Bildungsdepartement Berufs- und Studienberatung Studienberatung Huobstrasse 9 8808 Pfäffikon Telefon 055 417 88 99 Telefax 055 417 88 98 www.sz.ch/berufsberatung [email protected] Globale Zusammenhänge studieren – was dann? Insiders live! Infos zu Studium und Beruf aus erster Hand Organisiert von Sabina Peterka und moderiert von Sandra Thüring, Studienberatung Kanton Schwyz. Am 24. Januar 2015 fand am Berufsbildungszentrum Goldau eine Insiders live!-Veranstaltung zum Thema „Globale Zusammenhänge studieren – was dann?“ statt. Die Referierenden berichteten von ihren Erfahrungen aus dem Studium und von ihrem vielseitigen Berufsalltag. Corinne Schumacher studierte Politologie an der Universität Bern und arbeitet aktuell bei der Schweizer Botschaft in Paris. Im Bachelor studierte sie zunächst Psychologie im Hauptfach und Politologie im Nebenfach. Mit dem Übertritt ins Masterstudium wechselte sie jedoch zum Hauptfach in Politologie. Während ihrem Studienwahlprozess informierte sie sich bei der Studienberatung und an Info-Tagen der Universitäten. Zur Entscheidung half ihr auch die Frage, ob sie die Studienwahl nach ihren Interessen oder den Jobaussichten treffen sollte. Da ein Studium mindestens fünf Jahre dauert, fiel die Entscheidung zu Gunsten ihrer Interessen. Während ihrem Studium absolvierte sie Erasmus-Semester in Brüssel und Lausanne. Sie konnte viele Vorteile daraus ziehen und neue Sprachen, Länder und Leute kennenlernen. Bei der Schweizer Botschaft in Paris arbeiten insgesamt 50 Mitarbeitende, aufgeteilt in die Sektionen: Konsulat/Administration, Politik, Kommunikation/Rechtsangelegenheiten, Kultur, Wirtschaft/Finanzen/Wissenschaft. Beim letzteren konnte Corinne Schumacher ein Hochschul-Praktikum für ein Jahr absolvieren und arbeitet heute noch in dieser Abteilung. Ihre Tätigkeiten umfassen: Presseschau, Wochenbericht, Verfassen von Berichten, Organisation von Veranstaltungen, Bearbeitung von Bürgeranfragen. Für Anfragen gibt sie z.B. an, dass Personen erfahren möchten wie sie Weinetiketten beschaffen können oder sie möchten sich über das Jagen in der Schweiz informieren. Neben den oben erwähnten Tätigkeiten fallen in einer Arbeitswoche Treffen zu Berichtsbesprechungen, Teamsitzungen und Besprechungen zu Eventgestaltungen an. Ihre Tätigkeiten gestalten sich sehr abwechslungsreich und reichen von Zeitung lesen, Vor- und Nachbereitung von Treffen sowie Teamsitzungen, Berichte schreiben, 1 Anfragen bearbeiten (Recherche, Kontakt mit Bern) bis hin zu Unerwartetem. Zur Sonnenseite ihrer Tätigkeit zählt sie das Internationale Umfeld, das Abwechslungsreiche, Initiative zeigen können und Wissen erwerben. Die Schattenseite sei das „GeneralistenDasein“, breites Wissen, jedoch nirgends vertieft. Um den Berufseinstieg zu erleichtern, empfiehlt sie: Praktika während dem Studium, Nebenjob, praxisnahe Masterarbeit, Spezialisierung im Master, gute Abschlussnoten, Fremdsprachenkenntnisse, Zeit nehmen für die Bewerbung und auch Glück. Aus dem Publikum kommt die Frage, worum es in den Berichten geht. Frau Schumacher gibt als Beispiel einen Auftrag von Bern an zur Frage, wie Frankreich zu Umweltfragen steht. Diese Berichte dienen der internen Nutzung, werden also nicht öffentlich publiziert. Carla Kunz studiert im 5. Semester International Management an der ZHAW in Winterthur. Ihr Studium siedelt sich an der School of Management and Law an. Das Studium International Management spreche Personen an, die das internationale BusinessUmfeld und die kulturellen Unterschiede mögen. Der Fokus des Studiengangs liegt beim International Business and Management sowie beim Corporate and Cross-Cultural Management. Das Studium ist eher generalisiert ausgelegt und in drei Jahre gegliedert. Das erste sogenannte Assessment-Jahr muss bestanden werden, damit die Zulassung ins zweite Jahr, welches im Ausland bei einer Partner-Universität absolviert werden muss, gewährleistet ist. Das letzte Jahr kann aus sogenannten „elektiven“ Modulen selbst zusammengestellt werden. Carla Kunz erzählt, dass ihr zweites Jahr das Highlight des Studiums war. Sie war während einem Jahr an der ZHAW Partner-Uni National Chengchi University, in Taipeh, Taiwan. In Taipeh hat sie wichtige Erfahrungen sammeln können. Sie bereicherte ihre interkulturellen Kompetenzen, lernte Chinesisch und weiss nun, dass auch schwierige Situationen machbar sind. Auch Study Trips werden organsiert. Beispielsweise war sie mit der ZHAW in Russland in der Schweizer Botschaft. International Management kann dafür nur in Vollzeit studiert werden. Das ganze Studium ist auf Englisch. Die ZHAW arbeitet mit vielen Firmen zusammen, daher arbeitete Carla Kunz bereits im ersten Jahr bei Projekten von Unternehmen mit. Man lerne das Arbeiten in internationalen Projekten und „ins kalte Wasser zu springen“. Zulassungsbedingungen sind: Gymnasiale Matura oder Berufsmatura, Sprachdiplome, Beleg für Auslandserfahrung, Referenzschreiben und Motivationsschreiben. Der Anmeldeschluss für den Studienbeginn im September ist der 30.04.2015. Absolventinnen und Absolventen einer gymnasialen Matura benötigen kaufmännische Berufserfahrung von mindestens einem Jahr. Auf die Frage „wohin nach dem Studium“ antwortet Carla Kunz, dass ihr Studium relativ breit und generalistisch ist. Es komme sehr viel in Frage. Sie sieht sich jedoch im Bereich Marketing und Verkauf im internationalen Umfeld, damit sie ihre Kompetenzen bezüglich kultureller Unterschiede und ihre Sprachkenntnisse einsetzen kann. Stefano Jud studiert International Affairs im 7. Semester an der HSG in St. Gallen. Seine Studienwahlentscheidung geschah per Zufall. Er besuchte eine Infoveranstaltung an der HSG und der Professor sei sehr überzeugend gewesen. Ausserdem gefiel Herr Jud das Generalistische beim Studiengang International Affairs. Er entschied sich für 2 die HSG, da sie international anerkannt und die Qualität hoch ist. Die Menschen da seien ganz normal. Man solle sich nicht abschrecken lassen von „Spezialgeschichten“. Es herrsche eine familiäre Atmosphäre und es gebe sehr viele Vereine, in denen sich Studierende engagieren können. Das erste sogenannte Assessmentjahr ist für alle gleich und besteht aus den Fächern BWL, VWL, Recht und nochmals zwischen den Modulen Recht oder Mathematik. Nach bestandenem Assessment-Jahr wählte Herr Jud seinen Studienschwerpunkt (Major) in International Affairs. Dieser Schwerpunkt beinhaltet die Module: Politikwissenschaften, VWL, Recht und BWL. Das Generalistische kann je nachdem als Vor- oder Nachteil angesehen werden, wobei er diesen Aspekt spannend findet. Das Studium biete eine solide Grundlage in den Kernkompetenzen Management und Volkswirtschaft, Internationale Ausrichtung und Praxisbezug. Stefano Jud nutzte im 5. Semester die Austauschmöglichkeiten der HSG und absolvierte ein Semester in Schweden bei einer Partner-Uni. Als Beispiel für den Praxisbezug gibt er die UNO-Simulationskonferenz in New York an. Da können Studierende die Position eines Landes vertreten. Möglichkeiten nach dem Bachelor sind Masterstudiengänge in International Law oder in International Affairs and Governance. Im Masterstudiengang sind nur 16 ECTS vorgegeben, den Rest kann man sich selbst zusammenstellen und sich spezialisieren. Eine andere Möglichkeit sind „double degree programs“, die in Zusammenarbeit mit verschiedenen internationalen Universitäten stattfinden. Hierbei kann man in ca. 2,5 Jahren zwei Masterabschlüsse absolvieren. Zwei Drittel der Absolventen gehen in den privaten Sektor wie Banken oder Versicherungen. Ein Drittel geht in die öffentliche Verwaltung. Er habe seine Studienwahl nicht bereut: Es sei sehr spannend, es bestehen erstklassige Rahmenbedingungen, wie gute Sportmöglichkeiten und Engagements in Vereinen. Stefano Jud hebt hervor, dass ein erfolgreiches Studium davon abhängt, wie man mit Freiheiten umgehen kann. Fragen aus dem Publikum betreffen Unterschiede der Studiengänge in Genf und St. Gallen, bezüglich der Bachelorarbeit und Praktika: Das Studium International Affairs in Genf hat mehr Inhalte zu Sozialwissenschaften, die HSG mehr wirtschaftliche Inhalte. Auch das Umfeld ist unterschiedlich. An der HSG ist es familiärer weil sie kleiner als die Uni Genf ist. In seiner Bachelorarbeit befasste er sich mit transatlantischen Freihandelsabkommen. Andere Themen waren: Änderungsmöglichkeiten der Verfassung von Pakistan zu mehr Stabilität oder, wie Entwicklungsländer ihren Export steigern können. Sein Praktikum hat er während eines Urlaubssemester gemacht, aber man kann es auch während der Sommerferien absolvieren. Martin Meyer ist Regional Director bei Adecco Human Resources AG. Als Einstieg gibt er an, dass 3,9% der UniAbsolventen nach einem Master keinen Job haben. Bei FH-Absolventen mit Bachelorabschluss sind es 3,6% ohne Job. Fünf Jahre nach dem Abschluss gehen diese Zahlen zurück. Es sind dann noch 2.3% der Uni-Absolventen und 1.7% der FH-Absolventen ohne Job. Im Vergleich zur Gesamtbevölkerung sind die Zahlen der Hochschulabsolventen ohne Arbeit kleiner. Somit kann man sagen, dass es nicht nur nach einem Studium schwierig ist, eine Stelle zu finden, sondern generell. Die Verdienste nach Abschluss sehen etwa im Durchschnitt wie folgt aus: 60‘000 nach Rechtswissenschaften. 78‘000 nach Geistes- und Sozialwissenschaften und 85‘000 nach Studien in Medizin und Pharmazie. Für den erfolgreichen Sprung in die Arbeitswelt gilt es ERFAHRUNG zu sammeln und zwar bereits im Studium, z.B. mithilfe von Praktika. So 3 kann man ohne schlechtes Gewissen ein Semester zugunsten eines Praktikums opfern. Herr Meyer empfiehlt, sich bereits früh mit dem Arbeitsmarkt auseinanderzusetzen und für sich Karriereziele zu definieren, auch wenn es auf dem Weg zu Abweichungen kommt, kennt man bereits die eigene Richtung. Personalvermittlern sind Berufserfahrungen der Kandidaten wichtig. Denn so haben Studierende bereits Einblick in die Regeln der Arbeitswelt gehabt und wissen mit ihnen umzugehen. Mit Berufserfahrung an verschiedenen Stellen können verschiedene Unternehmenskulturen kennengelernt werden. Wichtig sind ausserdem: Netzwerke aufbauen undpflegen; aus Praktika können Anstellungen entstehen; viele Unternehmen schauen auch auf Sozialkompetenzen, auf das Zusammenarbeiten und Verantwortung übernehmen können. Herr Meyer empfiehlt, Bewerbungsprozesse durch kompetentes und selbstbewusstes Auftreten (beides trainierbar!) zu optimieren. Auch braucht es ein bisschen Glück, aber auch Geduld, denn es gelingt nicht immer auf Anhieb; Beharrlichkeit ist hier anzeigt. Bewerbungen sollten nicht länger als zwei Seiten sein. Das Foto muss professionell gemacht sein. Der Lebenslauf sollte bei Angaben zur bisherigen Berufserfahrung eine logische Reihenfolge haben. Ausserdem muss der Lebenslauf lückenlos sein. Angaben zu persönlichen Daten, Sprach- und Computerkenntnisse sollten ebenfalls nicht fehlen. Sprachen sind sehr wichtig, daher bitte alle Sprachen mit Fähigkeitsgrad angeben. Herr Meyer gibt Tipps und Vorgaben für ein Vorstellungsgespräch: Man sollte Informationen über das jeweilige Unternehmen einholen. Man sollte wissen, wie man sich anziehen muss, damit man nicht „over-“ oder „underdressed“ ist. Seien Sie zehn Minuten vorher dort! Aufrichtigkeit ist wichtig, damit man selbst auch glücklich mit der Stelle wird. V.a. bei Festanstellungen ist es wichtig, zu sehen, ob man in die Unternehmung passt. Antworten sie beim Gespräch direkt und zeigen Sie Interesse, indem Sie im Voraus vorbereitete Fragen stellen. Zeigen Sie eine positive Einstellung und ein gutes Erscheinungsbild. Auf jeden Fall muss das Mobilgerät ausgeschalten sein! Die eigenen Social Media Profile vor dem eigentlichen Bewerben überprüfen, damit es keine negativen Überraschungen gibt. Für internationale Bewerbungen kann das Adecco Candidate International Mobility Programm weiterhelfen, denn die Gepflogenheiten sind weltweit unterschiedlich. Um Praxiserfahrung zu sammeln kann die Adecco Way to Work Initiative (www.Adeccowaytowork.com) helfen. 4
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