Globale Zusammenhänge studieren – was dann? Insiders live!

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Globale Zusammenhänge studieren
– was dann?
Insiders live!
Infos zu Studium und Beruf aus erster Hand
Organisiert von Sabina Peterka und moderiert von Sandra Thüring,
Studienberatung Kanton Schwyz.
Am 24. Januar 2015 fand am Berufsbildungszentrum Goldau eine
Insiders live!-Veranstaltung zum Thema „Globale Zusammenhänge
studieren – was dann?“ statt. Die Referierenden berichteten von ihren
Erfahrungen aus dem Studium und von ihrem vielseitigen Berufsalltag.
Corinne Schumacher studierte Politologie an der Universität Bern und
arbeitet aktuell bei der Schweizer Botschaft in Paris. Im Bachelor
studierte sie zunächst Psychologie im Hauptfach und Politologie im
Nebenfach. Mit dem Übertritt ins Masterstudium wechselte sie jedoch
zum Hauptfach in Politologie.
Während ihrem Studienwahlprozess informierte sie sich bei der
Studienberatung und an Info-Tagen der Universitäten. Zur Entscheidung
half ihr auch die Frage, ob sie die Studienwahl nach ihren Interessen
oder den Jobaussichten treffen sollte. Da ein Studium mindestens fünf
Jahre dauert, fiel die Entscheidung zu Gunsten ihrer Interessen.
Während ihrem Studium absolvierte sie Erasmus-Semester in Brüssel
und Lausanne. Sie konnte viele Vorteile daraus ziehen und neue
Sprachen, Länder und Leute
kennenlernen.
Bei der Schweizer Botschaft in Paris
arbeiten insgesamt 50 Mitarbeitende,
aufgeteilt in die Sektionen:
Konsulat/Administration, Politik,
Kommunikation/Rechtsangelegenheiten,
Kultur, Wirtschaft/Finanzen/Wissenschaft.
Beim letzteren konnte Corinne
Schumacher ein Hochschul-Praktikum für
ein Jahr absolvieren und arbeitet heute
noch in dieser Abteilung.
Ihre Tätigkeiten umfassen: Presseschau, Wochenbericht, Verfassen von
Berichten, Organisation von Veranstaltungen, Bearbeitung von
Bürgeranfragen.
Für Anfragen gibt sie z.B. an, dass Personen erfahren möchten wie sie
Weinetiketten beschaffen können oder sie möchten sich über das Jagen
in der Schweiz informieren.
Neben den oben erwähnten Tätigkeiten fallen in einer Arbeitswoche
Treffen zu Berichtsbesprechungen, Teamsitzungen und Besprechungen
zu Eventgestaltungen an. Ihre Tätigkeiten gestalten sich sehr
abwechslungsreich und reichen von Zeitung lesen, Vor- und
Nachbereitung von Treffen sowie Teamsitzungen, Berichte schreiben,
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Anfragen bearbeiten (Recherche, Kontakt mit Bern) bis hin zu
Unerwartetem. Zur Sonnenseite ihrer Tätigkeit zählt sie das
Internationale Umfeld, das Abwechslungsreiche, Initiative zeigen
können und Wissen erwerben. Die Schattenseite sei das „GeneralistenDasein“, breites Wissen, jedoch nirgends vertieft.
Um den Berufseinstieg zu erleichtern, empfiehlt sie: Praktika während
dem Studium, Nebenjob, praxisnahe Masterarbeit, Spezialisierung im
Master, gute Abschlussnoten, Fremdsprachenkenntnisse, Zeit nehmen
für die Bewerbung und auch Glück.
Aus dem Publikum kommt die Frage, worum es in den Berichten geht.
Frau Schumacher gibt als Beispiel einen Auftrag von Bern an zur Frage,
wie Frankreich zu Umweltfragen steht. Diese Berichte dienen der
internen Nutzung, werden also nicht öffentlich publiziert.
Carla Kunz studiert im 5. Semester
International Management an der
ZHAW in Winterthur.
Ihr Studium siedelt sich an der
School of Management and Law an.
Das Studium International
Management spreche Personen an,
die das internationale BusinessUmfeld und die kulturellen
Unterschiede mögen. Der Fokus des
Studiengangs liegt beim
International Business and
Management sowie beim Corporate
and Cross-Cultural Management. Das Studium ist eher generalisiert
ausgelegt und in drei Jahre gegliedert. Das erste sogenannte
Assessment-Jahr muss bestanden werden, damit die Zulassung ins
zweite Jahr, welches im Ausland bei einer Partner-Universität absolviert
werden muss, gewährleistet ist. Das letzte Jahr kann aus sogenannten
„elektiven“ Modulen selbst zusammengestellt werden.
Carla Kunz erzählt, dass ihr zweites Jahr das Highlight des Studiums
war. Sie war während einem Jahr an der ZHAW Partner-Uni National
Chengchi University, in Taipeh, Taiwan. In Taipeh hat sie wichtige
Erfahrungen sammeln können. Sie bereicherte ihre interkulturellen
Kompetenzen, lernte Chinesisch und weiss nun, dass auch schwierige
Situationen machbar sind.
Auch Study Trips werden organsiert. Beispielsweise war sie mit der
ZHAW in Russland in der Schweizer Botschaft.
International Management kann dafür nur in Vollzeit studiert werden.
Das ganze Studium ist auf Englisch. Die ZHAW arbeitet mit vielen
Firmen zusammen, daher arbeitete Carla Kunz bereits im ersten Jahr bei
Projekten von Unternehmen mit. Man lerne das Arbeiten in
internationalen Projekten und „ins kalte Wasser zu springen“.
Zulassungsbedingungen sind: Gymnasiale Matura oder Berufsmatura,
Sprachdiplome, Beleg für Auslandserfahrung, Referenzschreiben und
Motivationsschreiben. Der Anmeldeschluss für den Studienbeginn im
September ist der 30.04.2015.
Absolventinnen und Absolventen einer gymnasialen Matura benötigen
kaufmännische Berufserfahrung von mindestens einem Jahr.
Auf die Frage „wohin nach dem Studium“ antwortet Carla Kunz, dass
ihr Studium relativ breit und generalistisch ist. Es komme sehr viel in
Frage. Sie sieht sich jedoch im Bereich Marketing und Verkauf im
internationalen Umfeld, damit sie ihre Kompetenzen bezüglich
kultureller Unterschiede und ihre Sprachkenntnisse einsetzen kann.
Stefano Jud studiert International Affairs
im 7. Semester an der HSG in St. Gallen.
Seine Studienwahlentscheidung geschah
per Zufall. Er besuchte eine
Infoveranstaltung an der HSG und der
Professor sei sehr überzeugend gewesen.
Ausserdem gefiel Herr Jud das
Generalistische beim Studiengang
International Affairs. Er entschied sich für
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die HSG, da sie international anerkannt und die Qualität hoch ist. Die
Menschen da seien ganz normal. Man solle sich nicht abschrecken
lassen von „Spezialgeschichten“. Es herrsche eine familiäre Atmosphäre
und es gebe sehr viele Vereine, in denen sich Studierende engagieren
können.
Das erste sogenannte Assessmentjahr ist für alle gleich und besteht aus
den Fächern BWL, VWL, Recht und nochmals zwischen den Modulen
Recht oder Mathematik. Nach bestandenem Assessment-Jahr wählte
Herr Jud seinen Studienschwerpunkt (Major) in International Affairs.
Dieser Schwerpunkt beinhaltet die Module: Politikwissenschaften, VWL,
Recht und BWL. Das Generalistische kann je nachdem als Vor- oder
Nachteil angesehen werden, wobei er diesen Aspekt spannend findet.
Das Studium biete eine solide Grundlage in den Kernkompetenzen
Management und Volkswirtschaft, Internationale Ausrichtung und
Praxisbezug.
Stefano Jud nutzte im 5. Semester die Austauschmöglichkeiten der
HSG und absolvierte ein Semester in Schweden bei einer Partner-Uni.
Als Beispiel für den Praxisbezug gibt er die UNO-Simulationskonferenz
in New York an. Da können Studierende die Position eines Landes
vertreten.
Möglichkeiten nach dem Bachelor sind Masterstudiengänge in
International Law oder in International Affairs and Governance. Im
Masterstudiengang sind nur 16 ECTS vorgegeben, den Rest kann man
sich selbst zusammenstellen und sich spezialisieren.
Eine andere Möglichkeit sind „double degree programs“, die in
Zusammenarbeit mit verschiedenen internationalen Universitäten
stattfinden. Hierbei kann man in ca. 2,5 Jahren zwei Masterabschlüsse
absolvieren.
Zwei Drittel der Absolventen gehen in den privaten Sektor wie Banken
oder Versicherungen. Ein Drittel geht in die öffentliche Verwaltung.
Er habe seine Studienwahl nicht bereut: Es sei sehr spannend, es
bestehen erstklassige Rahmenbedingungen, wie gute
Sportmöglichkeiten und Engagements in Vereinen. Stefano Jud hebt
hervor, dass ein erfolgreiches Studium davon abhängt, wie man mit
Freiheiten umgehen kann.
Fragen aus dem Publikum betreffen Unterschiede der Studiengänge in
Genf und St. Gallen, bezüglich der Bachelorarbeit und Praktika:
Das Studium International Affairs in Genf hat mehr Inhalte zu
Sozialwissenschaften, die HSG mehr wirtschaftliche Inhalte. Auch das
Umfeld ist unterschiedlich. An der HSG ist es familiärer weil sie kleiner
als die Uni Genf ist.
In seiner Bachelorarbeit befasste er sich mit transatlantischen
Freihandelsabkommen. Andere Themen waren: Änderungsmöglichkeiten
der Verfassung von Pakistan zu mehr Stabilität oder, wie
Entwicklungsländer ihren Export steigern können.
Sein Praktikum hat er während eines Urlaubssemester gemacht, aber
man kann es auch während der Sommerferien absolvieren.
Martin Meyer ist Regional Director bei
Adecco Human Resources AG. Als
Einstieg gibt er an, dass 3,9% der UniAbsolventen nach einem Master keinen
Job haben. Bei FH-Absolventen mit
Bachelorabschluss sind es 3,6% ohne
Job. Fünf Jahre nach dem Abschluss
gehen diese Zahlen zurück. Es sind dann
noch 2.3% der Uni-Absolventen und
1.7% der FH-Absolventen ohne Job. Im Vergleich zur
Gesamtbevölkerung sind die Zahlen der Hochschulabsolventen ohne
Arbeit kleiner. Somit kann man sagen, dass es nicht nur nach einem
Studium schwierig ist, eine Stelle zu finden, sondern generell.
Die Verdienste nach Abschluss sehen etwa im Durchschnitt wie folgt
aus: 60‘000 nach Rechtswissenschaften. 78‘000 nach Geistes- und
Sozialwissenschaften und 85‘000 nach Studien in Medizin und
Pharmazie.
Für den erfolgreichen Sprung in die Arbeitswelt gilt es ERFAHRUNG zu
sammeln und zwar bereits im Studium, z.B. mithilfe von Praktika. So
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kann man ohne schlechtes Gewissen ein Semester zugunsten eines
Praktikums opfern. Herr Meyer empfiehlt, sich bereits früh mit dem
Arbeitsmarkt auseinanderzusetzen und für sich Karriereziele zu
definieren, auch wenn es auf dem Weg zu Abweichungen kommt, kennt
man bereits die eigene Richtung.
Personalvermittlern sind Berufserfahrungen der Kandidaten wichtig.
Denn so haben Studierende bereits Einblick in die Regeln der
Arbeitswelt gehabt und wissen mit ihnen umzugehen. Mit
Berufserfahrung an verschiedenen Stellen können verschiedene
Unternehmenskulturen kennengelernt werden.
Wichtig sind ausserdem: Netzwerke aufbauen undpflegen; aus Praktika
können Anstellungen entstehen; viele Unternehmen schauen auch auf
Sozialkompetenzen, auf das Zusammenarbeiten und Verantwortung
übernehmen können.
Herr Meyer empfiehlt, Bewerbungsprozesse durch kompetentes und
selbstbewusstes Auftreten (beides trainierbar!) zu optimieren. Auch
braucht es ein bisschen Glück, aber auch Geduld, denn es gelingt nicht
immer auf Anhieb; Beharrlichkeit ist hier anzeigt.
Bewerbungen sollten nicht länger als zwei Seiten sein. Das Foto muss
professionell gemacht sein. Der Lebenslauf sollte bei Angaben zur
bisherigen Berufserfahrung eine logische Reihenfolge haben. Ausserdem
muss der Lebenslauf lückenlos sein. Angaben zu persönlichen Daten,
Sprach- und Computerkenntnisse sollten ebenfalls nicht fehlen.
Sprachen sind sehr wichtig, daher bitte alle Sprachen mit
Fähigkeitsgrad angeben.
Herr Meyer gibt Tipps und Vorgaben für ein Vorstellungsgespräch: Man
sollte Informationen über das jeweilige Unternehmen einholen. Man
sollte wissen, wie man sich anziehen muss, damit man nicht „over-“
oder „underdressed“ ist. Seien Sie zehn Minuten vorher dort!
Aufrichtigkeit ist wichtig, damit man selbst auch glücklich mit der
Stelle wird. V.a. bei Festanstellungen ist es wichtig, zu sehen, ob man
in die Unternehmung passt. Antworten sie beim Gespräch direkt und
zeigen Sie Interesse, indem Sie im Voraus vorbereitete Fragen stellen.
Zeigen Sie eine positive Einstellung und ein gutes Erscheinungsbild. Auf
jeden Fall muss das Mobilgerät ausgeschalten sein! Die eigenen Social
Media Profile vor dem eigentlichen Bewerben überprüfen, damit es
keine negativen Überraschungen gibt.
Für internationale Bewerbungen kann das Adecco Candidate
International Mobility Programm weiterhelfen, denn die Gepflogenheiten
sind weltweit unterschiedlich. Um Praxiserfahrung zu sammeln kann die
Adecco Way to Work Initiative (www.Adeccowaytowork.com) helfen.
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