depliant guide - Château de Cadillac

Geschichte Rundgang Luxus und Verlorener Informationen
Elend
Glanz
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Deutsch
Von Luxus und Elend...
Decke im italienischen Stil: Holzdecke mit Feldern,
die gemalte Szenen einrahmen
Gegenläufige Treppe: Treppe mit geraden Läufen
rund um eine zentrale Wand
Hohlspindel-Treppe: Treppe, deren Stufen in der
Wand Halt finden und rund um einen Hohlraum
angeordnet sind
Kamin im französischen Stil: monumentaler Kamin
mit hervorspringender Umrandung, dessen
gerader Rauchfang ein üppiges Schmuckwerk
und ein zentrales, gemaltes oder skulpturales
Motiv aufweist
Malice: kleines, verstecktes Wasserspiel, das sich
beim Vorbeigehen des Besuchers in Gang setzte
Maureske: Motiv der Einlegekunst mit floralen
Ornamenten
Pair: einer der zwölf hohen Persönlichkeiten,
die den König bei seiner Krönung und während
seiner Regierung unterstützten
Ein überaus reiches Herzogschloss
Zur Information
Dauer des Rundgangs: ca. 1 Std.
Führungen in Französisch
Behindertengerechte Besichtigungen
Boutique-Buchhandlung
Den Reiseführer über dieses Baudenkmal finden Sie in der Leitfadenreihe
Itinéraires in der Boutique-Buchhandlung.
Centre des monuments nationaux
Château de Cadillac
33410 Cadillac-sur-Garonne
tél. 05 56 62 69 58
fax 05 56 62 60 73
www.monuments-nationaux.fr
crédit photo RMN. conception Plein Sens, Anders. réalisation Marie-Hélène Forestier. traduction ADT international. impression Stipa, octobre 2015.
Erläuterungen
Das Schloss von Cadillac, dessen Reichtum
die Zeitgenossen des Herzogs von Épernon
beindruckte, spiegelte die Maßlosigkeit des
Eigentümers wider. Davon zeugt ein englischer
Besucher im Jahr 1634: „[…] das Gebäude ist
wirklich fantastisch. Es birgt 60 Zimmer,
die auf königliche Art angeordnet sind. Man
zählt 20 stets unterschiedliche Kamine aus
verschiedenem Marmor, welche die Zimmer
ausschmücken. [...]Die Wände mit Wandbehängen
aus Gold und Seide sind von überaus großem
Wert. Aber diese Kostbarkeiten durfte ich nur
ansehen, nicht investieren.“
Hundert Jahre Gefängniswelt auf
dem Schloss von Cadillac
Im 19. Jh. wurde dieser wundervolle Ort zu einer
Strafvollzugsanstalt für „käufliche Mädchen“,
die in einer Welt der auferlegten Stille,
der gnadenlosen Ordnung und der exemplarischen
Bestrafung einer absoluten Repression ausgesetzt
waren. Cadillac ist wieder eine Bühne für
Maßlosigkeit, mit Rekordzahlen der
Gefängnissterblichkeit und den schlimmsten
Bedingungen für weibliche Gefangene in
Frankreich. Diese skandalöse Härte führte dazu,
dass der Gefängnispfarrer Père Jean-Joseph
Lataste im Jahr 1866 den Orden der Schwestern
von Bethanien gründete. Dieser ermöglichte den
Gefangenen, die ihre Strafe abgesessen hatten,
ins religiöse Leben einzutreten. Die Kirche hat
ihn 2012 selig gesprochen.
Auf der Suche nach dem verloren
gegangenen Glanz
Forschungen und
Restaurierungsarbeiten
Neuere Universitätsforschungen haben ermöglicht,
nach einem 1652 aufgestellten Inventar die genaue
Verwendung der Räume und deren Möblierung
zu ermitteln. Das wissenschaftliche Projekt des
Schlosses wird vom Centre des monuments
nationaux geleitet. Ziel ist es, den Innenbereichen
durch Neuanschaffungen und Umstrukturierung
der Sammlungen Stück für Stück die Pracht der
herzoglichen Epoche zurückzugeben. Bei einer
kürzlich erfolgten Restaurierung des Gebäudes
und der Inneneinrichtungen erhielt man
ausdrücklich die wichtigsten Elemente des
Gefängnisses: Türen, Gucklöcher, Klappen
und Einzelboxen, die sog. „Hühnerkäfige“
im Dachgeschoss.
Die herzoglichen Sammlungen
Die Herzöge von Épernon, Zuschauer oder sogar
oft Akteure der großen Ereignisse ihrer Epoche,
erwarben für das Schloss eine für ihre Zeit und
ihren Rang sehr repräsentative Sammlung
von Gemälden und Wandbehängen. Porträts,
historische oder allegorische Szenen schmückten
die Kamine oder spezifische Bereiche (goldenes
Nebenzimmer, Nebenzimmer der Könige und
Königinnen etc.) und trugen zu ihrer Größe bei.
Die herzoglichen Wandteppichsammlungen
waren aufgrund der Qualität und Quantität
äußerst berühmt, bevor sie während der
Französischen Revolution größtenteils
zerstört wurden.
Schloss
von Cadillac
Ein doppeltes Erbe
Das herzogliche Schloss
Der Herzog
von Épernon,
Anfang des
17. Jh.
Jean-Louis Nogaret de La Valette (1554-1642),
erster Herzog von Épernon, gehörte den Gascogner
Kadetten an und zählte zu den engsten Vertrauten
von Heinrich III. Er erlebte einen
rasanten Aufstieg. Herzog, Pair*
von Frankreich, Generaloberst
der Infanterie und Gouverneur
von mehreren Provinzen.
Heinrich IV hingegen unternahm
alle Anstrengungen, sich dieses
mächtigen Mannes zu entledigen und wirkte
darauf hin, dass dieser weit von der Hauptstadt
entfernt ein seinem Rang entsprechendes Schloss
erbaute. Als Gegner von Richelieu starb der Graf
von Épernon in Ungnade gefallen. Sein Sohn
Bernard begnügte sich damit, begnügte sich damit,
die begonnenen Arbeiten seines verstorbenen
Vaters fertigzustellen. Da er keine Nachkommen
hinterließ, ging das Schloss nach seinem Tod an
die Preissac. Diese unternahmen eine Neugestaltung
im damaligen Stil, bevor sie es den Plünderern der
Revolution überlassen mussten.
Das Gefängnis-Schloss
Der Staat erwarb das Schloss und wandelte
es 1818 in ein Frauengefängnis um. Nach der
Schließung 1890 barg das Schloss bis 1952
eine Erziehungsanstalt für Mädchen. Zahlreiche
Restaurierungen folgten. Die laufenden Arbeiten am
Mobiliar knüpfen an die ursprüngliche Einrichtung
an und zeugen vom doppelten Erbe.
*Erläuterungen auf der Rückseite des Faltblatts
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Erdgeschoss
1 Der Ehrenhof. Nur der erste Abschnitt der
Seitenflügel und des Haupttrakts - von 1599 bis
1610 erbaut - zeugen von der ursprünglichen
Architektur des herzoglichen Schlosses. Die weniger
hohen Seitenflügel und der Eingangspavillon
wurden im 19. Jh. errichtet, um den Bedürfnissen
der Strafvollzugsanstalt gerecht zu werden. Sie
begrenzen den Hof, in dem die Gefangenen ihren
täglichen Hofgang machten.
Erste Etage
Untergeschosse
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Wandverkleidungen wiederfindet. Das angrenzende
Oratorium verfügt ebenfalls noch über die
ursprüngliche Decke.
Die erste Etage
Die Gesamtheit dieser beiden Gemächer wurde zu
Schlafsälen für die Gefangenen umfunktioniert.
Das Gemach der Herzogin
Das Gemach des Königs
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Das herzogliche Gemach
Während der Gefängnisepoche dienten diese Räume
als Kapelle, Sakristei und kleiner Speisesaal für die
Schwestern.
3 Der Saal birgt noch den Kamin mit polychromem
Marmor und vergoldetem Stuck, während die
prächtigen Böden und Malereien durch das Feuer
1928 zerstört wurden.Stuck, während die prächtigen
Böden und Malereien durch das Feuer 1928 zerstört
wurden.
4 Das Vorzimmer birgt den ältesten Kamin des
Schlosses. Der Nussbaumschrank aus dem 18. Jh.
besticht neben dem Wandbehang aus dem 17. Jh.
5 Das Schlafzimmer des Herzogs weist ein Bett mit
Schlangensäulen auf. Auf die Originaldecke mit
Mauresken* sind Kassetten im Trompe-l’œil-Stil
aufgemalt, die man auch an den unteren
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Das Erdgeschoss
Die Aufteilung des Haupttraktes mit einer geraden
Abfolge von in Gemächern eingeteilten Räumen,
die sich rechts und links von einer zentralen
Haupttreppe erstrecken, ist typisch für große
vornehme Wohngebäude des frühen 17. Jh. Jedes
Gemach besteht aus einem Saal, der als Eingangsund Empfangsbereich diente, einem Vorraum
von gepflegterer Ausstattung für den Empfang
wichtiger Gäste und schließlich dem Schlafzimmer,
an das manchmal ein Garderobenraum oder ein
kleines Nebenzimmer anschließt.
2 Die Ehrentreppe eine gegenläufige Treppe* , führt
zu den königlichen und herzoglichen Gemächern.
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Alle diese Räume dienten im 19. Jh. als Krankenstation für das Gefängnis. Es verfügt noch über die
Deckenmalereien und die monumentalen Kamine
im französischen Stil*.
Der Saal birgt vier, im 17. Jh. in Paris gewebte
Wandbehänge mit Bildern aus der Geschichte
der Psyche sowie im Rahmen des Rauchfangs
des Kamins ein Porträt von Bernard, dem zweiten
Herzog von Épernon.
Das erste Vorzimmer weist seltene Deckenmalereien auf, die Blumen- und Obstkörbe auf
weißem Hintergrund zeigen. Es verfügt über
drei Wandbehänge des 16. Jh. mit Darstellungen
zum Alten Testament, gleich jenen des Herzogs von
Eperon, sowie ein Porträt von Anne-Marie-Louise
d’Orléans, der sog. „grande Mademoiselle“, eine
Verwandte der Familie Épernon.
Das zweite Vorzimmer weist vom Schmuckwerk
nur noch die originalen Deckenmalereien auf.
Der derzeitige Kamin ist wie der Holzkamin des
goldenen Nebenzimmers auf das späte 18. Jh.
datiert.
Das goldene Nebenzimmer, ein kleiner Raum
mit edler Inneneinrichtung, verdankt seinen
Namen den ehemals mit vergoldetem Lambris
geschmückten Wänden, an denen Gemälde hingen.
Auf diese im 18. Jh. verloren gegangenen Elemente
spielen heute Porträts von Heinrich IV., Maria von
Medici und Anna von Österreich an. Der Raum
weist noch immer die bemerkenswerte Decke
im italienischen Stil* auf.
In dieser Abfolge von Räumen zeugen die Kamine
noch mehr von dem Reichtum der Inneneinrichtung,
die Heinrich III. gewidmet ist.
10 Im Saal sieht man seine Büste auf dem Kamin
sowie sein Porträt und das seiner Ehegattin Louise
de Lorraine neben einem im Schloss gewebten
Wandbehang zur Belagerung von La Rochelle
und dem Behangvon Renaud und Armide.
11 Das Vorzimmer verfügt noch heute über den
ausgeschmücktesten Kamin des Schlosses. Das
Flachrelief auf der Kaminumrandung, das Die
Pheme umgeben von militärischen Trophäen
darstellt, preist die Siege des Königs.
Das Gemach der Königin
12 Der Saal birgt fünf Wandbehänge des Teppichzyklus
zu Theagenes und Chariklea nach Simon Vouet, der
die Geschichte ihrer Liebe darstellt.
13 Im ersten Vorzimmer veranschaulichen drei
Brüsseler Wandbehänge die großen Liebesgeschichten
der griechisch-römischen Mythologie. Das Gemälde
über dem Kamin mit reichem und üppigem
Schmuckwerk zeigt Die Königin Artemisia, wie
sie die Asche ihres Gemahls Mausolos trinkt.
14 Das zweite Vorzimmer mit unvollendetem
Kamin ist mit zwei Wandteppichen geschmückt,
welche Episoden aus dem Leben der Königin
Zenobia von Palmyra erzählen.
Die Untergeschosse
15-16 Die beiden Säle zu beiden Seiten der
Treppe wurden im 17. Jh. zu Küchen und Anrichtezimmern umgestaltet und sind besonders lichterfüllt.
Sie bargen das Atelier von Claude de Lapierre, der
für das Schloss den 27-teiligen Wandteppichzyklus
zur Geschichte von Heinrich III. schuf. Später
dienten sie als Speisesäle für das Gefängnis.
17-18 Das dritte Anrichtezimmer, Küche des
Gefängnisses, führt zu einer Hohlspindel-Treppe* ,
die von den Beschäftigten benutzt wurde. Sie ist ein
Meisterwerk der Präzision in Bezug auf Konzeption
und Steinmetzarbeiten. Über diese Treppe konnte
man im 17. Jh. alle Etagen des Gebäudes erreichen.
Der Garten
19 Der herzogliche Prunkgarten, eine Rekonstruktion
neueren Datums, ist von der entlang des Baches
Oeuille verlaufenden Umfassungsmauer der mittelalterlichen Bastide eingeschlossen. Jenseits
der Mauern erstreckten sich die herzoglichen
Ländereien - heute ein öffentlicher Park. Das
ursprünglich blumengeschmückte Gärtchen mit
Grotte und Malices* war der Gemüsegarten
des Gefängnisses. An dem noch vorhandenen
Brunnen nahmen sich einige Gefangene das Leben.
Neugestaltet im klassischen Stil, bietet der Garten
einen anderen Blick auf das Schloss.
*Erläuterungen auf der Rückseite des Faltblatts