Meet the Orchestra, 10. Dezember 2015 Die Instrumente des Orchesters: Die Bilder der Musik Musik ist immer: Hören und sehen. Und oft auch noch fühlen, spüren, riechen, und manchmal auch noch tun. Wenn Ihr irgendwo seid und die Augen schliesst, was hört Ihr dann? Ich schliesse jetzt, in dem Moment, wo ich diese Zeilen schreibe, die Augen… …und höre ein leises tiefes Brummen, es schwillt an. Es wird leicht bedrohlich, das Brummen ist als ob es dreht und wirbelt. Eine leichte Welle schwingt in meinem Kopf. Gleichzeitig, ein leichtes „Tick!“ und …nochmals, und ebenso ein unglaublich hohes Pfeifen, leicht und vieltönig. Alles zusammenhörend formt sich ein Bild in meinem Kopf von einer Höhle in einem tiefen Wald, ich bin nahe dem Ausgang und vielleicht ist ein Tier in der Nähe, ich fühle mich nicht ganz wohl, es ist mir nicht geheuer. Natürlich, was ich hörte waren ein Flugzeug, der Heizofen, die Katze, die sich bewegt, und das Rauschen in meinem Ohr. Aber, was es genau war, ist nicht wichtig. Wichtig sind die Bilder. Das, was wir bei den Bildern fühlen. Die Geschichten. Hier ist so ein Bild. Hört Ihr etwas? Oder hier? Oder hier? Wenn ich irgendwo bin, wo eine Geige spielt und ich die Augen schliesse, was höre ich dann? Ich nehme eine Stimme wahr. Die Stimme ist hell, und auch dunkel, sie fliesst und summt, säuselt manchmal. Klettert hoch, und höher. Manchmal ist es als ob es mehrere Stimmen sind. Es ist als ob ein Kind, nein, viele Kinder, in einem Wald laufen und springen und fröhlich miteinander spielen! Zu Musik gibt es immer Bilder und Geschichten, bei allen Menschen, immer. Umgekehrt ist es aber schwieriger. Wie klingt ein Bild oder eine Geschichte? Wie klingt Deine Geschichte, welche Du gerade schreibst, zum Beispiel darüber wie sehr Du Dich auf Omas Apfelkuchen beim kommenden Weihnachtsfest freust?! Wie würde diese Geschichte auf einem oder mehreren Instrumenten klingen? Welche Instrumente würdet Ihr wählen? Wie könnt Ihr den Musikern klar machen, was sie tun sollen? Und meine letzte Frage: Wenn dies alles gelungen ist, die Musiker da sind und wissen, was sie zu tun haben, würdet Ihr Eure Geschichte noch wiedererkennen? Oder wäre da vielleicht etwas ganz anderes entstanden? Unsere Komponistin Iris Szeghy hat das alles gemacht: Sie hat gelernt, wie sie Musik aufschreiben kann und sie hat auch gelernt wie hoch oder tief und wie langsam oder schnell Musik sein sollte, damit diese unsere Herzen bewegt. Sie hat gelernt, welche Instrumente sie gebrauchen kann um zum Beispiel das Rauschen der Bäume zum Klingen zu bringen. Sie hat gelernt, wie sie die Instrumente so zusammenspielen lassen kann, damit wir alle dasitzen und mit offenem Mund nur noch staunen können. Iris Szeghy bringt die Bäume zum Klingen. Wie sie das tut, zeigen wir Euch am „Meet the Orchestra“. Ihre Musik ist anders als Schwiizergoofe, anders als Linard Bardill, anders auch als Mozart. Ihr werdet die Instrumente sehen und hören; sie zeigen unglaubliche Klänge und Geräusche. Hier findet Ihr eine Anzahl Beispiele, wie Musik auch noch klingen kann. Ihr müsst die Clips nicht ganz ansehen und anhören, ein Fragment genügt. Versucht doch das eine Mal die Augen zu schliessen. Ihr werdet sehen, manchmal kommen die Bilder wie von selbst, sie sprudeln nur so hervor. Und manchmal wird es etwas mehr Zeit und Geduld brauchen, lassen sich die Bilder doch nicht so ein, zwei, drei hervorzaubern, Ihr müsst sie ganz vorsichtig versuchen aufzuspüren. Ich wünsche Euch ein spannendes Meeting und viel Spass bei der Vorbereitung. Matthijs Bunschoten Jugendbeauftragter Iris Szeghy, Perpetuum Mobile für Klavier: Bezaubernd und auch beängstigend https://www.youtube.com/watch?v=RN61NeXeImA Iris Szeghy, Ad Parnassum für Streicher: Blätter- und Baummusik https://www.youtube.com/watch?v=Y1iJ1dtDOuk Filmmusik von Hans Zimmer, Aurora: Zum Träumen, die Stimmen bringen einem zum Abheben, wir schweben https://www.youtube.com/watch?v=LvZD5LRZXhQ&index=20&list=PLpZ54uK6rq4LP VPwKw4eK0CA79nD9dThi John Adams, A Short Ride: Ein wilder Ritt auf einer Lokomotive oder auf einer Rakete https://www.youtube.com/watch?v=5LoUm_r7It8&list=PLnUEYC3s15rB0gy_KsOt2vsi8 PmqwNxBa Toru Takemitsu, To the Edge of Dream: Die Natur in unserem Herzen, so atmet der Wald https://www.youtube.com/watch?v=-RN1jCLfJ9A Heinz Holliger, Ostinato Funebre: Wehklagen, geheimnisvolle Schritte, knisterndes Glas https://www.youtube.com/watch?v=bVD08QaNClY&list=RDbVD08QaNClY Heinz Holliger, Unbelaubte Gedanken: Wie zaubert der Kontrabass? https://www.youtube.com/watch?v=NSiA5vwsffI&list=PL1EEA4ACD34D9C818&index =3 Vinko Globokar, Atemstudie: Eine Oboe allein, ein fast unveränderlicher und doch so bewegender Ton, immer dran, immer drängend https://www.youtube.com/watch?v=bYJr1gTHgvg Vinko Globokar, Discours VII: Verrückter geht es kaum, ein wildes Gespräch, haben sie Streit oder haben sie es eher lustig? https://www.youtube.com/watch?v=t1Sw63pyW7Y Helmut Lachenmann, Guero: Ein grauer Regentag in der Stadt https://www.youtube.com/watch?v=3MChTWNDAg8
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