
Oft stellen die Hochschulen Mustertests zum Download zur
Verfügung, sodass die Studienbewerber sich ein Bild davon machen können, was im Sprachtest auf sie zukommt.
Das Motivationsschreiben – Leistungen präsentieren und Interesse zeigen
Viele Hochschulen fordern ihre Bewerber mittlerweile dazu auf,
den Bewerbungsunterlagen ein Motivationsschreiben beizulegen, in dem der Kandidat sich vorstellen und seine bisherigen
Leistungen präsentieren soll. Der wichtigste Bestandteil des
Motivationsschreibens ist jedoch die Bekundung des Interesses
am Studienfach.
Muss Ihr Kind ein Motivationsschreiben verfassen, sollte es sich
hierfür auf jeden Fall genügend Zeit nehmen und gute Argumente finden: Was motiviert Ihr Kind, den Studiengang aufnehmen zu wollen? Gibt es außerschulische Engagements in Vereinen, Jugendorganisationen oder der Kirche, vielleicht sogar
Praktika, die als Vorkenntnisse angeführt werden können? Ferner macht es einen guten Eindruck, wenn deutlich wird, dass Ihr
Kind sich mit dem konkreten Angebot der Hochschule und dem
Ablauf dieses spezifischen Studiengangs auseinandergesetzt
hat und auf einzelne Aspekte Bezug nehmen kann.
Zulassungstests – Vorkenntnisse unter Beweis stellen
Hochschulen setzen, besonders bei sehr beliebten Studiengängen, Zulassungstests ein, um das Vorwissen und das grundlegende Verständnis für das Fachgebiet zu überprüfen. Ihr Kind
hat hier natürlich nicht das Abfragen von Detailwissen zu befürchten. Vielmehr werden allgemeine Fragen zum Studienfach
gestellt, die, wenn ein gewisses Interesse für den Studiengang
besteht und Ihr Kind sich mit dem Thema auseinandergesetzt
hat, gut schaffbar sein sollten.
Zur Vorbereitung bieten die Hochschulen oftmals Broschüren
und Informationsmaterial an. Auch kostenpflichtige Kurse von
kommerziellen Anbietern (on- und offline) bereiten auf die Zulassungstests vor, wobei hier die kritische Prüfung des Anbieters und der Notwendigkeit angebracht ist.
Die Internetrecherche ist sinnvoll, um hilfreiche Informationen
zu Aufbau und sonstigen Formalitäten zu sammeln. Vorsicht ist
jedoch bei Templates, Beispielsätzen und vorgefertigten Formulierungen geboten – Ihr Kind sollte auf keinen Fall „abkürzen“ und auf solche Vorlagen zurückgreifen. Die Verantwortlichen der Auswahlgremien lesen viele solcher Schreiben und
erkennen sofort, wenn das Motivationsschreiben nicht individuell verfasst wurde.
Zulassung zum Studium - Welche Hürden gibt es auf dem Weg zum Wunsch-Studium?
28
Zulassungsgespräch – Gegenseitiges Kennenlernen
Auch Zulassungsgespräche sind beliebte Ergänzungen im
Rahmen des Bewerbungsverfahrens vieler Hochschulen. Wie
auch bei den Zulassungstests gilt es hier, eine grundlegende
Kenntnis des Studienfachs unter Beweis zu stellen.
Eine sinnvolle Vorbereitung kann ferner das Verfassen eines
Motivationsschreibens (s.o.) sein, da auch in Zulassungsgesprächen das bisherige Engagement in relevanten Bereichen
thematisiert werden kann und häufig danach gefragt wird,
warum der Kandidat sich für den Studiengang entschieden
hat. Ihr Kind sollte sich außerdem vorab gut über den Studiengang, aber auch über die Hochschule selbst informieren.
Ein Zulassungsgespräch kann gerade für junge Studienbewerber besonders nervenaufreibend sein, haben sie doch meist
noch nicht viel Erfahrung mit mündlichen Testverfahren gemacht. Wenn Ihr Kind besonders nervös ist, kann es helfen, ihm
bewusst zu machen, dass es in erster Linie um ein gegenseitiges
Kennenlernen geht: Man schaut, ob man zueinander passt. Ihr
Kind sollte sich also authentisch zeigen und die eigene Begeisterung für das Fach rüberbringen – dann ist schon viel gewonnen.
Künstlerische Studiengänge – Bewerbungsmappe und Co.
In künstlerischen bzw. musischen Studiengängen muss die
Eignung meist durch das Durchlaufen einer besonderen Aufnahmeprüfung nachgewiesen werden.
Bei musikalischen Fächern müssen Kandidaten zum Beispiel
häufig einen Musiktheorietest sowie ein Vorspielen/Vorsingen
durchlaufen, in denen sie Werke verschiedener Stilrichtungen
vortragen. Auch ein Überprüfen der Hörfähigkeit ist bei musikwissenschaftlichen Studiengängen üblich. Tanz-Studiengänge
sehen oftmals Vortanzen in Form von Gruppenübungen und/
oder dem Präsentieren einer eigenen Choreographie vor. In den
Bereichen Bildende Kunst sowie Grafik und Gestaltung dagegen
muss meist eine Mappe mit bildnerischen Arbeiten (als Originale) eingereicht werden. In die Mappe gehört außerdem eine
Erklärung, dass die Arbeiten selbstständig angefertigt wurden.
Die genauen Anforderungen sowie die Termine und Modalitäten für die künstlerisch-musischen Aufnahmeprozeduren sind
unbedingt bei den Hochschulen im Vorfeld zu erfragen. Eine
Aufnahme ist in den meisten Fällen realistisch nur zu erwarten,
wenn Ihr Kind jahrelange Übung in dem jeweiligen Fach hat.
Zulassung zum Studium - Welche Hürden gibt es auf dem Weg zum Wunsch-Studium?
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Checkliste Bewerbungsunterlagen - So klappt es mit der (Erst-)Zulassung
Info vorab: Zulassungsbeschränkte und zulassungsfreie Studiengänge
Bei der Bewerbung um einen Studienplatz gelten je nach Studiengang unterschiedliche Zulassungskriterien.
Studienplätze für Human-, Tier- und Zahnmedizin sowie Pharmazie werden zentral über der Stiftung für Hochschulzulassung vergeben. Bei Orts-zulassungsbeschränkten sowie zulassungsfreien Studiengängen geht die Bewerbung meist direkt an die Hochschule der Wahl. Zwar werden von den Hochschulen in der Regel ähnliche Unterlagen, wie zum Beispiel eine Kopie des Abschlusszeugnisses, verlangt, allerdings können die Zulassungskriterien
von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich sein. Daher sollten Sie vorm Abschicken der Bewerbung genau
prüfen, ob alle Unterlagen vorhanden sind.
Mehr zu den Zulassungsbeschränkungen finden Sie auf den Seiten 26-29.
£ (Online-)Antrag auf Zulassung zum Studium
Viele Hochschulen bieten die Möglichkeit einer Online-Bewerbung. Der (Online-)Antrag muss
vollständig ausgefüllt und unterschrieben eingereicht werden.
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Beglaubigte Kopien der Hochschulzugangsberechtigung
Die meisten Hochschulen verlangen eine beglaubigte Kopie der Hochschulzugangsberechtigung (allgemeine Hochschulreife, Fachhochschulreife) sowie von eventuellen Hochschulaufnahmeprüfungen (Zulassungstest).
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Weitere Nachweise und Unterlagen
Neben der Kopie des Zeugnisses können Hochschulen weitere Nachweise und Unterlagen
verlangen. Dazu können unter anderem Sprachnachweise, die Ablegung einer Hochschulaufnahmeprüfung, das Einreichen einer Bewerbungsmappe, eventuelle Nachweise über
praktische Erfahrungen oder soziales Engagement, ein tabellarischer Lebenslauf sowie ein
Motivationsschreiben gehören. Welche Nachweise genau verlangt werden, erfahren Sie auf
der Webseite der Hochschule bzw. des jeweiligen Studiengangs.
Zulassung zum Studium - Welche Hürden gibt es auf dem Weg zum Wunsch-Studium?
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Unterlagen in deutscher Sprache einreichen
In der Regel müssen alle Unterlagen in deutscher Sprache vorgelegt werden. Sollten
Unterlagen nicht in deutscher Sprache vorhanden sein, sollten Sie eine amtliche
deutsche Übersetzung beifügen.
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Bewerbungsfrist einhalten
Beachten Sie die Bewerbungsfristen für die jeweiligen Studiengänge. Für das Wintersemester
endet die Bewerbungsfrist am 15. Juli und für das Sommersemester am 15. Januar.
Achtung: An vielen Hochschulen weichen die Termine ab. Manche Studiengänge beginnen
außerdem nur im Wintersemester!
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Nachweise nachreichen
Sollte Ihr Kind noch nicht über alle Nachweise verfügen, besteht eventuell die Möglichkeit,
diese nachzureichen. Erkundigen Sie sich vorab, ob diese Option angeboten wird, um einen
Ausschluss vom Bewerbungsverfahren zu vermeiden. Teilweise können Sie zunächst vorläufige Bescheinigungen beifügen und den endgültigen Nachweis später einschicken.
Nach der Bewerbung
Sobald Ihr Kind zum Studium zugelassen wurde, wird Ihnen ein Bescheid zugestellt. Dieser enthält den genauen
Einschreibetermin sowie weitere Informationen, welche Unterlagen bei der Einschreibung eingereicht werden müssen.
Zulassung zum Studium - Welche Hürden gibt es auf dem Weg zum Wunsch-Studium?
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Finanzierungsmöglichkeiten für das Studium Stipendien, BAföG und Co.
„Das Studium ist die schönste Zeit im Leben“ – diese Meinung
herrscht allgemein vor. Gleichzeitig kann ein Studium aber
auch eine Belastung sein, insbesondere in finanzieller Hinsicht.
Neben Lebenshaltungskosten in Form von Miete, Lebensmitteln und Versicherungen kommen weitere Ausgaben für Studienutensilien und Freizeitbeschäftigungen hinzu. Dies alles finanziell zu stemmen, ist leider nicht allen Eltern möglich. Dank
verschiedener Finanzierungsmodelle ist der Weg des Kindes
ins Studium allerdings dennoch machbar. Unter anderem bietet
sich die Beantragung des BAföG, die Bewerbung auf Stipendien
oder die finanzielle Absicherung durch einen Nebenjob an.
Hinweis: Weitere Informationen rund um das Thema Finanzierung
finden Sie auf: www.bachelor-and-more.de/finanzierung-studium
Interview: Kommt mein Kind für ein Stipendium in Frage?
Die wichtigsten Infos für Eltern
Viele denken, dass Stipendien nur an Studierende mit TopNoten gehen. Die Tatsache, dass Stiftungen Stipendien auch
für bspw. soziales Engagement vergeben, ist vielen unbekannt. Wer kommt für ein Stipendium in Frage? Welche Anforderungen müssen Kinder erfüllen, um ein Stipendium zu
erhalten?
Mira Maier von myStipendium.de hat uns diese und weitere
Fragen rund um das Thema Stipendium beantwortet.
BACHELOR AND MORE: Oft haben Schüler/innen sowie ihre Eltern nur eine vage Vorstellung davon, was ein Stipendium ausmacht. Wie würden Sie „Stipendium“ definieren?
Mira Maier: Bei einem Stipendium handelt es sich um eine
finanzielle oder ideelle Leistung, die ein Stipendiat von einer
Person oder einer Einrichtung geschenkt bekommt. Diese
Leistung muss nicht zurückgezahlt werden.
BACHELOR AND MORE: Damit sprechen Sie einen wichtigen
Aspekt an: Die Vorteile von Stipendien. Welche weiteren
Vorteile bietet die Studienfinanzierung über ein Stipendium?
Mira Maier: Der primäre Vorteil eines Stipendiums liegt natürlich in der finanziellen Entlastung. Darüber hinaus sind
Stipendien oftmals an weitere, ideelle Leistungen gekoppelt.
Zu diesen Leistungen gehört zum Beispiel die Aufnahme des
Stipendiaten in ein Netzwerk. Der Stipendiat erhält Zugang
zu anderen talentierten Stipendienempfängern, mit denen er
oder sie sich austauschen kann. Teilweise sind Politiker, Unternehmer oder andere Persönlichkeiten Teil dieser Netzwerke.
Stipendiaten können darüber hinaus Einladungen zu Semina-
ren, wie Rhetorik-Seminaren, und Kursen erhalten, die ihnen
in ihrer persönlichen Entwicklung weiterhelfen. Die Betreuung durch Mentoren oder Coaches ist ebenfalls denkbar. Ein
dritter positiver Aspekt, den Stipendien mit sich bringen, ist
die Aufwertung des Lebenslaufs. Viele Personaler sehen es
gerne, wenn der Bewerber ein Stipendium im Lebenslauf stehen hat.
BACHELOR AND MORE: Gibt es Nachteile?
Mira Maier: In Bezug auf Stipendien gibt es wenige Nachteile.
Natürlich ist es so, dass einige Stiftungen Leistungsnachweise fordern. Dies ist jedoch eher der seltene Fall und bezieht
sich meistens auf die Begabtenförderungswerke. Stipendien
sind daher selten Ursache für Noten- oder Leistungsdruck.
Wenn Leistungsnachweise verlangt werden, müssen Stipendiaten zwar in der Tat auf ihre Noten und Leistungen achten,
durch die finanzielle Entlastung haben sie jedoch auch mehr
Zeit für ihr Studium und das Lernen. Bei kleineren Stiftungen
werden in der Regel keine Leistungsnachweise verlangt.
BACHELOR AND MORE: Es herrscht allgemein der Irrglaube,
dass nur Studierende mit Top-Noten Stipendien beantragen
können. Wie ist es tatsächlich: Wer kommt für ein Stipendium
in Frage?
Mira Maier: Der Mythos, Stipendien seien nur etwas für
Hochbegabte, die gleichzeitig überdurchschnittlich engagiert
und besonders bedürftig sind, ist leider sehr weit verbreitet.
Tatsächlich vergeben viele Stiftungen ihre Stipendien auf Basis von Auswahlkriterien, bei denen die schulischen Leistungen keine Rolle spielen.
Finanzierungsmöglichkeiten für das Studium - Stipendien, BAföG und Co.
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BACHELOR AND MORE: Welche Auswahlkriterien sind das?
Mira Maier: Da gibt es eine große Bandbreite. Der Geburtsort
kann relevant sein, ebenso wie der Wohn- oder der Studienort. Kriterien, die oft gefordert werden, sind gesellschaftliches
Engagement und Bedürftigkeit. Manche Stiftungen fördern
besonders junge Bewerber oder Bewerber, die es schwer im
Leben hatten – nicht nur im Hinblick auf ihre finanzielle Situation. Das Studienfach ist natürlich ebenso von Bedeutung. Es
gibt Stiftungen, die insbesondere exotische Studiengänge fördern, oder Frauen, die ein MINT-Fach (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) studieren. Studierende
mit Migrationshintergrund, Alleinerziehende oder Schwangere haben ebenfalls gute Chancen auf ein Stipendium. Und das
sind nur einige Beispiele von Auswahlkriterien!
BACHELOR AND MORE: Auf Ihrer Internetseite www.mystipendium.de haben wir gesehen, dass der Beruf der Eltern
Einfluss haben kann. Inwiefern?
Mira Maier: Der Beruf der Eltern kann in der Tat ein Kriterium
sein. Viele Stiftungen fördern Studierende, die aus Nicht-Akademiker-Familien stammen. Es gibt aber auch Stiftungen, die
speziell Studierende fördern, deren Eltern Ärzte, Rechtsanwälte oder bspw. Lehrer sind.
BACHELOR AND MORE: Wie stehen die Chancen, ein Stipendium zu erhalten?
Mira Maier: Die Chancen in Deutschland ein Stipendium zu
erhalten, stehen prinzipiell gut. In Deutschland gibt es zahlreiche Stiftungen, die noch Kapazitäten frei haben. Vor allem
die größeren Stiftungen und die Begabtenförderungswerke
erhalten viele Bewerbungen. Viele kleine Stiftungen hingegen
finden nicht ausreichend passende Bewerber, da die Studierenden sich oftmals auf Stipendien bewerben, für die sie nicht
das Anforderungsprofil erfüllen. Dadurch sinken die Chancen
auf ein Stipendium.
BACHELOR AND MORE: Gilt denn: Einmal Stipendiat, immer
Stipendiat? Oder kann ein Stipendium aberkannt werden?
Mira Meier: Tatsächlich kann ein Stipendium aberkannt werden. Dies ist allerdings sehr unwahrscheinlich. Eine Rückzahlung wird in der Regel nicht gefordert. Lediglich bei Betrugsfällen muss die Förderung rückwirkend zurückgezahlt
werden.
BACHELOR AND MORE: Für welche Zeiträume werden Stipendien in der Regel vergeben?
Mira Maier: Über welchen Zeitraum ein Stipendium vergeben
wird, hängt von der Art des Stipendiums ab. Es gibt Stiftungen, die Einmalzahlungen leisten: Der Studierende erhält einmalig einen gewissen Betrag und keine weiteren Leistungen.
Andere Stiftungen gewähren eine finanzielle Förderung über
die gesamte Regelstudienzeit oder nur für eine bestimmte
Semesteranzahl. Bspw. können die ersten zwei Semester gefördert werden, um Umzug und Studienstart eines Studierenden zu erleichtern. Einige Stiftungen finanzieren auch Sachkosten wie Bücher.
BACHELOR AND MORE: Wie unterscheiden sich die Stipendienprogramme?
Mira Maier: Wir unterscheiden staatliche, private oder unternehmerische Programme. Zu den staatlichen Programmen zählen die 13 Begabtenförderungsprogramme sowie das
Deutschlandstipendium, welches eine Mischform aus privater
und staatlicher Finanzierung ist. Daneben gibt es Unternehmensstipendien, die in Eigenregie von Unternehmen aufgesetzt
werden, um bspw. frühzeitigen Kontakt zu Nachwuchskräften
zu knüpfen. Kliniken, insbesondere in ländlichen Regionen,
finanzieren so teilweise Medizinstudenten ab dem ersten Semester komplett mit einem Vollstipendium.
BACHELOR AND MORE: Einer Bewerbung steht somit eigentlich
nichts im Weg. Wie können Eltern denn nun ihr Kind konkret
bei der Suche nach einem passenden Stipendium unterstützen?
Mira Maier: Im Internet gibt es viele Anlaufstellen, die Eltern
und ihre Kinder auf der Suche nach einem Stipendium nutzen
können. Darüber hinaus können Interessierte sich persönlich
beraten lassen. Prinzipiell ist es empfehlenswert, verschiedene Quellen bei der Suche hinzuzuziehen.
Auf www.mystipendium.de und www.european-fundingguide.eu finden Sie zahlreiche Stipendienprogramme
sowie Informationen rund um das Thema Stipendium.
Stipendien - Fakten und Zahlen
Es gibt in Deutschland rund 2,2 Mio. Studierende, davon erhalten ca. 3-6 % (~ 125.000) ein Stipendium. Über 90 % der
Bewerbungen gehen bei 1 % der Stiftungen ein. Die Erfolgschance liegt hier bei etwa 10 %.
In Deutschland gibt es ca. 2.100 Stipendienprogramme. Die größten Stipendiengeber sind die 13 Begabtenförderungswerke,
von denen die Studienstiftung des deutschen Volkes sowie das Deutschlandstipendium die Populärsten sind.
Für ein Auslandsstudium gibt es ca. 6.000 Stipendienprogramme, die für deutsche Bewerber in Frage kommen. Der größte
Stipendiengeber für ein Studium im Ausland ist das Erasmus-Programm.
Bei größeren Stiftungen dauert der Bewerbungsprozess zwischen drei und sechs Monate nach Bewerbungsschluss, bei
kleineren Stiftungen teilweise nur wenige Wochen.
Die Höhe der Förderung hängt vom Programm ab. Faustregel: Bei Teilstipendien werden ca. 300 € pro Monat gezahlt,
bei Vollstipendien kann die Förderung zwischen 600 € bis 1.000 € monatlich liegen.
Finanzierungsmöglichkeiten für das Studium - Stipendien, BAföG und Co.
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Studienfinanzierung dank BAföG - Was Eltern wissen sollten
Das BAföG ermöglicht jungen Studierenden seit Jahrzehnten, ihr Wunsch-Studium unabhängig von der finanziellen
Situation ihrer Eltern zu absolvieren. Damit ist das BAföG das
wichtigste Ausbildungsförderungsmittel für Studierende in
Deutschland. Doch nicht allen Eltern sind die Regelungen und
Konditionen des BAföG deutlich. Welche Voraussetzungen
muss Ihr Kind mitbringen und wie wird der Bedarf berechnet? In welchem Maße wird Ihr Einkommen dabei berücksichtigt und ab wann startet die Rückzahlung?
Wann ist mein Kind förderungsberechtigt?
Studiert Ihr Kind an einer Fachhochschule, Akademie oder
Universität, hat es unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf eine staatliche Studienförderung im Sinne des
„Bundes-Ausbildungsförderungs-Gesetzes“ (kurz BAföG). Voraussetzung sind zunächst die Staatsangehörigkeit, Eignung
und das Alter Ihres Kindes:
1. Staatsangehörigkeit (§ 8 BAföG): Sowohl deutsche
Staatsangehörige als auch viele im Inland lebende Ausländer/innen sind BAföG-berechtigt. Da die Bestimmungen für
letztere Studierende sehr vielschichtig sind, sollte sich Ihr
Kind möglichst früh vom zuständigen Amt für Ausbildungsförderung beraten lassen.
2. Eignung (§ 9 BAföG): Grundsätzlich bedeutet dies nur,
dass Ihr Nachwuchs während seines Besuchs der Ausbildungsstätte Studienleistungen erbringt und die Ausbildung
in der vorgesehenen Regelstudienzeit abschließt. Hierfür
muss dem BAföG-Berater regelmäßig bescheinigt werden,
dass sich Ihr Kind zum Studium zurückgemeldet hat. Nach
dem vierten Semester wirft das Amt zudem einen genaueren Blick auf den Leistungsstand Ihres Schützlings.
3. Alter (§ 10 BAföG): Um BAföG zu erhalten, muss der Empfänger das Studium weiterhin vor Vollendung des 30. Lebensjahres beginnen. Ausnahmen bilden Absolventen des zweiten
Bildungsweges sowie Personen, die aus persönlichen oder
familiären Gründen bisher am Studieren gehindert waren.
Erfüllt Ihr Kind die Grundvoraussetzungen, steht einer Antragstellung im Grunde nichts im Wege. Da die Förderung durchs
BAföG allerdings für Studierende gedacht ist, die nicht über
ausreichende finanzielle Mittel verfügen, um ihren Studienbe-
darf zu decken, werden das eigene und das Einkommen der
Eltern sowie des Ehepartners bei der Berechnung der Anspruchshöhe mit einbezogen.
Wie setzt sich der BAföG-Betrag zusammen?
Bei der Berechnung des BAföG-Satzes wird zuerst der „Bedarf“ des potentiellen Empfängers ermittelt. Dieser setzt sich
aus mehreren Komponenten zusammen:
1. Die Höhe des Grundbedarfs (§§12, 13 BAföG) richtet
sich zunächst nach der Zielausbildungsstätte und Art der
Ausbildung. Für den Besuch von Fachschulklassen, Abendgymnasien und Kollegs erhält der Antragsteller bspw. 397
€, für höhere Fachschulen, Hochschulen oder Akademien
hingegen 422 €.
2. Für Kinder, die nicht bei ihren Eltern oder in deren Eigentum wohnen, kommt eine Wohnpauschale von 175 € hinzu.
3. Fällt ihr Nachwuchs zudem aus der gängigen Familienversicherung raus und muss selbst für die Beiträge zur
Kranken- und Pflegeversicherung aufkommen, kann er
ebenfalls entsprechende Zuschläge in Höhe von 73 € erhalten (§ 13a BAföG) – dies aber wohlgemerkt nicht, wenn
durch einen Nebenjob die Einkommensgrenze überschritten wird und sich Ihr Kind selbst versichern muss.
4. BAföG-Berechtigte, die selbst bereits Kinder haben, erhalten zudem einen Kinderbetreuungszuschlag (§ 14b
BAföG) – 113 € für das erste und 85 € für jedes weitere Kind.
Der aus diesen Faktoren ermittelte Bedarf dient dem Amt zunächst
als Rechengröße, von der nun Einkommens- und Vermögensverhältnisse des Empfängers abgezogen werden. Voll angerechnet
werden dabei zum Beispiel Waisenrenten, Stipendien oder Ausbildungsbeihilfen, sobald diese bestimmte Freibetragsgrenzen überschreiten. Nicht angerechnet werden hingegen Mindestelterngeld
in Höhe von 300 €, Kindergeld oder Studienkredite.
Eine vollständige Übersicht, was gesetzlich zum
Einkommen gezählt wird, lässt sich unter §21
(„Einkommensbegriff“) des BAföGs nachlesen.
Finanzierungsmöglichkeiten für das Studium - Stipendien, BAföG und Co.
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Welche Rolle spielt nun das Einkommen der Eltern?
Relevant für Eltern ist beim BAföG-Antrag vor allem das „Formblatt 3“, welches die Einkommenserklärung der Eltern und des
Ehe- bzw. eingetragenen Lebenspartners umfasst. Beim Ausfüllen werden grundsätzlich nur Informationen zum Einkommen aus dem vorletzten Kalenderjahr eingeholt. Je nachdem,
ob Sie verheiratet, alleinerziehend oder berufstätig sind oder
weitere förderungsberechtigte Kinder haben, ergeben sich unter Berücksichtigung der von Ihnen im vorletzten Jahr gezahlten Steuern, Werbungskosten und einer Sozialpauschale verschiedene Freibeträge (§ 25 BAföG). Derzeit belaufen sich diese
Freibeträge auf:
• 1.605 € für verheiratete oder in einer Lebenspartnerschaft
verbundene Eltern,
• 1.070 € für jeden getrennt lebenden bzw. allein stehenden
Elternteil,
Dies bedeutet, dass in keinem Fall der gesamte Förderungsbetrag, sondern nur die Hälfte zurückgezahlt werden muss.
Zudem wurde 2001 festgesetzt, dass die Darlehensschuld auf
maximal 10.000 € begrenzt ist. Etwa viereinhalb Jahre nach
Ende der Förderungshöchstdauer erhält Ihr Kind einen Brief
vom Bundesverwaltungsamt, in dem es über das Prozedere der
Rückzahlung und die Ratenhöhe informiert wird. Die monatlichen Raten betragen dabei 105 €, können aber, wenn das Nettoeinkommen Ihres Nachwuchses nur knapp über dem Freibetrag
liegt, geringer ausfallen.
Ebenso kann die Rückzahlungsverpflichtung auf Antrag für
jeweils ein Jahr aufgeschoben werden. Ein weiterer Vorteil:
Werden die Schulden in größeren Summen oder gar auf einen
Schlag beglichen, kann zusätzlich ein Nachlass von der Restschuld in Höhe von bis zu 50 % beantragt werden. Ihr Kind
hat somit mehr als genug Zeit, um die während des Studiums
entstandenen Schulden zu sehr günstigen Konditionen zurück
zu zahlen.
• 535 € für einen Stiefelternteil,
• 485 € für jedes Kind und weitere Unterhaltsberechtigte, die
sich nicht in einer förderungsfähigen Ausbildung befinden.
Tipp: Sollte sich etwas an Ihren Einkommensverhältnissen in
der letzten Zeit, beispielweise aufgrund von Arbeitslosigkeit oder
Eintritt in den Ruhestand, geändert haben, kann übrigens auch ein
Aktualisierungsantrag gestellt werden. Bei diesem wird nur das
aktuelle Einkommen für die Berechnung berücksichtigt.
Bis zu 50 % des diesen Freibetrag übersteigenden Einkommens
bleibt fürs BAföG anrechnungsfrei. Der Rest wird dann mit dem
Bedarf Ihres Kindes verglichen und – sollte die vorgesehene Bedarfssumme nicht erreicht werden – durch eine anteilige oder
volle BAföG-Förderung aufgestockt. 2013 erhielten Studierende
so durchschnittlich ca. 446 € im Monat – der Förderungshöchstsatz liegt derzeit bei 670 €.
Wie gestaltet sich die BAföG-Rückzahlung? Besteht die Gefahr, dass mein Kind hochverschuldet ins Berufsleben startet?
Die Förderung Ihres Kindes durch BAföG erfolgt zu 50 %
als Zuschuss, zur anderen Hälfte als unverzinsliches
Staatsdarlehen.
Lohnt sich der BAföG-Antrag?
Von allen derzeit geläufigen Darlehensformen stellt das
BAföG die in finanzieller Hinsicht nach wie vor günstigste Variante dar. Der größte Nachteil besteht allerdings darin, dass
nicht jedem die staatliche Ausbildungsförderung zusteht. Das
Bundesministerium für Bildung und Forschung hat daher beschlossen, die BAföG-Sätze zum Wintersemester 2016 um
weitere 7 % zu erhöhen. Zudem werden die Freibeträge für
das Elterneinkommen aufgestockt, wodurch mehr Studierenden der Zugang zu BAföG ermöglicht werden soll. Kurzum:
Ein BAföG-Antrag kostet nichts und kann sich immer lohnen.
Unterstützung beim Antrag und Beratung zu den Konditionen
erhalten Sie bei den BAföG-Ämtern und den Zuständigen der
Ausbildungsstätte Ihres Kindes.
Tipp: Andere BAföG-Formen, wie z.B. das elternunabhängige
oder Auslands-BAföG, sind an andere Voraussetzungen zum Empfang geknüpft. Sollte Ihr Kind gemäß der „normalen“ Variante
somit momentan nicht förderungsberechtigt sein, kann sich dies
unter Umständen ändern.
Finanzierungsmöglichkeiten für das Studium - Stipendien, BAföG und Co.
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Nebenjob im Studium – Für viele Studierende ein wichtiger
Zusatzverdienst
Besonders häufig trifft man sie als Kellner, aber mitunter auch
als lebende Werbetafeln oder Plüschtiere: Fast zwei Drittel der
Studierenden in Deutschland verdienen sich mit einem mehr
oder weniger kuriosen Nebenjob etwas dazu.
Die meisten der erwerbstätigen Studierenden wollen sich mit
dem zusätzlichen Geld schlichtweg etwas mehr leisten können, für viele ist der Verdienst darüber hinaus für den Lebensunterhalt entscheidend. Daneben gelten praktische Erfahrungen und Kontakte für den Berufseinstieg als wichtige Gründe
für den Nebenjob.
HiWi, Promoter, Nachhilfe: Die Auswahl an Studentenjobs
ist groß
Allgemein können Studierende jeden Job annehmen, der zu
ihren Kompetenzen passt und sich mit dem Studium vereinbaren lässt. Besonders häufig arbeiten Studierende als
Aushilfskräfte, wobei die Tätigkeiten sehr unterschiedlich
sein können – sei es als Agent im Call Center, als Kassierer
im Einzelhandel oder als Aushilfe in Produktionsbetrieben.
Ebenso beliebte Jobs sind Nachhilfelehrer, Verkäufer, Promoter und Kellner.
Studium, Haushalt, Freunde und Job – Schafft mein Kind das?
Grundsätzlich gilt: Die Arbeitszeiten für den Job müssen mit
Zeiten für Seminare, Vorlesungen und Selbststudium in Einklang gebracht werden. Vor allem im ersten Studienjahr brauchen die jungen Studierenden oft einige Wochen, um sich an
der Hochschule einzugewöhnen und ihren Tagesablauf den
Anforderungen des Studiums entsprechend zu strukturieren.
Hinzu kommt für viele Erstsemester der erste eigene Haushalt; neue und alte Freundschaften sowie der Kontakt zur Familie sollen natürlich ebenfalls nicht zu kurz kommen.
Wenn es finanziell möglich ist, raten Sie Ihrem Kind daher, erst
nach dem ersten oder zweiten Semester einen Nebenjob anzunehmen. Dann fällt die Integration der Arbeitszeiten in den
Studienalltag leichter. Außerdem kann bei der Bewerbung für
den Nebenjob gegebenenfalls schon auf erste Kenntnisse aus
dem Studium verwiesen werden.
Zahlen zum Studentenjob:
63 % der Studierenden gehen einem Nebenjob nach
Begehrte Arbeitgeber sind außerdem die Hochschulen selbst.
Wer eine Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft eines Professors
oder als Tutor einer Seminarreihe erhält, kann hinter die Kulissen des Hochschulbetriebs schauen und sich weiter mit Studieninhalten beschäftigen. Für diejenigen, die eine Karriere in der
Wissenschaft planen, ist die Stelle als „HiWi“ oft unersetzlich,
um Kontakte zu Professoren und Lehrenden zu knüpfen.
323 € beträgt der durchschnittliche Verdienst pro Monat
Auch in der Wirtschaft kann ein Job als sogenannter Werkstudent dem Einstieg ins Berufsleben nützen. Dazu sollten sich
Studierende gezielt nach Nebenjobs in Branchen umschauen,
die nach dem Studienabschluss beruflich interessant für sie
sind. Hilfstätigkeiten, die zu den Studienfächern passen, sind
ebenfalls ein guter Ausgangspunkt, um praktische Erfahrung
und Kontakte für den Berufseinstieg zu sammeln.
Darüber hinaus stehen Ihrem Kind verschiedene Möglichkeiten
offen, um Job und Studium aufeinander abzustimmen. Kellnern
als klassische Studententätigkeit bietet den Vorteil, dass häufig am Wochenende und in den Abendstunden gearbeitet wird,
sodass keine Überschneidungen zu Vorlesungen stattfinden.
Jobs als Promoter oder Aushilfstätigkeiten in Industrieunternehmen sind oft zeitlich beschränkt ausgeschrieben. So kann
in einigen wenigen Arbeitswochen während der vorlesungsfreien Zeit das Konto gut aufgefüllt werden. Immer beliebter
für Studentenjobs in den Semesterferien werden auch Gastronomie- und Hotelbetriebe im Ausland. Wer seine Arbeitszeit
komplett frei einteilen und von zu Hause aus arbeiten möchte,
Ausschreibungen für Studentenjobs finden sich neben den
allgemeinen Jobbörsen im Internet häufig auf den Seiten des
Career Service der Hochschule. Auch Kommilitonen und ältere
Semester sind bei der Jobsuche meist gern behilflich.
13 Stunden pro Woche wird im Schnitt gearbeitet
35 Stunden pro Woche fließen ins Studium
Finanzierungsmöglichkeiten für das Studium - Stipendien, BAföG und Co.
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findet heute außerdem im Internet verschiedene Jobangebote
wie Website-Tester, Texter oder Datenerfasser.
Versicherung, BAföG, Kindergeld: Rechtliche Aspekte beim
Nebenjob
Die meisten Studierenden arbeiten in Minijobs, die mit 450 € im
Monat vergütet werden. Daneben gelten kurzfristige Beschäftigungen, bei denen nicht mehr als zwei Monate am Stück oder 50
Arbeitstage im Jahr gearbeitet wird, als Minijobs.
Lohnsteuer muss für Minijobs nicht gezahlt werden, ebenso entfallen Zahlungen an Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung für den Minijobber. Mit dem sogenannten Werkstudentenprivileg sind auch solche Jobs für Studierende versicherungsfrei,
bei denen mehr als 450 € im Monat verdient wird. In diesen Fällen wird zwar die Lohnsteuer monatlich abgeführt, solange der
Grundfreibetrag für das jährliche Einkommen von derzeit 8.354
€ nicht überschritten wird, kann die gezahlte Lohnsteuer jedoch
über die Steuererklärung zurück verlangt werden.
Wenn Ihr Kind direkt nach dem Abitur ein Studium aufnimmt,
haben Sie bis zum Abschluss dieser Erstausbildung oder bis
zum 25. Geburtstag Ihres Kindes Anspruch auf Kindergeld.
Der Anspruch kann allerdings entfallen, wenn Ihr Kind mehr
als 20 Stunden pro Woche in einem Nebenjob arbeitet und
damit
mit nicht länger als Student/in
sondern
ndern vorrangig als Arbeitnehmer
tätig
tig ist. Die Höhe des Einkommens
aus
us dem Nebenjob ist für den Anspruch
pruch auf Kindergeld
nicht
cht relevant.
Das Einkommen aus dem Nebenjob ist allerdings
für
di
fü
BAföG-Empfänger wichtig, denn es kann auf die Höhe der
BAföG-Förderung Einfluss nehmen. Aktuell dürfen BAföG-Empfänger 5.200 € im Jahr (oder 434 € im Monat) dazu verdienen.
Zum 01. August 2016 wird dieser Freibetrag auf 5.400 € im Jahr
(oder 450 €im Monat) angehoben. Liegt das Einkommen aus
dem Studentenjob über diesem Freibetrag, so fließt der Mehrverdienst in die Berechnung des BAföG-Satzes ein. Das heißt,
Ihr Kind erhält in diesem Fall weniger Geld aus der BAföG-Förderung, weil es selbst hinzuverdient. Ob sich der Zusatzverdienst trotzdem lohnt, sollten Sie und Ihr Kind genau prüfen
und nachrechnen. Detaillierte Informationen zur Berechnung
der BAföG-Förderung finden Sie auf Seite 34-35.
Einnahmen und Ausgaben während des Studiums
Position der Einnahmen
Höhe der Einnahmen
(Schnitt/Monat)
Unterstützung durch die Eltern
476 €
KfW-Studienkredit
451 €
BAföG
443 €
Stipendium
336 €
Nebenjob
323 €
Rückgriff auf Erspartes
129 €
Verwandte/ Bekannte
83 €
Position der Ausgaben
Höhe der Ausgaben
(Schnitt/Monat)
Miete einschl. Nebenkosten
298 €
Ernährung
165 €
Auto/öffentl. Verkehrsmittel
82 €
Freizeit, Kultur, Sport
68 €
Krankenversicherung, Arztkosten
66 €
Kleidung
52 €
Telefon, Internet
33 €
Lernmittel
30 €
Finanzierungsmöglichkeiten für das Studium - Stipendien, BAföG und Co.
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Kooperationspartner
Bundesagentur für Arbeit (BA)
Die Bundesagentur für Arbeit (BA) erfüllt umfassende
Dienstleistungsaufgaben für den Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Ausgebildete Berater/innen stehen
für alle Fragen rund um Studium, Ausbildung und
Arbeitsmarkt bereit.
Beratung durch die Agenturen für Arbeit vor Ort
Bei allen Fragen rund um das Thema Studium beraten Sie speziell dafür qualifizierte Berater/innen
(„Berufsberater/innen für akademische Berufe“) der
örtlichen Agenturen für Arbeit.
myStipendium.de
Die Initiative für transparente Studienförderung hat zum Ziel,
dass Studienwünsche und Studienabschlüsse in Europa trotz
geeigneter Qualifikationen nicht mehr an finanziellen Hürden
scheitern. Die Initiative bemüht sich deswegen darum, Transparenz in allen Bereichen der Studienförderung zu schaffen. Darunter fällt die
bessere Ausschöpfung und Erhöhung bisher verfügbarer Mittel und gleichzeitig die
Gründung neuer Stipendienprogramme.
Das Internetportal myStipendium.de, ein Projekt der Initiative, ermöglicht Abiturient/innen, Studierenden und Promovierenden die schnelle, kostenlose und unkomplizierte Suche
nach zur Verfügung stehenden Finanzierungsmöglichkeiten in
Deutschland. Per Matching-Verfahren wird mit wenigen Klicks
angezeigt, welche Stipendien und andere Fördermöglichkeiten
wirklich zum eigenen Lebenslauf passen.
Seit November 2014 hat die Initiative noch ein weiteres, zielgruppenspezifisches Portal eingeführt: barrierefrei-studieren.de.
ArbeiterKind.de
Die bundesweite Bildungsinitiative ArbeiterKind.de unterstützt
alle, die als Erste in ihrer Familie studieren (möchten).
ArbeiterKind.de bietet ein bedarfsorientiertes und flächendeckendes Netzwerk aus deutschlandweit über 6.000 Ehrenamtlichen in 75 lokalen Gruppen und begleitet
Studieninteressierte auf dem Weg an die Hochschulen sowie Studierende im Studium und
Absolvent/innen beim Berufseinstieg. ArbeiterKind.de erhöht somit die Quote von Erstakademiker/innen und verringert die Quote an Studienaussteiger/innen.
Innovativ bei ArbeiterKind.de ist der peer-to-peer-Ansatz bei
dem Ratsuchende auf Ratgebende treffen. Die Engagierten
sind zum größten Teil selbst Studierende der ersten Generation
und fungieren Schüler/innen als Vorbild. Bei ArbeiterKind.de
Kooperationspartner
Im Dialog mit Ihnen erarbeiten Sie passende Wege und
erörtern Chancen aber auch Risiken.
Kontakt über: www.arbeitsagentur.de
(„Dienststellen vor Ort“).
Oder Terminvereinbarung über
Tel.: 0800 4 5555 00 (kostenfrei)
Weitere Informationen auf: www.abi.de oder
www.studienwahl.de
Die Datenbank funktioniert wie myStipendium.de, bietet aber
neben Stipendien speziell für Behinderte und chronisch Kranke auch andere Formen der Förderung an, wie bspw. Hilfsmittel, Assistenzleistungen, Vergünstigungen etc. Zusätzlich
gibt es seit August 2014 noch das Portal
european-funding-guide.eu,
welches
(angehenden) Studierenden europaweit
in 16 Ländern hilft, unter 12.000 Förderungsmöglichkeiten nach einem passendem Stipendium zu suchen.
Darüber hinaus betreibt die Initiative aktiv Aufklärungsarbeit
über Stipendien. Die Initiative informiert an Schulen und Hochschulen in der EU und klärt über die gängigen Klischees auf,
wie z.B. über den Mythos, dass Stipendien nur für hochbegabte, bedürftige oder engagierte (angehende) Studierende in Frage kommen. Außerdem gründet die Initiative für transparente
Studienförderung mit Partnern neue Stipendienprogramme
abseits der klassischen Eliteförderung.
engagieren sich Studierende, Promovierende, Berufstätige und
auch Senior/innen. Sie ermutigen in (Schul-)Vorträgen, auf Bildungsmessen und den meist monatlich stattfindenden Treffen
vor Ort durch das Teilen ihrer eigenen Bildungsgeschichte und
informieren zu allen Fragen rund um das Thema Studium, zum
Beispiel: Wieso studieren? Was studieren? Wie finanzieren?
ArbeiterKind.de wurde – zunächst als Infoportal – 2008 von Katja Urbatsch gegründet und
wird unter anderem vom Bildungsministerium
für Bildung und Forschung, verschiedenen Ministerien und Stiftungen sowie durch Spenden
gefördert. Aktuell werden die Ehrenamtlichen bundesweit
durch sieben hauptamtliche, regionale Ansprechpartner/innen
unterstützt.
Alle weiteren Informationen finden Sie unter
www.arbeiterkind.de
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Quellen- und Bildnachweise
Bildnachweise
© fotolia.com
Quellennachweise
Bundesagentur für Arbeit,
Statistik und Arbeitsmarktberichterstattung,
„Gute Bildung-gute Chancen“,
Nürnberg 2013:
www.statistik.arbeitsagentur.de/Statischer-Content/Arbeitsmarktberichte/Akademiker/generische-Publikationen/BroschuereAkademiker-2013.pdf,
04.05.2015
Unesco,
Global Flow of Tertiary-Level Students,
www.uis.unesco.org/Education/Pages/international-student-flow-viz.aspx,
05.05.2014
Deutscher Akademischer Austauschdienst e.V.,
www.daad.de,
04.05.2015
Bundesministerium für Bildung und Forschung,
Bundesausbildungsförderungsgesetz – BAföG,
www.bafög.de,
29.05.2015
Bundesministerium für Bildung und Forschung,
„Die wirtschaftliche und soziale Lage der Studierenden in Deutschland 2012.
20. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks durchgeführt durch das HIS-Institut für Hochschulforschung,
Bonn/Berlin 2013:
www.sozialerhebung.de/download/20/soz20_hauptbericht_gesamt.pdf,
12.05.2015
European University Association,
www.eua.be,
12.05.2015
Impressum
REDAKTION Agnes Sieland, Verena Koniger, Susanne Wiegner, Alexandra Schulz, Lisa Köckritz, Sarah Binnewies, Maria Istakova, Theresa Sieland
LAYOUT Jana Abbing
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ANSCHRIFT border concepts GmbH | Bahnhofstraße 40 | 48599 Gronau (Westf.) | Deutschland
Quellen- und Bildnachweise
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BACHELOR MESSEN 2015/16
STUDIENWAHLMESSEN FÜR ABITURIENTEN +
OBERSTUFENSCHÜLER
ÜBER
KÖLN | 14.11.
STUTTGART | 21.11.
HAMBURG | 28.11.
FRANKFURT | 06.12.
MÜNCHEN | 16.01.
MÜNSTER | 24.01.
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